Thera driftet ab / schläft ein

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Elena
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 21:17

Hallo Luzie,
luzie hat geschrieben:Bist du denn ausführlich über so Sachen wie Übertragung... aufgeklärt worden?
Nein, bin ich nicht, ich habe es mir auch alles angelesen und mich hier im Forum darüber ausgetauscht.
In einer bestimmten Situation sprach sie mich darauf an, dass wir uns mitten in einer Übertragung befinden.
luzie hat geschrieben:Einmal meinte sie bei einer speziellen Sache sie wolle nicht wie meine Mutter reagieren,
Das kenne ich, die Therapeutinnen achten genau darauf, sich nicht wie die eigenen Eltern zu verhalten, sondern so, wie man es sich wünscht bzw. es einem gut tut. Das Mutter-Tochter-Verhältnis wird von ihr aber geradezu provoziert und analysiert. Eigentlich ist jede Stunde u.a. unsere Beziehung Thema.
luzie hat geschrieben:Ich hab eher den Eindruck, meine Thera macht das alles recht unterschwellig, ohne groß darüber zu reden.
Fragt sie Dich nicht manchmal, mit welchem Verhalten sie Dich kränken könnte, ob du von ihr Trost/Beruhigung brauchst etc.?
LG Elena

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Serpentina
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 21:42

Hallo Elena,
Elena hat geschrieben:In einer bestimmten Situation sprach sie mich darauf an, dass wir uns mitten in einer Übertragung befinden.
Darüber hat sie mit mir auch gesprochen, sogar erst letzte Stunde. Da gings aber um eine Sache aus dem Real Life. Da hat sie mir gut erklärt, warum ich das so oder so sehe bzw. mir mehrere Vorschläge gemacht, warum ich denn so reagiere. Wir haben dann so lange daran rumgetüftelt, bis ich für mich ne Variante gefunden hatte, die passt.
Elena hat geschrieben:Das Mutter-Tochter-Verhältnis wird von ihr aber geradezu provoziert und analysiert.
Dieses Thema haben wir auch jede Stunde. Ich hab aber eben - wie du auch geschrieben hast - den Eindruck, dass sie sich genau gegensätzlich wie meine Mutter verhält. Nur darüber gesprochen haben wir noch nie.
Elena hat geschrieben:Fragt sie Dich nicht manchmal, mit welchem Verhalten sie Dich kränken könnte, ob du von ihr Trost/Beruhigung brauchst etc.?
Nein, gefragt hat sie noch nie. Was ich brauche, glaube ich, erhalte ich ebenso unterschwellig: Unterstützung (in Sachen Zusatztermine..., etc.). Wenn, dann fragt sie mich eher,was ich mir denn von meinen Mitmenschen wünschen würde, also immer so durchs Hintertürchen. Es kommt mir mehr so vor, als würde sie alles andere machen als mich zu provozieren.
Sie geht definitiv auf meine Bedürfnisse ein, nur verbalisiert wird das eher weniger.

Insgesamt würd ich mir aber doch mal wünschen, wenn sie mir mehr explizitere Hinweise geben würde, was sie denn bezweckt.
So kann ich nur irgendwie vermuten, warum sie sich so oder so verhält. Aber interessieren würds mich halt jetzt mittlerweile schon. Auch, um sie besser einschätzen zu können.

Bei dir scheint das ja ganz oft Thema zu sein, oder? Wird dir dann auch genau erklärt, warum sie sich jetzt so oder so verhält / verhalten hat?

Lg,
Luzie

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Elena
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 21:59

Hallo Luzie,
luzie hat geschrieben:Bei dir scheint das ja ganz oft Thema zu sein, oder? Wird dir dann auch genau erklärt, warum sie sich jetzt so oder so verhält / verhalten hat?
Also, sie erklärt mir eigentlich auch nicht, warum sie sich in welcher Art und Weise mir gegenüber verhält, sie macht es einfach. Ich merke schon, dass sie versucht, herauszubekommen, wie ich mir wünschen würde, behandelt zu werden. So verhält sie sich dann auch.
Ich nenne Dir ein Beispiel:
Ich erzähle ihr, wie sich meine Mutter damals mir gegenüber verhalten hat, wenn ich ihr etwas Vertrauensvolles erzählt habe. Dann fragt sie mich, wie finden sie denn, dass ich zu ihnen bin, wenn sie mir etwas Vertrauensvolles erzählen?
Eigentlich fragt sie mich soetwas jede Stunde, gerade, wenn ich etwas über zwischenmenschliche Geschichten/Probleme erzähle, dann will sie immer wissen, wie es mir in dieser Beziehung bei ihr geht.
luzie hat geschrieben:In einer bestimmten Situation sprach sie mich darauf an, dass wir uns mitten in einer Übertragung befinden.
Darüber hat sie mit mir auch gesprochen, sogar erst letzte Stunde. Da gings aber um eine Sache aus dem Real Life.
Kleine Verständnisfrage, hat sie diese Übertragung auf Dich und sich bezogen, oder auf Dich und einer Situation aus Deinem Leben?
luzie hat geschrieben:Sie geht definitiv auf meine Bedürfnisse ein, nur verbalisiert wird das eher weniger.
Und sie bekommt Deine Bedürfnisse raus, indem du darüber redest, was Du Dir von anderen wünscht?
Naja, diese ist auch eine Möglichkeit, es herauszufinden.
Meine Therapeutin ist da, glaube ich, etwas direkter. Manchmal frage ich mich schon, warum es eigentlich jede Stunde Thema ist?
LG Elena

