Den Therapeuten zu etwas 'zwingen' wollen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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carö
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Beitrag Di., 22.06.2010, 21:04

Nach über eineinhalb Jahren hochfrequenter Analyse schaffe ich es immer noch nicht, mich von ihm getragen zu wissen, obwohl er mir im Grunde nie böse kam oder mich wirklich eindeutig verletzte. Was braucht es denn noch, damit ich endlich endlich Beziehungen leben kann??
du hast das doch sooo gut gemacht
geduuuld!

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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candle
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Beitrag Di., 22.06.2010, 21:04

Ich muß sagen, dass ich leider dafür wenig Verständnis habe, aber Alkohol ist bei mir auch gerade ein Megatrigger, den ich leider (noch) nicht ausschalten konnte.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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TimpeTe
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Beitrag Di., 22.06.2010, 21:09

Hallo Freistil

Das freut mich zu hören. Oft versteckt sich ja hinter der Wut, der Enttäuschung und dem Trotz eine immense Trauer. Und auf die lässt es sich viel besser antworten.
Wenn du wüsstest wie vertraut mir deine Schilderungen sind..

Auch wenn es zur Zeit noch nicht möglich ist- so wünsche ich dir, dass es dir irgendwann gelingen möge, dir diese Wärme selber zu geben. Dass du dich nicht mehr so ausgeliefert fühlen musst -und auch nicht mehr als Lamm auf der Opferbank.

Aber vorerst braucht das Lämmlein vermutlich noch Mutterwärme...

lg. zu dir... medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Freistil
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Beitrag Di., 22.06.2010, 21:15

Liebe carö,

danke dir für deinen Beitrag, in dem ich mich wie schon öfter ziemlich genau selbst erkennen kann.
carö hat geschrieben: mein thera hat öfter mal gesagt, wenn ich so genervt und empfindlich auf lärm von draussen reagiert habe, dass es wohl eher der lärm von innen sei, der mich so unruhig macht...
Ja, weise Worte!! Ich glaube, mein Hauptproblem der letzten Zeit war, dass mein Thera sich zum Mächtigen über den analytischen Rahmen aufgeschwungen hatte. Plötzlich zog er uns in sein Büro um, in die "Privaträume" also, zu denen ich normal keinen Zugang haben sollte. Aber er entschied, die Couch auf Grund der Lärmbelästigung dorthinzubringen. Ich konnte nur zum Ergebnis mein Nicken und meine Verblüffung zufügen. ER entscheidet, wo der Rahmen gelockert wird und wo nicht.... Plötzlich hat er uns wieder umgezogen ins alte Zimmer. Ich muss es akzeptieren und kam mir einfach ausgeliefert vor. Er darf am Rahmen drehen, wie es ihm passt. Ich darf das natürlich nicht. Das ängstigte mich unbewusst sehr, wie mir heute auch aufging..... Das war wohl der innere Lärm, den ich erst nicht erkannte und den ich auf die Bauarbeiter projezierte.....

