Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

leberblümchen
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Beitrag Do., 31.12.2015, 01:56

Ich habe hier irgendwo gelesen, dass es eine "Ausrede" sei, wenn sich jemand kindlich verhalte und das dann mit einer "kindlichen Persönlichkeit, die eben gerade vorne ist" erklärt, während andere genauso kindliche Bedürfnisse in sich spüren würden, diese aber "zurückstellen" müssten. Das mag ja sogar sein, dass einem DIS-Patienten "mehr durchgelassen" wird, als einem "Uno". Aber: So häufig, wie es bei Multis zu Filmrissen kommt, sie im Kleiderschrank Dinge finden, die sie nie gekauft haben, sie Freundschaften im Streit wiederfinden etc. - so oft kommt das eben bei Unos NICHT vor... Und wenn ich es mir aussuchen darf, lieber Gott, dann bin ich lieber Uno...

SoundofSilence, es sind genau die beiden von mir hervorgehobenen Sätze, die ich in dieser Kombination problematisch finde. Bzw. ich frage mich, wozu der letzte Satz von dir geschrieben wurde: Damit machst du all das "das mag ja sein" zunichte, indem du die Bedeutung, die das für den Betroffenen hat, negierst.

Analog: Stell dir zwei Schmerzpatienten vor: Der eine hat Fibromyalgie, der andere Rheuma. Wer subjektiv mehr leidet, lässt sich im Einzelfall nicht sagen; dennoch ist bekannt, dass Rheuma mit bestimmten Veränderungen einhergeht, die bei der Fibromyalgie fehlen. Dann sagt dir der Fibro-Patient: "Mir tut alles weh, ich kann nicht mehr arbeiten", und du antwortest ihm dann also analog: "Das mag ja sein, aber wenn ich mir eines von beiden aussuchen kann, dann hab ich doch lieber Fibro als Rheuma". Und der Fibropatient schaut dich an und denkt: "Sie hat überhaupt nichts begriffen". Wenn jemand so redet, dann redet er aus der Perspektive - und zwar NUR aus der Perspektive - eines Rheumatikers; die Perspektive des Fibropatienten wird dabei nur insofern angenommen, als sie dem Vergleich mit dem Rheumatiker dient - und natürlich wird dabei, ohne es auszusprechen, automatisch "festgestellt", was schlimmer ist. Derjenige, der dem - mehr oder weniger vorsichtig oder auch deutlicher - grundsätzlich widerspricht, weil er sich nicht gesehen fühlt, der wird dann automatisch zum "Ankläger", der dem Rheumakranken sein Leid abspricht (denn natürlich MÖCHTE NIEMAND Rheuma haben und es "sich aussuchen").

(Mir selbst geht es übrigens nicht um den Aspekt des "Durchgehenlassens", sondern um die Frage nach der Identifizierung und Benennung (womit ich nicht die Namen meine!) der inneren Anteile)

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Widow
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Beitrag Do., 31.12.2015, 02:06

SoundOfSilence hat geschrieben: also unterm Strich, wenn man nicht EINZELBEISPIELE im Erleben und Verhalten anschaut, sondern einmal das Gesamtbild sieht - deutlich. Multis machen Dinge anders, Multis erleben Dinge anders und Multis sind anders belastet als Unos
Ja.
Sogenannte Unos machen Dinge anders, erleben Dinge anders, und sind anders belastet - als sogenannte Multis.

Das haben hier nun mittlerweile wohl alle Lesenden und Schreibenden begriffen (spätestens durch diesen Thread).

Nur ist es ja so, dass auch alle sogenannten Multis hier von sich selbst behaupten, dass sie vieles ganz anders machen als andere Multis ("kein System gleicht dem andern!").
Und genau das behaupten sehr viele sogenannte Unos von sich auch (vieleicht ein paar weniger, weil die es eventuell nicht mehr nötig haben, sich via "Ausgrenzung als Abwertung" definieren zu müssen als Individuum).
- Offenbar also ist es so, dass man noch nicht einmal innerhalb dieser >Gruppen< tatsächlich von einer >Gruppenbildung< ausgehen kann.

Was lehrt uns das? ...

