Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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la.monella_25
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Beitrag Mi., 23.04.2014, 08:56

hallo

darf ich auch mitschreiben, als Nicht-Betroffene, die aber auf Grund ihrer Borderline-Störung stark dissoziiert?

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lilu
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Beitrag Do., 01.05.2014, 09:19

Hallo Ihr Lieben,

nach meinem Outing, meld ich mich mal wieder vorsichtig.....

1. Könnt Ihr mir den Unterschied zwischen DSNNS und DIS erklären (rein diagnostisch?)
2. Was ist der Unterschied zwischen Gedächtnis -und Zeitlücken, bzw. wird da ein
Unterschied in der Diagnostik gemacht?
3. Gibt es DSNNS mit Gedächtnislücken ?
4. Ist die internalisierte DIS (also für Außenstehende nicht erkennbare Switches) nicht
fast eine DSNNS mit Gedächtnislücken?

(Gegoogelt habe ich schon, aber mit der Auswahl der Antworten von Dr. Google war ich noch nicht zufrieden.)

Vielen Dank schon mal für evtl. Antworten.

LG, Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Goethe

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lilu
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 11:35

Hallo Ihr Lieben,

war nicht faul und habe nochmal selbst nach Antworten im Internet gesucht. Zusätzlich hatte ich heute die Möglichkeit meine Therapeutin zu befragen:
1. Könnt Ihr mir den Unterschied zwischen DSNNS und DIS erklären (rein diagnostisch?)
hier ein Link http://www.infonetz-dissoziation.de/t-D ... S-bps.html, der die Unterschiede von DIS, DSNNS und BPS beschreibt...Wobei ich bemerkt habe, dass hier wenige Unterschiede zwischen der DIS und DSNNS beschrieben wurden. Ein Unterschied wäre für mich auch, dass man bei DSNNS seinem Anteil bei Aktionen zuschauen kann (also dabei war - Depersonalisation) und somit keine Amnesie dafür hat. Die DIS Patienten sehen sich teilweise nicht selbst (kommt auf den Anteil an) und haben dann für diese Zeiträume in dem die Anteile aktiv/vorn waren, eine Amnesie.
2. Was ist der Unterschied zwischen Gedächtnis -und Zeitlücken, bzw. wird da ein Unterschied in der Diagnostik gemacht?
Gedächtnislücken: z.B. hat man Gespräche vergessen, oder Tätigkeiten...
Zeitlücke: z.B. Man sitzt auf einem Stuhl, wird "wach bzw. ist wieder bei vollem Bewusstsein" und fragt sich, wo die letzten zwei Stunden geblieben sind, bzw. was man da gemacht hat...

Und ja, es werden da diagnostisch Unterschiede gemacht.

Zeitlücken sind meines Erachtens ein Hinweis auf DIS.
Gedächtnislücken kann je nach Stärke jeder haben, bwz. es kommt da auch auf die Stärke der Dissoziationen an.
3. Gibt es DSNNS mit Gedächtnislücken ?
JA....
4. Ist die internalisierte DIS (also für Außenstehende nicht erkennbare Switches) nicht fast eine DSNNS mit Gedächtnislücken?
NEIN...da für die DSNNS klinisch relevante Amnesien fehlen, bzw. die Zeitlücken...

So, das sind die Informationen die ich gesammelt habe. Ich erhebe kein Recht auf Vollständig-und/oder Richtigkeit. Es sind meine gesammelten Erfahrungen und Infos aus dem Netz....

LG Lilu
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la.monella_25
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 12:41

Danke lilu, das war sehr aufklärend!

Ich habe allerdings jetzt Angst, denn ich habe eine schwere Borderline-Persönlichkeitsstörung, habe aber trotzdem sowohl Zeitlücken, als auch "identifizierbare innere Stimmen und Dialoge" und Gedächtnislücken habe ich auch, z.B. in Gesprächen oder über den Tag verteilt: ich verlege ständig Dinge oder finde meine Sachen an Stellen und weiß nicht wie sie dahin gekommen sind...außerdem kann ich in letzter Zeit nicht mehr zwischen dem Geträumten und der Wirklichkeit unterscheiden. Ich frage mich ständig, hab ich das geträumt oder ist ist das wirklich passiert? zum Beispiel wusste ich nicht, ob ich geträumt hatte, dass mir meine Mutter ein Päckchen Zigaretten gekauft hatte oder ob sie es wirklich getan hat. In diesem Fall war es ein Traum, aber es gibt auch die umgekehrten Fälle, nämlich die dass es kein Traum war, sondern Wirklichkeit.
Außerdem wird oft die Umgebung plötzlich unscharf oder manchmal sehe ich die Dinge auch doppelt.
Und ich erkenne auch oft meine Familie nicht mehr. Z.B. denke ich mir oft: schon komisch, sie ist meine Schwester und gleichzeitig die Tochter meines Vaters, sie hat den gleichen Vater wie ich....ja, auf jeden Fall sehr, sehr komisch...
Es passiert mir auch oft, dass ich frage: hab ich dich das schon gefragt (oder hab ich das schon gesagt), weil ich mir unsicher bin und auch weil ich im Kopf schon mit dieser Person (wohlgemerkt während des Gesprächs) gesprochen habe.
Allerdings wurde bei mir noch nie ein Trauma festgestellt bzw. eine PTBS diagnostiziert.

