Entstellt im Gesicht?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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*Norma*
Helferlein
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 22:34

ausgefuchst, kurz ein paar gedanken von mir:

vor einigen jahren sagte ein freund zu mir (der zufälligerweise psychologe ist...): solange du die erwartung hast, dass andere etwas tun müssen, damit es dir besser geht, wird sich nichts verändern. es sind nicht die anderen, die für dich schauen müssen: sondern DU SELBST. diese entscheidung musst aber du treffen, d.h. du musst die entscheidung treffen, für dich die verantwortung für dein wohlergehen zu übernehmen.

ich habe diese worte damals zuerst nicht wirklich (= emotional) verstanden. ich war in diesem dauermodus gefangen: warum verdammt nochmal macht niemand etwas, damit es mir besser geht, warum strengt sich niemand an und gibt alles für mein wohlergehen.
und im grunde heisst das ja nichts anderes als: warum waren meine eltern nicht da, warum haben sie meinen schmerz nicht gesehen, oder ihn vielleicht gesehen und nichts unternommen?

und genau von diesem wunsch müssen wir uns verabschieden, so schmerzhaft es ist: es war damals niemand da - aber wir dürfen heute diese "versäumten eltern" nicht von anderen erwarten, wir können nicht erwarten, dass andere diese funktion übernehmen. das wäre eine vollkommene überforderung des gegenübers.

lg, norma

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 23:01

Hi norma!

Ja, klar, kenn' ich, weiß ich auch. Aber es dann auch wirklich so zu machen, das frage ich mich bis heute, wie das gehen soll. Da sind bei mir wirklich nur Fragezeichen. Ich denke einfach, irgendwann ist man so unten, dass man aus eigener Kraft nicht mehr kann. Und es ist ja auch immer ein Unterschied, was und wieviel man von anderen erwartet. Ich verlange und erwarte von keinem Menschen, dass er mich in dem Sinne glücklich macht oder mir 100 % gibt. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum z.B. mir gegenüber von den privaten Menschen niemand auch nur bereit ist, 1 % oder 2 % in mich zu investieren oder vielleicht auch mal 5 %. Bei mir ist nur eins bisher im Leben angesagt gewesen: Andere wollten sich bei mir bedienen. Und ich hab' auch fleißig geliefert, damit sie bleiben. Aber sie sind geblieben, um noch mehr zu nehmen. Irgendwann war von mir nichts mehr übrig.

Ich versteh's einfach nicht, wie's andere schaffen, z.B sich Männer anzulachen, die sie finanzieren oder z.B. aufgrund Ihrer Erkrankung tatsächlich beim Chef durchsetzen, dass sie bessere Stellen und Bedingungen kriegen als die Gesunden, während die meisten psychisch Kranken im Berufsleben eher Anfeindungen ausgesetzt sind und gekündigt werden.

Das ist doch ein Mechanismus, der mir nicht klar ist. Aber wahrscheinlich sind das halt Leute, die andere charmant umwerben und sich einschleimen. Und der Typ bin ich wirklich nicht.

Letztlich scheitert es bei mir schon daran, dass ich einfach nicht mehr kann. Dieses Gerede über Verantwortung kenne ich ja. Es stimmt auch. Nur, wie soll man sich noch was geben oder für sich selber sorgen, wenn das Defizit so enorm ist und man selber nichts mehr hat? Das erklärt mir keiner. Ich hab' schon solange von der eigenen Substanz gezehrt, ich find' einfach nichts mehr in mir, was ich noch ausschlachten könnte.

Außerdem fehlt mir im Moment einfach so ein Impuls von außen. Ich würde mir einfach wünschen, dass mal was richtig Schönes passiert, was mir irgendwo das Gefühl gibt:"Hey, es lohnt sich doch noch, hier zu bleiben, auch wenn es 95 % der Zeit einach nur die pure Quälerei ist!". Das hat nicht unbedingt damit was zu tun, dass man von anderen was will, sondern es ist eher die Frage danach, ob's noch irgendwie Sinn macht.

