Traumatisierung und Verdrängungsmechanismus

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Talula
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 16:34

candle. hat geschrieben:Um es hier mal anzufügen: Ich hatte mir gestern Schlaftabletten gekauft und habe mich getraut erstmal eine halbe Tablette zu nehmen. Ich behaupte mal: Es hat etwas geholfen, fühle mich tatsächlich nicht so gerädert heute. Vor allem ist der Witz, dass in der Tablette auch ein Antihistaminikum drin ist und vermutlich meine Allergie mit in Schach gehalten hat. Heute Abend nehme ich nochmal eine ganze Tablette.
Klingt gut, was ist das fuer ein Medikament? Ich meine, wirksame und nicht verschreibungspflichtige Schlaftabletten sind doch sehr selten, oder? Also ich kenne jedenfalls keins.
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Talula
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 16:58

candle. hat geschrieben:Manchmal frage ich mich wirklich womit ich das verdient habe- eigentlich habe ich es nicht verdient. Über drei Jahre geht der Mist schon. Warum darf ich nicht müde werden und muß immer aushalten?
Ja, solche Gedanken kenne ich gut. Ist schwer, aber man kann nur versuchen, sich regelmaessig daran zu erinnern, dass sie einem bei der Heilung eher im Weg stehen, als dass sie helfen. Und dass dieser "Mist" nicht einen Verdienst der erwachsenen Person, die man heute ist, bedeutet. Man hatte halt leider Pech als Kind. Wenn ich Du waere, haette ich das selbe erlebt wie Du. Es liegt also nicht an Dir, der erwachsenen candle von heute oder morgen.

Hast Du denn vor drei Jahren auch schon diese intensiven Traeume gehabt? Bei mir war so, dass gewisse belastende und zum Teil sich wiederholende Traeume erst mit Beginn einer Bewusstwerdungsphase und Verarbeitungsphase autraten (waehrend der Therapie), nicht jedoch in den Jahren davor (waehrend der Verdraengung). Insofern sehe ich das positiv, und wahrscheinlich dauern diese Phasen bei Dir einfach laenger oder sind etwas in Stocken geraten momentan. Wann geht es denn weiter mit der Therapie?
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candle.
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Beitrag Do., 05.01.2012, 05:58

Moin!

Ich weiß jetzt nicht was du mit der "Bewußtwerdungsphase" meinst. Ja mit den Träumen ging es schon vor drei Jahren los. Vorhin habe ich auch was geträumt und wieder vergessen. Die Lummerlandtabletten haben schon jetzt wieder ihr Wirkung verfehlt- bin wieder wach, gerädert und weiß nicht was ich anfangen soll um diese Zeit.

Ach ja, die Therapie geht wohl nächste Woche weiter, muß erstmal auf den Terminzettel schauen.

candle
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Talula
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Beitrag Do., 05.01.2012, 21:39

candle. hat geschrieben:Ich weiß jetzt nicht was du mit der "Bewußtwerdungsphase" meinst.
In Bezug auf mich meine ich damit, dass mir irgendwann waehrend der Therapie bewusst wurde, was genau am Verhalten meines Vaters mich aktuell gestoert hat, was entsprechend frueher in meiner Kindheit abgelaufen ist und was das mit mir gemacht hat ueber die Jahre (als es mir noch nicht bewusst war sondern verdraengt). Waehrend dieser Phase hatte ich einen sich wiederholenden Traum, der das Verhalten in etwas ueberspitzten Bildern beinhaltete. Zum Glueck ist der jetzt weg. Dafuer ist eben das Bewusstsein und das bessere Verstehen ueber das, was passiert war, da. Die Basis fuer eine Verarbeitung heute und morgen, wuerde ich sagen.
candle. hat geschrieben:Ja mit den Träumen ging es schon vor drei Jahren los. Vorhin habe ich auch was geträumt und wieder vergessen.
Drei Jahre ist schon eine lange Zeit, ja. Aber wenn Du vorher diese Traeume nicht hattest, dann ist doch wahrscheinlich ein Zeichen, dass sich was in die richtige Richtung (wider die Verdraengung) tut. Kannst Du denn aus dem Inhalt und den Bildern einiger Traeume etwas ableiten, das Dir weiterhilft?
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candle.
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Beitrag Do., 05.01.2012, 21:53

Hallo Talula!

