Geldbuße nach 'therapeutischem Kuss'

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metropolis
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Beitrag So., 15.08.2010, 18:11

Anastasius hat geschrieben: Ich denke, es gibt keine Korrelation zwischen qualitativ schlechter Arbeit und Therapeutenalter.
Aber angeblich sollen ja eher die älteren, erfahreneren Therapeuten zu Missbrauch in der Therapie neigen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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schmetterling.1983
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Beitrag So., 15.08.2010, 18:24

metropolis hat geschrieben:Aber angeblich sollen ja eher die älteren, erfahreneren Therapeuten zu Missbrauch in der Therapie neigen.
Was heisst denn älter und wieso gerade die, müssten die es nicht eigentlich "besser wissen"?
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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metropolis
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Beitrag So., 15.08.2010, 18:31

Klar müssten die es besser wissen, tun sie aber nicht, weil sie sich später nicht mehr in Supervision begeben und sich nicht mehr so kritisch reflektieren. Einerseits aus Scham vor den Kollegen, die ja glauben müssen, dass ein so erfahrener Therapeut, seine Therapien im Griff hat. Da mag man nicht so gern zugeben, dass etwas schief läuft. Andererseits vielleicht auch aufgrund von Betriebsblindheit. Mit zunehmender Beruferfahrung stellt man sich weniger in Frage und sucht die Ursachen für Probleme woanders.
Soweit meine Vermutungen, denn schließlich bin ich ja kein alter, erfahrener Therapeut.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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schmetterling.1983
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Beitrag So., 15.08.2010, 18:35

Ich dachte diese Supervision machen eh fast alle, egal wie alt oder erfahren man ist.
Ist man dazu eigentlich verpflichtet für eine gewisse Zeit oder wie ist das, darf das jeder machen wie er7sie "lustig ist?
metropolis hat geschrieben:Mit zunehmender Beruferfahrung stellt man sich weniger in Frage und sucht die Ursachen für Probleme woanders.
Wie traurig eigentlich.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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metropolis
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Beitrag So., 15.08.2010, 18:36

Supervision ist freiwillig und das macht natürlich nicht jeder in gleicher Regelmäßigkeit.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Gast
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Beitrag So., 15.08.2010, 19:05

Supervision hin oder her. Auch für Therapeuten gilt der Spruch, der unter ihnen
(in dieser Form oder anders sinngemäß) über manche Klienten recht weit verbreitet ist: "Aus einem Schwein kann man kein Rennpferd machen."

Gruß
Anastasius

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SamuelZ.
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Beitrag So., 15.08.2010, 19:50

Je oller, je doller!

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gandalf_der_graue
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Beitrag So., 15.08.2010, 20:51

metropolis hat geschrieben:Aber angeblich sollen ja eher die älteren, erfahreneren Therapeuten zu Missbrauch in der Therapie neigen.
Hi Metropolis,
woher hast du denn die Idee?
schmetterling.1983 hat geschrieben:Ich dachte diese Supervision machen eh fast alle, egal wie alt oder erfahren man ist.
Ist man dazu eigentlich verpflichtet für eine gewisse Zeit oder wie ist das, darf das jeder machen wie er7sie "lustig ist?
Supervision ist nicht vorgeschrieben. Nur Fortbildung muss man regelmäßig nachweisen.
Aber die meisten Psychotherapeuten bleiben eigentlich immer dabei, Supervision oder Intervision (mit Kollegen) ist einfach hilfreich und rückt den Blick gerade.
metropolis hat geschrieben:Mit zunehmender Beruferfahrung stellt man sich weniger in Frage und sucht die Ursachen für Probleme woanders.
Nee, eigentlich nicht. Den Fehler machen allerdings vermutlich alle, die mit Menschen arbeiten, gelegentlich. Nicht den Kuss, sondern sich selbst und eigene Probleme auf andere zu projezieren.

Aber wenn der "Kollege" die vorgebliche "Schocktherapie" in der Supervision besprochen hätte, wäre das sicher nicht passiert.

