Offene Beziehung?!

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Taffi
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 15:32

Hallo Raziel,
Raziel hat geschrieben:Das heisst dann, man tauscht die Probleme einer geschlossenen Beziehung gegen die Probleme einer offenen Beziehung. (...) Bleibt nur die Frage, mit welchen Problemen man besser umgehen kann!?!
ja, das heißt es wohl, und die Frage stellt sich natürlich jedem Einzelnen ganz höchstpersönlich.
Raziel hat geschrieben:Mmmh... Die Art Offenheit, von der ich denke, das du sie meinst, setze ich in absolut jeder Beziehung voraus.
Ziemlich viele Menschen setzen das voraus, erheben das zum Anspruch an sich selbst und den Partner. Aber wenn die Verlustangst zuschlägt, geben viele diesen Anspruch auch wieder (partiell) auf.
Raziel hat geschrieben:Die meisten Argumentationen dafür aber, die ich bisher gehört habe, lassen sich in drei Kategorien verstauen
Ist das jetzt als Kritik an mir zu verstehen? Packst du meine Überlegungen auch in eine dieser Schubladen? Dann würde ich mich sehr missverstanden fühlen. Andernfalls würde ich nicht verstehen, warum du diese Kategorien aufmachst und dich nicht an die hiesigen Überlegungen und viennas Erfahrungen hältst. Wäre schön, wenn du das noch aufklären würdest, bevor du dich auf und davon machst.

Viele Grüße,
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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montagne
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 15:59

passte nich so
Zuletzt geändert von montagne am Sa., 12.01.2008, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
amor fati

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vienna
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 16:34

sodala liebe mitdiskutierenden...*gg*

ich möchte den begriff o.b. jetzt für mich einmal genauer definieren:
die zutaten sind zwei menschen, die erkennen, dass das herkömmlich monogame beziehungmodell nichts (mehr) für sie ist. also beschließen sie in ihrer beziehung offen für neues zu sein und die freiheit des partners nicht einzuschränken. jeder hat die freiheit zu tun, zu streicheln, zu flirten, zu küssen, zu kuscheln, ja sogar sex mit anderen menschen zu haben...oder gar mir ihm gemeinsam das bad zu teilen*gg* mit dem hintergedanken sich zu lieben, sich zu vertrauen und nichts mehr vergbergen zu müssen....man ist dann so, wie man tatsächlich ist.

o.b. heißt nicht implizit für mich, dass ich die beziehung öffnen muss in sinne von, ich lade jetzt alle in dieselbe ein, schauts doch, ob es wer zusammenbringt uns zu trennen...

nein, ich bringe meiner partnerin das größte vertrauen entgegen, dass ich haben kann....nämlich mit mir als partner diese hohe ebene, wo es nur mehr sehr wenige regln gibt zu betreten und dort erfahrungen machen, die in einer klassischen beziehung so nicht möglich wären...

und natürlich geht das nicht immer gut, natürlich diskutiert man schon mal lauter, weil menschen im spiel sind und wir es lernen dürfen, wie o.b. funktionieren kann...

aber eine grundvoraussetzung bleibt: beide müssen diese o.b. von sich aus wollen und begrüßen...

liebe grüße vienna

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UncleK
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 16:46

