mit Einsamkeit umgehen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Ghost Rider
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Beitrag Do., 29.05.2014, 20:12

Lieber Eremit,

danke Dir sehr für Deinen Beitrag und das Du Dir die Zeit genommen hast!
Eremit hat geschrieben:Mir gefällt dieser "Freud'sche Verschreiber" (das Weglassen des 'nicht') sehr gut.
Uii, nein das war wirklich ein Tippfehler meinerseits, ist mir heute auch schon passiert ^^ ja, ich meinte es eh so, wie Du es aufgenommen hast, also das ich nicht so stark bin wie Du...
Eremit hat geschrieben:Du könntest den Weg einschlagen, den ich damals einschlug: Du siehst die Dinge, wie sie wirklich sind, statt auf das Schauspiel hereinzufallen. Denn die meisten Menschen "spielen" nur "Liebesbeziehung", BESONDERS zu Feiertagen wird gelogen, was das Zeug hält. Diese Menschen, die Du für glücklich hälst, sind es praktisch nie, die meisten Meschen hüpfen von einer unbefriedigenden Beziehung in eine andere und gehen ständig fremd, um ihr Ego aufzupolieren. Das, was Du glaubst, als Beziehungs-Glück bei Anderen auszumachen, ist fast zur Gänze nur eine riesige Lüge. Wenn Du das einmal erkannt hast, lebt es sich auf einmal wesentlich leichter, trotz Einsamkeit.
Ja, aber woher kann ich das denn wissen? Ich meine, ich erlebe dieses von-einem-Partner-zum-anderen schon an einigen meiner Studienkollegen. Aber genaueres, also Details weiß ich eben auch nicht. Das liegt aber daran, dass ich mich was Beziehungen eher ausklinke wenn andere darüber reden. Ich kann da einfach nicht mitreden, weil ich noch nie eine wirkliche Partnerschaft mit einer Frau hatte ich halte das sehr verdeckt. Niemand soll das wissen. Das war der andere Thread, in dem Du mir auch geschrieben hast. Und so viele Freunde die mir nahe stehen habe ich jetzt auch wieder nicht.

Das ist auch mit Sicherheit ein weiterer Grund, der mich sehr stört, ich bin mir sicher, dass alle anderen wissen, dass ich noch nie eine hatte, weil ich mich eben nie dazu äußere.
Und wenn ich mich da ausklinke, wie kann ich dann da die Realität der Partnerschaften der anderen erfahren? Außerdem reden sie vor mir auch selten.
Das was ich sehe, sind die Menschen zu denen ich kaum Kontakt habe. In Parks, am Prater, beim Spaziergehen usw...
Und wenn ich mal auf Geb. Partys gehe, dann erlebe ich auch nicht die Realität, da man sich ja dafür für einen schönen Anlass trifft. Auch in Geb. Partys erlebe ich nur dieses reine/schöne/liebevolle...immer wieder ein Horror für mich...
Eremit hat geschrieben:Oh ja, das kenne ich gut. Auch dafür gibt es eine Lösung: Keine Geburtstage oder überhaupt Feiertage feiern. Ist ja sowieso nur Zahlenfetischismus. Ich habe um die Zwanzig damit aufgehört, dadurch habe ich auch keinen Erfolgsdruck mehr, mich unbedingt an einem solchen Tag glücklich fühlen zu müssen und den Hampelmann für Verwandte und/oder Bekannte zu spielen. Aber man kann den Menschen ja keinen Vorwurf machen, "Tradition" klingt halt besser als "Borniertheit".
Naja, aber ich will mich nun mal glücklich fühlen. Ist das verkehrt? Ist das Kontraproduktiv? Ich hab manchmal das Gefühl, dass Sehnsucht ein Gift ist...auch wenn einige meiner Freunde und meine Therapeutin mich bei dieser Ansicht sicher nicht unterstützen würden.
Eremit hat geschrieben:Wenn Du Dich selbst hasst, so sabotierst Du Dich. Sabotierst Du Dich, zerstörst Du etwas von Deiner Liebenswürdigkeit und machst es somit einem zukünftigen Beziehungspartner noch schwerer, auf Dich einzugehen.
Ja...habe ich nicht zum ersten mal gesagt bekommen...
Eremit hat geschrieben:Ist eine rein logische Überlegung, denk mal darüber nach. Selbsthass bringt nur Deiner Konkurrenz etwas, und dieser willst Du ja wohl nicht in die Hände spielen, oder?
Welcher Konkurrenz? Ist doch kein Wettbewerb, finde ich...

Liebe Grüße,
Ghost Rider
"You don't kill yourself, stupid; you make revolution." hat Patch Adams zu sich selbst gesagt.
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Eremit
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 12:20

Ghost Rider hat geschrieben:ja, ich meinte es eh so, wie Du es aufgenommen hast, also das ich nicht so stark bin wie Du...
Ich bin aber gar nicht stärker. Ich setzte meine Kraft nur vielleicht ein wenig anders ein, das ist alles. Ich kämpfe nicht mehr gegen Windmühlen.
Ghost Rider hat geschrieben:Ja, aber woher kann ich das denn wissen? Ich meine, ich erlebe dieses von-einem-Partner-zum-anderen schon an einigen meiner Studienkollegen. Aber genaueres, also Details weiß ich eben auch nicht. Das liegt aber daran, dass ich mich was Beziehungen eher ausklinke wenn andere darüber reden. Ich kann da einfach nicht mitreden, weil ich noch nie eine wirkliche Partnerschaft mit einer Frau hatte
Jetzt kommt der Knüller: Woher willst Du also wissen, was ein Ei ist? Schließlich bist Du ja kein Huhn...

Es ist sogar so, daß Du auf bestimmte Art und Weise manche "Beziehungs-Dinge" objektiver betrachten kannst als Menschen, die sich in Beziehungen befinden bzw. sich an den Beziehungs-Alltag allzu sehr gewöhnt haben. Manche Dinge sieht man klarer, wenn man selbst nicht involviert ist - den allgemeinen Wahnsinn der Gesellschaft zum Beispiel...
Ghost Rider hat geschrieben:(...) ich halte das sehr verdeckt. Niemand soll das wissen. (...)
Vielleicht mußt Du den selben Schritt wagen, den ich wagte: Es öffentlich machen, darüber reden.
Ghost Rider hat geschrieben:Das ist auch mit Sicherheit ein weiterer Grund, der mich sehr stört, ich bin mir sicher, dass alle anderen wissen, dass ich noch nie eine hatte, weil ich mich eben nie dazu äußere.
Das weißt Du erst, wenn Du das Thema zur Sprache bringst.
Ghost Rider hat geschrieben:Und wenn ich mich da ausklinke, wie kann ich dann da die Realität der Partnerschaften der anderen erfahren? Außerdem reden sie vor mir auch selten.
Deswegen solltest Du Dich da erst recht einklinken. Dein "Zustand" kann als Aufhänger verwendet werden, um sehr intensive Gespräche über Partnerschaft und Sexualität zu führen. Glaube mir, anfangs geht es vielleicht noch um Dich, aber schneller, als Du "Jungfrau" sagen kannst, reden die "Paar-Menschen" nur noch von ihren eigenen Errungenschaften und Problemen, und Du bekommst jede Menge Einblicke, vor allem hinsichtlich der negativen Aspekte, was Dir wiederum hilft, das Thema Beziehungen zu entmystifizieren, was wiederum die Angst nimmt, was wiederum günstig ist hinsichtlich etwaiger Beziehungsanbahnung und so weiter...
Ghost Rider hat geschrieben:Und wenn ich mal auf Geb. Partys gehe, dann erlebe ich auch nicht die Realität, da man sich ja dafür für einen schönen Anlass trifft. Auch in Geb. Partys erlebe ich nur dieses reine/schöne/liebevolle...immer wieder ein Horror für mich...
Nur ist es in Wahrheit gar nicht so rein, so schön, so liebevoll. Der Großteil ist nur Show, nur Lüge, nur eine Maske.