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Serpentina
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 22:18

Hallo Elena,
Elena hat geschrieben:Dann fragt sie mich, wie finden sie denn, dass ich zu ihnen bin, wenn sie mir etwas Vertrauensvolles erzählen?
Interessant, da scheint es sich nur um Nuancen zu handeln: Meine Thera hat in einer ähnlichen Situation gefragt, wie ich mir denn wünschen würde, dass die betreffende Person reagiert hätte. Einen persönlichen Bezug zu sich selbst stellt sie nicht her. Manchmal werde ich auch nicht gefragt, sondern sie sagt direkt, was in diesem Fall für mich besser gewesen wäre. Damit wird für mich auch klar, was für mich einfach schöner gewesen wär.
Trotzdem würd ich mir da manchmal nen persönlicheren Bezug zu unserem Verhältnis wünschen (aber letztlich wärs dann auch so, dass es mir irgendwie peinlich wär, wenn ich dann formulieren müsste, was ich mir von ihr wünsche - ich finds schwer, persönliche Wünsche zu sagen).
Elena hat geschrieben:Kleine Verständnisfrage, hat sie diese Übertragung auf Dich und sich bezogen, oder auf Dich und einer Situation aus Deinem Leben?
Nein, auf die Situation aus meinem Leben. Ich hab aber auch immer das Gefühl, als würd sie ganz genau hinhören, wenn es um solche Dinge geht. Auch hab ich - bis auf eben die ungeklärte Sache, warum ich diesen Thread eröffnet hab - den Eindruck, dass sie alles vermeidet, was mir Stress macht (d.h. sie verhält sich nie so wie Personen im echten Leben, die mich verletzt haben).
Elena hat geschrieben:Manchmal frage ich mich schon, warum es eigentlich jede Stunde Thema ist?
Meinst du damit, dass ihr immer über eure Beziehung sprecht? Vielleicht will sie den Übertragungsvorgang forcieren, um dann direkter arbeiten zu können? Könnt ich mir vorstellen. Wenn von Haus aus immer wieder geklärt wird, wie euer Verhältnis ist, kann man dann evtl. auftretende Probleme / Widerstände leichter lösen, weil du ja dann auch daran gewöhnt bist, über die Beziehung selbst zu reden? Das ist vielleicht eine vertrauensbildende Maßnahme. So, glaub ich, würd ichs empfinden.
Mir fällt ja das in der oben geschilderten Sache extrem schwer. Das liegt bestimmt auch daran, dass ihre Reaktionen nicht Gegenstand des Gesprächs sind.

Ist sie dir gegenüber offen, was ihre eigenen Emotionen betrifft? Bei meiner zeigt sich des manchmal recht deutlich, wenn sie betroffen ist oder ähnliches.

Lg,
Luzie

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Elena
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 22:36

Hallo Luzie,
luzie hat geschrieben:Interessant, da scheint es sich nur um Nuancen zu handeln: Meine Thera hat in einer ähnlichen Situation gefragt, wie ich mir denn wünschen würde, dass die betreffende Person reagiert hätte.
Stimmt, irgendwie lässt sie Eure Beziehung dabei unbeachtet. Wäre mal interessant, herauszufinden, warum dies der Fall ist.
luzie hat geschrieben:Trotzdem würd ich mir da manchmal nen persönlicheren Bezug zu unserem Verhältnis wünschen (aber letztlich wärs dann auch so, dass es mir irgendwie peinlich wär, wenn ich dann formulieren müsste, was ich mir von ihr wünsche - ich finds schwer, persönliche Wünsche zu sagen).
Ich kann Dich da sehr gut verstehen. Ich überleg grad, wie Du dies am besten formulieren könntest?
Was hälst Du davon, wenn ihr gerade dabei seid, zu analysieren, was Du Dir von Deinen Freunden wünschen würdest, kannst Du doch mal die Sprache auf sie bringen. Z.B. bei ihnen fühl ich mich .........
Damit fängst Du an, auf die Beziehungsebene zu gehen. Schau doch mal ob sie darauf einsteigt?
luzie hat geschrieben:Auch hab ich - bis auf eben die ungeklärte Sache, warum ich diesen Thread eröffnet hab - den Eindruck, dass sie alles vermeidet, was mir Stress macht (d.h. sie verhält sich nie so wie Personen im echten Leben, die mich verletzt haben).

Ja, ganz klar, das macht sie mit Absicht! Du musst Dich ja bei ihr wohlfühlen, sonst öffnest Du Dich nicht genügend.
luzie hat geschrieben:Vielleicht will sie den Übertragungsvorgang forcieren, um dann direkter arbeiten zu können?
luzie hat geschrieben:Das ist vielleicht eine vertrauensbildende Maßnahme. S
So kommt es mir auch vor. Vielleicht hat sie den Eindruck, dass ich noch etws zu distanziert bin, keine Ahnung.
luzie hat geschrieben:Mir fällt ja das in der oben geschilderten Sache extrem schwer. Das liegt bestimmt auch daran, dass ihre Reaktionen nicht Gegenstand des Gesprächs sind.
Ja, klar, Du bist es nicht gewohnt.
luzie hat geschrieben:Ist sie dir gegenüber offen, was ihre eigenen Emotionen betrifft? Bei meiner zeigt sich des manchmal recht deutlich, wenn sie betroffen ist oder ähnliches.
Betroffenheit zeigt sie mir auch sehr deutlich, manchmal konnte ich sogar beobachten, das sie sich Tränen abgewischt hat. Aber sie hat es noch nie verbalisiert, wenn sie etwas sehr schlimm findet. Sie fragt mich dann immer, das muss für sie doch schrecklich gewesen sein, oder?

