'Erwachsen' geworden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Stöpsel
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Beitrag So., 25.04.2010, 16:13

Hallo hungryheart,
ich habe allerdings auch so jemanden gesucht und bin da eher auf ablehnung gestoßen.
Warum?
Wie kam denn das genau zu stande, dass Du plötzlich meinst, Du brauchst es doch nicht?
das gefühl mit dem ich hingehe ist so komplett anders, als früher.
früher, damals vor jahren ging ich hin wie eine ertrinkende, die mit letzter kraft zur rettungsinsel schwimmt.
Ja, aber vor ein paar Wochen, als Du Dir überlegt hast, Dir jemanden zu suchen, wie war es denn da? Da wußtest Du doch auch schon, daß Du keine Ertrinkende bist und hast dennoch die Termine ausgemacht?!

Viele Grüße

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TimpeTe
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Beitrag So., 25.04.2010, 16:52

Manchmal können auch äussere Umstände dazu führen, dass man für einige Zeit das Gefühl bekommt, der Boden möge nicht mehr zu tragen.

Und wenn man einmal erlebt hat, dass der Boden wirklich nicht mehr trägt, dann bleibt eine Restangst in einem drinn...dies könne sich wiederholen.

Und dann merkt man- er trägt doch....

dies erlebe ich derzeit gerade.....

ich glaube, wenn man einen Therapeuten braucht- dann geht man hin....jedenfalls wenn man schon so viel für sich analysiert hat wie hungryheart....(denke ich )

medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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hungryheart
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Beitrag So., 25.04.2010, 17:49

echt? da steht nicht "auf wunsch der userin"
sondern: grund: mehrfachanmeldung.

naja, whatever.
Stöpsel hat geschrieben:
ich habe allerdings auch so jemanden gesucht und bin da eher auf ablehnung gestoßen.
Warum?

meine hauptkriterien bei der suche:
gut zu erreichen, praxis in der nähe
nicht aus dem bekannten- freundeskreis

es waren -aus diesem grund- keine systemischen therapeuten dabei-
und ganz offenbar bieten nur die solche arrangements an, wie ich sie mir vorgestellt habe.

die anderen wollen besser planen können.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Gärtnerin
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Beitrag So., 25.04.2010, 19:01

Hallo hungryheart!

Zu deiner Ausgangsfrage:
hungryheart hat geschrieben: in mir ist das ganz deutliche gefühl: ich brauche das nicht mehr.
(...)
teilt jemand dieses gefühl?
Ja, ich hatte dieses Gefühl 2005/2006, im letzten halben Jahr/in den letzten Monaten meiner langjährigen Therapie. Trotz des Gefühls, nur noch zu Plauderstündchen zu kommen, habe ich damals nicht gleich den Absprung geschafft. Grund dafür war wohl vor allem meine damalige Arbeitslosigkeit und dadurch weitgehende soziale Isolation. Die Therapiestunden waren die einzige Möglichkeit, mit einer vertrauten Person über persönliche Dinge reden zu können. Zu der Zeit holte ich mir die Termine aber nur noch nach Bedarf, so im Schnitt alle 4-6 Wochen. Die Frage "aufhören oder trotzdem weitermachen?" erledigte sich schließlich automatisch, als ich eine Stelle fand und dafür 200 km weit wegzog.

Eine Therapie zu beenden, heißt ja nicht zwangsläufig, dass man sich nie wieder Hilfe annehmen darf. Bei mir ist es so, dass ich seither immer wieder für gewisse Zeiten eine Begleitung hatte (selbstfinanziert). Aktuell gehe ich seit wenigen Monaten zu einem Coach.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Aditi
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Beiträge: 1089