Was ich im Zuge meiner jahrelangen "Studien" herausgefunden habe: Den meisten Männern geht es nur um Sex, den meisten Frauen nur um's Geld bzw. andere materielle Vorteile. Mit "meisten" beziehe ich mich auf Prozentzahlen zwischen 70-80%. Noch viel mehr Menschen gehen schon allein deswegen Beziehungen ein, nur, damit sie nicht allein sind, und ziehen unbefriedigende, ja, destruktive Partnerschaften der Einsamkeit vor. Und das war noch nicht einmal alles - hinzu kommt noch der Partner als Projektionsfläche für ungelöste Eltern-Kind-Konflikte und so weiter und so fort...

...weswegen auch die meisten Beziehungen desaströs anfangen, verlaufen und enden, schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind.
Ghost Rider hat geschrieben:Naja, aber ich will mich nun mal glücklich fühlen. Ist das verkehrt? Ist das Kontraproduktiv?
So meine ich das nicht. Vielleicht hast Du aber eine falsche Vorstellung vom (Beziehungs-)Glück und wiegst diese Vorstellung quasi emotional mit einem übertriebenen Unglück auf.


Eremit
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 12:21

Ghost Rider hat geschrieben:Ich hab manchmal das Gefühl, dass Sehnsucht ein Gift ist...auch wenn einige meiner Freunde und meine Therapeutin mich bei dieser Ansicht sicher nicht unterstützen würden.
Ich kenne das, unter der eigenen Sehnsucht leiden. Auch ich habe so empfunden, daß sie mich immer mehr "vergiftet" hat, was mich letztendlich Mitte Zwanzig zwang, aufzugeben. Ich habe akzeptiert, daß ich für den Rest meines Lebens allein bleiben werde. Das hat mich frei gemacht, hat mir eine irrsinnig große Last abgenommen. Auf einmal war ich in der Lage, völlig angstfrei über meine eigene Beziehungslosigkeit und Jungfräulichkeit zu sprechen, denn inwiefern sollte es noch schlimmer kommen? Ich war allein und werde allein bleiben. Was man nicht hat und nicht haben kann, kann man auch nicht verlieren, oder?
Ghost Rider hat geschrieben:Welcher Konkurrenz? Ist doch kein Wettbewerb, finde ich...
Selbst, wenn Du nicht aktiv mitspielst, wird es immer Konkurrenz geben. Es wird nämlich immer Konkurrenten geben, die verhindern wollen, daß Du jemals am Wettbewerb teilnimmst. Diese wirken bereits auf Dich ein, auch, wenn Du es (noch) nicht sehen kannst...

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Rezna
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Beitrag Sa., 31.05.2014, 19:16

Vielleich wäre dieser Thread für dich interessant:

viewtopic.php?f=6&t=31773
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Ghost Rider
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Beitrag Fr., 06.06.2014, 20:40

Lieber Eremit,

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst mit so ausführlich zu antworten. Ich bin froh, dass ich hier nicht alleine damit bin und das ich Menschen zum Austausch gefunden habe.

Ich hab mir Deine Beiträge oft durchgelesen, weil Du aus sehr Praxisnah schreibst.
Eremit hat geschrieben:Vielleicht mußt Du den selben Schritt wagen, den ich wagte: Es öffentlich machen, darüber reden.
Ich weiß nicht. Ich muss darüber nachdenken. Besonders positiv bin ich von dieser Idee noch nicht...
Eremit hat geschrieben:Was ich im Zuge meiner jahrelangen "Studien" herausgefunden habe: Den meisten Männern geht es nur um Sex, den meisten Frauen nur um's Geld bzw. andere materielle Vorteile. Mit "meisten" beziehe ich mich auf Prozentzahlen zwischen 70-80%.
Diese Erkenntnis habe ich allerdings noch nicht erlangt. Keine Ahnung...
Eremit hat geschrieben:Noch viel mehr Menschen gehen schon allein deswegen Beziehungen ein, nur, damit sie nicht allein sind, und ziehen unbefriedigende, ja, destruktive Partnerschaften der Einsamkeit vor. Und das war noch nicht einmal alles - hinzu kommt noch der Partner als Projektionsfläche für ungelöste Eltern-Kind-Konflikte und so weiter und so fort...
Das ist mir allerdings auch schon öfter aufgefallen. Ich kenne ein Paar, wo sich beide nicht mehr lieben, aber aus Angst sich zu trennen in dieser Sackgasse verharren. Ist urr traurig für mich mitanzusehen, weil er einer meiner besten Freunde ist...ich hab dadurch gemerkt, aufgrund meiner eigener "beinahe Partnerschaft" und der Trennung dadurch, dass ich gegenüber anderen vielleicht etwas Stärker bin, Einsamkeit zu ertragen. Nichts desto trotz frage ich mich manchmal ob ich doch nicht aus reiner Notwenigkeit versuchen hätte sollen die Beziehung aufrecht zu erhalten nur um nicht zu vereinsamen...
Oder wenn ich hier den ein oder den anderen Thread über Partnerschaft lese fällt mir das auch immer wieder auf. Meine eigenen Eltern wirken auf mich nicht mehr so, als ob sie sich lieben würden, haben sich vollkommen auseinander gelebt, halten aber ihre Beziehung aus religiösen Gründen aufrecht.
Eremit hat geschrieben:Ich kenne das, unter der eigenen Sehnsucht leiden. Auch ich habe so empfunden, daß sie mich immer mehr "vergiftet" hat, was mich letztendlich Mitte Zwanzig zwang, aufzugeben. Ich habe akzeptiert, daß ich für den Rest meines Lebens allein bleiben werde. Das hat mich frei gemacht, hat mir eine irrsinnig große Last abgenommen. Auf einmal war ich in der Lage, völlig angstfrei über meine eigene Beziehungslosigkeit und Jungfräulichkeit zu sprechen, denn inwiefern sollte es noch schlimmer kommen? Ich war allein und werde allein bleiben. Was man nicht hat und nicht haben kann, kann man auch nicht verlieren, oder?
Eigentlich hast Du damit vollkommen Recht. Mich bringt das sehr zum Nachdenken...und wie hast Du das genau eingebaut? Wenn andere über ihre "Erfahrungen" sprechen, bringst Du Dich dann ein, dass Du noch Jungfrau bist/warst, ohne Scham?
Eremit hat geschrieben:Selbst, wenn Du nicht aktiv mitspielst, wird es immer Konkurrenz geben. Es wird nämlich immer Konkurrenten geben, die verhindern wollen, daß Du jemals am Wettbewerb teilnimmst. Diese wirken bereits auf Dich ein, auch, wenn Du es (noch) nicht sehen kannst...
Wie meinst Du das genau? Ich verstehe das noch immer nicht.

