Borderline und was ich mir wünsche!
Beitrag entfernt.
Zuletzt geändert von candle am Mi., 30.12.2009, 14:29, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
- Werbung
Ja, ich glaube, das ist auch typisch dafür.candle hat geschrieben:Für mich sind die teilweise schon strange. Wenn ich etwas sage, sind dann einige auch beleidigt und melden sich dann Wochen nicht.
Wahrscheinlich, weil Du dich jetzt auch besser damit auskennst, was diese Störung auf sich hat., und du es nicht mehr persönlich nimmst.candle hat geschrieben:Früher hat es mich mal belastet, aber nun nicht mehr.
Glaube auch, dass dies eine große Herausforderung ist.candle hat geschrieben:Leben könnte ich allerdings nicht mit so jemanden- ganz klar.
Wie meinst Du das?candle hat geschrieben:Klar das unwissende das gerne anders verstehen wollen.
LG Elena
Beitrag entfernt.
Zuletzt geändert von candle am Mi., 30.12.2009, 14:28, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
- Werbung
candle, ich ersuche Sie im Sinne der kürzlichen "Weiße-Fahnen"-Diskussion Ihre persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen in einem eigenen Thread (hier oder der Plauderecke) fortzuführen - und zu respektieren, daß der TE sich mit Ihren Feedbacks schwer tut und einen klaren Wunsch ausgesprochen hat, auf weitere Kommentare zu seiner persönlichen Fragestellung bzw. Situation zu verzichten.
Diverse OT- und nicht Netiquette-konforme Beiträge habe ich schon mal aus dem Thread entfernt.
lg, rlf (Admin)
Diverse OT- und nicht Netiquette-konforme Beiträge habe ich schon mal aus dem Thread entfernt.
lg, rlf (Admin)
Hallo Ausgefuchst!
Für mich persönlich ist eine Diagnose ein Werkzeug, mit dem Ärzte, Therapeuten etc. arbeiten. Und in vielen Fällen ist es auch für den Betroffenen ein Instrument, sich mit sich besser auseinanderzusetzen.
Das wars aber auch schon. Im sonstigen Leben bist du Ausgefuchst. Mit all ihren Eigenschaften, gute und schlechte. Ausgefuchst der Mensch. Punkt.
lg
Flugente
Für mich persönlich ist eine Diagnose ein Werkzeug, mit dem Ärzte, Therapeuten etc. arbeiten. Und in vielen Fällen ist es auch für den Betroffenen ein Instrument, sich mit sich besser auseinanderzusetzen.
Das wars aber auch schon. Im sonstigen Leben bist du Ausgefuchst. Mit all ihren Eigenschaften, gute und schlechte. Ausgefuchst der Mensch. Punkt.
lg
Flugente
Eisberg voraus!
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 35
- Beiträge: 1968
hi ausgefuchst,
ich habe die diagnose auch und kann mich auch damit identifizieren, obwohl ich viele ausprägungen nie hatte.
bei mir hat es sich v.a. in einer schweren essstörung, selbstverletzung starken stimmungsschankungen, deression und extremster verlustangst manifestiert.
beziehungen liefen, bis auf die verlustängste, eigentlich immer relativ normal.
hier im forum kommen schon manchmal gewöhnungsbedürftige kommentare über borderliner, das liegt aber vielleicht auch an mangelnder information??
muss man sich aber ja nicht so zu herzen nehmen.
im real life treffe ich eher auf leute, die das akzeptieren.
oder sogar positiv sehen.
meine klinik-thera meinte mal, als es mal thema zwischen uns war, weil ich sie typisch borderlinig getestet hatte und mir das dann total peinlich war, dass sie nicht genervt von mir sei, sondern sogar am liebsten mit borderlinern arbeite, weil die etwas echts, unverstelltes und liebeswertes hätten, und einen faszinierenden sechsten sinn für stimmungen anderer hätten.
und das gehe vielen ihrer kollegen so.
das hat mich zimelich aufgebaut damals
lg
hh
ich habe die diagnose auch und kann mich auch damit identifizieren, obwohl ich viele ausprägungen nie hatte.
bei mir hat es sich v.a. in einer schweren essstörung, selbstverletzung starken stimmungsschankungen, deression und extremster verlustangst manifestiert.
beziehungen liefen, bis auf die verlustängste, eigentlich immer relativ normal.
hier im forum kommen schon manchmal gewöhnungsbedürftige kommentare über borderliner, das liegt aber vielleicht auch an mangelnder information??
muss man sich aber ja nicht so zu herzen nehmen.
im real life treffe ich eher auf leute, die das akzeptieren.
oder sogar positiv sehen.
meine klinik-thera meinte mal, als es mal thema zwischen uns war, weil ich sie typisch borderlinig getestet hatte und mir das dann total peinlich war, dass sie nicht genervt von mir sei, sondern sogar am liebsten mit borderlinern arbeite, weil die etwas echts, unverstelltes und liebeswertes hätten, und einen faszinierenden sechsten sinn für stimmungen anderer hätten.
und das gehe vielen ihrer kollegen so.
das hat mich zimelich aufgebaut damals
lg
hh
Nimm was du willst und zahl dafür.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 35
- Beiträge: 1968
Elena hat geschrieben: Weil sie ja nicht alle so extrem sein müssen, dass sie ihre Impulse nicht unter Kontrolle haben.
genau so ist es.....und nicht nur "nicht alle"-
der oberbegriff/ die oberdiagnose heißt:
emotional instabile persönlichkeitsstörung (F60.3)(und genau darum geht es: extreme emotionale instabilität....in eiiner form, die am ehesten mit dem zu vergleichen ist, was auch normale menschen in der pubertät so durchmachen und empfinden). bei beiden formen findet man impulsivität und manchmal (bei weitem nicht immer!!!!!) mangelnde selbstkontrolle
und dann wird aus gutem grunde weiter differenziert:
F60.30 impulsiver typ
(das sind die, mit der mangelnden impulskontrolle, bzw die, bei denen das neben der emotionalen instabilität im vordergrund steht, die auch mal gewalttätig werden und ihre aggressionen oft nicht unter kontrolle haben.
F60.31 borderline typ (und um uns borderliner geht es hier)
sicher gibt es dann auch noch mischformen und unterschiedlich starke ausprägungen. wohl so viele, wie es emotional instabile gibt.
es gibt ja auch nicht "DEN" narzisstisch persönlichkeitsgestörten (über die ginbt es ja auch 1000 vorurteile, aber ich kenne einen ganz harmlosen, netten narzissten), oder "DEN" deressiven
informieren ist immer gut, damit man weiß, worüber man redet
dass im subforum psychosen und persönlichkeitsstörungenso zusammengefasst sind, ist wohl willkürlich.
in den klassifikationen und lehrbüchern haben persönlichkeitsstörungen nichtmal annähernd etwas mit psychotischen geschehen zu tun.
