Phänotyp hat geschrieben:er schrieb mir, dass er sehr viel zu tun habe, aber alles bestens liefe und dass man sich ja mal auf einen Kaffee treffen könnte. So weit so gut, doch das mail war sehr, sehr förmlich und, und das fand ich den Knaller: er hat mich plötzlich wieder gesiezt – das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte bisher nicht antworten – und werde es wohl auch nicht mehr tun, vielleicht war ja das gerade auch seine Absicht? Aber für mich ist diese ganze Geschichte sehr verletzend – ist das eigentlich nachvollziehbar, oder ist das übertrieben?
Doch... ich kann's nachvollziehen. Bei dir kann es natürlich anders sein, aber ich meine, verletztend wäre für mich insbes. auch, dass ich seine Auslastung nicht als eigentlichen Grund für das nicht-melden annehmen könnte. Und direkte Ansagen sind für mich im Zweifel besser verträglich als indirekte. Denn für eine kurze Mail wie folgende dürfte ein bis zwei Minütchen Abgrenzung mal drin sein, z.B. dergestalt: "dass ein anschließender privater Kontakt keinesfalls möglich ist, er aber für therapeutische Zwecke bei Bedarf gern wieder zur Verfügung stehen oder: Dass er aufgrund seiner beruflichen (oder sonstigen Einbindung oder aufgrund von xy) keine Ressourcen in einen privaten Mailverkehr stecken möchte, und die Beziehung auch nicht in eine private umwandeln möchte. Aber für therapeutische Zwecke steht er gern wieder zur Verfügung. Oder so ähnlich. So wären klare Worte gesprochen... und ich wüsste woran ich bin, auch wenn das erstmal hart ist. Aber für mich besser als aus noch höheren Spären auf den Boden zurückzuknallen. Aber gut, selbst da mag jedeR unterschiedlich gestrickt sein.
Was ich stark finde, dass du jetzt aus freien Stücken sagst/sagen kannst (?), dass du keinen Kontakt mehr möchtest!
Er antwortete mir daraufhin etwas kryptisch, er freue sich auf Begegnungen (?) mit mir.
Und das ist schon etwas zweideutig, selbst wenn ich davon ausgehe, dass sie auf die beruflichen Kontakte bezogen waren. Und btw.: Falls das passiert, wie würdest du damit umgehen? Wird da wieder geduzt? ...wobei ja rosabrillen oder Idealisieren auch allgemein geeignet sein können, in etwas mehr reinzulegen als vielleicht da ist... aber das lass' ich mal dahingestellt. Denn diese Mail signalisiert, das er sich über Kontakt freuen würde... ohne Grenzziehung. So signalisierte auch mal eine Probethera klar, dass ich mich unter Umständen xy mal wieder melden könne. Den Bedarf habe ich weiß Gott nicht, aber im Fall das Falles wüsste ich zumindest vorab, woran ich bin.
Wie auch immer, ich kann nur von meinen Erfahrungen ausgehen, und meine Schwärmerei hat mich definitiv NICHT näher zu mir selbst gebracht, sondern eher von den anstehenden Themen entfernt. Aber das ist ja individuell verschieden, und wenn du schreibst, dass erst Ü-Liebe dich überhaupt wieder etwas FÜHLEN ließ, wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das doch sehr positiv!
Hm... und ich meine "erotische Übertragungen" werden von Psychoanalytikern ja teils auch als Widerstand gedeutet. Aber natürlich lässt sich das nicht allen Patienten überstülpen... und ich möchte das auch nicht. Ist das, worum es geht vielmehr i.e.S. oder i.w.S. mit Schwierigkeiten besetzt, so isst es eine Chance darin weiter zu kommen... solange Träumereien/Phantasien/Schwärmereien eben nicht dazu führen, so die Bodenhaftung zu verlieren, dass es von den zentralen Baustellen ablenkt.
Und ich lass' mir da auch gerne Realismus vorhalten (der gehört jedenfalls auch ein Stück weit zu mir, was ich jedoch gut finde ... und ich meine auch meine Thera)... aber zumindest schätze ich mich so ein, dass es für mich irgendwann ernüchternd wäre, wenn ich nach einem Therapieende realisiere bis bereue, dass xy auf der Strecke blieb. Aber auch da mag jedeR anders gestrickt sein, was ich anerkenne.
Und was mir hin- und wieder auch beim sporadischen Lesen des Threads durch den Kopf geht: Wenn ein Thera Gefühle als Übertragung deutet, so sagt er damit ja auch, dass er davon ausgeht, dass es ihm gar nicht gilt.