Guggugg Taffi!
Taffi hat geschrieben:Nun kommt das aber auch bei eigentlich "geschlossenen" Beziehungen vor... Seitensprünge können passieren, und sie tun's auch. Nicht bei jedem, aber doch häufiger als gewünscht wird.
Schon richtig. Nur behaupte ich mal, daß die Wahrscheinlichkeit eines Eifersuchtsdramas mit der Anzahl der Beteiligten zunimmt.
Taffi hat geschrieben:Ich setze mich mit dieser Möglichkeit für meine Beziehung auseinander, und ich komme zu dem erst mal rationalen Schluss, dass ich schon gern wüsste, wenn ich Konkurrenz hab.
Steht ein bißchen im Mißverhältnis zu Deiner Aussage von gestern:
Taffi hat geschrieben:Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ist/war bei mir wirklich so.
Weiter:
Taffi hat geschrieben:Wenn einer fremdgeht, verändert das meistens eine Beziehung stark, und zwar insbesondere durch die Versuche, einen Fehltritt zu verheimlichen, weil man befürchtet, die Beziehung zerbricht, wenn es rauskommt.
Sicher. In einer offenen Beziehung kann Eifersucht bei einem Partner aber auch vorkommen. Gestern las ich ein Porträt einer offenen Beziehung in einem Artikel. Beteiligte sind Eva und Matthias. Hieraus folgendes
Grundsätzlich laufe das ganz hervorragend, sagt Eva. Die beiden haben nicht mehr Stress als andere Paare. Sie haben nur öfter mit anderen Sex. Eva flippt nur aus, wenn Matthias anfängt, eine emotionale Beziehung zu den Frauen aufzubauen, mit denen er schläft. „Ich verstehe nicht, warum er E-Mails mit denen schreiben muss. Das brauche ich überhaupt nicht. Da werde ich eifersüchtig.“ Das mit der Eifersucht findet Eva albern. Schließlich gehört Matthias nicht ihr allein. (Quelle: Die Welt, 13.09.2007)
Eva findet's albern, empfindet aber trotzdem Eifersucht. Und das bringt Streß. Und ich behaupte: es entfernt auch voneinander, auch wenn es hier nicht offen genannt wird.

(Am Rande: Interessant ist auch der Schluß des Artikels in puncto offene Beziehung und Kinderaufzucht.)
Taffi hat geschrieben:Und die andere Seite: Partner und Seitensprung teilen etwas exklusiv, nämlich das Wissen um den außerpartnerschaftlichen Sex. Sie teilen ein Geheimnis, und das verbindet.
Hmmm ... bei einem offenen Seitensprung geht es zunächst mal um Sex. Und der wird konsumiert, da kann mir einer was von nötigem Vertrauen zwischen den Sexpartnern erzählen wie er will, ich kaufe das nicht völlig ab. Die Befriedigung der Geilheit oder eines sexuellen Notstandes steht da meines Erachtens im Vordergrund. Sex verbindet da? Aber auch nur solange er stattfindet. Empfinde ich jedenfalls so.
Taffi hat geschrieben:Wenn ich von einer "offenen Beziehung" spreche, meine ich damit nicht die bloße Öffnung nach außen für sexuelle Kontakte, sondern auch die Offenheit beider Partner zueinander.
Kann man so definieren. Ist diese Offenheit wirklich erreichbar? Ich habe so meine Zweifel, ob sie nicht oftmals aus Verdrängung und/oder Selbstbetrug besteht.
Taffi hat geschrieben:Mir kommt gerade der Gedanke, dass das vielleicht das Maximum ist, was man erreichen kann: dass es im Außenbereich nichts Exklusives gibt. Das wäre dann quasi die Umkehrung des Anspruches auf Exklusivität...
Oder kürzer: postmoderne Beliebigkeit. Jeder der außenstehenden Sexualpartner ist austauschbar. Was zählt ist das Erreichen sexueller Befriedigung. Die anderen werden benutzt, konsumiert, man selber läßt sich benutzen und konsumieren. Wir machen uns und andere zu Lustobjekten. Spaßgesellschaft, Hedonismus. Und wenn man sich dazu noch ein bißchen einbildet, das ist ja alles nur aus Liebe, hat man ein reines Gewissen. Legalize it!

Ich bin zynisch, ich weiß. Es ist beabsichtigt. Da bin ich ganz Michel Houellebecq:
Die Liebe als Unschuld und Fähigkeit zur Illusion, als Gabe, die Gesamtheit des anderen Geschlechts auf ein einziges geliebtes Wesen zu beziehen, widersteht selten einem Jahr sexueller Herumtreiberei, niemals aber zwei. In Wirklichkeit zerrütten und zerstören die zahllosen, während der Zeit des Heranwachsens angehäuften sexuellen Erfahrungen jede Möglichkeit gefühlsmäßiger, romantischer Projektion. Nach und nach, tatsächlich aber sehr rasch, wird man so liebesfähig wie ein altes Wischtuch. (Quelle: M. Houellebecq, Ausweitung der Kampfzone)
Wobei sich das meines Erachtens nicht nur auf die Zeit des Heranwachsens beschränkt.

