Bulimie

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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paula-pepper
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Beitrag So., 03.01.2010, 13:59

Das klingt doch wirklich sehr erfreulich bei dir, Engelwesen!! Super, bleib dran. Du hast einen Riesenschritt schon in Richtung gesund sein hinter dir.

Nein, die Vermutung einer körperlichen Misshandlung stimmt bei mir nicht. Aber ich habe viele andere Probleme, die sich über die Jahre aufgehäuft haben - eher seelischer Natur - irgendwie auch eine Art der Misshandlung. Ich denke, ich konnte diese nie richtig verarbeiten und somit steckt alles immer noch zu tief in mir drin. Ich bin eigentlich eine starke Persönlichkeit, keine die sich versteckt. Aber tief in mir, bin ich doch gebrochen und verletzbarer als vielleicht viele vermuten.

Das ich meine Familie nicht weiter in die Thematik reinziehen will ist eher, weil ich zurzeit zum Teil kein gutes Verhältnis mit meiner Mum hab. Einerseits verstehen wir uns super, aber dann klappts zusammen. Ich hätte ihr auch wahrscheinlich nie irgenwas erzählt, wenns sie es nicht vermutet hätte und mich dann drauf angesprochen hätte. Sie weiß zwar das ich es tue, aber einfach nicht wann, wie oft etc.
Dieses schlechte Verhältnis kommt auch zum Teil durch diese schlimme Krankheit - das denke ich zumindest. Aber manchmal, wenn sie mich einfach in den Arm nimmt tut das eben schon sehr gut und es hilft doch ein stück weiter.

Kennt ihr das? Man ist einfach nervös, schlecht gelaunt und unzufrieden. Mir geht es so, gerade in Zeiten wenn ich weiß ich kann nichts machen, bzgl essen und k*****. Und dann widerrum geht es manchmal echt gut und ich hab mich voll im Griff. Es ist wirklich komisch...
Wie geht ihr damit um? Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man es einmal geschafft hat diese schwelle zu überwinden (also eine Zeitlang gar nichts in die Richtung zu machen) dann ist es einfach ohne klarzukommen. Aber das ist eben diese schwierige Zeit - und oftmals fällt man dann wieder in ein altes Muster. Es muss nur ein Problem auftreten und man ist wieder labil. Ich denke, dafür wäre die Therapie gut.

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cerise
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 17:23

Hallo!
Bin 22, Studentin und leide seit ca. 3 Jahren an Bulimie. Während meinem Auslandsaufenthalt habe ich eine 3monatige Verhaltenstherapie gemacht (bis Juli 2009), die mir sehr viel geholfen hat und mir vor allem in Punkto Selbstbewusstsein sehr viel gebracht hat. Das Kotzen hatte ich komplett aufgehört, wobei die Fressattacken, obwohl nicht so extensiv, noch präsent blieben.
Nach 1,5 Monaten zuhause ist es dann progressiv wieder losgegangen, und bis ich wieder mit der Uni angefangen hab war ich dann auch schon wieder in meinem alten Schema. Da ich es nicht geschafft habe, alleine wieder rauszukommen, habe ich mir eine Therapeutin gesucht, bei der ich gestern zum 1. Mal war.
Mit Freunden kann ich schlecht darüber reden; nur meine Eltern wissen Bescheid und 2,3 Freunde, die aber weiter weg wohnen. Ich will meine Probleme nicht Leuten offenbaren, die mich jeden Tag sehen und die mit mir in die Mensa gehen, mich beim Essen beobachten und sich dabei vielleicht was denken.
Es freut mich zu sehen dass ihr so aktiv schreibt und euch gegenseitig unterstützt und wenn es euch nicht ausmacht würde ich mich der Runde gerne anschließen Es fehlt mir im Moment einfach, mit Leuten darüber zu reden, die das Problem verstehen...
Ganz liebe Grüße,
cerise

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paula-pepper
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 21:31

Liebe Cerise,

du sprichst einen Punkt an, den ich genauso sehe! Ich will nicht das weitere Leute in meinem Umfeld mich beobachten wie ich esse, was ich esse oder wie viel! Ich will mich auch nicht für 2-3 Kg erklären müssen, die ich durch Sport oder mehr Aktivität im Sommer abnehme! Man wird immer beobachtet dann. Bei mir wissen es auch nur 2 Leute.
Heute war ich bei meinem Arzt, nun werde ich mich um eine gute psychologische Betreuung bemühmen. Ich hoffe das bringt mir etwas! Ich hoffe ich finde auch gleich jmd gutes!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft zum durchhalten!! Wir packen das schon, irgendwie kommen wir wieder raus aus dem Mist!