er hat früher bzw. sehr lange sogar auch eher entgegenkommend reagiert, wenn ich nicht selbst aus so unruhigen zuständen herausgekommen bin. aber irgendwann wurde es immer offensichtlicher, dass es eine art wiederholung war, die stattfand. also dass ich diese "beruhigungspille" gesucht habe, dass er also was sagt, irgendwas, was mich runterbringt, den stress irgndwie für mich "wegmacht" etc... ich glaub ich hab ihn auch exzessiv zwingen wollen auf mich zu reagieren - war mir völlig nicht klar. für mich fühlte es sich auch so an, dass ER mir etwas verweigert und nicht umgekehrt. und machmal hat er dann doch nachgegeben und was kluges, ruhiges, sanftes, liebes von sich gegeben... hach, dann war meine welt für ne halbe stunde wieder in ordnung. aber das hat halt leider nie lang gehalten...
Hier war ich echt schockiert bei dem, was du geschrieben hast.... EXAKT das spielt sich in meiner Analyse ab!!! Ich will ihn benutzen, um meinen Emotionshaushalt reguliert zu bekommen. Wenn er da mitspielt, mich quasi "befriedigt" ist die Welt rosafarben. Wenn er sich dem verweigert, fange ich an zu wüten.....
und das spiel hat er dann auch nicht mehr mitgemacht. was du da beschrieben hast... so ziemlich dasselbe bei mir. SCHWEIGEN bis ich die wände hoch gegangen bin ... sehr ähnliche erklärungen wie bei dir... ich die totale vollblockade, hass und wutattacken, mit abbruch drohen... etcetcetc...
Carö, exakt das Programm habe ich in den letzten Stunden abgespult........... Aber bis ins Detail!
heute verstehe ich das. ohjee, was waren das schlimme zeiten. und jetzt, wo es aufs ende zugeht, ist es auch wieder passiert altbekanntes muster meinerseits. v.a. bei starken belastungen sind sie schneller zur stelle, als einem lieb ist... fürchte ich.
Das tröstet mich wieder mal, denn ich glaube von mir nicht, dass ich je an den Punkt kommen werde, an dem ich alle schlechten Muster losgeworden bin. Ich glaube, dass man das nicht mehr vollständig reparieren kann.... Aber es tröstet mich, von dir zu lesen, dass du damit leben lernst und es GEHT!!
ich glaube nichts ist so schwer, wie seine eigene wahnehmung zu verändern.
Wie wahr!!

DANKE DIR !!!! Und ganz viel Mut und Kraft für deine nächsten Schritte,
deine freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Freistil
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Beitrag Di., 22.06.2010, 21:21

Liebe Medusa, liebe Carö,

danke für euer liebes Mitgehen und Mitfühlen!!!!!
Es tut einfach gut..........................
eure f
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.06.2010, 22:48

Freistil hat geschrieben: Ich versuche es, aber ich finde irgendwie nicht richtig das Entscheidende. Meine Wahrnehmung sagt mir einfach nur, dass ER sich abgewendet hat. Und er sagt mir, dass ICH mich abwenden würde und ihm damit alle Möglichkeiten versperren würde.

LG freistil
Hi,

also wenn du das einigermassen akkurat wiedergegeben hast hört sich das an als würde er massiv auf dich, dein Verhalten und deine Bedürfnisse reagieren. Und zwar persönlich und nicht therapeutisch.

Ihr reagiert beide aufeinander, und ihr beide beharrt darauf daß ihr "Recht" habt. Wobei es natürlich so ist, daß der Therapeut der Dienstleister und die kompetente Person ist und auf dich und deine Bedürfnisse adäquat einzugehen hat und nicht umgekehrt, selbst wenn er sie nicht immer so erfüllen kann wie du das dir evtl wünschen würdest.

Du hast ein legitimes Bedürfnis und äusserst das, er streitet ab, daß du dieses Recht hättest und blockt ab. Er hat recht und sitzt am längeren Hebel, und du hast nachzugeben.

Hat was von Kindergarten. Ich hätte ganz ehrlich ein Problem, einen Menschen der sich so verhält und so was abzieht als fachlich kompetenten Therapeuten noch länger ernstnehmen zu können....

Und das mit der Umzieherei, ich finde, hier hast du ein legitimes Sicherheitsbedürfnis, das verletzt wurde.

Was das emotional aufgefangen werden angeht, ich nutze da imaginationsübungen, um mir das selbst zu verschaffen. Ist zwar nicht so gut wie von einer echten Person von aussen, aber es funktioniert immerhin gut genug, daß ich unabhängiger davon bin, was die Leute um mich rum tun oder nicht tun. Weil mich haben auch schon genug Leute NICHT aufgefangen, wenn ich es mal gebraucht hätte und ich habe gelernt, da eher weniger Erwartungen zu haben. Aber ganz ehrlich, manchmal tut es dann auch einfach gut, sich bei einer anderen Person fallenlassen zu können und aufgefangen zu werden. Da ist nichts verwerfliches dran, sich das zu wünschen und es auch mal zu bekommen.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Di., 22.06.2010, 23:06, insgesamt 5-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.06.2010, 22:55

Freistil hat geschrieben: Du rätst mir dazu, das Schweigen mal länger als bisher zu ertragen, zu praktizieren.... Das hat mir auch mein Thera schon mal so in etwa geraten. Und es ist auch was dran. Ich ertrage es nicht, das Schweigen. Ich fühle mich verlassen, allein gelassen.......... und ich wehre mich auf kindlichste / pubertäre Art und Weise dagegen.

