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Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.03.2022, 20:40

Sydney-b hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 20:28 Du meinst also nur, weißt es aber nicht mit Sicherheit?
Diese Frauen erzählen dann so nebenbei, dass sie Neuroleptika nehmen?

Ich weiß dass sie auf einer buddhistischen Veranstaltung in einem Landzentrum in Frankreich völlig durchgeknallt ist, seltsames Zeug geredet hat etc und dann über nacht von der Anlage verschwunden ist sodass die Polizei einen Hubschrauber geschickt hat um die zu suchen (Suizidversuch wurde vermutet). Sie ist am nächsten Morgen da wieder reinmarschiert und hat berichtet dass sie lediglich die Nacht im Wald verbringen wollte. Die Leitung dort hat dann darauf bestanden dass sie umgendend heimfährt und sich in stationäre Behandlung begibt. Das hat mir ein Freund berichtet der zu der Zeit auch dort war und sie kennt.
Das nächste was ich von Leuten die sie privater kennen gehört habe ist dass sie "wieder" Medikamente nimmt.

Und ja, klar. Bei ettlichen Leuten die Neuroleptika nehmen (aber nicht bei allen) kannst du das sehen wenn du weisst wonach du schauen musst. Der automatische Reflex der Augen auf Umweltreize ist stark verzögert.
Die Dyskinesien im Gesicht (regelmässige Zuckungen der Gesichtsmuskeln) die sie davor nicht hatte sowie dass sie danach sehr viel ruhiger war als vorher waren auch wirklich eindeutige Zeichen welche Art Medikamente sie nimmt.

Und jepp, sie hat danach weiter als ambulante Psychotherapeutin mit Kassenzulassung in D gearbeitet (jetzt ist sie seit einigen Jahren in Altersrente)

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Montana
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Beitrag Do., 24.03.2022, 20:44

Man kann anhand der Nebenwirkungen, die Neuroleptika einer bestimmten Wirkstoffklasse haben, erkennen ob jemand sie nimmt. Diese Nebenwirkungen treten erst nach längerer Einnahmedauer auf. Und sind zum Teil dauerhaft, also auch nach Ende der Einnahme, noch vorhanden.
Das heißt a) die Dame nimmt es über längere Zeit und b) ihr geht es ohne so schlecht dass sie gravierende Nebenwirkungen in Kauf nimmt.
Das ist schon heftig. Solche Medikamente sind eigentlich gerade nicht dafür gedacht, dass sie langfristig zwecks Aufrechterhaltung einer Berufstätigkeit genommen werden. Sie verursachen nämlich dauerhafte Schäden.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 24.03.2022, 21:41

Das ist allerdings hammerhart :kopfschuettel: ....
Danke fürs Aufklären!

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.03.2022, 21:43

Montana hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 20:44 Das ist schon heftig. Solche Medikamente sind eigentlich gerade nicht dafür gedacht, dass sie langfristig zwecks Aufrechterhaltung einer Berufstätigkeit genommen werden. Sie verursachen nämlich dauerhafte Schäden.

Ich glaube dass das mit den Dyskinesien auch eine Frage dessen ist ob man dafür empfindlich ist. Ich kenne jemanden die nimmt seit Jahrzehnten Haldol und hat keine Bewegungsstörungen.

Aber ja, in vielen Fällen müssen die Neuroleptika lebenslang genommen werden weil jeder Absetzversuch wieder eine Psychose auslöst. Und ja, es gibt auch Leute die unter Neuroleptika-Dauerbehandlung arbeiten gehen.

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Montana
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Beitrag Do., 24.03.2022, 21:55

Klar gibt es die. Aber es ist sicherlich nicht das Ziel, dass es darauf hinausläuft. Gerade Bewegungsstörungen machen sich in vielen Berufen nicht besonders gut. Bei Psychotherapeuten ist es eher nebensächlich, aber mir fallen spontan einige ein, wo es anders ist.
Es wurde ja gerade wegen diesen Nebenwirkungen daran geforscht, andere Wirkstoffe zu finden, die die alten Neuroleptika ersetzen sollten. Und es gibt sie inzwischen auch. Aber wie immer ist es so einfach nicht und die alten sind nicht vollständig ersetzbar.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.03.2022, 21:56

Sydney-b hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 21:41 Das ist allerdings hammerhart :kopfschuettel: ....

