Schwindel bzw. Dissoziation in Therapiestunde?

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TimpeTe
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 07:47

Guten Morgen ~confianza~
Klingt für mich schon sehr nach Dissoziationen, aber das erlebt auch jeder anders. Für mich war hilfreich, zu verstehen, was in diesen Momenten eigentlich passiert, dass es nichts Schlimmes ist und dass es kommt und geht. Seitdem ich das einordnen kann macht es mir auch keine Angst mehr und ich lege auch keine Disziplin an den Tag. Unangenehm muss es Dir wirklich nicht sein, ich habe sogar gelesen, dass fast jeder Mensch einmal im Leben dissoziiert, in einer schwächeren Variante.
Mich dünken diese Worte von autumnflower sehr wichtig. Diese "Wegtreter" passieren vielen Menschen. Aber wenn man sie nicht kennt- machen sie Angst. Und Angst wiederum- verschlimmert die Symptome.

Eine Möglichkeit, nicht zu stark in Dissos zu rutschen, ist Bewegung. Aufstehen und im Zimmer herumgehen kann sehr hilfreich sein. Mag sein, dass das ein "Ausweichen" ist, - aber die Dissos sind es ja auch... Und da scheint mir Bewegung die bessere Wahl. Eine ander Möglichkeit ist- sich auf die rechte Hand, rechter Fuss, - linker Fuss, linke Hand...zu konzentrieren....Immer ganz bewusst die 4 Punkte bei sich wahrnehmen - reihum...

Ich habe die vorangeganen Seiten nicht alle durchgelesen und hoffe, ich wiederhole hier nicht schon Gesagtes...

g.l. Grüsse
medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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~confianza~
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 22:01

Hallo zusammen...

Mich beschäftigt das weiterhin ziemlich.
Schwindel, verschwommen Sehen, wenig aufnahmefähig - das ist bei mir oft in der Th. so.
Aber dieses plötzliches "Dichtmachen", nicht mehr reden (können), damit komme ich irgendwie nicht richtig klar.
Meine Th. ist der Meinung dass es gut sei, dass auch diese Seite von mir sich in der Th. zeigt.

Ich selbst weiß einfach nicht, inwieweit ich diesen "Vorgang" selbst steuere - oder ich "gesteuert werde"???
Ich unterstelle mir, dass es selbstinduziert ist. Und ich denke dann, dass es gar nicht "echt" ist. Und dann schäme ich mich später, und fühle mich schuldig.
Aber ich weiß es einfach nicht....
Und das macht mich völlig ratlos, dies eben nicht zu wissen.

Irgendwie denke ich immer, ich könnte/müsste doch daraus kommen und beschäftige mich dann innerlich nur noch damit, wie ich daraus kommen könnte (oder flüchten könnte) - aber ich mache nichts. Oder kann nichts machen?
Ich weiß es nicht.

Ist verständlich, was ich meine??
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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*Miri*
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 22:08

Ich kenne das auch. Das mir schwindlig wird, oder das ich das Gespräch verlasse gedanklich, nicht mehr folgen kann etc. ich versuch das dann immer zu überspielen.
Habe es meinem Therapeuten aber vor einiger Zeit mitgeteilt, leider ist er da gar nicht drauf eingegangen. Also überspiele ich weiter. Bzw. mach schon im Vorfeld so dicht, bzw. lass mich aufs Gespräch nicht ein, das die Gefahr das es passiert sinkt. Wohl auch nicht Sinn der Sache...

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sofa-held
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 22:11

~confianza~ hat geschrieben:Ich selbst weiß einfach nicht, inwieweit ich diesen "Vorgang" selbst steuere - oder ich "gesteuert werde"???
Von wem gesteuert, von der Therapheutin?

ich interpretiere dieses Wegtreten so, dass die Therapheutin - bei mir ist es ja ähnlich - ein Terrain betritt, dass sonst eben verschlossen ist. Und sobald jemand in diese abgekapselte Welt eindringt und Fragen stellt und ich antworten muss, weil da jemand da ist, dem ich nicht ausweichen kann, dann kommt es zu diesem "Schwindel". Ich bring das Wort wegen seiner Doppelbedeutung nie richtig über die Lippen.

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~confianza~
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 22:17

Von wem gesteuert, von der Therapheutin?
Nee, da hab ich mich missverständlich ausgedrückt...
Ich meine, ob es ein unbewusster Vorgang ist, der geschieht, gegen den ich mich nicht wehren kann (Dissoziation) -
oder ob ich diesen Zustand "bewusst/gewollt" herbeiführe... und mir es dann selbst nicht als "echt" abnehme im Nachhinein.
Also keine wirklich Dissoziation??
Schwer zu beschreiben...
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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sofa-held
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 22:50

hm... aber bewußt herbei führen tust du das ja nicht...oder? Weil es ist ja ziemlich unangenehm. Weiß wirklich nicht, ob ich dich jetzt verstehe.
Also ich führe diese Zustände nicht bewusst herbei.