Ich muß jetzt wieder nachfragen.
Talula hat geschrieben:In Bezug auf mich meine ich damit, dass mir irgendwann waehrend der Therapie bewusst wurde, was genau am Verhalten meines Vaters mich aktuell gestoert hat, was entsprechend frueher in meiner Kindheit abgelaufen ist und was das mit mir gemacht hat ueber die Jahre (als es mir noch nicht bewusst war sondern verdraengt).
Was heißt denn aktuelles Verhalten?

Also wenn ich jetzt mal die Bilder deuten soll oder wie Therapeuten es auch mal angedeutet haben geht es um sexuellen Mißbrauch was ich mir absolut nicht vorstellen kann. Oder aber es geht um Trennung von meinen Vater in der Form, dass es mir natürlich jetzt bewußt geworden ist. Was an welchen Thema dran ist, weiß ich nicht. Oh je, jetzt habe ich es geschrieben und müßte mir jetzt den Kopf abhacken, weil es ja möglich ist das ich hier gerade eine Lüge verbreite, andererseits trage ja nur ich die Konsequenzen.
Ich kann nichts aus den Träumen ableiten, weil ich sie schnell wieder vergessen habe- die Inhalte.

candle
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Talula
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 03:19

Salut candle,
candle. hat geschrieben:Was heißt denn aktuelles Verhalten?
Damit meinte ich das Verhalten meines Vaters zum damaligen Zeitpunkt/Zeitraum, vor 2 Jahren (als ich in Therapie war und, wie im letzten Post beschrieben, die Zusammenhaenge zwischen diesem Verhalten und seinem frueheren Verhalten (als ich ein Kind war) sowie meinem Lebensweg inkl. depressive Phase mir bewusster wurden).
Oder wolltest Du wissen, welche Art Verhalten ich meinte?
candle. hat geschrieben:Also wenn ich jetzt mal die Bilder deuten soll oder wie Therapeuten es auch mal angedeutet haben geht es um sexuellen Mißbrauch was ich mir absolut nicht vorstellen kann. Oder aber es geht um Trennung von meinen Vater in der Form, dass es mir natürlich jetzt bewußt geworden ist. Was an welchen Thema dran ist, weiß ich nicht.
Hmm, schwierig... warum kannst Du Dir sexuellen Missbrauch absolut nicht vorstellen, was macht Dich da so sicher? Meinst Du eher verbalen sexuellen Missbrauch (darum ging/geht es ja auch in meinem Fall mit meinem Vater) oder... wie soll man es nennen... "sexuellen Missbrauch im engeren Sinne" vielleicht, also die Form, in der es ueber Sprache hinausgeht? Und Trennung, in welchem Alter hat denn diese Trennung stattgefunden?
candle. hat geschrieben:Oh je, jetzt habe ich es geschrieben und müßte mir jetzt den Kopf abhacken, weil es ja möglich ist das ich hier gerade eine Lüge verbreite, andererseits trage ja nur ich die Konsequenzen.
Nun, also als Luege wuerde ich das nicht bezeichnen, allenfalls eine Vermutung oder einen Verdacht, oder? Und die zu auessern ist ja wohl Dein gutes Recht, denn offensichtlich gibt es ja Kindheitserlebnisse, die Dich belasten. Wie meinst Du das "andererseits trage ja nur ich die Konsequenzen"? Das verstehe ich nicht ganz.
candle. hat geschrieben:Ich kann nichts aus den Träumen ableiten, weil ich sie schnell wieder vergessen habe- die Inhalte.
Hmm, das widerspricht sich doch etwas, da Du ja bereits einige Bilder mit Missbrauch in Verbindung gebracht hast. Vielleicht kommt mit besserem, d.h. ruhigerem Schlaf auch ein besseres Erinnerungsvermoegen.
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candle.
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 03:39

Good Morning America!
Talula hat geschrieben:
candle. hat geschrieben:Was heißt denn aktuelles Verhalten?
Damit meinte ich das Verhalten meines Vaters zum damaligen Zeitpunkt/Zeitraum,
OK, verstanden!
was macht Dich da so sicher?
Weil ich es nicht wüßte und nicht vorstellen kann.