Ganz lieben Gruß . Paula

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cerise
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 22:23

Hey Paula,
Klar werden wir das schaffen!
Auch wenn ich schon seit 3 Jahren drinstecke und das Gefühl hab, das die Bulimie zu mir gehört, dass sie mich definiert - ich hab ja gesehen dass es möglich ist, einen Ausweg zu finden, und den gibt es für dich auch.
Ich finde es schön, dass deine Mutter dir helfen will und dich auf dem Weg zur Heilung begleiten will. Ich vermisse das bei meinen Eltern, beide wissen Bescheid, zeigen aber relativ wenig Interesse. Ich weiß nicht wieso, es hat mich eigentlich total gewundert und schockiert dass ich so wenig Unterstützung bekomme, das hätte ich nicht gedacht. Bei meiner Mutter merke ich, dass sie sich bemüht, das Thema anzusprechen und dass sie will dass es mir besser geht, aber bei meinem Vater ist das fast ein Tabu-Thema.
Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie gehen eure Eltern mit eurer Bulimie um?

Noch eine andere Frage: Wie erklärt ihr euch die Esssucht? Wieso gerade Essen, und nicht was anderes? Und was bringt uns dazu, diesen Teufelskreis aufrechtzuerhalten?

Ich will wirklich raus aus diesem Käfig und wieder auf die normale Schiene kommen. Momentan habe ich das Gefühl, dass ich "neben mir" lebe. Ich weiß dass ich mir durch meine Gedanken und Sorgen viel vermiese und ich hoffe wirklich, bald wieder eine bessere Lebensqualität zu erlangen... und ich GLAUBE daran!!

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cerise
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 22:47

Während meiner 1. Therapie habe ich ein Buch gelesen, das ich echt super fand, es hat auch viele Themen die in der Therapie dran kamen behandelt.
Es hat mir geholfen zu relativieren, mich besser zu akzeptieren und mich sogar zu mögen, wie ich bin. Und vor allem aufzuhören, mich andauernd mit anderen zu vergleichen und mich dabei immer schlechter hinzustellen als ich bin.
Als Begleitung zu einer Therapie würde ich das Buch sehr empfehlen!!
http://www.amazon.de/Unvollkommen-gl%C3 ... 837&sr=8-1

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paula-pepper
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 23:46

Hallo

Hhm das mit deinen Eltern ist schwer nachzuvollziehen - aber ich denke, dass Bulimie ein Riesentabu-Thema ist! Es wird nicht gerne darüber geredet, obwohl ich nicht wissen will wie viele Frauen, oder auch Männer daran erkrankt sind. Schlimmer noch - sie sind erkrankt und sehen es als nicht wirklich schlimm an.
Meine Mutter weiß es zwar und das ist gut, denn ich komme so nicht in erklärungsnot wenn es um Therapie oder irgendwelche anderen Heilmaßnahmen geht. Aber ganz ehrlich, ich wüßte zb. nicht was mein Vater dazu sagen würde, ich glaube der wäre vor den Kopf geschlagen mit dem Problem.
Hast du schon mal versucht deine Eltern mitzunehmen zum Arzt, sodass sie mal näher mit der Krankheit konfrontiert werden?

Ja, warum Essen. Ich denke, theoretisch hätten es mit sicherheit auch andere Suchtmittel sein können, um Probleme zu kompensieren. Aber bei mir ist es so, dass mich das essen erfüllt und irgendwie vollkommen macht - zugleich aber auch - ein schlechtes Gewissen und ein schlechtes Gefühl vermittelt. Ich fühle mich danach auch eher als ein Versager - aber in dem ich es nicht in mir halte bestimme ich über mich und meinen Körper. Es ist ein komischer Zwiespalt...
Ich denke auch, dass bei vielen Erkrankten schonmal irgendwann einmal Figurprobleme ein Thema waren. Oftmals schlittert man ja auch durch eine Magersucht in die Bulimie.

