Hallo Elena,
musste jetzt erstmal lächeln und war total verblüfft - alles, was du eben geschrieben hast, könnte von mir sein:
Elena hat geschrieben:Und ich überlege,überlege, überlege......kann es oft nicht in Worte fassen, weil ich meine Gefühle richtiggehend abgespaltet habe, damit sie mir nicht zugänglich mehr sind, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Ich kann dann auch oftmals nicht sagen. Wir machen dann manchmal "heiteres Gefühleraten" (so nen ichs in Gedanken): Wenn ich keine Ahnung hab, was ich denn fühle könnte bzw. eigentlich müsste (wenns nicht komplett verdrängt wär), schlägt die Thera mir verschiedene Gefühle vor (ich selber stelle mir dann vor, dass ich die Gefühle einer anderen Person benennen soll, sonst geht gar nichts) und wir versuchen dann gemeinsam, uns irgendwie anzunähern. Für mich ist das enorm schwierig und manchmal kaum zu lösen, obwohl das passende Gefühl etwas ganz Alltägliches ist (Ärger, ...) und für die meisten Menschen als solches leicht zu erkennen.
Die Übung, die du schon gemacht hast, fände ich auch mal interessant und ich würd das auch ausprobieren, wenns mir den vorgeschlagen werden würde. Wie funktioniert denn das bei dir? Kannst du dann die abgespaltenen Gefühle auch wahrnehmen? Ich versuche selbst manchmal, bewusst wahrzunehmen, was ich fühle, zumeist kann ich aber erst viel später rekonstruieren, wie ich mich in der bestimmten Situation gefühlt habe.
Elena hat geschrieben:Aber macht sie denn garnichts, um daran zu kommen?
Doch, doch, aber bis jetzt beißt sie meistens auf Granit: Schon tausend Mal hat sie gefragt: Wie fühlen sie sich dabei? War das damals nicht schlimm? Mich (die Thera) würde das wütend, traurig... machen bis zu Ich finde das traurig, was sie erlebt haben.
Oder (wenn ich scheinbar irgendein Gefühl habe, es aber nicht merke): Was bewegt sie gerade? (woraufhin ich sofort an Flucht denke )
Etwas indirekter: Aus diesem Raum wird nichts nach draußen dringen. Das ist ein Raum, der dafür da ist, dass Sie nicht immer die Kontrolle wahren müssen.
Manchmal schaut sie mich auch einfach nur an und wartet darauf, dass ich die Grenze überspringe (ist noch nie passiert, leider).
Welche "Tricks" hat denn deine Thera noch so drauf?
Elena hat geschrieben: Aber ich vermute mal (da es ja so zu sein scheint, dass wir ähnlich gestrickt sind), dass Du genau das vermeiden willst, da Du Dich dadurch angreifbar machen könntest.
Stimmt. Obwohl ich das weiß und ich (rational) davon überzeugt bin, dass Sie mich nicht auslachen würde oder meine Gefühle als unwichtig abqualifizieren würde (...), kann ich nicht aus meinem Muster raus. Hast du dabei auch das Gefühl, dass eine Mauer um dich herum ist, die du nicht durchbrechen kannst? Ich fühle mich oftmals wie in einem Gefängnis, das ich mir selbst errichtet hab und ich schaff einfach den Ausbruch nicht, obwohl mir die Thera schon tausend Mal den Kuchen gegeben hat, in dem die versteckte Feile wartet
Elena hat geschrieben:Ist ja interessant! Wie lange überzieht sie bei Dir? Hast Du auch den Eindruck, sie tut dies, weil sie betroffener ist, als Du selber und Dich nicht gehen lassen kann?
Sie überzieht nicht regelmäig: Meistens immer dann, wenn ich nen Notfalltermin hatte (dann schon mal 20 Minuten) oder auch wenn ich tatsächlich mal sage, dass es mir gar nicht gut geht und ichs auch so rüberbringen kann (ist aber immer schwierig, weil ich halt das meiste nur mit Worten sage). Ich glaub dann auch immer, dass sie Angst hat und sich auch nicht ganz sicher ist, ob sie mich jetzt gehen lassen kann. Auch ich schlüpfe dann oft in die Rolle der Beschützerin und erkläre ihr mehr oder weniger, dass das jetzt auch alles nicht so schlimm wär und sie sich keine Gedanken machen müsste.
Wie du beschreibst, war sie sich vor allem zu Beginn - glaub ich - nicht so ganz klar darüber, wie schlecht es mir manchmal geht:
Elena hat geschrieben:tut mir leid, sie wirken auf mich so taff und selbständig, dass ich nicht einmal auf den Gedanken kam, dass es für sie so schmerzhaft war.
- so in etwa hat sie sich mir gegenüber auch schon geäußert. Und manchmal - glaub ich - konnte sie meine doch recht coole und selbstbewusste Art / Fassade auch nicht recht einschätzen.
Zu Beginn der Therapie hatte ich tatsächlich so wenig Zugang zu meinen Gefühlen, dass ich eigentlich gar nichts wahrgenommen und immer in meiner depressiven Suppe rumgerührt hab.
Ich vermute mal, auch du hast noch nie geweint in der Stunde. Manchmal denke ich, dass das Weinen bei mir DER Durchbruch schlechthin wär. (Eine Freundin von mir, die recht nah am Wasser gebaut ist, hat da fast das umgekehrte Problem: Sie muss so oft weinen, dass sie selber schon genervt ist, weil nix vorangeht). Aber bis dahin werden wohl noch einige Stunden vergehen...
Lg,
Luzie