LG Elena

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stern
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 23:37

luzie hat geschrieben:Das liegt bestimmt auch daran, dass ihre Reaktionen nicht Gegenstand des Gesprächs sind.

Ist sie dir gegenüber offen, was ihre eigenen Emotionen betrifft? Bei meiner zeigt sich des manchmal recht deutlich, wenn sie betroffen ist oder ähnliches.
Seit kurzem mache ich ja auch ein TFP... und ich merke schon, dass es anders als z.B. bei Elena abläuft. Aber however: Ich meine, es ist auch eher ungewöhnlich, dass der Therapeut seine eigenen Emotionen regelmäßig verbalisiert (zumindest bei mir im amb. Setting. Ich lasse mich da aber gerne eines besseren belehren). Wenn ich es z.B. geschafft habe, den Therapeuten mit meinen Wallungen auch noch aus dem Konzept zu bringen, dann erlebe ich es so, dass Therapeuten auch mal von sich aus etwas ansprachen. Wenn ich meinte, ein Gefühl beim Therapeuten wahrzunehmen, dass mich aus dem Ruder warf, so war's i.d.R. jedoch auch möglich, das anzusprechen, ob ich das richtig wahrnehme.
Ist sie dir gegenüber offen, was ihre eigenen Emotionen betrifft? Bei meiner zeigt sich des manchmal recht deutlich, wenn sie betroffen ist oder ähnliches.
Darf ich fragen, wie sich das zeigt? Ich meine in Erinnerung zu haben, dass das bei dir teils auslöst, sie in Schutz nehmen zu müssen. Würde das bei mir in einer gewissen Regelmäßigkeit passieren, wüsste ich, dass das kritisch für mich werden könnte... und das, was es in mir auslösen würde, könnte ich dann gleich analysiert mitliefern.

Ich meine, da gibbet halt schon Abstufungen zwischen Mitfühlen/Betroffenheit, mal Tränen in den Augen (wobei ich letzteres auch noch nicht erlebt habe), regelmäßig Tränen in den Augen bis hin zu Gefühlswallungen. Deswegen frage ich (nochmals) nach, wie sich das bei ihr äußern kann.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:17

Noch ein Nachtrag:
aber letztlich wärs dann auch so, dass es mir irgendwie peinlich wär, wenn ich dann formulieren müsste, was ich mir von ihr wünsche - ich finds schwer, persönliche Wünsche zu sagen).
Die Frage kenne ich auch... insbes. wenn ich schon gewisse Wallung mit in die Sitzung bringe. Meine Standardantwort (die aber meist nicht wirklich zufrieden stellt) ist dann: "Nix. Das geht schon so. Dass ich mich gerade xy fühle hat auch nichts mit Ihnen zu tun." Dann kommt meist: Die Frage war nicht, ob es geht, sondern was ich jetzt für Sie Gutes/Angenehmes tun könnte. Wenn ich dann nochmals verschärft in mich gehe, äußere ich dann auch, was mir dazu einfällt (wobei mir gerade auch auffällt, dass ich eher Dinge auf Lager habe, die ich für mich tun kann [und dich auch z.B. daheim anwende] als etwas, das andere dann für mich tun könnten). Teils wird dann auch verschiedenes ausgetestet, was angenehm sein könnte bzw. noch angenehmer. Seltsamerweise stellt sich bei dieser "Zuwendung/"Betüdelung"" bei mir oft erst recht ein "Unangehmgefühl" sein... was mich dann auch vorschnell wieder dazu bringen kann, zu äußern, dass das jetzt angenehm sei (um nicht noch weitere Alternativen auszutesten). Mannomann. Indirekt geäußert (also was andere tun könnten), kenne ich diese Frage allerdings auch.
Auch hab ich - bis auf eben die ungeklärte Sache, warum ich diesen Thread eröffnet hab - den Eindruck, dass sie alles vermeidet, was mir Stress macht (d.h. sie verhält sich nie so wie Personen im echten Leben, die mich verletzt haben).
Puh... und ich meine auch sagen zu können, dass ich bis jetzt auch eher nicht den Eindruck gehabt hätte, absichtlich in Stress gesetzt zu werden (vielleicht außer, bei manchen "Provokationen o.ä., die der Therapeut nachträglich auch offen legte... aber da war die Absicht dahiner eine andere als Stresserzeugung). Und puh... vielleicht ist das bei anderen nicht so: Aber wichtiger ist für mich fast, dass ich den Eindruck habe eine Therapeut verhält sich mehr gegenüber authentisch. Und die Autentizität kann darunter leiden, wenn jemand darauf fixiert ist, sich AUF KEINEN Fall so zu verhalten wie xy. Und ja, damit hätte zumindest ich schon wieder Schwierigkeiten/"Stress" (ich meine das auch mal so wahrgenommen zu haben, was ich dann auch ansprach... was aber mit diesem Therapeuten nicht wirklich gut geklärt werden konnte. Schade, aber ich habe es zumindest versucht).