Ist ja jetzt auch ziemlich urkomisch, war so lange verheiratet und jetzt erst geht das richtig los. Ich bedauere das ich vielleicht lange Zeit keine Beziehung führen kann, naja.
Und Trennung, in welchem Alter hat denn diese Trennung stattgefunden?
Real gibt es keine Trennung, nur emotional und das wurde mir bewußt. Also als Kind keine Wichtigkeit für den Vater zu haben, das er mich lieber ausgrenzt als meine Mutter. Man, ich kann wieder nicht so super schreiben. Das ist ja alles sehr kompliziert zu erklären, wenn etwas mehr oder weniger unsichtbar nebenher existiert.
Wie meinst Du das "andererseits trage ja nur ich die Konsequenzen"?
Die Konsequenz ist die Therapie und was dabei rauskommt. Das trage ich nun mal ganz allein.
ruhigerem Schlaf auch ein besseres Erinnerungsvermoegen.
Ja mal sehen, die Tabletten sind nicht so der bringer- leider.

Bye Mrs. USA
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Talula
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 05:01

Hey dort drueben,
candle. hat geschrieben: Weil ich es nicht wüßte und nicht vorstellen kann.

Hmm, ja, Nichtwissen ist ein Hauptmerkmal von Verdraengen... und vielleicht kannst Du Dich nicht erinnern, da Du zu jung warst... aber gut, es muss ja auch nicht stimmen. Wie war das mit der Geschichte mit dem Keller und der mit der Tasche auf dem Schrank und dem Photo, hast Du die bewusst im Gedaechtnis behalten die Jahre ueber? Ich meine zu erinnern, dass Du geschrieben hattest, dass zumindest erstere erst deutlich wurde, nachdem Deine Mutter sie gestanden hatte, oder?

Warum kannst Du es Dir nicht vorstellen?
candle. hat geschrieben:Ist ja jetzt auch ziemlich urkomisch, war so lange verheiratet und jetzt erst geht das richtig los.
Ja, auch dass ist wohl leider typisch an Verdraengung. Wobei es sicherlich so ist, dass man auch waehrend dieser Zeit (der Verdraengung) psychisch gesehen nicht symptomfrei ist... also bei mir was jedenfalls so (u.a. schwere depressive Episode). Warst Du denn bis vor drei Jahren (ein Zeitraum, den Du ja oefters erwaehnt hast) voellig gesund?
candle. hat geschrieben:Real gibt es keine Trennung, nur emotional und das wurde mir bewußt. Also als Kind keine Wichtigkeit für den Vater zu haben, das er mich lieber ausgrenzt als meine Mutter.
Gar keine Wichtigkeit... das kann ich mir nicht vorstellen. Meinst Du nicht, dass es eine Wichtigkeit fuer ihn gab, die aber "bloss" geringer war, als Du es als Kind gebraucht hast? Will sagen, zwischen 100 und 0% Wichtigkeit gibt es doch viel dazwischen. Weisst Du denn, ob sich denn Deine Eltern Kinder gewuescht haben damals? So wie Du schreibst, klingt es ja eher weniger danach.
candle. hat geschrieben:Das ist ja alles sehr kompliziert zu erklären, wenn etwas mehr oder weniger unsichtbar nebenher existiert.
Das finde ich sehr treffend formuliert... es hat bei mir auch lange gedauert, bis die Art Beziehung, die ich zu meinem Vater hatte, so greifbar war, dass ich einen Namen dafuer finden konnte. Im Verdraengen war ich ueber Jahre wirklich grosse Klasse .
candle. hat geschrieben: Die Konsequenz ist die Therapie und was dabei rauskommt. Das trage ich nun mal ganz allein.
Nun ja, Du haettest vielleicht die Moeglichkeit nach der Therapie, wenn hoffentlich Dir mehr klar geworden ist, z.B. per Brief etwas Last bei Deinem Vater loszuwerden.
Bye Mrs. USA
... ja, bekomm schon Lust meinen Nick hier zu aendern ... ne, ne, das ist ja nur voruebergehend hier, max. noch 15 Monate (und Heimweh hab schon auch, also insofern haelt es sich mit der Identifikation in Grenzen) .