SoundOfSilence hat geschrieben:WIE sind denn eure Erlebnisse (hier) konkret mit Unos/Multis? Was findet ihr schwierig, was findet ihr gut? Wie ist euer persönliches Fazit, eure persönliche Meinung dazu?
Ich habe meine Erfahrungen angedeutet: Zu drei sogenannten Multis hatte ich Kontakt (zu einem davon innigen Kontakt): Jeder von diesen Menschen suchte in mir etwas, was ich ihm nicht geben konnte. Sie suchten in mir eine "starke Frau/Mutter". Zwei von ihnen haben es am Ende explizt gesagt.
Mehr haben sie von mir nicht gewollt. Anders gesagt: An mir waren sie nicht interessiert.

Ich sehe die Not, die hinter so etwas steht.
Aber ich bin kein Therapeut. Ich bin selbst ein Mensch in Not. Und ich werde nach diesen drei Erfahrungen zu sogenannten Multis einen gesunden Abstand wahren: Um ihre und meine Grenzen zu achten.
Das mag man "borniert" finden.
Ich halte das für verantwortungsvoll.

SoundOfSilence hat geschrieben:das ganze Zeug über rituellen Missbrauch
Dass Du so abfällig ("das ganze Zeug") darüber schreibst, hätte ich Dir nicht zugetraut. Weißt Du nicht, dass es hier Menschen gibt, auch in diesem Thread, die genau das, was Du "Zeug" nennst und von dem Du bekennst, dass Du es "nur mit halben Auge" zur Kenntnis genommen hast - weißt Du nicht, dass es hier Menschen gibt, die das ERLEBT haben ?!
Offenbar weißt Du das nicht, hast es überlesen. Sonst würdest Du Dich hier wohl anders dazu äußern.

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Candykills
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Beitrag Do., 31.12.2015, 02:23

Leberblümchen, ich sehe das Problem eher dahingehend, dass du dich in deinem Leiden nicht gesehen fühlst. Das hat in meinen Augen aber wenig mit Multis zu tun, auch wenn du dich auf diese irgendwie versteift hast und zu konkurrieren scheinst - vermutlich weil es bei Multis eben in der Mehrzahl zu extremen Einschränkungen kommt, anders kann ich mir das inzwischen nicht mehr erklären. In diesem Forum gibt es aber auch genug andere, mit anderen Diagnosen und Störungen, die ein total eingeschränktes Leben führen und bei deren Störung das vielleicht auch sehr gehäuft oder in der Mehrzahl vorkommt - kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Ich beurteile die Einschränkung eines Menschen weniger an der Diagnose, sondern ob er ohne Medikamente auskommt, schlafen kann, noch arbeiten oder zur Uni gehen kann ect.
Eigentlich müsste es doch reichen, wenn du für dich selbst sagst, dass du total leidest - ohne die Diagnose anderer abzuwerten, denn in meinen Augen tust du genau das, nur eben sehr subtil - unterstellst es aber den Multis ständig, hm.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Widow
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Beitrag Do., 31.12.2015, 02:31

Übrigens, SoS, Du bist gerade dabei, die Diskriminierung (und das heißt erstmal nix anderes als ABGRENZUNG!), die hier betrieben wird, um eine weitere Kategorie zu erweitern:
Du bezeichnest Dich als DAS DRITTE:
SoundofSilence hat geschrieben: meinem eigene Erleben, dass irgendwie nicht Multi ist aber auch nicht Uno
Na klar, da ist man dann natürlich fein raus (obgleich das andere hier auch schon versucht haben und dann doch wieder von den sogenannten Multis als sogenannte Unos "geoutet" wurden - oder gar gemobbt?) und kann sich oberlocker bei allen bedanken:
SoundofSilence hat geschrieben:Das Forum hat mir auch in das Selbst-Erleben von "Unos" sehr viele private und tiefe Einblicke ermöglicht - auch dafür dann mal ein großes Danke, ihr ward sehr hilfreich und lehrreich und ebenso spannend wie die Mulits - und auch unter den Unos ist letztlich die "Vielheit" und die Verschiedenheit groß
Na, da fühl ich mich doch gleich ganz toll, wenn ich lehrreich und spannend für Dich bin und letztlich ebenso verschieden wie die andern !!!

Klartext: Wie sehr brauchen es Menschen eigentlich wirklich, sich via Abgrenzung über andere zu erheben ?!
Ich habe da gerade eine ganz dicke Lektion erhalten.