Liebe Grüße
UncleK

(EDIT: Noch was. Wie wäre es eigentlich erstmal mit mehr Offenheit in einer Beziehung statt einer offenen Beziehung?)
Zuletzt geändert von UncleK am Sa., 12.01.2008, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Raziel
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 17:08

taffi hat geschrieben:Ziemlich viele Menschen setzen das voraus, erheben das zum Anspruch an sich selbst und den Partner. Aber wenn die Verlustangst zuschlägt, geben viele diesen Anspruch auch wieder (partiell) auf.
Da kommt es darauf an, wie die Partnerschaft läuft, oder besser gesagt, was diese Partnerschaft ausmacht. Letztlich hängt es stark von der Kommunikation und dem Respekt untereinander ab. Ich habe schon viele Beziehungen kommen und gehen sehen und meistens waren diese Punkte ausschlaggebend für ihre Beständigkeit oder eben für deren Scheitern.
Ist das jetzt als Kritik an mir zu verstehen? Packst du meine Überlegungen auch in eine dieser Schubladen?
Das werte ich noch aus.

Keine Sorge. Würde ich dich kritisieren, würde ich ganz anders schreiben. Und mein Kommentar war eher als Einwurf zu verstehen, weniger als Kritik. Das Prinzip der offenen Beziehung habe ich schon mit einigen ausserhalb des Forums besprochen. Und praktisch alle Argumente dafür liefen letztlich auf genau diese drei Punkte aus. Natürlich weiss ich, dass solche Gespräche nicht repräsentativ sind, darum sollte es als Einwurf verstanden werden.

...und dich nicht an die hiesigen Überlegungen und viennas Erfahrungen hältst.
Erfahrung ist nicht gleich Wahrheit. Sie mögen ihre Erfahrungen gemacht haben und ich meine. Mehr wollte ich nicht zum Ausdruck bringen. Oder willst du damit andeuten, das ihre Erfahrungen auf alle übertragbar sind?

Vienna hat geschrieben:die zutaten sind zwei menschen, die erkennen, dass das herkömmlich monogame beziehungmodell nichts (mehr) für sie ist... mit dem hintergedanken sich zu lieben, sich zu vertrauen und nichts mehr vergbergen zu müssen....man ist dann so, wie man tatsächlich ist.
Alles schön und gut. Aber warum dann noch eine Beziehung führen?


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Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

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vienna
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 17:37

@raziel:

du hast natürlich vollkommen recht. die erfahrungen, die ich und meine frau gemacht haben können nur für uns gültigkeit und wert haben. für andere sind sie bestenfalls eine möglichkeit, über die man eben reden kann*gg*

aber erfahrungen machen den menschen aus und ich bin dankbar für alle erfahrungen, die andere offene beziehungspaare mit mir teilen, denn die herkömmlichen geschlossenen bez. kenne auch ich recht gut von früher*gg*

warum beziehung führen?
das bedarf der definition der beziehung. für manche ist es alles teilen, für manche ist es das bad teilen, für manche ist es die exklusivität der gefühle, vermeintliche sichrheit, oder auch nur wärme und geborgenheit....was ist es für dich?

ich habe einen menschen gefunden, mit dem mich auf geistiger, körperlicher und - ganz wichtig für mich - auf seelischer ebene soviel verbindet, dass ich mit diesem menschen in freiheit zusammen leben möchte, mit ihm lust, trauer, wut und freude, lachen und weinen teilen will...

liebe grüße vienna

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Taffi
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 18:59