Danke Dir lieber Eremit!!! Vielen lieben Dank das Du Dir die Zeit nimmst um zu antworten! hast mir schon sehr weitergeholfen!

Liebe Grüße,
Ghost Rider
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Eremit
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 13:45

Ghost Rider hat geschrieben:Lieber Eremit
Bitte laß das "Lieber" weg, "Lieber" ist (durch den inflationären und schlichtweg falschen Gebrauch durch weibliche User) ein "verseuchtes" Wort geworden. Eremit reicht völlig.
Ghost Rider hat geschrieben:Ich bin froh, dass ich hier nicht alleine damit bin und das ich Menschen zum Austausch gefunden habe.
Genau dewegen schreibe ich. Damals wäre ich froh gewesen, wenn ich jemanden wie mich in meinem Umfeld gehabt hätte, der alternative Sichtweisen eingebracht hätte. Ich mußte mir einfach zu viel Mist anhören, weil die meisten Menschen ganz besonders in Bezug auf Beziehungen einfach nur plemplem sind. Davon wirst Du Dich noch ausreichend überzeugen können (deswegen solltest Du Dein Problem auch mit Maß und Ziel öffentlich machen).
Ghost Rider hat geschrieben:Ich hab mir Deine Beiträge oft durchgelesen, weil Du aus sehr Praxisnah schreibst.
Nun, von theoretischem Geplänkel hast Du ja nichts. Gerade in Deiner Situation braucht man "Werkzeuge", die man möglichst hier und jetzt einsetzen kann. Vielleicht kennst Du ja das Sprichwort: In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, praktisch stimmt das aber nicht.


Eremit
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 13:47

Ghost Rider hat geschrieben:
Eremit hat geschrieben:Vielleicht mußt Du den selben Schritt wagen, den ich wagte: Es öffentlich machen, darüber reden.
Ich weiß nicht. Ich muss darüber nachdenken. Besonders positiv bin ich von dieser Idee noch nicht...
Natürlich nicht. Ich kann mir vorstellen, daß dabei Gefühle von absoluter Panik aufkommen. Ich habe das damals auch nur geschafft, weil ich mit dem Thema Beziehung (auf mich bezogen) abgeschlossen hatte. Ich war emotional weit weg, nur noch Beobachter, ein "Forscher", wie ein Alien, das allein in seiner Untertasse sitzt und die Erde vom Weltraum aus beobachtet, wissend, daß ich NIEMALS unter ihnen als einer von ihnen leben könnte. Doch selbst heute gehöre ich nicht dazu, trotz Beziehung, weil ich eine völlig andere Sicht als die meisten Menschen auf das Thema habe.
Ghost Rider hat geschrieben:
Eremit hat geschrieben:Was ich im Zuge meiner jahrelangen "Studien" herausgefunden habe: Den meisten Männern geht es nur um Sex, den meisten Frauen nur um's Geld bzw. andere materielle Vorteile. Mit "meisten" beziehe ich mich auf Prozentzahlen zwischen 70-80%.
Diese Erkenntnis habe ich allerdings noch nicht erlangt. Keine Ahnung...
Würdest Du intensive, ehrliche, häufige Gespräche mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Menschen absolvieren, würdest Du letztendlich zum selben Schluß kommen.
Ghost Rider hat geschrieben:(...) Ich kenne ein Paar, wo sich beide nicht mehr lieben, aber aus Angst sich zu trennen in dieser Sackgasse verharren. Ist urr traurig für mich mitanzusehen, weil er einer meiner besten Freunde ist...
Yup. Je intensiver Du Dich mit dem Thema Beziehung auseinandersetzt, desto öfter wirst Du diese Beobachtung machen. Schau Dir einfach nur die meisten Ehepaare an!
Ghost Rider hat geschrieben:ich hab dadurch gemerkt, aufgrund meiner eigener "beinahe Partnerschaft" und der Trennung dadurch, dass ich gegenüber anderen vielleicht etwas Stärker bin, Einsamkeit zu ertragen.
Ja, zwangsläufig, aus purer Notwendigkeit. Ich habe diese Stärke auch entwickeln müssen, heute ist sie mir von unschätzbarem Wert. Wenn mir eine Frau blöd kommt, dann war's das, Zack, und ich bin eine Staubwolke. Ich lasse mich nicht in den Wahnsinn treiben, nur, um nicht allein zu sein. Genauso allerdings will ich keine Frau in den Wahnsinn treiben, nur, um nicht allein zu sein.
Ghost Rider hat geschrieben:Nichts desto trotz frage ich mich manchmal ob ich doch nicht aus reiner Notwenigkeit versuchen hätte sollen die Beziehung aufrecht zu erhalten nur um nicht zu vereinsamen...
Nee, das ist es nicht wert. Wärst Du mit dieser Frau richtig zusammen gewesen, sie hätte Dich in den Wahnsinn getrieben.


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Beitrag Sa., 07.06.2014, 13:48

Ghost Rider hat geschrieben:Oder wenn ich hier den ein oder den anderen Thread über Partnerschaft lese fällt mir das auch immer wieder auf. Meine eigenen Eltern wirken auf mich nicht mehr so, als ob sie sich lieben würden, haben sich vollkommen auseinander gelebt, halten aber ihre Beziehung aus religiösen Gründen aufrecht.
So ist es. Die Basis einer solchen Beziehung ist dann nicht Liebe, sondern Schuld- und Schamgefühle. Solche Beziehungen sind dann nicht mehr als ein Gefängnis, in dem man langsam seelisch (und oft genug auch physisch) langsam zugrunde geht. Obwohl man in einer "Beziehung" ist, fühlt man sich dann genauso einsam wie als Single, und diese Gegensätzlichkeit zerreißt einen langsam...
Ghost Rider hat geschrieben:(...) und wie hast Du das genau eingebaut? Wenn andere über ihre "Erfahrungen" sprechen, bringst Du Dich dann ein, dass Du noch Jungfrau bist/warst, ohne Scham?
Angefangen habe ich mit den Frauen. Ich habe ihnen unzählige Fragen gestellt, wie ein "guter" Mann sein soll, auf was sie so stehen, bis hin zu Sexualpraktiken. Ich habe immer wieder betont, daß ich einfach per se ein großes Interesse an Beziehungen und Sexualität habe, daß ich das große Beziehungs-Mysterium ergründen wolle, daß ich es als (heterosexueller) Mann einfach wichtig finde, mehr über das Wesen und die Bedürfnisse von Frauen herauszufinden und so weiter, also alles Dinge, die zutrafen. Ich war der "Forscher", der einfach alles wissen wollte (selbst, wenn ich kein "Mitspieler" mehr war). Irgendwann wollten die Frauen dann von mir wissen, warum ich mich so sehr dafür interessierte (schließlich interessiert es den Großteil der Männer einen feuchten Dreck). Das war dann der Moment, an dem ich sowas sagte wie "Na ja, ich hatte noch nie eine richtige Freundin". Dann waren die Frauen dran, mir Fragen zu stellen, z.B., ob ich noch Jungfrau bin und so weiter, ich mußte meistens nur noch "Ja" sagen. Wichtig dabei war, immer zu betonen, daß das keine Anmache sein sollte, um Missverständnissen vorzubeugen, es war auch nie als Anmache gedacht. Spätestens ab diesem Punkt wird das Gespräch wirklich locker und Frauen plaudern munter drauf los, weil sie wissen, daß man für sie keine "Gefahr" darstellt.