@admin: wäre ja vielleicht angesichts der vielzahl an persönlichkeitsstörungen eine idee, ein eigenes subforum einzurichten?
man könnte genauso gut "depressionen, stimmungsschwankungen und persönlichkeitsstörungen" zusammenfassen. oder für alles eigene subforen einrichten.
Nimm was du willst und zahl dafür.
-
Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Hallo Ihr Lieben!
Schön, dass Ihr geschrieben habt! Das freut mich.
Was Ihr hier schreibt, das sind auch meine Erfahrungen.
Ich freu' mich auch, dass der Thread - Dank der Hilfe der Initiative des Admins - auch wieder produktiv und konstruktiv ist.
Kritik darf und muss auch sein, aber es sollte dann auch immer begründete und konstruktive sein.
GLG
ausgefuchst
Schön, dass Ihr geschrieben habt! Das freut mich.
Was Ihr hier schreibt, das sind auch meine Erfahrungen.
Ich freu' mich auch, dass der Thread - Dank der Hilfe der Initiative des Admins - auch wieder produktiv und konstruktiv ist.
Kritik darf und muss auch sein, aber es sollte dann auch immer begründete und konstruktive sein.
GLG
ausgefuchst
Hmm. Es heißt hier, es gäbe Vorurteile gegenüber Borderliner (ich kenne gleichsam so welche und so welche). Es heißt ja, wie hh schön aufgelistet hat "emotional instabile persönlichkeitsstörung (F60.3)" . Ich frage mich gerade, ob nicht umgekehrt Vorurteile gegenüber Persönlichkeitsstörungen allgemein vorliegen? Was stellt ihr - die ihr unzufrieden damit seid, dass Borderlin als PS klassifziert wird - denn unter einer Persönlichkeitsstörungen vor? Das sind auch ganz normale Menschen mit ein paar Besonderheiten! Wenn man das so sehen mag. Ich ziehe ein andere Sicht vor, denn ich glaube nicht, dass sich einzelne extreme Persönlichkeitsmerkmale vom Rest der Persönlichkeit isoliert betrachten lassen, weil es ja die ganze Persönlichkeit betrifft.
Große Abhängigkeit und Verlustängste... unterscheidet es sich wirklich so drastisch von der dependenten Persönlichkeitsstörung?
Pardon, aber mein Eindruck ist der, dass hier (umgangssprachlich) der eine Esel den anderen Langohr nennt. Die Borderliner wollen nicht mit dem PS-Leuten in einen Topf geworfen werden, weil in IHREM Fall ist es ja so und so und total ungerechtigt es Vorurteil, aber auf die anderen... die mit PS... auf die treffen die Vorurteile dann zu? Deswegen will man sich davon differenzieren und "was besseres zu sein", was hier wirklich sehr viele Zitate in dem Thread deutlich belegen sollen. Worauf dann hin bald der nächste Thread eröffnet wird, wo sich dann die anderen Persönlichkeitsstörungen über ihre (vermeintliche) Diskriminierung beschweren...
Wenn hh es mit der Pubertät vergleicht, finde ich das gar nicht so unpassend. Vor Ewigkeiten habe ich mal (auf einem Flohmarkt) ein Psychologie-Buch aus der ersten Hälfe des 20igsten Jahrhundert in die Finger bekommen, und da wurden ganz normale Pubertätssymptome ("Ungehorsam", "Türknallen" etc.pp) als psychische Erkrankung bezeichnet. War schon gruselig. Aber die Pubertät dient ja unter anderem der Persönlichkeitsentwicklung. Also so insgesamt. Wenn man salopp gesagt "immer" so ist, dann kann man gewisse Entwicklungssschritte gar nicht machen. Wie gesagt, ich halte es nicht für angebracht, einzele Persönlichkeitsausprägungen isoliert zu betrachten. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, man sei eigentlich ganz normal, nur diese eine Sache... (die es dann aber ausmacht!)... sei anders. Ich glaube, - eine reine Vermutung - dass auch genau deswegen diese EINE Sache der emotionalen Instabilität eben als PS gilt, weil nämlich die KOMPLETTE Persönlichkeitsstruktur betroffen ist. Aber das will man natürlich ungerne einsehen, das andere schmeichelt einem eben mehr.
Große Abhängigkeit und Verlustängste... unterscheidet es sich wirklich so drastisch von der dependenten Persönlichkeitsstörung?
Pardon, aber mein Eindruck ist der, dass hier (umgangssprachlich) der eine Esel den anderen Langohr nennt. Die Borderliner wollen nicht mit dem PS-Leuten in einen Topf geworfen werden, weil in IHREM Fall ist es ja so und so und total ungerechtigt es Vorurteil, aber auf die anderen... die mit PS... auf die treffen die Vorurteile dann zu? Deswegen will man sich davon differenzieren und "was besseres zu sein", was hier wirklich sehr viele Zitate in dem Thread deutlich belegen sollen. Worauf dann hin bald der nächste Thread eröffnet wird, wo sich dann die anderen Persönlichkeitsstörungen über ihre (vermeintliche) Diskriminierung beschweren...
Wenn hh es mit der Pubertät vergleicht, finde ich das gar nicht so unpassend. Vor Ewigkeiten habe ich mal (auf einem Flohmarkt) ein Psychologie-Buch aus der ersten Hälfe des 20igsten Jahrhundert in die Finger bekommen, und da wurden ganz normale Pubertätssymptome ("Ungehorsam", "Türknallen" etc.pp) als psychische Erkrankung bezeichnet. War schon gruselig. Aber die Pubertät dient ja unter anderem der Persönlichkeitsentwicklung. Also so insgesamt. Wenn man salopp gesagt "immer" so ist, dann kann man gewisse Entwicklungssschritte gar nicht machen. Wie gesagt, ich halte es nicht für angebracht, einzele Persönlichkeitsausprägungen isoliert zu betrachten. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, man sei eigentlich ganz normal, nur diese eine Sache... (die es dann aber ausmacht!)... sei anders. Ich glaube, - eine reine Vermutung - dass auch genau deswegen diese EINE Sache der emotionalen Instabilität eben als PS gilt, weil nämlich die KOMPLETTE Persönlichkeitsstruktur betroffen ist. Aber das will man natürlich ungerne einsehen, das andere schmeichelt einem eben mehr.