Gruß,
Gandalf

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Hamna
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Beitrag So., 15.08.2010, 20:59

Violetta 2009 hat geschrieben:Also ich habe gerade nochmal gelesen unter:Abschlußbericht der Generalstaatsanwaltschaft:
Ja, habe ich u. a. auch gerade gelesen. Jetzt verstehe ich das ganze auch besser und sehe es auch eindeutig als Missbrauch! Zuerst war mir das ja nicht so ganz zugänglich.

Anastasius hat geschrieben:"Aus einem Schwein kann man kein Rennpferd machen."
Also, den Spruch finde ich ja echt "saugeil"!


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Beitrag So., 15.08.2010, 21:34

Hallo Gandalf der Graue

ich bin zwar nicht Metropolis, aber Quellen sind u.a. zu finden bei

Tschan
Pope
Schmidbauer
Schoener
Rutter
und ich glaub u.a. auch bei Fischer
in diversen Ausgaben Deutsches Ärzteblatt und viele weitere

In der Tat ist es so, dass gerade Berufserfahrene Menschen (in allen Berufen, nur dass es in der PT u. in der Medizin fatal ist) meinen, sie bräuchten keine Aussenansichten mehr.

Rosenrot

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gandalf_der_graue
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Beitrag So., 15.08.2010, 21:50

Danke für die Info. Hatte ich noch nicht gehört.
Das finde ich aber echt schade.

Supervision ist immer wichtig.

Gruß,
Gandalf

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metropolis
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Beitrag So., 15.08.2010, 21:58

@Gandalf

Ich habe es schon mehrfach gelesen, kann mich aber leider nicht mehr an die Titel erinnern. Ich glaube, das erste Mal las ich die These bei Yalom, "Die rote Couch", sicher bin ich mir aber nicht.

Eine Statistik in folgendem Buch sagt, dass 70% der Missbrauchsvorfälle mit Therapeuten passieren, die mehr als 20 Jahre Berufserfahrung haben. S. 97 : http://books.google.de/books?id=IdVWD4z ... &q&f=false
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Phönixia
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Beitrag Mo., 16.08.2010, 17:02

Hallo,

Statistik hin, Statistik her. Ich persönlich würde einen älteren Therapeuten bevorzugen.
Weil neben Berufserfahrung auch noch Lebenserfahrung.
Einen gleichaltrigen oder gar jüngeren Therapeuten könnte ich nicht wirklich ernst nehmen -
der soll mir was übers Leben erzählen?

Aber zurück zum "therapeutischen Kuss":
Ich finde die Anzeige und auch das Urteil völlig gerechtfertig.
Auch das Strafmaß, eine Geldbuße, empfinde ich, für diesen "Therapeuten-Pfusch" für angemessen.
Es ist nicht zu hart, aber er hat doch spürbar "eins auf den Deckel" bekommen.

Und noch was zu ob "erzwungener Kuss" anzeigewürdig oder nicht:

Die meisten sexuellen Belästigungen (jetzt Therapeuten-unabhängig) bewegen sich in diesem diffusen Bereich, sind also nicht massiv sexuell, sondern oft scheinbar "harmlos" sexuell. Mal „zufällig“ so über den Busen streichen oder so....
Das Opfer ist meist irritiert und weiß tatsächlich nicht, ob es mit Empörung oder vielleicht gar Anzeige zu übertrieben reagiert. Ich denke die Täter rechnen auch damit, dass die meisten es einfach mit Verärgerung hinnehmen.
Hier hat es halt mal eine nicht hingenommen. Zu Recht!
Zuletzt geändert von Phönixia am Mo., 16.08.2010, 17:39, insgesamt 2-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 16.08.2010, 17:05

metropolis hat geschrieben: Aber angeblich sollen ja eher die älteren, erfahreneren Therapeuten zu Missbrauch in der Therapie neigen.
Hm, besonders wenn sie sonst keine jüngere mehr abkriegen?


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Beitrag Mo., 16.08.2010, 18:12

Hallo Sandy,

ist es nicht sch***egal, wie alt ein Mann ist, der so übergriffig wird?

Hallo Münchnerkindl

huch, ich bin ganz verwundert, dass du so etwas sagst Du bist doch sonst viel ausgewogener in deinen postings...

Rosenrot

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