schwerste Retraumatisierung durch Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:17

sofa-held hat geschrieben: selber Borderliner
Ich hatte die Verdachtsdiagnose schon mal (nach 1 Woche abgebrochener Therapie in einer Klinik)...

...ich war dann bei einem Spezialisten, der dies verneinte...

Bei zwei weiteren stationären Therapien (6 Monate und 4 Monate) wurde es ebenfalls verneint!

Vielleicht habe ich mich auch nur zu gut verstellt und alle manipuliert!
Zuletzt geändert von Justus am Mi., 01.02.2012, 00:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:20

Na klar, hast Du, Justus, gib´s zu! Bild
Lieben Gruß
elana

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:23

Nee, das war ein guter Therapeut...

Sehr einfühlsam...

...damals habe ich gedacht ich hätte wirklich Borderline und habe dem Therapeuten die Diagnosekritierien hoch und runter gebetet...

Was hätte er tun sollen???

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sofa-held
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:29

also ich wollte dazu eigentlich nichts hier sagen, aber ich kenn den Katalog für Borderline ja auch, und irgendwie sind das so schwammige Kriterien, dass das fast ein jeder ein bisschen reinpasst, solange er lebt und noch nicht tot ist.

Es ist eben wirklich eine Frage der Schwere der Störung.
Und irgendwie finde ich auch, das es ein bisschen das Pech von Leuten ist, die in Therapie gehen, dass sie sich einer Diagnose-Stellung aussetzen, während soviele andere Psychos durch die Weltgeschichte geistern, die nie auf die Idee kämen, sich therapieren zu lassen, die aber Schulden machen, riskanten Sex haben, Drogen nehmen, mit dem Auto rasen und die aber oft einer Diagnose entkommen.

Und generell kann ich dem Argument des "Sadismus" auch folgen. Jede wissenschaftliche Beobachtung oder Untersuchung hat etwas sadistisches, weil der Untersuchte eben zum Objekt gemacht wird, über den im Rahmen der therapeutischen Hierachie quasi ein Urteil gefällt wird.

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:35

@ sofa-held

Ja, jede Diagnose ist eigentlich eine schwere Beleidigung!

Es war nicht angenehm die Verdachtsdiagnose Borderline zu haben, weil mein Psychiater mich plötzlich nicht mehr ernst nahm und ich war heilfroh als die wieder gestrichen wurde...

...da sage ich lieber ich habe eine ängstlich-vermeidende PS...

Da werde ich gleich ganz anders wahrgenommen und behandelt von den Therapeuten!

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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:38

@Justus: Du bist ja jetzt diagnosefrei, wie Du sagtest.
Lieben Gruß
elana

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:42

@ ***elana***

Nur inoffiziell...

...weil ich eine geförderte Ausbildung machen will und dafür brauche ich eine Diagnose...

Meine Therapeutin meinte ich müsste auch erstmal aus meinem Kuddel-Muddel heraus kommen! Deswegen würde sie das auch unterstützen...

Sie hat auch gemeint, dass sie es bedauerlich findet das sie die wirklich psychisch Kranken nicht behandlen kann...

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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:45

Ok, Du hast also für die Ausbildung eine ängstlich-vermeidene PS als Etikett, obwohl Du gesund bist für die Thera.
Lieben Gruß
elana

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:50

@ ***elana***

Ich weiß nicht, ob ich nach offiziellen Kriterien wirklich gesund bin...

...aber sie meinte das meine Psyche sehr gesund sei und ich eigentlich keine Therapie bräuchte...

Aber ich bin schon ängstlich-vermeidend, aber nicht so wie die anderen! Die anderen ängstlich-vermeidenden schämen sich für sich selbst und wollen ganz anders sein...
...und haben viele Minderwertigkeitskomplexe...

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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:55

Aha, okay, ich hab ja auch einen ängstlich-vermeidenden Anteil in meiner PS. Muss aber sagen, dass wir wieder mal voll im OT-Bereich sind.
Lieben Gruß
elana

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stern
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 00:56

In einem anderen Thread habe ich mitbekommen, dass irgendwann der DSM geändert werden soll =>
http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-b ... e-version/ . Und demnach werden dann Symptome skaliert
Eine wesentliche Änderung der kommenden Fassung besteht darin, dass mit der vorherrschenden Alles-oder-nichts-Mentalität der Symptome gebrochen wird. Hatte ein Patient beispielsweise fünf von neun Symptomen einer Depression nach DSM-IV-TR, dann galt er als depressiv; waren es hingegen nur vier, dann nicht. In Zukunft sollen diese strengeren Kriterien durch Skalen ersetzt werden, die zum Ausdruck bringen sollen, wie stark bestimmte Symptome ausgeprägt sind.

