Psychoanalyse und schwanger?

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 11.08.2009, 16:21

Hallo roxolana,

die eigenen ungestillten Bedürfnisse unbewusst dem Kind aufzubürden, halte ich für problematisch. Da gibt es hier im Forum einige "gebrannte Kinder", wie du ja am Gegenwind gemerkt hast. Aber du bist dir deiner Wünsche weitgehend bewusst, hast dich damit auseinandergesetzt und wirst dich sicher auch weiterhin damit auseinandersetzen. Dass du außerdem die evtl. auftretenden Probleme und Gefühle in eine laufende Therapie einbringen könntest, sehe ich als gute Voraussetzung dafür, nicht die gleichen Fehler zu machen wie die Mütter derer, die hier so vehement geschrieben haben. Kinder brauchen gar keine perfekten, in jeder Sekunde geduldigen, liebevollen und starken Eltern. Kinder brauchen vor allem Ehrlichkeit und Authentizität. Sie brauchen Eltern, die zu ihren eigenen Gefühlen, auch zu ihren Bedürfnissen, Fehlern und Schwächen, stehen.

Ich möchte trotzdem noch einen anderen Gedanken einbringen, der mir persönlich wichtig ist: Nicht jedes Kind entspricht der Idealvorstellung, die sich die Eltern vielleicht vorher von einem Kind gemacht haben. Kannst du dir vorstellen, dein Kind auch dann zu lieben, wenn es kein fröhlich lachender Wonneproppen wird, sondern vielleicht ein Schreibaby, das dir sämtliche Nerven kaputt macht? Oder wenn es mit einer Behinderung auf die Welt kommt? Wenn es autistisch ist und dir nicht zeigen kann, dass es dich liebt, und du nicht einmal weißt, ob es dich überhaupt wahrnimmt? Wenn es deine Bedürfnisse eben nicht in dem Maße befriedigen kann, wie du dir erhoffst? Ideal und Wirklichkeit können manchmal auseinanderklaffen. Das möchte ich nur als zusätzliche Gedankenanregung in den Raum stellen.

Herzliche Grüße und alles Gute bei der Entscheidung!

Die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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zucker
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Beitrag Di., 11.08.2009, 16:28

Eine ganz andere Frage: Was sagt eigentlich die Gyn. zur Einnahme von Antidepressiva während einer Schwangerschaft? Wie habt ihr das besprochen? Denn falls du die Medikamente ganz absetzen musst, würde ich dir dringend empfehlen, erst einmal ein halbes Jahr oder noch länger zu schauen, wie du ohne Medikamente auskommst - und dann das Thema nochmals anschauen.

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Thread-EröffnerIn
ninith
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Beitrag Di., 11.08.2009, 20:41

Hallo Gärtnerin,

danke für die Rückendeckung.
Aber du bist dir deiner Wünsche weitgehend bewusst, hast dich damit auseinandergesetzt und wirst dich sicher auch weiterhin damit auseinandersetzen. Dass du außerdem die evtl. auftretenden Probleme und Gefühle in eine laufende Therapie einbringen könntest, sehe ich als gute Voraussetzung dafür, nicht die gleichen Fehler zu machen wie die Mütter derer, die hier so vehement geschrieben haben.
Ja, genau das gibt mir auch die Hoffnung, dass ich es besser schaffen werde, als meine eigenen Eltern. Ich bin einfach schon mal in einer besseren Startposition: ich bin mir dessen bewusst, was zu meinen Problemen geführt hat (weiß also, welches Verhalten meinem Kind Schaden zufügen kann), ich habe diese Gründe mit einem Profi durchgesprochen, und ich weiß genau, an wen ich mich wenden kann, falls doch mal Probleme auftreten.
Kannst du dir vorstellen, dein Kind auch dann zu lieben, wenn es kein fröhlich lachender Wonneproppen wird, sondern vielleicht ein Schreibaby, das dir sämtliche Nerven kaputt macht?
Naja, ich bin ja überzeugt, dass Schreibabys nicht einfach so schreien, sondern weil ihnen irgendwas fehlt. Ich weiß es, schließlich war ich auch eins. In dem Fall werde ich mir erstmal selber an die Nase fassen und versuchen rauszufinden, was ich falsch mache, aber auf jeden Fall werde ich es nicht so machen wie meine eigenen Eltern: dem Kind erzählen, was für eine unerträgliche Nervensäge es gewesen ist, und als Antwort auf die Frage, warum ich keine Geschwister habe, dass sie nicht noch so ein schreiendes Monster haben möchten (natürlich alles scherzhaft! ).
Oder wenn es mit einer Behinderung auf die Welt kommt? Wenn es autistisch ist und dir nicht zeigen kann, dass es dich liebt, und du nicht einmal weißt, ob es dich überhaupt wahrnimmt?
Das ist eine sehr schwierige Frage, aber auch für Eltern, die keine psychischen Probleme haben...
Wenn es deine Bedürfnisse eben nicht in dem Maße befriedigen kann, wie du dir erhoffst? Ideal und Wirklichkeit können manchmal auseinanderklaffen. Das möchte ich nur als zusätzliche Gedankenanregung in den Raum stellen.
Herzliche Grüße und alles Gute bei der Entscheidung!
Vielen Dank! Es tut sehr gut, auch wohlwollende Beiträge zu lesen. Ich dachte schon, anhand mancher Reaktionen, dass ich eine potenzielle Schwerverbrecherin bin, die das Leben eines unschuldigen Kindes vergiften möchte.

