Stalken?

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metropolis
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Beitrag Do., 13.03.2008, 22:24

Hallöchen
Ich gehöre wohl auch zu den beziehungssuchenden Stalkern. Es äußert sich noch relativ harmlos, aber es quält mich trotzdem extrem. Ich google halt den Namen meines Therapeuten und habe beispielsweise seine Diplomarbeit in der Bibliothek ausgeliehen. D.h. ich weiß schon einiges über ihn und er hat keine Ahnung davon. Ich lese ja nun immer wieder, dass es besser ist dieses Problem anzusprechen. Und dem stimme ich ja auch vollkommen zu. Zumal es mir nicht gefällt, dass ich diesbezüglich ein Geheimnis vor ihm habe. Ich würde also schon gern darüber sprechen. Aber eines stört mich daran. Ihm muss es doch etwas ausmachen, dass ich in seinem Privatleben rumschnüffle. Es wird ja ein Grund haben, warum er mir nichts von sich erzählen will.
Glaubt ihr nicht, dass ich ihm irgendwie Angst mache, wenn ich ihm das beichte? Ich möchte ihn aber nicht beunruhigen.

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Vetiver
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 11:51

Hallo Metropolis!
Ihm muss es doch etwas ausmachen, dass ich in seinem Privatleben rumschnüffle. Es wird ja ein Grund haben, warum er mir nichts von sich erzählen will. Glaubt ihr nicht, dass ich ihm irgendwie Angst mache, wenn ich ihm das beichte? Ich möchte ihn aber nicht beunruhigen.


Ich gehe mal davon aus, dass dein Therapeut dieses Verhalten kennt, weil:
  • - Er selbst mal Therapie gemacht hat und Anwandlungen in die Richtung bei sich gespürt hat
  • - Er in seiner Ausbildung davon erfuhr, dass es diese Verhaltensweisen gegenüber Therapeuten gibt
  • - Du nicht die erste Klientin bist, die mit diesem Thema beschäftigt ist
  • - Er in seinen hoffentlich erfolgenden Supervisionsterminen Berichte von anderen Therapeuten hört, die das kennen


Du siehst, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er nicht aus allen Wolken fällt.

Und zum Thema "Angst machen": Wenn ich mal von mir ausgehe, würde ich mich besser fühlen mit Leuten, bei denen ich mich darauf verlassen kann, dass sie mir solche Dinge erzählen anstatt sie heimlich mit sich rumzutragen.
Das zu erzählen ist ein Akt großen Vertrauens zu ihm. Also im Grunde das Gegenteil von dem, was du befürchtest. Findest du nicht?

Eine Sache finde ich aber für mich selbst immer noch unklar, merke ich gerade...
Folgender Gedanke schwirrt mit durch den Kopf:
Wenn es auch beim "Therapie-Stalken" um Übertragung geht, dann meint man ja nicht wirklich das Leben des Therapeuten oder der Therapeutin, das man ausspionieren will. D.h. es geht ja nicht um ihn oder sie persönlich. Trotzdem geht es ja absolut an den persönlichen und privaten Bereich des Therapeuten. Man befindet sich ja außerhalb des Therapiezimmers und der Therapiestunde und überschreitet - trotz mal eingerechneter "Übertragungsentschuldigung" - die Grenze.

Liebe Grüße
Vetiver

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carö
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 11:59

hallo,

ich lese hier immer wieder mal mit rein und möchte gerne noch einmal auf sterns beitrag hinweisen.

das ist kein stalken, was hier beschrieben wird. stalken wird strafrechtlich geahndet.

eine derartige begriffliche vermischung finde ich nicht gerade hilfreich, wenn über verhaltensweisen geschrieben wird, die vielen klienten/patienten ohnehin peinlich, selbst schwer erklärbar etcetc... sind.