Beitrag Mo., 26.04.2010, 11:36

ENA hat geschrieben:Nur eine Frage habe ich dazu noch: Wie meinst Du das mit der Begleitung? Das die Therapie jetzt nicht mehr so zum tiefe, schwere Probleme lösen da ist, sondern viel mehr "nur noch" als Unterstützung, Begleitung?
liebe ENA,
ja genau. um meinen zähnen etwas gutes zu tun, besuche ich regelmäßig den zahnart. meine augen sind beim augenarzt gut aufgehoben und meiner seele tut es gut von der therapeutin begleitet zu werden. ich habe gelernt, mich meinen ängsten zu stellen. ich habe gelernt, mich wieder zu spüren/zu fühlen. alle gefühle zu spüren und mir einzugestehen (wut, hass, zorn, ärger, neid, rache). wünsche, bedürfnisse zu formulieren. das waren "(angst-)schweißtreibende" - im wahrsten sinne des wortes (der schweiß trat mir zeitweilig aus allen poren) - tiefe themen. so gesehen, sind die heutigen themen nicht mehr so ängstigend für mich, weil ich erfahren durfte, dass ich "es" überlebe, wenn ich hinschaue. sie sind deswegen nicht minder wichtig. die therapie eröffnet mir jedesmal von neuem die chance, eine sache auch anders sehen zu lernen. ich finde das immer wieder äusserst spannend: wieder eine neue sichtweise, wieder etwas gelernt, wieder einen schritt weiter.
ich möchte meine therapie allerdings gar nicht so isoliert betrachten. zusätzlich habe ich mich mit vielen anderen dingen beschäftigt. ich habe z.b. zu trommeln begonnen. eine wunderbare form um meine gedankenspirale zu unterbrechen. ich habe vorträge, seminare besucht, zu themen, die mich beschäftigten. ich habe begonnen regelmäßig schwimmen zu gehen. für mich wichtige affirmationen spreche ich täglich mindestens zweimal. ich bin zu einer tcm-ärztin gegangen, habe mir massagen, akupunktur, akupressur gegönnt. und für mich ebenso wichtig waren/sind freundinnen. wir sagen uns offen, wertschätzend, ehrlich, wenn eine wieder in einem alten muster hängt.
um diese alten, eingebrannten konditionierungen "überschreiben" zu können, bedarf es - davon bin ich überzeugt - des ständigen übens, trainierens, aufmerksam seins.
achtsamkeit, wahrnehmung, bewusstwerdung, nicht vor mir selber davonlaufen, ablenkungen einschränken, glaubenssätze erkennen und überprüfen - in der tat, "leichtere" themen als früher
um jetzt auf den titel zurückzukommen - so gesehen, sehe ich mich nicht als "erwachsen geworden", sondern als "im wachsen".

mlg
aditi


montagne
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Beitrag Mo., 26.04.2010, 15:47

Hi hh,
Ich denke das ganze hat mindestens zwei Seiten. Zum einen kann es sehr gut sein, sich in konstruktiver Weise und in Begleitung mit diesen Themen auseinander zu setzen. Mit einem anderen Menschen halt, der andere Denkstrukturen, andere Perspektiven hat als du, die er dir zur Verfügung stellen kann. Auf der anderen Seite, denke ich werden irgendwie immer Themen offen sein. 1. Weil Entwicklung eh ein Lebenslangerprozess ist, der auch mit dem Tod nicht abgeschlossen ist, nur eben (vorläufig) beendet, aber eben nicht fertig. Und 2. das Leben, der Lebenszyklus uns immer neue Aufgaben gibt, an denen wir uns eben entwickeln, wachsen. Und die Frage ist, ob man für diese natürlichen Lebens- und Entwicklungsaufgaben therapeutische Unterstützung braucht. Ob das wirklich immer gut ist.

Ich denke du solltest auf dein Gefühl hören. Alles als Widerstand zu deuten ist auch ziemlich platt. Klar kanns ein Widerstand sein, aber nicht jeder Widerstand ist ja dysfunktional. Manch ein Widerstand ist auch ziemlich gesund.
Ich stehe zur Zeit vor einer ähnlichen Situation wie du. Ich habe mich zwar für eine Fortsetzung der Therapie entschieden, aber ich finde eine Entscheidung dagegen, in einer Situation, in der man auch alleine gut und zufrieden klar kommt, LEBT ebenso richtig.
Ob frau sich dafür oder dagegen entscheidet, klar ist: Die Entscheidung kann immer noch geändert werden. Am Ende entscheidet vielleicht die Lebensplanung. Abhängig von der eigenen Geschichte kann eine weitere Reflexion, obwohl man so ganz zufrieden mit sich ist, gut sein, wenn man signifikante Verantwortung für andere Menschen übernehmen möchte oder übernommen hat. Also Elternschaft oder soziale Berufe. Also eine Reflexion und ein in sich gehen das anders, vllt. tiefer ist, als in einer Supervisionsgruppe.
amor fati

