Körperkontakt in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Atara
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Beitrag Di., 14.06.2011, 18:53

ich weiß nicht warum, aber ich weine auch wirklich so gut wie nie in der sitzung.
peinlich hmm, vlt. hat das was mit "sich nicht so gehenlassen wollen, können" zu tun.

ich kanns nur wenn ich sie anrufe. ich darf sie anrufen wenns mir total scheiße geht. auch am we.
und dann, ja nur dann kann ich aus mir rausgehen und auch weinen... weil sie dann nicht da is.
sie hat mir mal erklärt warum das bei mir so ist.
Zuletzt geändert von Atara am Di., 14.06.2011, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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Bina
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Beitrag Di., 14.06.2011, 18:55

Hallo NoWomenNoCry,

mir geht es da ganz genauso wie dir. Ich kann in der Therapie nicht weinen. Vielleicht gehe ich danach zur Tür raus und bin tottraurig, aber in der Therapie weinen vor jemand anderes - und wenn es nur die Therapeutin ist - NIEMALS! Irgendwie würde ich es gerne können, weil es ja auch zeigt, dass man sich öffnen kann, dass man Nähe zulässt...aber ich hab damit ein enormes Problem. Mir wäre es auch super-peinlich...wobei es glaube ich anders wird, wenn es einem einmal passiert ist...dann ist der "Ruf ruiniert".
Meistens fühle ich in der Stunde selbst gar nichts. Ich merke nur etwas wie "irgendwas passt jetzt gerade nicht" aber ich könnte nicht sagen, was...nach der Stunde kommt mir das dann meist recht schnell auf dem Heimweg und ich kann auch Gefühle empfinden, weiß, was ihre Äußerungen bei mir ausgelöst haben...aber in der Stunde geht sowas gar nicht. Ich kann dort nicht in mich reinfühlen, kann dort keine Worte finden für das, was ich fühle...vielleicht aber auch einfach deswegen, weil ich nicht in mich reinfühlen kann...wie soll man denn auch was beschreiben können, was man gar nicht fühlen kann?

Bina

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Bina
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Beitrag Di., 14.06.2011, 18:57

Atara hat geschrieben:sie hat mir mal erklärt warum das bei mir so ist.
Magst du da vielleicht noch was zu schreiben, was deine Thera dazu gesagt hat (natürlich nur, wenn's nicht zu privat ist)...würde mich mal interessieren...

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Atara
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Beitrag Di., 14.06.2011, 19:05

ich weiß nicht ob ich das so richtig wiedergeben kann. aber ich versuchs.
es liegt ddaran, dass ich in der sitzung ihre nähe zu sehr empfinde, spüre, und ich dann probleme habe
mich innerlich richtig zu öffnen. ich finde dann auch für meine emotionen als keine richtigen worte.

sie meint, das liegt daran dass ich als kleines baby, noch nicht sprechen konnte, also in der zeit
wo ich ein teil meiner primär-traumata erlebt habe. und da ich da noch nicht sprechen konnte, konnte ich auch meine empfindungen nicht äußern.
naja so in der art. man nennt es glaub auch "frühgestört", also als krankheitsbild.

wenn ich mit ihr telefoniere und sie nicht sehe, dann kommt das tiefsitzende richtig hoch...
aber vlt.wird das ja noch mit der zeit. ich bin erst seit januar 2011 in der analyse.
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NoWomanNoCry
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Beitrag Di., 14.06.2011, 19:05

flowerbomb: also sie gibt mir auf jeden fall das Gefühl, dass es gut ist, wenn ich bei ihr weine, ich hab ihr auch mal gesagt, dass ich nach der Therapie nach Hause gegangen bin und es mir total dreckig ging und ich am heulen war und sie meinte, warum ich das nicht bei ihr rauslassen will, weil das vielleicht besser wäre als dann allein im stillen. aber ich meinte, es wäre für mich leichter, wenn ich allein bin und mir niemand zuschaut. ich fühl mich auch immer so beobachtet und denk mir, gott, jetzt seh ich total scheiße aus, weil verheult und das kotzt mich dann einfach an, dass ich mir über sowas Gedanken mach und mich nicht einfach fallen lassen kann vor ihr. Aber vielleicht hab ich einfach noch nicht die Sicherheit, dass sie mich auffängt. Wenn das überhaupt ihre Aufgabe ist? Ich bin mir da nie so ganz sicher

Bina: das mit dem nicht in sich renfühlen können kenn ich gut. Sie fragt mich oft, was denn meine Gefühle dazu sind oder wenn ich mal wieder eine lange Schweigepause habe versucht sie mich so ein bisschen rauszuretten und fragt dann woran ich gedacht habe oder was gerade in mir vorgeht. Was ich auch sehr lieb von ihr finde. Das Problem ist nur, dass mein Kopf meistens so leer ist und ich absolut nicht weiß, was ich sagen soll. Und dann denk ich wieder, ich bin ihr auf die Nerven gegangen oder es hat wieder nichts gebracht, weil ich nichts gesagt habe und sie ist unzufrieden. Hab ich so aber noch nicht ausgesprochen

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Flowerbomb
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Beitrag Di., 14.06.2011, 19:10

klar ist es ihre aufgabe, dass sie dich auffängt.Find ich zumindest und das ist mitunter das Wichtigste für mich in der Therapie. Dass ich mit jedem Mist kommen kann und sie mich auffängt. Aber ich hatte es auch schon, dass es mir danach schlecht ging, obwohl ich auch da schon geweint habe. Aber da fang ich mich schon schneller wieder als zu Hause.