ich kenne das alles zu gut aus eigenem erleben und habe meinem therapeuten gegenüber mal meine angst geäußert, das könne schon stalken sein, was ich da mache ... (auch nicht viel anderes, was hier beschrieben wird..) und ihm war es sehr wichtig, klarzustellen, dass es eben kein stalken ist...

stalker sind eben nicht in therapie, problematisieren ihr verhalten nicht und stellen sich auch nicht der sitation im therapeutischen gespräch, um daran zu wachsen. das ist ein gewaltiger unterschied.

in diesem sinne ... das wollte ich einfach nochmal schreiben, weil ich bauchschmerzen bei dieser begrifflichen vermischung habe.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Karola
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 15:06

Hallo caro,

danke, dass Du darauf verwiesen hast. Ich selbst habe mein Verhalten nämlich auch nie als Stalken gesehen - eben aus diesem Grund:
stalker sind eben nicht in therapie, problematisieren ihr verhalten nicht und stellen sich auch nicht der sitation im therapeutischen gespräch
Da sind wir, die in Therapie sind, ja total anders. Wir schämen uns für unser Verhalten, möchten es abstellen, wissen aber nicht wie.

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Juliette
sporadischer Gast
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 18:54

Kenne dieses Verhalten sehr gut mit allen damit zusammenhängenden Schamgefühlen.
Danke Anne, Stern und Caro, dass ihr schriebt, dass dies kein Stalking ist.
Danke Vetiver für deine Schilderung, dass "da was los sein muss", wenn sich solch ein Verhalten zeigt.

Auch ich erzähle meinem Therapeuten fast alles (so weit es mir momentan möglich ist....) und
er nimmt es sehr ernst und ich fühle mich wohl bei ihm.
Eine Frage hätte ich an euch: wie lange dauert(e) dieses Verhalten (mit allen seinen Facetten) bei euch (schon) an?
Ich bin jetzt am Ende des 3. Therapiejahres und habe diese Gefühle (ihm nahe sein zu wollen, ohne verliebt zu sein, wissen wollen, was er macht, wenn er z.B. in Urlaub ist, AB abhören etc.) seit ca. 2 1/2 Jahren.
Seit dieser Zeit erzählte ich auch, erst kaum (verdeckt), schambesetzt und nun nun relativ offen.
Diese Öffnung finde ich ganz gut, aber ich kann eigentlich immer noch sehr schwer verstehen, dass diese Gefühle so lange andauern und trotz der Schilderung und Auseinandersetzung immer noch da sind.
Das regt mich manchmal auf und ich nehme sie dann nicht an, obwohl ich weiß, dass es nur durch annehmen geht. Wie bekommt man das noch besser hin (was kann den Prozess unterstützen?) und ist es wirklich o.k., dass dies so lange dauert, trotz großer Offenheit und Ehrlichkeit?
Juliette

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metropolis
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Beitrag Sa., 15.03.2008, 21:59

Hallo @ all,
habe tatsächlich am Freitag alles gebeichtet. Und mich hat sehr überrascht wie er reagiert hat. Er war ganz gelassen und hat sehr interessiert nachgefragt, was ich denn so alles über ihn wüsste und wie ich es rausgefunden habe. Er war teilweise auch amüsiert. Also war wirklich ne gute Th-stunde.
Na gut, er hat dann auch kurz etwas dazu gesagt, was er von meinen Nachforschungen hält. Er glaubt, es ist eine Art Widerstand gegen die Therapie. Also Interesse an ihm ist vollkommen normal und dass ich Fragen an ihn habe, aber ich sollte es eben bei meiner Phantasie belassen anstatt nach realen Antworten zu suchen. Er ist der Meinung ich blockiere damit meine Phantasie und meine Wünsche und mache es mir leicht, indem ich diesem Wissensdurst nachgebe. Als ob könnte ich irgendetwas nicht zulassen.

Was denkt ihr darüber?

metropolis
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Theodor Storm

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Irrgarten
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Beitrag So., 16.03.2008, 09:17

Hi Metropolis,
Was denkt ihr darüber?
.... mal mit meinem sehr laienhaften Verständnis ausgedrückt, würde ich mir das so erklären.

