Gemeinsam mit Therapeuten im 'Urlaub'?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag So., 06.09.2020, 09:54

Singingsaskia hat geschrieben: Do., 03.09.2020, 15:12 Der Therapeut hat mich dann vom Auto abgeholt (peinlich) und mir meine Uhr abgenommen (ich musste ja schon fast lachen deshalb).
Singingsaskia hat geschrieben: Sa., 05.09.2020, 20:20 Nein er meinte Frau Saskia, könnten sie heute bitte mal versuche die Uhr abnehmen, ich weiß sie wollen immer kontrollieren wie lange die Stunde noch geht, aber vlt wäre es für heute besser sie würden sich nicht davon leiten lassen.
So oder so ähnlich wars.
Was denn nun? Unter "Uhr abnehmen" verstehe ich schon noch was anderes als die Bitte, die Uhr selbst abzulegen. Wenn er dir die Uhr tatsächlich selbst abnimmt, dann dringt er ja unter Umständen auch in deine (körperliche) Intimsphäre ein, berührt dich möglicherweise am Handgelenk. "Uhr abnehmen", das hat für mich etwas von "Ritter auf dem weißen Pferd" der fürsorglich die ohnmächtige Prinzessin in seinen Armen auffängt und im Laufschritt unter Riskierung seines eigenen Lebens in Sicherheit bringt. Mal ganz zugespitzt formuliert.

Du transportierst durch dieses Bild und durch diese Formulierungen ja auch etwas - hier ins Forum hinein und auch in deine eigene Vorstellungswelt....
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― Anne Lamott

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Sehr
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Beitrag So., 06.09.2020, 09:58

Ja. Und deshalb fast zu lachen, finde ich merkwürdig. Die Uhr gibt dir ja Sicherheit und Kontrolle, so hab ich das verstanden.
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DieBeste
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Beitrag So., 06.09.2020, 09:59

Sehr hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:58 Ja. Und deshalb fast zu lachen, finde ich merkwürdig. Die Uhr gibt dir ja Sicherheit und Kontrolle, so hab ich das verstanden.
Ob das alles so stimmt ...?

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Sehr
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:07

Ist die Hochzeit jetzt? Oder wann. Ich meine hier schon schrägere Geschichten gelesen zu haben. Ob das stimmt, weiß ich nicht.
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Anna-Luisa
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:10

Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:24 Ja. Ich finde zudem die Tatsache, dass ihm das gemeinsame Singen und die Hochzeit wichtiger ist als die therapeutische Aufgabe, schräg.
Ich konnte nirgends lesen, dass ihm der gemeinsame Gesang wichtig wäre. Ihm war es aber wohl wichtig, wie vereinbart, Trauzeuge und Sänger auf der Hochzeit seines besten Freundes zu sein.

Schräg fände ich es, wenn jemand die Hochzeit seines Freundes als unwichtiger betrachtet als seine Patienten.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


Bilderbuch
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:19

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:10
Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:24 Ja. Ich finde zudem die Tatsache, dass ihm das gemeinsame Singen und die Hochzeit wichtiger ist als die therapeutische Aufgabe, schräg.
Ich konnte nirgends lesen, dass ihm der gemeinsame Gesang wichtig wäre. Ihm war es aber wohl wichtig, wie vereinbart, Trauzeuge und Sänger auf der Hochzeit seines besten Freundes zu sein.

Schräg fände ich es, wenn jemand die Hochzeit seines Freundes als unwichtiger betrachtet als seine Patienten.
Ja grundsätzlich schon (wir wissen nicht, ob das sein bester Freund ist..., manche sagen einem Familienmitglied aus diversen Gründen eine Teilnahme ab) und deshalb wäre eine einzige Lösung den Therapieauftrag abzugeben, weil die Einhaltung der Intimsphäre, die für den Therapieerfolg nötig ist, schon seit der erfolgten Probe nicht mehr vorhanden ist.
Die Konsequenzen haben wir alle mitbekommen.
Zuletzt geändert von Bilderbuch am So., 06.09.2020, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Montana
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:20

So ein großer Zufall ist das doch gar nicht, dass es gänzlich unwahrscheinlich ist. Ein Jackpot im Lotto ist unwahrscheinlicher. Es wohnt auch nicht jeder in einer Großstadt. Bei uns hier ist es ein Running Gag, dass die Welt nunmal seeehr klein ist. Man kennt dieselben Leute in verschiedenen Kontexten. Zum Beispiel war ich mal beim Versorgungsamt zwecks Widerspruch gegen einen Bescheid wg. eines GdB. Treff ich da eine Bekannte, die mir sofort weitergeholfen hat. Hatte einen Unfall auf einem Parkplatz und der Verursacher ruft die Polizei: kommt ne Freundin von mir (mit Uniform, Streifenwagen und einem Kollegen). Wir haben uns herzlich begrüßt und nicht so getan, als würden wir uns nicht kennen. So ist das Leben außerhalb einer anonymen Großstadt.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:22

Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:19 Ja grundsätzlich schon (wir wissen nicht, ob das sein bester Freund ist..., (...)
Doch. Das teilte der Bräutigam Saskia mit.
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Anna-Luisa
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:30

Montana hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:20 So ein großer Zufall ist das doch gar nicht, dass es gänzlich unwahrscheinlich ist.
Und in Saskias Fall bezieht sich der Zufall auf eine Region.

