Blickkontakt halten / starrer Blick

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Zeppelin88
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Beitrag So., 23.09.2012, 10:03

..bei mir ist dieser zwischenmenschliche "automatismus" in bezug auf gesprächssituationen leider negativ gepolt..und ich befürchte, dass ich dieses aus meiner sicht kranke verhalten bis ins alter unwiderruflich manifestiert haben werde..und das kotzt mich einfach an..

Das zementierst du ja gerade selbst mit deinen Worten ... Vielleicht hatte es irgendwann seinen guten Sinn, aus dem Gesicht deines Gegenübers genau zu analysieren, was kommt da, womit muss ich rechnen, beispielsweise wenn die Botschaften über die Worte undurchsichtig, widersprüchlich sind oder alles ausgeschwiegen wird. Dann werde ich automatisch ein guter Gesichterleser werden und darin viel viel mehr lesen. An sich kann das eine sehr vorteilhafte Eigenschaft sein ...
Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei

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Nordi
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Beitrag So., 23.09.2012, 11:57

staaken2 hat geschrieben: das ist auch der grund, warum ich mich bislang davor "gedrückt" habe, jemanden aufzusuchen..es ist ohnehin verdammt schwer zu beschreiben, was in mir vorgeht und wie ich mich verhalte...
Kann ich völlig verstehen, da ich gefühlte 1000 Gründe habe, um mich mit meinen Angstproblemen nicht an einen Arzt/ Therapeuten zu wenden - obwohl dies besonders in meiner Vergangenheit vieles wohl leichter gemacht hätte. Ich bin mir inzwischen aber darüber bewusst, dass letztlich alle diese Gründe nur vorgeschoben sind , weil ich einfach zu viel Angst davor hätte.
Du solltest dir aber bewust machen, dass deine Probleme wohl nicht von alleine verschwinden und sich sehr wahrscheinlich sogar noch weiter verstärken werden - die meisten Betroffenen haben leider keine Vorstellung davon, wie extrem solche Probleme noch werden können.
Ein Therapeut kann dir sehr wahrscheinlich dabei helfen, dass du dein Verhalten und deine inneren Gedanken besser verstehen lernst - dies musst du jetzt noch gar nicht verstehen und erklären können.
Um dein Verhalten und das, was in dir vorgeht, besser verstehen zu lernen, kann ich dir als Tipp das Aufschreiben beispielsweise in einem Tagebuch empfehlen. Die Gedanken alleine reichen meist nicht aus, um dies wirklich objektiv beobachten und verstehen zu können. Erst durch das möglichst genaue Aufschreiben der Erlebnisse und Gedanken lernt man vieles genauer und objektiver zu betrachten und in Worte zu fassen.

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Nordi
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Beitrag So., 23.09.2012, 11:59

Zeppelin88 hat geschrieben:..bei mir ist dieser zwischenmenschliche "automatismus" in bezug auf gesprächssituationen leider negativ gepolt..und ich befürchte, dass ich dieses aus meiner sicht kranke verhalten bis ins alter unwiderruflich manifestiert haben werde..und das kotzt mich einfach an..

Das zementierst du ja gerade selbst mit deinen Worten ...
So ein zementierendes Denken ist für einen Betroffenen völlig normal, weil dies ein viel leichterer Weg ist, als wenn man nun anfangen würde an besseren Lösungen zu arbeiten.
Zeppelin88 hat geschrieben:... Dann werde ich automatisch ein guter Gesichterleser werden und darin viel viel mehr lesen. An sich kann das eine sehr vorteilhafte Eigenschaft sein ...
In Zusammenhang mit solchen Problemen ist es aber leider nur wieder ein Vermeidungsverhalten, welches die Problematik immer weiter verstärkt.
Das was man in den Gesichtern zu lesen glaubt entspricht meist nicht der Wahrheit, sondern ist nur eine Projektion der eigenen Gedanken und Gefühle auf das Gegenüber.
Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, dass dies irgendwann sogar so weit gehen kann, dass man glaubt schon fast die Gedanken der Anderen lesen zu können - man hält sich für besonders empathisch, was natürlich nicht stimmt, aber trotzdem ein sehr überzeugendes Gefühl beinhaltet.
Ein typisches Zeichen dafür, dass man eben kein guter Gesichtsleser usw. ist dann einfach der Umstand, dass man immer mehr die Bedrohung/Ablehnung durch die Anderen in deren Augen/Verhalten usw. lesen kann, was dann zum eigenen Rückzug führt - es ergibt sich daraus kein echter Vorteil. Würde man wirklich die Gesichter usw. richtig deuten können, dann würde man meist erkennen, dass die Befürchtungen unbegründet sind oder dass die Leute beispielsweise sogar selbst ihre Unsicherheiten zu verbergen versuchen - es würden sich gewisse echte Vorteile ergeben.