Mit Männern funktioniert das im Grunde genauso. Man stellt klar, daß man der "Noob" ist, daß sie die "Experten" sind. Man fragt sie einfach, wie sie es geschafft haben, bei Frauen erfolgreich zu sein. Genauso wie bei den Frauen kommt irgendwann der Verdacht auf, daß man noch Jungfrau ist. An diesem Punkt fallen dann auch bei Männern die Hemmungen.

In beiden Fällen wird der Großteil, den Du zu hören bekommst, reinster Blödsinn sein bzw. ziemlich sicher nicht zu Deinem Wesen passen. Du wirst prinzipiell dazu aufgefordert werden, Dich komplett zu verbiegen, zu verstellen, zu lügen, zu betrügen, um beziehungstechnisch und sexuell erfolgreich zu sein. Du wirst sehen, welche Abgründe sich da auftun, wie falsch die meisten Männer und Frauen in Wahrheit sind, verlogen und selbstsüchtig, dumm und gierig. Höchstwahrscheinlich wirst Du Dich wie ich angewidert abwenden und Dir denken, daß Du darauf erst recht keinen Bock hast, ja, Du wirst FROH sein, Dir sowas nicht anzutun...


Eremit
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 13:50

Die Ergebnisse meiner "Studien" haben mich und meine Sichtweise drastisch verändert. All die märchenhaften Vorstellungen, all die Mystik, all die Romantik waren dahin, für immer. Heute bin ich sehr "down to earth", was Beziehungen und Sexualität anbelangt. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen versuche ich nicht, den Inhalt eines Nackenbeißer-Romans zu leben, sondern so zu leben (und zu lieben), wie es mir emotional richtig und kognitiv vernünftig erscheint. Herz und Verstand müssen für mich Hand in Hand gehen, auf realistische Art und Weise. Nach zwei kurzen Versuchen scheint es nun mit der dritten Frau ganz gut zu gehen, ich habe nach bald fünf Jahren noch immer nicht genug, und das heißt etwas bei mir.
Ghost Rider hat geschrieben:
Eremit hat geschrieben:Es wird nämlich immer Konkurrenten geben, die verhindern wollen, daß Du jemals am Wettbewerb teilnimmst. Diese wirken bereits auf Dich ein, auch, wenn Du es (noch) nicht sehen kannst...
Wie meinst Du das genau? Ich verstehe das noch immer nicht.
Das ist sehr kompliziert mitzuteilen, da es sehr umfangreich ist. Ich versuche es mal.

Es gibt z.B. sogenannte "Schlechtwetter-Freunde", die Dich benutzen wollen, um neben Dir zu glänzen. In Bezug auf dieses Thema können das z.B. Männer sein, die oberflächlich vorgeben, Dir bei Deinem "Problem" helfen zu wollen, Dich aber in Wahrheit nur runterdrücken, um Dich als Podest für sich selbst zu missbrauchen. Das merkt man besonders dann, wenn Du und ein solcher Mann Interesse an der selben Frau hegen. Erst kommen scheinbar erbauliche Worte, doch kaum betritt das Objekt der Begierde den Raum, machen sich solche Männer über Dich lustig, machen Dich vor der Frau schlecht, stellen Dich als totalen Versager hin, als gestört und abartig, nur, weil Du noch Jungfrau bist und keine Freundin hattest. Solche Situationen sind insofern Gold wert, weil man dann sehr gut auch die Reaktion der Frau(en) beobachten kann. Die meisten Frauen werden auf den Zug aufspringen und total angetan sein vom Macho-Verhalten des Mannes, von seiner vermeintlichen "Stärke", die nur durch den direkten Vergleich mit Dir als solche erscheint, vollkommen oberflächlich.

Im Grunde läuft es darauf hinaus, daß die meisten Männer (drei von vier) Dich sofort verraten, nur, um ihre Nudel fünf Minuten lang in etwas warmes, feuchtes reinzuhängen (obwohl eine Suppe vollkommen reichen würde). Je nach Subtypus versuchen solche Männer, Dich in verschiedenen Situationen "abzuschießen", damit Du garantiert nicht zum Zug kommst und sie selbst "randürfen"...

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Beitrag Sa., 07.06.2014, 18:57

Hallo Eremit,

das mit dem "Lieber" verstehe ich nicht so richtig. Hab ich da was im Forum verpasst? Ist das wirklich so schlimm??

Was mich vorab interessiert ist das hier:
Eremit hat geschrieben:Natürlich nicht. Ich kann mir vorstellen, daß dabei Gefühle von absoluter Panik aufkommen. Ich habe das damals auch nur geschafft, weil ich mit dem Thema Beziehung (auf mich bezogen) abgeschlossen hatte. Ich war emotional weit weg, nur noch Beobachter, ein "Forscher", wie ein Alien, das allein in seiner Untertasse sitzt und die Erde vom Weltraum aus beobachtet, wissend, daß ich NIEMALS unter ihnen als einer von ihnen leben könnte. Doch selbst heute gehöre ich nicht dazu, trotz Beziehung, weil ich eine völlig andere Sicht als die meisten Menschen auf das Thema habe.
Ich weiß nicht, es fühlt sich her hart mir gegenüber an, wenn ich her gehe und diese Sache endgültig aufgebe weil es in der Realität so gut wie nie eine Chance auf Erfüllung hat.

Kann sein das ich Dich noch nicht ganz verstanden habe, aber vertauschen wir mal die Perspektive. Stell Dir vor Du hast einen Sohn der zu Dir kommt und Dich um Rat fragt in Bezug auf Frauen weil er da so eine große Sehnsucht empfindet und kein Glück dabei hat. Könntest Du ihm wirklich sagen, dass das was er sich an Emotionen und Romantik wünscht eigentlich kaum oder gar nicht in der Realität vor kommt?

