Borderline-Mama's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Zicke_84
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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:09

Hallo Gothika,

es geht mir ja nicht darum das sie sich gegen Borderliner entschieden haben,...
aber nur weil ihre eltern / mütter fehler gemacht haben, heißt das doch nicht das alle gleich sind,...
auch bei BL gibt es unterschiede, unterschiedliche stadien,... verschiedene therapiefortschritte usw...
man kann doch nicht alle in einen topf werfen.
meine 3 letzten freunde waren blond, jetzt will ich das mein neuer partner schwarze haare hat, weil dann wird alles besser *lach*
ich meine - dann würden mich doch auch alle für bescheuert halten, oder?

ich persönlich finde es gut - wenn du gelernt hast dich abzugrenzen von dingen die dir persönlich nicht gut tun. das muss man auch können, sonst geht man irgendwann kaputt- wegen leuten die man eigentlich im leben nicht haben sollte.

glaube ich das meine tochter nichts mitbekommt?
ich versuche natürlich immer wieder das sie nichts bemerkt, genemige mir aber auch, dass ich ihr sage: mir gehts heute nicht so gut- heute brauche ich bissi ruhe, ich bin heute traurig, ich hatte heute einen sch.... tag in der arbeit und bin eben deswegen gerade etwas grantig- lass mich bitte kurz 5 minuten in ruhe.

und JA ich entschuldige mich auch bei ihr wenn ich merke, das ich fehler mache. auch ich als mutter bin nicht perfekt- es gibt keine perfekten eltern. dazu muss man eben stehen. aber man kann eben sein bestes geben, und darum geht es doch- oder? egal ob BL oder nicht.

zu deiner aussage, " Die einen müssen die Konsequenzen tragen. Die anderen sagen: Ich bin Bordi, ich kann nichts dafür."
das stimmt so nicht ganz.
denn es ist dem "bordi" immer noch selbst überlassen was er tut oder nicht.

klar manchmal reagieren wir etwas zu emotional, aber egal ob es ums kind geht oder einer anderen person im leben, ich habe immer noch nie möglichkeit nicht derb zu werden, die situation umzulenken, zu gehen, mich zu beruhigen.
zu sagen: ES TUT MIR LEID und in ruhe über div. dinge zu sprechen.

JA leider es ist eine krankheit- aber keine ausrede für fehlverhalten....

soweit so gut

eure zicke *g*

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Caramel
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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:25

Wieder einmal die Frage, ob psychisch kranke Menschen Kinder haben dürfen.

Ich mache es mit meinem Kind so: Ich sage ihm (und das immer wieder), dass es nichts dafür kann, wenn es mir manchmal schlecht geht. Dass es nicht seine Schuld ist. Dass es eben so ist, dass es auch Mamas mal schlecht geht, dass er sich aber nicht sorgen muss um mich, weil ich trotzdem für ihn da bin und weil ich ja Menschen habe, die mir helfen. Und ich weiß, dass er es versteht und dass er sich trotzdem wohl fühlt in unserer Familie. Er fragt schon mal, ob ich seinen Teddy haben will, dass der mich tröstet. Aber er fühlt sich nicht verantwortlich.
Was Kinder meiner Meinung nach brauchen, sind echte Menschen als Eltern, keine Masken, die nur die Rolle Mama spielen. Deshalb: Natürlich soll man sich bei seinem Kind entschuldigen, wenn man einen Fehler gemacht hat. Ich habe mein Kind auch schon angeschrien. Und ihm dann gesagt, dass das nicht in Ordnung war von mir und dass er keinen Fehler gemacht hat und alles in Ordnung ist mit ihm. Das entlastet Kinder und das ist viel wichtiger als jeden Fehler um jeden Preis verhindern zu wollen. Es geht um die Beziehung in erster Linie. Und auch als psychisch kranker Mensch kann man eine stabile und gesunde Beziehung zu seinem Kind aufbauen.