Aber wie gesagt, dass wird wieder... wir sind einen großen schritt voran, indem wir uns einfach zugestehen, dass es eine Krankheit ist und wir handeln müssen.

Apropros Buch, ich habe mir für mich überlegt, eine Art Tagebuch zuschreiben - nicht nur bezüglich der Krankheit - sondern allgemein, meine Stimmung, meine Gedanken, Sorgen die mich auch aus der Vergangenheit vielleicht noch einholen... ich denke das kann nicht schaden es niederzuschreiben - auch im Hinblick auf die Therapie. - Aber dein Tipp ist gut Cerise!

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cerise
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Beitrag Do., 07.01.2010, 10:43

Hallo!
Das, was bei meinen Eltern halt noch schockierender ist, ist dass sie Ärzte sind... Eigentlich sollten die doch wissen, dass damit nicht zu spaßen ist. Ich hab das Gefühl, dass sie sich auch überhaupt nicht weiter informiert haben - es kamen überhaupt keine Ratschläge in Richtung "Nimm Kaliumtabletten" oder "pass auf deine Zähne auf" - GAR nix. Ich hab mich schon gefragt ob mein Vater die Sache nicht banalisiert?!
Es war für mich sehr schwer, zu sehen dass sie doch nicht die Supereltern sind und dass sie mir nicht geben können, was ich brauche. Vor allem weil ich bis vor ein paar Monaten dachte, dass wir eine gute Beziehung hätten und dass bei uns über alles geredet werden kann - Fehlanzeige. Als ich vorgestern bei der Psychologin war und ihr erstmal ein bisschen meine Situation geschildert habe, wurde mir diese Ambivalenz nochmal sehr bewusst und es hat mich so mitgenommen dass ich nur noch geheult habe... Das wird auf jeden Fall ein Thema sein, das ich in der Therapie verarbeiten will.

Deine Idee, ein Tagebuch zu führen finde ich sehr gut! Ich hab's auch ab und zu versucht aber mir fehlt dann doch die Disziplin, regelmäßig rein zuschreiben, obwohl es wirklich gut tut, seine Gedanken nieder zuschreiben. Vielleicht sollte ich wieder anfangen...
Was in den Therapien meistens gemacht wird, ist ein Essprotokoll, wo du alles was du isst reinschreibst. Natürlich ist es was anderes als Gefühle aufzuschreiben, aber es hilft einem auch schon, ein bisschen Klarheit in den Kopf zu kriegen, weil man nicht mehr das Gefühl hat, den ganzen Tag nur gegessen zu haben, sondern genau sieht, dass es vielleicht doch nicht so viel war.

Wann hat die Bulimie bei dir angefangen? Hattest du schon mal Diäten gemacht? Wie ist dein Bezug zu deinem Körper?

So, werde noch ein bisschen lernen bevor ich zur Vorlesung gehe, morgen ist Klausur angesagt :-/
ich wünsche euch einen schönen Tag

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paula-pepper
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Beitrag Do., 07.01.2010, 15:43

Hi Cerise,

ja - das ist dann wirklich merkwürdig bei deinen Eltern. Aber vielleicht kommen sie auch nicht damit klar, dass es ausgerechnet in der eigenen Familie passiert, gerade als Ärztepaar.
Abgesehen davon ist das absolut nichts Ungewöhnliches - kommt in allen Bereichen und Schichten vor.

