Ist Psychotherapie eine Heilmethode? (aus: Emot.Entt.)

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 22.01.2009, 12:22

Zerrissene hat geschrieben: Und wenn sich Jenny einen sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit hat einreden lassen, so trägt sie zumindest Mitschuld.

Nö, wenn jemand psychisch labil ist, bei einer vermeitlichen Vertrauensperson Hilfe sucht und das dann jede Woche mehrere Stunden lang suggeriert bekommt ist die Chance daß das irgendwann funktioniert recht gross....
Vor allem wenn da eh Erinnerungslücken sind.

Und in dem Zusammenhang wird einem von Therapeuten ja auch eingeredet daß Widerstand gegen die Therapie ein Zeichen davon ist daß an dem vermeintlich "aufgedeckten" was dran ist. Also WENN Du Zweifel und Widerstände dagegen hast wird noch zum Beweis stilisiert daß da ein Problem vorhanden ist. Und wenn man dann eben labil und wenig in der Lage ist Grenzen zu setzen dann sickert die Idee langsam ein und schlägt Wurzeln.

Das ist ja wohl kaum so verlaufen daß die Analytikerin gesagt hat, "Frau X, sie sind als Kind misbraucht worden" und Frau X dann geantwortet hat "Ah, ja Frau Y wenn sie das sagen, dann stimmt das natürlich, ja klar, jetzt kann ich mich erinnern..... "
So platt läuft das natürlich nicht...

Mir persönlich kann sowas niemand einreden, was aber daran liegt daß ich eine manipulative Mutter hatte und jede Form von manipulativem Verhalten erstens auf 100 Meter gegen den Wind rieche und dazu hasse wie die Pest.
Aber bei jemandem der selbstunsicher ist und im Aussen Hilfe sucht und keine Panik vor Manipulation hat wie ich wird das irgendwann funktionieren.

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Thread-EröffnerIn
max35
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Beitrag Do., 22.01.2009, 13:16

Zerrissene hat geschrieben:
Na, da hat ja Jenny hier (im Forum) endlich erreicht, was sie schon immer wollte.

Zerrissene
Ich denke, Jenny will hier im Forum nichts anderes erreichen, als ihre Meinung kundzutun.
Man kann diese Meinung annehmen oder ablehnen - das bleibt jedem selbst überlassen.

Von Schuld kann man hier m.M. nach überhaupt nicht sprechen.
Wenn jemand auf der Suche nach der Lösung für ein ihn quälendes Problem ist, so ist er nun mal empfänglicher für alle möglichen Theorien als jemand, bei dem alles paletti ist. Das ist im Prinzip daselbe wie mit Drogen, weil für die sind ja auch nicht Leute empfänglich, welche einen festen Halt im Leben haben, sondern solche, welche glauben, damit ihre Probleme zu "lösen".
Wenn man hier von Schuld sprechen kann, dann bei dem, der eine ungeprüfte oder unüberprüfbare Theorie verantwortungslos in die Welt gesetzt hat. Wenn es sie nicht gibt, kann man nämlich auch nichts annehmen.

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StefanM
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Beiträge: 207

Beitrag Do., 22.01.2009, 13:46

@Caro, Zucker

Vielen herzlichen Dank für Euren Zuspruch!

Der hilft mir echt sehr. Ich versuche nämlich derzeit mit meinen Postings hier auch, so etwas wie eine eigene persönliche Haltung zur PT zu entwickeln, was mir nicht so leicht fällt, wie man anhand meiner Postings vielleicht vermuten könnte.

Es ist mir daher eine große Bestätigung, dass ich offenbar mit meinen Gedankengängen nicht ganz allein bin.

@Max

Ich habe an Dich mal eine Frage, die ich bitte nicht falsch zu verstehen.

Denn ich respektiere Deine Beiträge hier sehr. Man spürt hinter der Energie, mit der Du diesen thread hier führend mitbetreibst, Deine starken moralischen Überzeugungen, die Dich die hier angesprochenen Missstände in der Praxis der PT vollkommen zu recht rügen lassen.