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Orchidee
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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:26

@Gothika: Ich glaube, dass was du schreibst resultiert eher daraus, dass du eben "nur"negative erfahrungen gemacht hast.

Nichtsdestotrotz, ist eben nicht jeder so. Ich weiß woher manche Verhaltensmuster stammen und aus welchen Gründen sie Entsprungen sind. Aber ich (wobei es sicher auch viele andere gibt) Ruhe mich nicht auf dieser Aussage aus - "hey, ich hab ne beschissene Kindheit gehabt und bin krank- also darf ich das". Dies ist bestimmt nicht so!

Klar ist es verständlich, dass man aus reinem Selbstschutz, Leute und Situationen die man als negativ erlebt hat. Und du hast sicher nur Leute kennengelernt, die eben sich auf diese oben genannte Aussage ausgeruht haben. Ergo assozierst du BL - gleich mit Leuten die dir lieber fern bleiben sollen. Schätze mal ist das selbe, wie wenn man ein Auto einer bestimmten Marke fährt und damit laufend in die Werkstatt muß - solche eine Marke wird man sich später auch nicht mehr kaufen, auch wenn die Marke an sich gut ist. Das sind Erfahrungswerte und die schützen einen eben.

Vorsichtig muß man eben sein, wie man generell dann über die Leute urteilt - nur weil du selbst schlechte Erfahrungen gemacht hast, heißt es ja nicht, dass alle psychisch kranken Menschen sich so verhalten! Leider ist es eben das Bild was nach draußen getragen wird und was die Leute in die Isolation drängt und sich keiner traut darüber zu reden.

Um mal auf deine Frage zu kommen mit den Kindern und was sie mitbekommen:

Natürlich bekommt mein Kind mit, dass es mir oft nicht gut geht und ich mich in eine Ecke verkrümmle. Dann sag ich ihr das auch, erkläre ihr auch warum ich gerade keine Nähe ertragen kann, etc. ... soweit es geht eben. Natürlich würde ich mein Verhalten nie negieren und so tun als ob alles friede freude eierkuchen ist. Klar sieht sie die Narben, lässt sich ja nicht vermeiden - aber damit geh ich offen um - gehe auch in die Sauna- die gehören zu mir. Punkt. Sie weiß wie ich aussehe und für sie ist es normal. Sie weiß, dass das verletzungen sind und gut ist. Wenn Sie Älter wird und nähere Fragen stellt, werd ich sicher um Rat fragen wie man es am besten verpackt oder erklärt ohne zu schocken oder abzuschrecken.

Und um mal deinen Punkt bezüglich "perfekt" aufzugreifen- keine Mutter ist perfekt- niemand kann es sein. Die Beziehung zu einem Kind ist wie eine normale Beziehung. Man wächst mit jedem Tag und probiert vieles aus - es gibt Freude und es gibt Leid. Das wichtigste ist für den anderen da zu sein. Und da geb ich dir recht- das wichtigste ist, dass das Kind spürt, dass die Mutter sich bemüht.

ergänzend noch: natürlich entschuldige ich mich bei meinem Kind wenn ich einen Fehler gemacht habe! Für mich selbstverständlich - wer das anders sieht hat für mich als Elternteil versagt!

LG Orchidee

Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden

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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:45

Zicke_84 hat geschrieben: auch bei BL gibt es unterschiede, unterschiedliche stadien,... verschiedene therapiefortschritte usw...
man kann doch nicht alle in einen topf werfen.
Natürlich gibt es Unterschiede. Deswegen kann man auch nicht alles auf das B-Syndrom abwälzen. Eben drum. Weil jeder anders damit umgeht. Aber um die gleiche Diagnose zu bekommen, gibt es auch immer wieder ähnliche Symptome. Das meinte ich u.a. auch mit "unpersönlich". Ich kann mit den typischen Bordi-Symptomen nichts anfangen und will es nach mehren (unterschiedlichen) Versuchen auch nicht. Egal wie lieb und nett die Person sein mag. Ich kann da durchaus unterscheiden zwischen Person und Erkrankung.