Gruß, roxolana

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Thread-EröffnerIn
ninith
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Beitrag Di., 11.08.2009, 20:55

zucker hat geschrieben:Eine ganz andere Frage: Was sagt eigentlich die Gyn. zur Einnahme von Antidepressiva während einer Schwangerschaft? Wie habt ihr das besprochen?
Mit der Frauenärztin habe ich über die Medikamente nicht gesprochen. Das ist eher eine Frage an den Psychiater.
Denn falls du die Medikamente ganz absetzen musst, würde ich dir dringend empfehlen, erst einmal ein halbes Jahr oder noch länger zu schauen, wie du ohne Medikamente auskommst - und dann das Thema nochmals anschauen.
Das Problem ist nicht das halbe Jahr. Das Problem ist, dass die Gefahr einer postnatalen Depression sehr hoch ist, wenn man schon mal eine depressive Episode hatte (egal wie weit diese zurückliegt). Und das will ich meinem Kind auf jeden Fall nicht antun: meine Mutter war postnatal depressiv und ich bin mir ziemlich sicher, dass viele meiner Probleme daher kommen.
Die AD's, die ich nehme, sind laut neuester Studien (die ich allesamt im englischen Original durchgelesen habe) ungefährlich. Das Risiko einer (nicht nachgewiesenen) Schädigung des Kindes ist gegen das Risiko einer Depression aufzuwiegen. Aber die Medikamentenfrage ist keine, die ich in einem Psychotherapieforum diskutieren möchte, auch wenn ich weiß, dass mich einige wegen meiner Entscheidung hassen werden. Ich würde euch also bitten, zur AD-Frage nichts mehr zu schreiben, da dieses Thema für mich abgeschlossen ist.

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Notizzettelchen
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Beitrag Di., 11.08.2009, 23:34

Hey du,

ich stimme dem Argument zu, dass es eben auch viele Mütter gibt, die gerade nicht perfekte Muttis sind
und ihren Job irgendwie erledigen, sodass auch dein Kinderwunsch absolute Berechtigung hat.
Du bist eine Frau. Du kannst Kinder kriegen, also sollst du auch Kinder kriegen.

Ich sehe in deinen Postings allerdings auch sehr viel Intelligenz und Potential. Ich glaube, dass du in ein
paar Jahren eine noch wesentlich bessere Mutter sein könntest, als du sie jetzt wärest, da du dich innerlich
eigentlich noch durch ein paar psychische Täler wühlen musst. Sicherlich kannst du parallel dazu Mutter sein
und dein Kind mit allem Notwendigen umsorgen... aber deine psychischen Krisen, deine Überlegungen, deine
Entwicklungen, alles, was durch eine Therapie jetzt noch in Gang gesetzt werden kann und in dir
arbeitet, das sind Stressfaktoren, die ein Baby mitkriegt.

Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als eine Mutter, die innerlich depressiv ist, aber ihr Kind unentwegt
anlächelt. Du magst die intellektuellen Fähigkeiten haben, um dir deinen Alltag kindsgerecht zu
strukturieren und deinem Kind oberflächlich alles zu geben, was es braucht. Aber dein Innenleben wird
dein Kind ebenso erleben und mitfühlen. Ich bin selbst unter einer Mutter groß geworden, die sich
intellektuell sehr beherrschen und alles gut regeln konnte und musste diesen krassen Widerspruch zu
ihrem Innenleben aushalten. Mein Therapeut nannte es "double-bind" und ich empfinde solche
Widersprüche in Beziehungen noch heute als das Schlimmste, Gemeinste und Schmerzhafteste, was
einem passieren kann.

Ich glaube, solange du dich noch in einem therapeutischen Prozess befindest, macht es keinen
Sinn, sich gleich eine neue, lebenslange Beziehung anzubinden. Von deinem schwierigen Elternhaus
kamst du in die therapeutischen Bindungen und somit auch in Abhängigkeiten. Du bist eigentlich
nie so richtig dein eigener, freier Mensch gewesen. Vielleicht solltest du diese Erfahrung erstmal
machen, bevor du dir als Ziel das Heranziehen eines neuen, freien, eigenständigen Menschen
setzt.

Dennoch alles Gute
Konflikte ausleben. Widersprüche testen. Brüche vollziehen. Mensch werden.
Das ist das Leben und es schreitet fort. Entweder du lebst es oder du lässt es,
aber wozu den Pudding aufbewahren, wenn du ihn nicht auch essen magst?

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Beitrag Mi., 12.08.2009, 06:23

Notizzettelchen hat geschrieben:ich stimme dem Argument zu, dass es eben auch viele Mütter gibt, die gerade nicht perfekte Muttis sind
und ihren Job irgendwie erledigen, sodass auch dein Kinderwunsch absolute Berechtigung hat.
Das sehe ich ebenso.
Vom Psychoanalytiker D. Winnicott stammt der Ausdruck "good enough mother", der mir deshalb gefällt, weil er nicht ausschließlich defizit-orientiert ist.

Gruß
Anastasius


Eremit
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 08:37

Tja, wenn man den "Job irgendwie erledigt", geht der "Job" auch "irgendwie gut".

Nur dann bitte nicht aufregen, wenn die Kinder einen hassen, obwohl man doch den "Job irgendwie erledigt" hat.

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Beitrag Mi., 12.08.2009, 08:42

@ Eremit,

weil ich mich auch zu dem Punkt (sprich Zitat) geäußert habe. Ich denke, das war nicht so wortwörtlich gemeint. Weil schließlich zu dem "Job" auch Liebe gehört, und die kann man unmöglich als Job erledigen.

Gruß
Anstasius


Eremit
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 10:29

Anastasius hat geschrieben:Weil schließlich zu dem "Job" auch Liebe gehört, und die kann man unmöglich als Job erledigen.
Na, dann hoffe ich mal, daß das für die Anwesenden hier genauso selbstverständlich ist wie für Dich...

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Notizzettelchen
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 12:43

Naja, mir ist halt das Argument wichtig, dass es eben schade ist, wenn eine Frau, in der das Potential zu einer wirklich stabilen,
liebevollen Mutter steckt, sich dennoch in einer Phase des Umbruchs für ein Kind entscheidet, obwohl sie es besser wissen könnte.

Das Kinderkriegen steckt in uns als biologischer, evolutionsbedingter Trieb. Es sind leider gerade
die Frauen aus zerrütteten Familien, meist auch eher niederen Bildungsschichten zuzuordnen, die
sich aus psychisch völlig verstrickten Gründen für ein oder mehrere Kinder bereits in jungen Jahren
entscheiden. Ihnen fehlt die Unterstützung, die Motivation und vielleicht auch die Fähigkeit, um
sich mit ihrer Grundproblematik auseinanderzusetzen. Je intellektueller eine Frau ist, desto mehr
wägt sie ihren Kinderwunsch ab und spielt in Gedanken ihre Rolle als Mutter durch, um sich
dahingehend selbst zu prüfen. Ich finde, dass genau das der springende Punkt bei der
Threaderstellerin ist. Ich halte sie für eine intellektuelle Frau, die sich in Bezug auf ihre
Mutterschaft eingehend prüft und sich rational auch der Beweggründe für ihren Kinderwunsch
bewusst ist. Umso mehr appelliere ich an ihr Verantwortungsgefühl, sich erst noch eine ausgeglichene,
innere Kommunikation zwischen Rationalität und Emotionalität zu erarbeiten, um aus ihrem Kinde
kein "intellektualisiertes Problemkind" zu machen.