Als wir umzogen, stutzte ich bei einem Cafèbesuch. Ich sah eine Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam. Vor 20 Jahren hatte ich sie zuletzt gesehen - acht Stunden Autofahrt entfernt lebend. Sie war eine Bekannte aus Kinderzeiten. Jetzt sind wir fast Nachbarn.
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Montana
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:31

Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:24 Abgesehen davon eine dreistündige Therapiestunde ist eine Zumutung/Höchstleistung in dem Zustand der Patientin, nicht ohne Grund dauert sie gemäß Leitfaden 1! Stunde.
Das war doch gar keine Therapiestunde, sondern Krisenintervention. Mit dem Ziel der Stabilisierung. Und da hängt es vom Einzelfall ab, wann eine merkliche Veränderung in Richtung einer Beruhigung möglich wird.

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Montana
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:36

lisbeth hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:54 Was denn nun? Unter "Uhr abnehmen" verstehe ich schon noch was anderes als die Bitte, die Uhr selbst abzulegen. Wenn er dir die Uhr tatsächlich selbst abnimmt, dann dringt er ja unter Umständen auch in deine (körperliche) Intimsphäre ein, berührt dich möglicherweise am Handgelenk. "Uhr abnehmen", das hat für mich etwas von "Ritter auf dem weißen Pferd" der fürsorglich die ohnmächtige Prinzessin in seinen Armen auffängt und im Laufschritt unter Riskierung seines eigenen Lebens in Sicherheit bringt. Mal ganz zugespitzt formuliert.

Du transportierst durch dieses Bild und durch diese Formulierungen ja auch etwas - hier ins Forum hinein und auch in deine eigene Vorstellungswelt....
Ich habe Saskia problemlos verstanden. Ihre genauere Beschreibung des Ablaufs entspricht haargenau dem, was ich mir unter "Uhr abnehmen" vorgestellt hatte.
Und ich finde es sehr merkwürdig, da irgendwas anderes herauszulesen. Das Wort "abnehmen" wird nämlich sehr oft so verwendet wie Saskia das gemacht hat UND der Kontext gibt auch gar nichts anderes her. Was sonst hätte der Therapeut realistischerweise tun können, als sie zum Ablegen der Uhr aufzufordern, also verbal?


Bilderbuch
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:43

Montana hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:31
Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:24 Abgesehen davon eine dreistündige Therapiestunde ist eine Zumutung/Höchstleistung in dem Zustand der Patientin, nicht ohne Grund dauert sie gemäß Leitfaden 1! Stunde.
Das war doch gar keine Therapiestunde, sondern Krisenintervention. Mit dem Ziel der Stabilisierung. Und da hängt es vom Einzelfall ab, wann eine merkliche Veränderung in Richtung einer Beruhigung möglich wird.
Krisenintervention kenne ich als ( in der Regel selbst initiierte) Inanspruchnahme der psychiatrischen Dienste/Ambulanzen, wenn der Bedarf über die vereinbarte Zeit von einer Stunde und meinetwegen paar Minuten mehr hinausgeht.
Im Sinne der Übung der Selbstverantwortung und Einhaltung der beidseitigen erforderlichen Distanz.
Zuletzt geändert von Bilderbuch am So., 06.09.2020, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.

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lisbeth
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:48

Montana hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:36 Und ich finde es sehr merkwürdig, da irgendwas anderes herauszulesen. Das Wort "abnehmen" wird nämlich sehr oft so verwendet wie Saskia das gemacht hat UND der Kontext gibt auch gar nichts anderes her
In dem Kontext wie Saskia das zunächst dargestellt hat, wirkt sie auf mich willenlos und passiv und lässt das eben mit sich machen. Die Bitte, die Uhr selbst abzunehmen, ist in meinen Augen etwas anderes. Und dazu kann ich mich dann auch selbst verhalten und positionieren. Stichwort Eigenverantwortung. Aber das scheint hier sowieso der rote Faden zu sein.
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Sadako
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:51

Montana hat geschrieben: So., 06.09.2020, 10:31
Bilderbuch hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:24 Abgesehen davon eine dreistündige Therapiestunde ist eine Zumutung/Höchstleistung in dem Zustand der Patientin, nicht ohne Grund dauert sie gemäß Leitfaden 1! Stunde.
Das war doch gar keine Therapiestunde, sondern Krisenintervention. Mit dem Ziel der Stabilisierung. Und da hängt es vom Einzelfall ab, wann eine merkliche Veränderung in Richtung einer Beruhigung möglich wird.
Habe ich so tatsächlich noch nicht erlebt. Meine Therapeutin hat zwei oder drei Mal deutlich überzogen (rund eine halbe Stunde) in einer Krisensituation. Typischer wäre bei mir, dass wir eine zweite Sitzung vereinbaren oder ein unterstützendes Telefonat . In einer Situation, wo stundenlange Krisenintervention notwendig sind, würde sie mir ganz klar sagen, dass es gerade ambulant nicht aufzufangen ist und mir eine stationäre Krisenintervention ans Herz legen.

Die Bauchschmerzen die ich bei Saskias Situation habe hängen damit zusammen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ihr Therapeut noch neutral auf die Situation guckt. Nehmen wir an, er würde eigentlich eine stationäre Krisenintervention sinnvoll finden, es hätte ja Konsequenzen für sein Privatleben...
Macht der Therapeut also eine dreistündige Megasitzung, weil das für ihn der therapeutisch richtige Weg ist Oder versucht er alle Bälle in der Luft zu halten...Saskia zu stützen und die Hochzeit zu retten?
Zuletzt geändert von Sadako am So., 06.09.2020, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 06.09.2020, 10:51

lisbeth hat geschrieben: So., 06.09.2020, 09:54 Du transportierst durch dieses Bild und durch diese Formulierungen ja auch etwas - hier ins Forum hinein und auch in deine eigene Vorstellungswelt....
Finde ich nicht. Ich habe es so wie Montana verstanden. Wenn ich beim Pokern mein goldenes Armband verliere, ist ja auch eher nicht davon auszugehen, dass es im Spielraum auf den Teppich gerutscht ist.
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