DA werden dann Diagnosen spannend, die dann in etwa so aussehen können (na gut, von einer Übernahme in den ICD ist, glaube ich, noch nicht die Rede... aber wer weiß, was die Amis ausarbeiten) :

könnte künftig die Diagnose eines Betroffenen z. B. wie folgt aussehen:

Ängstliche Persönlichkeitsstörung: Mittlere Übereinstimmung
Borderline Persönlichkeitsstörung: Mittlere Übereinstimmung
Dissoziale Persönlichkeitsstörung: Keine Übereinstimmung
Schizotypische Persönlichkeitsstörung: Keine Übereinstimmung
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Keine Übereinstimmung
Persönlichkeitsstörung mit einem hohen Maß an Entfremdung als zentrales Persönlichkeitsmerkmal mit den Teilmerkmalen sozialer Rückzug, soziale Abkopplung, Vermeidung von Intimität, eingeschränkter Affekt und Anhedonie (Freudlosigkeit).
(Hier könnten Angaben zur Ausprägung der fünf weiteren zentralen Persönlichkeitsmerkmale mit deren Teilmerkmalen folgen).
Für den Patienten entstehen daraus mittlere Beeinträchtigungen in den Bereichen Identität und Selbstausrichtung sowie starke Beeinträchtigungen in den Bereichen, Empathie (Einfühlungsvermögen) und Intimität.

http://www.schizoide-persönlichkeitsstö ... index.html
Es ist eben wirklich eine Frage der Schwere der Störung.

Denke da gibt es wirklich Unterschiede, auch innerhalb eines Beschwerdebildes.... und individuell wie Menschen halt sind. Mit soner Abstufung könnte man dann etwas Differenzierung reinbringen. So können Diagnosen ja wirklich vermitteln (ohne Berücksichtigung von Übergängen): Entweder ist jemand "gestört" (und dann hochgradig). Oder eben nicht, und dann ist er vollkommen "gesund" (und sicher auch keine einzige problematische Facette vorhanden, hat ja auch keine Diagnose).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 01.02.2012, 01:06, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 01:00

@ elena

Aber zur Zeit der Borderlinediagnose auf Verdacht...

...da war ich wirklich psychisch krank, da war ich am Ende, ein Wrack...

Eigentlich hat sich das erst die letzten zwei Jahre gebessert, als ich mich von Erfahrungen meiner Kindheit und Jugend lösen konnte...

Vorher war mein Denken und Fühlen ganz anders strukturiert! Also Psychotherapie hat mir eine neue Wahrnehmung gegeben...
...beziehungsweise ich mir selbt (habe hart an mir gearbeitet)...

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sofa-held
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 01:01

@stern: klingt interessant und ist irgendwie richtiger.

Genaugenommen ist Borderline in den 30er Jahren ja schon so entstanden, dass verschiedene bis dahin bekannte Störungen, wie Neurose und Psychose zu einer neuer Diagnose verschmolzen wurden, wo eben keine bis dahin bekannte Diagnose genau gepasst hat.

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Justus
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Beitrag Mi., 01.02.2012, 01:10

Borderline gilt in kritischen Kreisen auch als Vertuschungsdiagnose...

...es soll verschleiert werden, dass unsere Gesellschaft durch ihre Machtstrukturen und strukturelle Gewalt Borderliner regelrecht erzeugt...

Freud hat es auch gemacht, indem er den Todestrieb einführte, obwohl er wusste das es falsch ist...

...um die Psychoanalyse gesellschaftsfähig zu machen...
Zuletzt geändert von Justus am Mi., 01.02.2012, 01:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mi., 01.02.2012, 01:11

@Justus: Dann hat Dir also die Borderline-Diagnose nicht wirklich geschadet. Hauptsache, man entwickelt sich weiter. Klingt sehr schön und hoffnungsvoll. Also ich stehe noch ziemlich am Anfang meiner Therapie, wobei mir eine gewisse Selbstherapie bestätigt wurde, die ich sozusagen mit den Jahren selbst an mir vollzog durch Selbstreflexion. Aber reicht noch nicht. Ich stecke immer noch voll drin. Und das wird noch lange so bleiben. Also manches muss sich auch nicht unbedingt ändern, da es auch gewisse Überlebensstrategien sind. ICH bleibe ich. So weit ich mich zurückbesinne in meine Kindheit, war ich so, wie ich jetzt bin, ich fühle mich als dieselbe Person, ich war schon als Kind zwanghaft und korrigierte mein Umfeld, wenn es ging. Ich war auch immer sehr vorsichtig und gewissenhaft. Der Ursprung meiner PS muss in sehr früher Kindheit begonnen haben, wird auch so im Gutachten geschrieben, also schon mit 4 Jahren oder so, denn ich fiel schon früh auf, schon im Vorkindergarten. Wahrscheinlich ist ein Teil davon wirklich genetisch, denn meine Mutter ist mir sehr ähnlich. Die Disposition war da, ebenso wie bei meiner Schwester das Borderline-Typische, sie schlug mich schon damals, als ich 5 war und sie erst 4, in aller Wut und ohne Humor. Aber auch das ist wahrscheinlich erblich, denn mein drogensüchtiger Bruder und auch mein Vater waren auch so cholerisch und gleichzeitig sehr herzlich. Geliebt und gefürchtet eben. Schon alles sehr verrückt, aber ich vermisse meinen Vater und meinen Bruder, sie sind beide tot. Sie waren so extrem, aber eben auch sehr herzlich, so wie ich es von einigen Borderlinern kenne.
Lieben Gruß
elana

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