Ausserdem überlege ich, ob der absolut stressfreie Raum für mich so erstrebenswert wäre... insbes. auch in der Hinsicht: Wenn ich ein Stück weit "gestresst" bin, kann ich dann auch sozusagen life lernen, den "Stress" wieder ein Stück weit abzubauen. Und das war schon einige Male eine wertvolle Erfahrung für mich. Klar ist, dass es kontraproduktiv wäre, wenn mein "Level" zu hoch ist... dann gibbet auch nur einen Weg. Aber das andere Extrem, also Versuch "jeglicher stressvermeidung in der Therapie" würde ich, wie gesagt, auch nicht als sooo förderlich erleben... zumal das dann vielleicht nur unter fürs RL völlig unrealitischen Bedingungen möglich wäre (wenn überhaupt,... denn meine Anspannung ist zumindest bei mir eh ein häufigeres Therapiethema).
Liebe Grüße
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Serpentina
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:22

Hallo ihr beiden,
stern hat geschrieben:Darf ich fragen, wie sich das (Gefühl) zeigt? Ich meine in Erinnerung zu haben, dass das bei dir teils auslöst, sie in Schutz nehmen zu müssen.
Sie hatte schon mehr als ein Mal Tränen in den Augen. Auf mich wirkt sie dann recht zerbrechlich und es tut mir dann auch leid, diese Reaktion bei ihr hervorgerufen zu haben. Eine Zeit lang hab ich dann darauf geachtet, gewisse Dinge nicht so krass zu formulieren bzw. hab so manches für mich behalten.
Es hat recht lang gedauert, bis ich realisiert hab, dass ihr das insgesamt nicht zu viel zu sein scheint. Manches halte ich dann aber - in Zeiten, in denen es mir besonders mies geht - zurück.
Elena hat geschrieben:Sie fragt mich dann immer, das muss für sie doch schrecklich gewesen sein, oder?
So ähnlich ists bei mir auch: Manchmal meinte sie, sie würde etwas Bestimmtes traurig und / oder wütend machen. Ob ich mich denn nicht genauso fühlen würde? Zumeist verneine ich dann. Es geht ihr dann wohl darum zu zeigen, wie ich auch hätte reagieren können.
Elena hat geschrieben:Stimmt, irgendwie lässt sie Eure Beziehung dabei unbeachtet. Wäre mal interessant, herauszufinden, warum dies der Fall ist.
Mh, ich spekuliere mal:
Vielleicht so: Bei mir hats sehr lang (bestimmt ein Jahr oder so) gedauert, bis wir überhaupt mal die Oberfläche (wir haben uns oft eine halbe Stunde lang über meinen Beruf unterhalten, in dem ich keine Probleme hab; Versuche, mich in Richtung Vergangenheit zu bewegen, hab ich immer abgewehrt) verlassen haben, um zum Wesentlichen zu kommen. Ich glaube, in der ersten Zeit diente vieles zur Stabilisierung und dem Versuch mein Vertrauen zu bekommen.
Jetzt funktioniert das manchmal viel besser und wir wenden uns schon relativ schnell den wichtigen Dingen zu bzw. ich bin auch noch nicht lange in der Lage, dass ich ein Thema formuliere, das ich für wichtig halte und besprochen haben möchte, d.h. bis es ans Eingemachte ging, musste sie erstmal mein Vertrauen gewinnen. Ich glaub auch, dass ich erstmal getestet hab, ob und wie sie denn im Ernstfall reagiert, ob sie denn da ist oder nicht...
Ich musste mich mit dem Gedanken anfreunden, jemanden zu vertrauen. Vielleicht dachte sie, ich wäre überfordert, wenn es darum ginge, wie unser Verhältnis denn genau wär und ihr wars wichtiger, eine Bindung aufzubauen, diese aber nicht explizit zu thematisieren, um sie nicht zu zerstören.
Auf alle Fälle hat sie so bewirkt, dass ich jetzt tatsächlich anfange ihr zu vertrauen.

Oder: Sie versucht den Level der Abhängigkeit geringer zu halten, indem mir gar nicht so bewusst werden soll, wie wichtig sie in meinem Leben ist, damit ich mich nicht erschrecke. Mittlerweile ists mir bewusst und ich finds nicht schlimm, weil es sich eben so ergeben hat.

Oder: Es ist einfach ihre Art zu arbeiten. Vielleicht denkt sie (und sie wirds wissen, sie hat schon ein paar Jährchen Berufserfahrung), dass der unbewusste Weg der bessere ist.

Oder: Ich glaub, ich hab mir diese Thera (unterbewusst) ausgesucht, weil sie vom Alter her genau meiner Mutter entspricht und ich mit ihr diese Beziehung nochmals durchleben muss. Mir DAS zu sagen, wär natürlich sehr riskant gewesen.

Oder: Es ist was ganz anderes, und es ist mir halt nicht bewusst

Oder:.....

... weiter gehts im nächsten Post...