Na dann hoffe ich, wir koennen beide jetzt gut schlafen.
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candle.
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 07:37

Oh man, die Wunderpile hat mich wohl grad eine Stunde so schlafen lassen. Es ist ein Kreuz!
Talula hat geschrieben: Ich meine zu erinnern, dass Du geschrieben hattest, dass zumindest erstere erst deutlich wurde, nachdem Deine Mutter sie gestanden hatte, oder?
Ja richtig, das mit dem Keller erinnere ich nicht, das andere schon, wobei ich sagen muß, dass ich Phasen hatte wo alles so ziemlich weg war.
Warum kannst Du es Dir nicht vorstellen?
Darf ich die Frage zurückstellen. Irgendwie finde ich sie enorm gruselig.
Wobei es sicherlich so ist, dass man auch waehrend dieser Zeit (der Verdraengung) psychisch gesehen nicht symptomfrei ist...
Also ich hatte mein Leben lang Panikatacken, wobei ich erst seit etwas 4 Jahren weiß das es Panikatacken sind. Da diese immer schlimmer wurden, wurde ich dann auch immer fetter, weil ich dachte ich hätte ein Diabetes. Depressionen bekam ich erst 2003, die sich dann mit den Panikatacken abwechselten.
Meinst Du nicht, dass es eine Wichtigkeit fuer ihn gab, die aber "bloss" geringer war, als Du es als Kind gebraucht hast?
Es war jedenfalls nicht gut, dass er mich immer ruhigstellen wollte, weil ich offenbar ein Ärgernis für meine Mutter war.
Weisst Du denn, ob sich denn Deine Eltern Kinder gewuescht haben damals? So wie Du schreibst, klingt es ja eher weniger danach.
Also gewünscht war ich mit Sicherheit nicht. Das weiß ich ja auch.
per Brief etwas Last bei Deinem Vater loszuwerden.
Da könnte ich ebenso mit einer Banane sprechen. Das bringt nichts mehr. Da muß ich sogar mal lachen, denn da bin ich ja jahrelang hinterhergelaufen, das habe ich immerhin überwunden. Nö, ich will nichts mehr mit denen zu tun haben.
max. noch 15 Monate
Ja, mich hat es auch mal beinahe getroffen, aber ich habe keinen Hang danach. Da würde ich lieber nach China gehen.

Die Zeit kriegst du auch noch um!

Viele Grüße!
candle
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Talula
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 22:40