GLG

ausgefuchst

PS Ich werde dieses Verantwortungs-Ding wohl nie hinkriegen. Ich glaube, ab einem bestimmten Punkt ist man zu weit unten, zu ausgebrannt. Mein Thera gurkt auch um dieses Thema rum. Aber es ändert für mich nicht viel. Ich weiß mittlerweile, was er von mir will und erwartet, aber ich kann's nicht. Es tut alles nur weh und ich denke immer öfter an eine Überdosis. Ich seh' kein Land mehr und ich fürchte, es wird sich daran auch nichts mehr ändern.

Aber ich habe in den vielen Jahren gelernt, dass es immer anders kommt, als man denkt. Ich geh' ins Bett und flüchte in den Schlaf. Morgen wird's wieder sehr anstrengend.

Total überfordert wäre mit mir kein Gegenüber. Aber die meisten Menschen sind enorm egoistisch und geben einem gar nichts. Und überfordert sind die meisten Mitmenschen doch mit jedem kleinen Käse. Ich wäre froh, wenn es viel mehr Menschen wie mich gäbe, die zwar genug Sensibilität mitbringen um andere zu verstehen, aber eben auch im Gegenzug die Belastbarkeit, die was tragen können und für andere auch da sein können. Ich sag's ja, ich bin falsch auf diesem Planeten. Ich ertrag' ihn einfach nicht. Ich hab' auch irgendwie die falschen Menschen kennengelernt und jetzt bin ich abgewrackt und komm' nicht mehr hoch.

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Eve...
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Beitrag Do., 25.02.2010, 00:04

Hallo Ausgefuchst!

nur kurz zu Deiner Rückmeldung: Ja, Du gibst hier und ich glaube auch im realen Leben zunächst ein äußerst starkes Bild ab. Ich war ja ganz erstaunt, vor einiger Zeit von Dir zu lesen, dass Du äußerlich eher klein und zierlich bist. Und dass Du überwiegend dieses stählernde Bild vermittelst, wundert Dich echt? Ist es nicht auch eine wirksame Schutzmauer?

GLG Eve

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nemesis
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Beitrag Do., 25.02.2010, 03:45

Hallo ausgefuchst!

Zumindest sind wir zu zweit auf dem falschen Planeten... Ich kann Dich sooo gut verstehen!

Mit diesem Verantwortung-Übernehmen-Gerede hab' ich aus so meine Probleme... Es stimmt zwar, aber man kann es nicht einfach so bedenkenlos jedem Menschen auf's Auge drücken. Und bei Dir hab' ich nun wirklich nicht den Eindruck, daß es Dir darum geht, die Verantwortung für Dich auf jemand anderen abzuwälzen. Eher im Gegenteil: Du hast Dir zusätzlich noch ziemlich viel Verantwortung für andere - Deine ehemalige Freundin kommt mir da so in den Sinn - aufgeladen, weil Du durch Deine eigenen Erfahrungen nachempfinden konntest, wie dreckig es ihr gehen muss. Kommt mir irgendwie seeehr bekannt vor. Wenn ich bei jemandem spüre, daß der ähnliches durchgemacht hat wie ich, dann kann ich auch nicht einfach sagen "Ach, hau ab, ich muss mich um mich selbst kümmern.".

Ich kann auch Deine völlige Erschöpfung sehr gut nachempfinden, denn mir geht's momentan ganz genau so. Wenn man wirklich chronisch traumatisiert wird, sich die Schei**e also wirklich von Kindesbeinen bis ins Erwachsenenalter zieht, dann hat man am Ende so eine extreme Leidensfähigkeit entwickelt, daß man gar nicht mehr merkt, daß man eigentlich schon lange am Ende ist und keine Kraft mehr hat. Man macht irgendwie einfach weiter, bis weit über die eigenen Grenzen hinaus und überfordert sich selbst damit total. Und die Theras unterstützen einen dabei auch noch. Bis es dann wirklich irgendwann kracht und man einfach nur noch zusammenbricht. Da ist dann kräftemässig auch wirklich der absolute Nullpunkt erreicht, da ist kein bisschen Substanz mehr übrig. Tja, und dann versteht auch der Profi plötzlich nix mehr und ist völlig überrascht, weil er gar nicht gemerkt hat, wie überfordert seine Patientin die ganze Zeit in Wirklichkeit schon war.