Ich bin mal gespannt was in meiner Therapie noch so alles zum Vorschein kommt. Viele Probleme kenne ich bereits, vieles ist aber auch sicher noch irgendwo versteckt. Ich bin zurzeit allerdings erstmal auf der Suche nach einer guten Praxis. Das erweist sich auch als nicht so einfach, die Wartezeiten sind meist sehr lang... :(

Bei mir hat das mit dem Thema Essen schon mit etwa 16/17 oder so angefangen. Damals war es allerdings keine Bulimie, sondern eher dieses über das Essen nachdenken, wie viel Kalorien hat das...
Was aber auch mehr damit zusammenhing, dass man sich in seiner Umwelt auch zu oft damit beschäftigt - Verwandte, Bekannte, Freunde die auf ihr Gewicht achten, vielleicht Bemerkungen machen, Diäten ansprechen. Du wirst ja heute auch nahezu überall damit konfrontiert! Gerade jetzt nach Weihnachten / Silvester - diese ganzen Artikel über Diäten, abnehmen etc.
Naja, wie gesagt - damals war es noch eher unscheinbar. Probleme privater Natur häuften sich nebenher allerdings auch immer wieder und ich glaube ich habe nie richtig gelernt damit gut umzugehen. Ich denke die ersten bulimischen Attacken kamen wirklich durch den Wunsch abzunehmen, das Essen nicht in sich zu behalten. Dann merkte ich aber auch, dass es zum Teil wie eine Befreiung ist, die es mir gut möglich macht, über mich selber zu bestimmen. Ich nahm das Ganze dann mehr und mehr um Probleme zu kompensieren... um ein scheinbar "gutes Gefühl" zu entwickeln. Heute ist es so, dass wenn es vorkommt ich mich irgendwie als Versager fühle, dass ich es wieder machen musste. :(

Mit meiner Figur kann ich eigentlich ganz zufrieden sein, ich bin nicht dick und treibe Sport. Ich war allerdings ne Zeitlang noch zufriedener, da hatte ich noch etwas weniger - komischerweise waren die Attacken seltener, manchmal gar nicht in dieser Zeit. Ich selber denke, dass ich Grunde mit mir selber nicht im Reinen bin - körperlich/seelisch.. da muss ich dran arbeiten. Ich denke, dann werde ich diese Aussetzer auch nicht mehr brauchen.
Schlimm auch, dass das einen so viel Kraft raubt - gerade was zb auch Lernen und Konzentration betrifft.
Wie sieht es bei dir aus? Ähnliche Erfahrungen?

Ui,.. ist doch ein kleiner Roman geworden egal.

Lieben Gruß, Paula

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lino
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Beitrag Do., 07.01.2010, 18:08

Hallo zusammen!

Ich habe eben ein bisschen hier gelesen und mich in vielen Beschreibungen wiedererkannt! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es ein wenig gut tut, sich mit "Gleichgesinnten" auszutauschen. Daher habe ich mich nun endlich mal angemeldet und ich würde mich sehr freuen, von euch was zu lesen!

Mal ein wenig zu mir, ich hatte ca. 5 Jahre Bulimie, das war vor fast genau 4 Jahren. Ich hatte das große Glück einigermaßen aus diesem Teufelskreis herauszukommen, aber dazu musste ich erst an meine körperlichen Grenzen kommen. In der Zeit wußte wirklich niemand von meiner Krankheit, nicht einmal mein damaliger Freund mit dem ich zusammen wohnte. Das erste mal darüber reden konnte ich erst nach über einem Jahr, aber das tat verdammt gut und war auch nur ein entfernter Freund auf einer Party...
Ich habe bis heute keine Therapie gemacht, obwohl ich das nun endlich mal in Angriff nehmen sollte, von daher ein guter Vorsatz für das neue Jahr
Die Gründe oder besser der Auslöser warum ich mich für diese Form der Selbstquälerei entschieden habe, liegen bei mir auf der Hand. Vor über 9 Jahren ist meine Mama an Krebs gestorben. Die Hilflosigkeit, das Funktionieren wie eine Maschine zur Zeit ihrer Krankheit, nebenbei Job, Beziehung usw. auf die Reihe bekommen, lies keine Zeit für Trauer oder Verarbeiten des Erlebten und des Verlustes. Im Nachhinein habe ich Schuldgefühle bekommen ihr nicht helfen zu können. Aber das konnte leider niemand.
Für mich stand nie so wirklich mein Gewicht im Vordergrund, vielmehr wohl diese schrecklichen Gefühle versagt zu haben einfach auszukotzen, und das immer wieder, mehrmals am Tag. So hat das auch mit allen anderen Problemen wunderbar funktioniert...
Ganz am Anfang war es mit Sicherheit noch ein gutes Gefühl, so viel essen zu können wie man will, und dann nicht zuzunehmen, aber daraus wurde bald eine fiese Spirale, aus der ich nicht wirklich raus konnte! Alles war so eine Art Ritual, was ich oft auch gut fand, weil ich mich in der Zeit in der ich alleine war beschäftigt habe. Und das war das eigentliche Problem, das Alleinesein! Mein damaliger Freund hat tagsüber bis spät Abends gearbeitet, dadurch war ich sehr viel allein...
Wenn ich daran zurück denke wird mir ganz anders