Meine Frage: Inwieweit reflektierst Du, was es Dir eigentlich persönlich bringt, hier weiter gegen diejenigen, die anderer Überzeugung sind als Du, anzuschreiben, Belege zu bringen usw. ?

Die Frage ist doch: Gerade wenn es alles so ist, wie Du schreibst, dass also die Psychologie im Prinzip ein halbwissenschaftliches Geschwurbel ist, ihre realen Vertreter in der großen Mehrzahl unfähig, die ihnen eigentlich gestellten beruflichen Aufgaben zu lösen usw...

...UND man dazu noch mit entsprechenden Hinweisen bloß Argumentationsreflexe auslöst, die tatsächlich eher an Religion als an Wissenschaft erinnern (so wäre es z. B. kein Problem, Dir Dein Engagement hier mit psychologischen Argumentationsmustern in die sublimierte Verarbeitung persönlicher Enttäuschung umzudeuten - wenn Du nicht siehst, dass die Ursache des Problems letztlich bei Dir liegt, bist Du ein Ungläubiger)... )

...wenn also all das stimmt, dann stellt sich doch für diese Diskussion, die Du hier führst, schlicht die Sinn-Frage.

Reflektierst Du für Dich, welchen Sinn diese Diskussion hier für Dich ganz persönlich macht? Wie sie Deiner Lebenszufriedenheit dient? Welche Rolle Deine Emotionen dabei spielen? (und bitte entschuldige, wenn ich mich jetzt schon selbst fasst wie ein Psychologe ausdrücke ich hoffe, Du verstehst, und es ist echt nicht bös gemeint.)

Oder nochmal andersrum gefragt: Wäre die angemessene Befassung mit einem Fach, dass sich tatsächlich in einem solchen real existierenden Zustand befindet wie die Psychologie, die Du hier skizzierst (und ich glaube, dass Du zwar nicht völlig, aber leider in weiten Teilen recht damit hast) denn überhaupt die weitere Auseinandersetzung mit ihr? Es wäre dann doch sozusagen "Hopfen und Malz verloren".

Wäre die angemessene Reaktion nicht gerade dann, wenn alles so ist, wie Du es hier beschreibst, schlicht ein Auf-Sich-Beruhen-Lassen?

Was interessiert Dich noch an Psychologie bzw. PT, dass Du bereit bist, hier Zeit zu opfern?

Viele Grüße, StefanM
The whole man must move at once!

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MinaM
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Beitrag Do., 22.01.2009, 14:15

Hallo StefanM,
Meine Frage: Inwieweit reflektierst Du, was es Dir eigentlich persönlich bringt, hier weiter gegen diejenigen, die anderer Überzeugung sind als Du, anzuschreiben, Belege zu bringen usw. ?
Also Max wollte schon längst aus diese Thread aussteigen. Eigentlich haben ich und er tatsächlich ja schon alles gesagt, was wir von PT halten.
Tatsächlich provoziert man uns aber ständig, unterstellt uns irgendwelche falschen Motive bis hin zur Beleidigung, wie im Falle Max ("Du bist wirklich nur eine triviale Maschine) in meinem Fall (du bist sowas einbetoniert).
Und wenn wir auf diese Anfeindungen reagieren, nur weil wir es wagen die "heilige PT" in Frage zu stellen, und damit ein Tabuthema berühren, dass Viele nicht angetastet sehen wollen, dann wird natürlich wieder unterstellt, wir würden mit der Brechstange versuchen die Leute von unserer Meinung zu überzeugen.
Obwohl ich und auch max vielfach und an mehreren Stellen gesagt haben: "Es ist jedem frei gestellt, wie er über PT denken will !!"

Aber ich habe schon den Eindruck, dass da Viele sind, die das was ich und max geschrieben haben, wohl lieber niemals gelesen hätten. Um vielleicht weiter an PT glauben zu können?