Hey UncleK ,

joar, bist zynisch. Darfst du auch sein. Vielleicht ist meine Herangehensweise ebenfalls zynisch...? Man kann's jedenfalls so auffassen.
UncleK hat geschrieben:
Taffi hat geschrieben:Ich setze mich mit dieser Möglichkeit für meine Beziehung auseinander, und ich komme zu dem erst mal rationalen Schluss, dass ich schon gern wüsste, wenn ich Konkurrenz hab.
Steht ein bißchen im Mißverhältnis zu Deiner Aussage von gestern:
Taffi hat geschrieben:Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ist/war bei mir wirklich so.
Jein. Kopfkino: Mich würde/könnte es nicht wild machen, wenn mein Partner Sex mit einer anderen hat und ich nichts davon erfahre. Jedenfalls dann, wenn es nichts weiter zu bedeuten hätte.
Ich würde es aber erfahren wollen, wenn der Sex ein Symptom ist/sein könnte für interne Beziehungsprobleme o.ä. ist, oder wenn sich da emotional was zwischen den beiden tut. Das wären Dinge, denen ich beziehungsrelevante Bedeutung beimessen würde, und da will ich nicht für dumm verkauft oder von Veränderungs-/Handlungsmöglichkeiten abgeschnitten werden.

Mir ist klar, dass diesbezüglich Welten zwischen uns liegen: Im Gegensatz zu dir sehe ich es so, dass Sex nicht immer irgendwas bedeuten muss. Für mich ist es so, für dich ist es anders. Wir könnten so ein Modell offenkundig nicht leben *g* Wobei ich ja nicht drauf bestehen würde

Deinen Artikel-Ausschnitt finde ich gut. Genau wie Eva würde ich unter bestimmten Vorzeichen auch ausflippen. Wenn ich den Eindruck hätte, dass mein Partner, mit dem mich ja noch immer Liebe verbinden soll, anfängt, so etwas wie eine Zweit-Beziehung aufzubauen, würde mich das total verletzen und ängstigen. Ich möchte immer noch "diejenige welche" sein, so wie mein Partner auch für mich "derjenige welcher" sein soll.
UncleK hat geschrieben:Eva findet's albern, empfindet aber trotzdem Eifersucht. Und das bringt Streß. Und ich behaupte: es entfernt auch voneinander, auch wenn es hier nicht offen genannt wird.
Ja, das sehe ich durchaus auch so. Wenn Eifersucht aufkommt, muss man das Modell für sich vielleicht doch noch mal ernsthaft hinterfragen. Sollte man womöglich ohnehin immer mal wieder machen, wenn man sich dazu entschließt, Beziehung so (oder anders) zu leben/gestalten.
Falls ich mich jemals zu solch einem Modell durchringen sollte, wäre gerade deswegen Offenheit so wichtig für mich: damit man gemeinsam reflektiert, was da eigentlich jeweils gerade so abgeht, warum ich oder mein Partner gern Sex mit X hätte, wie es uns damit jeweils geht usw.
Und sicher: ständiges Reflektieren ist auch stressig... Ob man's mag oder nicht, entscheidet wieder jeder für sich.
Onkelchen hat geschrieben:Hmmm ... bei einem offenen Seitensprung geht es zunächst mal um Sex. Und der wird konsumiert, da kann mir einer was von nötigem Vertrauen zwischen den Sexpartnern erzählen wie er will (...) Sex verbindet da?
Nö, m.E. ist es nicht der Sex, der verbindet (auch wenn kalika sicher mit uns drüber streiten würde). Ein Knotenpunkt entsteht für mich dadurch, wenn nur zwei Menschen etwas teilen: das kann Sex in einer monogamen Beziehung sein, ein Geheimnis, gemeinsam gebauter Mist, Erinnerungen, ... Wenn etwas eben nur zwei Menschen allein gehört - und sie es nicht mit anderen teilen, es anderen nicht mit-teilen.
Denke ich gerade jedenfalls so... Ist sicher noch ausbaufähig, der Gedanke.
Aber auch nur solange er stattfindet. Empfinde ich jedenfalls so.
Nicht mal immer das, wenn man mich fragt...
Ist diese Offenheit wirklich erreichbar? Ich habe so meine Zweifel, ob sie nicht oftmals aus Verdrängung und/oder Selbstbetrug besteht.
Keine Ahnung, ob das so möglich ist. Die Sache mit dem Selbstbetrug... Da ist sicher was dran. Deswegen ja auch in meiner Vorstellung das Netz und der doppelte Boden: gemeinsames Reflektieren... Offenheit ist für mich anscheinend sogar noch mehr, als bloß jemandem immer alles zu sagen. Ist doch schon mal eine gute Selbsterkenntnis *smile*
Oder kürzer: postmoderne Beliebigkeit. Jeder der außenstehenden Sexualpartner ist austauschbar. Was zählt ist das Erreichen sexueller Befriedigung. Die anderen werden benutzt, konsumiert, man selber läßt sich benutzen und konsumieren. Wir machen uns und andere zu Lustobjekten.
Hmmm... Ja, vielleicht. Vermutlich spielt's für diese Definition keine Rolle, wann bzw. warum ich sexuelle Lust empfinde, oder? In der Hinsicht herrscht bei mir nämlich alles andere als Beliebigkeit. Kommt bei mir mal alle Jubeljahre vor, dass ich jemanden auf Anhieb erotisch finde und gern Sex mit ihm hätte... Meine Aktivitätsquote wäre echt miserabel bei einer offenen Beziehung
Noch was. Wie wäre es eigentlich erstmal mit mehr Offenheit in einer Beziehung statt einer offenen Beziehung?
Klar, gerne und sowieso.