"Wer das hier liest, ist selber doof."
-
Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
@ Gothika:
Na, da hast Du mich aber ganz gründlich falsch- und missverstanden. Mir geht's nicht drum, dass Borderline was Besseres sein soll, als z.B. eine depnendente Persönlichkeitsstörung (die man mir z.B. auch bescheinigt), was Besseres als eine PS generell.
Ich denke einfach, dass Borderline (als Diagnose von traumatisierungsbedingten psychischen Spätfolgen) einfach gar keine Persönlichkeitsstörung sind. Das sehen sogar Forscher teilweise so. Ich halte das, was man unter Borderline generell so versteht, für eine dissoziative, traumaverursachte Störung und hätte sie daher dort einsortiert, wo sie meines Erachtens richtigerweise hingehört.
Früher wurde das in der Therapie völlig vernachlässigt, woher es kommt. Man hat einfach gesagt, dass ist eine Persönlichkeitsstörung, diese Menschen sind so, sind halt gestört. Die Folge davon waren völlig falsche Schlüsse für die Therapie und auch dafür, wie man diese Leute behandelt hat, welches Selbstbild man ihnen vermittelt hat. Und das alles war höchstschädlich.
Heute ist man weiter, die Forschung arbeitet die Zusammenhänge immer weiter raus.
Die Wahrscheinlichkeit, das Borderline grundstätzlich Traumafolgeerkrankung und nichts anderes ist, ist hoch. Und warum soll man es dann nicht so nennen, statt diesen dämlichen und überfrachteten und äußerst negativ belegten "Borderline"Begriff weiter zu verwenden?
Ich bin für diese Diagnose durch die Hölle gegangen. Und ich wünsche mir eine Diagnose, die das auch aussagt?
Welches Problem hast Du damit? Ist es nicht gerecht und gerechtfertigt, die Dinge beim Namen zu nennen, insbesondere dann, wenn durch die richtige Benennung auch die Chancen steigen, der richtigen Therapie zugeführt zu werden und so wahrgenommen zu werden, wie man wirklich ist: Als verletzt und geschädigt und nicht als gestört?
Meinst Du, es tut jemandem wie mir gut, wenn er soviel aushalten und leiden musste, wenn er ständig noch einen Defekt angedichtet bekommt, der gar nicht da ist, sondern diese Symtome einfach die logische Konsequenz aus dem sind, wie man mich geschunden hat?
Ich selbst war ok und weder irgendwie gestört oder defekt oder sonst was, man hat mich lediglich kaputt gemacht. Und mehr, als dass man es so sagt, möchte ich nicht. Aber ich denke, dass mir das auch zusteht und ich ein Recht darauf habe.
Und wenn es bei Dir auch so war, dass Du sehr viel leiden musstest und so zu Deinen Diagnosen kamst, dann gestehe ich Dir das Gleiche zu.
Und wenn dem nicht so war, dann war's halt nicht so. Dann musst Du eben damit klar kommen, dass Du einfach so krank bist, auch, wenn das am Selbstwertgefühl nagt.
Ich weiß, es ist leichter, wenn man sagen kann, das und das war und viele sind darüber schockiert oder man kriegt den Mitleidsbonus.
Aber denk' mal dran, dass man es dafür auch aushalten musste, während andere eine glückliche Kindheit, Jugend, vielleicht 10, 20 oder 30 und noch mehr Jahre in Frieden und Freiheit leben durften.
Ich würde jede Diagnose nehmen, wenn ich meine Vergangenheit gegen die von manch anderem eintauschen könnte. Ich wäre froh, wenn es mir als Kind gut gegangen wäre, als Teenager, später, wenn ich nicht soviel verpasst hätte.
Aber das sehen andere nicht. Sie sehen nur, wie sich vermeintlich wieder Traumapatienten für was Besseres halten. Ich sag's mal so: Ja, ich bin was Besonderes. Nicht, weil ich so toll wäre, sondern, weil ich so fern ab vom Durchschnitt leben musste, so schlecht leben musste und soviel leiden musste. Da kam doch auch keiner und hat gesagt: "Wir stellen uns jetzt alle gleich; ich leide bei Dir mit und später kriegen wir dann alle die selbe Diagnose!!". Wärst Du bereit gewesen, meins mitzutragen?
Warum soll ich dann jetzt die Persönlichkeitsstörungsdiagnose auf mir sitzen lassen, nur weil Du vielleicht eine hast und vielleicht nicht auf Traumatisierungen verweisen kannst?
GLG
ausgefuchst
Na, da hast Du mich aber ganz gründlich falsch- und missverstanden. Mir geht's nicht drum, dass Borderline was Besseres sein soll, als z.B. eine depnendente Persönlichkeitsstörung (die man mir z.B. auch bescheinigt), was Besseres als eine PS generell.
Ich denke einfach, dass Borderline (als Diagnose von traumatisierungsbedingten psychischen Spätfolgen) einfach gar keine Persönlichkeitsstörung sind. Das sehen sogar Forscher teilweise so. Ich halte das, was man unter Borderline generell so versteht, für eine dissoziative, traumaverursachte Störung und hätte sie daher dort einsortiert, wo sie meines Erachtens richtigerweise hingehört.
Früher wurde das in der Therapie völlig vernachlässigt, woher es kommt. Man hat einfach gesagt, dass ist eine Persönlichkeitsstörung, diese Menschen sind so, sind halt gestört. Die Folge davon waren völlig falsche Schlüsse für die Therapie und auch dafür, wie man diese Leute behandelt hat, welches Selbstbild man ihnen vermittelt hat. Und das alles war höchstschädlich.
Heute ist man weiter, die Forschung arbeitet die Zusammenhänge immer weiter raus.
Die Wahrscheinlichkeit, das Borderline grundstätzlich Traumafolgeerkrankung und nichts anderes ist, ist hoch. Und warum soll man es dann nicht so nennen, statt diesen dämlichen und überfrachteten und äußerst negativ belegten "Borderline"Begriff weiter zu verwenden?
Ich bin für diese Diagnose durch die Hölle gegangen. Und ich wünsche mir eine Diagnose, die das auch aussagt?
Welches Problem hast Du damit? Ist es nicht gerecht und gerechtfertigt, die Dinge beim Namen zu nennen, insbesondere dann, wenn durch die richtige Benennung auch die Chancen steigen, der richtigen Therapie zugeführt zu werden und so wahrgenommen zu werden, wie man wirklich ist: Als verletzt und geschädigt und nicht als gestört?