Der Thera soll ja als nackte "Projektionsfläche" dienen indem DU DEINE Wünsche und Vorstellungen dort siehst.

z.B. wünscht Du Dir das Dein Thera Single ist. Nun forscht Du nach und stellst fest er ist verheiratet und hat Familie. Jetzt kennst Du den "realen" Zustand Deines Thera und der behindert Dich jetzt Deinem eigenen Wunsch/Vorstellung in der Richtung nachzugehen/zu suchen. (nur mal als Bespiel natürlich )

So würde ich mir das derzeit erklären.

Liebe Grüße

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metropolis
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Beitrag So., 16.03.2008, 12:14

Ja, mein Therapeut mag ja recht haben. Aber ich kann irgendwie nicht glauben, dass dies der einzige Grund für mein "Stalken" ist. Es muss doch noch andere Gründe geben außer meine Phantasien zu verdrängen. Was ist denn mit dem Wunsch, an seinen Leben teilzuhaben und Teil seiner Familie zu werden. Also ihn in mein Leben zu integrieren und mich in seins. Steckt dahinter nicht auch das Bedürfnis nach Anerkennung und Geborgenheit. Oder irgendetwas wie ihn besitzen zu wollen.

Naja, hört sich alles echt krank an, aber das ist es wohl auch.

metropolis
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Theodor Storm

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Irrgarten
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Beitrag So., 16.03.2008, 12:31

Was ist denn mit dem Wunsch, an seinen Leben teilzuhaben und Teil seiner Familie zu werden.
Ich sehe in dem Satz zwei grundverschiedene Sachen für mich.

Den Wunsch an seinem Leben teilzuhaben äußerst Du ja in dem Du viel über ihn erfahren willst. Also die Situation ist noch ziemlich variabel.

Teil seiner Familie zu werden ist ein ganz anderer Punkt. Denn der setzt für mich voraus, das Du "Alles" schon über ihn weißt.
Und ob Du dann noch Teil seiner Familie werden willst, wenn Du weißt wie er "tickt" sei noch dahingestellt, vieles relativiert sich dann auch, wenn man den anderen "durchschaut" hat.

Kannst Du etwas mit meinem Geschreibsel anfangen? wie ich das meine?

Warum Du so handelst hat sicher auch einen Grund, den ich im Moment nicht so nachvollziehen kann, deshalb bin ich da derzeit nicht der richtige Ratgeber.

Liebe Grüße

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metropolis
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Beitrag So., 16.03.2008, 12:40

naja, du erzählst mir da nichts Neues.
Fakt ist, dass es besser gewesen wäre, wenn ich gar nicht erst mit den Nachforschungen angefangen hätte. Zumindest ist das die Meinung meines Therapeuten. Aber ich kann es ja nicht rückgängig machen. Was ich weiß, das weiß ich. Und jetzt muss ich rauszufinden, warum ich nicht anders konnte als mein Interesse an meinem Therapeuten auch mit in mein Privatleben zu nehmen. Und warum ich es nicht nur einfach in der Therapie lassen konnte. Das muss ich verstehen. Warum brauchte ich diese Fakten?

metropolis
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Vetiver
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Beitrag Di., 18.03.2008, 17:07

Also, manchmal denke ich ja dies:
Eine Therapie und das Führen einer therapeutischer Beziehung ist unter einem bestimmten Blickwinkel ja was total seltsames.
Es ist anders als alles, was ich aus meinem privaten Bereich kenne. Es gibt andere Regeln, andere Abläufe, andere Verbindlichkeiten, andere Anforderungen, andere Verantwortlichkeiten, eine andere Form von Nähe und auch eine andere Form von Distanz.

Bei mir war das so, dass mir die Therapie total gut getan hat und ich sehr viel Vertrauen zu meiner Therapeutin aufgebaut habe.