Jepp. Die zweite nimmt übrigens keine Neuroleptika. Die ist nur eine der herrschsüchtigsten, querulantischsten, ichbezogensten Menschen die ich kenne, sie hat zB keine Hemmungen bei buddhistischen Meditationsveranstaltungen laut, pampig und ausfällig zu werden wenn ihr da am Ablauf irgendwas nicht passt. Das habe ich selbst wiederholt erlebt.

Sie ist Kinderärztin und hat vor ihrer Berentung sehr lange in einem Kinderzentrum gearbeitet wo sich Eltern mit verhaltensauffälligen Kindern hinbegeben wenn sie Diagnostik oder Hilfe brauchen.

Wobei ich mir bei ihr sicher bin dass sie immer im Sinne des Kindeswohls gehandelt hat (laut allem was sie im Lauf der Jahre beim zwanglosen Plaudern über ihre Vergangenheit erzählt hat, recht traumatische Kindheit)


Ehrlich gesagt, bei einigen Therapeuten die ich besonders bei probatorischen Sitzungen getroffen habe frage ich mich, welchen Ruf die in ihrem persönlichen Umfeld wohl so geniessen und ob die auch privat so drauf sind wie ich sie erlebt habe.

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diesoderdas
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Beitrag Do., 24.03.2022, 22:37

Ich habe heute zu einer Therapeutin gesagt, wie gnadenlos toll es ist, dass sie so normal ist :-)

Da lachten dann beide.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.03.2022, 22:45

Ja, aber es ist halt schon so dass ein Therapeut dir eine Fassade präsentiert.

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diesoderdas
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Beitrag Do., 24.03.2022, 22:54

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 22:45 Ja, aber es ist halt schon so dass ein Therapeut dir eine Fassade präsentiert.
Klar, pur gibts Therapeuten eher nicht. Und soll ja auch nicht so sein.

Aber es ist einfach schon absolut super, wenn ein Mensch normal wirkt ;-) Und natürlich hat jeder Mensch seine Macken und Schwierigkeiten, auch jeder Therapeut. Es darf halt nur nicht überhand nehmen oder die Behandlung belasten.

Ich bin auch schon ein paar Mal kopfschüttelnd aus Praxen raus und unterschreibe sofort, dass da viele eigentlich nicht praktizieren sollten.

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 00:09

lisbeth hat geschrieben: Mi., 23.03.2022, 21:37
Nachtrag: Auf der Webseite der Fachgesellschaft findet sich auch ein kommentiertes Transkript einer Head-On Collision. Gruselig, einfach nur gruselig. Meine Fußnägel sind immer noch aufgerollt....
Gruselig trifft es. Habe es nun auch gelesen.
Einen Großteil der Floskeln kenne ich exakt auch so und habe sie x mal anhören müssen.

Man sollte meinen, weil ich es selbst erfahren habe/kenne, würde mich das nicht so schocken. Tut es aber und es fiel mir relativ schwer, den Text zu Ende zu lesen.

Vor allem kommt da immer wieder auf: Wie konnte ich nur so strohdoof sein und den Affenzirkus mitmachen. Und dann auch noch so lange. Und hätte es noch länger gemacht, wenn es noch Stunden gegeben hätte.
Das ist einfach arg. Und ja - fast - komplett vergeudete Zeit.

Vergeudete Zeit. Auch ein Ausdruck, der mir hingeknallt wurde. Dass dem Thera seine Lebenszeit mit mir zu schade sei.

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Montana
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 08:13

diesoderdas hat geschrieben: Fr., 25.03.2022, 00:09 Auch ein Ausdruck, der mir hingeknallt wurde. Dass dem Thera seine Lebenszeit mit mir zu schade sei.
Wahnsinn. Da kann man doch wirklich nur denken "Dann lass es halt". Der macht das ja schließlich freiwillig. Er kriegt Geld dafür und kann jederzeit sagen, dass er nicht mehr weitermachen will.

(Dieser Ausdruck stößt bei mir etwas an, was ich richtig schlimm finde. Denn für meine Mutter war ich ebenfalls eine Verschwendung von Zeit und Geld. Sie war aber, anders als ein Therapeut, nicht in der Lage, mich komplett rauszuschmeißen, weil ich ein jüngeres Kind war. Und dieses Erleben ist ja nicht nur speziell meins, sonders das teilen sehr viele früh traumatisierte Menschen. Alle Versuche, die Situation zu ändern und etwas wert zu sein, waren damals schon vergeblich. Gute Noten in der Schule und so. Und der Therapeut macht dann genau damit weiter? Eine nahezu exakte Kopie? Was schon einmal so richtig tolle Ergebnisse hatte wird bestimmt jetzt den Durchbruch zu einem besseren Leben bringen? Wir soll das denn funktionieren?)