Außerdem merke ich gerade, dass ich hier einen Roman zusammenschreiben könnte, da kommen immer sehr viele Sachen hoch, wenn ich mich intensiver mit diesem Thema (und nach wie vor mit meiner Krankheit!) beschäftige. Von daher belasse ich es erst einmal mit meinem steckbrief

Ich wünsche Euch allen viel Kraft und es gibt immer Mittel und Wege diese Krankheit in den Griff zu bekommen!!

die Lino

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cerise
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Beitrag Do., 07.01.2010, 20:12

Hi Lino!
Danke für deinen Beitrag. Dass du so eine schreckliche Erfahrung machen musste tut mir leid.
So unpassend das auch klingt, es ist interessant zu sehen dass die Bulimie auch ganz andere Hintergründe als Schönheitswahn und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper haben kann.
Es freut mich, dass du es geschafft hast den Teufelskreis zu durchbrechen! Gab es da einen Auslöser?
Dass Mitmenschen, sogar der eigene Partner, nichts davon mitbekommen ist ja das gefährliche an der Bulimie. Man kann jahrelang kotzen gehen ohne dass jemand es mitbekommt - abnehmen tut man ja nicht unbedingt, so dass es äußerlich nicht zu Veränderungen kommt die man bemerken könnte.

Bei mir hat das mit dem gestörten Bezug zu meinem Körper sehr früh angefangen. Als Kind war ich ein bißchen molliger, aber immer noch normal, aber ich kann mich an eine Szene erinnern, da muss ich ca. 8-9 Jahre alt gewesen sein als Klassenkameraden mich "Fettkugel" genannt haben. Ich nehme mal an dass es irgendwo zu dem Zeitpunkt seine Wurzel haben muss...
Als Teenager war ich IMMER unzufrieden, ich hab mich in den Spiegel geschaut und hässlich gefunden, zu fett. Ich habe mir immer eingeredet, ich sei zu fett, bis ich mich tatsächlich auch fett im Spiegel sah. Das klingt vielleicht seltsam, aber ich kann mich noch an den Moment erinnern, wo ich das tatsächlich so verinnerlicht hatte, dass ich mich das mentale Bild von mir mit dem, was ich im Spiegel sehen konnte, habe verschmelzen lassen.
Andererseits hat mir das gar nicht gefallen, mollig zu sein, und ich wollte es nicht akzeptieren.
Ich habe mich immer mit anderen verglichen und habe immer gedacht, weniger wert als die anderen zu sein. Weniger cool, weniger schön, weniger interessant. Meine ständige Unsicherheit hat es natürlich nicht einfach gemacht, zwischenmenschliche Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Mit 16 und bis 19 hatte ich meinen 1. (und bis jetzt einzigen festen) Freund, und ich habe die ganze Beziehung über gedacht, dass ich es nicht verdiene, mit ihm zusammen zu sein und mich gefragt, wieso er sich das antut. (Irgendwas musste nicht mit ihm stimmen dass er mit mir zusammenbleibt... )
Im Nachhinein, wenn ich mir Fotos von früher anschaue, denke ich: "Wie blöd warst du denn?! Du hast dir einen großen Teil deiner Jugend vermiest, weil du dachtest, du wärst hässlich und hättest weniger Rechte als die anderen."
Ich merke, wie krass mein eigenes Bild von mir von dem tatsächlichen abwich, denn eigentlich finde ich mich jetzt auf den Fotos ganz hübsch, und auch mit ein paar Kilos "zuviel" hatte ich immer noch Charme. Das ärgert mich jetzt natürlich, dass ich so lange so unglücklich war und eigentlich umsonst...