Dennoch kam mir das oft alles total unrealistisch vor. Auch meine Therapeutin, ihre Zuwendung, ihre Präsenz, meine Zuwendung, meine Präsenz - ein Ausnahmezustand in einer Ausnahmebeziehung.

Und es war manchmal so als könne ich nur während der Sitzungen, nur wenn ich sie vor mir sehe und ihr gegenüber sitze, sicher sein, dass alles real ist und sie auch wirklich DA ist. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich diese Sicherheit, die mir die Therapie gab, nicht in meinen Alltag rüberretten konnte.

(Ich habe mich in der Zeit an so ein Beispiel aus dem Philosophieunterricht in der Schule erinnert, irgendwas existentialistisches: Nur wenn ich in meiner Küche stehe, kann ich sicher sein, dass mein Küchentisch auch da ist. Sobald ich das Zimmer verlasse, kann ich nicht mehr sicher sein, weil meine Wahrnehmung keinen direkten Zugriff mehr hat. Ich schlussfolgere zwar, dass der Tisch wohl auch noch da stehen wird, wenn ich den Raum verlasse, aber SICHER sein, kann ich nicht.)

Also war meine Therapeutinnen-Recherche zwischen den Stunden einerseits dazu da, den Kontakt im zeitlichen Niemandsland zu halten und gleichzeitig aber auch dazu, aus ihr einen realen Menschen zusammenzusetzen - mit eigener Ehe, eigener Wohnung, mit Rost an den Stoßstangen ihres Autos und einem Lieblingsrestaurant.

Und dennoch: Jedes neue Recherche-Ergebnis war schmerzhaft, weil sie mir alle scheinbar zeigten, wie getrennt wir als Personen sind, wenn sie mir nicht gerade in den 50 gemeinsamen Minuten pro Woche gegenüber sitzt.

Viele Grüße
Vetiver

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carö
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Beitrag Di., 18.03.2008, 18:47

hallo Vetiver,
Also war meine Therapeutinnen-Recherche zwischen den Stunden einerseits dazu da, den Kontakt im zeitlichen Niemandsland zu halten...
ich kenn das. aber es ist wie du es ja beschrieben hast.
hier...
Und es war manchmal so als könne ich nur während der Sitzungen, nur wenn ich sie vor mir sehe und ihr gegenüber sitze, sicher sein, dass alles real ist und sie auch wirklich DA ist. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich diese Sicherheit, die mir die Therapie gab, nicht in meinen Alltag rüberretten konnte.
dieses faktenwissen über den/die thera trägt eben nicht dazu bei, sich wirklich näher oder realer oder wirklich sicherer in der beziehung zu fühlen. vielleicht mal für den moment. nur die innere verbindung kann dieses real existierende getrenntsein zweier menschen überbrücke. da kann man infos über die person anhäufen, soviel man will. man will ihr vielleicht "habhaft" werden, indem man wissen über sie besitzt und anhäuft... aber kennt man diese person dann wirklich? ist man ihr im innern nah?

ich denke, gerade das macht die beziehung ein stückweit unreal - gefühlsmäßig... weil man eben tief innen drin weiss, dass dieses faktenwissen nie eine innere verbudenheit herbeiführen wird können... das passiert anders.
und gleichzeitig aber auch dazu, aus ihr einen realen Menschen zusammenzusetzen - mit eigener Ehe, eigener Wohnung, mit Rost an den Stoßstangen ihres Autos und einem Lieblingsrestaurant.
halte ich für ne illusion, denn allein der gesunde menschenverstand sagt einem das schon. dazu benötigt man diese fakten nicht.
Und dennoch: Jedes neue Recherche-Ergebnis war schmerzhaft, weil sie mir alle scheinbar zeigten, wie getrennt wir als Personen sind, wenn sie mir nicht gerade in den 50 gemeinsamen Minuten pro Woche gegenüber sitzt.
ja, daran siehst du es umso deutlicher, dass das eben nicht der weg sein kann, sich näher zu kommen und sich auch dauerhaft - auch wenn man sich nicht gegenübersitzt - verbunden fühlen zu können..