Sei sehr lieb gegrüßt,
Taffi


@Raziel: Hab Dank für die Klarstellung! Und nein, ich wollte nicht andeuten, dass Erfahrungen übertragbar sind. Ich achte nächstes Mal hoffentlich besser auf meinen Ausdruck...
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vienna
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 19:21

@taffi:

wenn du es nun also nicht wissen willst ob dein partner sex mit einer anderen hatte, verlangst du da nicht die programmierte unehrlichkeit?*gg*...so nach dem motto, wenn ich dich etwas "falsches" frage(wo, wann warst du denn?), dann lüg mich bitte an, aber verdammt nochmal, mach es gut*fg*...natürlich eine möglichkeit, aber wo bleibt das vertrauen?

ich habe den eindruck, dass solange sex als exklusives vergnügen, oder gar etwas beziehungs-bindendes empfunden wird immer eiferducht da sein wird...egal ob offen oder nicht. und sex kann auch binden, auch ich habe das erlebt, jedoch für die zeit, wo man miteinader sex hat, wo man diese momente dem partner zu 100 % widmen darf....in dieser zeit bin ich mit einem menschen sehr verbunden, aber danach muss ich nicht zwingend darüber nachdenken, ob es in folge verliebt sein, liebe oder beziehung sein muss...


der selbstbetrug ist ein gutes thema. ich gehe noch einen schritt weiter und frage mich, habe ich eine offene beziehung weil ich tatsächlich so liberal, offen, herzensverbunden leben kann oder steckt der narzistische gedanke dahinter: ich bin so toll, weil ich das so leben kann?*gg*


geht es denn wirklich um aktivitätsquoten? oder um die freiheit es tun zu dürfen? und muss es immer sex sein? ist ein zärtlicher kuss schlimmer als eine wilde nacht mit 23 orgasmen? geht ein tiefer blick nicht manchmal mehr unter die haut als sex? und ist es nihct schön, wenn man all das in der passenden situation tun darf, den moment ohne reue genießen darf?

den passus mit der offenheit in der beziehung muss auch ich ohne widerrede zu 100 % unterschreiben*gg*

liebe grüße, vienna

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Taffi
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 20:11