Als Frau empfinde ich dieses Gefühl von "Ich bin bereit für ein Kind, weil ich mich frei und stabil
fühle, aber ich muss es mir jetzt nicht notgedrungen machen, nur um Liebe und Halt zu finden"
als die wundervollste Basis, um ein Kind großzuziehen. Und genau diese Basis ist bestimmt auch
eine gewisse Form von Prävention, um an manchen Stellen der Erziehung nicht vielleicht doch
in die Muster der eigenen Eltern zu verfallen. Zu sagen "Ich werde nie so sein, wie meine Eltern"
ist meines Erachtens der falsche Ansatz. Viel mehr muss man erkennen, dass unweigerlich sehr, sehr,
sehr viel von den eigenen Eltern in einem steckt. Erst wenn man diese Seiten erkennt, kennenlernt
und annimmt, kann man diese auch entsprechend händeln und seinem Kind gegenüber gerecht werden,
obwohl man ansätzlich so ist, wie die eigenen Eltern einem gegenüber waren. Die Natur, die
Gene, die Prägungen lassen sich am Ende eben nicht verleugnen.
Konflikte ausleben. Widersprüche testen. Brüche vollziehen. Mensch werden.
Das ist das Leben und es schreitet fort. Entweder du lebst es oder du lässt es,
aber wozu den Pudding aufbewahren, wenn du ihn nicht auch essen magst?

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 15:02

Notizzettelchen hat geschrieben: Als Frau empfinde ich dieses Gefühl von "Ich bin bereit für ein Kind, weil ich mich frei und stabil fühle, aber ich muss es mir jetzt nicht notgedrungen machen, nur um Liebe und Halt zu finden" als die wundervollste Basis, um ein Kind großzuziehen.
Das ist genau der Punkt, der mich hier nachdenklich macht. Worin, roxolana, liegt deine Motivation für ein Kind? Die im ersten Beitrag genannten Gründe beinhalten alle ein "ich will etwas für mich": Geborgenheit, Ordnung im Tagesablauf, bedingungslose Liebe, Fehler der eigenen Eltern "auslöschen", aktuelle Probleme in die Zukunft verschieben.

Da ging der Satz von caro auf Seite 1 ein wenig unter:
caro hat geschrieben:
Wahrscheinlich will ich die bedingungslose Liebe genießen, die nur ein Kind schenken kann.
in erster linie wirst du deinem kind diese liebe schenken müssen.
Elternschaft ist kein ausschließliches Geben (man bekommt auch viel zurück, denke ich), aber auch kein ausschließliches Nehmen. Weißt du, roxolana, ich bin vollkommen überzeugt, dass du bereit bist, deinem zukünftigen Kind alles zu geben, was es braucht. Nur von der Motivation, Liebe und Geborgenheit zu schenken, deinen Tagesablauf in Unordnung bringen zu lassen, davon kam in diesem Thread bisher nicht so viel rüber.

Du siehst im Moment ein Kind als einzige Möglichkeit, all deine Wünsche und Sehnsüchte erfüllt zu bekommen, und klammerst andere Möglichkeiten von vornherein aus. Bedingungslose Liebe kann dir auch ein Hund schenken... nur als Beispiel.

Bitte empfinde meinen Beitrag jetzt nicht als Angriff oder als Kehrtwendung zu meinem letzten. Ich bin eben genau so hin- und hergerissen wie du. Ich fände es auch interessant, die Frage, die du in deinem Eingangsbeitrag gestellt hast, an die Eltern hier im Forum weiterzugeben: Was ist denn die richtige Motivation für ein Kind?

Also an die Eltern: Was war eure Motivation?
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.


Eremit
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 15:45

Warum eigentlich nicht ein Kind adoptieren? Es gibt so viele arme Kinder da draußen, um die sich niemand kümmert...

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(V)
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 16:49

Ihr seid wirkliche alle gerade sehr diplomatisch mit Roxolana. Deswegen will ich mir mal willentlich den Schuh des bösen Puhmann's anziehen und es etwas direkter aussprechen:

Ein Kind zu bekommen aussschließlich um sich ICH-Bedürfnisse zu erfüllen, nennt man auch emotionalen Missbrauch. Punkt. Da gibt es nicht viel zu beschönigen.