SoS: Meinen verbindlichsten Dank dafür!
Zuletzt geändert von Widow am Do., 31.12.2015, 02:36, insgesamt 1-mal geändert.

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leberblümchen
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Beitrag Do., 31.12.2015, 02:35

Ich leide nicht "total" und ich bin froh, nicht psychotisch zu sein usw. Ich könnte jetzt 100 Dinge aufzählen, an denen ich glücklicherweise nicht leide - und in der Tat halte ich mich diesbezüglich für relativ zufrieden und kann das auch äußern. Nicht gesehen (abgesehen von der Kindheit!) fühle ich mich nur dann nicht, wenn mir jemand mehr oder weniger direkt sagt: "Deines ist aber nicht so schlimm wie meines" - nicht, weil ich der Überzeugung wäre, meines sei "besonders schlimm", sondern weil ich nicht von Anderen gesagt bekommen möchte, wie ich nach deren Meinung doch zufrieden sein müsste und weil ich nicht als Vergleichsobjekt dienen möchte.

Wenn dir das auffällt, dass die Reibungspunkte zwischen "uns" besonders groß sind, dann könnte das daran liegen, dass ich es in der Tat als auffällig empfinde (und nicht nur ich, wie nachzulesen ist), dass sich einige (andere auch nicht!) Multis dadurch definieren, "besonders" zu sein, was z.B. Menschen, die von sich als "depressiv" oder "borderline" oder "narzisstisch" usw. schreiben, hier nicht tun. Und dieses "Besonderssein" äußert sich darin, immer mehr oder weniger stark anzudeuten "ich weiß, was du fühlst" und "aber bei mir ist es schlimmer". Ich könnte dir hier wirklich viele Zitate bringen aus diesem Faden (mache es aber nicht).

Ich wüsste nicht, wo ich das Leiden anderer Menschen abwerte, aber ich nehme zur Kenntnis, dass du das so siehst.

An dieser Stelle höre ich hier aber wieder auf, denn ich habe ja festgestellt, dass das nichts bringt.

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Candykills
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Beitrag Do., 31.12.2015, 02:47

Ich halte mich nicht für besonders, weil ich nen Multi bin und ich sehe das ehrlich gesagt auch nicht bei anderen. Habe eher das Gefühl, dass uns das wieder von dir und sicher auch manch anderen angedichtet wird - sonst wäre dieser Thread gar nicht erst nötig gewesen und wir hätten uns weiterhin innerhalb des Threads, der eben an Leute mit einer bestimmten Diagnose ging, austauschen können - ohne dass irgendwelche Leute mit Problemen hereinkommen, die einfach gar nichts mit dem Thema zu tun hatten (ich rede da jetzt nicht von Möbius..). Das wurde angekreidet und das zurecht.
Und es gibt eben Menschen, die es interessiert wie ein Multi in etwa funktioniert, so wie es Menschen gibt, die es interessiert was es mit Borderline, NPS oder sonst was auf sich hat. Das finde ich normal und auch in Ordnung.

Und dann kommt hinzu, dass wir alle Individuen sind und das sind wir deshalb, weil wir uns abgrenzen von anderen. Es gibt keinen Menschen, der sich nicht abgrenzt, sonst wäre er nämlich ein Roboter.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Widow
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Beitrag Do., 31.12.2015, 03:02

Eine Frage habe ich sogenannter Uno noch an die sogenannten Multis:

Ich habe hier von den sogenannten Multis gelesen, dass die meisten Abspaltungen in der Kindheit passieren (nur in Retraumatisierungsfällen könne es im Erwachsenenalter zu weiteren Abspaltungen kommen, so hieß es hier).
Und ich habe hier gelesen, dass die meisten von den hiesigen Menschen mit der Krankheit DIS mehrere Erwachsene in sich haben (als Innis, Abspaltungen, Persönlichkeiten, Anteile, Personen).
Meine Frage lautet: Habt Ihr diese Erwachsenen abgespalten, als Ihr Kinder wart, oder sind sie erst abgespalten worden, als Ihr erwachsen wart?