@vienna:
vienna hat geschrieben:wenn du es nun also nicht wissen willst ob dein partner sex mit einer anderen hatte, verlangst du da nicht die programmierte unehrlichkeit?*gg*
Tja, vienna... Deswegen ja mein gedanklicher Richtungswechsel zur offenen Beziehung Sicherlich auch deshalb, weil ich ja drauf vertrauen müsste, dass mein Partner voll reflektiert ist und verdammt gut lügen kann. Ich halte Männer in Sachen Verheimlichung allerdings nicht gerade für Leuchten *fg* Mag sein, ich hab auch einfach einen guten Riecher, keine Ahnung.
Ich fand's für mich jedenfalls spannend zu erkennen, dass dieser Spruch bei mir tatsächlich Gültigkeit besitzt: Was wird mir denn genommen, wenn ich nicht weiß, dass es so ist und ich nichts vermisse? (Hat was von: "Wenn ein Baum umfällt und niemand hört es - gibt's dann ein Geräusch?") Der Sex ist es bei mir also scheinbar nicht, der das Problem darstellt. Was aber dann? Durch diesen Umweg gelange ich wieder zu der gedanklichen Möglichkeit einer offenen Beziehung. Nachvollziehbar?
wo bleibt das vertrauen?
Vertrauen worin? Bitte, bitte übergeh die Frage nicht. Ich finde die echt wichtig.
ich gehe noch einen schritt weiter und frage mich, habe ich eine offene beziehung weil ich tatsächlich so liberal, offen, herzensverbunden leben kann oder steckt der narzistische gedanke dahinter: ich bin so toll, weil ich das so leben kann?*gg*
Oder ist es sogar nur eine andere Form von Kontrolle oder Angstvermeidung? Du schreibst ja selber sinngemäß, dass dir die offene Beziehung Sicherheit gegeben hat...
geht es denn wirklich um aktivitätsquoten?
Nein, eben gerade darum geht es (mir) nicht, sondern wie du schreibst um die Möglichkeit, es zu tun oder eben freiwillig zu lassen ("Ich will nicht mit X ins Bett oder wo auch immer hin", statt "ich darf nicht"). Und es kann auch sein, dass man gar niemals nicht will, so dass man faktisch doch monogam lebt...?
ist ein zärtlicher kuss schlimmer als eine wilde nacht mit 23 orgasmen?
Für mich schon... Interessant. Ich geh mal in mich und versuch zu ergründen, warum das bei mir so ist.
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vienna
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Beitrag Sa., 12.01.2008, 20:38

liebe taffi:

ich denke, dass dir nichts genommen wird, egal ob du davon weisst oder nicht. du bekommst ja nicht "weniger" partner zurück, wenn dieser sich nebenbei vergnügt-wie intensiv auch immer. und ja, deine gedanken sind für mich nachvollziehbar. ich hatte ähnliche gedanken als ich mit meiner frau das erste mal darüber sprach....*gg*
"Wenn ein Baum umfällt und niemand hört es - gibt's dann ein Geräusch?"
meine liebe, das geht in richtung philosophie und ich kann dir nur mit vereinfachter quantenphysik antworten*gg*:

alle dinge beinflussen sich auf gewisse art und weise, auch wenn du oder niemand anders ein geräusch gehört hat, verändert der fall des baumes vieles. denn plötzlich ist mehr raum für den schall da um durch den wald zu dringen und du kannst entfernt geschehene dinge besser hören als zuvor*zwinker*...es ist für mich nicht immer die messbare komponente, das aktuelle ereignis, die das ergebnis beeinflusst....und das aus meinem munde, einem naturwissenschaftler*gg*

das vertrauen dem partner alles erzählen zu können, die offenheit. die gewissheit, dass der partner egal was geschehen ist nicht wutentbrannt aufspringt und nach einem gequältem "du bist ein schwein" davon läuft...die basis, die notwendig ist alles zuerst besprechen zu können...dieses vertrauen meine ich...war das ein bissi verständlich?*gg*

jetzt muss ich fast nachlesen gehen*lach*
ich vermeide es bewusst beziehung und sicherheit in einem satz zu verwenden, weil wir, die handelnden in einer beziehung, menschen sind....frauen und männer, frauen, die sehr schnell ihre meinung ändern können und dabei doch nicht lügen*fg*....und männer, die so darauf erpicht sind, dass das gesagte ja bitte auch so geschehen muss, denn was man sagt, dazu steht man(n) auch*gg*..aber meine partnerin und ich versuchen nicht ganz nach diesem verwässerten rollen zu leben...das ist für uns ganz, ganz wichtig!