Da wüsste ich was ganz praktisches dagegen. Lerne meditieren, und zwar in der Gruppe. Was man dabei lernt ist, daß man mit anderen Menschen entspannt Zeit verbringen kann, ohne daß dabei verbale Kommunikation stattfinden muss.

Oder stell dir vor, du sitzt an der Haltestelle und wartest auf einen Bus, der erst in 15 Minuten kommt. Du hast absolut nichts zu tun, kannst einfach entspannt dasitzen und die Zeit vergehen lassen und hast keine Verpflichtung.

Mit einer anderen Person im Zimmer zu sitzen beinhaltet absolut keine Verfplichtung irgendwas zu sagen. Es ist völlig in Ordnung, nichts zu sagen.

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Beitrag Di., 22.06.2010, 23:46

Hallo Freistil,
Freistil hat geschrieben:Ich würde ihm hier jede Möglichkeit der Beziehung, Deutung etc. entziehen durch mein "Gemotze" (das Wort hat er benutzt).

Seit wann lässt sich "Germotze" nicht mehr deuten? Und wenn einer motzt (real oder vermeintlich) und der andere sich angemotzt fühlt, ist das sehr wohl eine Beziehung.

Mir kommt in den Kopf. Er sagt: "Frau Freistil, sie spielen nicht mehr mit, und ich werde so lange nichts mehr sagen, bis Sie wieder artig sind."

Pardon, muss aber grad sein. Dein Nick passt überhaupt nicht zur Analyse.

Gruß
Anastasius

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Beitrag Mi., 23.06.2010, 07:44

Hallo Freistil,

ich war auch mal bei einem Analytiker ; )

Er hatte auch immer wieder so Phasen, wo er in Schweigen ausbrach. (falls man das so sagen kann

Ich sagte ihm, dass er sich wie eine kalte Wand anfühlte.
Ich fragte ihn, ob er mir erklären würde, warum er schwieg.
Ich schwieg auch.. - was uns auch nicht weiter brachte.

Dabei war er ein humorvoller, mitfühlender Mensch - das bekam ich mit, wenn er am Telefon mit anderen sprach - und auch zu mir war er manchmal so - aber für mich nicht nachvollziehbar, änderte urplötzlich manchmal sein Verhalten.
Ich sagte ihm, dass ich damit nicht zurechtkäme,
ich sagte ihm wirklich alles, was das an Gefühlen in mir auslöste, aber auch darauf ging er häufig nicht ein..
Ich sagte ihm, dass ich gern bereit sei, auf alles einzugehen, wenn er mir nur einen Hinweis gäbe, worauf er eigentlich hinauswolle..

Macht war natürlich auch immer wieder ein Thema, Macht, die ICH versuchen würde, auszuüben.
Wenn ich sein Verhalten kritisierte, hieß es, das sei alles nur meine Wahrnehmung, ich würde etwas auf ihn proijizieren, ich würde versuchen, ihn zu ändern.. Ich rief dann manchmal wütend: Doch, Sie SIND so, Sie MACHEN das! es ist nicht nur meine Wahrnehmung..!

..An meinem Leben da draußen hat dieses ganze kopflastige Herumanalysieren nichts geändert.

Ich hatte dann eine Stunde bei einem anderen Therapeuten und der reagierte ganz anders auf mich, ich schaute ihn eine Stunde lang an - und er schaute zurück! - in einem ganz intensiven, warmen Kontakt, einem Strahlen, dabei plauderten wir darüber, wie sich das für mich anfühlen würde, er spiegelte mir zurück, wie er den Kontakt erlebte - ich fühlte Sicherheit, alles, was ich mir als Kind gewünscht hatte - und das HAT etwas für mich geändert.

