'Ich kann nur mit Männern, weil...' / Frauen- und Männerbilder

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mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 19:32

Ich persönlich bin der Meinung, dass es nicht nur einen "Grund" geben wird, warum ein Mensch so oder so ist, denkt, fühlt. Es ist immer die "Mische". Wie die sich nun zusammensetzt muss individuell betrachtet werden.

Da ich aber einige Schwule und Lesben kenne und mit einigen auch eng befreundet bin/war in meinem Leben schließe ich einen "Lebenserfahrungshintergrund" als mitspielenden Faktor nicht aus. Täte ich es, dann würde ich Fakten die ich kenne negieren.

Bei den schwulen Männern die ich nah kenne ist es in der Tat so, dass die "Mutterbeziehung" problematisch ist/war. Meist war die Bindung emotional "zu eng" würde ich sagen nach dem was ich aus Gesprächen weiss. Ob man das nun bereits als "Trauma" werten will bleibt jedem selbst überlassen. Ich werte es so.

Bei den Lesben die ich kenne stehen häufig eher offensichtlichere "Missbrauchsgeschichten/Gewalterfahrungen mit Männern" in der Vita. Nicht umsonst wurden zumindest in meiner Jugend aus "lesbischen" Läden, Cafés, bei Veranstaltungen etc. Männer ausgeschlossen. Schwule machen sowas in der Regel nicht.

Transsexualität bzw. Geschlechtsidentitätsunsicherheit steht für mich nochmal auf einem ganz anderen Blatt. Bei dem einen geht es um "Beziehung", bei dem anderen um das Selbstbild, die Selbstwahrnehmung. Zwei vollkommen unterschiedliche paar Schuh.

"Gegengeschlechtliche Anteile" bei DIS haben in der Regel eine innersystematische "Funktion", sind also noch mal gesondert zu betrachten.

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mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 19:46

stern hat geschrieben:Identitätslosigkeit wirkt grenzdebil und finde ich furcht-bar, so beinhaltet zumindest "furchtbar" auch eine Angstkomponente (schreck-lich als mögliche Alternative ebenfalls).
Ich finde durchaus, dass Menschen ohne (eigene) Identität eine gewisse "Furcht" auslösen können. Und ich finde das sehr gesund. Denn was für mich "gefährlich" wäre, das hat einen Schrecken und einen gewissen "Angstfaktor". Von "grenzdebil" würde ich zwar nicht sprechen und für mich definiert sich Identität nicht über Pullover, aber ich kenne "substanzlose" Menschen, Menschen die kein "Inneres" zu haben scheinen, die nicht "greifbar" sind als eigenständige Person. Und ich meide solche Menschen instinktiv bzw. halte Distanz.

Meist begegnen die mir im Job, zu erkennen am "laschen Händedruck" (aber das ist meins, ich nenne es "fischig", der andere "flutscht" halt so raus, aus dem Kontakt...was sich auch am Händedruck zeigt). Ich kann damit null anfangen. Und mir macht die Vorstellung so zu sein in der Tat Angst. Ich möchte so nicht sein.

Mein Wirrwarr finde ich zwar auch bisweilen unerträglich, aber das stelle ich mir wesentlich schlimmer vor. Dann lieber viele "Identitäten" die sich nicht einig werden als gar keine.


Vincent
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Beitrag Do., 15.12.2016, 20:11

luftikus hat geschrieben:Ich habe im Lauf meines Lebens schon viele Schwule (und einige Lesben) kennengelernt, und auf eine Geschichte von Vernachlässigung, Traumatisierung der Missbrauch bin ich dabei noch nie gestoßen. Die Leute sind in ganz normalen Durchschnittsfamilien aufgewachsen, ohne besondere Auffälligkeiten.
Das glaubst du doch wohl selber nicht.
Traumatisierungen - auch solche, wie mio sie zuletzt beschrieb (problematische Mutter-/Vater-Beziehungen) - sind auch nicht immer gleich und auf den ersten oberflächlichen Blick zu erkennen. Trauma-Komplexe können gut verborgen sein und vielfältige Kompensationsmuster annehmen, und bleiben deshalb nicht nur für ein Gegenüber eines Traumatisierten, sondern auch für den Traumatisierten selbst völlig im Dunkeln. Aber es gibt eben doch immer Anzeichen dafür, dass ein Trauma vorhanden ist, vorhanden sein MUSS.

Wie viele Schwule, Lesben, Promiskuitive und Prostituierte gibt es, die vermeintlich völlig selbstbewusst zu dem, was sie sind und tun, stehen und dabei sehr überzeugend wirken! Nicht selten wohl auch, weil ihnen ihre traumatischen Inhalte und das damit zusammenhängende Empfinden aufgrund mächtiger psychischer Abwehrmechanismen gar nicht bewusst ist.