Ich glaube, liebe ausgefuchst, daß Du schon furchtbar lange sehr, sehr weit über Deine eigenen Grenzen hinausgegangen bist und ich fürchte, daß jeder weitere Druck von Deinem Thera alles nur noch schlimmer macht. Ich hab' das Gefühl, daß Du ganz dringend mal Ruhe brauchst, 'ne Pause, 'ne Zeit mit möglichst wenig Druck von aussen, ein bisschen Erholung. Kann das sein?

Ganz liebe Grüße

nemesis
We are effectively destroying ourselves by violence masquerading as love.
(R.D. Laing)

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Jesusechse
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Beitrag Do., 25.02.2010, 08:45

Hi nemesis!

Tja, da haben sich die richtigen zwei getroffen. Jetzt bin ich wirklich nicht mehr allein, weil's Dir genauso geht.

Und weil ich halt weiß, was es heißt, richtig fertig zu sein, kann ich über andere, die behaupten total am Ende zu sein, oft nur noch lachen. Aber sie wissen es halt nicht besser. Ihnen geht's schlecht, subjektiv entsetzlich schlecht, aber nur, weil sie keine Vergleichsmaßstäbe haben. Man glaubt gar nicht, was ein Mensch aushält und er läuft immer noch, wie ein Duracell-Häschen. Aber irgendwann gibt auch das ausdauerndste Duracell-Häschen nach, geht in die Knie.

Ich hab' meinem Thera das schon geschrieben, ob er's jetzt machen will, wie alle anderen und solange Druck machen will, bis ich mich ausklinke, ausklinken muss, weil es einfach nicht mehr geht.

Im Job läuft's immer mieser. Überall merke ich, dass ich einfach nicht mehr kann. Dazu dann das Gerede über Verantwortung übernehmen. Schön, hilft viel, wenn wirklich nichts mehr geht. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich mich krank melden soll. Aber es ist garde jetzt einfach nicht drin.

Letztes Jahr ging's mir auch sehr dreckig. Mein Chef hat dann gemeint, weil ich daraufhin dann auch gewechselt habe, dass ich nur zwei Tage krank geschrieben war. Er weiß, wie's mir geht und hat mich gefragt, warum ich nicht länger zu Hause geblieben bin, wo's mir doch so schlecht ging. Da hab' ich zu ihm gesagt, dass ich's nicht mehr merke, wie schlecht es mir geht, ob ich noch arbeitsfähig bin oder nicht, kann ich sowieso nicht beurteilen, weil ich immer krank und fix und alle arbeiten gehe. Genau genommen weiß ich nicht, wie es sich anfühlt, wenn's einem gut geht. Und Freude ist was, was ich nur noch sehr selten erlebe. Die meiste Zeit hab' ich mich abgefunden und wenn die Drecksschmerzen und alles andere nicht wären, dann würde ich mir keinen Kopf machen, sondern würde einfach meine Sachen machen, die anstehen.

Mal sehen, was sich mit meinem Thera ergibt. Aber ich denke, er wird da erst recht konsequent drauf pochen, dass ich's umsetze. Dass ich ausgebrannt bin und immer mehr Energie verliere, weiß er und genau deshalb ist er so knallhart. Das Schlimme an der Sache ist, dass ich gar nichts wirklich mehr umsetzen kann. Er sagt, ich soll auftanken, auch schöne Sachen machen und ich schaff' nicht mal die mehr. Irgendwann knallt's wirklich, aber richtig.

Ja, was ich nie verstehen werden kann ist der Egoismus der Menschen. Ich versteh' das wirklich nicht. Ich denke, dass die meisten einfach total brüchige Naturen sind und furchtbar um sich selber Angst haben. Ich hab' nur sehr wenige belastbare Menschen gesehen. Die meisten sind feige, wenn's wo klemmt, sind sofort weg. Ich weiß nicht, woher das kommt.

GLG

ausgefuchst

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saraX
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Beitrag Do., 25.02.2010, 08:50

liebe ausgefuchst,

wenn du den täter jeden tag siehst, dann kannst du nicht gesund werden. solange täterkontakt besteht hilft keine therapie wirklich. ich denke das ist der zentrale punkt. kannst du nicht woanders hinziehen? hast du dir schon mal gedanken darüber gemacht? es geht um dein überleben und mehr...

liebe grüße
sara

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Jesusechse
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Beitrag Do., 25.02.2010, 09:05

Hi Eve!