Und was die größte "Unverfrorenheit" ist, wir haben nicht nur gesagt, dass Therapie nichts bringt, wir haben auch noch gewagt zu sagen: Therapie schadet!! Und wie weitreichend sie schadet ist nicht bekannt weil ja nicht untersucht und von den PTlern nie auch nur erwähnt.
Das wollen die Leute nicht hören, weil sie glauben etwas das nicht ausgesprochen wird, existiert deshalb nicht. Aber wem soll dies was bringen, darüber zu schweigen, den Klienten sicher nicht.

lg
MinaM
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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Saul
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Beitrag Do., 22.01.2009, 14:55

Hallo,

zwar habe ich diesen Thread noch nicht vollständig gelesen - aber mir immerhin einen guten Eindruck dieser interessanten Kontroverse verschafft.

Diese Auseinandersetzung ist sicherlich wertvoll und veranlasst vielleicht sogar so manch einen Leser, nach Alternativen zu einer Psychotherapie zu suchen, wenn er bisher auch zu einer solchen, als das "einzig wahre Hilfsangebot" unserer Zeit, tendierte. Aber was sollte eine geeignete Alternative sein, wenn der Leidensdruck immer größer wird und eventuell sogar eindeutig tiefenpsychologische Ursachen aufweist? Welches alternative Angebot hat den Anspruch, eben so sehr psychologisches Leid lindern zu können, wie es die Psychotherapie mit ihren zahlreichen Methoden immerhin versucht?

Mir fällt da nichts Weiteres ein. Deshalb werde ich mich in Kürze aufgrund einer Angststörung in psychotherapeutische Hände begeben. Nicht nur die Psychotherapie macht stolz ihre Erfolgsquote - zumindest hinsichtlich einer Angststörung - öffentlich; es ist auch mein Eindruck, den ich in Gesprächen mit zufriedenen Klienten gewonnen habe, daß die Erfolgsquote mit angegebenen 90% recht hoch ist.

Aufgrund eigener früherer Erfahrungen mit Psychotherapie bin ich zwar generell skeptisch, und auch ich habe diese Möglichkeit lange abgelehnt, doch möchte ich aufgrund der Aussagen einiger Bekannte, die sich nun "geheilt" oder immerhin besser fühlen, vertrauen und mich nicht zuletzt auf oben angegebenen Wert verlassen können. Sollte ich auch Gefahr laufen, noch einmal eine unschöne Erfahrung zu machen, so ist doch der Gedanke, einmal angstfrei(er) und unbeschwert(er) durchs Leben zu gehen ein sehr angenehmer. Ein Versuch, sich auf solch einen "Experten" einzulassen, kann meines Erachtens nicht schaden, wenn man selbst die Möglichkeit von vornherein nicht ausschließt, auch einen "Scharlatan" vor sich sitzen zu haben zu können.

Gruß,
Saul

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StefanM
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Beiträge: 207

Beitrag Do., 22.01.2009, 15:12

Hi Mina,

ich versteh Deinen Punkt.

Aber nochmal: Was spricht aus Deiner Sicht (ich spreche jetzt einfach mal Dich an, auch wenn sich die Frage oben eigentlich an Max gerichtet hat, er kann ja selbst wenn er möchte noch drauf antworten), was spricht also aus Deiner Sicht dagegen, hier eine etwas entspanntere Haltung einzunehmen? Gerade wenn Du selbst erkennst, dass es doch sowieso unmöglich ist, die andere Seite hier "zu überzeugen".

Eine entspanntere Haltung, so im Stile dieses schönen englischen Sprichworts: Let's agree to differ.

Welche Emotionen treiben Dich?

Das mit den Beledigungen, die Du beschreibst, ist natürlich nicht schön, aber das kann doch im Ernst kein Grund sein, in einem Internet-thread "drinzubleiben". Das gehört doch irgendwie dazu.

Für mich wär das jedenfalls kein Grund. Selbst wenn hier jemand mit einer Signatur auftreten würde: "StefanM ist ein Vollidiot" - das könnte mich doch im Ernst nicht davon abhalten, wichtigere Sachen zu tun, wenn ich sehe, dass die eigentliche Diskussion nicht mehr produktiv ist, weil sich die Standpunkte zu sehr verhärtet haben.

Die natürlich Haltung wäre doch dann eigentlich auch für Dich: Ich verschwende meine Zeit nicht in einer Diskussion mit solchen Vollidioten, ich hab wichtigeres zu tun.