Die Frage danach, ob die Stimmen zu einem gehörig sind oder nicht, kann ich in meinem Fall nicht beantworten, das weiß ich einfach nicht.

Wisst ihr zufälligerweise, ob man auch beide Diagnosen, also BPS und DIS haben kann? oder schließt sich das aus?

Ich habe echt Angst, es trifft so viel auf mich zu...

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 13:27

Moin,
4. Ist die internalisierte DIS (also für Außenstehende nicht erkennbare Switches) nicht fast eine DSNNS mit Gedächtnislücken?
NEIN...da für die DSNNS klinisch relevante Amnesien fehlen, bzw. die Zeitlücken...
Man muss aber bedenken, dass beide Störungsbilder ineinander übergehen. Dh, die diagnostischen Kriterien sind nur ein Modell, bei den Menschen wirken sie sich individuell verschieden aus. Beide Diagnosen können ineinander fliessend übergehen. Ich habe auch mal eine Studie gelesen, in der sich herausstellte, dass die meisten DSNNS-Betroffenen versteckte DIS-Betroffene waren.Vielleicht sogar die gleiche Studie, die Du auch gelesen hast.

Ich habe eine DSNNS diagnostiziert bekommen, habe aber trotzdem Zeitlücken erlebt. Aber meistens nur in Phasen starker Belastung, also nicht täglich. Unter Belastung neige ich eher zur DIS mit vielen Switches und Amnesien. Manchmal sogar wochenlang. Wenn es mir gut geht neige ich nach meinem Empfinden nur zur schwachen DSNNS. Vielleicht bekomme ich innerlich aber auch einfach nichts mit, weil es ruhiger ist. Dennoch ist mein Innenleben nicht konstant. Da ist eine Abgrenzung schwer.

In der Studie, die ich gelesen habe, hatten auch BL-Betroffene dissoziative Phänomene, allerdings nicht so stark ausgeprägt, wie bei DIS oder DSNNS - Betroffenen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass sich BL und DIS gegenseitig ausschließen müssen. Warum auch? Die Welt ist "bunt".

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lilu
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 13:29

Hallo la.monella...
ich hoffe, dass Du in Therapie bist???? Ansonsten finde ich es schwierig darauf zu antworten. Ich kann Dir höchstens meine Erfahrungen mitteilen. Ob und wieviel auf Dich zu trifft, weiß ich nicht. Ich bin keine Therapeutin und WILL keine falschen Aussagen treffen.....

Also ich versuche mich kurz zu fassen...
- bin seit 14 Jahren in Therapie
- zuerst bekam ich die Diagnose (2000) Gen. Angststörung, dann mittelgr. Depressionen, dann (2009) die Borderline-Diagnose, (2010) kam PTBS und dissoziative Zustände, (2013) dann DSNNS..
- zwischen den Diagnose kamen immer mehr Flashbacks, oder "neue" Erinnerungen, "neue" Wahrnehmungen über mein SELBST, so als hätte ich mich nie richtig angeschaut...

Du siehst, ALLES kann, nichts muss sein. Es gibt DIS/DSNNS-Patienten von denen z.B. ein Anteil Borderline hat.

Man nennt das dann auch komorbide Störungen, also zusätzliche....

Hab ich das verständlich erklärt? Bin selbst gerade in der Findungsphase......

Alles Gute,
Lilu
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lilu
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 13:37

Hallo nochmal,

ich fragt heute meine Therapeutin, ob es korrekt ist, dass ich lieber die Diagnose DDNOS Typ 1 (DSM-IV) benutzen möchte, weil es einfach besser passt. Ich mag die Diagnose DSNNS nicht, weil viel zuviel darin beschrieben ist. Irgendwie alles so schwammig und ungenau..