Ich bin, wie ich bin. Ich geb' kein Bild vor oder auch sowas wie eine Schutzmauer nicht. Aber für die meisten Menschen scheint's überhaupt nicht vorstellbar zu sein, dass ein Mensch nicht nur das Eine sein kann. Sie denken entweder, sie haben einen starken Menschen vor sich oder einen schwachen. Aber es gibt Menschen wie mich und nemesis (denke ich auch (?)), die sind beides, die sind total kaputt noch sehr stark, aber eben beides.

Jemand wie ich, der soviel Leid und Terror gesehen hat, ist von anderen nicht mehr leicht zu beeindrucken. Wo andere schon die Ohren anlegen und Angst kriegen, steh' ich noch da und grins' mir eins ab, ganz einfach, weil ich viel härtere Fights gewohnt bin. So schnell schockt mich nichts mehr. Schlechtgehen ist der Normalzustand für mich. Ich kann mit vielen Situationen umgehen, wo andere schon komplett einbrechen. Ich hab' das in der Klinik und auch sonst im Leben gesehen: Andere, die normal aufgewachsen sind, können das nicht aushalten, was ich an Belastung aushalten kann. Die jammern schon bei 10 % dessen, was ich noch gut aushalten kann.

Das heißt dann aber nicht, dass einem nichts mehr was ausmacht. Und irgendwann addiert sich das alles und dann hilft auch die größte Belastbarkeit nichts mehr. Das ist das Problem, dass Leute wie nemesis und ich viel zu spät in Therapie kommen, weil wir Schlechtgehen als Normalzustand kennen. Andere würden viel früher was unternehmen. Aber Leute wie wir gehen über unsere Grenzen raus bis zum Totalbreakdown und danach wieder auf die Beine zu kommen, ist wahnsinnig schwer.

Theras haben dann auch nichts mehr, womit sie arbeiten könnten, worauf sie aufbauen könnten. Da ist alles weg, wie nach dem Tsunami sieht's da innerlich aus. Das emotionale Geröll erdrückt einen innerlich, dass man keine Luft mehr kriegt und nicht mehr kann.

Mein Thera weiß das nur zu gut und er macht Druck, weil er mich unbedingt auf die Siegerstraße ziehen will. Aber ob's klappt?

Ich hab' ihn gefragt, warum das sooo weh tut. Da hat er gemeint:"Das muss sooo weh tun, weil sich ein Mensch wie sie sonst überhaupt nicht mehr bewegt!!". Es ist so, wenn die Schmerzen und alles nicht wären, würde man einfach gar nichts mehr machen, würde nicht mehr aufstehen, nichts mehr essen und einfach liegen bleiben und sterben. So dumm ist die Idee auch gar nicht.

Mein Thera tritt mir sowas von in den Hintern, aber er ist auch immer nett. Durch die Hintertür bringt er das dann schon rüber, dass er sieht, wie's mir wirklich geht. Er sagt, es gibt keinen anderen Weg und er will, dass ich da raus komme. Er sagt lieber ein Ende mit Schrecken (Damit meint er die Therapie.), als ein Schrecken ohne Ende (Das wäre das Leben, wenn die Therapie schief geht.).

Alles nicht so leicht. Ich könnte genauso gut arbeiten gehen und nebenher ambulant eine Chemotherapie machen. Die Belastungen wären nicht so viel anders.

Ich finde es immer toll, wenn ich hier im Forum lese, dass manche jammern, ihnen ginge es sooo schlecht. Dann kriegt man aber mit, dass es da noch Freunde gibt, Beziehungen, manchmal sogar Kinder etca.. Ich kann dazu nur sagen, wenn man das alles noch schafft, dann geht's einem noch recht gut. Ich hätte keine Energie, um irgendwie was mit Männern anzuleihern, auch keine Lust drauf. Ich bin gottfroh, wenn ich mein Bett sehe und mich wirklich reinlegen kann und die Augen fallen mir zu. Bin diese Woche dreimal mit voller Montur, inklusive Schuhe bei brennendem Licht auf der Couch eingeschlafen und irgendwann nachts wieder aufgewacht. Das Einzige, was im Moment noch hilft, ist Schlaf.


Hi sara!

