Mutter hatte recht

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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leise
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Beitrag So., 23.05.2010, 18:50

Liebe candle,
mach dir keine Gedanken, wenn da nicht gleich eine Antwort kommt, manchmal brauch ich etwas Zeit.
candle hat geschrieben:Der Knackpunkt bei Dir ist eher, dass Du es Dir quasi "künstlich" aufrecht erhälst.
Das stimmt schon, nur ich wohne ja mit ihr zusammen, ist also nicht künstlich, sondern sehr real. Aber es wird wirklich Zeit, dass ich das endlich loswerde.
candle hat geschrieben:Warum meinst Du denn es ihr sagen zu müssen oder zu wollen?
Aditi hat geschrieben:du musst deiner mutter nichts davon sagen, wenn es für dich so passt und gut ist
Es nicht zu sagen geht furchtbar schief, hatte ich auch schon mal und das war schrecklich. Wenn ich mal etwas nicht sagen will:
Ich hatte einen Termin, es war ausgemacht per SMS Uhrzeit 17:30. Es ist 16.30, meine Handy liegt, wie es der Zufall schon will, unten bei meiner Tasche, in Reichweite Mutter. Es läutet, Mutter übernimmt, wie so oft, um es mit zu bringen. Leider war Fr. Doktor dran, Mutter voll Wut mir das Handy gebracht und so auf die Stiege geknallt, dass das Gespräch gleich unterbrochen war. Na mir war schlecht, jede Heimlichkeit dahin….

Ich hab sofort zurückgerufen, Ergebnis: 16:30 war ausgemacht, oh Gott, ich hab was falsch verstanden (an das SMS hab ich vor lauter Schreck natürlich nicht gedacht), also nix wie raus in den Schnee, besser nur eine halbe Stunde als keine. So mit der U-Bahn, dauert zu lange, wo ist ein Taxi ? Ich voller Panik hinunter zum Standplatz, keuch, krieg überhaupt keine Luft mehr, verdammt, warum passiert immer mir sowas!

Ich bekam nicht nur ein Taxi, sondern auch eine ganze Stunde bei meiner Thera und nach der halben Zeit endlich auch wieder Luft. Danke Thera !!!

Wieder zu Hause, fand ich das SMS und war froh, der Fehler lag nicht bei mir, aber es zeigt mir, meine Thera hat zu viel um die Ohren, und dann auch noch so eine Pfeife wie mich am Hals.
Aditi hat geschrieben:wie alt fühlst du dich, wenn du der mutter gegenüberstehst

Ja, ich werde wieder ganz klein, dafür schäm ich mich ja so, weil das große ich da überhaupt nichts beeinflussen kann. Das ist doch wirklich nur noch peinlich!
Das ist es ja auch warum ich mich nicht nur hier vor euch, sondern auch vor meiner Thera so geniere.
Das ist einfach nur zum Weglaufen.
Ich laufe nur deshalb nicht weg, weil da noch Menschen sind, die mich noch nicht aufgegeben haben.
Dazu gehört ihr auch. Danke und ganz fest drück!

Wer hat denn da diesen link reingemacht unter Mutter voll Wut ? Wie geht denn der wieder weg?
Zuletzt geändert von leise am Mo., 24.05.2010, 06:09, insgesamt 2-mal geändert.

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candle
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Beitrag So., 23.05.2010, 19:22

Hallo leise!
leise hat geschrieben: Es nicht zu sagen geht furchtbar schief, hatte ich auch schon mal und das war schrecklich.
Für mich war es damals schrecklich es auszuhalten als SIE es dann wußte. Heute würde ich meinen geschützten Raum nicht mehr hergeben. Bei mir ging es da erst richtig los mit dem Traktieren, aber vielleicht ist Deine Mutter da ja anders. Komischerweise war das bei meiner Schwester überhaupt kein Problem, die eine Weile später auf mein Zuraten auch Therapie machte.

Hast Du irgendwann schon mal allein gelebt?

candle
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Thusnelda
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 01:22

liebe Leise

vor einiger Zeit hatte ich ein ähnliches Problem mit meiner Schwiemu. zwar nicht so extrem wie bei dir, aber doch belastend, und ich glaube, ich kann deine Situation, deine Gefühle ganz gut nachempfinden.