Meine Therapeutin meinte, dass dies völlig legitim sei und auch auf mich zutrifft. Die Auswertung meines SKID-D ergab, dass ich sehr starke Persönlichkeitsanteile und Gedächtnislücken habe. ABER mir fehlen die Zeitlücken, deshalb habe ich auch kein DIS (Gott sei Dank). Und nebenbei habe ich auch die BPS. Ich möchte aber noch klären, ob das aktuell noch auf mich zutrifft. Dann wäre ich schon mal Eines los....

LG Lilu
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peppermint patty
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 13:44

Also ich habe exakt die Diagnose DDNOS Typ 1 (DSM-IV) und Zeitlücken (aber wie ich schrieb nur unter starker Belastung), aber ganz sicher keine DIS. Schon gar nicht im Alltag. Hm... Vielleicht bin ich ein schwankender Typ??

Achja, und dann kommt noch eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung hinzu.

Grüße,
pp

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lilu
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 13:51

Ich denke auch, dass Symptome "Triggerabhängig" sind...

Was ich auch seltsam finde, dass es so langsam vorwärts ging bis ich bei meiner heutigen Diagnose angekommen bin. Da war die Psyche wohl ein weiteres Mal extrem clever...
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 17:25

lilu hat geschrieben:Da war die Psyche wohl ein weiteres Mal extrem clever...
Ganz bestimmt ist die clever. Aber die andere Frage ist, waren das all Deine Theras auch? Oder warst Du bisher immer bei dem/die gleiche/n Thera? Denn es gibt heute noch massenhaft Therapeuten, denen muss man die Begriffe DIS und DDNOS erst einmal erklären, da sie entweder absolute Ignoranten oder Ihr Bildungsniveau stark begrenzt ist... Das sind meine ganz persönlichen Erfahrungen.

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lilu
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 19:41

Aber die andere Frage ist, waren das all Deine Theras auch?
Die ersten 8 Jahre waren meines Erachtens von drei verschiedenen, nicht sehr kompetenten Therapeuten "verschwendet". Ich hatte immer das Gefühl, das etwas nicht stimmt. Aber ich konnte es nicht benennen oder beschreiben. Ich habe ja jahrelang funktioniert, bis nichts mehr ging.

Erst der erste stationäre Aufenthalt brachte mir etwas. Ich hatte das Gefühl, dass man mich "sieht". Aber auch die Zeit von 2009 bis jetzt Frühjahr 2014, war nochmal eine lange Zeit in der ich viel "NEUES" über mich erfuhr. Ich lerne mich kennen, sehe mich und meine Symptome viel mehr. Kann besser hinschauen.

Vielleicht waren die ersten 8 Jahre Therapie vertane Zeit, aber vielleicht brauchte ich diese Zeit ja auch. Letztendlich bin ich ja jetzt auf dem richtigen Weg...Und nur das zählt.....

LG Lilu
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lilu
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Beitrag Mo., 05.05.2014, 20:21

Hallo Ihr Lieben,

meine Therapeutin hat mir heute (auf mein Nachfragen hin) ein wenig und in Kurzform die ANP`s und EP`s erklärt. Soweit ich verstanden habe, ist mein "ursprüngliches ICH" der HOST (hört sich an wie ein Servername ). So, dann wäre noch der eine z.Zt. sichtbare ANP (Alles ist gut, alles nicht so schlimm gewesen). Weitere ANP`s schließt sie nicht aus, diese sind aber eher schwach ausgeprägt. Dann wären da noch die EP`s (also die Anteile die Gefühle und Erinnerungen abgespeichert haben). Das sind mehrere.. Hab ich das jetzt richtig wieder gegeben? Kann man verallgemeinern, dass die ANP`s eher flachgefühlige sind und die EP`s dann die Furien/Weinenden etc...?

Was wäre das für "Teil" der nach den Erinnerungen forscht und unbedingt wissen will, was noch so alles vorgefallen ist? Der Anteil der sich "weiterbildet", fragt und sucht? Ist das ein ANP, weil eigentlich mit wenig Emotion gesucht wird? Oder erkenne ich die Emotion dahinter nicht?

Vielleicht hat ja Jemand eine Idee....

DANKE, Eure Lilu
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 05.05.2014, 20:38

Hallo lilu,

ich habe mal jemanden eine kurze Erklärung zu ANPs und EPs geschrieben. Weiss jetzt aber nicht, ob Du was damit anfangen kannst. Dennoch ein Versuch:
Trauma führen bei einer PTBS immer zu einer Persönlichkeitsspaltung. Durch extremen Stress gerät das autonome Nervensystem in extreme Zustände die dem Überleben dienen. Die Persönlichkeit wird aufgespalten und separiert in stressgebundene Zustände/Anteile und einem oder mehreren funktionierenden Anteil/en.
Die stressgebundenen Zustände nennt man EP. EP steht für "emotionaler Persönlichkeitsanteil". (Es gibt auch Theoretiker, die sprechen von „emotionaler Persönlichkeit“.) In diesem Anteil sind die Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen, körperlichen Empfindungen, sowie das Verhalten.... - all das abgespalten was zur traumatischen Situation gehört. Sie sorgen für die typischen Symptome der PTBS, z.B. Reaktion auf Trigger.
EP können des Weiteren völlig konträre Wünsche und Ziele verfolgen. So kann es bspw. sein, dass ein EP vertrauen will – während ein anderer EP dies um jeden Fall sabotieren muss. EP sind sich „wehrende“ Anteile, die dem ANP und den Mitmenschen mitunter das Leben schwer machen und unverständlich erscheinen können. Es gibt aber auch „nette“ unter ihnen.

ANP steht für "anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil".
Der ANP ist ein Funktionsmodus, der vornehmlich im Außen lebt und durchaus sozial integriert sein kann. Allerdings ist er eher der vermeidende Anteil, der sich vor den EP fürchtet, von denen er gelegentlich „behelligt“ wird. Er ist durch die Dissoziation flacher, weniger gefühlsbetont und häufig dem Sachlichen mehr zugewandt. Dennoch kommt es häufig vor, dass der ANP diesen Mangel an Emotionen als verminderte Lebensqualität wahrnimmt.

Zudem beschreibt dieses Konzept drei verschiedene Stufen von "struktureller Dissoziation" der Persönlichkeit, die allesamt als Traumafolgen gelten.
Die "primäre strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit" ist die einfachste Form von Traumafolgestörung und die Diagnose nach ICD 10 würde in dem Fall "Akute Belastungsstörung" oder "Posttraumatische Belastungsstörung" lauten. Die PTBS kennzeichnet sich dem Modell entsprechend durch das Vorhandensein eines sehr "dominanten" (großen) ANP aus und durch einen einzigen EP, eben der Anteil, der in der traumatisierenden Erfahrung abgespalten und später nicht wieder integriert werden konnte.
Unter der sekundären strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit versteht man, dass weiterhin nur ein ANP existiert, aber mehr als ein EP (also mindestens zwei EP). Es können also z.B. Opfer- und Beschützeranteile koexistieren, die aber mit dem "funktionierenden" ANP meist nicht direkt in Kontakt stehen und die der ANP meidet. Diagnosen, die darunter subsumierbar sind, sind eigentlich alle "Persönlichkeitsstörungen" sowie die komplexe PTBS oder andere Formen wie "Ego State Disorder" oder die "dissoziative Störung nicht näher bezeichnet" (DSNNS/DDNOS).
Die tertiäre strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit ist die Form, bei der es mindestens zwei ANP und mindestens zwei EP gibt. Dem entspricht die Diagnose der DIS.

Ferner ist anzumerken, dass es durchaus sein kann, dass jemand mit sekundärer, struktureller Dissoziation der Persönlichkeit weitaus mehr Anteile haben kann, als ein Mensch mit DIS. Der Unterschied bleibt aber immer darin bestehen, dass bei der sekundären Form nur ein einziger ANP existiert! Es können zu diesem einen ANP aber bspw. 15 EP (je mehr EP desto fragmentierter ist die Persönlichkeit) vorliegen, wohingegen jemand mit DIS vielleicht zwei ANP mit nur zwei EP haben kann. Meist sind die EP der Menschen, die eine sekundäre strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit aufweisen, weniger "emanzipiert", also weniger eigenständig. So haben sie oft keine eigenen Namen und keine eigenen Funktionen/Spezifikationen im Alltag, wie es bei DIS-Betroffenen der Fall ist. Allerdings gilt auch hier, dass die Übergänge idR fließend sind.

Entnommen aus: Ellert Nijenhuis, Onno van der Hart und Kathy Steele - "Das verfolgte Selbst" (dt. 2008) - Klasse Buch kann ich nur empfehlen.

LG,
pp

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lilu
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Beitrag Mo., 05.05.2014, 20:46

Hallo PP,
puh, viel Stoff....muss ich noch ein paarmal durchlesen. Vielen Dank schon mal für die Mühe.....
LG Lilu
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lilu
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Beitrag Di., 06.05.2014, 09:53

Hallo ihr Lieben,
habe zusätzlich zur DDNOS TYP 1 DIAGNOSE noch chronisch komplexe PTBS. Allerdings mit dem Icd10 codeF43.1. Ich fragte meine Therapeutin warum hier nicht der Icd code F62...genommen wird. Sie meinte, das dies so richtig wäre. Wisst ihr ob es zwischen beiden komplexen Ptbs einen Unterschied gibt? Lg Lilu .....


n
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