Die Frage bleibt also: Warum bleibst Du hier? Sie ist übrigens echt nicht bös gemeint, sondern interessiert mich wirklich.

LG, Stefan
The whole man must move at once!

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MinaM
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Beiträge: 461

Beitrag Do., 22.01.2009, 15:30

Hallo Stefan,

ich denke ich habe deine Fragen schon beantwortet.
Ich wäre ja schon nicht mehr hier, wenn nicht immer wieder provokative Unterstellungen kämen.
Ich habe meinen Standpunkt zur PT dargelegt.
Unter anderem muss ich auch s gestehen, dass immer wieder haarsträubende angeblich "wissenschaftliche" Texte hier reingestellt werden, einige direkt an max und mich gerichtet, wo ich tatsächlich nicht wiederstehen kann, diese abstruse Pseudo-Wissenschaflichkeit zu kommentieren.
Ähnlich wie du ja jetzt auch wieder eine Frage, die ich schon längst für beantwortet halte, an mich richtest und gleichzeitig dich irgendwie anscheinend "wunderst", dass ich auf deine Frage mit einer Reaktion antworte.

Aber mal eine andere Frage an dich Stefan, die du ehrlich beantworten sollst: Warum versuchts du hier mit allen Mitteln uns aus dem Thread rauszubekommen, damit wir nicht mehr offen über unsere Meinungen über PT sprechen sollen. Damit du ja nicht auch in Zukunft deinen Verstand benutzen musst, wenn es um PT geht ?

lg
MinaM

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kamikatze
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Beitrag Do., 22.01.2009, 15:55

ich finde das einen sehr unterhaltsamen thread: much ado about nothing, aber mit stil und fanfaren, hysterischen Agnostik-Allüren und intellektuellem Disput (ne, nicht diskurs).

bleibt ein seichter nachgeschmack bei mir: viel gemotzt aber nicht begriffen. und bei diesem emotionalen pupser könnte ich mich wohl mit links auf irgend einen wissenschaftlicen ausspruch berufen, der dann aufgrund der formalen präsentation gleich wieder hinterfragt werden würde.

Ich zitiere hier munter aus meiner aktuellen Lektüre:
Mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden - rund ein Viertel der Depressiven - bleibt ganz unversorgt, und etwa jeder zweite - circa dreizehn Prozent - wird unsachgemäss behandelt, oft mit Beruhigungspillen oder abwegigen Psychotherapien. Von dne übrigen erhält die Hälfte - etwa sechs Prozent - von allem, was Not täte, zu wenig. Damit verbleiben ungefähr sechs Prozent der Depressiven, die ordentlich therapiert werden. (...) Nur ein bis zwei Prozent kommen in den Genuss einer wirklich optimalen Behandlung, sagt Greden als Leiter des Mental Health Research Institute der University of Michigan (...) (Solomon, 2001, S. 26-27).

zahlen, zahlen, zahlen. na und.
mag im nachhinein vielleicht erklärungsspielraum für einen misserfolg bieten oder aber hoffnung auf eine heilung speisen. die frage wäre unabhängig von konkreten zahlen (ja, über diese lässt sich sicerlich streiten...): wie liesse sich allenfalls die optimierbarkeit der erfolgsquote (und hierbei sind meine zitierten zahlen in bezug auf depris symptomatisch gemeint) erhöhen? hierbei liesse sich in meinen augen konstruktiver diskussionsfundus finden.

nur eine politisch unkorrekte frage habe ich noch: wie kommt es, dass sich eine derart vehemente anti-PT-zelle so oft und intensiv in einem gewissermassen tendenziösen forum aufhält???

gruhuuusss.........................................
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Admin
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Beiträge: 2724

Beitrag Do., 22.01.2009, 17:16

An die lieben hier Schreibenden:

wie immer auf Seite 30 (und damit nach beinahe 500 (!) Beiträgen),
aus Wartbarkeitsgründen bitte in einem anderen Thread (z.B. "Teil 2") fortsetzen. Danke!

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