Ich finde, dein Beispiel mit den blonden Haaren zählt nicht. Ich würde es eher z.B. an Eigenschaften festmachen, wie z.B. "Launigkeit" oder "Impulisivität". Angenommen, ich hatte drei sehr unterschiedliche Partner, aber alle waren "launisch und impulsiv", alle scheiterten deswegen, dann würde man mir sogar umgekehrt den Vogel zeigen, wenn ich mir beim vierten Mal wieder so einen Suche. Wir oft muss man es denn versuchen, bevor man dann sagen darf (ohne dafür beschimpft zu werden), dass man lieber einen ausgeglichen Mann möchte?

es gibt keine perfekten eltern. dazu muss man eben stehen. aber man kann eben sein bestes geben, und darum geht es doch- oder? egal ob BL oder nicht.
[/quote]

Exakt. Dito. Auch zu dem Rest. Ja, man kann nichts für die Erkrankung. Absolut. Aber es trotzdem noch eine individuelle Sache, WIE man damit umgeht.

Zu weiter oben nochmal: Ich bin da so strikt, weil ich in rl schon oft als "intolerant" beschimpft wurde, nur weil ich - Krankheit hin oder her - meine Grenzen gesetzt habe, auch wenn's mir Leid tat. Ich habe nicht NUR negative Erfahrung gemacht, die eine Bordi fehlt mir heute noch. Aber eine gewisse Grundsymtomatik, mit der ich nicht klar komme, hatten sie gleich.

So mag ich launsiches und impulsives, sehr emotionales Verhalten nicht leiden. Ich würde es keinem "Gesundem" durchgehen lassen. Ich meide z.B. "launische" oder "zu emotionale Menschen". Ich (für mich selbst) kann das nicht leiden. Ist ja auch mein gutes Recht. Borderliner sind da natürlich das Extrem. Aber wenn ich dann sage, ich kann DAS nicht leiden... dann wird man eben oft als intolerant usw. beschimpft. Und den Schuh lasse ich mir nicht anziehen. Ich würde es ja im normalen, gesunden Maß nicht in meinem Leben haben wollen, und den Extremfall soll ich Haus und Türen öffnen, NUR wegen einer Diagnose und Allround-Entschuldigung? Nope.

Hoffe, es ist ein bisschen klarer geworden. Und nein, ich wollte niemanden auf die Füße treten. Ich sage halt, diese und jene Eigenschaften mag ich nicht leiden, lösen in mir Gefühle der Abneigung aus, und da diese eben zur Grundsymptomatik gehören, weiß ich, dass dies nichts für mich ist auch wenn die Person noch so lieb und nett ist. Und vor allem wenn Kinder im Spiel sind, da kann ich durchaus sehr allergisch reagieren. Und ja, manchmal denkt man sich wirklich, derjenige hätte NIE Kinder kriegen soll, aber das ist von irgendwelchen Diagnosen unabhängig.

Sorry, falls Offtopic, aber genau das war der Grund meine 3 Jahre "beste Freundin" (= Bordi) abzuschießen, die ich heute noch vermisse, obwohl ich es nicht bereue. Ich lernte sie kennen, als sie gerade schwanger war und abtreiben ließ, weil sie von sich selbst aus sagte: Kind, geht jetzt gerade gar nicht. Ich war für sie da, man wuchs sehr schnell zusammen in dieser Extremsituation. Gebrochen habe ich mir ihr dann, als sie verantwortungslos ohne Verhütung weiter rumgepoppt hat und ihren Freund über die(fehlende) Verhütung angelogen hat, und das nachdem man schon eine Abtreibung hatte. Das verstieß so sehr gegen meine Prinzipien von allem was gut und recht ist, dass ich einen Schlussstrich zog. Bordi hin oder her.