Mein Therapeut hat gerne gesagt: "Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie unendlich leiden."
Dem stimme ich zu! (... und zwar nicht, weil es mein Therapeut gesagt hat. )
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:16

Mondin hat geschrieben:aber ich habe den Eindruck, dass auch das was die sonstigen Medien so anzubieten haben, immer mehr in die Richtung Entmenschlichung
Diesen Eindruck teile ich und da ich in der Medienbranche arbeite teile ich ihn nicht nur, sondern kann ihn auch "bestätigen". Diese Branche "entmenschlicht" sich zunehmend selbst respektive wird zunehmend vom Kapital entmenschlicht.

Glaube nichts, was Du nicht selbst "nachbearbeitet" hast...alles Lüge. Ähnlich den Statistikern oder der Marktforschung.

Und genau aus diesem Grund ist es manchmal ganz hilfreich ins "echte Leben" reinzugehen. In welcher Form auch immer.

Wir alle leben doch in unseren "kleinen Blasen". Wenn ich meiner kleinen Blase glauben würde, dann gäbe es vieles was es gibt nicht. In alle möglichen Richtungen. Meine kleine Blase ist aber nur eine kleine Blase....und hinter ihren Grenzen geht die Welt ganz real weiter und unterscheidet sich.

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stern
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:22

Na ja, Luftikus wird seinen Erfahrungshintergrund auch berücksichtigen... ebenso Nico, ich und andere user. Aber alles klar. Wenn man noch nicht einmal eine Hand voll Leute kennt (sehen diese Homos ihren eigenen Lebenserfahrungshintergrund genauso?) bzw. vorrangig Beziehungen zu traumatisierenden Menschen hat, so können solche verzerrten Eindrücke entstehen. Klasse Beispiele für Verallgemeinerung von minimalen Erfahrungshintergründen. Erfahrung ist das eine. Versuche der Verallgemeinerung das andere. Laut weitaus größer angelegten Untersuchungen ist der Anteil der psychische Kranken unter Homos und Transen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Daran könnte man seine Blase etwas abgleichen, wenn man sich schon nicht mit ausreichend vielen Menschen auseinandersetzen kann, um seine Eindrücke abzugleichen (geht ja tatsächlich nicht immer). Dazu braucht es aber am besten eine repräsentative Auswahl... also z.B. Therapeuten hätten logischerweise nur mit Kranken zu tun. Oder auch das Forum ist dazu nicht geeignet. Die Gesunden finden sich woanders.

Nicht dass ich mich so fühle. Aber ich kapiere ich immer noch nicht, was lächerlich daran ist, wenn jemand sagt:
"ich bin zwar eine Frau, aber eigentlich wäre ich gerne schwul".
"Gegengeschlechtliche Anteile" bei DIS haben in der Regel eine innersystematische "Funktion", sind also noch mal gesondert zu betrachten.
Wieso ist das was anderes... kann doch genauso eine psychische Funktion erfüllen.
Liebe Grüße
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Mondin
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:30

Liebe Mio, ich habe viel zu lange ganz ohne diese Blase gelebt, mittendrin im Chaos Leben, sozusagen. Immer unterwegs, immer am feiern, ständig neue Menschen, Dinge, Orte - immer extrem. Ich bin sehr froh, dass ich nun hier mein Zuhause und meine Ruhe gefunden habe. In "dieser kleinen Blase" fühle ich mit heimisch und geborgen. Sollen andere noch ihre Erfahrungen machen, meine reichen für mehr als ein Leben, davon bin ich überzeugt.

Ich habe auch im Ausland gearbeitet und das Einzige, was mich wirklich noch reizen würde, wäre eine Reise in die Gebirgsregionen Tibets. Ansonsten bleibe ich lieber wo ich bin, beobachte und bin oft genug froh, nie wieder mittendrin sein zu müssen. Die wenigen Eindrücke, die mich noch erreichen aktuell, lassen nichts Gutes ahnen. Auch, dass ich hier (wenigstens in großen Teilen) vollkommen missinterpretiert und aus dem Zusammenhang gerissen werde, bestätigt mich in meinem Eindruck, mich besser von Menschen fern zu halten, bis auf wenige, sehr ausgewählte Exemplare.

Von mir aus können alle die Fahne der Toleranz schwingen. So lange das von mir nicht erwartet wird, ist mir das egal. Ich spreche halt das aus, was viele sich längst nicht mehr wagen und lieber einstimmen in die endlose Litanei der vermeintlichen Gleichwertigkeit, die sich spätestens an der Supermarktkasse selbst ad absurdum führt. Mehr fällt mir zu all dem, nicht nur hier im Thema sondern generell, schlicht nicht mehr ein. Ich bin es einfach leid zu leiden, so könnte man es zusammenfassen. Ich mag mich lieber um mich und mein gutes Leben kümmern. Mist habe ich wirklich genug erlebt.

Mir meine kleine Blase, bitte. Das ist total in Ordnung so.

Liebe Grüße!
Mondin


mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:33

Stern, ich habe niemals von "lächerlich" gesprochen, sondern nur davon, dass ich dem nicht folgen kann. Der Grund, warum ich dem nicht folgen kann ist, dass ich es nicht nachvollziehen kann wo das Problem nun eigentlich GENAU ist.