Hallo candle,
tut mir ja leid, dass Du wieder so schlecht geschlafen hast ... vielleicht solltest Du ueberlegen, Dir voruebergehend doch mal etwas Wirksameres verschreiben zu lassen.
Talula hat geschrieben: Ich meine zu erinnern, dass Du geschrieben hattest, dass zumindest erstere erst deutlich wurde, nachdem Deine Mutter sie gestanden hatte, oder?
candle. hat geschrieben:Ja richtig, das mit dem Keller erinnere ich nicht, das andere schon, wobei ich sagen muß, dass ich Phasen hatte wo alles so ziemlich weg war.
Ich hab' letztens in dem Buch "The Drama of the Gifted Child" von Alice Miller in etwa folgenden Satz gelesen: "Was man nicht bewusst erlebt hat (weil man zu jung war - das ist jetzt meine Ergaenzung), das kann man auch nicht (bewusst - auch das meine Ergaenzung) erinnern." Also, insofern macht Dein fehlende Erinnerung Sinn, 2 1/2 Jahre ist ja wirklich ziemlich jung. Ich denke, dass man anstelle eines bewussten Erinnerns so eine Art dumpfes, nicht klar umrissenes "Erinnerungsgefuehl" haben kann. Wenn Du die Jahre ueber Angst z.B. vor dem Eingesperrtsein und/oder dem Alleinesein/Verlassensein (evtl. im Dunkeln, falls es damals dunkel war im Keller) gehabt hast, dann war das so etwas wie ein "Erinnerungsgefuehl". Weiss nicht, ob Du damit was anfangen kannst und verstehst, was ich sagen will.
Talula hat geschrieben:Warum kannst Du es Dir nicht vorstellen?
candle. hat geschrieben:Darf ich die Frage zurückstellen. Irgendwie finde ich sie enorm gruselig.
Ja, natuerlich... mir war schon klar, dass die Frage sehr direkt ist, und zu nahe treten wollte ich Dir auch nicht. Vielleicht formuliere ich meine Frage erstmal um: Willst Du damit ("das kann ich mir nicht vorstellen") sagen "das kann nicht sein" im Sinne von "das waere unlogisch, unwahrscheinlich, ergibt keinen Sinn", oder willst Du eher sagen "das will ich mir (noch) nicht vorstellen"?
Talula hat geschrieben:Wobei es sicherlich so ist, dass man auch waehrend dieser Zeit (der Verdraengung) psychisch gesehen nicht symptomfrei ist...
candle. hat geschrieben:Also ich hatte mein Leben lang Panikatacken, wobei ich erst seit etwas 4 Jahren weiß das es Panikatacken sind. Da diese immer schlimmer wurden, wurde ich dann auch immer fetter, weil ich dachte ich hätte ein Diabetes. Depressionen bekam ich erst 2003, die sich dann mit den Panikatacken abwechselten.
Puhh, das ist eine Menge... und also geht es nicht "jetzt erst und auf einmal los", wie Du gestern geschrieben hattest. Dass Du waehrend der Zeit der Panikattacken an Diabetes gedacht hast und nicht verstanden hast, woran Du eigentlich leidest, ist ein Anzeichen fuer starke Verdraengung, wuerde ich sagen.
candle. hat geschrieben:Es war jedenfalls nicht gut, dass er mich immer ruhigstellen wollte, weil ich offenbar ein Ärgernis für meine Mutter war.
Was meinst Du mit ruhigstellen, wie hat er das gemacht? Aergerniss... ich wuerde sagen, das eigentliche Aergerniss fuer Deine Mutter war sie selbst damals und nicht Du. Ich hoffe, Du hast Dich mittlerweile/heute freimachen koennen von diesem Gefuehl, ein Aegernis, eine Last und unerwuenscht zu sein.
Talula hat geschrieben:per Brief etwas Last bei Deinem Vater loszuwerden.
candle. hat geschrieben:Da könnte ich ebenso mit einer Banane sprechen. Das bringt nichts mehr. Da muß ich sogar mal lachen, denn da bin ich ja jahrelang hinterhergelaufen, das habe ich immerhin überwunden. Nö, ich will nichts mehr mit denen zu tun haben.
Okay, das ist Dein gutes Recht, und wenn Du in der Hinsicht fuer Dich einen Standpunkt gefunden ist, ist das auf jeden Fall gut.
candle. hat geschrieben:Ja, mich hat es auch mal beinahe getroffen, aber ich habe keinen Hang danach. Da würde ich lieber nach China gehen.
Ja, ich weiss, was Du meinst. So rein privat ist das hier auch nicht mein Land. Aber zumindest lerne ich hier besseres Englisch als in China .
candle. hat geschrieben:Die Zeit kriegst du auch noch um!
Ja, danke fuer die Ermunterung... die Zeit vergeht hier rasch, der Kulturschock war gross genug, und mir ist wirklich alles ausser langweilig.
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 23:17

Hallo Talula!

