Soll man Thera überhaupt sagen dass man 'verliebt' ist?
Hallo Candykills! Ich hatte bereits, während ich meine erste Antwort an Dich schrieb, darüber nachgedacht, die Phrasen "für mich" und "für mich persönlich" (ist das so), farblich hervor zu heben. Mir ist schon klar, dass Du es so empfindest, dass es für Dich gut und in Ordnung ist, mir jedoch verursacht die Vorstellung Ekel. Das macht Deines doch nicht schlechter! Es verdeutlich nur, wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Patienten sind. Ich schrieb extra nicht "stinken", sondern "riechen". Ich wollte Dich und Dein Verhältnis zu Deiner Thera auch nicht angreifen, sondern mir ging es darum, dass ich immer eine gewisse Sorge empfinde, wenn ich lese, wie eng sich viele Menschen emotional an ihre Therapeuten binden.
Mir bereitet diese Vorstellung Unbehagen und ich finde es auch irgendwie traurig, weil ich dann denke, dass das, was da beim Thera emotional ausgelebt wird, doch eigentlich viel eher in den privaten Sozialbereich gehört, dass es in guten Freundschaften, stabilen Bindungen, Partnerschaften usw. ausgelebt werden sollte. Dass das so oft nicht mehr möglich scheint, das sagt viel über unsere Gesellschaft aus, wie ich finde.
Ich wünsche (und gönne) Dir wirklich, dass für Dich alles gut funktioniert und Du einen guten Abschluss finden wirst. Du scheinst ein sehr freundlicher und gefühlvoller Mensch zu sein.
LG
Mondin
Mir bereitet diese Vorstellung Unbehagen und ich finde es auch irgendwie traurig, weil ich dann denke, dass das, was da beim Thera emotional ausgelebt wird, doch eigentlich viel eher in den privaten Sozialbereich gehört, dass es in guten Freundschaften, stabilen Bindungen, Partnerschaften usw. ausgelebt werden sollte. Dass das so oft nicht mehr möglich scheint, das sagt viel über unsere Gesellschaft aus, wie ich finde.
Ich wünsche (und gönne) Dir wirklich, dass für Dich alles gut funktioniert und Du einen guten Abschluss finden wirst. Du scheinst ein sehr freundlicher und gefühlvoller Mensch zu sein.
LG
Mondin
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Das sehe ich genauso wie Mondin.Mondin hat geschrieben: Vermutlich liegt es an meiner Sichtweise, nämlich dass ich einen Thera immer in erster Linie als eine Art Arzt betrachtet habe, zu dem ich zwar im besten Falle ein vertrauensvolles Verhältnis pflege und der mich kompetent behandelt, der für mich jedoch in keinster Weise im Fokus meiner sozialen Kontaktsuche steht.
Für mich persönlich wäre das, was Du, Candykills, beschreibst, regelrecht ekelig in meinem Empfinden. Ein riechender Thera, das ginge gar nicht. Für mich waren Körperlichkeiten innerhalb der Therapie absolut tabu,(...) Gut, Du assoziierst das damit, dass Du Deine Thera eben "mit allem was dazugehört" liebst, das kann ich schon durchaus nachvollziehen, für mich jedoch wäre das ein Alptraum.
Auch die Aussage, dass sie für Dich "soviel getan hat wie für keinen anderen Patienten" finde ich in diesem Zusammenhang bedenklich. Das suggeriert, dass Du ihr wichtiger bist als andere Patienten und fördert Deine Liebe zu ihr. Doch was wird aus Dir, wenn Du die Therapie beendet haben wirst, was, so las ich irgendwo von Dir, schon recht bald der Fall sein wird? Ich finde solche Äußerungen nicht gut, ich finde sie unprofessionell, weil sie in meinen Augen nicht im Sinne einer guten Ablösung des Patienten stehen. (...)
(...) Mein Thema ist, mich nicht selbst aufzugeben und gut für mich zu sorgen, Grenzen zu setzen und auf diese zu achten, dass sie von außen und von mir selbst geachtet werden.
stern, das was Du beschreibst, das meinte ich damit, als ich sagte, dass ich immer nach meinem Gefühl gegangen wäre. Man spürt ja selbst auch ob es passt. Was nützt mir ein Thera, der mich zwar ganz toll findet und mich liebend gerne therapiert, den ich jedoch abstoßend empfinde? Richtig, gar nichts. Insofern denke ich, dass die wichtigste Komponente die ist, die man selbst einbringt. Ich habe nämlich - genau wie Du - ein besseres Gefühl, wenn mein Thera nicht so sehr sendet, sich eher zurückstellt und mich arbeiten lässt, nur dann und wann lenkend eingreifend. Ich muss selbst drauf kommen, dann verinnerliche ich es auch.
Eine gute Zusammenfassung, mit der für mich das Thema hier beendet ist.
