Meine Therapeutin sagt, ich sei an allem Schuld

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 20.07.2010, 13:11

metropolis hat geschrieben: Ich z.B. lasse mir schon Aussagen gefallen wie "Sie haben auch einen eigenen Anteil am Konflikt." oder "Was hat Sie daran gehindert, sich zu wehren?", weil ich spüre, dass er per se auf meiner Seite ist.

Das sind in der Tat wichtige Fragen. Also zB zu klären, warum jemand in einer misbräuchlichen Situation verharrt.

Nur, hier wurde es doch ziemlich eindeutig als Vorhaltung verwendet und nicht zur Einfühlsamen Recherche, was hier bei dem Klienten schiefläuft.

Aber nein, wenn mich jemand frontal angreift habe ich da zunächst mal ausser meiner Anwesenheit keinen persönlichen Anteil an dem Angriff. Wenn ich mich aus irgendeinem Grund aus der Situation nicht entfernen kann, sei es, daß es mein Job ist, sei es, daß ich aufgrund Traumatisierung nicht fähig bin, mich abzugrenzen, dann ist es zunächst mal nicht die Verantwortung des Angegriffenen.

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metropolis
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Beitrag Di., 20.07.2010, 13:35

münchnerkindl hat geschrieben:
metropolis hat geschrieben: Aber solche Situationen sind nun mal nicht schwarz-weiß (Therapeutin-narzisstisch, inkompetent, Patientin- unverstanden, missbraucht oder Patientin- wahrnehmungsgestört, Therapeutin- wohlwollend, motivierend), die Wahrheit bewegt sich irgendwo dazwischen. .
Du sagst hier wortwörtlich, daß das ganze Sache harmloser war wie Blume die Erlebnisse geschildert hat und ihre Verletztheit zumindest teilweise ihre eigene, sozusagen "krankheitsbedingte" Interpretation der Situation war.
Ich sehe es nicht, du interpretierst!

Aber es stimmt schon, man kann Aussagen krankheits- oder traumabedingt verzerren. Da werden Sätze wie "Sie haben auch einen eigenen Anteil am Konflikt." zu "Sie hat gesagt, dass ich an meiner Lage selbst schuld bin" und aus "Was hat sie daran gehindert, sich zu wehren" wird "Sie macht mir Vorwürfe dass ich ja hätte gehen können und warum ich den niemand zu hilfe geholt hätte" Das ist möglich ja. Was ist daran unangemessen, diese Möglichkeit einzuräumen.
Wie gesagt, bei kleineblume kann ich das nicht beurteilen, dazu bräuchte ich den Wortlaut der Thera und selbst dann wäre ich vorsichtig zu sagen, deine Thera ist so und so gestrickt.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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hier bin ich
Helferlein
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Beitrag Di., 20.07.2010, 14:00

ich geh doch nicht in Therapie, um mich provozieren zu lassen. Und wenn ich in Therapie geh, dann bin ich erst mal "geschwächt", macht alles für mich keinen Sinn. Ich möchte angenommen und verstanden werden. Weiter meine ich, jeder Patient hat das Recht wohlwollend und ehrlich behandelt zu werden, und dazu gehört die "Methode der Provokation" nicht hin, es wirft einen zurück, es verletzt, es "trifft Altbekanntes".

Mir haben andere Sätze von den Menschen geholfen, die mich begleitet haben

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 20.07.2010, 14:07

metropolis hat geschrieben: Ich sehe es nicht, du interpretierst!

Du sagst, "Situationen sind nun mal nicht schwarz-weiss"

Damit negierst du die Möglichkeit, daß hier eine unschuldige Person einfach von einer anderen Person angegriffen und überfahren worden sein kann.

Situationen können "schwarz" sein, wo eine Person eine andere, die nichts aktiv dazutut einfach eine andere abwertet, angreift, verletzt etc. Eine sehr krasse Form davon wäre zB mobbing, aber verbale/emotionale Gewalttätigkeit kann auch subtiler daherkommen.

Das ist keine Interpretation, das ist eine Tatsache des Lebens. So etwas passiert. Es ist mir schon passiert und es passiert auch anderen Menschen.

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metropolis
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Beitrag Di., 20.07.2010, 14:16

münchnerkindl hat geschrieben:
Damit negierst du die Möglichkeit, daß hier eine unschuldige Person einfach von einer anderen Person angegriffen und überfahren worden sein kann.
Jetzt reichts aber. Ich negiere überhaupt nicht diese Möglichkeit. Ich schließe nicht aus, dass kleinebume völlig unschuldig ist. Allerdings verstehe ich nicht, wie du nach den Schilderungen der TE von Tatsachen sprechen kannst. Ihre Lage ist für mich nun mal grau, weil wir alle nicht dabei gewesen sind.

Aber an deinem Urteil über die Thera ist anscheinend nicht zu rütteln. Woher du diese Sicherheit nimmst, keine Ahnung. Du denkst wahrscheinlich "Im Zweifel für den Patienten". Und ganz ehrlich, der Meinung bin ich auch, auch wenn du mir das wahrscheinlich nicht glaubst.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Stöpsel
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Beitrag Di., 20.07.2010, 15:10

Hallo Zwackel,

na ja, wenn es so vage ist, was wir hier von kleineblume mitkriegen, wieso bist Du dann so davon überzeugt, daß kleineblume's Therapeutin in Ordnung ist? Das funktioniert dann konsequenterweise andersrum genausowenig.

Im Grunde kann man die Situation auch beurteilen, ohne die grundsätzliche Kompetenz der Therapeutin in Zweifel zu ziehen: kleineblume geht es schon seit langem schlecht, ohne daß die Therapeutin mitbekommt, wie sehr ihr Agieren kleineblume schadet. Selbst WENN man da sagen würde, da muß kleineblume halt mehr ansprechen, wie sehr ihr das alles schadet (na ja, hat sie es nicht bereits getan und ist mit einer blöden Bemerkung abgespeist worden? Ich weiß gar nicht merh, ob sie was dazu sagte, aber denkbar wäre es), damit die Therapeutin darauf reagieren kann: Irgendwas funktioniert da nicht, und funktioniert ganz krass nicht, und nachdem es kleineblume so geht, finde ich, gibts da auch keine Zeit mehr zum rumprobieren.

Auch wenn eine Situation unklar zu beurteilen ist, muß man sich doch fragen, was steht im Zweifel auf der einen Seite, was steht auf der anderen Seite. Auf der einen Seite steht, daß wenn es stimmt, was kleineblume sagt (und das "wenn" schreibe ich nicht, um kleineblume's Aussagen in Zweifel zu ziehen!), und die Therapeutin sich so verhält, sie kleineblume damit nur noch weiter in einen Teufelskreislauf bringt. Und das ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Da gibt's außer einem radikalen Schnitt keine Möglichkeit. Auf der anderen Seite, wenn kleineblume mehr Handlungsmöglichkeiten hätte, wie Du, Zwackel, meinst und der Therapeutin unrecht getan wird: Ok, wäre dann nicht so nett, aber was würde die Therapeutin denn dann davon mitkriegen? Höchstens, daß kleineblume ungerechtfertigt geht. Na ja, ist so schlimm ja auch nicht...
Wenn man die beiden Sachen gegeneinander sieht, ist doch klar, in welche Richtung man im Zweifel eher argumentieren sollte. So wie es woanders heißt "Im Zweifelsfall für den Angeklagten" wäre es hier angebracht "im Zweifelsfall für den Patienten".

Ich glaube, manchen hier ist gar nicht klar, wie sehr man unter einer schieflaufenden Therapie leiden kann, insbesondere, wenn einem dann nicht mal geglaubt wird. Insofern fände ich da ein bißchen mehr Zurückhaltung angebracht. Klar, die Ratschläge entsprechen den eigenen Erfahrungen, weil man an sich selbst erlebt hat, daß man irgendwas falsch interpretiert und dem Therapeuten unrecht getan hat. Trotzdem: Man muß einfach im Auge haben, was auf dem Spiel steht.

Viele Grüße

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 20.07.2010, 15:44

metropolis hat geschrieben: Jetzt reichts aber. Ich negiere überhaupt nicht diese Möglichkeit. Ich schließe nicht aus, dass kleinebume völlig unschuldig ist. Allerdings verstehe ich nicht, wie du nach den Schilderungen der TE von Tatsachen sprechen kannst. Ihre Lage ist für mich nun mal grau, weil wir alle nicht dabei gewesen sind.
Die Tatsachen sind so wie sie sind. Die Lage ist nicht grau, sie ist so wie sie ist, und das kann durchaus knallschwarz sein. Daß wir nicht dabeigewesen sind ändert nichts an dem Vorgefallenen.

Und da ich der Threadstarterin erstmal glaube und sie sehr leidet unter der Sache gehe ich mal davon aus, daß es so stimmt wie sie es geschildert hat, wenn ich keine dagegen sprechende Anhaltspunkte habe.

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Zwackel
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Beitrag Di., 20.07.2010, 17:50

Stöpsel hat geschrieben:...wenn kleineblume mehr Handlungsmöglichkeiten hätte, wie Du, Zwackel, meinst und der Therapeutin unrecht getan wird: Ok, wäre dann nicht so nett, aber was würde die Therapeutin denn dann davon mitkriegen?
Liebe Stöpsel (und andere),
es geht mir hier keineswegs um die Verteidigung einer mir völlig unbekannten Therapeutin, "der unrecht getan wird", sondern darum der TE zu helfen, indem ich ihr das anbiete, was sie mit ihrem Posting in einem Psychotherapie-Forum ja wohl zu bekommen hoffte, und zwar die persönliche Meinung und die (subjektive !) Sichtweise anderer User. Dass diese eventuell von der eigenen abweichen könnte, muss jedem klar sein, der hier schreibt !
Ich habe nirgends behauptet, dass die Therapeutin endeutig keinerlei Fehlverhalten gezeigt hat - es ist natürlich möglich, dass sie tatsächlich völlig inkompetent und ungeeignet für die Arbeit mit KLeineblume ist.
Ich habe lediglich die Vermutung (!) geäussert, dass es sich hier auch um ein Missverständis handeln könnte.
Ich habe Kleineblume auch nirgendwo in beleidigendem Ton angegriffen oder sie der bewussten Verdrehung von Tatsachen bezichtigt !
münchnerkindl hat geschrieben:Und da ich der Threadstarterin erstmal glaube und sie sehr leidet unter der Sache gehe ich mal davon aus, daß es so stimmt wie sie es geschildert hat, wenn ich keine dagegen sprechende Anhaltspunkte habe.
Ich glaube auch, dass es ihr schlecht geht und dass sie felsenfest davon überzeugt ist, dass alles genau so war, wie sie es hier schildert.
Allerdings sehe ich durchaus einen Anhaltspunkt dafür, dass sie dazu neigen könnte, Äusserungen ihrer Therapeutin anders zu interpretieren, als sie gemeint waren, und zwar in ihrer Reaktion auf meinen ersten Beitrag.
Das wiederum meine ich NICHT als Schuldzuweisung an die TE, da sie aus ihrer Sicht vollkommen zurecht der Therapeutin völliges Versagen vorwirft !
Aber ich wiederhole mich...

LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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mitsuko
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Beitrag Di., 20.07.2010, 20:24

Zwackel hat geschrieben:Allerdings sehe ich durchaus einen Anhaltspunkt dafür, dass sie dazu neigen könnte, Äusserungen ihrer Therapeutin anders zu interpretieren, als sie gemeint waren, und zwar in ihrer Reaktion auf meinen ersten Beitrag.
Die Reaktion (in Krise geraten und hier verschwinden) auf einen Forumsbeitrag, der sehr sachlich und nicht beleidigend gehalten war, ist schon sehr extrem, was nicht schlecht ist und von mir weder als Vorwurf noch Schuldzuweisung gemeint ist. Ich selbst hätte den Beitrag niemals als grenzwertig oder übergriffig angesehen, kleineblume wohl schon. Schade finde ich, dass kleineblume sich als Reaktion gleich zurückgezogen hat. So besteht natürlich keinerlei Möglichkeit, irgendetwas zu klären.

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Elle
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Beiträge: 297

Beitrag Di., 20.07.2010, 21:11

Ich wiederum finde Zwackels ersten Beitrag nicht ganz sachlich, sondern etwas provokativ überspitzt und damit nicht besonders glücklich als Reaktion auf das Ausgangsposting.

Konkret diese beiden Sätze:
ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass deine Therapeutin wirklich so imkompetent und sadistisch ist, dass sie dir aus purer Boshaftigeit einreden will, du seist an allem selber "schuld", was in deinem Leben passiert ist

Sie ist nicht dafür zuständig, dich einfach nur für das zu bedauern, was dir zugestoßen ist, so schlimm es auch sein mag
Natürlich ist das alles irgendwo richtig. Aber wenn es offenbar schon in der Therapie bei kleineblume mit den Provokationen nicht funktioniert und sie mit dem Problem hierher kommt, finde ich es nicht grade geschickt, in derselben Weise darauf zu antworten.
Meine Meinung.

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Offy
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Beiträge: 470

Beitrag Mi., 21.07.2010, 04:48

mitsuko hat geschrieben:Schade finde ich, dass kleineblume sich als Reaktion gleich zurückgezogen hat. So besteht natürlich keinerlei Möglichkeit, irgendetwas zu klären.
Da ist zwar was dran, aber ich bin da etwas ambivalent.
Es kann ebenso gut auch eine Art Selbstschutz sein. Aus Angst vor weiteren Verletzungen ist Rückzug manchmal notwendig und richtig. Wenn es kleineblume ohnehin schon mies geht, kann sie mit Sicherheit keine zusätzlichen Verletzungen gebrauchen.

Klar ist es immer besser, man kann solche Dinge klären, aber es muss auch der richtige Zeitpunkt sein, sonst macht man unter Umständen alles noch schlimmer und ist eh nicht in der Lage, es halbwegs objektiv und mit Abstand zu betrachten.
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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Annemarie
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Beitrag Mi., 21.07.2010, 06:28

An alle hier Mitschreibenden,

da kleineblume zur Zeit nicht mehr hier mitschreibt, möchte ich gerne den Thread so lange schließen, bis die TE sich selbst wieder dazu äußern möchte.

@kleineblume: Bitte gib mir (oder jemand anderen vom Moderatoren-Team) per PM Bescheid, wenn Du Dich gerne wieder über den weiteren Verlauf Deiner Therapie austauschen möchtest.

Liebe Grüße und alles Gute,
Annemarie

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