Ich glaube, wenn ich mit ihm so im Baulärm gesessen wäre, mir wäre der Baulärm mit einem Mal ganz egal gewesen.
Weil ich im Kontakt mit ihm diese Sicherheit zu spüren lernte - und ich das dann auch auf andere Situationen übertragen hätte können. Oder er wäre darauf eingegangen, wie sich die Schatten für mich anfühlten, vielleicht auch von früher her, warum sie bedrohlich wären, was ich bräuchte, um damit jetzt umzugehen. Oder wir hätten konkrete Lösungen gesucht - sich anders auf der Couch hinlegen etc. - weil es im richtigen Leben ja auch drum geht, konkret etwas zu ÄNDERN.

Das hätte mir alles geholfen in der Situation..!

und ich stelle einfach in Frage, ob diese ANALYTIK in absehbarer Zeit irgendetwas für einen ändert.
Der Unterschied: Bei diesem anderen Therapeuten versteht man nicht nur, woher manche Gefühle kommen ("ah, in meiner Kindheit hat mir das gefehlt..") man erlebt in der Therapie auch die Gefühle, die man sich gewünscht hätte, und mit der Zeit auch, wie man seine jetzigen Beziehungen in diese Richtungen verändern kann. (So zumindest bisher mein Eindruck).

Ich habe übrigens ähnlich viel Geld für den Analytiker wie Freistil bezahlt: 75 EUR/Stunde privater Selbstkostenanteil..
am Anfang 1h/Woche, als ich dann intensive Kämpfe hatte, 2h/Woche..aber geändert hat das nichts..

Allein die Analytiker behaupten, mehrere Stunden/Woche seien nötig, 'um alles intensiv durchzuarbeiten'.
Andere Therapierichtungen schaffen das auch mit 1 Std/Woche.

Alles Liebe,
Captcha

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TimpeTe
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 09:55

Hallo captcha

Deine genaue Beschreibung wie sich ein "gute Schweigen"
oder eben ein "ungutes Schweigen"
anfühlt, finde ich sehr sehr hilfreich.
Und da sind die Grenzen doch oft fliessend. Wie schnell kann mit einem verstehenden Lächeln der Bann des eisigen Schweigens gebrochen werden. Und umgekehrt- wie schnell kann bei gegenseitigem Missverstehen ein eisiges Schweigen aufkommen.

Während meiner Therapie war das einem steten Wechsel unterworten. Und oft war ich soooo wütend, dass kein warmer Blick- kein verstehendes Lächeln diese Eiseskälte hätte unterbrechen können. Und ich denke, dass mein T. oft auch an seine Grenzen kam und nicht mehr liebevoll lächeln mochte, was ja menschlich wäre.....

In unseren Begegnungen mit andern Menschen spielt soviel an Non-verbalem eine wichtige Rolle, dass oft nur die Beteiligten erahnen können, was abgeht......

Ich war ein ganz hartnäckiger Trotzkopf...
lg. medusa
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 10:48

Hm, das "den Therapeuten zu etwas zwingen wollen" passiert doch aus schierer emotionaler Not....

Was soll es denn helfen, jemanden der in emotionaler Not ist vor eine Wand laufen zu lassen um ihn noch mehr in die Not zu treiben? Das soll Therapie sein? Also sorry, dafür würde ich auf keinen Fall auch noch Geld ausgeben.

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estelle
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 10:56

Freistil hat geschrieben:Liebe Medusa,
Das geht jetzt über eine Woche so, zeitgliech zu der seltsamen Situation mit den Bauarbeitern direkt vorm Fenster. Ich bin echt fertig, und es kostet mich alles 640,- Euro pro Monat. Verdammt!!!!
freistil


Hallo Freistil,

ich würde die Stundenzahl auf 2x die Woche reduzieren und von den ersparten 320 Euro im Monat mir ein schönes Leben machen!

Grüße,
Violetta.

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estelle
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 11:00

münchnerkindl hat geschrieben:Hm, das "den Therapeuten zu etwas zwingen wollen" passiert doch aus schierer emotionaler Not....