Wenn mein Sohn zu mir kommt und den Glauben an eine Liebe, die ihm gut tun soll, aufzugeben versucht, würde mich das sehr traurig machen. Gehört es denn nicht irgendwie auch dazu, sich diese Gedanken zu bewahren, unabhängig davon, ob es diese SO in der Realität gibt? Ich denke sie gehören zu uns und können auch zeigen, dass man noch immer eine emotionale Komponente an sich hat und vielleicht auch dadurch die eigene, ja vielleicht sensible Seite zum Ausdruck kommt.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich das alles komplett hinter mir lasse, was eigentlich alles sehr menschlich ist mit Sehnsucht und so, wäre das so ein harter Schritt gegen mich, ich könnte das gar nicht. Es würde mich verletzen. Keine Ahnung ob das hier irgendwer verstehen kann. Aber sich emotional davon zu trennen scheint mir ein sehr harter Schritt zu sein.

Andererseits ist eine zu ausgeprägte emotionale Seite in dieser Richtung auch nicht gerade der beste Zugang dazu. Ich denke, man sollte versuchen die Mitte zu finden, egal ob in oder außerhalb einer Partnerschaft...was unglaublich schwierig ist. Ich kann das (noch) nicht. Bei mir kippt das immer so sehr. Manchmal ist die Sehnsucht so enorm groß das ich den größten Selbsthass auf mich entwickle, und manchmal ist er relativ beruhigt, sodass ich eine Pause machen kann. Ist echt sehr unangenehm für mich...

Hat Dich das wirklich glücklich gemacht, dieses komplett-emotionslose? Dieses völlige abtrennen dieser Seite von Dir, die vielleicht doch nur Liebe und Zärtlichkeit sich wünscht...? Kam es denn nie wieder zurück? Hat Dich das nie wieder belastet? Konntest Du Paare und so sehen, ohne dabei je wieder etwas zu fühlen?

Tut mir leid, dass ich Dir so viele Fragen stelle, aber es haben sich nicht gerade viele gemeldet die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das meine ich ganz und gar nicht böse oder so sondern es interessiert mich einfach der Umgang...

Was Du aber auf jeden Fall richtig reflektierst, ist, dass zu viele Emotionen in Richtung Liebe & Partnerschaft einem auch sehr krank machen können, sich davon abhängig machen.

Kelly Clarkson beschreibt das in ihrem Lied "Sober" so:
Kelly Clarkson hat geschrieben:And I don't know
This could break my heart or save me
Nothings real
Until you let go completely

So here I go with all my thoughts
Ive been saving
So here I go with all my fears
Weighing on me

Three months and I'm still sober
Picked all my weeds but kept the flowers
But I know, its never really over
...
Quelle: http://www.metrolyrics.com/sober-lyrics ... rkson.html

Sie probiert das mitzunehmen, ihre Gedanken an das was sie abhängig macht, zu fassen und mitzunehmen, so wie ich das Lied jetzt verstehe...
Eremit hat geschrieben:Du wirst sehen, welche Abgründe sich da auftun, wie falsch die meisten Männer und Frauen in Wahrheit sind, verlogen und selbstsüchtig, dumm und gierig.
Finde ich eher traurig...wie verloren müssen dann DIE erst Recht sein...

Ich tue mich so schwer damit, es fällt mir überhaupt nicht einfach mit diesem Thema umgehen zu lernen...*verzweifeltbin*

Auf den Rest Deiner Postings gehe ich in der nächsten Zeit auch etwas mehr ein, ich muss noch genauer darüber Nachdenken.

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Beitrag Sa., 07.06.2014, 21:01

Ghost Rider hat geschrieben:Tut mir leid, dass ich Dir so viele Fragen stelle, aber es haben sich nicht gerade viele gemeldet die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Dann melde ich mich auch mal dazu, auch wenn ich eine Frau bin.
Ich kenne das auch so. Vorab: Ich hatte meine erste Beziehung mit 28, die quälende Sehnsucht nach Liebe begann mit rund 14 und ich war auch knapp dran, deswegen mit mir Schluss zu machen. Ich war das, was man einen Hardcore Absolute Beginner nennt. Ich hatte bis zu meinem 28. Lebensjahr nichts, was auch nur Ansatzweise Richtung Liebe/Partnerschaft/Beziehung ging. Nicht einmal Händchenhalten, oder ein Küsschen, keine Verabredung, wirklich genau null und nichts.

Laut meinem Umfeld war mit mir nichts falsch. Klug, humorvoll, nicht hässlich, aber schüchtern, scheu, zurückhaltend und ... so sagte man mir "wählerisch". Wählerisch nannte mich mein Umfeld, weil ich nicht mit Lebenszeit für ein alkoholisches Getränk zahlen wollte, womit ich mich ganz anders verhielt, als die meisten Frauen, die ich kannte. Erst schwafelten sie, wie ätzend sie einen Typen fänden, aber kaum wittern sie die Chance auf einen kostenlosen Rausch, schenkten sie ihm einen Abend Aufmerksamkeit. So selbstunsicher ich auch war, soviel Selbstachtung hatte ich immer, meine Zeit nur mit Menschen verbringen zu wollen, die ich gut finde. Drinks kann ich mir selbst zahlen.

Mir ging es furchtbar, wenn ich andere Paare sah. Je länger meine Sehnsucht andauerte, umso größer wurde die "Illusion" von der romantischen Liebe, davon, wie geradezu göttlich eine Beziehung, Sex sein müsste. Mit jedem Jahr, jeden Tag der voranschritt, litt ich mehr und wurde meine Vorstellung davon idealer. Das konnte niemand in meinem Umfeld nachvollziehen. Es gab schlichtweg NIEMANDEN, der auch nur annähernd durchlebte, was ich durchlebte. Alle hatten schon mit 15 ihre ersten Erfahrungen, die meisten schon mehrere Beziehungen hinter sich. Nach und nach begannen sich die Leute um mich herum zu verloben, zu heiraten, und ich träumte immer noch vom ersten Kuss. Mit bereits 27. Gelegentlich endete es damit, dass ich mich bei einem solchen Anlass bis zur Besinnungslosigkeit besoff und dann stundenlang heulte, so verdammt weh tat das. Und immer diese Hoffnung und zugleich die Verzweiflung. Immer dieses "Rein statistisch müsste es doch irgendwann soweit sein." Aber nichts. Ich fühlte mich wie ein Versager. Wie auf dieser Welt unwillkommen. Jeder Topf hatte einen Deckel? Von wegen. Ich wurde vergessen.

Immer mal wieder fragte mich wegen meiner Beziehungslosigkeit jemand direkt: Bist du lesbisch? Auch wenn ich nicht homophob bin, aber das tat höllisch weh. Ich war so verrückt nach endlich einem Kerl und alle stellten das so hin, als WOLLTE ich nicht. Aber ich hatte keine Gelegenheit. Ich verknallte mich wohl in den ein oder anderen, aber es war immer einseitig. Ich machte auch immer wieder Versuche, diese Männer kennenzulernen, und kassierte Abfuhren. Dennoch bestand ich (entgegen meiner Erziehung) darauf, dass ich, wenn mir einer gefällt, ICH etwas tun muss, und wollte nicht nur aus denen wählen, die mich wollten. (Außerdem wollte mich doch keiner, oder es traute sich keiner.)