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Zicke_84
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Beitrag Di., 17.11.2009, 21:23

Hallo Gothika,

ich verurteile dich wegen deiner entscheidung nicht.
du hast deine gründe dafür gehabt, hast eine entscheidung getroffen und stehst zu dieser.

aber was ich dir sehr hoch anrechne, du bist tollerant.
du gestehst auch ein, dass "normale" leute, eltern, nicht perfekt sind, und auch schreien, schimpfen, ev. schlagen.

Mir ging es ganz klar um dieses:
ICH HASSE MEINE MUTTER DARUM HASSE ICH EUCH!
Mit dem kann ich schwer umgehen, weil das ein schubladen denken ist- das ich nicht verstehen kann und ehrlich gesagt auch gar nicht will.
Denn perfekt ist NIEMAND von uns, auch leute ohne psychosen, persönlichkeitsstörungen usw. sind nicht perfekt.

Aber du schaffst es trotz deiner erfahrung - tolleranz zu zeigen. Danke

glg Zicke

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Beitrag Di., 17.11.2009, 21:46

Ach, ich weiß nicht...

Die Betonung liegt für mich darauf, dass Abgrenzung IMMER mit negativen Gefühlen (Abneigung, Widerwillen und auch Hass) einher geht. Das geht auch mir so. Verstehst du? Ja, ich FÜHLE eine Abneigung gegen Borderliner, OBWOHL ich "tolerant" bin. Der Unterschied ist vielleicht höchstens der, dass ich diesen Abgrenzmechanismus nicht als persönliche Sache oder absolut gültige Wahrheit sehe. Dass ich mir des Unterschied bewusst bin.

Also, in real life, wo man so spontan drauf rumplappert, könnte mir das genauso rausrutschen. Deswegen fällt es mir schwer dein Kompliment anzunehmen. Ich gebe ehrlich zu: Wenn mir ein Kumpel erzählt, dass eine Bekannte von ihm Bordi und Mama ist, dann reagiere ich SPONTAN genauso, schlage die Hände über den Kopf und sage erstmal "OH MY GODNESS!". Nur wenn man dann sachlich mit mir redet, merkt man dann vielleicht den Unterschied. Meist ist das Gespräch an der Stelle aber meist bereits beendet.

Hmm. Was hat das mit dieser Dikussion zu tun? Wenn Kinder von Borderlinerin also diese Reaktion zeigen, dann ist das natürlich bitter, aber ALS ABGRENZUNGMECHANISMUS liegt es womöglich in der Natur der Dinge, ohne dass es auf der persönliche Ebene böse gemeint ist.

Also, man sollte vielleicht nicht diejenigen vorverurteilen, die vermeintlich vorverurteilen. *zwinker*

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Zicke_84
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Beitrag Di., 17.11.2009, 21:55

naja es ist ganz einfach:
nur weil ihre mütter in ihren augen falsch reagiert haben, heißt es nicht das auch wir falsch reagieren.
nur weil ihre eltern mit blicken gestraft haben, heißt das nicht das bei uns alles unausgesprochen bleibt.

wir haben ja alle bl weil was schief lief in der vergangenheit (an diese gen-theorie glaube ich nicht)
und ev. schaffen wir es umzudenken und umzulenken bevor es zu spät ist.

lg


Eremit
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 08:36

Interessant finde ich ja die Argumentationen, die hier so stattfinden.