Meinst Du, es tut jemandem wie mir gut, wenn er soviel aushalten und leiden musste, wenn er ständig noch einen Defekt angedichtet bekommt, der gar nicht da ist, sondern diese Symtome einfach die logische Konsequenz aus dem sind, wie man mich geschunden hat?
Ich selbst war ok und weder irgendwie gestört oder defekt oder sonst was, man hat mich lediglich kaputt gemacht. Und mehr, als dass man es so sagt, möchte ich nicht. Aber ich denke, dass mir das auch zusteht und ich ein Recht darauf habe.
Und wenn es bei Dir auch so war, dass Du sehr viel leiden musstest und so zu Deinen Diagnosen kamst, dann gestehe ich Dir das Gleiche zu.
Und wenn dem nicht so war, dann war's halt nicht so. Dann musst Du eben damit klar kommen, dass Du einfach so krank bist, auch, wenn das am Selbstwertgefühl nagt.
Ich weiß, es ist leichter, wenn man sagen kann, das und das war und viele sind darüber schockiert oder man kriegt den Mitleidsbonus.
Aber denk' mal dran, dass man es dafür auch aushalten musste, während andere eine glückliche Kindheit, Jugend, vielleicht 10, 20 oder 30 und noch mehr Jahre in Frieden und Freiheit leben durften.
Ich würde jede Diagnose nehmen, wenn ich meine Vergangenheit gegen die von manch anderem eintauschen könnte. Ich wäre froh, wenn es mir als Kind gut gegangen wäre, als Teenager, später, wenn ich nicht soviel verpasst hätte.
Aber das sehen andere nicht. Sie sehen nur, wie sich vermeintlich wieder Traumapatienten für was Besseres halten. Ich sag's mal so: Ja, ich bin was Besonderes. Nicht, weil ich so toll wäre, sondern, weil ich so fern ab vom Durchschnitt leben musste, so schlecht leben musste und soviel leiden musste. Da kam doch auch keiner und hat gesagt: "Wir stellen uns jetzt alle gleich; ich leide bei Dir mit und später kriegen wir dann alle die selbe Diagnose!!". Wärst Du bereit gewesen, meins mitzutragen?
Warum soll ich dann jetzt die Persönlichkeitsstörungsdiagnose auf mir sitzen lassen, nur weil Du vielleicht eine hast und vielleicht nicht auf Traumatisierungen verweisen kannst?
GLG
ausgefuchst
-
- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
Also erstmal hallo an alle und ein gutes neues Jahr!
Darf ich mich hier mal einmischen? (Ich gehör auch zu den Traumatisierten hier... allerdings - wie schon zu Beginn erwähnt - ohne Diagnose Borderline, wobei ich mich gerade was die emotionale instabilität betrifft - nur zu oft als grenzgängerin erlebe...
Ja, denn ich wünsch mir das auch, dass es in der Kindheit besser gelaufen wäre (und so gesehen würd ich natürlich gern mit wem tauschen, der eine perfekte kindheit hatte - gibt's so wen???)
Aber es ist halt mal nicht so - und leider nicht mehr rückgängig zu machen. Also was soll's - Ärmel aufkrempeln, Augen zu und durch... Ich weiss, es ist oft die Hölle, ich kämpfe seit bald einem Jahrzehnt ... und trotzdem geht es nur schrittweise, oft fühl ich mich total am Rand des aushaltbaren. aber trotzdem weiss ich, dass es immer wieder weitergeht. Dass es wohl nie so ganz so wird, wie es ohne traumatisierung gewesen wäre, ist wohl klar. aber wir haben trotzdem - die richtige (therapeutische) begleitung vorausgesetzt - die chance, was aus unserem Leben zu machen. ich für meinen teil stell inzwischen fest, dass - stress minimierung vorausgesetzt - ich zu den "ziemlich durchschnittlich normalen" gehöre. (bescheinigen mir auch freunde )
brenzlich wird es halt immer dann, wenn der stresspegel an den berühmten "70%" zu kratzen beginnt... aber mit etwas übung krieg ich mich inzwischen auch schon ein bisschen leichter ein, bevor der point-of-no-return erreicht ist. dass ich es dennoch manchmal überseh - nun, so ist es eben. dann kann man wohl nur mehr flüchten - wenn schon nicht vor sich selbst, dann zumindest vor den anderen, damit es möglichst ohne allzu große schäden vorbei geht...
sorry, ich will nicht "gescheiter" sein als andere hier - jeder hat da wohl seinen eigenen zugang und seine eigene wahrheit. mir hilft diese einstellung einfach, mich - gerade wenn die "hänger" wieder ganz schlimm sind - wieder aus den schwarzen löchern zu arbeiten, wenn ich mich an diese einstellung erinnere.
ich erlebe, dass mir das ganz "normale" borderline-und ptbs-skills training eigentlich weit mehr hilft als alle analysen die ich früher gemacht hab... (das gilt allerdings erst, seit ich mich ziemlich bewusst an meine traumatischen erlebnisse erinnern kann.)
grüß euch
momo
Darf ich mich hier mal einmischen? (Ich gehör auch zu den Traumatisierten hier... allerdings - wie schon zu Beginn erwähnt - ohne Diagnose Borderline, wobei ich mich gerade was die emotionale instabilität betrifft - nur zu oft als grenzgängerin erlebe...
Ja und nein - JEDE Diagnose... nein, ganz bestimmt nicht - denn im Gegensatz zu vielen anderen sind Traumatisierungen doch zumindest in vielen fällen soweit zum in-den-Griff-kriegen, dass man damit "frei herum laufen kann" - nein, bitte nicht falsch verstehen... soll nicht abwertend irgendwem gegenüber sein!!!!ausgefuchst hat geschrieben: Ich würde jede Diagnose nehmen, wenn ich meine Vergangenheit gegen die von manch anderem eintauschen könnte. Ich wäre froh, wenn es mir als Kind gut gegangen wäre, als Teenager, später, wenn ich nicht soviel verpasst hätte.
Ja, denn ich wünsch mir das auch, dass es in der Kindheit besser gelaufen wäre (und so gesehen würd ich natürlich gern mit wem tauschen, der eine perfekte kindheit hatte - gibt's so wen???)