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hungryheart
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Beitrag So., 13.06.2010, 15:07

vallée hat geschrieben:
Ich denke du solltest auf dein Gefühl hören. Alles als Widerstand zu deuten ist auch ziemlich platt. Klar kanns ein Widerstand sein, aber nicht jeder Widerstand ist ja dysfunktional. Manch ein Widerstand ist auch ziemlich gesund.
Ich stehe zur Zeit vor einer ähnlichen Situation wie du. Ich habe mich zwar für eine Fortsetzung der Therapie entschieden, aber ich finde eine Entscheidung dagegen, in einer Situation, in der man auch alleine gut und zufrieden klar kommt, LEBT ebenso richtig.

hi liebe vallée, im nachhinein noch danke für diese sätze.
wie hast du dich denn entschieden?


ich habe eine für mich ganz tolle lösung gefunden .
nämlich genau so etwas, wie ich bisher hatte:
keine "richtige" therapie- die brauche ich -jetzt- nicht.
stattdessen eine systemisch arbeitende therapeutin, die sich bereit erklärt hat, einzelne stunden mit mir zu machen.
hatte jetzt 2 probatorische stunden und bin total happy mit dieser frau
Nimm was du willst und zahl dafür.


montagne
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Beiträge: 4600

Beitrag So., 13.06.2010, 18:38

Hi hh.
Ich hatte mich doch schon entschieden und zwar dafür. Das ich noch Bedarf habe steht bei mir allerdings auch nicht zur Disposition. Es war eher eine Frage ob jetzt oder einfach später. Ich würde gerne jetzt, da ich nicht warten möchte, bis gewisse Themen mir (wieder) auf die Füße fallen. ist ja auch viel Sicherheit in sich, die man hat, wenn man schwierige Themen besprechen will und es einem im Leben gut geht. Macht (hoffentlich) einiges leichter.

Was du beschreibst ist sicher auch eine Lösung. Das gute ist halt, wenn frau sich klar macht, dass sie immer wieder umentscheiden kann. Nach 2 Sitzungen total happy finde ich übrigens "not from bad parents".
amor fati

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Carry
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Beiträge: 346

Beitrag So., 13.06.2010, 19:58

Hallo hungryheart,
ich habe jetzt keine Lust gehabt alle Antworten in diesem Thread auf einmal zu lesen.
Aber es ist mir ein inneres Bedürfnis auf deine Frage, ob jemand das Gefühl des erwachsen geworden seins in der Therapie kennt, zu antworten.
ich fühle mich so erwachsen. so der therapiesituation entwachsen.

nicht dass ich es, wie gesagt, nicht ungemein angenehm finden würde, so über mich erzählen zu können....
aber brauchen tu ichs nicht mehr.

teilt jemand dieses gefühl?
Jaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!!!!! Ich kenne dies Gefühl!!!!!!!!!!!!!!

Ich fühle mich, nach jetzt fast 2 Jahren Therapie, auf der Zielgeraden und habe gerade vor wenigen Wochen
wortwörtlich zu meiner Therapeutin gesagt: "Ich fühle wie ich gerade erwachsen werde! "
Mit jeder weiteren Sitzung fühle ich wie ich wachse und mir meiner selbst sehr bewußt werde, sodaß ich mich ganz von selbst, fast wie von Zauberhand, von meiner Therapeutin löse.
Ich spüre, daß ich ihre haltende Hand langsam loslasse und endlich so groß bin, daß ich meinen Weg ohne sie gehen kann. Das ist ein tolles Gefühl.
Ich denke, daß meine Therapie tatsächlich in wenigen Wochen für mich erfolgreich abgeschlossen sein wird und ich meine Therapeutin hoffentlich in meiner Zukunft nicht mehr brauchen werde. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.

Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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