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kügeli
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Beitrag So., 22.05.2011, 06:51

Dissoziationen passieren einfach, sie sind nicht bewusst herbeigeführt. Es gibt also keinen Grund für Scham. Nur, besonders gut und sinnvoll finde ich das nicht, wie bereits oben angemerkt. Wenn der Th. öfter/regelmäß das Gespräch so führt, dass der Patient aus Angst/Scham/Wut/Empörung oder sonstiger Gefühle der Verletztheit dissoziiert und nichts mehr sagen kann. Bei mir sind es Gefühle der Verletztheit. Ich werde dann verletzt, verbal, vom Therapeuten, und kann mich nicht wehren.

Das empfinde ich sehr wohl als sehr unangenehm und würde es gerne ändern. Geht aber leider nicht.

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~confianza~
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Beitrag So., 22.05.2011, 10:11

hm... aber bewußt herbei führen tust du das ja nicht...oder? Weil es ist ja ziemlich unangenehm.
Das ist eben meine Frage. Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass es mir plötzlich zu anstrengend ist - und ich lieber "aussteige", quasi (bewusst?) entschieden.
Das ist doch dann keine Diss., oder??
Nur wenn ich da erstmal drin stecke, komme ich schlecht wieder raus.

Keine Ahnung, ich vermute, dass meine Frage hier auch eher aus meiner selbstdestruktiven Ader herrührt.
Quasi "nur wenn ich wirklich sichergehen kann, dass ich nichts gegen das "Dichtmachen" tun kann, es ein Vorgang ist, den ich nicht steuern kann - nur dann kann ich es akzeptieren". Ansonsten hinterfrage ich immer die "Echtheit" der Dissoziation und ob ich nicht doch irgendetwas tun könnte, um dies zu verhindern?
Mann, klingt das gestört...

Meine Th. hat mich gefragt, ob ich solche Zustände von früher kenne.
Nein, kenne ich definitiv nicht!
Wieder ein Grund, an der Echtheit des Zustands zu zweifeln - und ob es tatsächlich tiefere Ursachen hat, dass ich in solche "Schweigezustände" gerate. Kann ich mir nämlich schlecht vorstellen.

Puh...
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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neko
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Beitrag So., 22.05.2011, 11:24

confianza, ich kenne das gefühl, die diss selber verursacht zu haben. damit hab ich mich ziemlich lange selber gequält. ich glaub, das hat mit einer tiefsitzenden scham zu tun. ich denke, der weg da raus besteht darin, immer wieder zu versuchen, ohne scham darüber zu sprechen. ich hab bei mir weiterhin bemerkt, dass ich es meiner therapeutin erst in dem moment "gestatten" konnte, mich dabei zu begleiten, in dem ich mich nicht mehr dafür geschämt habe. und seit dem komme ich mit hrer hilfe auch wieder schneller da raus. mittlerweile passiert das nur noch ganz, ganz selten.

ich glaube, die vorstellung, ein guter therapeut könne einen davor bewahren, ist ein bisschen ein frommer wunsch. manche dinge sind so heftig und werden zudem so heftig abgewehrt, dass das therapeutische gegenüber da gar nicht "einsteigen" kann. bei mir war das ein langer prozess, einen anderen neben mir dulden zu können, wenn mir etwas ganz schrecklch weh tut. ich denke der schwierige balanceakt für einen therapeuten besteht darin, einen manchmal durch ablenkung/stabilisierung davor zu bewahren, in solche zustände hineinzufallen und dann irgendwann langsam dazu überzugehen, das aushalten zu trainieren. und dabei muss der klient/patient mitmachen. ich zumindest hab mich ziemlich lange gegen stabilisierungsversuche gesperrt, weil ich damals noch der auge-zu-und-durch-theorie anhing. dass das nicht funktioniert, das musste ich erst schmerzhaft lernen. lernen musste ich dann auch noch, die verantwortung abzugeben und darauf zu vertrauen, dass meine therapeutin manchmal vielleicht wirklich besser als ich weiß, was ich aushalte und was nicht. aber auch sie musste da erst lernen - ein gefhl für mich und meine reaktionen bekommen. und dabei hab ich es ihr nicht sonderlich leicht gemacht - meine unendliche scham hat mich lange dazu getrieben, vor ihr zu verbergen, wie schlecht es mir oft ging. will heißen: es konnte gar nicht ausbleiben, dass sie fehler machte, mich und die situation falsch einschätzte. allerdings - und das ist, denke ich, wichtig - es gab da mit der zeit eine entwicklung. meine therapeutin kann meine zeichen und signale mittlerweile viel besser und viel schneller lesen als ich selber.