Ich bin eine Frau, ich bin mit schwulen Männern teils sehr gut befreundet, kein Problem. Ich flirte regelmässig mit schwulen Männern die ich mag und hatte auch schon Sex mit einem schwulen Mann. Auch kein Problem.

WAS problematisch wäre, wäre, wenn ich eine "schwule" Beziehung führen wollen würde, schlicht, weil ich eine Frau bin. Und kein Mann. Ist Fakt. Die "Schwulenszene" würde sich an den Kopf fassen, wenn mein schwuler Freund und ich (als Frau) daherkämen und sagen würden: Hey! Wir sind ein schwules Paar... (zu Recht, meiner Meinung nach). Dh.: Ich würde da immer was "teilen" müssen, weil ich so, wie ich bin, in dieser Welt diese "Rolle" nicht wahrnehmen kann. (Und auch gar nicht will.) Und ich könnte jeden schwulen Mann verstehen, der meinem potentiellen Partner dann unterstellen würde "Bi" oder "Hetero" zu sein, je nach Ausgestaltung der Beziehung.

Es gäbe also "Parallelwelten", für mich an sich kein Problem, da ich schon immer so lebe, für andere scheinbar schon.


mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:35

Mondin, mir ging es mehr um eine "Bewustseinsblase". Also um das Bewusstsein, dass außenrum noch was anderes existiert...und existieren darf.


mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 21:51

stern hat geschrieben:(sehen diese Homos ihren eigenen Lebenserfahrungshintergrund genauso?)
Ich glaube, sie machen sich keine großen Gedanken darum, solange keine "Belastungssituation" vorherrscht. Warum auch?
Es ist im Prinzip ja auch überflüssig. Es ist eben wie es ist und gut so. Nur weil Parallelen existieren bedeutet das ja nicht, dass damit ein Leiden verknüpft ist. Es kann auch einfach eine individuelle "Lösung" sein.

Mir behagen diese ganzen "Bewertungen" da nicht. Nur beobachtbares negiere ich ungern.


Vincent
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Beitrag Do., 15.12.2016, 22:01

Eines will ich mal noch loswerden: Ich habe mich wieder mal hinreißen lassen hier und fühle mich nicht gut damit.
Grundsätzlich gehe ich zwar von dem aus, was ich schrieb. Aber das beeinträchtigt mich in meiner Lebenspraxis nicht im Umgang mit Menschen, die schwul, lesbisch, transsexuell oder wie auch immer geneigt sind.
Ja - das, was ich schrieb, muss abwertend rübergekommen sein - aber so ist es nicht gemeint. Ich verurteile das nicht, aber grenze mich notfalls ab.

Aus dieser Diskussion werde ich mich nun verabschieden. Ich habe nichts mehr hinzuzufügen.
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stern
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Beitrag Do., 15.12.2016, 22:12

mio hat geschrieben:Stern, ich habe niemals von "lächerlich" gesprochen, sondern nur davon, dass ich dem nicht folgen kann. Der Grund, warum ich dem nicht folgen kann ist, dass ich es nicht nachvollziehen kann wo das Problem nun eigentlich GENAU ist.
Es gab zumindest mal eine ähnliche Fragestellung (mit umgekehrten Vorzeichen), die ich erinnere. Ist also gar nicht so abwegig:

Männlich & hetero, aber das Gefühl, eine lesbische Frau zu sein -- Quelle: viewtopic.php?f=5&t=37692
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mio
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Beitrag Do., 15.12.2016, 22:18

stern hat geschrieben: Es gab zumindest mal eine ähnliche Fragestellung
Mit der ich NICHTS zu tun hatte. Also lass mich auch bitte bei Deinen Assoziationen außen vor. Danke.


Thread-EröffnerIn
isabe
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Beitrag Fr., 16.12.2016, 08:23

Vincent:
Wenn deine Theorie stimmte, dass Homosexualität immer (!) aus einem Trauma resultiert, dann kann wohl davon ausgegangen werden, dass du Bisexuelle für "halbtraumatisiert" hältst, denn immerhin sind sie ja noch fähig, "normal" in deinem Sinne zu empfinden. Wie muss man sich diese halbe Traumatisierung dann vorstellen?

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luftikus
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Beitrag Fr., 16.12.2016, 08:46

Vincent hat geschrieben: Das glaubst du doch wohl selber nicht.
)
Ich habe es zwar schon über all die Jahre miterlebt, soll es aber dennoch nicht glauben? Wie bist du denn drauf? Soll ich deinen Aussagen mehr Glauben schenken als dem, was ich persönlich ständig sehe und wahrnehme?

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luftikus
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Beitrag Fr., 16.12.2016, 08:50

isabe hat geschrieben:Vincent:
Wenn deine Theorie stimmte, dass Homosexualität immer (!) aus einem Trauma resultiert,
Wie gesagt, allein in meinem Bekanntenkreis kenne ich eigentlich nur Homosexuelle, in deren Leben kein Trauma stattgefunden hat. Zumindest das immer kann man sicherlich streichen. Natürlich kann es auch im Leben eines Homosexuellen Tramata geben, aber dasselbe soll es ja auch bei Heterosexuellen geben, oder nicht?

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