erkälteter Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Carry
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Beitrag So., 17.01.2010, 12:14

Hallo zusammen,
1. Waren eure Theras schon mal so richtig erkältet?
2. Wie habt ihr euch dabei gefühlt?
3. Seid ihr geblieben?
4. Wie ist euer Thera damit umgegangen?
Ich finde, daß dies Fragen sind, die nicht wirklich einer Antwort bedürfen.
Also ich dreh es jetzt einfach mal um

1. Ich war auch schon mal erkältet und hab die Therapiestunde wahrgenommen.
2. Meine Therapeutin hat mich bemitleidet.
3. Sie ist geblieben.
4. Ich habe um eine zusätzliche Packung Tempos gebeten.
und alles war gut.

Rosenrot schrieb:
na, ich würde bei einem Therapeuten genauso reagieren, wie bei jedem, der andere einer Ansteckung aussetzt. Ich finde das unverantwortlich. Würden die Leute mit Infekten (oder Grippe) zuhause bleiben, würde es sich nicht so ausbreiten können. Tsss
Ich denke, wenn jeder der einen grippalen Infekt hat ( gerade zu der kalten Jahreszeit ) aus RücKsicht auf die Mitmenschen, seinem Arbeitsplatz fern bleiben würde, dann würde sicherlich ein Teil der Wirtschaft
erlahmen. Ich spreche hier nicht von meinem eigenen Wohlbefinden, denn wenn sich jemand so krank fühlt, daß er seine Arbeit nicht mehr verrichten kann, dann sollte er sich selbstverständlich arbeitsunfähig schreiben lassen.

Flugente schrieb:
Meine Therapeutin hatte mal einen eingerissenen Fingernagel. War ziemlich hart das ganze für mich.
guter Witz, wenn's nicht ernst gemeint war

Ich bin immer wieder erstaunt, was manche Menschen so beschäftigt

Carry, hüstel
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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hungryheart
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Beitrag So., 17.01.2010, 12:18

Messina hat geschrieben:[

Ich glaub, ich hätt mir nen Spruch à la "Also wirklich, so zum ko... ist mein Leben doch nun auch nicht " nicht verkneifen können...*kicher*
ich hab gesagt: "hab ich sie jetzt so geschockt?"
aber eigentlich eher um die peinlichkeit der situation zu überspielen....

irgendwie hab ich mich so furchtbar fremdgeschämt
weil man auch die kotz-und würggeräusche so hören konnte und sie grün und gelb im gesicht dann irgendwann wiederkam und sich entschuldigte und meinte, wir müssten wohl abbrechen.....



@sandy....eigentlich ist das ja echt ein thema, bei dem man sich erstmal wundert, wie man "sowas" überhaupt zum thema machen kann. klang ja bei elena und flugente an und ich hab mich auch erstmal gewundert.

aber das ganze scheint ja für etwas zu stehen....
die beziehung zu deinem alkoholiker - vater.
in diesem zusammenhang passt es ja ....
manchmal sind es ja gerade die auf den ersten blick unwichtigen sachen, die "unangemessene" gefühle auslösen, die uns auf die richtige spur führen.

wirst du das mit deinem thera so ansprechen?

(ich denke, diese spur solltest du weiter verfogen, klingt spannend)

und dann ist ja krankheit etwas, was den "thery" menschlicher macht und ihn dir so natürlich näherbringt...
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Elena
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Beitrag So., 17.01.2010, 12:34

hungryheart hat geschrieben:weil man auch die kotz-und würggeräusche so hören konnte und sie grün und gelb im gesicht dann irgendwann wiederkam und sich entschuldigte und meinte, wir müssten wohl abbrechen....
Was für ein Erlebnis, ich glaube, sowas vergisst man nie!

LG Elena

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hungryheart
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Beitrag So., 17.01.2010, 12:43

Elena hat geschrieben: Was für ein Erlebnis, ich glaube, sowas vergisst man nie!

