beanie hat geschrieben:ich finde es ganz wichtig, dass deine Tochter in Bezug auf ihre eigene Therapie alle (alle, die von ihr alleine getroffen werden können) Entscheidungen alleine trifft. Sie soll das Gefühl haben, dass das ihr Bereich, eben nur ihre Therapie und ihr Therapeut/ Therapeutin ist. Daher würde ich mich in der Entscheidungsfindung auch zurücknehmen, auch wenn sie zu jemandem gehen möchte, den du vielleicht nicht so sympatisch findest.
Ich würde ihr eventuell Möglichkeiten aufzeigen, sich über verschieden Therapieformen zu informieren und sie da in gewisser Weise möglichst objektiv aufklären und ihr quasi das Werkzeug an die Hand geben, um selbst eine Entscheidung treffen zu können.
Ja, ich werde das mit ihr nochmal so besprechen (wenn ich sie mal länger als 15 Minuten sehe und sie dann kein Telefon am Ohr hat ) Typisch wäre es übrigens, wenn sie mir zuvorkommt und mich fragt, ob ich mich schon um eine Therapie für sie gekümmert habe.
Versteht ihr? So läuft das hier normalerweise. Und ja, daran bin ich Schuld, das ist mir schon klar. Was ich aber nicht verstehe ist, dass wenn ich ausdrücklich in einer bestimmten Sache um Hilfe bitte, dies in der Regel auch zu nichts führt. Das gibt sich auch nicht irgendwann... seit über einem Jahr bitte ich regelmäßig darum, dass sie in einer bestimmten Sache mal etwas selbständiger wird, und das ist kein großes Ding, aber es funktioniert einfach nicht. Im Gegenteil, sie beschwert sich immer wieder bei mir, dass das nicht von mir aus läuft. Irgendwie kommt das bei ihr einfach nicht an Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, wir leben in verschiedenen Zeitzonen oder so.
Daher bereite dich darauf vor, dass deine Tochter sich vielleicht verändern wird, ob zum negativen oder zum positiven sei dahingestellt. Es wird auch in dir etwas auslösen und dennoch ist es wichtig, die Grenzen zu respektieren.
Verstehst du, was ich meine?
Ja, ich verstehe. Danke, dass du mir das noch mal so deutlich vor Augen hältst. Natürlich hoffe ich auf eine Veränderung zum Positiven - was z. B. ihre Selbständigkeit angeht und ihre Neigung dazu, mich zu bevormunden.
vallée hat geschrieben:Also, du weist sicher, dass eine depressive Strukturierung dich zur Gluckenmutter prädestiniert und deine Tochter dadurch sich nicht nur bequem einrichtet, sondern auch nicht unbedingt im Selbstwert ausreichend wachsen kann.
Ohje, das mit dem Selbstwert trifft es, glaube ich, ziemlich gut
Weil ihr so die kleinen Erfolgserlebnisse und Verantwortungen des Alltags fehlen, sie nicht so viel davon hat.
Wobei ich manchmal denke, dass sie allein durch die Schule sehr viel Verantwortung für sich selbst trägt. Sie hat ihre Noten im Blick, weiß wo sie sich bis zu den Zeugniskonferenzen verbessern muss, sucht sich Leute, die in ihren schwachen Fächern gut sind und verabredet sich mit ihnen zum Lernen etc. Also, da staune ich schon manchmal, wie gut sie organisiert ist.
Ich sehe die Sache immer so, zwischen Freiraum geben und sich nicht kümmern/sie allein lassen ist es ein so schmaler Grad, ich weiß oft nicht, wie ich es richtig mache.
Jugendliche von allein erziehenden Müttern schlagen überproportional häufig in Beratungs- und Therapieangeboten auf. Nicht weil sie verkorkster sind, als andere Kinder, sondern weil sie eben die Triangulierung brauchen. Die Vaterfigur fehlt, also suchen sie sich eine (auch wenns ne weibliche Beraterin ist). Und das intuitiv zu spüren und danach zu handeln zeugt von psychischer Gesundheit. Niemand kann in sein eigenes Leben schreiten, wenn er sehr stark auf Muttern (oder eine sonstige alleinerziehende Person) bezogen ist, ohne das ein dritter da ist. Einer, dem sie zutrauen eine meindung unabhängig von der Mutter zu haben.
Ja, das leuchtet mir ein. Und dass eine Therapie/ein(e) Therapeut(in) für sie auch ein wichtiges Element für die schrittweise Abnabelung von mir sein kann. Sowas wie ein Sicherheitsnetz. Durch die lange Zeit allein ist sie natürlich sehr auf mich fixiert!
vallée hat geschrieben:Ganz unabhängig davon wirst du dich vllt. eh darauf einrichten müssen, dich gewissen unbequemen Themen stellen zu müssen, die deine Tochter an dich heran trägt. Weil es keine Erziehung ohne Fehler und Schuld gibt.
Oh ja, damit rechne ich fest!
So, wollt hier echt zu zu extrem klugscheißen, wollt dich nur unterstützen, weil ich es im Grunde gut finde, das du dich kümmerst, deine Tochter in dem Punkt ernst nimmst, ihr diesen nächsten Entwicklungsschritt, welcher genau es ist, kann man ja nicht sagen, aber es wird sicher einer von dir weg sein, ermöglichst.
Danke für deine Unterstützung, liebe Vallée!!! Ich weiß das wirklich zu schätzen!