Weh tat auch, wenn jemand mir unterstellte, doch nur "zu genießen und zu schweigen", "in Wahrheit" an jeder Hand zehn Kerle zu haben. Menschen, die es mir schlichtweg nicht glauben konnten, weil doch "jeder" einen abbekommt. Wenn ich mich umschaute, war das extrem verletzend, zu sehen, dass das offensichtlich stimmte. JEDER, jeder noch so hässliche, dumme Mensch schien kein Problem damit zu haben, eine Beziehung und Sex zu bekommen – ich schon.

Ich begann mich zunehmend "falsch" zu fühlen. Also ich dachte, mit mir würde etwas ganz Grundlegendes nicht stimmen, aber niemand wolle es mir sagen. Ich hab bescheuerte Ratgeber gelesen, aber die brachten nichts. Überall herrschte die Vorausannahme, dass man schon Kontakte mit dem anderen Geschlecht hatte, diese ganzen Tipps funktionierten bei jemandem wie mir nicht, der knallrot und stumm wurde, wenn er sich verknallte, oder recht seltsam drauflosagierte. (Ich dumme Kuh habe etwa unter anderem den Männern Gedichte geschrieben. Einer reagierte nett, ein anderer lachte mich aus ... nunja, in Abfuhren kassieren wurde ich zumindest echt gut.)
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 21:03

Was mir fehlte, hier wurde es schon angesprochen, jemand, dem es auch so ging. Der mir glaubte. Mit dem ich darüber reden konnte und der mir nicht so bescheuerte Tipps gab wie: 2 Sekunden hinschauen, 4 Sekunden wegschauen, 3 Sekunden hinschauen, sich an den Hals greifen, lächeln, wegschauen ... und lauter solche albernen Spielchen. Ja. Spielchen waren DER heiße Tipp. Nicht zeigen, was man will, sondern um den heißen Brei tanzen, zappeln lassen und so weiter. Der Typ war ich nie. Ich mag wen, oder nicht, das sag ich, das zeige ich. Keine Spielchen. Keine Tour. Naja. Vielleicht war ja das mein Problem.

Ich erinnere mich noch, als ich mit einer Freundin beisammensaß. Sie war der Typ Cheerleader der ein paar Jahre mit dem Typ Basketballstar der Schule zusammen war. Die Beziehung ging in die Brüche, eine Beziehung, die als "Ideal" galt. Ich, nach wie vor, außerhalb. Sie sagte dann, in einer Beziehung, da ist der andere "auch nur ein Mann/Mensch". Damals fand ich das verletzend. Ich sehnte mich so sehr danach, dass ich dieses "nur" als eine Herabwürdigung meiner Sehnsüchte und Träume sah. Wie konnte sie alles das, was ich seit bald 14 Jahren Stunde um Stunde schmerzhaft vermisste "nur" nennen? "Ist auch nur ein Mensch!" Frechheit.

Heute sehe ich, dass sie recht hatte. Ja, der andere ist wirklich "nur" ein Mensch. Mehr ist es eigentlich auch nicht.

Ich war 27, als ich "aufgab". Ich kam an einen Punkt, an dem ich dachte: "Ab jetzt ist der Zug abgefahren. Mittlerweile habe ich ein solches Erfahrungsdefizit, bin durch meine Beziehungslosigkeit so verkorkst, dass ich eh nie jemanden finden werde." Ich ließ los und freundete mich mit der Idee an, so eine schrullige "Katzenlady" zu sein, die ihr Jungfrauendasein mit einem Dutzend Stubentiger verbringt. Mannlos.
Erstmals seit Beginn der Pubertät fühlte ich mich "frei". Wie soll ich sagen, dieser Druck war weg. Dieser Druck, jemand sein müssen, damit man gesehen, wahrgenommen, vielleicht geliebt wird. Ich brauchte niemanden mehr. Ich konnte nun ganz so (schrullig, verrückt) sein, wie ich war. Ich hatte nichts mehr zu verlieren, in Liebesdingen. Ich hatte mich bemüht, es hatte nichts gebracht. Also gab ich auf, und bekam das selbe Ergebnis. Das war ein Gewinn. Ich konnte nur gewinnen. Mehr, als dass mich, wie bisher, keiner wollte, konnte einfach nicht mehr passieren.

Es dauerte nur ein paar Wochen, da hatte ich plötzlich meinen ersten Freund. Es war so ... banal. Es passierte einfach. Es war so dermaßen lächerlich banal, wie sich das anbahnte, wie ich mir das nie hätte denken können. Allerdings musste ich meine übermäßig aufgebauten Fantasien schleunigst abbauen. Denn die Realität ist eben kein Traum. Natürlich ist Sex toll und die Liebe, aber ... nunja, es ist "nur" ein Mensch.
Ghost Rider hat geschrieben:Wenn ich mir vorstelle, dass ich das alles komplett hinter mir lasse, was eigentlich alles sehr menschlich ist mit Sehnsucht und so, wäre das so ein harter Schritt gegen mich, ich könnte das gar nicht. Es würde mich verletzen. Keine Ahnung ob das hier irgendwer verstehen kann. Aber sich emotional davon zu trennen scheint mir ein sehr harter Schritt zu sein.
Ja, das war es. Ich habe nicht umsonst viele Jahre damit gekämpft. Ich habe es auch genau so empfunden: Ich wollte daran festhalten, weil ich dachte, das mache mich aus, das mache mich menschlich, das hätten doch alle, das wäre normal. Fakt ist: Wer bereits mit 13, 14, 15 loslegte, wer niemals so lange Zeit unerfüllte Sehnsucht ohne Befriedigung empfand, baut nie diese intensive, romantisierte Form von Hoffnung auf. Wie soll jemand, der sich mit 13 schon durch den Schulhof knutschte wissen, wie es ist, sich fast 28 Jahre nach nur einem einzigen Kuss zu verzehren? Sehnsucht an sich haben wohl mehr oder weniger alle Menschen, aber es ist die Art der Sehnsucht, die anders ist. Ich lebe in meiner zweiten Beziehung und kenne ebenfalls Sehnsucht, mitunter wecke ich sie, weil sie für meinen Job nötig ist. Aber auch so ist sie immer mal wieder da. Ich glaube, damals war das eine ungesunde Form von Sehnsucht, weil sie eine Wand gebaut hat, Druck aufgebaut hat. Wenn eine Sehnsucht so extrem wird, dass sie zu Selbsthass und selbstverletzenden Verhalten führt, dann ist das nicht gesund, dann ist das nichts, woran man festhalten sollte. Sehnsucht gilt als eine "schöne" Form von Schmerz. Ist sie nicht mehr schön, sondern wird zur hässlichen Qual, ist es gesund, sie fahren zu lassen.
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 21:04