etwas wichtiges auf den weg in die selbständigkeit müssen kinder in einer bestimmten phase lernen ... wenn mama um die ecke biegt, dann heisst das nicht, dass sie für immer verschwunden ist

für sowas in der art halte ich die aufgabe, die sich uns allen, die damit zu tun haben, da stellt...

liebe grüße

caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Vetiver
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Beitrag Di., 18.03.2008, 19:16

Hallo Caro,

ich stimme dir absolut zu!

Ich habe in meinem letzten Beitrag beschrieben, wie ich das in einer bestimmten Zeit der Therapie gesehen habe. War so ein bißchen nochmal ein Rückblick dahin, was ich damals gedacht habe, was mir das bringen kann.

Heute denke ich, dass das ziemlich planlose Versuche waren, die hauptsächlich auf der Grundlage meiner bis dahin gelernten Strategien abgelaufen sind. Ein wichtiger Bereich dabei ist auch der Wunsch nach Kontrolle, die nach meiner damaligen Logik zu Sicherheit führte - in Beziehungen und generell im Leben.

Mittlerweile ist das Gefühl der klaren Verbundenheit mit meiner Therapeutin da und ich fühle mich sicher - meist zumindest. Ich habe lange gebraucht dafür. Aber es hat sich, wie du schon sagst, GANZ SICHER NICHT über Faktenwissen eingestellt.
Das ist wirklich eine Illusion gewesen.

Viele Grüße
Vetiver


montagne
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Beitrag Di., 18.03.2008, 19:21

Ich habe mich in der Zeit an so ein Beispiel aus dem Philosophieunterricht in der Schule erinnert, irgendwas existentialistisches: Nur wenn ich in meiner Küche stehe, kann ich sicher sein, dass mein Küchentisch auch da ist. Sobald ich das Zimmer verlasse, kann ich nicht mehr sicher sein, weil meine Wahrnehmung keinen direkten Zugriff mehr hat. Ich schlussfolgere zwar, dass der Tisch wohl auch noch da stehen wird, wenn ich den Raum verlasse, aber SICHER sein, kann ich nicht.
Klingt nach mangelnder Repräsentanz der Therapeutin in dir. Und das ist, um es mal kühl zu sagen ein Entwicklungsschritt, den ein Kleinkind zu bewältigen hat.

oder wie caro schreibt:
twas wichtiges auf den weg in die selbständigkeit müssen kinder in einer bestimmten phase lernen ... wenn mama um die ecke biegt, dann heisst das nicht, dass sie für immer verschwunden ist
Wenn das Kind dazu keine Chance hatte, sind die Probleme vorprogrammiert. Man kann ja nur total Unsicher sein, wenn man meint, man könne sich nur dessen sicher sein, was man gerade sieht.
Ich glaube auch es liegt an dieser Unsicherheit, das man glaubt die Fakten zu brauchen. Aber wenn man sie mal hat, merkt man, die helfen einem da auch nicht weiter.
Genauso wenig wie es hilft, wenn die/der Thera sagt: Ich schätze Sie. Sie sind hier herzlich willkommen. Ich arbeite gerne mit Ihnen. Wenn es reichen würde das einmal zu sagen und dann wäre die Unsicherheit weg, dann gäbs nur noch Kurzzeittherapien.
amor fati

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carö
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Beitrag Di., 18.03.2008, 20:46

hi vetiver

waaaa.. freut mich jetzt aber, was du da geschrieben hast... die entwicklung klingt ja sehr positiv.

irgendwie hatte ich wohl deinen beitrag auch etwas verschwurbelt gelesen und den eindruck gewonnen, dass die therapie mit solchen gefühlen auch zu ende gegangen ist... weia. dat wäre ja gar nicht gut... is ja aber nicht...

lieben gruß von caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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