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 08:49

Montana hat geschrieben: Fr., 25.03.2022, 08:13 Was schon einmal so richtig tolle Ergebnisse hatte wird bestimmt jetzt den Durchbruch zu einem besseren Leben bringen? Wir soll das denn funktionieren?)
Keine Ahnung wie das funktionieren soll. Tat es ja auch nicht. Für mich war das nur ein Schlag, mehr nicht.

Und ich muss dazusagen, dass ich solche Sätze von meinen Eltern nie zu hören bekomnen habe.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 08:59

das klingt alles einfach nur schrecklich.
Ich frage mich ja welche Art von Therapeut diese Methode anzieht.
Jeden der noch so etwas bei Trost ist wird das doch abschrecken. Schnelle Erfolge mit Brutalität, dafür muss man doch selber schwer gestört sein. Womöglich sind das Therapeuten die eben sonst keine Erfolge haben und nun davon begeistert sind ohne überhaupt zu reflektieren was sie anrichten und wie sinnfrei das ist.

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Montana
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 10:20

Man kann Menschen durch Gewalt, auch psychische, durchaus zu Höchstleistungen treiben. Und dazu, dass sie alles sagen, was der Aggressor hören will.
Ich bin mir sogar recht sicher, dass das auch über eine längere Zeit "wirken" kann, so dass ein Patient danach vielleicht über Jahre unauffällig ist und seiner Berufstätigkeit nachgeht.

Das hat dann aber nichts mit Heilung zu tun. Es ist ein Effekt, den ich von mir selber sehr, sehr gut kenne. Ist der Schrecken groß genug, dann kommt keine Klage mehr und schon gar keine Suche nach Hilfe. Ist ja eh sinnlos und macht alles nur schlimmer. Es geht zurück ins Aushalten und die Hürde bis zum nächsten Versuch, etwas zu verbessern, liegt inzwischen noch ein gutes Stück höher. Der endgültige Zusammenbruch ist also allerhöchstens zeitlich nach hinten verschoben. Und das Leid bis dahin nicht weniger.

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Scars
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 21:13

alatan hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 06:54 Und warum Therapeuten das überhaupt machen? Weil sie in Fortbildungen Therapie-Videos mit ausserordentlich berührenden Verläufen und Besserungen gesehen haben von Patienten, die von der Methode sehr profitiert haben und ihre lebensbeeinträchtigende Symptomatik losgeworden sind.
Während der Video-Session sitzen sie im Stuhlkreis und führen anschließend Tänzchen zur Stärkung des Gruppengefühls auf.
chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.03.2022, 08:59 Ich frage mich ja welche Art von Therapeut diese Methode anzieht.
Meine erste analytische Therapie war auch so etwas Spezielles, nicht ganz so grauselig, aber heute aus einigem Abstand genauso fragwürdig. Die Therapeutin, die das betrieben hat, war selbst jung in Therapie bei einem Therapeuten dieser Ausrichtung und hat dann anschließend beschlossen selbst Therapeutin zu werden. Dem Institut ist sie treu geblieben. Sie hatte mich auch mal gefragt, ob das nicht was für mich wäre? Ich war damals schwer instabil, wenn das also die Zielgruppe darstellt... Alleine diesen Vorgang finde ich so gruselig, aus dem eigenen Patientenkreis Nachwuchs rekrutieren zu wollen... aber so funktioniert es wohl auch, neben dem Zulauf anderer Gestörter von extern durch Zugehörigkeitsgefühl, narzisstische Befriedigung, Identitätsstiftung etc.pp

Sind halt Sekten deren Religion ihr Psycho-Schrott ist.

Wenn man bedenkt, dass 70% der Erfolgsfaktoren einer Therapie außerhalb der Therapie liegen, gibt es bestimmt Patienten, die sich lange genug durch gequält haben, deren Problematik sich dann bessert und man sich das auf die eigenen Fahnen schreibt.
Remember to leave pawprints on hearts.

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