Ghost Rider hat geschrieben:Könntest Du ihm wirklich sagen, dass das was er sich an Emotionen und Romantik wünscht eigentlich kaum oder gar nicht in der Realität vor kommt?
Kennst du von Richard David Precht "Liebe – ein unordentliches Gefühl?" Ich fand diese Lektüre sehr spannend und wünschte, ich hätte sie damals schon gehabt. Mangels eigener Erfahrung bin ich auf die Medienform von Liebe und Romantik hereingefallen, dieses "Soll", das von niemand anderen als Schriftstellern erfunden wurde, um gelangweilte Hausfrauen zu beschäftigen. (Denen das dann verboten wurde zu lesen, weil sie diese Kunstform der Liebe in der Realität wollten und unglücklich wurden.) Diese romantische Vorstellung, die wir heute als Liebe und Familie kennen, ist mitunter also nur eine Erfindung der Medien und Künstler. Die meisten Menschen zerbrechen genau an dieser Vorstellung, weil sie denken, so wäre es normal so muss es funktionieren, und wenn es das nicht tut, wären sie falsch. Dieses Bild zerstört mehr Liebe und Familien, als es welche erschafft, weil die Leute dann aufgeben, wenn es nicht so ist, wie sie das von der romantischen Kunstidee her kennen.
Statt sich ihre eigene, persönliche Form der Zweisamkeit (und Familie) zu erarbeiten, wollen sie etwas, das sie nicht haben können. Ich denke da nur an diese Umfragen, wonach angeblich die meisten Paare auch nach Jahren noch 2x Sex in der Woche hätten. Ich kenne kein einziges Paar, bei dem das so ist. Die meisten Leute lügen, weil sie Angst haben, nicht normal zu sein, glauben, ihre Beziehung wäre kaputt, nur weil gewisse Parameter nicht erfüllt werden. Ebenso, wie Alleinsein für viele Leute als "ein vorübergehender, unangenehmer Zustand" beschrieben wird, der möglichst schnell vorbeigehen sollte.
Ehrlich, ich bin verdammt froh, alleine gewesen zu sein, ja, sogar, einsam gewesen zu sein. Ich musste lernen, mir zu genügen, damit (gut) zu leben. Ich lernte, dass man an Einsamkeit nicht stirbt und sogar ein erfolgreiches Leben führen kann, dass so schlimm gar nicht ist. Der Alltag in einer Beziehung ist viel anstrengender und stressiger. Dieses Wissen, dass Alleinsein nicht schlimm ist, im Gegenteil, macht eine Beziehung dann nicht zu etwas, an dem die ganze Existenz hängt.

Also ja, ich würde meinem Kind durchaus erzählen, dass die Form der Romantik, die propagiert wird, nicht der Realität entspricht und höchstwahrscheinlich unglücklich macht und sogar dazu führen kann, sich in ungesunde Beziehungen zu verrennen und sich an die falschen Menschen zu binden. Romantik sollte nicht dazu führen, zu leiden oder sich zu verbiegen. Romantik sind oberflächliche Rituale. Wie der Zucker auf dem Kuchen, nicht aber der Kuchen selbst.
Ghost Rider hat geschrieben:Wenn mein Sohn zu mir kommt und den Glauben an eine Liebe, die ihm gut tun soll, aufzugeben versucht, würde mich das sehr traurig machen. Gehört es denn nicht irgendwie auch dazu, sich diese Gedanken zu bewahren, unabhängig davon, ob es diese SO in der Realität gibt? Ich denke sie gehören zu uns und können auch zeigen, dass man noch immer eine emotionale Komponente an sich hat und vielleicht auch dadurch die eigene, ja vielleicht sensible Seite zum Ausdruck kommt.
Das Stichwort ist "gut tun". Generell sollte man lernen, was einem gut tut, ohne sich dafür von einem anderen Menschen abhängig zu machen. Nun, viele glauben auch an einen Gott, ohne dass es ihn gibt und sind der Ansicht, es geht ihnen damit gut. Ich bin da wohl Bodennäher. Es geht nicht darum, Gefühle abzuwürgen und unsensibel zu werden. (Manchmal wünschte ich, das ginge, ich bin viel zu sensibel, ich glaub, sogar sensibler als "damals".) Unsensibel wird man, wenn man nicht bei sich bleibt. Sich dauernd in eine Sehnsucht flüchten, macht nicht sensibel oder emotional. Als ich damals "aufgab", fielen ja nicht über Nacht all meine Gefühle, Träume und Sehnsüchte von mir ab. Eher war es so, dass ich mich auf einmal spürte. So wie ich war. Nicht dauernd von dieser Jagd nach Liebe und dem Versagen darin in Beschlag genommen wurde. Mir fiel eine Last von den Schultern und ich war plötzlich ... hm ... sichtbar. Wie heißt es in dieser komischen Werbung? Ich war "zusammener". Man hat ja nicht nur in Bezug auf partnerschaftliche Liebe Gefühle. Gottseidank.
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 21:06

Ghost Rider hat geschrieben:Hat Dich das wirklich glücklich gemacht, dieses komplett-emotionslose? Dieses völlige abtrennen dieser Seite von Dir, die vielleicht doch nur Liebe und Zärtlichkeit sich wünscht...? Kam es denn nie wieder zurück? Hat Dich das nie wieder belastet? Konntest Du Paare und so sehen, ohne dabei je wieder etwas zu fühlen?
Du hast die Frage zwar an Eremit gestellt, ich beantworte sie aber mal auf mich bezogen. Es ging nicht darum "emotionslos" zu werden, um Himmels Willen. Es ging darum, diese fixe Idee, diesen fixen Wunsch, diese schmerzende Vorstellung fallen zu lassen. Der Wunsch nach Liebe und Zärtlichkeit ist nach wie vor dagewesen, aber ich habe vollkommen akzeptiert, dass er niemals erfüllt wird. Vielleicht kann man es mit buddhistischer Gelassenheit oder Hingabe vergleichen. Das Bedürfnis blieb, aber ich litt nicht mehr darunter, es nie zu erleben, weil ich mich auf den Weg machte, das auf eine andere Art zu stillen. (Durch Kunst.)
Ich konnte dann Paare ganz neutral und nüchtern sehen, ohne diesen Schmerz zu verspüren. Das ist vergleichbar damit, als würde ich jemanden mit einem Motorboot sehen. Tolle Sache, aber ich leide nicht darunter, selbst keines zu haben. Wenn man es für sich selbst vollkommen ausgeschlossen hält, ist auch kein "das könnte ich haben"-Gefühl da, damit keine "Warum habe ich das nicht"-Frage und damit auch nicht das Gefühl, zu versagen oder Ungerechtigkeit zum Opfer zu fallen. Ja, auf eine geschummelte Weise nimmt man das Heft zurück in die Hand. Wenn ich etwas gar nicht will, kann man es mir nicht vorenthalten und mir damit nicht mehr wehtun.
In verdammt vielen Bereichen können wir das doch auch.
Ghost Rider hat geschrieben:Ich tue mich so schwer damit, es fällt mir überhaupt nicht einfach mit diesem Thema umgehen zu lernen...*verzweifeltbin*
Ich wünschte, damals hätte ich Internet gehabt. Ich erfuhr erst viel später, wie vielen Menschen es so geht. Damals war ich der einzige. Ich wusste von einem Cousin (der damals in Amerika lebte) dem es "vermutlich" ähnlich ging (zumindest gaben gewisse Erzählungen hinter vorgehaltener Hand eine Vorstellung davon, dass er vermutlich ein ähnliches Schicksal hatte), aber als Frau auch noch? Das war Versagen auf ganzer Linie. Alle Frauen mussten doch nur warten, bis die Verehrer kamen! Wie viele Frauen gaben sich genervt von diesen "liebeskranken Idioten". Ich hatte so jemand nie. Ich hätte mir gerne "liebeskranke Idioten" gewünscht. Es war eine Absage an mich als Frau. Auch meine Offensive, dann selbst aktiv zu werden, das war so "unweiblich". (Und ehrlich, meine Erscheinung könnte nicht weiblicher sein.)
Ich kann also sehr gut nachvollziehen, wie schwer es ist, damit umzugehen. Vor allem, wenn man damit alleine dasteht, oder einem keiner glaubt, das einem abspricht oder dann mit oberflächlichen dummen Ratschlägen daherkommt, weil er gar nicht erfassen KANN, worum es geht. Ja, man ist ein Alien.
Allerdings machte ich trotzdem nie ein Geheimnis draus. Der Typ für Spielchen und Geheimnistuerei war ich nie. Ich kann nicht lügen. Vielleicht ist auch diese Ehrlichkeit ein Problem, aber "schöntun" ist nicht.
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Eremit
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Beitrag So., 08.06.2014, 00:25