Mir ist eben der Gedanke gekommen, dass es i.Mom. wie mit neuen Schuhen ist:
Du hast eine einen neuen Weg eingeschlagen, dir Hilfe geholt = neue Schuhe - und die drücken manchmal. Da muß man schon mal, wenn man sie unbedingt haben will, etwas Drücken = Widerspruch, Ängstlichkeit, Unsicherheit, Ablehnung usw. - aushalten.
Und so ist es bei dir z.Zt. Es ist für dich und deine Mutter eine neue Situation und ihr müsst euch beide an die neuen Gegebenheiten anpassen.

Vllt. ist es auch nicht der richtige Vergleich, dann verzeih, wenn ich mich eingemischt habe.

Ich wünsche dir viel Kraft und Unstützung
Durchhaltevermögen
es lohnt sich

mitfühlende Grüße
Thusnelda
frdl. Grüße
Thusnelda

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei dir wär, d. lacht und spricht: fürchte dich nicht.

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leise
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 06:44

Hallo candle,
candle hat geschrieben:Für mich war es damals schrecklich es auszuhalten als SIE es dann wußte.
Wie hat denn Deine Mutter reagiert?
Mir sind die Stunden auch so wichtig, dass ich die Angst vor der "liebevollen, verständnisvollen" Reaktion doch auf mich nehme.
candle hat geschrieben:Hast Du irgendwann schon mal allein gelebt?
Nein, das war nie möglich. Ich wurde ja gebraucht, wenn ich da nur an die Wochenenden denke. Die waren ein einziges Arbeitslager (schrecklich, das so nennen zu müssen) 6000m² Grund... mähen, Büsche schneiden, ....und und und... da ging es meinem Bruder auch nicht anders. Und das von der Volksschule an.
Und dann hörten wir noch: Was wollt ihr, euch geht es doch so gut, ihr habt doch alles.
Und ich war total abhängig, nicht nur emotional sondern auch finanziell. Ich und ausziehen, das hätte in der Familie keiner verstanden. Wozu, du hast ja eh keinen Partner!

Hallo Thusnelda,

finde ich sehr nett, dass Du Dich einmischst!

Der Vergleich mit den neuen " jetzt drück ich aber ordentlich"-Schuhen ist gar nicht schlecht.

Ich hoffe du hast das Problem mit Deiner Schiemu lösen können,
wenn Menschen wüssten wie sehr sie andere damit quälen!
Na, Du hast es wenigstens in eine Beziehung geschafft, und bist nicht allein.
Das krieg ich ja auch nicht hin. Und das Gefühl zu wissen, für mich gibt es keinen Partner, das ist sehr bedrückend.
Ich fühl mich da als Außenseiter, das ist so: Mit mir stammt was nicht. (besser kann ich das nicht beschreiben.)

Im Büro hab ich das ja auch dauernd zu hören bekommen:
Sie können da gar nicht mitreden, Sie haben sich ja noch nicht einmal abgenabelt.
Stimmt ja, da war ich dann eben ruhig, und hab nichts mehr gesagt.

Im Büro bin ich inzwischen allein, aber wenn dann eine ehemalige Mitarbeiterin anruft, die von meinen jetzigen Problemen weiß, krieg ich gleich nochmal eine drauf:
"Sie sind ja selber schuld, sie wollten ja nie eine Beziehung! Wir haben ihnen das immer gesagt!"
Toll, richtig aufbauend.

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leise
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 08:11

Ich hab da noch was vergessen!