Wenn ich jetzt antworte, dann ist es schon gerade Knochenarbeit oder ein kräftiges über den Schatten springen. Ich merke, das beim Lesen wieder was passiert, aber ich kann es nicht definieren. Es ist Panik jedenfalls. Normalerweise halte ich ein, aber ich versuche mal dranzubleiben.
Ja, mit Schlaftabletten werde ich mir was überlegen bzw. den Psychiater mal fragen.
Talula hat geschrieben: Ich denke, dass man anstelle eines bewussten Erinnerns so eine Art dumpfes, nicht klar umrissenes "Erinnerungsgefuehl" haben kann. Wenn Du die Jahre ueber Angst z.B. vor dem Eingesperrtsein und/oder dem Alleinesein/Verlassensein (evtl. im Dunkeln, falls es damals dunkel war im Keller) gehabt hast, dann war das so etwas wie ein "Erinnerungsgefuehl". Weiss nicht, ob Du damit was anfangen kannst und verstehst, was ich sagen will.
Ja, ich nenne das auch emotionales Gedächtnis. Ich finde es schon erstaunlich wie unterschiedlich sich das auswirkt. Letzt habe ich eine Serie gesehen wo eine Frau das selbe erlebt hat und Platzangst bekam in Räumen. Bei mir fängt die Panik an, wenn ich allein Dienst schieben mußte wie Notdienst wo ich stundenlang allein war oder Telefondienst wo ich allein war, was mir ja geradezu lächerlich erscheint. In der pampa draußen habe ich das nicht. Ich habe nämlich oft drüber nachgedacht und überlegt, ob ich einfach nur feige bin Entscheidungen zu treffen im Notfall, aber bei Notfällen habe ich wiederum gut funktioniert komischerweise. Und eine Verlassensangst habe ich auch nicht wirklich. Ist schon komisch was die Seele sich für Wege sucht. Man, ich zitter gerade.* zitter Im Dunkeln habe ich auch keine Angst z. B. Aber ich empfinde Geräusche außerhalb oft als Bedrohung. Ich weiß nicht wie das zustande kommt wie jetzt z. B. in der Wohnung. Es ist laut im haus und ich bin total unruhig, leicht panisch. Es ist als riefe ich um Hilfe, aber keiner bemerkt mich hier. Wäre ja fast logisch, dass mich kein Nachbar gehört hat damals, oder? Ach ja, und ich bekomme auch oft Panikatacken, wenn ich Hunger habe und nicht sofort an Futter rankann, was ja auf der Arbeit durchaus mal passieren kann.

Ich glaube, die Entstehung meiner Panikatacken habe ich schon ganz gut beschrieben, ich war ja auch mal so zwei Jahre völlig frei davon was ich mir selber erarbeitet hatte, aber jetzt läuft es einfach wieder los.

Das "weglauf- Gefühl" ist gerade enorm stark, aber ich muß es künftig in der Therapie ja auch aushalten.

So, gleich kommt noch eine Antwort.
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 23:25

Hey candle,

das beruehrt mich, dass Du so tapfer bist und "dran bleibst", obwohl es Dir gerade nicht gut geht. Ich finde, das zeugt von Staerke. Ich lese hier noch eine Weile mit, falls Du das Gefuehl hast jemanden zu brauchen.

Bis spaeter
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Beitrag Fr., 06.01.2012, 23:33

Talula hat geschrieben: Ja, natuerlich... mir war schon klar, dass die Frage sehr direkt ist, und zu nahe treten wollte ich Dir auch nicht. Vielleicht formuliere ich meine Frage erstmal um: Willst Du damit ("das kann ich mir nicht vorstellen") sagen "das kann nicht sein" im Sinne von "das waere unlogisch, unwahrscheinlich, ergibt keinen Sinn", oder willst Du eher sagen "das will ich mir (noch) nicht vorstellen"?
Das ist natürlich eine ganz schwierige Sache und bin da auch wirklich sehr verwirrt. Es hängt auch damit zusammen, das es einerseits diese Bilder gibt wo nur Teile eines Männerkörpers zu sehen gibt und es gibt die Träume wo mein Vater eine Rolle spielt. Ich frage mich allerdings, warum ich jetzt gerade Unterbauchschmerzen bekomme?

Ich weiß nur, dass es viele Punkte gab früher, die mir sehr sehr viel Angst gemacht haben. Und dies betrifft auch mehrere Familienmitglieder wie Cousin, Opa, Onkel- also männliche Verwandte, die mir manchmal zweigespalten gruselig erscheinen. Dazu muß ich dann noch sagen: Alles die Familie meines Vaters. Das kann natürlich auch daran liegen, das meine Mutter uns sehr negativ auf die Familie des Vaters geprägt hat.

Irgendwas sträubt sich genau in diese Winkel zu schauen. Und mein Gefühl widerspricht den Gefühlen eines Opfers, denke ich, denn in der Hinsicht fühle ich mich immer wie ein Täter. Ich habe so ein riesen schlechtes Gewissen als hätte ich jemanden umgebracht oder sonstwie massiv geschadet. Und ich denke, das ich genau davor Angst habe, dass das Geheimnis sein könnte das ICH was ganz SCHLIMMES getan habe. Und vielleicht will man das vor mir verbergen? Oder ist das mein Schutz? Ich habe keine Ahnung?