Aber es ist halt mal nicht so - und leider nicht mehr rückgängig zu machen. Also was soll's - Ärmel aufkrempeln, Augen zu und durch... Ich weiss, es ist oft die Hölle, ich kämpfe seit bald einem Jahrzehnt ... und trotzdem geht es nur schrittweise, oft fühl ich mich total am Rand des aushaltbaren. aber trotzdem weiss ich, dass es immer wieder weitergeht. Dass es wohl nie so ganz so wird, wie es ohne traumatisierung gewesen wäre, ist wohl klar. aber wir haben trotzdem - die richtige (therapeutische) begleitung vorausgesetzt - die chance, was aus unserem Leben zu machen. ich für meinen teil stell inzwischen fest, dass - stress minimierung vorausgesetzt - ich zu den "ziemlich durchschnittlich normalen" gehöre. (bescheinigen mir auch freunde )
brenzlich wird es halt immer dann, wenn der stresspegel an den berühmten "70%" zu kratzen beginnt... aber mit etwas übung krieg ich mich inzwischen auch schon ein bisschen leichter ein, bevor der point-of-no-return erreicht ist. dass ich es dennoch manchmal überseh - nun, so ist es eben. dann kann man wohl nur mehr flüchten - wenn schon nicht vor sich selbst, dann zumindest vor den anderen, damit es möglichst ohne allzu große schäden vorbei geht...
Ach, das seh ich nicht so: Ich glaub überhaupt nicht, dass sich Traumapatienten für was Besseres halten. (zumindest bin ich eine von denen, für die das nicht zutrifft). Klar, was Besonderes sind wir wohl alle - schon mal deswegen, weil jede/r von uns einmalig ist auf seine art (ob traumatisiert oder nicht). und wer weiss, vielleicht leiden andere, die nicht traumatisiert sind, auch, genauso viel oder womöglich noch viel mehr??? ich hab keine ahnung. es ist richtig, es gibt ganz viel in unserer/meiner vergangenheit, was ganz schlimm war. aber ich versuch mir immer wieder zu sagen, dass es heute ist und nicht mehr damals. und heute hab ICH es in der hand, ein besseres Leben zu leben als damals. (ich vergleich mich ganz gern mit einem, dem die beine fehlen, weil er einen unfall hatte - auch für den wird das leben niemals so, wie es ohne unfall gewesen wäre. und trotzdem kann man weiterleben und in vielen fällen nicht mal so schlecht, trotz mancher einschränkungen, die man halt in kauf nehmen muss. aber wer ist schon ganz ohne wunden???)Sie sehen nur, wie sich vermeintlich wieder Traumapatienten für was Besseres halten. Ich sag's mal so: Ja, ich bin was Besonderes. Nicht, weil ich so toll wäre, sondern, weil ich so fern ab vom Durchschnitt leben musste, so schlecht leben musste und soviel leiden musste.
sorry, ich will nicht "gescheiter" sein als andere hier - jeder hat da wohl seinen eigenen zugang und seine eigene wahrheit. mir hilft diese einstellung einfach, mich - gerade wenn die "hänger" wieder ganz schlimm sind - wieder aus den schwarzen löchern zu arbeiten, wenn ich mich an diese einstellung erinnere.
ich erlebe, dass mir das ganz "normale" borderline-und ptbs-skills training eigentlich weit mehr hilft als alle analysen die ich früher gemacht hab... (das gilt allerdings erst, seit ich mich ziemlich bewusst an meine traumatischen erlebnisse erinnern kann.)
grüß euch
momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
-
Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Hi momo!
Ich find' das gut, was Du hier schreibst. So ähnlich handhabe ich das meistens auch: Wenn's mir schlecht geht, was im Vergleich zu früher wenig vorkommt, dann denk' ich auch, anderen ist auch Schlimmes passiert. Es ist halt so, das kommt vor, dass ein Leben auch miese Phasen hat.
Man muss sich ein bisschen selber was vormachen. Sonst hält man es ja gar nicht mehr aus.
Aber bei mir ist es auch vormachen. Was soll ich sonst machen? Es ist eben nicht nur die Kindheit gewesen, sondern auch die Zeit danach und die Zeit danach und auch die Zeit danach.
Viele, die ich hier in Foren so mitkriege, hatten schlimme Lebensumstände als Kind, aber es hat mal aufgehört. Bei mir war das leider nicht so. Ich bin von einem Mist in den nächsten reingerutscht, die Ereignisse, oder ich möchte mal sagen die Angreifer, haben sich regelrecht überschlagen.
Wie soll da die Psyche fertig werden? Man hat den einen noch nicht los, schon attackiert Dich ein anderer. Was, wenn die Fronten immer mehr werden?
Vielleicht bin ich eingebildet aufgrund meiner Erfahrungen? Und wenn schon, dann wäre ich es halt. Ich fühl' mich allein, sogar in so einem Forum, weil ich das Gefühl habe, es ist keiner da, der ähnliches erlebt hat. Hier reden viele von sex. MB und von Misshandlung. Das ist schrecklich. Ich kenne sowas und ähnliches auch irgendwie, nicht genauso, aber sehr ähnlich. Die Opfer kann ich doch gut verstehen. Mir ist was passiert, das dem verwandt ist, aber nicht das Gleiche ist.
Aber wie sieht's aus, wenn man sein Leben lang entstellt war, wenn es dann nach mehreren Jahrzehnten beseitigt werden konnte, und dann kommt ein Täter und versucht, einen wieder zu entstellen.
Ich finde keinen, der da mitreden kann, in keinem Forum. Und wenn ich dran denke, was sonst noch alles war, und das soviel passiert ist, dass das auf x Menschen verteilt noch der Alptraum wäre, dann finde ich es nicht zuviel verlangt, wenn ich in meiner Krankenakte drin stehen haben will: komplexe postraumatische Belastungsstörung.
Wie Du gesagt hast, liebe momo, mit der richtigen therapeutischen Unterstützung geht's. Aber ich hatte die nicht, sondern nur Leute, die meinten, sie müssten an mir aufgrund dieser Persönlichkeitsstörung an mir diszplinarisch tätig werden. Haben mich fast umgebracht, diese Idioten....
Ich dachte immer, ich bin ein kleiner Fisch, und allen anderen Patienten geht's viel schlechter als mir. Irgendwann hab' ich rausgefunden, dass es gar nicht so ist. Ich hab' viel zu lange immer anderen den Vortritt gelasen, hab' für mich zu wenig eingefordert und geholt. Dass man sich bewusst wird, wie beschissen es einem ging und was alles los war, ist die Voraussetzung, dass man aufsteht und endlich die Unterstützung für sich verlangt, die man braucht.