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Serpentina
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:23

Elena hat geschrieben:Was hälst Du davon, wenn ihr gerade dabei seid, zu analysieren, was Du Dir von Deinen Freunden wünschen würdest, kannst Du doch mal die Sprache auf sie bringen. Z.B. bei ihnen fühl ich mich .........
Damit fängst Du an, auf die Beziehungsebene zu gehen. Schau doch mal ob sie darauf einsteigt?
Es ging mal darum, dass ich ihr etwas erzählt habe, was ich anderen bestimmt nie erzählt hätte und zwar mit der Begründung, dass ich meinen Freunden das nicht zumuten könnte. Dann hat sie mich gefragt, warum ich mein, dass ich es ihr erzählen könnt. Meine Antwort darauf war, dass ich glaube, dass sie mit sowas eher fertig wird, weil sie ja quasi der Profi ist. Sie hat dann eigentlich nichts mehr zu gesagt.

Ein anderes Mal ist mir rausgerutscht (mir ists immer peinlich, sowas zu sagen ), dass ich ihr etwas Bestimmtes erzählt habe, weil ich bei ihr nicht fürchten muss, dass sie mich deshalb verurteilt. So richtig ist sie darauf aber auch nicht eingestiegen.

Nur ein einziges Mal haben wir - nachdem die offizielle Zeit schon abgelaufen war - darüber gesprochen, ob ich ihr denn insoweit vertraue, dass ich sie anrufe, wenn sich bei mir eine Krise abzeichnet. Sie meinte auch, dass es ihr Job wär, sich dann um mich zu kümmern und sie auch damit umgehen könne, eben weil es ihr Beruf sei. Das hat mir richtig gut getan, weil ich dann zum ersten Mal ganz genau wusste, woran ich denn bin.

Wenn aber alles in normalen Bahnen läuft, dann trau ich mich nicht recht, auf unsere Beziehung einzugehen. Sie müsst mir da noch etwas entgegenkommen, damits mir nicht so peinlich ist.

So wie das in deiner Therapie abläuft, Elena, find ich das richtig gut, denn so wird ganz bestimmt mehr Vertrauen aufgebaut. Aber ist die Gefahr bei dir dann nicht recht groß, dass du sehr abhängig wirst? Gut, ich kenne dich jetzt auch nicht, vielleicht ist das bei dir eben die passendere Herangehensweise.

Lg,
Luzie.

P.S.: Beim Schreiben ist mir jetzt erstmals aufgefallen, wie gut es mir tut, über meine Therapie zu schreiben. Irgendwie werden da einige Dinge in mir deutlicher. Ich danke euch jedenfalls beide für eure Antworten, die mir immer sehr viel Stoff zum Nachdenken geben und die mir echt weiterhelfen!!!

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Serpentina
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:35

Hallo Stern,

zum Thema Stress: Ich glaub, ich hab mich da etwas unpräzise ausgedrückt. Mit Stress mein ich Druck, mich doch lieber so und so zu verhalten.
Stress macht sie mir natürlich schon, indem wir gemeinsam in meiner Vergangenheit wühlen. Da kommt so einiges an Emotionen ans Tageslicht, die mich natürlich belasten.
stern hat geschrieben: Aber wichtiger ist für mich fast, dass ich den Eindruck habe eine Therapeut verhält sich mehr gegenüber authentisch. Und die Autentizität kann darunter leiden, wenn jemand darauf fixiert ist, sich AUF KEINEN Fall so zu verhalten wie xy.
In meinem speziellen Fall hat sich xy total falsch verhalten und es wurden oftmals sehr große Erwartungen in mich gesetzt. Sie nimmt - meiner Meinung nach - dann eher eine Korrektur meiner Erfahrungen vor, indem sie sich so verhält, wies denn sein hätte sollen. Und das ist ja damit authentisch, weils ja so für mich besser gewesen wär und ich dann nicht Schaden genommen hätt. In meinen Augen verhält sie sich damit echt.
stern hat geschrieben: Das geht schon so.
Diese Antwort geb ich auch gern und häufig.

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Elena
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Beitrag Do., 10.09.2009, 16:38

Hallo Stern,
stern hat geschrieben:Seit kurzem mache ich ja auch ein TFP... und ich merke schon, dass es anders als z.B. bei Elena abläuft.
bin neugierig geworden!
Inwieweit läuft es anders bei Dir ab?

LG Elena

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Elena
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Beitrag Do., 10.09.2009, 17:30

Hallo Luzie,

so, jetzt hab ich mir die ganze Zeit, während Wäsche waschen, Spülmaschine einräumen, Bad putzen, meine Gedanken zu Deinem Geschriebenen machen können.
luzie hat geschrieben:Es ging mal darum, dass ich ihr etwas erzählt habe, was ich anderen bestimmt nie erzählt hätte und zwar mit der Begründung, dass ich meinen Freunden das nicht zumuten könnte. Dann hat sie mich gefragt, warum ich mein, dass ich es ihr erzählen könnt. Meine Antwort darauf war, dass ich glaube, dass sie mit sowas eher fertig wird, weil sie ja quasi der Profi ist. Sie hat dann eigentlich nichts mehr zu gesagt.
Das ist für mich ein Appell, bei dem Du sie auf der beruflichen Ebene ansprichst, nicht auf der persönlichen.
Daher wundert es mich nicht, dass sie weiter nicht darauf reagiert hat.
luzie hat geschrieben:Ein anderes Mal ist mir rausgerutscht (mir ists immer peinlich, sowas zu sagen ), dass ich ihr etwas Bestimmtes erzählt habe, weil ich bei ihr nicht fürchten muss, dass sie mich deshalb verurteilt. So richtig ist sie darauf aber auch nicht eingestiegen.
Das zeigt doch, dass Du kein Probem damit hast, ihr selbst peinliche Dinge zu erzählen.
Ich glaube, dass Deine Therapeutin bei Dir schon ganz deutlich erkennt und spürt, dass Du Dich bei ihr gut öffnen kannst, was Deine Lebensthemen angeht.
Daher ist es wohl ihrereseits nicht mehr notwendig, dass sie mit Dir auf die Beziehungsebene geht, um Vertrauen aufzubauen. Es ist einfach da!
luzie hat geschrieben:d.h. bis es ans Eingemachte ging, musste sie erstmal mein Vertrauen gewinnen.
Wie hat sie das gemacht?