Ich habe schon mal hier beschrieben, das ich vor der Polizeiwache stand und dachte, die müßten mich eigentlich verhaften.

Mit der seelsorge habe ich darüber gesprochen, die es als Versuch erklärten das ich einfach nur Schutz suche. Damals war mir das logisch, heute bekomme ich das nicht mehr zusammen.

Und gegen jegliche Kriminalität in mir, spricht ja auch vieles dagegen. Ich habe ja nicht mal als Jugendliche auffällige Dinge getan oder bin da irgendwie angeeckt, habe nie Drogen probiert, war immer in Cliquen und mit vielen Freunden bestückt, also an sich lief da alles rund. Ich war auch immer ein fröhliches Mädchen, was meine Eltern hervorgehoben haben, weil es ihnen so gut tat mit mir.

Ich weiß nicht was ich denken soll, was ich sagen und schreiben soll, ich bin da entsetzt sprachlos irgendwie.

candle
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Beitrag Sa., 07.01.2012, 01:44

Hallo candle,
candle. hat geschrieben:Ja, ich nenne das auch emotionales Gedächtnis.
Das ist auch ein schoener Begriff. Ich find's fuer mich gut zu wissen, dass auch andere das so erleben. Wir Laien hier unter uns .
candle. hat geschrieben:Bei mir fängt die Panik an, wenn ich allein Dienst schieben mußte wie Notdienst wo ich stundenlang allein war oder Telefondienst wo ich allein war, was mir ja geradezu lächerlich erscheint. In der pampa draußen habe ich das nicht.
Ja, wobei ich denke, dass die Situation Notdienst und Warten auf einen Notfall immer (auch mit Kollegen an der Seite) eine Anspannungsituation ist und somit im Falle des Alleineseins eher eine Panik ausloesen kann. Also, ich kann mir vorstellen, dass das Alleinsein in einer entspannteren Arbeitssituation (in einem anderen Beruf) weniger problematisch fuer Dich ist/waere.
candle. hat geschrieben:Ich habe nämlich oft drüber nachgedacht und überlegt, ob ich einfach nur feige bin Entscheidungen zu treffen im Notfall, aber bei Notfällen habe ich wiederum gut funktioniert komischerweise.
Du meinst, wenn dann ein Notfall da war/eintrat und es Arbeit gab... da das Alleinesein dann vorbei war und eventuell auf einmal viel und hektische Arbeit anstand (weiss ja nicht genau wo und wie Du gearbeitet hast), waere es logisch, dass die Panik verschwindet.
candle. hat geschrieben:Ich glaube, die Entstehung meiner Panikatacken habe ich schon ganz gut beschrieben
Ja, find ich auch. Gab oder gibt es denn noch andere Situationen, die die Panik ausloesen? Ich meine, Du beschreibst ja, dass Du Traeume hast, in denen ein Mann oder Dein Vater eine Rolle spielt. Gab es jemals ein reales Erlebnis mit einem Mann oder Maennern, das eine Panikattacke ausgeloest hat? Oder wuerdest Du sagen, die Panik steht ausschliesslich in Zusammenhang mit Alleinesein?
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Beitrag Sa., 07.01.2012, 02:13

candle. hat geschrieben:Das ist natürlich eine ganz schwierige Sache
Ja, das ist es. Grundsaetzlich ein schwieriges und heikles Thema, finde ich. Fuer mich ist es jetzt nach dem Lesen irgendwie auch schwierig insofern, als dass ich durchaus weitere Fragen an Dich habe und auch weitere Ideen, mir aber unsicher bin, ob und wie es richtig und sinnvoll ist, sie jetzt hier zu auessern. Gib doch vielleicht mal symbolisch "gruenes Licht", dass Du "bereit" bist fuer weitere Fragen und Ideen, und ich schreib dann morgen weiter. (Ich merke gerade, ein bisschen winde ich mich auch bei diesem Thema, da es fuer mich selbst mit einem Schamgefuehl verbunden ist).
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