Als ich zu meinem neuen Therapeuten gewechselt bin, hat er mir mal vorgehalten, er hätte andere Patienten (Also Leute, denen es schlechter ginge, hat er gemeint.), er hätte Patientinnen, die monatelang in Vergewaltigungslagern gewesen wären. Dann war ich sehr sauer und hab' was gemacht, was ich sonst nie tue. Ich war trotzig und sauer und hab' ihm eine Mail geschrieben, wo nur grob drin stand, was los war. Selbst das war ja nur ein Buchteil der ganzen Geschichte. Man kann sagen, ich hab' ausgepackt, das erste Mal im Leben, alles, komplett und schonungslos.
Danach hat er mir nie wieder andere Patienten vorgehalten. Seitdem hab' ich bei ihm Narrenfreiheit. Alles, was ich mache, ist für ihn super. Ich bin da VIP und fertig. Das schaffte ich bei allen Therapeuten, die mehr über mich erfahren haben. Ich bin anders. Das ist so. Ich wollte es nie sein, hab' mich aber irgendwann damit abgefunden.
Bin ich halt was Besonderes. Und? Es heißt vor allem eins: Alleinsein, Einsamsein, Außenseitersein.
Viele sagen, ich soll ein Buch schreiben. Ich könnte das gar nicht, da wieder eintauchen, alles hochholen? Ich bin doch nicht wahnsinnig, da kann ich doch gleich eine Überdosis nehmen.
Jetzt bin ich grade mal so an die 40 und ich hab' soviel ausgehalten, dass man denkt, das kann doch gar nicht in ein Menschenleben reinpassen, aber es ist doch erst knapp die Hälfte der Lebenszeit um?
Ich hätte nicht gedacht, dass man soviel aushalten kann, soviel Schmerz, Angst, Alleinsein. Ich hätte gedacht, dass man bei vielleicht der Hälfte schon längst alleine davon verreckt, ohne, dass man sich umbringen müsste. Ich hätte gedacht, der Körper oder das Gehirn würden das schon nicht mehr aushalten.
Mir geht's jetzt ziemlich gut, aber ich weiß, wie's mir ging. Meine Schwester hatte Krebs. Das, was sie aushalten musste, ist für mich einfach nur lächerlich im Vergleich zu dem, was ich aushalten musste. Krebs kommt mir vor wie ein Schnupfen im Vergleich zu meiner Krankengeschichte. Ich war ganz neidisch auf sie.
Sorry, aber das ist halt das, wie ich es erlebe.
GLG
ausgefuchst
Ich find' das gut, was Du hier schreibst. So ähnlich handhabe ich das meistens auch: Wenn's mir schlecht geht, was im Vergleich zu früher wenig vorkommt, dann denk' ich auch, anderen ist auch Schlimmes passiert. Es ist halt so, das kommt vor, dass ein Leben auch miese Phasen hat.
Man muss sich ein bisschen selber was vormachen. Sonst hält man es ja gar nicht mehr aus.
Aber bei mir ist es auch vormachen. Was soll ich sonst machen? Es ist eben nicht nur die Kindheit gewesen, sondern auch die Zeit danach und die Zeit danach und auch die Zeit danach.
Viele, die ich hier in Foren so mitkriege, hatten schlimme Lebensumstände als Kind, aber es hat mal aufgehört. Bei mir war das leider nicht so. Ich bin von einem Mist in den nächsten reingerutscht, die Ereignisse, oder ich möchte mal sagen die Angreifer, haben sich regelrecht überschlagen.
Wie soll da die Psyche fertig werden? Man hat den einen noch nicht los, schon attackiert Dich ein anderer. Was, wenn die Fronten immer mehr werden?
Vielleicht bin ich eingebildet aufgrund meiner Erfahrungen? Und wenn schon, dann wäre ich es halt. Ich fühl' mich allein, sogar in so einem Forum, weil ich das Gefühl habe, es ist keiner da, der ähnliches erlebt hat. Hier reden viele von sex. MB und von Misshandlung. Das ist schrecklich. Ich kenne sowas und ähnliches auch irgendwie, nicht genauso, aber sehr ähnlich. Die Opfer kann ich doch gut verstehen. Mir ist was passiert, das dem verwandt ist, aber nicht das Gleiche ist.
Aber wie sieht's aus, wenn man sein Leben lang entstellt war, wenn es dann nach mehreren Jahrzehnten beseitigt werden konnte, und dann kommt ein Täter und versucht, einen wieder zu entstellen.
Ich finde keinen, der da mitreden kann, in keinem Forum. Und wenn ich dran denke, was sonst noch alles war, und das soviel passiert ist, dass das auf x Menschen verteilt noch der Alptraum wäre, dann finde ich es nicht zuviel verlangt, wenn ich in meiner Krankenakte drin stehen haben will: komplexe postraumatische Belastungsstörung.
Wie Du gesagt hast, liebe momo, mit der richtigen therapeutischen Unterstützung geht's. Aber ich hatte die nicht, sondern nur Leute, die meinten, sie müssten an mir aufgrund dieser Persönlichkeitsstörung an mir diszplinarisch tätig werden. Haben mich fast umgebracht, diese Idioten....
Ich dachte immer, ich bin ein kleiner Fisch, und allen anderen Patienten geht's viel schlechter als mir. Irgendwann hab' ich rausgefunden, dass es gar nicht so ist. Ich hab' viel zu lange immer anderen den Vortritt gelasen, hab' für mich zu wenig eingefordert und geholt. Dass man sich bewusst wird, wie beschissen es einem ging und was alles los war, ist die Voraussetzung, dass man aufsteht und endlich die Unterstützung für sich verlangt, die man braucht.
Als ich zu meinem neuen Therapeuten gewechselt bin, hat er mir mal vorgehalten, er hätte andere Patienten (Also Leute, denen es schlechter ginge, hat er gemeint.), er hätte Patientinnen, die monatelang in Vergewaltigungslagern gewesen wären. Dann war ich sehr sauer und hab' was gemacht, was ich sonst nie tue. Ich war trotzig und sauer und hab' ihm eine Mail geschrieben, wo nur grob drin stand, was los war. Selbst das war ja nur ein Buchteil der ganzen Geschichte. Man kann sagen, ich hab' ausgepackt, das erste Mal im Leben, alles, komplett und schonungslos.
Danach hat er mir nie wieder andere Patienten vorgehalten. Seitdem hab' ich bei ihm Narrenfreiheit. Alles, was ich mache, ist für ihn super. Ich bin da VIP und fertig. Das schaffte ich bei allen Therapeuten, die mehr über mich erfahren haben. Ich bin anders. Das ist so. Ich wollte es nie sein, hab' mich aber irgendwann damit abgefunden.