Ich sehe mich da als einen etwas anderen Kandidaten. Anfangs habe ich mich mit schlechtem Gewissen rumgeplagt, wenn ich ihr (nach meinem Ermessen) zuviel erzählt habe, auch konnte ich es nicht ertragen, dass sie mir so direkt gegenüber sitzt und ich mich unter Druck gesetzt fühle, mein Inneres zu zeigen.
Ich war immer super nervös, wollte am liebsten gehen etc.
Daher glaube ich wirklich, so wie Du es beschrieben hast, dass ihre Vorgehensweise darauf basiert, dass sie erst mal eine vertrauensvolle Beziehung schaffen muss.
luzie hat geschrieben:Aber ist die Gefahr bei dir dann nicht recht groß, dass du sehr abhängig wirst? Gut, ich kenne dich jetzt auch nicht, vielleicht ist das bei dir eben die passendere Herangehensweise.
Also, ich muss schon sagen, dass ich mich momentan in einer Situation befinde, dass ich die Katze aus dem Sack gelassen hab, was ein wichtiges Thema in meinem Leben angeht.
Es kam sogar soweit, dass sie von sich aus die Stunde überzogen hat, weil sie nicht wollte, dass ich unmittelbar danach gehe (obwohl ich es nicht schlimm gefunden hätte). Mir ist die letzten drei Sitzungen aufgefallen, dass sie überzieht, obwohl ich Aufbruchstimmung signalisiere. Manchmal kommt es mir so vor, als würde sie sich meine Geschichte sehr zu Herzen nehmen, obwohl ich vieles garnicht so tragisch finde. Aber, ich glaube, ich bin eh so ein bisschen abgebrüht.

Wir haben jetzt drei Wochen Pause, weil sie in Urlaub ist, und ich merke schon, dass ich mich in bezug auf sie gerade so fühle, als bräuchte ich sie ganz dringend. Nicht, dass es mir schlecht geht, aber sie ist die einzige Person, mit der ich über dieses spezielle Thema reden kann, fühle mich dabei so sehr in meine Kindheit versetzt, in der ich ganz dringend meine Mutter gebraucht hätte, die aber nicht da war. Sie fühlt sich momentan ganz stark wie eine Mutter an, die ich immer vermisst habe.
Es ist für mich aber zu ertragen, im Alltag funktioniere ich als Erwachsene, die selbständig das Leben meistert, bei ihr bin ich das kleine Kind. Aber so richtig abhängig fühle ich mich nicht, ich kann da vorher ganz gut den Schalter umlegen, dies ist schon immer mein Mechanismus gewesen, um nicht depressiv zu werden.

LG Elena

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Serpentina
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 16:51

Hallo Elena,
Elena hat geschrieben:Das zeigt doch, dass Du kein Probem damit hast, ihr selbst peinliche Dinge zu erzählen.
Sagem ist bis auf Gedanken, die auch für sie belastend sein könnten, kein Problem. Allerdings erzähle ich oftmals, als würde ich den Inhalt eines Romans zusammenfassen bzw. die Gedanken und Handlungen der Hauptperson schildern. Schwierig bzw. eigentlich unmöglich ist bei mir, Gefühle zu schildern. Diese zu zeigen, kam bis jetzt so gut wie nie vor. Ich steh da immer vor einer imaginären Grenze, die ich nicht überschreiten kann.

Mir geht es, aber mehr in Bezug auf Gefühle, so ähnlich wie dir:
Elena hat geschrieben:konnte ich es nicht ertragen, dass sie mir so direkt gegenüber sitzt und ich mich unter Druck gesetzt fühle, mein Inneres zu zeigen.
Ich war immer super nervös, wollte am liebsten gehen etc.

Elena hat geschrieben: luzie schrieb:d.h. bis es ans Eingemachte ging, musste sie erstmal mein Vertrauen gewinnen.
Wie hat sie das gemacht?

