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Do., 18.11.2010, 08:01
Hallo bittersweet,
wenn du mit dem Jungen zwecks Besserung der Verbindung was alleine unternehmen willst, sollte der "Papsi" dich da unterstützen. Auch wenn du es, so wie du schreibst, erstmal einfordern musst. Wenn ich das richtig gelesen habe, hat dieser am WE ja eigentlich auch genug Arbeit (Büroarbeit, und auch was in der Wohnung so anfällt). Da würden ALLE davon profitieren, wenn du mal... und sei es für den Anfang erst mal nur 1 Stunde, dann 2 Stunden usw. mit dem Jungen rausgehst.
Natürlich wird der Kleine erst mal maulen. Da muss man durch. Man(n) muss ihm klar machen: Papa hat gerade keine Zeit, der muss was arbeiten... aber wir sind ja gleich wieder da. Von alleine wird PAPSI wohl nicht auf die Idee kommen, es dir anzubieten.
Wie ich schon schrieb: Das hat meines Erachtens rein gar nichts mit Trennung zu tun! Wie war's denn als er noch mit der Mutter zusammen war? Die Woche über war er garantiert ebenso beschäftigt wie jetzt, sah das Kind auch nur am Wochenende. Sieht er das Kind jetzt wirklich WENIGER?! Das bezweifele ich, vor allem, wenn es jedes Wochenende da ist. Vermutlich haben Vater und Sohn sogar wesentlich mehr voneinander als vor der Trennung.
Auch an die Erklärung mit schlechten Gewissen glaube ich nicht. Kein Stück. Vielleicht schlechtes Gewissen, dass Sohnemann als Lebenszweck/Sinnspender missbraucht wird, mehr aber auch nicht. Denn offenkund tut es dem Sohnemann nicht gut, wie hier schon einige angemerkt haben. Mit "Vaterliebe" hat das nicht wirklich was zu tun. Ja, böse Zungen würden dies in der Tat als emotionalen Missbrauch bezeichnen! (Aber mit dem Wort bitte vorsichtig umgehen, ist ein Reizwort, bei dem nur allzu gerne der Verstand aussetzt). Wenn er ein schlechtes Gewissen haben sollte, dann nur weil er das Kind zu einem nicht-alltags/lebensfähigen Erwachsenen erzieht.
Nochmal zurück: Wie glaubst du würde er sich benehmen, wenn er noch verheiratet wäre oder IHR eine Familie bilden würdet? Vermutlich exakt genauso, nur dass die Frau regulierend eingreifen und es abmildern würde. Damit wäre er der immer liebe Spielpapi, und die Mutter/Stiefmutter die nervige, nörgelnde Strenge. Und er sieht sich sehr gerne in dieser Rolle.
Es geht wohl darum, dass ER davon abhängig ist, sich geliebt zu fühlen. Das kommt sehr häufig vor, dass Eltern sich nicht trauen, Grenzen zu setzen, weil sie Angst haben, das Kind könnte böse auf einen sein und sie das nicht ertragen.
Auch was du sonst schreibst... vermutlich empfindet er sich als "Harmoniesüchtig", andere würden es als konfliktunfähig bezeichnen. Nicht gerade bestes Beziehungmaterial, und es dauert aber ewig bis man das System durchschaut, dass diese ach so tolle Harmonie nicht etwa Beweis für ach-so-große-Liebe ist, sondern eher ein psychischen Symptom.
So wie du die anderen Beziehungsaspekte beschreibst, empfinde ich auch das als sehr typisch. Er braucht eine Frau, die ihm sagt, was er machen soll. Mit der Mutter, die eher totgeschwiegen wird... (auch nicht gut!)... gibt es wohl keine gemeinsame Elternebene, wenig bis keine Kommunikation, und von daher fehlt der entsprechende Einfluss bzw. Ausgleich.
Würde ich mir an deiner Stelle wirklich sehr gut überlegen, ob du diese Ersatzposition einnehmen willst, dich so früh in die Rolle der Ersatz/Stiefmutter drängen lässt... sowohl dem Kind, aber auch dem Vater gegenüber. Aber anders wirds wohl kaum gehen.
Aus einschlägiger eigener Erfahrung: Er liebt seine Rolle und Selbstbild als der immer lieber Papi zu sehr, ist emotional abhängig von der Gunst des Kindes, keine Eigeniniative.
Schau mal, auch wenn du an den WE nur Priorität 2 haben magst, sieht man es auch in Eurer Beziehung: Er kommt von selbst auf nichts, aber wenn "geschimpft" wird (verbal, nonverbal), dann versucht er ebenfalls es allen recht zu machen. Das hat nicht unbedingt was mit Liebe zu tun bzw. ist nicht unbedingt tauglich für eine ernsthafte, realistische auf Dauer angelegte Beziehung. Solange man frisch verliebt ist, denkt man noch: "Suuuppper! Wir sind ein Herz und eine Seele, haben die gleichen Meinungen!" 10 Jahre und eine Scheidung später heißt über genau dasselbe dann nicht selten: "Widerlicher Jaja-Sager und Weichei".
Ich rate dir dringend, genaustens zu prüfen, wie viel von dieser Beziehung von ihm bzw. euch beiden ausgeht, und wie viel VON DIR ausgeht und er nur zustimmt. Wie viel der schönen Momante auf wirklicher Harmonie zurückzuführen ist, und wie viel darauf, dass er dir ähnlich wie dem Sohn alles recht macht und eigene Bedürfnisse unterdrückt. Da kann man sich nämlich mit der rosa Brille auf der Nase recht schnell vertun.
Gruß,
Gothika
PS: Ich find den Threadtitel irreführend. Ich glaube nicht, dass der Kleine "eifersüchtig" auf dich ist. Wozu auch, hat er keinen Grund dazu. Er ist jenseits von jedweder Konkurrenz. Er nimmt dich schlichtweg nicht als Person wahr, sondern als zum Inventar gehörenden Einrichtungsgegenstand.
"Wer das hier liest, ist selber doof."