Vielen Dank für etwaige Antworten und nochmals allen hier einen guten Rutsch!
w


Widow
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Beitrag Do., 31.12.2015, 03:26

mio hat geschrieben:Hallo Widow,
Widow hat geschrieben: Ich nehme hier wahr, dass man sich auf Kosten anderer Menschen abgrenzt,
und exakt diesen Punkt verstehe ich NULL.
Hallo, mio,

wenn ich eins verstanden habe in meiner Analyse, dann dies:
Manchmal gibt es kein Verstehen.
Sondern allein ein zur Kenntnis Nehmen - und weil das immer so bürokratisch und mithin leer klingt, will ich es anders nennen:
Manchmal gibt es kein Verstehen, sondern allein (bestenfalls, und ich kann mir Fälle vorstellen, da geht das schlichtweg nicht, doch die sehe ich hier im ptf nicht) ein Geltenlassen, ein Gültigseinlassen.

Lass mich mit meiner Wahrnehmung, meinem Gefühl, die beide erst durch ein paar Erfahrungen und dann erneut ganz massiv durch die Lektüre dieses Threads hier entstanden sind, die ich überprüft habe (wieder und wieder und in der Zukunft weiterhin überprüfen werde), die ich ein wenig modifiziert habe und die doch so da sind, wie sie jetzt da sind - lass mich doch einfach gültig sein.
Zwing mir doch nicht Deinen Lebensfahrschein auf, bitte.
Ich habe meinen eigenen, ich fahre nicht schwarz.
Du musst mich nicht verstehen, aber ich bitte Dich darum, dass Du mich gelten und gültig sein lässt, neben Dir, weit entfernt von Dir.

Sei gegrüßt!
Widow

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Myhre
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Beitrag Do., 31.12.2015, 04:20

[quote="SoundOfSilence"]Was ich auch gelesen habe ist das ganze Zeug über rituellen Missbrauch - zugegeben nur mit einem halben Auge. Die Freundin von mir mit DIS, die ist vergew****** worden. Schlimm genug. Und sie hatte sicherlich vorher einige Defizite und nachher war ihr Leben irgendwie auch nicht richtig schick... Das alles wird dazu geführt haben, dass sie ein DIS ausgebildet hat. Ich jedenfalls bin froh, dass sie nicht rituell missbraucht worden ist. Andere sind vielleicht rituell missbraucht worden, und haben keine DIS ausgebildet. Gibt es auch - zum Glück. Und dennoch würde ich wohl bei einem Menschen mit DIS, der auf diese Art missbraucht wurde und dessen Täter ihn ihm ganz gezielt "Persönlichkeiten" herangezogen haben NIEMLAS anzweifeln, dass die Ursache für ihre Störung genau darin liegt. Also: Über rituellen Mb zu sprechen, auch in dem Zusammenhang einer Unterhaltung über DIS finde ich verständlich, allerdings die Fragen nach Statistiken dazu und die diversen Theorien zur (möglichen/wahrscheinlichen) Vertuschung - all das macht auf mich einen seltsamen Eindruck. Gehört das nicht in einen eigenen Thread - nicht aber in den Austausch zwischen Menschen mit VERSCHIEDENEN psychischen Erkrankungen? Nur mal so ein Gedanke von mir...

Liebe Soundofsilence,
ich muss gestehen,das war auch mein erster Gedanke.
Der nächste Gedanke war,dass ich so einen Thread nicht eröffnen werde.Es gab viel Aufruhr in meinem System deswegen und ich kann das zur Zeit nicht leisten.
Da muss ich dann viel preisgeben um zu erklären und ich fürchte,selbst wenn ich meine Anonymität komplett aufgebe um mit Gerichtsurteilen und Fachleuten zu verifizieren...es bleibt dabei,dass es nicht geglaubt wird,weil es so krass ist.Ich sage nicht,dass alle nicht glauben,aber es sind genug die es nicht können und nicht wollen...
Ich verstehe das und das ist jedem sein Recht...!
Um auf eine Einwurf einzugehen,wie es sein kann trotz allem noch an das Gute zu glauben:
Es ist überlebensnotwendig für mich daran zu glauben.Ich halte sonst das Leben nicht aus.
Ich habe mich bewusst dazu entschieden und kämpfe darum und dafür!
Liebe Grüsse
Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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Myhre
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Beitrag Do., 31.12.2015, 05:13

Widow hat geschrieben:
SoundOfSilence hat geschrieben:das ganze Zeug über rituellen Missbrauch
Dass Du so abfällig ("das ganze Zeug") darüber schreibst, hätte ich Dir nicht zugetraut. Weißt Du nicht, dass es hier Menschen gibt, auch in diesem Thread, die genau das, was Du "Zeug" nennst und von dem Du bekennst, dass Du es "nur mit halben Auge" zur Kenntnis genommen hast - weißt Du nicht, dass es hier Menschen gibt, die das ERLEBT haben ?!
Offenbar weißt Du das nicht, hast es überlesen. Sonst würdest Du Dich hier wohl anders dazu äußern.
Liebe Widow,
ich kann nur für mich sprechen:
Ich habe das Wort "Zeug" in Beziehung zu "dem was es da zu lesen gibt" verstanden.Das bezog ich nicht auf mich und mein Erleben von RM.
Ich erlebe SoundofSilence im Kontakt auch so,dass ich das ,glaube ich,richtig einordne.
Es gibt viel wirklich zweifelhaftes an "Zeug" was man findet ,wenn man über RM recherchiert.
Das totale Leugnen und die totale Übertreibung und Verschwörungstheorien...alles ist dabei.

Ich glaube nicht,dass das abfällig gemeint war.
Die Formulierung ist etwas unglücklich.Ich danke dir aber,dass du dir da Gedanken gemacht hast,wie es RM Betroffenen damit geht.

P.S. Ich verstehe gut,dass du Abstand hältst.Ich finde das nicht borniert.
Liebe Grüsse
Myhre
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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag Do., 31.12.2015, 07:35

Zu dem "Therapie für jeden Inni" möchte ich gerne noch mal etwas aus meiner Erfahrung schreiben.
In unserem System gibt es einen jugendlichen weiblichen Anteil, der als Bewältigungsstrategie für das Erlebte anorektisch geworden ist. Lange Zeit hätte sie sich am liebsten zu Tode gehungert. Ich (eine ANP) eine im System, die mit am häufigsten vorne ist, habe mit dieser Bewältigungsstrategie überhaupt nichts am Hut, geschweige denn, dass ich Zugang zu dem Erlebten gehabt hätte. Unser Körper war zwischendurch aber wirklich an der Grenze. Die Therapeutin ist jemand uns wirklich als Gesamtpersönlichkeit wahrnimmt, aber hätte sie hier nicht sehr viele Stunden drauf verbracht Zugang zu ihr zu finden, nur mit ihr zu arbeiten und sich zumindest auf ein Mindestgewicht zu einigen, dann wäre das für uns Alle, da wir uns ja nunmal nur den einen Körper teilen, sehr gefährlich geworden, wenn nicht sogar tödlich ausgegangen.
Viele Grüße

Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.

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stern
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Beitrag Do., 31.12.2015, 08:08

Jepp, ich glaube tatsächlich, dass jeder Mensch ein Unikat ist...und auch kein Erleben exakt dem anderen entspricht. Ich selbst, sehe das aber auch allgemein so. Über Diagnosen gibt es aber auch Gruppenbildung, die ja gemeinsame Kriterien für die Diagnosegruppe festlegt.

Und jepp:
wenn ich eins verstanden habe in meiner Analyse, dann dies:
Manchmal gibt es kein Verstehen.
Ich trete im Forum einiges nicht breit, weil ich ich der Überzeugung bin, dass das nicht gut (für mich) wäre. Aber ich habe mich mittlerweile damit arrangiert, dass auch Therapeuten nicht alles verstehen/nachvollziehen können. Es ist nicht so, dass ich höre, ah, sie sind ein so-und-so, dann ist ja alles klar... verstehe ich. Einige Ähnlichkeiten, die ich ähnlich beschreiben würde, finde ich in einer Diagnosegruppe, die von so gut wie allen (mir bekannten) Therapeuten in Erwägung gezogen wurde. Aber darunter ist regelmäßig auch einiges, wo ich sagen würde, dies oder jenes ist bei mir wiederum anders.

Ich glaube auch nicht, dass vollständiges Verstehen möglich ist - außer man glaubt auch an den Weihnachtsmann. Sobald man es versucht, kann immer der Fall eintreten, dass manches missverstanden wird. Die Alternative wäre zu sagen: Was kratzt mich, wie es dir geht.