Was soll es denn helfen, jemanden der in emotionaler Not ist vor eine Wand laufen zu lassen um ihn noch mehr in die Not zu treiben? Das soll Therapie sein? Also sorry, dafür würde ich auf keinen Fall auch noch Geld ausgeben.
Nachtrag:

Ich empfand das ja in meiner Therapie auch immer so, vielleicht machen sie (die Therapeuten) das so mit
Leuten die sie loswerden wollen, dann finde ich es nur unfair, wenn einem das nicht gesagt wird!

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metropolis
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 11:04

Ich verstehe den Hype um das Arbeitszimmer nicht so ganz. Ich muss das noch mal aufgreifen.

Wieso stellt ein Umzug ins Arbeitszimmer ein Eindringen in seine Privatshäre dar? Was ist an einem Arbeitszimmer so privat? Stehen dort Fotos oder private Erinnerungsstücke? Die hätte man notfalls während der Zeit der Bauarbeiten wegstellen können. Oder er hätte sich so einen Raumteiler oder Paravent oder wie das Ding heißt, besorgt, um seinen Schreibtisch zu "verhüllen".

Vielleicht verstehe ich die Aufregung deshalb nicht, weil mein Thera sein Arbeitszimmer bzw. seinen Schreibtisch im Behandlungszimmer hat und ich seit jeher freien Blick darauf hatte, während ich auf der Couch lag. Dort hängt seine Jacke, da steht sein Rucksack, ich glaube da war sogar ein Foto seiner Tochter, ganz klein. Na und? War für uns ganz normal. Jetzt sitze ich zwar im Nebenzimmer ohne all diese persönlichen Sachen, aber wenn ich reinkomme, inspeziere ich immer als erstes den Schreibtisch im Nebenraum.

Hmm, den anderen Patienten hats nicht so gefallen, aber geht nicht ein sowohl als auch? Mit seinen anderen Patienten kann er doch ruhig im Lärmzimmer bleiben und mit dir geht es halt ins Arbeitszimmer, vielleicht sogar im Sitzen, wenn er keine zweite Couch hat? Oder wäre das nicht praktikabel. Machbar wäre es bestimmt, wenn dein Thera ein bisschen guten Willen zeigt. Kann mir aber auch vorstellen dass er stur bleibt und keine Extrawürste brät.

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm


montagne
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 19:33

Hi Violetta.
Ich empfand das ja in meiner Therapie auch immer so, vielleicht machen sie (die Therapeuten) das so mit
Leuten die sie loswerden wollen, dann finde ich es nur unfair, wenn einem das nicht gesagt wird!
Zugegeben, ich selbst habe zu meiner Therapeutin mehr als einmal gesagt, sie solle doch wenigstens den Popo in der Hose haben mir direkt zu sagen, das ich gehen soll, statt mich so vor eine Wand knallen zu lassen.
Aber aus der Distanz denke ich, sieht man was für eine Übertragung da los ist. Sollte ein/e Therapeut/in ein/e KlientIn loswerden wollen und sei es nur aus Desinteresse oder Boshaftigkeit, was sollte sie/ihn daran hindern, das direkt zu sagen? Auch der schlechteste Therapeut wird ganz gute Sozialkompetenzen haben und nicht zu ängstlich-vermeidend sein. Der würde kurzen Prozess machen, meinst du nicht?
Mit Eltern und Erziehungsberechtigten ist das anders, die können ihre Kinder nicht so einfach abschieben. Aber es gibt sicher Eltern, denen ihre Kinder lästig sind und sie lassen es die Kinder explizit und implizit spüren.
Also wenn ich in meine Geschichte gucke, weiß ich genau woher das kommt, das ich denke: Die will mich rauskanten.

@Freistil: Ich kenne solchen Zorn und das zwingen wollen auch. (Mir grad wieder passiert.) Es ist schlimm, man weiß nicht mehr wohin mit sich, zweifelt an sich und der Therapie. Aber irgendwie lerne ich jedes mal ein kleines Stückchen mehr daraus. Also eine Art lernen, die nicht nur im Hirn stecken bleibt, sondern auch ins Herz und in den Bauch geht.
amor fati

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