Ghost Rider hat geschrieben:Ich weiß nicht, es fühlt sich her hart mir gegenüber an, wenn ich her gehe und diese Sache endgültig aufgebe weil es in der Realität so gut wie nie eine Chance auf Erfüllung hat.
Ist auch hart, verdammt hart. Sieh es mal so: Rein statistisch gibt es jede Menge Menschen, die zwar alles "mitbringen", was für eine erfüllende Beziehung von Nöten ist, allerdings dennoch nie zum Zug kommen, weil es sich ganz einfach nicht für jeden "ausgeht". Das ist manchmal einfach so. Es gibt ja auch Menschen, die fit sind wie ein Turnschuh, keine genetischen Dispositionen aufweisen und dennoch an Krebs erkranken. Einfach so. Es gibt nicht für jeden "Topf" einen "Deckel".
Ghost Rider hat geschrieben:(...) Könntest Du ihm wirklich sagen, dass das was er sich an Emotionen und Romantik wünscht eigentlich kaum oder gar nicht in der Realität vor kommt?
Ja, ohne Umschweife. Ich würde mein Kind niemals belügen. Ich würde ihm aber auch beibringen, daß eine Paarbeziehung nicht alles ist, was das Leben zu bieten hat, oft genug ist eine solche auch nicht das Beste, das einem zustoßen kann...
Ghost Rider hat geschrieben:Gehört es denn nicht irgendwie auch dazu, sich diese Gedanken zu bewahren, unabhängig davon, ob es diese SO in der Realität gibt?
Das muß jeder für sich selbst entscheiden, was zum eigenen Leben dazugehören sollte und was nicht. Die Frage ist, welche Konsequenzen sowas nach sich zieht.
Ghost Rider hat geschrieben:Ich denke sie gehören zu uns und können auch zeigen, dass man noch immer eine emotionale Komponente an sich hat und vielleicht auch dadurch die eigene, ja vielleicht sensible Seite zum Ausdruck kommt.
Träume sind eine Fluchtmöglichkeit (Schutzmechanismus), die in Krisenzeiten helfen KÖNNEN. Wenn sie aber zum Alltag gehören, diesen gar beherrschen, dann richten sie per se mehr Schaden an, als daß sie von Nutzen sind. Dann "verträumt" man sein Leben nur, statt es zu leben. Irgendwann kommt dann im hohen Alter Panik auf, weil man merkt, daß man sein ganzes Leben nur mit Träumereien verschi**en hat...

Und nur, weil man einen Traum aufgibt, heißt das noch lange nicht, daß man deswegen zu einem Grantscherm werden muß. Es sei denn natürlich, man hängt den gesamten Wert des eigenen Selbst, des eigenen Lebens nur an einen EINZIGEN Traum, dann dreht man natürlich irgendwann durch.
Ghost Rider hat geschrieben:Wenn ich mir vorstelle, dass ich das alles komplett hinter mir lasse, was eigentlich alles sehr menschlich ist mit Sehnsucht und so, wäre das so ein harter Schritt gegen mich, ich könnte das gar nicht. Es würde mich verletzen. Keine Ahnung ob das hier irgendwer verstehen kann. Aber sich emotional davon zu trennen scheint mir ein sehr harter Schritt zu sein.
Du implizierst damit, ich wäre irgendwie "unmenschlicher" und "emotionsloser" geworden Durch meine Resignation. Das stimmt allerdings nicht. Es ist genauso menschlich, die Hoffnung fahren zu lassen im Angesicht der Erkenntnis (daß es eben nicht für jeden "Topf" einen "Deckel" gibt).

Natürlich ist dieser Schritt verdammt hart, sich einzugestehen, daß man mit hoher Wahrscheinlichkeit nie zum Zug kommt. Aber das gehört einfach dazu, denn niemand hat ein Recht auf Liebe oder Sex, auch, wenn noch so viele Idioten und Scharlatane das Gegenteil behaupten. Gehört einfach zum Erwachsenwerden dazu, die eigene Endlichkeit zu akzeptieren.
Ghost Rider hat geschrieben:Ich denke, man sollte versuchen die Mitte zu finden, egal ob in oder außerhalb einer Partnerschaft...was unglaublich schwierig ist. Ich kann das (noch) nicht. Bei mir kippt das immer so sehr.
Diese "goldene Mitte" ist allerdings nur ein Denkmodell ohne Manifestation in der Realität. Die Mitte wäre ja neutral, und Neutralität gibt es höchstens in der Mathematik.

Ich habe das alles auch nur aus purer Notwendigkeit heraus gelernt. Ich hatte nur die Wahl zwischen Resignation und komplettem Wahnsinn.
Ghost Rider hat geschrieben:Manchmal ist die Sehnsucht so enorm groß das ich den größten Selbsthass auf mich entwickle, und manchmal ist er relativ beruhigt, sodass ich eine Pause machen kann. Ist echt sehr unangenehm für mich...
Solange Du glaubst, es würde nur an Dir liegen, wirst Du auch Deinen Selbsthass nähren und Dir weiterhin Schaden zufügen, um Dich für Deine eigene vermeintliche Fehlbarkeit zu bestrafen...

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