Na im Moment geht das nicht mit Umzug. Aber nächstes Jahr wird es wohl klappen. Da es keine Option dazu gibt, muss ich damit klar kommen. Aber es geht auch. In die Wohnung kommt er nicht. Da hab' ich mittlerweile die Polizei eingeschaltet, seitdem ist diese Grenze fix. An die hält er sich und ich fühl' mich auch sicher so. Er hat mittlerweile vor mir Angst, seit ich den offiziellen Weg beschritten habe, traut er sich nichts mehr.

Auf absehbare Zeit muss und will ich hier auch weg. Aber im Moment sind noch andere Dinge wichtiger und an allen Fronten gleichzeitig kann ich nicht kämpfen.

GLG

ausgefuchst

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Elena
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Beitrag Do., 25.02.2010, 16:30

Hallo Ausgefuchst,

ein spontaner Kommentar der mir zu Deinen Beiträgen einfällt:
Grenze Dich Menschen gegenüber ab, die Dir nicht gut tun. Ich glaube, Du läßt viel zu viele an Dich ran, die Dich schwächen.

LG Elena


Zerrissene
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Beitrag Do., 25.02.2010, 18:28

Liebe ausgefuchst,

kleine Denkaufgabe für dich.

Kannst du dir vorstellen egoistisch zu sein?

Bis später...

IGDGL Zerrissene

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Affenzahn
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Beitrag Do., 25.02.2010, 18:30

ausgefuchst hat geschrieben:Die jammern schon bei 10 % dessen, was ich noch gut aushalten kann.
Jammern ist manchmal gesund. Aber was du (auch hier) tust, ist in gewisser Weise etwas anderes: Du spielst die Heldin. Hast du Angst vor dem Jammern?

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Eve...
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Beitrag Do., 25.02.2010, 19:11

Du spielst die Heldin. Hast du Angst vor dem Jammern?
Ich schließe mich der Frage an. Es ist weniger eine Mauer, aber manchmal doch eine Maske? Die Maske der Heldin, und dahinter befindet sich das verletzte, zarte Wesen, das auch Ausgefuchst ist, hm?

GLG Eve

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Elfchen
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Beitrag Do., 25.02.2010, 19:38

Liebe ausgefuchst
ausgefuchst hat geschrieben:Da ist alles weg, wie nach dem Tsunami sieht's da innerlich aus. Das emotionale Geröll erdrückt einen innerlich, dass man keine Luft mehr kriegt und nicht mehr kann.
Auch nach einem Tsunami kann man wieder aufbauen. Sogar zwischen Steinen und Asphalt können Blumen blühen. Aber man kann nicht an ihnen ziehen, und dann sind sie da. Sie brauchen Zeit.
ausgefuchst hat geschrieben:Jemand wie ich, der soviel Leid und Terror gesehen hat, ist von anderen nicht mehr leicht zu beeindrucken.
Ob du es glaubst oder nicht, aber damit bist du nun wirklich nicht alleine. Aber wir wollen ja nicht wieder ein Leid gegen das andere aufwiegen.. . Und vergiss nie: für jeden ist das Päckchen, was er trägt, das schwerste. Auch wenn es für den anderen leicht wäre.

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Jesusechse
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Beitrag Do., 25.02.2010, 23:06

Hi zusammen!

Ach, ist spät, viel gearbeitet, bin total müde, daher nur kurz:

Hab' mit meinem Thera geredet: War wie ich erwartet hatte, er zieht's konsequent durch. Wenn ich nicht mitziehe, kann und wird er nicht weiterbehandeln.

Wir haben geredet und ich hab' ihm gesagt, was los ist. Er wusste das aber natürlich. Er hat gemeint, ich muss das eben einfach aushalten, egal, wie schwer und schlimm es wird. Wir haben dann entschieden, dass wir weitermachen. Er hat mir gesagt, dass ich mir auch jemand anders suchen kann, aber ich will das nicht. Und er weiß das auch. Er ist einverstanden, dass ich bei ihm bleibe, auch wenn er total überlastet ist. Er hat halt nur gesagt, was ich schon wusste, dass die Bedingung ist, dass ich's wirklich will und wirklich umsetze, was er vorgibt. Er wird streng und konsequent sein. Aber natürlich will er, dass es klappt.