Ich finde solche Aussagen z.B. sehr fragwürdig.
Ich habe hier irgendwo gelesen, dass es eine "Ausrede" sei, wenn sich jemand kindlich verhalte und das dann mit einer "kindlichen Persönlichkeit, die eben gerade vorne ist" erklärt, während andere genauso kindliche Bedürfnisse in sich spüren würden, diese aber "zurückstellen" müssten. Das mag ja sogar sein, dass einem DIS-Patienten "mehr durchgelassen" wird, als einem "Uno". Aber: So häufig, wie es bei Multis zu Filmrissen kommt, sie im Kleiderschrank Dinge finden, die sie nie gekauft haben, sie Freundschaften im Streit wiederfinden etc. - so oft kommt das eben bei Unos NICHT vor... Und wenn ich es mir aussuchen darf, lieber Gott, dann bin ich lieber Uno... Wenn ich allerdings Multi BIN, lieber Gott, dann wäre es toll das zu wissen damit ich damit besser und immer besser umgehen kann. Einen Wettstreit zu führen finde ich völlig unverständlich.
Wie als ob andere Menschen nicht auch sehr häufig streiten können. Soll ich jetzt zukünftig sagen, ich habe mir sagen lassen, DISler streiten häufiger als andere... sind also streitbarer als andere Menschen. Wenn ich das äußern würde, so könnte man mir das (zu Recht) auch negativ auslegen. Und dadurch, dass die Dissoziation strukturell anders ist, kann man doch auch nicht automatisch ableiten, dass dissoziative Amnesien (mit Filmrissen) bei anderen Menschen weniger häufig sind. Solche quantitativen Aussagen, glaube ich höchstens, wenn es dazu eine seriöse Untersuchung gibt. Wie oft geswitchet wird (mit Filmriss) ist ja sehr wahrscheinlich noch nicht einmal bei allen Patienten gleich häufig (nicht einmal innerhalb der Gruppe von DIS-Patienten).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
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(alte Weisheit)

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Myhre
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Beitrag Do., 31.12.2015, 08:39

stern hat geschrieben: Wie oft geswitchet wird (mit Filmriss) ist ja sehr wahrscheinlich noch nicht einmal bei allen Patienten gleich häufig (nicht einmal innerhalb der Gruppe von DIS-Patienten).
Liebe Stern,
das ist bei jedem System unterschiedlich und ändert sich auch dauernd,je nach Belastung und Lebenssituation.
Das kann auch keiner mit Gewähr berichten,weil man oft nicht mal den Filmriss merkt.
Ausser die Umgebung kann das bestätigen oder berichten...ich habe vor der Diagnose alle möglichen Erklärungen gehabt und bekommen für die Filmrisse.Mir wurde sogar Demenz diagnostiziert...bis auf Station die Wechsel überhand nahmen und Kollegen und Patienten davon berichteten...ich habe davon nichts gewusst.
Ich kann dir nicht sagen wie oft wir switchen...dafür bin ich zuviel alleine zur Zeit.Wir mussten mal ein Buch führen,wie oft und wie lange Filmriss...das war beängstigend
Herzliche Grüsse
Myhre
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Mahatma Ghandi

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stern
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Beitrag Do., 31.12.2015, 09:12

Hast du dann ein Buch, in das sich jeder Anteil einträgt, wenn er sich sozusagen zeigt? Und wenn man das Buch dann z.B. am Ende des Tages oder in der Therapie anschaut, so hat man dann etwas mehr Überblick, wer gerade was getan haben könnte?

Z.B. die Aussage würde ich anders formulieren:
Ich habe hier irgendwo gelesen, dass es eine "Ausrede" sei, wenn sich jemand kindlich verhalte und das dann mit einer "kindlichen Persönlichkeit, die eben gerade vorne ist" erklärt, während andere genauso kindliche Bedürfnisse in sich spüren würden, diese aber "zurückstellen" müssten. Das mag ja sogar sein, dass einem DIS-Patienten "mehr durchgelassen" wird, als einem "Uno".
nicht "zurückstellen müssen"... sondern ein Unterschied ist wohl eher, das "zurückstellen zu können", was man evtl. berücksichtigt (hier aber auch etwas abgestuft nach Störung, würde ich sagen).