Bei diesen Erwartungen und Forderungen, die an das Kind und Mutterfunktion gestellt werden, sehe ich keine "Gefahr", dass es überfordert ist, sondern ich bin sehr überzeugt davon. Dass dem ganz sicher so sein wird. Und daran zu glauben, dass alles so reibungslos liefe wie geplant und erhofft, erachte ich bestenfalls für naiv. Das mag am jungen Alter liegen.

Mir drängen sich ein paar Fragen auf:

Wieso kann das Thema nicht bis nach der ohnehin schon geplanten Hochzeit warten? Wieso kann der Verlobte dir offenbar nichts von diesen Sehnsüchten erfüllen? Wenn es schon unbedingt eine äußere Motivation braucht, wieso reicht der Partner vorerst nicht aus? Wieso ist die Liebe selbst es nicht wert, sich um einen regelmässigen Tagesablauf zu bemühen? Viel eher noch, wieso bist du es dir nicht wert?

Ist dir bewusst, dass ein Kind per se "depressionsfördernd" ist? Und damit ich nicht nur die postnatale Depression. Ich weiß, es klingt komisch, aber liegt auf der Hand: Meist gehen damit schlaflose Nächte, finanzielle Sorgen, soziale Isolation und viel, viel Stress und Sorgen einher, außerdem jede Menge gravierende Änderungen in der Partnerschaftsebene.

Aber zum Glück gibt es gegen alles eine Pille? Selbst wenn du die Texte im englischen Original gelesen hast, dürfte dir doch klar sein, dass sie sehr subjektiv von den AD-Herstellern in Auftrag gegeben wurden?!
Nein, sich trotz bekannter Risikien solch Zusatz-Risiken auszusetzen und mögliche Symptome mit einer Pille zu verdrängen erachte ich nicht als "verantwortungsbewusst". (Früher oder später kommt es doch hoch! Dann auf Kosten des Kindes!) Du kannst doch noch nicht mal richtig für deine eigene psychische Gesundheit sorgen. Wie willst du denn da wirkliche Verantwortung für ein Kind übernehmen?
Zuletzt geändert von (V) am Mi., 12.08.2009, 17:13, insgesamt 2-mal geändert.

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ninith
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 16:54

Anastasius hat geschrieben: Vom Psychoanalytiker D. Winnicott stammt der Ausdruck "good enough mother", der mir deshalb gefällt, weil er nicht ausschließlich defizit-orientiert ist.
Als ich in der Babysprechstunde war, haben die Mitarbeiter dort auf meine Ängste, keine gute Mutter sein zu können, geantwortet, dass sie viele Eltern mit psychischen Problemen großen Sorgen machen und alles richtig machen wollen beim Kind und dass diese Ängste meist nicht begründet sind. Denn Fehler muss jeder Mensch (auch eine Mutter oder ein Vater) machen, wir sind ja keine Maschinen. Das hat mich sehr ermutigt. Natürlich ist das keine Einladung, gedankenlos mit dem Kind umzugehen. Ich denke, es ist sehr wichtig, mit den gemachten Fehlern verantwortungsvoll umgehen zu können.

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ninith
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 17:01

Hallo Notizzettelchen,

danke für deine Beiträge und die Komplimente. Was du geschrieben hast, finde ich alles sehr richtig.
Notizzettelchen hat geschrieben: Als Frau empfinde ich dieses Gefühl von "Ich bin bereit für ein Kind, weil ich mich frei und stabil
fühle, aber ich muss es mir jetzt nicht notgedrungen machen, nur um Liebe und Halt zu finden"
Das wäre natürlich perfekt. Aber was soll ich machen, wenn der Kinderwunsch so dringend ist, dass es mir jedesmal einen Stich versetzt, wenn ich eine Schwangere oder eine Mutter mit kleinem Kind sehe?
Zu sagen "Ich werde nie so sein, wie meine Eltern" ist meines Erachtens der falsche Ansatz.
So habe ich das auch nicht gemeint. Ich stelle oft fest, dass ich in einigen für mich schmerzhaften Dingen meiner Mutter ähnlich bin. Andererseits haben meine Eltern auch viele Dinge richtig gemacht, und es gibt für mich keinen Grund, diese zwanghaft anders machen zu wollen. Ich will nur die Dinge, die meine Eltern falsch gemacht haben, nicht wiederholen, was nicht heißt, dass ich das genaue Gegenteil machen werde, weil das oft genauso falsch ist.

Gruß, roxolana

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