Ich mag nicht weg von ihm. Er ist super. Andere Patientinnen wird er mir auch nie wieder vorhalten. Und ansonsten hat er noch ein paar Änderungen gemacht, damit ich es leichter habe.

Wie ich klar kommen werde, weiß ich jetzt noch nicht. Hab' schon heftig Angst, aber da kann man nichts dran ändern. Er hat mir aber schon viel beigebracht, wie ich machen kann, dass mich die Schmerzen nicht auffressen, zur Not nehm' ich Schmerzmittel. Ab und zu geht das ja ohne Probleme.

Also, ausgefuchst ist dann soweit wieder auf'm Posten.

Heldin bin ich übrigens keine. Es hat sich alles so ergeben. Jammern tu' ich nur noch wenig, ich darf das in meiner Therapieform nicht, zumindest nicht in der Stabi. Mein Thera will nicht, dass ich mich mit der Vergangenheit auch nur im Ansatz beschäftige. Er versucht, dass alles wegzupacken, damit ich Ruhe kriege. Er ist echt cool. Er sagt mir halt leider auch, dass ich mich total zusammenreißen muss. Das muss halt manchmal sein, damit was klappen kann.

Ich bin so froh, dass er da ist. Er ist meine Geheimwaffe. Ich hätte keine Chance ohne ihn.

Und natürlich bin ich nicht alleine damit, dass ich Gewalt und Terror kenne. So war's auch nicht gemeint, als ich es geschrieben habe. Ich wollte nur sagen, dass mich das (und sicher auch mein Job) eben zu einem sehr abgeklärten Menschen gemacht hat. Viele denken dann, ich wäre ein Holzklotz oder so eine Stahlbohne. Aber das bin ich nicht. Ich bin nur ein Mensch wie andere auch, der allerdings auch die härteren Gangarten gut beherrscht und sich durchaus durchsetzen kann. Muss ich auch können, das ist in meinem Job Pflicht.

Jepp, gute Nacht, Ihr Lieben!

ausgefuchst


Zerrissene
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 05:31

Guten Morgen du Liebe,

ich hätte ein bißchen Angst vor ihm, weil du ihn so streng beschreibst... Aber vielleicht muss er bei dir so sein, damit es dir bald besser geht und du Fortschritte in der Stabi machst. Ach, ich möchte dich mal so gern real erleben, damit ich dich besser verstehe. Irgendwie gibst du mir viele Rätsel auf. Dein Thera scheint ganze Arbeit verrichten zu müssen.

Schön, dass es jetzt weitergeht und du wieder so motiviert bist, du "klingst" gleich viel, viel besser.

Ja, und vielleicht muss es so sein, dass man zum Glück gezwungen werden MUSS (manchmal...). Und natürlich solltest du die Vergangenheit wegpacken, sie geht dir ja nicht verloren (leider!!!).

Ich wünsche dir einen schönen Freitag. Freue dich aufs WE!

Ich muss gleich wieder los, ist aber heute der letzte Arbeitstag in der alten A. Heute mach ich mich eh nicht mehr tot.

Morgen bin ich bereits zum Umschalten in der neuen A. Du weißt doch, wegen der Technik...

IGDL Zerrissene

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 10:03

Hi liebe Zerrissene!

Ja, er ist einfach jemand, der weiß, was er will, deshalb ist er so konsequent und ... na ja .... streng ist er auch oft. Er lässt sich halt nicht für blöd verkaufen, wenn er sieht, dass man nicht 100 % gibt, gibt's Stress.

Es ist schon so, dass er weiß, dass ich ihn nicht verlieren will und das für mich die Katastrophe wäre. Und ich denke, er ist ganz froh um sein Druckmittel?! Er setzt es auch schonungslos ein. Ja, ich werde wirklich zu meinem Glück gezwungen. Logo weiß er, wie ich die Schnauze von allem voll hab'. So ein Leben hinterlässt Spuren und er als Therapeut muss kucken, wie er mich trotzdem noch dazu bringt, dass ich mich nicht hängen lasse und das macht er eben so. Das tut oft sehr weh und stresst, aber letztlich erreicht er genau, was er will. Und wer davon im Endeffekt profitiert, bin ich.