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neko
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Beitrag So., 22.05.2011, 13:20

ich wundere mich manchmal über das vertrauen in "techniken", die therapeuten nur anwenden müssen und schwupps klappt es auch mit der verarbeitung. was sind denn das für techniken? greifen bei unterschiedlichen menschen immer die selben techniken? und wenn nicht, wie soll ein therapeut das herausbekommen, ohne fehler zu machen. zudem - entwickelt sich nicht auch der selbe mensch? was bei mir in der auseinandersetzung mit der einen traumatischen erfahrung stabilisierend gewirkt hat, hat bei was anderem nicht funktioniert. was mich vor einem monat noch aus den latschen gekippt hat, kann ich heute aushalten/verarbeiten - v.a. deshalb, weil ich jetzt das GEFÜHL habe, damit nicht mehr allein zu sein. dieses gefühl, dass er bei mir ist, ich nicht mehr alleine bin, das kann aber kein therapeut der welt in mirauslösen. an dem zustandekommen dieses gefühls habe ich ganz intensiv mit gearbeitet - gleichzeitig, hab ich genau das aber ziemlich lange blockiert/boykottiert, weil es für mich bedrohlich, neu, beängstigend war, weil es was mit kontrolle abgeben, mit vertrauen zu tun hat - alles dinge, die ich so gar nicht konnte. ich kann mir kaum vorstellen, wie ich all das schmerzfrei hätte lernen können.


montagne
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Beitrag So., 22.05.2011, 17:44

@sofa-held:
Der Körper ist das Ventil, durch den sich der Druck aus dem Unbewußten entlädt.
ja, nennt sich Konversionsstörung. und die wird den dissoziativen Störungen zugeordnet.
Ich dachte, das wäre eine ganz schwere Störung mit Abspaltung von Bewußtseinsanteilen... Laut deinen Beschreibungen nimmst du auch den WC-Gang vor der Sitzung mit dazu. Nicht wirklich, oder. Das ist doch "nur" eine Nervosität, oder auch sinnvoll...
Im ICD sind viele unterschiedliche Phänomene unter dem Oberbegriff dissoziative Störung aufgelistet. Allen gemeinsam ist, dass eben etwas dissoziiert, etwas abgespalten wird. Manchmal zeigt es sich über den Körper, mit psychosomatischen Beschwerden, Schwindel, Herzrasen, Erröten und dergleichen, manchmal über die Seele mit Amnesien, Konzentrationsstörungen usw.

Und ja sicher, es ist manchmal/oft(?) sinnvoll. Allgemein, wie ichs chon schrieb, nach meiner persönlichen Erfahrung kann so eine Dissoziation erträglicher sein, als die Gefühle die da abgepalten werden. Man muss auch erstmal die Kraft haben letztere zu ertragen und zu verarbeiten. Wenn nicht ist es vllt. sinnvoller sie zu dissoziieren. Erster Punkt Dissoziationen nicht als völlig krank und unnütz zu werten.

Ich denke so manches es ist evolutionär bedingt und sinnvoll und nicht durchweg ein krankhaftes Symptom. Mir zumindest haben Tunnelblick, dissoziative Flucht und Amnesie mal das nackte Leben gerettet. Vllt. schaue ich auch daher milde auf solche Symptome und habe keine Angst vor ihnen. zweiter Punkt also in meinem Fall.
amor fati


Jenny Doe
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Beitrag So., 22.05.2011, 17:50

wenn man in der ersten phase der therapie dissoziiert, muss das kein zeichen dafür sein, dass alles sch*** läuft. beide, patient und herapeut brauchen dafür, denk ich, einfach zeit.
Stimmt. Schon alleine zu lernen, die Anzeichen einer beginnenden Dissoziation wahrzunehmen, kostet sehr viel Zeit.

Und das bedeutet auch, dass vielleicht erst mal konfrontiert wird, und das (erhebliches) Leid verursacht. Denn ein Therapeut kann vor der Konfrontation nicht wissen, worauf der Klient mit Dissoziation reagiert, es sei denn, der Klient ist sich seiner Problematik bewusst und sagt es ihm.


Aber so wie ich kügeli verstanden habe, macht ihre Thera weder das eine noch das andere: Sie hilft ihr nicht, die Dissoziation abzubauen und sie konfrontiert sie nicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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neko
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Beitrag So., 22.05.2011, 17:51

eins vielleicht noch: dissoziationen waren für mich sehr schmerzhaft, weil ich auch ganz heftig körperlich reagiert habe: mit schwindel, bauschmerzen, übelkeit. aber als ich dieses reaktionmuster "verlernt" habe, fing das aushalten von einem anderen schmerz an. ich weiß, es klingt ein bisschen blöd, aber manchmal hab ich mich da schon nach meinem körperlichen schmerz zurückgesehnt, weil ich den kannte, strategien im umgang damit entwickelt hatte.

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sofa-held
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Beitrag So., 22.05.2011, 18:41

danke vallée.
Ja meine Thera hatte mir das früher auch so erklärt, dass eine Schutzfunktion ist.

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Beitrag Mo., 23.05.2011, 12:14

Hinweis: Beiträge zum Thema von kügeli sowie darauf Bezug nehmende Beiträge wurden in den von ihr auf eigenen Wunsch geschlossenen Thread zum eigentlich gleichen Thema gehängt. viewtopic.php?t=19922

Bitte kein weiteres Hijacking von Threads anderer User mit Ihrem ganz persönlichen Kampf, kügeli.

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