natürlich kann man auch nie die option auf eine andere erfahrung wahrnehmen, ist ja auch nix böses...aber ich habe gelernt, dass die erfahrung zu wissen, dass der partner gerade zeit und mehr mit jemand anderem verbringt eine einzigartige erfahrung ist...und eben auch, sich darüber zu unterhalten, wie es dem einen und dem anderen dabei gegangen ist*zwinker*

dass ein kuss für dich mehr zählt ist für mich nichts ungewöhnliches*gg*...was man bei dem, was man tut empfindet ist wichtig...und wenn es für dich ein kuss ist, der für dich schmerzt, wenn er einem anderen als dir zukommt, dann hinterfrag doch was du in einen kuss hineininterpretierst...ist es die intimität wenn man sich riechen kann, die weichen lippen des anderen spüren kann....sich "einatmen" kann und eigentlich schlecht etwas vortäuschen kann bei einem intensiven kuss? ist es die reinheit der handlung? bin schon gespannt aud deine inneschau*gg*

liebe grüße,

vienna

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Georgine
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Beitrag So., 13.01.2008, 14:29

grrr...eben grade habe ich einen langen text geschrieben. jetzt ist er weg.
es ging mir darum, heraus zu finden, aus welchen philosophischen richtungen euer o.b.-gedanke, vienna, gespeist ist/war.

"offenes herz"...hm...irgendwie erinnert mich das an einen yoga-kurs, den ich mal besuchte, bzw. an den dauergrinsenden yogalehrer dort....

du hast geschrieben, dass die wurzel eurer o.b. in selbstfindungskursen lag. das gedankengut für eure o.b. könnte im kommunengedanken begründet sein oder in religiösen abwandlungen (tantrasex, freie-liebe-hippie-gedanke, buddhismus, hinduismus, diverse psychologische und soziologische denkansätze).

ich erinnere mich an den film, "sex mit dem leben", über das leben von uschi obermaier. das harmlose hippiegrinsen der kommunenbewohner schien zur maske erstarrt, wenn sie dann tatsächlich in der freien liebe an ihre grenzen stießen.

ich stelle hier mal die provokannte these auf (weiß nicht, ob ihr das schon in der diskussion hattet), dass es auch hier darum geht "spannungen durch sex abzubauen"-wie bei den bonoaffen nämlich, nur, dass hier "hippie-blümchen-sex" durch ein psycho-konstrukt aufgepeppt wird. der wolf, der im schafspelz daherkommt. der als softie rehabilitierte böse (hippy)-bube. versteckte aggressionen.

gut, du hast geschrieben, dass es nicht primär um sex geht. ich behaupte, dass es um macht und um sex geht. besserer sex durch starke gefühle durch macht (durch provokation, sowohl des partners, als auch der drittpartner). und steht der sex hier mal nicht im vordergrund, so ist es der potentiell bessere sex, der theoretisch verfügbar wäre.

es geht mir grade nicht darum, den moralischen zeigefinger heraus zu kramen. ich finde es ja auch wichtig und interessanter, wenn jedes paar die schwierigkeit, ein solches zu sein, auf seine art und nach seinen möglichkeiten löst und bewältigt.
der einwurf ist lediglich als provokation gedacht. wenn ich den gedanken weiterspinnen würde wäre ich aber wieder an dem punkt angelangt zu sagen: "sind wir nicht alle bonoaffen?"

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Georgine
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Beitrag So., 13.01.2008, 15:29

hm, ich habe nochmal nachgedacht.
meine these eben war doch zu extrem. das hörte sich ja dann im endeffekt so an, als würden hier teenager spielchen spielen. ..und als wäre es eine sado-maso beziehung (was in manchen ausnahmefällen vielleicht auch tatsächlich so ist).
nein.
den punkt, dass man in jeder beziehung auf probleme stößt und es darauf ankäme, sich die probleme, die man haben will/die einem am erträglichsten erscheinen auszusuchen, hatte wir ja schon.
vermutlich ist es einfach so, irgendwo hier im forum hat jemand geschrieben, dass alles, was geschieht entweder durch liebe oder durch angst motiviert ist....ein sehr interessanter und, wie ich finde, wahrer gedanke.
ich denke auch, (dass hatten wir aber auch schon ), dass der gedanke der o.b. hauptsächlich etwas mit angstvermeidung zu tun hat (und weniger mit dem "offenen herzen").
der gedanke der o.b. ist schon nachvollziehbar für mich und es gibt bestimmt einige, die in dieser beziehungsform glücklich sein/werden können.

