candle. hat geschrieben: ↑Fr., 03.01.2020, 23:36
Über was soll denn aufgeklärt werden? Mir erschließt sich der Sinn jetzt nicht.
Die Therapeutin im Artikel von DIE ZEIT hatte meiner Meinung nach Lösung mit Ursache verwechselt: "Reißt euch zusammen/Bedürfnisbefriedigung priorisieren" als Lösung genannt und mit der Ursache verwechselt. Die Ursache, dass viele Menschen sich eh schon dem Zeitgeist gemäß auf die Bedürfnisbefriedigung fokussiert haben und enttäuscht sind, dass das nicht immer in dem Umfang möglich ist, viel Konkurrenz, Druck ... herrscht.
Da braucht man sich ja auch nicht wundern, wenn sich manche, so wie scheinbar in der Reha, denken, "ihr könnt mich alle gern haben, wenn ich was wollen soll, was ich nicht kriegen kann und den Frust damit lösen soll, dass ich es kriege, weil ich es will"!!
Und da greift für mich mein Gefühl der Unlogik oder Paradoxie ein, das ich so oft bei Therapie habe und mein Eindruck, dass Therapie aus logischen Gründen in sehr vielen Fällen (ungewollt) das Problem produziert, das es verhindern oder lösen wollte.
Über mein letztes Beispiel mit den jungen Menschen in Ausbildung und dem "Schleppfang" wollte ich das verdeutlichen:
(aus Studien/Erhebungen bekannt:)
Beispielsweise wird gesagt, dass ausländische Studierende oder Studierende, die nicht aus einem akademischen Elternhaus kommend, häufiger Probleme im Studium haben. Was sie selbst oft nicht wussten war, dass es nicht daran liegt, dass sie weniger intelligent, fleißig oder psychisch fit, resilient, oder umgänglich und offen waren, sondern daran, dass ihnen ohne es zu ahnen, Gepflogenheit des Unilebens nicht so bewusst waren und sie damit in eine nachteilige Position gerieten. (ich glaub sogar eines davon ist, dass sie auf weniger Partys gehen, weil sie zu Hause bleiben, um zu lernen oder um am nächsten Morgen in die 8 Uhr Vorlesung zu gehen und dann die Infos nicht mitbekommen, wenn auf der Party darüber geredet wird, wie man sich besser auf diese und jene Prüfung vorbereiten kann, ohne die halbe Bibliothek zu durchkämmen...)
Wenn sie dann Probleme mit dem Studium bekamen und zur psychologischen Beratungsstelle gingen, kam natürlich die Frage nach Beziehungen, Familie, Lernen und wo es denn im Leben vielleicht hakt ect. Als aber die Therapeuten noch nicht auf dem Schirm hatten, den Studenten könnten vllt implizite Informationen im Alltag an der Uni fehlen, wodurch sie es schwerer haben als andere Kommilitonen, waren vllt Themen in Psychotherapie, "deine Eltern trauen es dir nicht zu" oder "du traust es dir nicht zu" oder "du willst sie nicht enttäuschen und stehst unter großem Druck" oder "ach, dein Elternteil ist vermutlich psychisch krank/ist insgeheim missgünstig" was auch immer! Bei einer Studentin fand sich bestimmt auch noch der Onkel, Lehrer, Turnlehrerer, der vllt nicht massiv übergriffig war, aber halt irgendwie unangenehm und die damals schon pro Frauenrechte sensibiliserite/n TherapeutIn fand das sehr wichtig, bingo vllt Missbrauch?
Halt typische Ursachenfahndung und Geschwurbel in Psychotherapie auf der Suche nach einem Erklärungsmodell. Mit dem man meint, therapeutisch arbeiten, auflösen zu können, helfen zu können.
Derweil hat das nur das Problem befeuert. Das eigentliche Problem (Informationsdefizit über Unausgesprochenes) wurde nicht verbessert (weil es nicht erkannt wurde) und vergrößert, weil es eine Bestätigung für den Studierenden war, ich gehöre da irgendwie nicht so dazu/bin nicht so leistungsfähig/nicht mein Milieu, oder eben ich bin psychisch krank, ein Opfer..
Und das meine ich mit "Chronisch krank durch Therapie" und von mir benannten "Maulwurfsgängen": weil da etwas in Gang gesetzt wird, das
a) nicht rückgängig gemacht werden kann
b) erhebliche negative Folgen haben kann
c) das Problem stabilisiert statt es zu lösen und
d) nicht mehr erkannt werden kann, dass es die falsche Ausgangshypothese war, weil das Problem durch den Versuch, dieses Problem zu lösen, Wirklichkeit geworden ist