Eine andere Sache ist, dass Abnehmen bei uns in der Familie schon immer ein Thema war. Mein Vater war bis vor ein paar Monaten leicht übergewichtig und hat immer versucht abzunehmen. Wir haben dann ab und zu zusammen Diät gemacht, was aber nie zu einem Erfolg geführt hat... Und meine Eltern haben mich auch immer an mein Idealgewicht erinnert. Obwohl sie mir immer gesagt haben, ich sei hübsch und dass ein paar Kilos mehr keine Katastrophe seien, habe ich doch immer das Gefühl gehabt, abnehmen zu MÜSSEN um akzeptiert und gemocht zu werden.

So... jetzt hab ich auch einen Roman geschrieben
Die Therapie hat mir schon sehr viel geholfen und ich kann mich fast ganz akzeptieren, wie ich bin.
Es bleibt aber noch die Angst vor dem Blick der anderen, v.a. was Männer betrifft... und ich weiß dass ich mir damit viel verbocke. (keine feste Beziehung seit über 3 Jahren, das sagt ja schon viel....)

Momentan bin ich seltsam drauf, ich weiß nicht ob ich mich als depressiv bezeichnen kann, das wäre wahrscheinlich übertrieben. Aber mir fehlt seit ein paar Monaten der Antrieb und ich hab das Gefühl dass ich viel weniger empfinde als früher, dass ich irgendwie "abgestumpft" bin. Ich denke oft "Was soll das alles, bringt doch eigentlich nix wenn sowieso alles auf den Tod hinausläuft". Ich habe keine Selbstmordgedanken, das nicht, nur frage ich mich wieso ich mich eigentlich anstrengen soll?! Es ist mir vieles gleichgültig...
Hat jemand vielleicht ähnliche Gefühle und Gedanken gehabt?
Zuletzt geändert von cerise am Fr., 08.01.2010, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.

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cerise
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Beitrag Do., 07.01.2010, 20:48

Ach und Paula, das mit den Konzentrationsschwierigkeiten und der Müdigkeit... das kenne ich nur zu gut.
Wenn ich tagsüber kotzen geh, fühle ich mich den Rest des Tages total schlapp, mit mir ist nix mehr anzufangen und ich muss mich echt aufraffen, wenn ich noch irgendwo hin muss. Das ist wirklich anstrengend... Zum "Glück" hab ich meine Fress-Kotz-Attacken meistens abends, d.h. ich kann danach schlafen gehen und es klappt meistens gut weil ich einfach fertig bin.

Es ist seltsam, sich wieder so intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich denke die ganze Zeit darüber nach. Und es tut wirklich gut, mit anderen Betroffen zu reden und zu sehen, dass man nicht alleine da steht...

LG

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cerise
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Beitrag Sa., 09.01.2010, 20:54

lemon hat geschrieben: Uns wird das Dilemma auch nur beswußt, weil wir in der ES stecken, wer weiß, ob wir uns sonst jemals Gedanken darüber gemacht hätten und es vielleicht ebenso an unsere Kinder weitergegeben hätten und so haben wir zumindest gute Voraussetzungen hierfür. So eben meine momentane Sicht.
Lemon
Hallo,
ich bin gerade dabei mir die älteren Beiträge durchzulesen und als ich auf den hier von Lemon gestoßen bin, hat mich das an meine Gedanken von gestern erinnert. Ich hatte ein längeres Gespräch mit einem Freund der auch eine problematische Beziehung zu seinen Eltern hat und mir ist dabei bewusst geworden, dass ich erst seitdem ich mich mit meiner Bulimie auseinandersetze (Therapie usw) die Beziehung zu meinen Eltern in Frage gesetzt habe. Es ist tatsächlich so, dass ich immer davon überzeugt war - oder es einfach nicht anders sehen wollte - dass es zwischen mir und meinen Eltern gut läuft und dass wir ein gutes Verhältnis haben. Jetzt merke ich erst, dass sie doch nicht perfekt sind und dass mir sehr viel fehlt. Auch das mit der Schuldzuweisung habe ich durchgemacht, bzw. ich habe mich immer noch nicht ganz davon gelöst.
Ich denke nicht, dass ich mir so intensiv Gedanken darüber machen würde, wenn ich nicht meine ES hätte. Ob das jetzt so gut ist oder nicht sei dahingestellt... Auf jeden Fall treten Probleme in den Vordergrund, die mir bis jetzt unbekannt waren. Und vielleicht ist es auch mal ganz gut, wenn man so eine wichtige Beziehung wie die zu seinen eigenen Eltern so richtig in Frage stellt. Damit man sich von ihnen loslösen kann und (hoffentlich) irgendwann eine reinere Beziehung aufbauen kann.
Was sind eure Erfahrungen zu dem Thema?