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Man muss aber auch nicht an 1-2 Sätzen die Professionalität messen, obwohl ich mit dem, was Mondin sagst, eigentlich auch übereinstimme. Meine Thera hat auch schon 1-2 Sätze in diese Richtung gesagt (weniger intensiv, aber ging Richtung Sonderbehandlung), aber das war es dann auch wieder. Ich denke man muss auch schauen, bei wem man ganz genau aufpassen muss und bei wem nicht. Als ich früher von ihr abhängig war hätte sie das nie gesagt, jetzt muss sie nicht mehr über jeden Satz so extrem nachdenken sondern sagt eben auch mal was, was danach aber auch keine übermäßige Bedeutung einnimmt. Manchmal sagt man sowas auch mal als Krisenintervention, wenn nichts mehr geht oder so, dass der Patient aufwacht. Ich finde es auch nicht optimal, aber gerade Candy's Thera ist extrem abstinent.
Aber Mondin, das mit den Körperlichkeiten kann dir doch bei deinem oder deiner Thera auch passieren. Dass sie mal riecht, mal fettige Haare hat oder so. Würde dich das so triggern?
Aber Mondin, das mit den Körperlichkeiten kann dir doch bei deinem oder deiner Thera auch passieren. Dass sie mal riecht, mal fettige Haare hat oder so. Würde dich das so triggern?
Ich denke, Speechless, dass ich heute damit leben könnte, auch wenn es mir nach wie vor unangenehm wäre. Ich hasse es auch generell in solche Situationen zu geraten, wo ich mit Menschen auf engem Raum zusammenkomme und unter Umständen diverse Ausdünstungen wahrnehmen muss. Mich ekelt das in einem gewissen Maße. Da es jedoch nicht (mehr) so schlimm ist, dass ich danach unbedingt unter die Dusche müsste und alle Klamotten in die Wäsche werfen, so wie das zu Zeiten meiner Therapien war (um das Jahr 1996-2001 herum), beeinträchtigt mich das nicht so sehr, dass ich unbedingt Handlungsbedarf sehen würde, das nun auch noch zu bearbeiten.Speechless hat geschrieben:[......]
Aber Mondin, das mit den Körperlichkeiten kann dir doch bei deinem oder deiner Thera auch passieren. Dass sie mal riecht, mal fettige Haare hat oder so. Würde dich das so triggern?
Ich verbuche das unter "akzeptable Restschäden" und lebe damit. Damals, zu Zeiten meiner Therapien, hätte ich die Stunde abgebrochen, was ich auch einige wenige Male (in Kliniken) tat, weil ich es nicht ertragen konnte. Ich habe eine Macke was das angeht. Das liegt an meiner Geschichte. Ich habe mit unzähligen Männern (und Frauen) intimen Kontakt gehabt. Da waren viele ekelige Sachen dabei. Das hinterlässt Spuren.
Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle jedoch nicht sagen.
LG
Mondin
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Gerade bei der Therapie für Menschen mit DIS gehört eine gewisse Art von "emotionalem Nachnähren" dazu. Da ist nichts Abartiges oder Ekeliges dabei. Man erhält das, was man nicht hatte und nie bekommen hat. Gerade die jungen Anteile brauchen das, denke ich. Immerhin erzählen auch diese über grausame Dinge. Würde ein Kind mir schreckliche Erlebnisse erzählen, dann würde ich es auch in den Arm nehmen und es trösten. Und dass man dann eine sehr enge Bindung aufbaut, das ist auch normal, bzw. sogar förderlich!
LG
LG
Sehe ich auch so. Und vielleicht sollte auch einfach mal gedanklich weggegangen werden von dieser "Sonderbehandlungsauffassung" dahin, dass es einfach auch eine individuelle Behandlung ist und eben individuell geschaut wird. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Man muss nicht aus jeder "ungewöhnlichen" Massnahme immer gleich Unprofessionalität rauslesen oder aber im Umkehrschluss sie als die "Heilungschance" schlechthin darstellen. Beides dürfte so pauschal einfach nicht richtig sein.Speechless hat geschrieben:(weniger intensiv, aber ging Richtung Sonderbehandlung)
Wichtig finde ich, dass ich als Patient verstehe, wie was gemeint und gedacht ist (es also transparent und nachvollziehbar klar gemacht wird), so dass ich mich nicht in irgendwelchen "therapeutischen Nebeln" verliere.
Zuletzt geändert von mio am Di., 02.08.2016, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Ja, kann ich verstehen. Gut, dass du damit leben kannst, denn es kann einfach mal passieren. Ich ekle mich tatsächlich auch schnell, aber ohne Trigger.