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staaken2
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 08:03

@ nordi und zeppelin88..erstmal vielen dank für die aufmunterungen..habe seit jahren mit niemandem darüber gesprochen, wirkt wie ein ventil, das innere mal ausschütten zu dürfen

ich überlege die ganze zeit, ob ich wirklich wissen will, was mein gegenüber in solchen situationen fühlt..teilweise glaube ich, das ist mir völlig egal, meine gedanken fixieren sich allein auf die augen; ich fühle mich seltsamerweise durch die art bedrängt, wie mich menschen anschauen..nicht weil sie irgendwelche gedanken haben, die ich bedrohlich fände, wogegen ich mich schützen müsste, sondern ausschließlich die form der augen und die art des blickes...davor will ich mich schützen, wenn ich angesehen werde...

ich bin auch nicht ängstlich, unsicher oder sozialphobisch...ich habe keinerlei berührungsängste vor menschen, und für jemanden, der beruflich mit menschen zu tun hat, scheine ich aber doch ungeeignet für interaktionen mit augenkontakt zu sein...das klingt irgendwie paradox, glaube ich
ich kann die umstände und den beginn dieser "störung" auf den tag genau bestimmen, vielleicht hilft mir das bei einer möglichen therapie weiter..ich werde mir aber definitiv hilfe suchen, meine lebensqualität (außer ich bin alleine) tendiert gegen null - ohne damit depressionen jeglicher art ausdrücken zu wollen

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Zeppelin88
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 11:22

Danke, dass du darüber gesprochen hast
Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei

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staaken2
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 12:12

wonach muss ich bei der suche nach einem therapeuten vorgehen?gibt es spezielle? ich kenne mich da leider überhaupt nicht aus...


kaja
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 12:19

Doppelpost
Zuletzt geändert von kaja am Mo., 24.09.2012, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
After all this time ? Always.


kaja
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 12:21

Ich zitiere mich einfach mal selbst
elana hatte dir glaube ich einige beiträge später ebenfalls einen Verhaltentherapeuten empfohlen.
kaja hat geschrieben:@staaken2

Vermutlich wäre da ein Verhaltenstherapeut der richtige Ansprechpartner.
In einer Verhaltenstherapie kannst du sowohl über die Ursachen sprechen als auch (vermutlich in dem Fall das Wichtigste) aktiv solche Gesprächssituationen trainieren und so das eingefahrene Verhalten durchbrechen.
After all this time ? Always.

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staaken2
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 12:33

danke, ich werde mal im netz stöbern...

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(e)
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Beitrag Di., 25.09.2012, 01:54

Viel Erfolg, staaken!
Lieben Gruß
elana

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staaken2
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Beitrag Mo., 01.10.2012, 18:59

hatte eigentlich das gefühl, dass es in den letzten tagen besser lief...hatte in gesprächssituationen den eindruck, mich selbst nicht so unter druck zu stellen...leider sind das immer nur kurze lichtblicke: vorgestern hat sich mein altes verhalten wieder eingestellt, und ich weiß einfach nicht, warum...ich mag es einfach nicht wahrhaben, dass sich diese störung so tief in meine persönlichkeit hineingefressen hat...ich gebe nicht auf, jeder tag ein neuer anlauf, das in den griff zu bekommen

habe auch bereits zwei verhaltenstherapeuten angeschrieben und mein problem geschildert: ist es eigentlich normal, dass man über eine woche lang keine reaktion auf seine anfrage bekommt? das ist natürlich nicht sehr motivierend für mich...

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Beitrag Mo., 31.12.2012, 19:54

Letztes Mal in der Therapie-Sitzung fiel mir auf, dass ich Mühe habe, meinem Thera direkt in die Augen zu sehen. Ich verabschiedete mich und wünschte ihm eine schöne Weihnachtszeit und er mir daraufhin noch einen guten Rutsch, aber irgendwie hörte ich das alles nur. Ich vergaß den Augenkontakt. Irgendwie scheine ich da eine unbewusste Hemmung zu haben. Das hat er glaub ich auch bemerkt, weil er zögerte. Ich muss mehr auf den Blickkontakt achten.
Lieben Gruß
elana

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staaken2
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 07:32

warum konntest du ihm nicht in die augen sehen? was ging dir durch den kopf? oder war es einfach nur situationsbedingt?

ich habe mittlerweile 5 sitzungen gehabt, die therap. gibt mir mehr sicherheit.und ich fühle tonnen von meinen schultern fallen, weil ich mit jemandem reden kann..

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Beitrag Do., 10.01.2013, 11:35

Ist mir schon wieder passiert, nun bei meinem Hausarzt. Ich vergesse immer wieder diesen Blickkontakt beim Abschied, wenn ich die Hand gebe. Bin wohl irgendwie abgelenkt und vergesse es dabei. Ich war in Gedanken und irgendwie in mich gekehrt beide Male. Reden kann ich auch gut mit den beiden. Das ist es nicht. Vertrauen habe ich. Ich gebe die Hand, höre, aber schaue nicht hin. Es könnte schon auch eine Vermeidungshaltung sein. Bei der Begrüssung schaute ich sie aber jedes Mal bewusst an. Aber nicht beim Abschied. Vielleicht war ich einfach auch nicht aufgeräumt innerlich, vertieft in das Gesagte, noch nicht ganz bei mir selbst. Vielleicht deshalb. Es braucht für mich aber schon eine Überwindung für den Blickkontakt, irgendwie vermeide ich es. Es hat etwas Entblößendes, wenn es so bewusst geschieht. Anders ist es im Gespräch, wo es eher indirekt geschieht, schwierig zu erklären.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Sa., 12.01.2013, 04:47

Hallo Elana,

ich halte auch nur selten bei der Verabschiedung Augenkontakt. Bei mir liegt es glaube ich daran, dass ich zurück in die "Anderswelt" bzw. "Normalwelt" muss. Ich bin bei der Verabschiedung gedanklich schon wieder draussen, bin mich am darauf-einstellen. Ausserdem stellt man sich beim Händeschütteln doch ziemlich nah zueinander, und dabei schafft der Augenkontakt wahrscheinlich mehr Nähe als während dem Gespräch.

Vielleicht ist das bei dir ähnlich?
elana hat geschrieben: Das hat er glaub ich auch bemerkt, weil er zögerte. Ich muss mehr auf den Blickkontakt achten.
Warum? Aus Höflichkeit? Frag ihn doch das nächste Mal, ob ihm das aufgefallen sei.

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