So wie ichs oben beschrieben hab und vor allem hatte und hat sie echt viel, viel Geduld mit mir. Ich bin jetzt zumindest schon mal soweit, dass ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann, hab also so eine Art Grundvertrauen gewonnen. Schwierig wirds bei mir erst, wenn ich Gefühle zeigen soll. Da steh ich immer wieder vor einer imaginären Grenze, die ich einfach (noch) nicht überschreiten kann. Geht halt alles a bissl zäh,...
Elena hat geschrieben:Manchmal kommt es mir so vor, als würde sie sich meine Geschichte sehr zu Herzen nehmen, obwohl ich vieles garnicht so tragisch finde.
Hm, vielleicht gehts dir da so ähnlich wie mir: Ich kann so einiges Schlechtes erzählen, ohne dass ich selber davon so wahnsinnig betroffen wär. Öfters muss ich erst darauf aufmerksam gemacht werden, dass das, was passiert ist, nicht so schön gewesen wär.
Elena hat geschrieben:Mir ist die letzten drei Sitzungen aufgefallen, dass sie überzieht, obwohl ich Aufbruchstimmung signalisiere.
Auch das kommt mir recht bekannt vor Bei mir ists dann manchmal so, dass das Erzählte eben doch ein Gefühl in mir hervorruft - aber ich will dann eben lieber sofort verschwinden, sonst bliebe mir ja nix anderes übrig, als Gefühle zu zeigen
Elena hat geschrieben:...ich merke schon, dass ich mich in bezug auf sie gerade so fühle, als bräuchte ich sie ganz dringend. Nicht, dass es mir schlecht geht, aber sie ist die einzige Person, mit der ich über dieses spezielle Thema reden kann, fühle mich dabei so sehr in meine Kindheit versetzt, in der ich ganz dringend meine Mutter gebraucht hätte, die aber nicht da war. Sie fühlt sich momentan ganz stark wie eine Mutter an, die ich immer vermisst habe.
Dieser Absatz hätte von mir sein können! Dann scheint es bei dir ähnlich zu sein: Meine "Abhängigkeit" (für mich eigentlich ein Begriff, der vor allem negativ besetzt ist) beeinflusst meinen Alltag nur positiv, das Gefühl zu haben, da ist noch jemand, ist sehr schön und sorgt bei mir auch für ne gewisse Grundstabilität, die ich vorher nicht hatte.

Lg, Luzie

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Elena
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 17:26

Liebe Luzie,
luzie hat geschrieben:Sagen ist bis auf Gedanken, die auch für sie belastend sein könnten, kein Problem.
Heisst das, Du hälst Dich zurück, weil Du Bedenken hast, Du könntest sie mit Deinem Gesagten belasten?
Wenn das tatsächlich so sein sollte, musst Du dies unbedingt thematisieren. Dadurch gehtst Du auf die Beziehungsebene, und Du bist für sie greifbar im emotionalen Bereich. Aber ich vermute mal (da es ja so zu sein scheint, dass wir ähnlich gestrickt sind), dass Du genau das vermeiden willst, da Du Dich dadurch angreifbar machen könntest.
Wie würde dann meineTherapeutin sagen: vor was haben sie denn Angst, was ich ihnen jetzt tun könnte?
Und ich überlege,überlege, überlege......kann es oft nicht in Worte fassen, weil ich meine Gefühle richtiggehend abgespaltet habe, damit sie mir nicht zugänglich mehr sind, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Sie fordert mich in solchen Situationen dann auf, die Augen zu schliessen und mir bestimmte Sequenzen anzuschauen, bei denen ich z.B. Angst vor Abweisung hatte.
Bei mir gehen die Imaginationsübungen immer sehr gut, da sie an mein Unbewusstes gehen. Vom Bewusstsein her hab ich vieles verdrängt.
luzie hat geschrieben:Ich bin jetzt zumindest schon mal soweit, dass ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann, hab also so eine Art Grundvertrauen gewonnen.
Das ist ja schon mal ein Schritt!
luzie hat geschrieben:Schwierig wirds bei mir erst, wenn ich Gefühle zeigen soll. Da steh ich immer wieder vor einer imaginären Grenze, die ich einfach (noch) nicht überschreiten kann.
Geht ja auch garnicht, wenn man verdrängt hat. Aber macht sie denn garnichts, um daran zu kommen? Sie ist ja Psychoanalytikerin, da wird ja fast ausschliesslich mit dem Verdrängten gearbeitet.
luzie hat geschrieben:Mir ist die letzten drei Sitzungen aufgefallen, dass sie überzieht, obwohl ich Aufbruchstimmung signalisiere.
Auch das kommt mir recht bekannt vor

Ist ja interessant! Wie lange überzieht sie bei Dir? Hast Du auch den Eindruck, sie tut dies, weil sie betroffener ist, als Du selber und Dich nicht gehen lassen kann?
So kommt es bei mir rüber, und jedesmal denke ich, mein Gott, irgendwie bin ich ganz schön abgecoolt. Mich juckt meine ganze Story weniger, als sie es tut, dass ich schon beinahe sagen will, machen sie sich bitte keine Sorgen, ist alles nicht schlimm..
Nach den Sitzungen kommt mir aber vieles ins Bewusstsein, dass es doch schlimm ist, und dann arbeitet es in mir.
Einmal , als ich ihr sagte, wie schlecht es mir nach der letzten Sitzung ging, meinte sie nur, tut mir leid, sie wirken auf mich so taff und selbständig, dass ich nicht einmal auf den Gedanken kam, dass es für sie so schmerzhaft war.
Ich gehe davon aus, dass Du genauso rüberkommst und Deine Therapeutin kann dies nicht abschätzen, wenn Du dies nicht thematisierst. Es sei denn, Du hast tatsächlich den Zugang zu Deinen Gefühlen nicht erreicht, dann kannst Du ja auch nicht spüren, wenn es schmerzt.