Depressionen und Borderline-Syndrom sind nicht gleichzusetzen. Das eine ist heilbar, das andere nicht. Ja, es gibt verschiedene Statien, aber die SELBEN SYMPTOME. Wozu eben auch ein Verhalten gehört, welches starken Impulsen unterliegt. Mal Hü, mal Hott, in kürzesten Zeiträumen. Das Problem mit der Ambiguitätstoleranz. Selbstverletzendes Verhalten. Die dauernden Projektionsspielchen. Ich rede hier nicht von meiner Mutter. Sondern von einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung, einer emotionalen Behinderung mit der Beziechnung Borderline-Syndrom. Von definitiven Symptomen, die genau zu dieser Krankheit gehören. Ich könnte noch andere Menschen mit dieser Erkrankung als Beispiel aufführen, das würde aber den Rahmen dieses Threads sprengen. Es ging hier um Mutterschaft und Borderline. Und ich als Sohn einer Borderline-Mutter habe mich zu Wort gemeldet. Nicht, um hier irgendwelchen Hass zu versprühen. Sondern, um EUCH, die MÜTTER, zu warnen und ins Gewissen zu reden. Wegen Euren Kindern, der Beziehung zu Euren Kindern. Also das Wohl aller.

Das Borderline-Syndrom wird hier in einigen Beiträgen laufend bagatellisiert.

Es ist ja nicht auch so, daß man sich das Borderline-Syndrom wie Schnupfen einfängt. Dazu ist schon einiges an Vorbelastung von Nöten und eine Menge Symptome.

Ich hasse meine Mutter nicht. Ich bin traurig. Sie ist ein Spielball ihrer Krankheit, einer Krankheit/Behinderung, für die es keine Heilung gibt. Ich empfinde Traurigkeit für mich selbst, weil ich keine Mutter habe, nie haben werde, aber auch für sie, weil ich ihr die Illusion des Sohns entziehen mußte, um nicht an den Folgen gemeinsamen (emotionalen) Zusammenlebens zu zerbrechen. Abstand um jeden Preis, weil es eben nicht MIT ihr geht. Nicht emotional, nicht logisch. Bei einem Borderliner ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder einmal alle Dämme brechen. Das gehört zum Krankheitsbild. Deshalb spanne ich bei Borderlinern eben den Regenschirm auf. Ich werfe nicht mit Steinen. Nur lasse ich ganz bestimmt keinen Borderliner mehr UNTER meinen Regenschirm.

Das Beispiel von Gothika bringt das Prinzip auf den Punkt. Man kann einem Borderliner und eben seiner Philosophie, seiner Moral nicht so weit vertrauen wie bei einem "normalen" Menschen. Es ist mehr als typisch, daß Borderliner zum Spielball ihrer Impulse werden, mit der Folge, daß in dieses Impulsspiel andere Menschen sehr schnell hineingezogen werden. Und eben darunter zu leiden haben, weil die Ursache nicht klar ersichtlich ist. Klick, auf einmal hat man einen anderen Menschen vor sich. Wie soll man so einem Menschen vertrauen können?

Es geht hier nicht nur um Fehler in der Erziehung. Es geht darum, inwiefern die Fehler (die ja auch Nicht-Borderliner) machen, durch das Borderline-Syndrom verstärkt werden und was noch alles dazu kommt. Kinder werden schon aufgrund "normaler" Erziehung oft genug krank und gestört. Dann kommt aber eben noch das Borderline-Syndrom DAZU. Und das ist nun mal zu berücksichtigen.

Ich kann sehr wohl zwischen dem Menschen und seiner Erkrankung unterschieden. Alleine deshalb kann ich schon meine Mutter nicht hassen. Ich kenne ihre Vorzüge (als Person), deshalb habe ich auch noch immer Kontakt mit ihr und kann unsere Treffen genießen. Aber mit äußerster Bescheidenheit, wohlgemerkt. Denn ich kenne auch die Krankheit. Und genau an diesem Punkt ist für mich Schluß.

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candle
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 08:49

Eremit hat geschrieben: Das Borderline-Syndrom wird hier in einigen Beiträgen laufend bagatellisiert.
Ich frage mich die ganze Zeit schon, was DU besser machen könntest. Du scheinst noch gar nicht frei von Deiner Vergangenheit. Das wäre aber der erste Schritt.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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Eremit
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 09:08

Natürlich bin ich nicht absolut "frei" von meiner Vergangenheit. Wie sollte das auch gehen? Aber ich weiß, was Du meinst, Candle.

Was ich besser machen könnte, nun. Ich versuche, so gut es geht, zwischen "Mensch" und "Symptom-Phase" zu differenzieren (ja, ich bin mir des paradoxen Gehalts dieser Aussage bewußt). Und es eben meiner Mutter nicht übel zu nehmen. Genauso aber fordere ich von ihr, es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich mich bei einer "Phase" wieder distanziere. Das schafft sie mittlerweile auch recht gut. Aber oft genug übertreibe ich auch noch.

Für mich ist Krankheitseinsicht sehr wichtig. Das ist für mich der erste Schritt, dort trenne ich auch die Spreu von Weizen. Als meine Mutter noch immer AUSSCHLIESSLICH stampfend und strampelnd darauf beharrte, ALLES richtig gemacht zu haben oder umlenkte in die Phase der Verantwortungslosigkeit ("Ich kann nichts dafür! Ich bin ja soooo arm!"), habe ich jeden Kontakt abgeblockt. Seit sie sich eingestehen kann, daß sie ein schwerweigendes Problem hat, hat sich da einiges geändert. Sie hat sich auch schon ein paar Male für ihre Fehler entschuldigt, das war Balsam für die Seele, aber ich brauchte dieses emotionale Entgegenkommen einfach, umd selbst weitergehen zu können. Sie springt manchmal wieder in die "Es ist nicht meine Schuld"-Phase, aber das wiegt heute nicht mehr GANZ so schwer. Den Regenschirm habe ich dennoch mit. Mir ist aber wichtig, ein HALBWEGS gutes Verhältnis zu meiner Mutter zu haben. Denn, im Endeffekt ist und bleibt sie meine Mutter.

Ob ich den Regenschirm jemals ablegen werde? Gute Frage. Logisch betrachtet wäre es Blödsinn, ganz ohne Regenschirm herumzulaufen. Emotional würde ich den Regenschirm am Liebsten weit weg werfen. Manchmal aber auch nur noch mit Regenschirm aus dem Haus gehen. Am Ende siegt bei mir im Zweifelsfall nun mal die Vernunft und nicht der emotionale Impuls. Mein Sieg wird sein, daß ich den Regenschirm nur noch aufspanne, wenn ich ihn brauche. Das reicht mir mal als nächsten Schritt.

Anmerkung: Ohne MEINE Intervention wäre NICHTS besser geworden zwischen mir und meiner Mutter. Das ist auch ein Bereich, in dem es nicht klar ist, ob es sich dabei um die kranke oder die charakterschwache Mutter handelt. Und das ist auch ein Bereich, in dem mir der Respekt gegenüber meiner Mutter fehlt. Ob das wieder wett zu machen ist? Ich denke nicht. Ich bin schon froh, wenn wir uns nicht mehr in die Haare kriegen, so wie früher. Ich diskutiere gerne. Aber ich lasse mir nicht die Schuld zuschieben für IHRE Entscheidung, aus furchtbaren Umständen heraus Kinder bekommen zu wollen, mit allen anstrengenden Folgen, auch ohne Borderline-Syndrom. Aber die Art und Weise, wie sie damit umgeht, wird ihr noch heute zum Großteil von ihrer Krankheit diktiert. In diesem Fall greife ich zum Regenschirm.