Deshalb macht er es ja. Es ist für ihn gar nicht so leicht, grade mir ständig Druck zu machen, da muss er sich schon auch zusammenreißen, dass er nicht gefühlsdusselig wird und nachlässt.

An vielen Kleinigkeiten merkt man es aber dann immer wieder, wie er wirklich zu mir steht. Da kommt's dann unterschwellig durch. So ist er auch einfach sehr lieb und kümmert sich auch gut. Er ist auch noch ziemlich jung, viel jünger, als Leute in seiner Position im Schnitt sind, das macht's mit ihm vielleichter. Er hat Power und ist einfach cool. Das ist was anderes, als wenn da so ein Opa vor einem hockt und bei allem nickt und dreimal die Stunde fragt."Warum?".

Ich würde mal sagen, ich hab' einen sehr dynamischen Therapeuten und da muss ich dann halt mithalten. Aber es ist nicht so, dass er mich jetzt nur schleifen würde. Macht er nicht, ganz sicher nicht.

Aber das, was nemesis angesprochen hat und ich ja vorher auch, ist, dass die, die so unten sind, dass privat nichts mehr da ist oder geht, echt arm dran sind und Riesenprobleme haben, Therapie auszuhalten. Da fehlt einfach der Ausgleich zu den Belastungen, der Support. Und genau aus dem Grund gehen ganz viele Therapieen schief, gehen viele Leute in Therapie kaputt. Viele bringen sich um, wenn sie nach viel Therapie nicht auf die Beine gekommen sind, es ist oft ein regelrechtes Verheizen, was in Therapie stattfindet.

Ich hab' gestern noch mit einem Thera gemailt, den ich kenne. Der hat das dann auch bestätigt: Er hat gemeint, dass das wirklich eine Lücke im System ist, sowohl im Psy-Sektor, als auch im zwischenmenschlich Sektor. Niemand füllt diese "Leerstelle" bei den Mensch aus. Das Einzige, was es gibt, wo das annähernd gemacht wird, ist Psychiatrie stationär. Und dass das keine Lösung für Leute wie nemesis und mich ist, das liegt wohl auf der Hand. Erstens wäre es zeitlich auch befristet. Und auf der anderen Seite wäre es dort therapeutisch nicht das Richtige für Leute wie uns, die bereit sind, sich mit sich auseinanderzusetzen. Dazu kommt die Stigmatisierung. Ich könnte sie in meinem Berufsfeld überhaupt nicht gebrauchen.

Ja, und dann steht man da und soll und muss was kompensieren, was nicht zu kompensieren geht: Alleinsein. Alleinsein kriege ich durch eigene Maßnahmen nicht klein, egal, was ich für mich tue, wie ich für mich sorge. Und so geht's sehr vielen, die chronisch enttäuscht sind, chronisch traumatisiert, keine Beziehungen mehr eingehen können.

Mein Thera weiß das. Und ich muss halt konsequenter das tun, was er mir gesagt hat. Es nutzt mir ja; wenn ich's nicht mache, tut es mir weh, sonst keinem.

Beziehungen gehen nicht, nicht im Moment. Das sagt er mir ja auch. Also hat er mir gesagt, wie ich damit leben kann. Und so muss ich dann damit auch umgehen. Bisher war das halt das Problem, dass ich doch lieber versucht habe, das Bedürfnis zu decken, anstatt es zu deckeln, aber so geht es nicht.

Jetzt muss ich halt das tun, was er sagt: Aushalten oder Ablenken. Und das wird verdammt schwer.

Aber er ist schon super; ich hab' wirklich einen guten Thera, der viel, viel mehr versteht und checkt, als alle anderen, die ich vorher getroffen habe. Die wenigstens kamen mit mir überhaupt klar, aber er ist jemand, der mir wirklich gewachsen ist und nicht nur das, sondern er ist mir weit voraus. Und genau so soll das sein. Andernfalls könnte er mir nichts geben, nichts beibringen.

Er ist hart, und das ist nicht komisch. Aber ich denke, anders wird wirklich nichts mehr auf die Reihe kommen. Und er ist einfach sehr konsequent und zielorientiert. Letztlich ist das nichts, was mir wirklich schadet, weil er das auch auf sehr menschliche Art und Weise lebt.

GLG

ausgefuchst

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