LG Elena

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Serpentina
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 18:14

Hallo Elena,

musste jetzt erstmal lächeln und war total verblüfft - alles, was du eben geschrieben hast, könnte von mir sein:
Elena hat geschrieben:Und ich überlege,überlege, überlege......kann es oft nicht in Worte fassen, weil ich meine Gefühle richtiggehend abgespaltet habe, damit sie mir nicht zugänglich mehr sind, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Ich kann dann auch oftmals nicht sagen. Wir machen dann manchmal "heiteres Gefühleraten" (so nen ichs in Gedanken): Wenn ich keine Ahnung hab, was ich denn fühle könnte bzw. eigentlich müsste (wenns nicht komplett verdrängt wär), schlägt die Thera mir verschiedene Gefühle vor (ich selber stelle mir dann vor, dass ich die Gefühle einer anderen Person benennen soll, sonst geht gar nichts) und wir versuchen dann gemeinsam, uns irgendwie anzunähern. Für mich ist das enorm schwierig und manchmal kaum zu lösen, obwohl das passende Gefühl etwas ganz Alltägliches ist (Ärger, ...) und für die meisten Menschen als solches leicht zu erkennen.


Die Übung, die du schon gemacht hast, fände ich auch mal interessant und ich würd das auch ausprobieren, wenns mir den vorgeschlagen werden würde. Wie funktioniert denn das bei dir? Kannst du dann die abgespaltenen Gefühle auch wahrnehmen? Ich versuche selbst manchmal, bewusst wahrzunehmen, was ich fühle, zumeist kann ich aber erst viel später rekonstruieren, wie ich mich in der bestimmten Situation gefühlt habe.

Elena hat geschrieben:Aber macht sie denn garnichts, um daran zu kommen?
Doch, doch, aber bis jetzt beißt sie meistens auf Granit: Schon tausend Mal hat sie gefragt: Wie fühlen sie sich dabei? War das damals nicht schlimm? Mich (die Thera) würde das wütend, traurig... machen bis zu Ich finde das traurig, was sie erlebt haben.
Oder (wenn ich scheinbar irgendein Gefühl habe, es aber nicht merke): Was bewegt sie gerade? (woraufhin ich sofort an Flucht denke )
Etwas indirekter: Aus diesem Raum wird nichts nach draußen dringen. Das ist ein Raum, der dafür da ist, dass Sie nicht immer die Kontrolle wahren müssen.
Manchmal schaut sie mich auch einfach nur an und wartet darauf, dass ich die Grenze überspringe (ist noch nie passiert, leider).
Welche "Tricks" hat denn deine Thera noch so drauf?

Elena hat geschrieben: Aber ich vermute mal (da es ja so zu sein scheint, dass wir ähnlich gestrickt sind), dass Du genau das vermeiden willst, da Du Dich dadurch angreifbar machen könntest.
Stimmt. Obwohl ich das weiß und ich (rational) davon überzeugt bin, dass Sie mich nicht auslachen würde oder meine Gefühle als unwichtig abqualifizieren würde (...), kann ich nicht aus meinem Muster raus. Hast du dabei auch das Gefühl, dass eine Mauer um dich herum ist, die du nicht durchbrechen kannst? Ich fühle mich oftmals wie in einem Gefängnis, das ich mir selbst errichtet hab und ich schaff einfach den Ausbruch nicht, obwohl mir die Thera schon tausend Mal den Kuchen gegeben hat, in dem die versteckte Feile wartet

Elena hat geschrieben:Ist ja interessant! Wie lange überzieht sie bei Dir? Hast Du auch den Eindruck, sie tut dies, weil sie betroffener ist, als Du selber und Dich nicht gehen lassen kann?
Sie überzieht nicht regelmäig: Meistens immer dann, wenn ich nen Notfalltermin hatte (dann schon mal 20 Minuten) oder auch wenn ich tatsächlich mal sage, dass es mir gar nicht gut geht und ichs auch so rüberbringen kann (ist aber immer schwierig, weil ich halt das meiste nur mit Worten sage). Ich glaub dann auch immer, dass sie Angst hat und sich auch nicht ganz sicher ist, ob sie mich jetzt gehen lassen kann. Auch ich schlüpfe dann oft in die Rolle der Beschützerin und erkläre ihr mehr oder weniger, dass das jetzt auch alles nicht so schlimm wär und sie sich keine Gedanken machen müsste.


Wie du beschreibst, war sie sich vor allem zu Beginn - glaub ich - nicht so ganz klar darüber, wie schlecht es mir manchmal geht:
Elena hat geschrieben:tut mir leid, sie wirken auf mich so taff und selbständig, dass ich nicht einmal auf den Gedanken kam, dass es für sie so schmerzhaft war.
- so in etwa hat sie sich mir gegenüber auch schon geäußert. Und manchmal - glaub ich - konnte sie meine doch recht coole und selbstbewusste Art / Fassade auch nicht recht einschätzen.


Zu Beginn der Therapie hatte ich tatsächlich so wenig Zugang zu meinen Gefühlen, dass ich eigentlich gar nichts wahrgenommen und immer in meiner depressiven Suppe rumgerührt hab.

Ich vermute mal, auch du hast noch nie geweint in der Stunde. Manchmal denke ich, dass das Weinen bei mir DER Durchbruch schlechthin wär. (Eine Freundin von mir, die recht nah am Wasser gebaut ist, hat da fast das umgekehrte Problem: Sie muss so oft weinen, dass sie selber schon genervt ist, weil nix vorangeht). Aber bis dahin werden wohl noch einige Stunden vergehen...

Lg,
Luzie

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