today hat geschrieben:Was die Subjekt-Objekt-Frage angeht, glaube ich, das Missverständnis beruht darauf, dass wir sie in unterschiedliche Kontexte stellen. Du betrachtest von außen, ich von innen.
Nun, weder Du noch ich können die Innenperspektive der Lebewesen in den geschilderten Fällen vornehmen. Somit bleibt uns beiden nur die Außensicht, d.h. Du hast auch keine andere Wahl, als diese einzunehmen. Wir beide werden es überdies schwer haben, uns beispielsweise in einen Hund zu versetzen, da wir unser Bewußtsein nicht auf seines herabreduzieren können. Naja, zumindest nicht ohne Drogen oder Hirn-OP...
Die zentrale Frage war: Gibt es Handlungen, bei denen ein Subjekt (=Ausführender der Handlung) gleichzeitig auch Objekt (=Er"leidender" der Handlung) sein kann? (Wenn ja, kann es Selbstliebe geben. Wenn nein, ist Selbstliebe nicht möglich, da die Liebe dann immer auf ein Objekt gerichtet ist, das sich per se außerhalb des Subjekts befinden muß.)
Damit ein Individuum für sich diese Frage beantworten kann, muß es über ein hinreichend entwickeltes Bewußtsein (insb. seiner selbst, also dem "Ich") und hinreichende kognitive, semantische Fähigkeiten verfügen. Es darf z.B. nicht unter krankhaften Wahrnehmungsverzerrungen leiden, wie etwa während einer Psychose. Hat es diese Eigenschaften nicht, ist die Frage für das Individuum nicht beantwortbar. Sie stellt sich dem Individuum aus sich heraus vermutlich erst gar nicht. Die Frage nach Selbstliebe dann freilich auch nicht.
Ganz kurz also: eingeschränkte Individuen haben nicht die Fähigkeit oder das Bedürfnis, sich obige Frage zu stellen. Sie erübrigt sich somit. Ein Außenstehender (und auch ein "Gesunder") kann die Frage sehr wohl stellen, und ich würde doch meinen, daß erkannt wird, daß in den genannten Fällen Subjekt und Objekt der Handlung identisch sind.
today hat geschrieben:Für dich gibt es diese Subjekt-Objekt-Sache dann auch bei sich zusammenringelnden Regenwürmern. Der Wurm (Subjekt) ringelt sich um sich (Objekt).
Ich betrachte die Sache vom "Ich" aus: Ist "Ich" in der Lage, sich zu sich in Beziehung zu setzen, quasi eine Ich-Spaltung vorzunehmen.
Ich finde nicht und ich finde aber auch, dass der Regenwurm sich um sich selber kringeln kann.
Allen vorher geschilderten Fällen - den Wurm lasse ich aus, da mir nicht bekannt ist, ober so etwas wie Zuneigung überhaupt braucht und es sich möglicherweise durch das Um-sich-Kirngeln zeigt - ist gemein, daß ein
Bedürfnis nach Zuneigung für sich selbst besteht, dem durch Automatismen genügt wird, die den Individuen zueigen sind. Warum wohl? Gibt es da doch etwas, daß das Individuum als ein "Ich" oder ein "Es" wahrnimmt und dieses veranlaßt, an sich zu handeln?
today hat geschrieben:Ich würde dir weiterhin antworten unter der Voraussetzung, dass meine Antworten von dir nicht in Gassenhauern verarbeitet werden.
Ich muß bedauern, today, ich lasse mir keine Bedingungen stellen.
today hat geschrieben:Den Vergleich finde ich - im Gegensatz zu dir - so abwegig nicht, sieht man das Internet als viele Gassen und das posten darin als singen.
Nun, da hast Du wohl ein anderes Konzept.
today hat geschrieben:Obwohl ich natürlich davon ausgehe, dass die weit überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung mit Internetanschluss Besseres zu tun hat, als sich deine Reime zu Gemüte zu führen.
Ich bin absolut geneigt, es den jeweiligen Lesern zu überlassen.
LG
UncleK