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paula-pepper
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 17:56

Sooo... lange nichts mehr geschrieben...

Nein, mit diesem Thema ist man wirklich gar nicht alleine! Einerseits ist das schön zu sehen, andererseits echt erschreckend. Noch erschreckender, dass es vielen nicht als eine ernste Krankheit bewusst ist!

Ich bin zurzeit in einem Tief.. großer Druck durch Prüfungen etc. andere Probleme die bestehen oder Dinge, die einen beschäftigen... der Kopf bleibt einfach voll und wird nicht leer. Die Sucht dient mir dazu, irgendwie meine Belastungen zu kompensieren. Ich denke, ihr wisst was ich meine.

Zurzeit kommen bei mir noch andere Ängste hinzu, z.b. Folgeschäden.. man liest so viel von schlimmen Folgen die eintreten können - Schäden an der Speiseröhre, Herz-Rhythmus-Schäden, Magenrisse,.. maaann ich versteh meinen Kopf/mich selber nicht. Warum zwingt man sich dazu? Ich weiß doch was für Sachen passieren können. Ich verstehs nicht.
Ich glaube langsam kommen bei mir auch so Schlafprobleme dazu, ich vermute ich verkrampfe sehr stark während ich schlafe - habe zurzeit so eine Art Muskelkater... als ob ich mich nicht richtig entspanne.

Ich weiß auch nicht. Manchmal gibt es Tage an denen man sich stark fühlt, an denen man beginnen will an sich zu arbeiten. Dann kommt irgendeine Situation, und das Kartenhaus fällt zusammen.
Aber irgendwie, wird es machbar sein.. andere haben es auch geschafft.

LG

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Nelladell
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Di., 16.02.2010, 20:40

Wow, es ist wirklich toll mal zu hörn wies andern ergeht. Ich schmore nun seit 3 Jahren in der Hölle und anscheinend hat der teufel immernoch genug feuerholz. Eine Therapie hab ich auch mal gemacht, und war auch mal 2 wochen stationär, doch viel gebracht hats nicht.

Ich weiss nicht warum ich mit diesem schwachsinn überhaupt angefangen hab, ich hatte niemals gewichts probleme, eine wunderbare Kindheit und immernoch ein tolles Umfeld. Mir wurde alles in den Schoss gelegt, und alles hab ich kaputt gemacht.
Zuhause gibt es ständig streit, weil wir über die Bulimie niemals sprechen. Meine Eltern warn schon häufig kurz davor mich vor die Tür zu setzen, doch zum glück vergeben sie mir immerwieder...wer weiss wie lange noch.

Niemand sonst weiss von meiner Krankheit und ich werds auch niemandem erzählen, aus scham wahrscheinlich, oder weil ich glaube das es wohl eh niemand verstehn kann, und ich will unter meinen Freunden nicht als Krank angesehn werden.
Ich wiege mich sehr selten, vielleicht einmal in nem halben Jahr, auch darum, weil ich keine Waage habe und weil ich eifach kein bedürfnis dazu habe.

Das problem ist bei mir nicht das Gewicht, ich will nicht abnehmen. Nur stopfe ich seit 3 Jahren meinen Körper täglich voll mit Zucker, mindestens 1 Kg schokolade am tag
logisch, wenn ich nicht erbreche dann wäre ich in kürzester Zeit lebensgefährlich übergewichtig. Aber wenn ich versuche normal zu essen, habe ich kaum energie um noch irgendetwas zu tun. Ich bin dann tot müde.
Und ausserdem ist da noch das Problem das ich irgendwie einfach niemals satt bin. erst wenn mein Magen kurz vor dem Bersten ist, weiss ich das ich nun nichts mehr essen kann.

Und das Kotzen fällt mir blöd gesagt viel zu leicht. Sags mal so, ich kann genau so gut vorwärts wie rückwärts essen, ohne Finger im Hals oder brechmittel.

So vieles würde ich gerne tun, sehn und lernen. Oft steh ich am Küchenfenster und schau hinaus auf die strassen. Es kommt mir vor als würde ich meinem leben zusehn, wie es lebt und ich steh daneben und warte bis es endlich vorbei ist. Schön wie die Sonne scheint, wär jetzt gerne wo anders. Irgendwann wird es dunkel, steh immernoch in der Küche, der Kühlschrank ist nun leer, mein Magen schmerzt, meine Seele weint.

Lg Nici

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paula-pepper
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Beitrag Mi., 17.02.2010, 11:31

Hallo Nici,

zunächst einmal hast du es ja schon selber erkannt - du bist bei weitem nicht alleine. Und wir wollen uns alle nicht fragen, wie viele in unserem Umfeld noch an dieser Krankheit leiden!
Schön das du über deine Erfahrungen spricht, in vielem erkenne auch ich mich wieder! Zum Beispiel das "neben sich selber stehen", zu sehen wie man sich kaputt macht, soviel Kraft in diese Anfälle steckt - und manchmal noch nicht einmal genau weiß warum. Ich habe bereits einfach eine Sucht entwickelt, ich habe das Gefühl ich brauche das mittlerweile einfach um zu funktionieren!
Aber irgendwie finden wir raus! Vielleicht mit erschwerten Bedingungen, da man auch so leicht an Essen kommt und Essen auch einfach zum Leben braucht.

Ich denke ein Therapie ist keine schlechte Idee. Zwar sagst du, dass du selber nicht wirklich weiß warum du es tust - aber alles hat seine Gründe! Es klingt nach Heißhunger-Attacken, vielleicht musst du deinen Körper besser verstehen, checken lassen - vielleicht gibt es Stoffe die dazu führen, dass du diese enormen Zuckermassen brauchst.
Abgesehen davon, rede dir bitte kein schlechtes Gewissen ein!! Ich tue das auch sehr gerne, fühle mich schlecht nach Anfällen, bekomme Schuldgefühle.. aber im Grunde müssen wir nun einfach lernen, diesen Zwang wieder langsam abzubauen!
Ich finde es schade, das deine Eltern so mit dem Problem umgehen! Bei mir weiß es nur ein Elternteil, und so soll es auch bleiben -. ich denke alle anderen würden nichts damit anfangen können, ich würde mich auch zu sehr schämen! Hast du mal versucht mit Ihnen zu reden, das auch eine Unterstützung und keine Verurteilung Ihrerseits helfen könnte?

Ich brauche essenstechnisch auch schokolade aber auch salziges... richtig chaotisch! Mich beruhigt das! Ich habe über Jahre irgendwie gelernt, dass mich das zumindest für einen kurzen moment sehr zufrieden stimmt. Das ich danach ein super schlechtes Gewissen aufbaue und ich wieder Versagensgedanken habe, vergesse ich beim Essen meist - ein Teufelskreis, wirklich!

Ich strenge mich nun an, darauf zu achten was genau ich in dem Moment brauche. Wann brauche ich es nicht? Wann bin ich glücklich? Ich möchte andere gesunde mittel finden, die mir helfen, meine Krankheit beiseite zu legen.
Bei mir war eigentlich auch nie so wirklich ein Gewichtsproblem vorhanden, ich selber fühle mich aber oft sehr schlapp und dick - obwohl es nicht der Fall ist. Das ist einfach eine Begleiterscheinung, die zusätzlich Auswirkungen hat - neben anderen Problemen, die man versucht mit der Bulimie zu kompensieren.

Wir werden alle rausfinden! Denk dran, was man sich angewöhnt hat, kann man sich auch wieder abtrainieren!

Viele Grüße, paula

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