LG Elena

doch, ehrlich gesagt ist mir das jetzt erst anlässlich dieses threads wieder eingefallen
so besonders war's auch wieder nicht.
hat mich, bis auf das akute fremdschämen damals auch nicht weiter beschäftigt. kann ja mal vorkommen...
Nimm was du willst und zahl dafür.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 17.01.2010, 12:52

Hi All:

Dieses Thema wird v.a. für diejenigen Relevanz haben, für die "Krankheit" bzw. das Nicht-Wahrhaben-Wollen/Verdrängen derselben in der Lebensgeschichte bedeutsam sind.

Für mich trifft es in mehrfacher Hinsicht zu. Es ist vllt sogar DAS Leitthema meiner Lebensgeschichte, und die Bedeutsamkeit offenbart sich halt in so kleinen Dingen wie einer möglicherweise ansteckenden Erkältung des Therapeuten.

Diejenigen Stimmen, die meinen, sich auf welche Art auch immer darüber erheben zu müssen, nehme ich zur Kenntnis und als provozierendes Geschenk bzw. Herausforderung an. Es sind mir altbekannte Sichtweisen. Den inneren Dialog, den sie in Gang setzen, möchte ich jedoch nicht in diesen Thread projizieren.
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@Wildkatze:
Das irritiert mich dann so sehr.

Aber das tun andere äußere Einflüsse (Geräusche von außen) auch.
Hast du deiner Irritation schon mal Ausdruck verliehen, indem du sie darauf angesprochen hast?
Mein Thera weiß, dass ich fuchsteufelswild werde, sobald während der Sitzung das Telefon klingelt, sein PC das abscheuliche Windows-Klingeln von sich gibt, der Drucker Signale aussendet, oder ich aus dem anliegenden Praxisraum Stimmen höre.
Zu Beginn einer jeden neuen Sitzung versichert er mir, dass sein PC abgestellt sei, z.B.
Lg Sandy

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SamuelZ.
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Beitrag So., 17.01.2010, 13:13

@vallée:
Du hast es noch einmal auf den Punkt gebracht. Es ist genau diese verkehrte Welt, die mich beunruhigt und irritiert hat. Eine Wiederbelebung dessen, was ich jahrzehntelang mit meiner Familie durchgemacht habe. Mit meinem Thera will ich eine "gesunde" Beziehung erfahren.

Ich denke auch, dass ein Therapeut so gefestigt sein sollte, dass er evtl unangenehme Auswirkungen seines Fehlens (z.B. Patienten-Mutmaßungen) aushalten kann.
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@Situation:
Niesen drückt für mich einen fast extremen Kontrollverlust aus. Der/die sonst so beherrschte Therapeut/in ist machtlos einem Reflex ausgeliefert. Das ist es, glaube ich, was auch mir die Sicherheit raubt
Ich finde, du beschreibst die Gefühle, die Körperreflexe der Theras auslösen können, sehr anschaulich.
Die Sache mit dem Kontrollverlust finde ich sehr interessant. Warum ist es dir wichtig, dass sie sich unter Kontrolle hat?

Meiner hatte mal eine Phase, da hat er 2-3x jede Sitzung aufgestoßen. Meine Sitzungen lagen damals kurz nach der MiPa. Mich hat es nur ein klein wenig irritiert. Er schaute mich dann immer an, wie ein kleines Kind, das gerade sein wohlverdientes Bäuerchen gemacht hat.
Aber das was ich oben geschrieben habe, betrifft eher meine kindliche, emotionale, geschundene Seite.
Und genau die ist es, die während der Therapiesitzung aktiviert ist. Ich will ja nicht meinen "inneren Erwachsenen" heilen, sondern das irritierte, verunsicherte Kind.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 17.01.2010, 13:29

@coco:
Deine Geschichte ist ein weiteres Beispiel für die "verkehrte Welt". Plötzlich macht sich der Patient Sorgen um den Therapeuten, will ihm oder ihr nicht zur Last fallen, nimmt sich zurück. Ich könnte vermutlich unter solchen Umständen und mit meinem Hintergrund Schwierigkeiten entwickeln, mit meinem Therapeuten weiter zusammenzuarbeiten. Aber das ist vermutlich von Fall zu Fall unterschiedlich.
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@Hungry:
wirst du das mit deinem thera so ansprechen?