Liebe Aditi,

Du hast mir da einen ganz tollen Tipp gegeben.
Aditi hat geschrieben:deine mutter darf böse schauen, deine mutter darf mit dem, was du tust nicht einverstanden sein - das ist ihre entscheidung, dafür bist du nicht verantwortlich. es sind ihre gefühle, es ist ihre entscheidung. lass ihr ihre gefühle und versuche nicht, sie vor ihren eigenen zu beschützen. du verhinderst dadurch ja auch, dass sie sich mit ihrem zorn, mit ihrer aggression, mit ihrer wut ect. auseinandersetzen und "wachsen" darf.
Das ist sehr gut, dass kann ich umsetzten.

und Dein:
Aditi hat geschrieben:und ich frage mich, weswegen tut dir das leid? es ist ja meine freie entscheidung, dies zu tun oder jenes zu lassen.
Irgendwie fühle ich mich ja auch dafür verantwortlich, was ich hier schreibe. Wenn meine Geschreibsel dann auf andere vielleicht belastend wirkt, oder ihr euch denken müsst, na da kann man eh nichts machen, dann ist das eben das was mir leid tut. Genauso, wenn ich vergesse auf einen Rat oder eine Anregung zu antworten. Ich finde ihr habt eine Antwort verdient. Wundert mich eh, dass euch da immer noch was einfällt. Ihr seid echt tolle Helferleins!

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Goldbeere
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 09:34

Hallo leise,

vielleicht magst du Aditis Tip ja hier ueben. Im Forum kann ja nun jeder freiwillig die Themen waehlen, mit denen er sich beschaeftigen mag und die Mitschreiber, mit denen man sich auseinandersetzen moechte. Deshalb besteht hier, genauso wie in deiner Therapie, die Moeglichkeit, die Gefuehle der anderen bei ihnen zu lassen. Und das auszuhalten. Vielleicht hilft es dir, das Forum als eine freundliche Spielwiese zu sehen.

Alles Gute
Goldbeere
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Forget your perfect offering
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Aditi
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 18:34

leise hat geschrieben:Irgendwie fühle ich mich ja auch dafür verantwortlich, was ich hier schreibe. Wenn meine Geschreibsel dann auf andere vielleicht belastend wirkt, oder ihr euch denken müsst, na da kann man eh nichts machen, dann ist das eben das was mir leid tut. Genauso, wenn ich vergesse auf einen Rat oder eine Anregung zu antworten. Ich finde ihr habt eine Antwort verdient. Wundert mich eh, dass euch da immer noch was einfällt. Ihr seid echt tolle Helferleins!
liebe leise,
was du schreibst, dafür bist natürlich du verantwortlich. wie dein geschreibsel wirkt, das liegt nicht in deiner verantwortung. ob es mich belastet oder nicht, das liegt in meiner. was ich denke oder andere denken liegt auch in meiner/der anderen. woher weisst du, was ich denke? du hast darüber keine kontrolle.
auf einen rat oder eine anregung zu vergessen zu antworten ist legitim. antwort hat niemand verdient. und darauf vergessen ist erlaubt.
was will ich dir damit sagen: dass es ok ist, wie du bist!
aber wenn dann eine ehemalige Mitarbeiterin anruft, die von meinen jetzigen Problemen weiß, krieg ich gleich nochmal eine drauf:
"Sie sind ja selber schuld, sie wollten ja nie eine Beziehung! Wir haben ihnen das immer gesagt!"
ich bin jetzt womöglich überhaupt nicht nett. liebe leise, du kannst keine beziehung haben, weil diesen platz deine mutter innehat. weil du deiner mutter erlaubst, diesen platz einzunehmen! du lebst in einer co-abhängigkeit mit deiner mutter.
krieg ich gleich nochmal eine drauf
richtig. allerdings gibst du dir selber immer wieder eine drauf. lies aufmerksam deine posts - in jedem wertest du dich selber ab.

jetzt war ich klar und womöglich zu deutlich. ich weiß von mir, dass es diese klarheit und deutlichkeit braucht, um aufzuwachen. und ich wünsche mir, dass du meine antwort nicht als kritik oder abwertung empfindest - ich kann dich soooo gut verstehen.
es braucht menschen/freundinnen, die dich auf diese automatisierten selbstabwertungen und auf die mechanismen, die im hintergrund unbewusst ablaufen aufmerksam machen.

angst z.b.
angst löst sich nur auf, wenn man sich ihr stellt.
angelegenheiten z.b.
es gibt nur drei angelegenheiten: meine, Ihre (die des anderen) und Gottes ("gott", das bedeutet für mich hier "realität")

mlg
aditi

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candle
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 18:43

Frohe Restpfingsten!!!
leise hat geschrieben: Wie hat denn Deine Mutter reagiert?
Mir sind die Stunden auch so wichtig, dass ich die Angst vor der "liebevollen, verständnisvollen" Reaktion doch auf mich nehme.
Nun, das ist doch schon mal prima, dass Du Dir die Therapie behälst. Wie es bei mir war? Schrecklich!

Ich mache hier nun auch mal eine Pause, weil ich denke, ich kann Dir so gar nicht weiterhelfen, weil ich Deine Erfahrung nicht gemacht habe. Ich habe immer um Loslösung gekämpft, hatte auch irgendwo meinen Freiraum geschaffen, hatte viele Freunde, wollte schon als Kind und Jugendliche von Zuhause abhauen und bin mit 22 ausgezogen.

Wie es ist, seine ganze Lebenszeit nur "eingekerkert" zu sein, kann ich mir gar nicht so recht vorstellen. Hattest Du nie Fluchtgedanken?

Also, mache es gut und kämpfe!!!

Ich ziehe mich erstmal etwas zurück.

candle
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leise
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Beitrag Di., 25.05.2010, 09:24

Liebe Goldbeere, Aditi und candle,

mein Verstand sagt mir Ihr habt recht.
Mein Problem ist anscheinend, ich denke immer zu sehr darüber nach wie ich gerade den Anderen durch meine Worte oder durch mein Tun verletze, kränke oder böse mache. Dass ich da oft falsch liege und andere das gar nicht so auffassen wie ich mir das ausmale, hat mir meine Thera auch schon versucht klar zu machen.

Es ist jedenfalls schön zu lesen, dass ich hier auf einer "freundlichen Spielwiese" bin, und so sein darf wie ich bin.

Mein Termin bei meiner Thera ist Dank meiner Familie gestern auch noch geplatzt. Ich kann mich leider nicht wehren. (Nichts ist mir so zuwider wie kämpfen müssen, da hatte ich als Kind mehr als Genug davon, mir graust allein schon vor dem Wort)

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leise
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Beitrag Di., 25.05.2010, 10:02

Überraschung!
Ich kann doch zu meinem Termin, und Mutter weiß es endlich auch, Mann ist mir ein Stein vom Herzen!

Grüße euch,

eine sehr erleichterte leise

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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 15:12

leise hat geschrieben: Mein Problem ist anscheinend, ich denke immer zu sehr darüber nach wie ich gerade den Anderen durch meine Worte oder durch mein Tun verletze, kränke oder böse mache.
liebe leise
diese problem ist kein "anscheinendes", sondern ein tatsächliches.
die gute nachricht: du kannst niemanden durch deine worte, dein tun kränken, verletzen oder böse machen, wenn der andere es nicht zulässt, dadurch gekränkt, verletzt oder böse zu sein.
einerseits (wenn es um dich geht) fühlst du dich schwach, hilflos und ohnmächtig.
andererseits (wenn es um andere geht) denkst du, du wärst mächtig und für die gefühle anderer verantwortlich bzw. du könntest andere vor ihren gefühlen bewahren.
es ist wichtig, dieses anerzogene, erlernte, konditionierte ver-rückte (und das hat nicht mit "verrückt" zu tun, sondern mit ver-rückt - kannst du den unterschied spüren?) fühlen zu durchschauen, sich dessen bewusst zu werden.
und Mutter weiß es endlich auch, Mann ist mir ein Stein vom Herzen!
ich hör´s richtig poltern! (der frau ist ein stein vom herzen gefallen) gratuliere! und womit hast du dich belohnt?

lg
aditi

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leise
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Beitrag So., 30.05.2010, 07:43

Liebe Aditi,

ich lese Deine Zeilen und bei mir kullern die Tränen.
Aditi hat geschrieben:(wenn es um andere geht) denkst du, du wärst mächtig
Ich fühle mich nicht mächtig, ich kann die Gefühle der anderen nicht beeinflussen, ich weiß das, und wenn sich wer über mich ärgert, ist das sein Problem, es muss mich nicht stören.
Das klingt so gut, aber in mir steckt so die Panik vor dem „böse auf mich sein“, ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll, es ist wie ein Weltuntergang in mir, es ist viel zu groß und mächtig was sich da in mir abspielt und die Angst, dass „das böse sein“ einmal so stark ist, dass ich allein gelassen werde. Und ich weiß, dass ich eines Tages ohnehin alleingelassen werde und das ist ganz ganz schrecklich.


Wie sich das anfühlen wird, hab ich leider erst gestern wieder deutlich zu spüren bekommen.
Eine Freundin hatte Geburtstag und hat mich eingeladen, es kommt ihre Familie und ich soll auch kommen, extra am Samstag, als Therapie, damit ich mal wegkomme von der Mutter, genau am Wochenende, wo es mir am schwersten fällt.
Ich hab es geschafft, Mutter war auch ganz freundlich, sie mag meine Freundin, hat sich aber schon gewundert, dass ich da zum Geburtstag eingeladen werde, das war bisher nicht üblich. Mir ging es bei der ganzen Aktion jedenfalls nicht gut, ich kam mir vor wie das fünfte Rad am Wagen, aber ich wollte meine Freundin nicht enttäuschen, fand das riesig nett von ihr, und ich wollte auch nicht bei der Mutter bleiben, einmal weg von ihr am Samstag, ich wäre mir wieder als Versager vorgekommen, wenn ich das nicht gemacht hätte.
Und dann war mir doch wieder bewusst, was die Freundin geschafft hat, gibt es nicht für mich.
Ich fühl mich da so ausgeschlossen von einem Leben, das doch so normal ist.
Ich versteh mich selber nicht. Warum kann ich das nicht für mich erreichen?

In der letzten Stunde hab ich von meiner Therapeutin zu hören bekommen: "Andere haben viel Schlimmeres erlebt als sie und haben es auch geschafft." Fein, geht mir super mit diesem Satz! Den nehm ich jetzt mit auf die Reise.
.... ich muss das aushalten, ich muss mutig sein…
Aditi hat geschrieben:womit hast du dich belohnt?
Mit dem Gefühl, ich hab es geschafft, ich war stärker als meine Angst, ich hab es ausgehalten.....Freude !!!

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Thusnelda
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Beitrag So., 30.05.2010, 21:36

hallo leise,

ich freue mich für dich, dass du dieses Freude-Gefühl - erfahren - bekommen - erreicht hast !
und besonders, weil es eine der wenigen positiven Äusserungen zu dir selbst ist !

Deine Posts haben mich sehr an meine Zeit damals erinnert, an meine Gefühle und Überlegungen, und es hat laaaaaaange gedauert, bis ich den Mut aufbrachte, mich zu äussern und zu handeln.

Vielleicht hilft es dir, dir erstmal einzugestehen, dass du so und nicht anders bist - ohne Bewertung - weder gut noch schlecht. Sich mit anderen zu vergleichen bringt einfach nichts.
Wenn man mal bei anderen genauer hinsieht stellt man schnell fest, dass es bei anderen auch nicht anders ist. Möglicherweise wie du bei anderen vllt. denkst: die hat es gut weil .... - denkt diese Person von dir, dass du es gut hast, weil .....

Du bist erstmal DU - und keine andere - weder besser noch schlechter als andere - einfach DU.

Ich wünsche dir, dass du mit Hilfe deiner Thera den neuen Weg (mit manchmal "drückenden Schuhen" ) gut gehen kannst - Wer langsam geht kommt auch ans Ziel (alte Weisheit )

Alles Gute
und lb. Grüße

Thusnelda
frdl. Grüße
Thusnelda

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei dir wär, d. lacht und spricht: fürchte dich nicht.

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leise
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Beitrag Mi., 02.06.2010, 09:34

Zuerst mal an das Heinzelmännchen :
leise hat geschrieben:Wer hat denn da diesen link reingemacht unter Mutter voll Wut ? Wie geht denn der wieder weg?
Danke, dass das wieder weg ist!

Danke Thusnelda, drück Dich ganz fest und packe Deine Worte auch in den Koffer.

Ist eh besser wenn ich mich nicht mit anderen vergleiche….
Ich weiß, es ist schon wieder negativ, aber das kommt ja auch immer so raus.
Bei mir ist doch wirklich nix, wie es sein soll.

Schon diese 4 Urlaubstage, in mir ist alles flau. Warum ?
Da drängt sich zwangsläufig das Vergleichen auf, andere fahren so gerne in Urlaub.
Ich kann mich da nicht einmal auf meine Mutter ausreden, mir ginge es ohne sie auch nicht anders.
Fix nochmal, warum kann ich damit nicht normal umgehen?
Das fängt schon beim Essengehen an. Für meine Mutter gehört das zu einem schönen Urlaub dazu.
Kann ich ja verstehen, ich will ihr das auch gar nicht verderben, ist ja sogar lustig zu sehen wie sie mampft, ihr schmeckt es, sie kann das genießen. Und ich? Mir ist schlecht, mir graust vor jedem Bissen, und ich sitze ratlos vor einem vollen Teller und was da drauf liegt will einfach nicht weniger werden. Na das ist vielleicht eine frustrierende Sache. Ein einziger Kampf und wenn ich den dann doch so ziemlich gewonnen habe, Mutter möchte freudestrahlend noch etwas Süßes!

Bild


Dabei ist es eigentlich eh egal, ich fühl mich sowieso nirgends mehr zuhause.
Ist noch nicht einmal ein ganzes Jahr her, da war ich (bis auf die Panik im Urlaub)
so glücklich und froh und wirklich dankbar für mein Leben, und jetzt ist das so was von weg,
ich krieg überhaupt keinen Boden mehr unter die Füße.
Irgendetwas hab ich mächtig falsch gemacht. Ich bin schuld.

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leise
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Beitrag Di., 08.06.2010, 09:46

Da war was los, tolle Stadt, für uns ganz neu
haben uns so oft verirrt, trotz Stadtplan,

bis sich da endlich ein Lageplan im Kopf entwickelt
und man weiß wo ungefähr man ist.
Wir sind den ganzen Tag gelaufen,
toll dass Mutter das so geschafft hat.

Meine Antennen waren jedenfalls die ganze Zeit wie eine Radaranlage aktiv,
sehr anstrengend und dann die vielen Menschen in den Straßen
so viel Lärm, so viel Leben, so viel Trubel
das war uns beiden schon zuviel.

Wir sind ans Meer, Mutter wollte in die Sonne
und ich ins Wasser, leider viel zu kalt
doch das war schön,
am Strand lang laufen, kleine Fische zum Greifen nah
das war Freude pur (endlich wieder einmal dieses Gefühl).


Einmal ging’s der Mutter schlecht, das war so ein Schreck.
Ich packte sie am Arm und schubste sie auf einen Stuhl,
für sie war das ganz neu, schwindlig sein, ist ihr noch nie passiert.
Es ging zum Glück ganz schnell vorbei, doch ich hab Angst um sie
und das wird mir bleiben auch beim nächsten Urlaub.
Da kommen so viele Erinnerungen an die letzten Urlaube hoch
die wir noch mit meinem Vater unternommen haben.
Da ist so viel schief gegangen, bis hin zum Krankenhaus,
meine Angst von damals taucht da leider wieder auf.


Panikattacke hatte ich zum Glück nur eine,
beim Einchecken für den Rückflug,
eine ¾ Stunde waren wir angestellt, da ging das los,
doch ich hab versucht es gelassen hinzunehmen
und hab mir ständig gesagt: „Es ist nur die Angst,
es passiert sonst weiter nichts“,
und es ging auch endlich wieder weg.


Diese vier Tage waren schnell um und langsam komm ich wieder an
die Anspannung läst mich endlich los,
bin so erledigt, so geschafft, aber egal, ich hab’s durchgestanden
und das macht mir etwas Mut, auch für die nächste Reise.

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