Rügt ein Therapeut auch manchmal, wenn irgendwelcher Mist gebaut wurde, von dem man nichts weiß? Oder ist man damit bereits genug "gestraft", weil das ja sicherlich teilweise auch beschämend ist?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Jenny Doe
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Beitrag Do., 31.12.2015, 09:45

Aber: So häufig, wie es bei Multis zu Filmrissen kommt, sie im Kleiderschrank Dinge finden, die sie nie gekauft haben, sie Freundschaften im Streit wiederfinden etc. - so oft kommt das eben bei Unos NICHT vor...
Genau solche Sätze meine ich, wenn ich sage, dass Unos hier abgewertet werden und etwas als "DIS-typisch" bezeichnet wird, obwohl es das nicht ist und DISler versuchen sich selbst aufzuwerten.

Allein schon dieser Thread zeigt doch deutlich, dass es nicht typisch DIS ist, dass sich Freundschaften im Streit wiederfinden. Ich sehe in diesem Thread eine sanftmütige Myhre, die auf Harmonie bedacht ist, Streit verhindern möchte, zu vermitteln versucht, sich bei jedem für ein Posting bedankt, auch bei denen "der anderen Gruppe", sich selbst fragt "Was habe ich falsch gemacht", obwohl sie gar nichts falsch gemacht hat, ... und ich sehe hier andere DISler, ich nenne jetzt des friedenswillen mal keine Namen, die sich anders verhalten als Myhre. Heißt das jetzt, dass Myhre keine Dislerin sein kann, weil sie ja das "DIS-typische"-Kriterium "Streit mit Freunden" nicht erfüllt?
Ich habe viele DISler kennengelernt, mit denen es unmöglich war zu streiten, weil sie sowas von harmonieliebend sind. Da ist es einfacher sich mit mir UNO zu streiten, denn ich bin nicht harmoniesüchtig. Mam kann seine Diagnose auch benutzen, um sich dafür "zu entschudligen", dass man einen Streit entfacht hat. DIS-typisch ist es nicht. Wäre es das, dann müssten sich alle DISler gleich verhalten. Doch genau das tun sie nicht. Sie unterscheiden sich genauso untereinander und voneinander wie sich Uno unterscheiden.

Unos mögen nicht aufgrund einer fehlenden DIS-Diagnose in Streit geraten, aber sie geraten gleichermaßen und genauso häufig in Streit mit anderen, einfach deshalb, weil auch sie multipel sind, übersetzt "Vielfältig, mannigfaltig" sind. Unos mögen keine DIS-Probleme haben, dafür haben sie andere Probleme, die sich genauso äußern wie die Probleme der DISler. Ich könnte - was ich aber nicht tue - umgekehrt auch sagen "So viele Orientierungsprobleme, wie ich aufgrund meiner Stress-Reizverarbeitungsproblematik mit Autismus- und ADHS-Symptomen habe (Symptome, nicht Diagnose!), haben DISler aber nicht". Und jetzt?

Warum kann man nicht einfach sagen: "Ich habe die und die Probleme"? Warum ist es dermaßen wichtig zu betonen, nein überzubetonen, dass es einem viel schlimmer geht, man viel mehr leidet, ... als "die anderen"? Das ist das was Widow meinte mit eigene Aufwertung auf Kosten anderer. Sowas mag ich überhaupt nicht.
Es hätte gereicht zu sagen: "MEIN Problem ist, dass ich oft mit anderen in Streit gerate, Filmrisse habe, ..." Denn das Filmrisse bei DISler häufig sind, häufiger als bei Uno, stimmt so auch nicht. Allein hier im Forum gibt es immer wieder DISler, die sagen, dass sie das nur selten haben oder gar gar nicht kennen, dass sie alles mitkriegen, ..." Entweder stimmt bei diesen DISler die DIS-Diagnose nicht oder das stereotypische Denken "DISler haben häufiger Filmrisse als andere" stimmt nicht. Man kann keine solchen allgemeingültigen Behautungen über die eigene Gruppe aufstellen und sich damit von anderen abgrenzen, während gleichzeitig Mitglieder der eigenen Gruppe sagen: "Ist bei mir aber anderes; ist bei mir nicht so; sowas kenne ich nicht".

Sorry, aber DISler sollten sich nicht wundern, dass Unos so wenig Interesse daran haben, sie zu verstehen. Nicht auf Kosten und Abwertung anderer!
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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