Achja, dieses fragen, was man fühlt und denkt kenn ich auch und dann merkt man manchmal erst, was das eigentlich ist.Find ich übrigens auch gut, diese Fragen. Sag doch einfach das nächste Mal: Mein Kopf fühlt sich leer an - ist doch auch n Gefühl, hauptsache du sagst irgendwas.

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Atara
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Beiträge: 394

Beitrag Di., 14.06.2011, 19:11

man sollte sich generell nicht so viele gedanken machen was die therapeutin denkt oder fühlt.
weil das is eig. total irrelevant.

aber ich bin genauso... mach mir über jeden kleinsten kram gedanken. fixiere mich extrem auf meine analytikerin.
aber das gehört auch zu meinem krankheitsbild. (klingt wie ne ausrede, aber stimmt)
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NoWomanNoCry
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Beiträge: 31

Beitrag Di., 14.06.2011, 19:14

Ich hab ihr letzte Woche (wir hatten an dem Tag sowieso über ein für mich sehr schweres Thema gesprochen) auch schon gesagt, dass mein Kopf so leer ist. Ich hab in der Sitzung kaum was gesagt, hab ihr aber auch erklärt, dass ich voll von der Rolle bin wegen dem Brief den ich ihr anfangs gegeben hab und hab ihr eben alles so bisschen erklärt, wie eingeschüchtert ich mir oft vorkomm und mich selbst unter Druck setze. Aber sie hat mich gelobt, dass es auch gut ist, wenn ich darüber rede, dass es mir schwer fällt frei und locker über alles zu reden Fand ich sehr toll von ihr.

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Medea
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Beitrag So., 19.06.2011, 16:21

Also wie spannend... In meiner Therapie ist es sehr bedeutend was der tbera denkt und fühlt.

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 22:28

soraya hat geschrieben: gibt es zwischen Euch und Eurem Therapeuten Körperkontakt, der über den Händedruck hinaus geht?
Hallo soraya,

ich möcht deine Frage noch mal aufgreifen, auch wenn es jetzt schon ne Weile her ist, aber da hatte ich noch nicht dieses Forum entdeckt, bin erst seit Kurzem dabei.

Ja, auch bei meinem neuen Thera, zu dem ich im Juni gewechselt bin, gibt es Körperkontakt. Beim ersten Mal sagte er, er habe den Eindruck, dass es mir (in der aktuellen Situation) helfen könne, wenn er meine Hand nehmen würde, und fragte, ob ich es zulassen könne. Ich hatte es zugelassen und es war absolut stimmig. Wann er mich wieder losgelassen hatte, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, aber in der Situation tat es unheimlich gut, gab mir halt, ich war nicht allein und kam dann aus dem Film ganz schnell raus und es war gut hinterher.
Ein paar Therapie-Stunden später gab es eine Situation, da stand er auf, holte einen Hocker, setzte sich direkt neben mich und sagte, in halte jetzt mal Ihren Arm, wenn es ok ist. Und auch das war in der Situation sehr hilfreich für mich und passend.
Bei ihm ist es eine für mich nicht so distanzierte Atmosphäre wie bei meiner vorhergehenden Thera, irgendwie viel näher und ich fass allmählich immer mehr vertrauen.
Heute war irgendwie eine besondere Stunde: Ein kleine wollte unbedingt ihr Lieblingsbilderbuch mitnehmen und dem Thera zeigen. Sie ließ sich auch nicht von mir zurückdrängen, traute sich dann aber doch nicht, was zu fragen. Sie druckste nur herum, aber mein Thera ermunterte sie dann doch irgendwie zu fragen, und dann fragte sie doch, ob er ihr das Bilderbuch vorliest. Und er hat es auch tatsächlich getan, zuvor noch gefragt, wo er sich denn hinsetzen solle, damit ich auch die Bilder sehe. Er setzte sich dann ganz nah neben mich. Dann etwas später fragte er mich dann, ob ich noch etwas möchte/wünsche. Jetzt so im Nachhinein kommt mir der Gedanke, ob er vielleicht annahm, dass ich ein Bedürfnis nach Körperkontakt haben könnte, denn er fragte noch mal, ich solle mal in mich hinein spüren, ob ich noch etwas brauche. Und dann, ganz vorsichtig, formulierte ich den Wunsch, dass er mal meine Hand nimmt, was er dann auch tat. Aber es war dieses mal was ganz anderes, denn es löste auf einmal etwas in mir aus, da kam ein Bild in mein Kopf, ein ganz starkes Gefühl machte sich breit, ich musste ihn einfach auffordern, meine Hand ganz fest zu halten und konnte ihm auf einmal auch erzählen warum, von meiner ganz extremen Angst, dass meine Mutter mich verliert (da passt das Bild mit dem Hand halten bzw nicht richtig halten), verlassen zu werden ... . Das mit der gestörten Bindung zu meiner Mutter ist nämlich eine meiner Baustellen, nur konnte ich bislang da noch nicht richtig drüber reden, blieb immer alles im Hals stecken und jetzt beim Handhalten ging es auf einmal. Der Körperkontakt hat da irgendwas ausgelöst, erleichtert, voran gebracht. Und es geht mir jetzt immer noch gut.
Soviel zu den oft verpönten Körperkontakt.
Mein jetziger Thera ist übrigens Verhaltenstherapeut und mach Schematherapie.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 23:28

Es gibt zu diesem Thema übrigens einen aktuelleren Thread: Umarmungen.
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Adriana
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Beitrag Sa., 26.11.2011, 02:00

Hallo Wandelröschen,

liest sich, als wärst du multipel? Sorry, wenn das nicht der richtige Begriff ist, ich kenne mich da nicht so aus.

Ist doch toll, wie dein Therapeut auf dich eingeht und dass dir das so hilft. Ich verurteile Körperkontakt nicht immer - nur da, wo er mehr dem Therapeuten als der Patientin zu dienen scheint Das ist aber bei dir ganz offensichtlich nicht der Fall. Bei einigen psychischen Störungen scheint es sehr hilfreich zu sein, wenn der Therapeut auch körperlich Halt bietet.

Ich hatte auch schon mal eine Verhaltenstherapie, aber von Schematherapie hab ich noch nie gehört.

Liebe Grüße!

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Adriana
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Beiträge: 110

Beitrag Sa., 26.11.2011, 02:00

Hallo Wandelröschen,

liest sich, als wärst du multipel? Sorry, wenn das nicht der richtige Begriff ist, ich kenne mich da nicht so aus.

Ist doch toll, wie dein Therapeut auf dich eingeht und dass dir das so hilft. Ich verurteile Körperkontakt nicht immer - nur da, wo er mehr dem Therapeuten als der Patientin zu dienen scheint Das ist aber bei dir ganz offensichtlich nicht der Fall. Bei einigen psychischen Störungen scheint es sehr hilfreich zu sein, wenn der Therapeut auch körperlich Halt bietet.

Ich hatte auch schon mal eine Verhaltenstherapie, aber von Schematherapie hab ich noch nie gehört.

Liebe Grüße!

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Sausewind
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Beiträge: 231

Beitrag Sa., 26.11.2011, 12:48

Hallo wandelröschen,
ich finde deine Beschreibung sehr schön. Übrigens, ich glaube, wir haben nicht den gleichen Therapeuten , meiner macht keine Schematherapie.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du schreibst. Bei mir ist es gerade ähnlich, ich denke, dass ANGEMESSENE körperliche Berührungen in der Therapie sehr viel lösen können.
Darf ich mal fragen, wie das eure Beziehung insgesamt verändert? Das ist etwas, was mich gerade beschäftigt. Ich kann sehr gut spüren gerade, was die Kindanteile wollen und brauchen, mir fällt es nur gerade etwas schwer, wieder auf die (rationale) Erwachsenenebene zu rutschen.
LG
Sausewind

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Wandelröschen
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Beiträge: 994

Beitrag Sa., 26.11.2011, 15:32

Sausewind hat geschrieben:Darf ich mal fragen, wie das eure Beziehung insgesamt verändert?
Ich denke, das extreme Misstrauen, was ich mit in die Beziehung gebracht habe, wird schneller geringer dadurch als nur durch reden. Ich traue mich jetzt eher, irgendwo in mich hinein zu schauen, weil ich spüre, ich muss das nicht alles wieder wie immer mit mir alleine ausmachen, ertragen, erdulden. Da ist jemand, der mir beisteht, hilft. Und das, obwohl er ein Mann ist (hatte ich zum anfang auch so meine Probleme mit, irgendjemand sagte da immer "aber er ist ein Mann")
Sein Reden habe ich immer wieder hinterfragt, seine Aussagen angezweifel, zupflückt. Irgendwann sagte er dann auch mal, darauf gebe er mir jetzt keine Antwort, denn egal, was er sage, ich könne alles wieder hinterfragen und anzweifeln. Vertrauen kann man nicht herreden, das wächst langsam (oder auch nicht, wäre halt schade), dass muss man spüren.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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