Bin ich halt was Besonderes. Und? Es heißt vor allem eins: Alleinsein, Einsamsein, Außenseitersein.
Viele sagen, ich soll ein Buch schreiben. Ich könnte das gar nicht, da wieder eintauchen, alles hochholen? Ich bin doch nicht wahnsinnig, da kann ich doch gleich eine Überdosis nehmen.
Jetzt bin ich grade mal so an die 40 und ich hab' soviel ausgehalten, dass man denkt, das kann doch gar nicht in ein Menschenleben reinpassen, aber es ist doch erst knapp die Hälfte der Lebenszeit um?
Ich hätte nicht gedacht, dass man soviel aushalten kann, soviel Schmerz, Angst, Alleinsein. Ich hätte gedacht, dass man bei vielleicht der Hälfte schon längst alleine davon verreckt, ohne, dass man sich umbringen müsste. Ich hätte gedacht, der Körper oder das Gehirn würden das schon nicht mehr aushalten.
Mir geht's jetzt ziemlich gut, aber ich weiß, wie's mir ging. Meine Schwester hatte Krebs. Das, was sie aushalten musste, ist für mich einfach nur lächerlich im Vergleich zu dem, was ich aushalten musste. Krebs kommt mir vor wie ein Schnupfen im Vergleich zu meiner Krankengeschichte. Ich war ganz neidisch auf sie.
Sorry, aber das ist halt das, wie ich es erlebe.
GLG
ausgefuchst
-
- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
hallo ausgefuchst!
ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber das versteh ich nicht. magst du es ein bisschen näher erklären?
hast du denn nie jemanden erlebt, der dir ein bisschen sicherheit und wärme geben konnte? das ist es, was mir langsam ein wenig hilft, alles "auf die reihe" zu kriegen und - noch langsamer - mir selbst ein bisschen verständnis und liebe zuzugestehen. aber es dauerte auch 45 jahre, bis mir wer begegnet ist, der einfach nur zuhört, mich mal in den arm nimmt, wenn's ganz schlimm ist und nicht versucht, an mir "herumzudoktern"... und das, ohne mir das gefühl zu geben, besser oder schlechter zu sein als andere klienten, schlimmeres oder weniger schlimmes erlebt zu haben. ich weiss nicht, ob man schicksale gegeneinander aufwägen kann... wenn ich mir vorstelle, mir würd jemand sagen, das was ich erlebt hab ist schlimmer oder weniger schlimm als das was du oder irgendwer anderer erlebt hat, ich glaub nicht, dass mir das weiterhelfen würde. in keinem fall würd ich mich ernst genommen fühlen. meine thera hat das auch so nie getan. sie war ganz offensichtlich auch ziemlich schockiert, als langsam die ganze geschichte ans tageslicht kam. aber sie hat nie beurteilt - weder so noch anders. sie war und ist einfach da, hört zu, unterstützt, manchmal erinnert sie mich an ein paar der skills, die ich kennengelernt hab und die mir helfen.
ich wünsch dir, dass auch du wen findest, der einfach da ist und weder dich noch wen anderen als VIP (weder im positiven noch im negativen sinn) betrachtet - das hilft eigentlich überhaupt nicht wirklich weiter, sondern exponiert nur wieder und macht damit wieder ein stück einsamer... (ist zumindest meine ganz persönliche erfahrung)
lass dir sagen, dass du eine enorm starke frau bist!!!
glg momo
ja, das war und ist bei mir ähnlich. es will und will einfach nicht enden. kaum denk ich, JETZT schaff ich es, passiert die nächste katastrophe... :((Es ist eben nicht nur die Kindheit gewesen, sondern auch die Zeit danach und die Zeit danach und auch die Zeit danach.
das ist traurig.Ich fühl' mich allein, sogar in so einem Forum, weil ich das Gefühl habe, es ist keiner da, der ähnliches erlebt hat.
ach, weisst du, ich kann dich ja verstehen. aber versuch es doch einfach als solche zu sehen. was immer "diagnostiziert" wurde - es ist doch alles eine folge der traumatisierung. ich weiss, ich kann leicht reden - ich wurde ja nicht als borderline eingestuft. und ich versteh schon, dass du eine riesenwut hast und dich in ein "eck" gerückt fühlst, mit dem du dich nicht wirklich identifizieren kannst. aber in wirklichkeit ist es doch völlig egal - DU BIST DU - mit der oder einer anderen diagnose.Und wenn ich dran denke, was sonst noch alles war, und das soviel passiert ist, dass das auf x Menschen verteilt noch der Alptraum wäre, dann finde ich es nicht zuviel verlangt, wenn ich in meiner Krankenakte drin stehen haben will: komplexe postraumatische Belastungsstörung.
Aber ich hatte die nicht, sondern nur Leute, die meinten, sie müssten an mir aufgrund dieser Persönlichkeitsstörung an mir diszplinarisch tätig werden.
ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber das versteh ich nicht. magst du es ein bisschen näher erklären?
das, was du da so erzählst, ist wirklich schlimm. ich hab zwar - was ich so zwischen deinen zeilen rauslese auch eine andere geschichte als du - aber ich kann dir versichern, sich so zu fühlen, kenn ich auch gut.Es heißt vor allem eins: Alleinsein, Einsamsein, Außenseitersein.
hast du denn nie jemanden erlebt, der dir ein bisschen sicherheit und wärme geben konnte? das ist es, was mir langsam ein wenig hilft, alles "auf die reihe" zu kriegen und - noch langsamer - mir selbst ein bisschen verständnis und liebe zuzugestehen. aber es dauerte auch 45 jahre, bis mir wer begegnet ist, der einfach nur zuhört, mich mal in den arm nimmt, wenn's ganz schlimm ist und nicht versucht, an mir "herumzudoktern"... und das, ohne mir das gefühl zu geben, besser oder schlechter zu sein als andere klienten, schlimmeres oder weniger schlimmes erlebt zu haben. ich weiss nicht, ob man schicksale gegeneinander aufwägen kann... wenn ich mir vorstelle, mir würd jemand sagen, das was ich erlebt hab ist schlimmer oder weniger schlimm als das was du oder irgendwer anderer erlebt hat, ich glaub nicht, dass mir das weiterhelfen würde. in keinem fall würd ich mich ernst genommen fühlen. meine thera hat das auch so nie getan. sie war ganz offensichtlich auch ziemlich schockiert, als langsam die ganze geschichte ans tageslicht kam. aber sie hat nie beurteilt - weder so noch anders. sie war und ist einfach da, hört zu, unterstützt, manchmal erinnert sie mich an ein paar der skills, die ich kennengelernt hab und die mir helfen.
ich wünsch dir, dass auch du wen findest, der einfach da ist und weder dich noch wen anderen als VIP (weder im positiven noch im negativen sinn) betrachtet - das hilft eigentlich überhaupt nicht wirklich weiter, sondern exponiert nur wieder und macht damit wieder ein stück einsamer... (ist zumindest meine ganz persönliche erfahrung)
lass dir sagen, dass du eine enorm starke frau bist!!!
glg momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
-
Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Hey momo!