lg
sune

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vienna
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Beitrag So., 13.01.2008, 17:16

liebe sune,

ich finde gar nicht, dass du mit deinem ersten beitrag zu extrem warst...ich und meine frau sind in den augen vieler extrem, weil wir uns mit unserem modell von der breiten masse abheben und uns bewusst ins feld der kritik begeben....*gg*

und ich nehme kritik immer zum anlass mich zu hinterfragen, mein selbstbild mit dem fremdbild abzugleichen.

um deine frage zu beantworten, es war kein philosophischer ansatz solch ein modell zu versuchen, sondern fast rational. und sicher findest du offene herzen beim yoga aber auch in vielen anderen geisteshaltungen. nein, auch kein kommunengedanke, ich weiß, der verdacht unser modell in eine 68-kommune zu verbannen liegt nahe...es war einfach so, dass wir beide dem herkömmlich monogamen gedanken nichts mehr abgewinnen konnten und etwas neues versuchen wollten...die angesprochenen seminare hatten vorrangig mit nlp, entsannungstechniken, transaktionsanalyse und akupressur zu tun....also auch nichts wirklich esoterisch-kommunenhaftes*ggg*..die doku mit uschi obermaier hab ich auch gesehen und war amüssiert zu sehen, wie menschen damals so gelebt habe*ggg*

interessant finde ich, dass viele postings den sex in solch einem modell ansprechen...dabei steht der gar nicht im vordergrund. es ist eben mehr die freiheit. sex ist für uns nichts exklusives. und wir bauen auch keine spannungen dabei ab, wie es bonobos gelegentlich tun. sex macht spaß, kann unheimlich energetisch sein und muss eben auch ineiner sehr gut funktionierenden partnerschaft nicht auf einen partner beschränkt sein.


ich stelle im gegenzug zum thema exklusivität die behauptung auf, dass dejenige, der geliebt werden will eigentlich exklusivität sucht, derjenige, der liebt(viel zu geben hat) aber freiheit schenkt...*lächel*



auch den machtgedanken kann ich für uns nicht bestätigen, kein sm, das liegt uns beiden nicht im blut*lach* es ist einfach eine beziehung in der beide gleichberechtigt sind...


aber ich mag deine provaktion...die gefällt mir*gg*


liebe grüße,

vienna

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Georgine
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Beitrag So., 13.01.2008, 17:40

nur eine kleine anmerkung:
in dem schwedischen film, zusammen, gibt es auch sehr lustige szenen, die in diese diskussion hereinpassen:
ein haus in den siebzigern in einer schwedischen großstadt, bewohnt von einer hippie-wg (mit kindern). eine frau (teil eines paares) ist scharf auf einen anderen mitbewohner, der so ganz anders ist, als ihr eigener softie-partner. eines nachts steht sie aus dem bett auf und sagt ihrem partner, dass sie nun zu dem anderen gehen will.
kurz darauf hört der partner ihr stöhnen aus dem anderen zimmer. sie kommt zurück und schwärmt ihrem partner vor, dass sie nun zum ersten mal in ihrem leben einen richtigen orgasmus erlebt habe. der partner hört sich an, was sie zu sagen hat und beglückwünscht sie dazu, dass sie einen orgasmus erleben durfte. ...
beim fußballspielen ist dieser softiepartner nicht für seine eigene, sondern für die gegnermannschaft...

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Goldbeere
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Beitrag So., 13.01.2008, 17:43

Hallo Vienna,
ich stelle im gegenzug zum thema exklusivität die behauptung auf, dass dejenige, der geliebt werden will eigentlich exklusivität sucht, derjenige, der liebt(viel zu geben hat) aber freiheit schenkt...*lächel*
Hm, dann wäre es also kein Problem für dich, wenn deine Frau auch einen anderen liebt? Und dann zwei Beziehungen gleichzeitig führt?

Ich frage mich, wo Liebe dann in Beliebigkeit übergeht ...
Für mich klingt das schon ein bisschen nach "wir sind ach so frei"

lieben Gruß
Goldbeere
Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That's how the light gets in
Leonard Cohen

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