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Hamna
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 11:25

oder er hat einen angebrüllt und zur Sau gemacht weil man zu laut gekaut hat beim Essen... mein Vater war einfach unberechenbar und egal ob es einen Grund gab oder nicht, man musste immer Angst haben, dass er einen vollkommen wirrkürrlich verbal [...] angeht, das sorgt dann dafür, dass man sich nie wirklich wohl oder sich fühlt in der Gegenwart der Person und damit entfremdet man sich natürlich

Am schlimmsten war es für mich wenn er mir unterstellte, dass dies oder das nur passiert wäre weil ich ihn hassen würd bzw. ihn absichtlich verletzen wollte [...]
Oha! So ein Verhalten kenne ich von meinem Vater auch! Im Grunde ist er noch heute so und ich habe oft noch das Gefühl, ich muss aufpassen, was ich in seiner Gegenwart sage, weil er immer noch manchmal lospoltert, so dass ich unwillkürlich den Kopf einziehe. Ein falsches Wort kann da ausreichen. Körperliche Gewalt gab es in meinem Elternhaus nicht, wenn man den obligatorischen Klaps auf den Po mal außer acht lässt, was ja damals (60er und 70er Jahre) noch recht normal war. Aber eben keine Gewalt, vor der man Angst haben musste.

Mit meiner Tochter ist es übrigens nicht so, dass ich gar nicht mit ihr Kuscheln kann. Nur manchmal ist mir das einfach zu "eng", und wie gesagt, das ist auch erst seit ca. 3 Jahren so, ohne dass ich jetzt begründen könnte, warum gerade seit dieser Zeit. Was ich sehr gut annehmen kann ist, wenn wir uns stehend in den Arm nehmen und drücken, damit habe ich überhaupt kein Problem, das geht sogar manchmal von mir aus.

Mein Therapeut meinte übrigens gestern (ich hatte ihm meinen längeren Beitrag hier per Mail geschickt), dass ich früher vielleicht Borderlinerin war, aber mittlerweile die Symptome nicht mehr "ausreichen". Wie ich hier schon geschrieben hatte, mit zunehmendem Alter werden Borderliner ja ruhiger, es hat sich also eine ganze Menge wohl bei mir "rausgewachsen". Das konnte ich gestern auch sehr gut annehmen.

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Beitrag Mi., 18.11.2009, 12:25

Hmm. Muss man wieder den Advocatus Diaboli spielen. Einerseits wird hier teilweise darauf beharrt, wie unterschiedlich und individuell Borderliner seien. Anderseits widerspricht dies ja dem Thread per se, weil die Fragestellung ("Borerline-Mamas zwecks Austausch gesucht") ja nun doch impliziert, dass es diverse Gemeinsamkeiten gäbe. Und die gibt es natürlich auch, sonst hätte man nicht die gleiche Diagnose. Also kann es wohl doch nicht soooo viele individuelle Unterschiede geben, obwohl es diese auch gibt.

Um das ganze mal abzukürzen: Es kommt auf die Ebene an, auf der man argumentiert. Eremit und ich sprechen hier von grundlegenden Eigenschaften, die zur Diagnose wohl (zwingend) erforderlich sind. Natürlich gibt es große Variablität, WIE sich diese Eigenschaften äußern. Doch trotz aller Individualität, kann man durchaus eben auch ein paar gemeinsame Nenner ziehen. Ich finde: soweit sollte die Krankheitseinsicht bzw. Idenitifizierung mit der eigenen Diagnose schon gehen.

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Zicke_84
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 12:29

Hallo,

sicher haben wir alle gewisse wesenszüge das bei allen diese krankheit diagnostiziert wurde,... bei einem ist es ev. heftiger - beim anderen weniger.
aber nur weil ich borderline habe, heißt das doch nicht das ich automatisch eine schlechte mutter bin, oder?

glg Zicke

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Beitrag Mi., 18.11.2009, 13:05

@ eremit: Warum mußt Du noch mit Deiner Mutter gut auskommen. Du bist doch schon lange erwachsen???

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Beitrag Mi., 18.11.2009, 13:08

Zicke_84 hat geschrieben: aber nur weil ich borderline habe,
Du wirst ja auch kein Borderliner im klassischen Sinne bleiben, denn Du arbeitest ja offenbar an Dir.

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