Das ist 'ne sehr liebe Mail von Dir. DANKESCHÖN!!!!
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, wie Therapeuten mich behandelt haben?
Nicht gut halt. Es war viel dabei. Leute, die nur zugehört haben, aber nicht geholfen haben, es war, wie wenn mir nur jemand beim Leiden zusieht und zusieht, wie ich sterbe.
Andere meinten, dass jemand wie ich so hart geworden sein müsste durch diese ganzen Lebensumstände, dass sie gemeint haben, man müsste mich hart rannehmen.
Viele wollten mich einfach nur erziehen, belehren, mich zurechtbiegen, weil ich ja so gestört wäre.
Ein paar wollten wirklich helfen, hatten aber keine geeigneten Waffen, um mir zu helfen.
Es gab zwei Ausnahmen. Von meinem ersten "Helfer" bin ich dann psychisch abhängig geworden, wie überhaupt von Therapie. Irgendwann bemerkte er es und ließ mich fallen. Dann war ich ganz allein mit allem und schlimmer dran als vorher.
Inzwischen hab' ich einen neuen Therapeuten. Und er ist super. Es ist das erste Mal, dass mir wirklich helfen will und das auch kann. Es geht mir inzwischen schon ganz gut.
Mein Therapeut ist für mich perfekt.
Beziehungen und so darf ich nicht haben. Klar, ein paar Kontakte hat man immer, aber ich darf z.B. keine neuen Freundschaften eingehen oder 'ne Beziehung. Es ist für mich noch zuviel, weil ich so unten gewesen bin. Aber das kommt alles noch. Im Moment ist der Job das Hauptbetätigungsfeld. Wenn's da ruhiger wird, kann ich auch andere Dinge in Angriff nehmen. Im Moment ist es aber so, dass mein Therapeut mich überall aus der Schusslinie genommen hat, keine Belastungen mehr, außer die absolut unumgänglichen wie z.B. Arbeiten gehen.
Großartig Wärme und so kriege ich in Therapie nicht. Bei mir bleibt alles sehr sachlich, damit ich nicht wieder abhängig werde. Zu mir darf der Therapeut nicht allzu warmherzig sein, weil ich sonst das nächste Problem an Land ziehe. Das ist für ihn auch schwer, aber er muss so zu mir sein.
Ich hab' ihn mal gefragt, warum das sooo weh tun muss, da hat er nur gemeint, dass das so weh tun muss, weil sich sonst jemand wie ich nicht mehr bewegen würde.
Keine Sorge, ich könnte keinen besseren Therapeuten haben. Er weiß, was er macht. Er immt mich hart ran, aber weil er will, dass ich's schaffe. Er darf mich nicht verhätscheln, sonst geh' ich noch drauf. Aber er ist auch voll da für mich. Es ist 'ne komische Mischung, schwer zu beschreiben.
Jedenfalls hat vorher kaum jemand Verständnis für mich gehabt.
GLG
ausgefuchst
Das ist 'ne sehr liebe Mail von Dir. DANKESCHÖN!!!!
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, wie Therapeuten mich behandelt haben?
Nicht gut halt. Es war viel dabei. Leute, die nur zugehört haben, aber nicht geholfen haben, es war, wie wenn mir nur jemand beim Leiden zusieht und zusieht, wie ich sterbe.
Andere meinten, dass jemand wie ich so hart geworden sein müsste durch diese ganzen Lebensumstände, dass sie gemeint haben, man müsste mich hart rannehmen.
Viele wollten mich einfach nur erziehen, belehren, mich zurechtbiegen, weil ich ja so gestört wäre.
Ein paar wollten wirklich helfen, hatten aber keine geeigneten Waffen, um mir zu helfen.
Es gab zwei Ausnahmen. Von meinem ersten "Helfer" bin ich dann psychisch abhängig geworden, wie überhaupt von Therapie. Irgendwann bemerkte er es und ließ mich fallen. Dann war ich ganz allein mit allem und schlimmer dran als vorher.
Inzwischen hab' ich einen neuen Therapeuten. Und er ist super. Es ist das erste Mal, dass mir wirklich helfen will und das auch kann. Es geht mir inzwischen schon ganz gut.
Mein Therapeut ist für mich perfekt.
Beziehungen und so darf ich nicht haben. Klar, ein paar Kontakte hat man immer, aber ich darf z.B. keine neuen Freundschaften eingehen oder 'ne Beziehung. Es ist für mich noch zuviel, weil ich so unten gewesen bin. Aber das kommt alles noch. Im Moment ist der Job das Hauptbetätigungsfeld. Wenn's da ruhiger wird, kann ich auch andere Dinge in Angriff nehmen. Im Moment ist es aber so, dass mein Therapeut mich überall aus der Schusslinie genommen hat, keine Belastungen mehr, außer die absolut unumgänglichen wie z.B. Arbeiten gehen.
Großartig Wärme und so kriege ich in Therapie nicht. Bei mir bleibt alles sehr sachlich, damit ich nicht wieder abhängig werde. Zu mir darf der Therapeut nicht allzu warmherzig sein, weil ich sonst das nächste Problem an Land ziehe. Das ist für ihn auch schwer, aber er muss so zu mir sein.
Ich hab' ihn mal gefragt, warum das sooo weh tun muss, da hat er nur gemeint, dass das so weh tun muss, weil sich sonst jemand wie ich nicht mehr bewegen würde.
Keine Sorge, ich könnte keinen besseren Therapeuten haben. Er weiß, was er macht. Er immt mich hart ran, aber weil er will, dass ich's schaffe. Er darf mich nicht verhätscheln, sonst geh' ich noch drauf. Aber er ist auch voll da für mich. Es ist 'ne komische Mischung, schwer zu beschreiben.
Jedenfalls hat vorher kaum jemand Verständnis für mich gehabt.
GLG
ausgefuchst
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag