Gedichtesammlung ~ wer mag mitmachen?

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Woman
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Beiträge: 307

Beitrag So., 17.01.2010, 12:23

Manchmal wünsche ich mir
ein Haus mit Zauberwänden,
in das die Welt nicht dringt
mit ihrem seelenlosen Unverständnis,
wo ich nichts von ihr
sehe, höre, spüre,
wo ich allein bin
und mich ganz öffnen kann
dem Leben, das ich meine,
wo nichts mich behindert
und niemand mich stört,
wo jeder Atemzug mir gehört
und alles nach
meiner Willenlosigkeit geht.

Manchmal vergesse ich,
dass dieses Haus in mir steht.
-Hans Kruppa-


Gefühle

Man sagte mir, alle Gefühle seien
weiß oder schwarz oder dazwischen,
also grau.

Aber es kamen gelbe dazu,
rote, violette,
braune und sogar zweifarbige.

Ich war ratlos, bis ich erfuhr,
daß die meisten Menschen
ihre farbigen Gefühle verdrängen,
so daß nur schwarz und weiß und grau
verbleiben kann.

Ich spüre aber, daß ich
mit einer ganzen Farbpalette
bunter malen kann
als nur mit einem Bleistift.
-Kristiane Allert-Wybranietz-
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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Gast
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag So., 17.01.2010, 12:28

candle hat geschrieben:Ich hab nicht geschnallt, dass es hier keine Eigenkreationen sind.
Spielt doch keine Rolle.
candle hat geschrieben:Vielleicht packe ich sie in meinen Blog.
Hab's gesehen.
candle hat geschrieben:Im Moment schreibe ich eh nicht, werde wohl aber demnächst wieder anfangen. Ich kann das nur, wenn es mir gut geht- komischerweise.
Kreativität läßt sich nicht erzwingen.

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nellie
sporadischer Gast
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weiblich/female, 20
Beiträge: 29

Beitrag So., 17.01.2010, 15:53

Dich

Dich
dich sein lassen
ganz dich

Sehen
daß du nur du bist
wenn du alles bist
was du bist
das Zarte
und das Wilde
das was sich losreißen
und das was sich anschmiegen will

Wer nur die Hälfte liebt
der liebt dich nicht halb
sondern gar nicht
der will dich zurechtschneiden
amputieren
verstümmeln

Dich dich sein lassen
ob das schwer oder leicht ist?
Es kommt nicht darauf an mit wieviel
Vorbedacht und Verstand
sondern mit wieviel Liebe und mit wieviel
offener Sehnsucht nach allem
was du ist

Nach der Wärme
und nach der Kälte
nach der Güte
und nach dem Starrsinn
nach deinem Willen
und Unwillen
nach jeder deiner Gebärden
nach deiner Ungebärdigkeit
Unstetigkeit
Stetigkeit

Dann
ist dieses
dich dich sein lassen
vielleicht
gar nicht so schwer.

Erich Fried
Glücklich, wer mit den Verhältnissen zu brechen versteht, ehe sie ihn gebrochen haben. - Franz Liszt

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estelle
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.01.2010, 16:49

Der Abgrund von Yanni Yansan

Ich stehe am Rande des Abgrundes.
Schau hinunter und spüre die Leere.
Die Leere in mir,die Leere des freien Falls.
Meine Seele sie fällt nicht mehr.
Sie ist bereits angekommen.
Noch immer stehe ich am Rande.
Soll die Hülle meines Daseins sich mit
meiner Seele vereinen?
Der Abgrund ist so nah.
Ich hebe meinen Kopf,schau in den Himmel.
Ein Schatten fällt auf mich,
nimmt mir das Licht zum Leben.
Was ist Leben?
Besteht das Leben aus Leid?
Ist Leid wenn man keine Liebe verspürt?
Was ist Liebe?
Ist Liebe eine Art der Abhängigkeit?
Ich tauche ein in mein Inneres.
Bin auf der Suche nach dem Ich.
Schlinge meine Arme ganz fest um mich.
Versuch mich selbst zu beschützen.
Unruhe breitet sich in mir aus.
Ich spüre Angst in mir aufsteigen.
Ich reiße mich los,höre ein Lachen.
Tränen brennen auf meinen Wangen,
hinterlaßen Spuren.
Ich wische sie beiseite und lache.
Es ist ein ironisches Lachen.
........................................
..........................................

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Delphin2
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Beiträge: 240

Beitrag So., 17.01.2010, 17:08

Hallo ihr! Hab auch eins. Ich find es gut, weiß ja nicht wie ihr es findet. Schreibe ich jetzt einfach mal. Mehr als das ihr es blöd findet kann ja nicht passieren. Also:

Träume bedeuten vielleicht
ein hartes Stück Arbeit.
Wenn wir versuchen, dem auszuweichen,
können wir den Grund,
warum wir zu träumen begannen,
aus den Augen verlieren,
und am Ende merken wir, dass der Traum
gar nicht mehr uns gehört.
Wenn wir einfach der Weisheit unseres Herzens
folgen, wird die Zeit vielleicht dafür sorgen,
dass wir unsere Bestimmung erfüllen.
Denk daran:
Gerade wenn du schon fast aufgeben wilst,
gerade wenn du glaubst , dass das Leben
zu hart mit dir umspringt,
dann denk daran, wer du bist.
Denk an deinen Traum!

So das war mein Gedicht. Die anderen Gedichte von euch total klasse.
Mit freundlichen Grüssen Delphin2
Ich kann nicht wählen was ich fühle,
aber ich kann wählen, was ich tue.


Gast
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Beiträge: 2566

Beitrag So., 17.01.2010, 20:02

Hallo Delphin, ist von Sergio Bambaren, Der träumende Delphin

Hallo Violetta, geht noch weiter

Hallo nellie, gefällt mir sehr.

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TimpeTe
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Beiträge: 467

Beitrag So., 17.01.2010, 21:41

O Mensch! Gib acht!

Was spricht die tiefe Mitternacht?

"ich schlief, ich schlief-,

Aus tiefem Traum bin ich erwacht:,

Die Welt ist tief,

und tiefer als der Tag gedacht.

Tief ist ihr Weh-,

Lust - tiefer noch als Herzeleid:

Weh spricht: Vergeh!

Doch alle Lust will Ewigkeit -,

- will tiefe, tiefe Ewigkeit!"


Friedrich Nietzsche
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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estelle
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Beitrag So., 17.01.2010, 22:24

Hallo Sir,
ja das Gedicht ging noch weiter ,den Rest fand ich aber nicht mehr so interessant.

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Delphin2
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Beiträge: 240

Beitrag So., 17.01.2010, 22:47

Hallo Sir,
genau Sergio Bambaren ist der Autor. Habe ich vergessen dazu zu schreiben. Kennst du das Buch also auch? Ich habe es nur weil ich alles über Delphine sammele. Habe noch was daraus entdeckt was meiner Meinung gut klingt.

Gerade in der größten Verzweiflung
hast du die Chance,
dein wahres Selbst zu finden.
Genauso wie Träume lebendig werden,
wenn du am wenigsten damit rechnest,
wird es mit den Antworten auf jene
Frage sein,
die du nicht lösen kannst.
Folge deinen Instinkt
wie einen Pfad der Weisheit,
und laß Hoffnung
deine Ängste vertreiben.

So dies war wieder von Sergio Bambaren, Der träumende Delphin
Mit freundlichen Grüssen Delphin2
Ich kann nicht wählen was ich fühle,
aber ich kann wählen, was ich tue.

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TimpeTe
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Beiträge: 467

Beitrag Mo., 18.01.2010, 12:11

Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,

Sie war, als ob sie bluten könne, rot;

Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:

So weit im Leben, ist zu nah am Tod!


Es regte sich kein Hauch am heissen Tag,

Nur leise strich ein weisser Schmetterling;

Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag

Bewegte, sie empfand es und verging.


Friedrich Hebbel (1813-1863)
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)


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Beitrag Mo., 18.01.2010, 14:10


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TimpeTe
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Beiträge: 467

Beitrag Mo., 18.01.2010, 23:38

Um Mitternacht


Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.


Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtets nicht, sie ist es müd;
Ihr klingt des Himmels Bläue süsser noch,
Der flüchtgen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.


Eduard Mörike geschrieben 1827 tröstender Dichter in medusas dunklen Stunden
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Hamna
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Beitrag Mi., 20.01.2010, 03:04

Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.

Rainer Maria Rilke,
aus: Das Stunden-Buch

---------------------------------------------------------

Kleine Anekdote nebenbei: ich habe dieses Gedicht
mit dunkel-lila Farbe damals an eine weiße Wand meiner
Wohnung gepinselt. Mein Vermieter zeigte bei meinem Auszug
keinerlei Kunstverständnis

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Hamna
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Beitrag Mi., 20.01.2010, 03:15

Und nun endlich auch das Gedicht, aus welchem der Auszug stammt, den ich in meiner Signatur die ganze Zeit hier schon mit mir rumtrage:
Liebes-Lied

Wie soll ich meine Seele halten,
dass sie nicht an deine rührt?
Wie soll ich sie hinheben über dich
zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle,
die nicht weiterschwingt,
wenn deine Tiefen schwingen.

Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Rainer Maria Rilke


Gast
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Beitrag Mi., 20.01.2010, 03:23

Sitz ich allein,
Wo kann ich besser sein?
Meinen Wein
Trink ich allein;
Und niemand setzt mir Schranken;
Ich hab so meine eignen Gedanken.

Goethe – West-östlicher Divan

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