(ich denke, diese spur solltest du weiter verfogen, klingt spannend)

und dann ist ja krankheit etwas, was den "thery" menschlicher macht und ihn dir so natürlich näherbringt...
Ja, ich werde es noch einmal ansprechen. Das Thema hat bei mir einiges aufgeworfen. Und dann frage ich mich natürlich, ob ich schon bereit bin, den menschlichen Thera zu akzeptieren. Mein inneres bedürftiges Kind stellt sich da gerade quer.


montagne
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Beitrag So., 17.01.2010, 14:47

@Sandy: Kann ich voll verstehen! Deshalb bin ich ja so froh, das meine noch nie erkältet oder sonst wie krank wirkte. Und ich finds irgendwie richtig gut, wnen ich mir vorstelle, wenn sie doch mal absagt wegen nem Infekt, das sie sich zu hause einkuschelt, etwas für sich tut, ihre Grenzen erkennt. Einmal war es nur so, da kamen gefühle aus ihr raus, die ganz sicher nicht dazu bestimmt waren, das ich das mitbekomme. Aber das hat sie selbst umgehend auch so gesagt und sich dafür entschuldigt. So hatte ich gleich wieder ein sicheres Gefühl. Denn da sist ja auch das Problem an der sache, wenn es so eine Rollenumkehr gibt. man gibt mehr, als man eigentlich geben kann und will, bekommt wenig. Man ist buchstäblich zu kurz gekommen. und es macht insgesammt (für mich) ein sehr unsicheres gefühl, wenn die person (früher Erziehungsberechtigte, heute Thera), an die ich mich wenden will, wo ich Unterstützung und vllt. auch Schutz will, schwach wirkt.

Was ich jetzt sage weißt du sicher selbst. Sprich es an. Wenns eh ein wichtiges Thema von dir ist! und auch, weil der Thera eben doch nur ein Mensch ist und Fehler macht, das ist so, das muss kein Drama sein, im Gegenteil, aber man muss halt kurz drüber reden. Lernen mit Fehlern umzugehen, den eignen und denen von anderen. Sichehreit wiedererlangen, lernen.
amor fati

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Freistil
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Beitrag So., 17.01.2010, 19:57

SandyP. hat geschrieben: Meiner hatte mal eine Phase, da hat er 2-3x jede Sitzung aufgestoßen. Meine Sitzungen lagen damals kurz nach der MiPa. ... Er schaute mich dann immer an, wie ein kleines Kind, das gerade sein wohlverdientes Bäuerchen gemacht hat.


Iiiiiiiieeeeek ! Sandy, ich kriege dieses Bild nicht mehr aus dem Schädel..... und ich merke, dass das gaaaaar nicht ginge für mich. Mein Analytiker wird in ganz ganz seltenen Fällen irgendwie selbst ein bisschen kindlich. Ich merke das dann an dem Tonfall seiner Stimme und an seinem Wortschatz. Das finde ich immer ganz ganz ganz schlimm!! Er DARF für mich nicht kindlich sein. Er MUSS stark sein, älter sein, reifer sein.

Und dieser Blick wie ein Kleinkind nach einem Bäuerchen, das wäre echt der persönliche Albtraum für mich. Dann sogar lieber laut rülpsen und irgendeinen Stammtischspruch hinterherbrüllen....

Arrgh,
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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SamuelZ.
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Beitrag So., 17.01.2010, 20:03

Liebe Freistil,
welcome back in town.
Würdest du das denn nicht "menschlich" finden, so ein Aufstoßen? Steuern kann man das ja nicht. Ich frage mich, wie er sonst damit umgehen sollte...
Das mit dem "Bäuerchen" war wohl etwas überspitzt formuliert. Er hat mich halt so angesehen, als fänd er diesen Reflex jetzt völlig in Ordnung und sympathisch an sich.
Mich hat es etwas verunsichert, aber nicht groß gestört. Er hatte ja nicht den Mund dabei auf .... *kicher*
LG Sandy

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Tröte
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Beitrag So., 17.01.2010, 20:11

mhh ich überlege gerade...meine therapeutin hat noch nie irgendwelche geräusche gemacht, weder husten, niesen, nichtmal räuspern oder gähnen und schon gar kein "bäuerchen"....
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Freistil
Forums-Gruftie
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Beiträge: 501

Beitrag So., 17.01.2010, 20:15

SandyP. hat geschrieben: Würdest du das denn nicht "menschlich" finden, so ein Aufstoßen? Steuern kann man das ja nicht. Ich frage mich, wie er sonst damit umgehen sollte...
Das Aufstoßen-Müssen ist für mich nicht schlimm in der Geschichte. Aber den Blick wie du ihn beschrieben hast, den er danach bzw. dazu machte, der hat bei mir ganz viel Abwehr und Widerstand erzeugt. Wow. Wirklich eine heftige emotionale Reaktion. Sehr spannend.
SandyP. hat geschrieben: Er hatte ja nicht den Mund dabei auf .... *kicher*


Mein Analytiker hat mal gerade als ich irgendwas über die Beziehung zwischen ihm und mir mir abrang, unter äußerster Überwindung mein Verhältnis ihm gegenüber verbalisierte ... da hat er mitten in mein Stammeln das Taschentuch herausgeholt und kräftig hineingeschneuzt, so dass ich mich selbst nicht mehr hören konnte. Da bin ich verstummt, habe gewartet und dann ist mir ziemlich ehrlich herausgeplatzt: "Das finde ich ja jetzt nicht wirklich romantisch von Ihnen!" Er war ziemlich amusiert, und wir haben die Situation sehr gut weitergeführt.

LG und viel Spaß dir noch in diesem Thread!!
Hab selbst nicht so ein besonderes Verhältnis zu den Krankheiten meines Theras. Eher umgekehrt: Ich genieße es in der Regel, wenn ich eine körperliche Erkrankung oder Frage bei mir anspreche, wenn er dann vom Analytiker zum ARZT switcht und diagnostiziert oder so ganz Arzt-mäßig nachfragt...

freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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situation
Helferlein
Helferlein
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Beitrag So., 17.01.2010, 22:54

Die Sache mit dem Kontrollverlust finde ich sehr interessant. Warum ist es dir wichtig, dass sie sich unter Kontrolle hat?
Das ist wirklich eine gute Frage. Was ich jetzt schreibe klingt für einige bestimmt lächerlich (bitte habt Nachsicht mit mir).

Meine Thera hat bisher einmal geniest. Das hat mich verunsichert, weil es mitten in meinem Reden war (fast so wie Freistil das mit dem lauten Schneuzen des Thera geschrieben hat). Ich habe gestockt, aber so schlagfertig wie Freistil war ich nicht. Hab zweimal durchgeatmet und weitererzählt.

Stelle ich mir jedoch vor, sie würde beispielsweise 3mal hintereinander niesen, würde mich das so sehr aus der Fassung bringen, dass ich keinen normalen Gedanken mehr fassen könnte (dies ist mir mit anderen emotional wichtigen Personen schon zur Genüge passiert - leider). Ich krieg Schweißausbrüche, Angstzustände und Denkaussetzer.
Warum zeige ich diese Reaktion? Hmmm, als Kind hatte ich extreme Angst davor, wenn einer meiner Elternteile nieste. Ich habe mich ihren lauten Körperreflexen hilflos ausgeliefert gefühlt. Es war wirklich so, dass ich sie voller Angst anschaute und dachte, bitte nicht nochmal, nicht nochmal.

Ja, es bewirkt in mir eine Hilflosigkeit, die existentiell ist. Deswegen kann ich damit nicht umgehen. Woher das nun ursächlich kommt liegt vor meinem bewussten Erinnern, aber vielleicht ist es ja auch einfach der Grund, dass das Niesen mich erschreckt hat. Tja, Pech gehabt, jetzt muss ich damit leben.

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Wildkatze
Forums-Insider
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Beiträge: 206

Beitrag So., 17.01.2010, 23:01

SandyP. hat geschrieben:@Wildkatze:
Zitat:Das irritiert mich dann so sehr.

Aber das tun andere äußere Einflüsse (Geräusche von außen) auch.

Hast du deiner Irritation schon mal Ausdruck verliehen, indem du sie darauf angesprochen hast?
Mein Thera weiß, dass ich fuchsteufelswild werde, sobald während der Sitzung das Telefon klingelt, sein PC das abscheuliche Windows-Klingeln von sich gibt, der Drucker Signale aussendet, oder ich aus dem anliegenden Praxisraum Stimmen höre.
Zu Beginn einer jeden neuen Sitzung versichert er mir, dass sein PC abgestellt sei, z.B
Neeee, ich habe meiner Irritation bisher noch keinen Ausdruck verliehen.

Hm, früher als Kind hat meine Familie sich immer über mich lustig gemacht, weil ich so geräuschempfindlich war. Das bin ich auch immer noch, wenn auch lange nicht mehr so schlimm wie früher.
Und letztendlich hat die Irritation während der Therapie ja auch was mit Geräuschempfindlichkeit zu tun.

Aber da kommen dann wieder diese unbewussten Ängste in mir hoch, die heute eigentlich gar nicht mehr angebracht wären. Dass meine Thera denkt, ich spinne oder so.

Liebe Sandy, mich macht es innerlich auch fuchsteufelswild, wenn während der Stunde das Telefon klingelt oder wenn es sogar an der Tür klingelt oder wenn ich im Haus Stimmen oder Schritte höre.

Meine Thera hatte das Telefon und die Türklingel eine Zeitlang mal abgestellt. Das habe ich durch Zufall einmal mitbekommen. Aber in letzter Zeit ist das nicht mehr so.
Das Telefon klingelt eigentlich mindestens 1x in der Stunde. Es ist zwar im Nebenraum, aber ich höre es! Und an der Tür hat es in letzter Zeit auch öfter geklingelt.
Ich tue dann immer so, als wenn nix wäre.
Ganz das brav-getarnte Verhaltensmuster aus der Kindheit eben.

Ich werde das Gefühl nicht los, als wenn da eine Absicht meiner Thera dahintersteckt.
Ich bin ja nun schon so lange bei ihr. Sie hat eine ganze Weile mit sich gerungen, bis sie sich entschied, dass es o.k. für sie ist, wenn ich so lange bei ihr bleiben möchte, wie ich es gut für mich finde.

Ich hatte damals schon befürchtet, dass sie ihre subtilen Methoden haben wird, um mich sanft aus dem Nest zu schubsen.
Das Klingeln des Telefons und der Tür gehören wohl dazu.

Sie will mir wohl zu verstehen geben, dass ich nicht die einzige in ihrer Praxis bin (im Sinne von einzigartig - ansonsten weiß ich das ja, dass ich nicht die einzige bin ).

Ach, ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll.

Es ist so, als wenn man schon anfängt, den Geschirrspüler einzuräumen und der Besuch sitzt noch auf dem Sofa beim 3. Glas Wein.

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neko
Forums-Gruftie
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Beiträge: 599

Beitrag Mo., 18.01.2010, 10:45

liebe leute,
ich geb es ja gerne zu - am anfang hab ich auch gedacht, was für ein thema. das stehen wir doch alle locker drüber. dann ist mir aber ein letztlich natürlich auch ganz banaler zwischenfall eingefallen, wo das mit meiner lockerheit nicht so ganz weit her war. meine therapeutin war mal so erkältet, dass ich wirklich dachte, die tut gleich ihren letzten atemzug. das konnte ich einfach nicht mehr ignorieren und ich hab sie schließlich gefragt, ob sie sich nicht mal was zu trinken holen will. sie hat dann nur geantwortet, sie hätte schon was da. das hat bei mir dann einen sehr aufschlussreichen film in gang gesetzt. ich hab aus der ganz unverfänglichen botschaft nämlich eine schroffe zurückweisung meines sich um sie sorgens heraus gehört. mir ist klar, dass da eigentlich alles nur in meinem kopf passiert - auch wenn ich das alles nicht sagen konnte. und das finde ich schon ein wenig erschreckend. mir leuchtete da auf, wie schwer es mir fällt, mit so einer eigentlich einfachen bekundung von mitgefühl in eine persönliche beziehung zu meiner therapeutin zu treten. dahnter steckt wohl die mir von mir selber nur allzu bekannte angst, ihr zu nahe zu treten und mich irgendwo aufzudränge. ich weiß, dass das idiotisch ist. aber das gefühl stand für mich ganz deutlich im raum, ein gefühl, das ich nicht mag und das ich hinter mir lassen will. lange rede kurzer sinn - das ist alles wirklich viel verwickelter als es zunchst scheint.

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