Wenn ich merke, dass ich meinem Gegenüber egal bin, bzw. dieser nicht eine gewisse Art von Sympathie für mich entwickelt hat, wieso sollte ich (und andere) Anteile dieser Person Vertrauen? Hat ja vorher auch nicht bei anderen Personen geklappt!
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Ja Mio, individuell passt deutlich besser als Sonderbehandlung. Individuell kann man ja eben nicht mit jedem Patienten das machen, was man mit einem anderen machen kann, ganz unabhängig davon, ob es ein mehr oder weniger ist, was gegeben wird.
Ich bin/war DIS, zum Glück in einer gemäßigten Form - also bitte generalisiere das nicht. Mich hätte das sofort in die Flucht geschlagen, weil ICH MICH ekele vor so etwas. Das ist mein Empfinden, nicht mehr, nicht weniger.Livlig hat geschrieben:Gerade bei der Therapie für Menschen mit DIS gehört eine gewisse Art von "emotionalem Nachnähren" dazu. Da ist nichts Abartiges oder Ekeliges dabei. Man erhält das, was man nicht hatte und nie bekommen hat.
Ja, du! Aber auch die anderen Anteile?! Du generalisierst nicht weniger!
Maaaaaan, hier geht es im Kern doch gar nicht um DIS! Das kurze Wörtchen kommt bald als Unwort des Jahres 2016 auf meine Liste.Livlig hat geschrieben:Ja, du! Aber auch die anderen Anteile?! Du generalisierst nicht weniger!
candle
Now I know how the bunny runs!
Hm.... stimmt schon. Ich finde jedoch, dass man ruhig auch einmal eine einzelne Äußerung oder Handlung (von der eigenen Warte aus) als unprofessionell klassifizieren können muss, OHNE dass dabei dann gleich die ganze Person als unprofessionell gesehen werden müsste. Mich stört dieses Absolute, das hier im Forum scheinbar sofort beim Hauch einer Kritik an den Tag gelegt wird.mio hat geschrieben: Man muss nicht aus jeder "ungewöhnlichen" Massnahme immer gleich Unprofessionalität rauslesen oder aber im Umkehrschluss sie als die "Heilungschance" schlechthin darstellen. Beides dürfte so pauschal einfach nicht richtig sein.
Ich komme mir hier langsam vor wie im Minenfeld. Wenn ich nicht für alles uneingeschränkt den Jubelperser mime, dann passiert gleich das hier:
"WIE! Die sagt, der Thera hat was Unprofessionelles gesagt!!!!!????"
"Die hat den Thera als unprofessionell hingestellt!"
"Schlachtet sie!!!"
Sorry, gesund ist das auch nicht.
Ich meine im Übrigen jetzt nicht ausschließlich Dich damit, mio.
LG
Mondin
Zuletzt geändert von Mondin am Di., 02.08.2016, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
Es kommt denke ich auch ein Stück weit auf das jeweilige System an bei DIS. Das kann man genausowenig gleichsetzen wie eine Therapie mit einem UNO.
Ich war am Anfang der Auffassung: Sollen doch die Teile Therapie machen, die sie brauchen. Ich bringe die nur hin... Hat nicht funktioniert und die Kleinen werden so gut wie nie in den direkten Kontakt mit der Thera gelassen. Massivste "Gegenmassnahme" war als wer von den Kleinen was zu "vertrauliches" erzählte und "ich" daraufhin nichts mehr hören konnte. Das war sehr schockierend.
Danach wurde ganz klar festgelegt, dass die Thera nicht an den "Großen" bzw. den "Beschützern" vorbeiarbeiten wird. Hätte ja auch wenig gebracht sonst...ich war allerdings zu Beginn der Therapie auch schon relativ Co-bewusst und es war klar, dass Therapie nötig ist.
Ich war am Anfang der Auffassung: Sollen doch die Teile Therapie machen, die sie brauchen. Ich bringe die nur hin... Hat nicht funktioniert und die Kleinen werden so gut wie nie in den direkten Kontakt mit der Thera gelassen. Massivste "Gegenmassnahme" war als wer von den Kleinen was zu "vertrauliches" erzählte und "ich" daraufhin nichts mehr hören konnte. Das war sehr schockierend.
Danach wurde ganz klar festgelegt, dass die Thera nicht an den "Großen" bzw. den "Beschützern" vorbeiarbeiten wird. Hätte ja auch wenig gebracht sonst...ich war allerdings zu Beginn der Therapie auch schon relativ Co-bewusst und es war klar, dass Therapie nötig ist.
Zuletzt geändert von mio am Di., 02.08.2016, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
...................nicht schon wieder................
Livlig, auch andere Menschen erzählen grausame Dinge, haben Schreckliches erlebt und bräuchten jemanden, der sie in den Arm nimmt.
Livlig, auch andere Menschen erzählen grausame Dinge, haben Schreckliches erlebt und bräuchten jemanden, der sie in den Arm nimmt.
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