Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

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Moni.
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:11

metropolis hat geschrieben: Und man darf nicht vergessen, er weiß wie sich diese schmerhafte Geburt anfühlt. Er hat selbst eine in Form einer Lehranalyse durchgemacht.
Sorry, ich hab da eine andere Erkenntnis gewonnen. Du gehst davon aus, dass eine Lehranalyse erfolgreich abgeschlossen wird? Das ist eine Idealvorstellung.

Die Realität ist anders. Lehranalysen scheitern genauso oft, wenn nicht noch öfters – da der Berufsabschluss von der Analyse abhängt - und die bestehenden Abhängigkeiten wesendlich größer sind. Ich mag das jetzt nicht mit Links belegen, es gibt zahlreiche Berichte darüber.

Wenn ich heute noch einmal vor der Wahl stehen würde, stellte ich diese Frage während der probatorischen Sitzungen: „Wie haben sie ihre Lehranalyse empfunden?“ Und ich würde bei der Antwort sehr genau hinhören.

Gruß
Moni

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nemesis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:12

Hallo hungryheart!

Man kann dann aber im Rahmen der "Gegenübertragung" ein Schläfchen machen und bekommt trotzdem von der KK die Kohle. Klingt doch verlockend?

LG

nemesis
We are effectively destroying ourselves by violence masquerading as love.
(R.D. Laing)

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:15

hungryheart hat geschrieben:
metropolis hat geschrieben: , dass er auf meinen Wunsch das Schweigen geringer hielt, mit mir sprach, seine Stimme zur Verfügung stellte.
ich bin an diesem satz hängen geblieben.

klingt für mich irgendwie entwürdigend, wenn man sich freuen muss, wenn der PA "seine stimme zur verfügung stellt"-
also mit einem redet.

für solche banalitäten dankbar sein zu "müssen" weil es nicht mehr gibt, puh...

woah, wie das klingt...gruselig.
Wie soll man es auch sonst ausdrücken, wenn er mit mir spricht, ohne wirklich etwas zu sagen, nur um mich zu beruhigen. So wie man mit einem Verletzten spricht, damit er weiß, dass jemand da ist, der einem helfen möchte. Was ist daran gruselig. Ich empfand es als sehr tröstend.
Ich sagte: "Ich brauche Ihre Stimme" und er sprach mit mir.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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hungryheart
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:20

metropolis hat geschrieben: Wie soll man es auch sonst ausdrücken, wenn er mit mir spricht, ohne wirklich etwas zu sagen, nur um mich zu beruhigen. So wie man mit einem Verletzten spricht, damit er weiß, dass jemand da ist, der einem helfen möchte.
also für mich klingt das ehrlich gesagt noch gruseliger.

und irgendwie krass. machst du so eine ganz orthodoxe PA?
aber wozu brauchts dann den PA?

wenn er nur redet, indem er inhaltlich nichts sagt und "da" ist....
kann man das nicht wesentlich authentischer von einem partner oder von freunden haben?
die lieben einen in der regel wenigstens...
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:28

@ Hungry:

Huhu!!

Danke für den wertvollen Hinweis!! Warum musst Du immer Recht haben?

GLG

@ metropolis:

Sei mit bitte nicht böse, und ich hoffe, dass ich sowas von falsch liege. Und jetzt kommt das große ABER:

Alles, was ich von Dir über diese Beziehung zu diesem Analytiker lese, klingt ganz extremst nach psychischer Abhängigkeit zu diesem Menschen. Dazu würde passen, dass Du jetzt (wo nicht mal die PA beendet ist (!!!)), schon eine zweite Therapie (VT) im Anschluss planst. Das klingt so, wie Süchtige immer genug Vorrat nach Hause holen, damit nur ja nie der Punkt erreicht wird, wo man es braucht und dann nichts hätte.

Ich bin auch zusammengezuckt, wenn er Deine kindlichen Bedürfnisse befriedigt. Wenn Du seine Stimme brauchst, damit Du Dich beruhigst.

"Ich brauch' Ihre Stimme, damit ich runterkommen kann!".

Genau das hab' ich zu meinem Ex-PA gesagt. Mittlerweile herrscht Kontaktsperre wegen schwerer psychischer Abhängigkeit zum Ex-Therapeuten.

Klingeln da nicht alle Alarmglocken?? War bei mir ganz genauso und die Entzugserscheinungen waren der Wahnsinn!

Metropolis, ich weiß nicht..... Das klingt alles gar nicht gut für mich.

LG

Jesusechse

PS Der Gruselfaktor ist definitiv überirdisch hoch. Das klingt mehr nach einem 4 Jahre lange dauernden Trip als nach einer Therapie.

Und dass die 4 Jahre Analyse die glücklichsten im Leben waren, passt auch perfekt dazu.

Wie sagte mein lieber Ex-PA so schön: "Dann haben wir wieder geredet, dann haben Sie wieder Ihre Dosis und dann sind Sie wieder ein, zwei Tage happy!!".

Und wenn man mehrmals die Woche PA hat, dann kann man von Kick zu Kick hoppeln, das Belohnungszentrum im Kopf spuckt munter die Glückshormone aus, Suizidphantasien und Depressionen verschwinden. Aber wie ist es, wenn seine beruhigende Stimme mal nicht mehr da ist.

Ich kann micht täuschen, aber das glaub' ich nicht. Nicht nach diesen Postings.

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:28

hungryheart hat geschrieben:
metropolis hat geschrieben: Wie soll man es auch sonst ausdrücken, wenn er mit mir spricht, ohne wirklich etwas zu sagen, nur um mich zu beruhigen. So wie man mit einem Verletzten spricht, damit er weiß, dass jemand da ist, der einem helfen möchte.
also für mich klingt das ehrlich gesagt noch gruseliger.

und irgendwie krass. machst du so eine ganz orthodoxe PA?
aber wozu brauchts dann den PA?

wenn er nur redet, indem er inhaltlich nichts sagt und "da" ist....
kann man das nicht wesentlich authentischer von einem partner oder von freunden haben?
die lieben einen in der regel wenigstens...

1. Ich habe keine orthodoxe PA.

2. Er gibt höchst selten blabla von sich. Meistens sind es wohl überlegte Deutungen.

3. Blabla sprach er nur dann, wenn ich das Schweigen nicht mehr aushielt und ihn "um seine Stimme" bat.

Aber ich erläutere lieber nicht weiter. Mir wird eh nur das Wort im Mund rumgedreht.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:34

@Jesusechse

Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, die VT NICHT direkt an meine Analyse anzuschließen. Die beginne ich erst in ein paar Jahren, obwohl meine Haare es mir danken würden, wenn ich nicht noch so lange warte.

Ich möchte mir genug Zeit nehmen, um aus meiner Abhängigkeit wieder rauszukommen, zum einen MIT meinem Analytiker zusammen und zum anderen indem ich OHNE ihn meine täglichen Probleme und Konflikte meistere.

Mit der VT wirds eh nicht so intensiv, da es hauptsächlich um das Symptom gehen wird und da ich nur einmal wöchentlich/ 14-tägig hingehen werde. Ich denke nicht, dass ich dann wieder so abhängig werde.
Zuletzt geändert von metropolis am Do., 13.05.2010, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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estelle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:35

hungryheart hat geschrieben:die lieben einen in der regel wenigstens...
Ja,die Analytiker lieben ihre Patienten doch auch,sonst würde man dort in einer therapeutischen

Beziehung ja nicht so abhängig werden!

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stern
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:42

gelöscht...
Zuletzt geändert von stern am Do., 13.05.2010, 14:34, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:49

@ Metropolis:

Ob Du die VT da oder dort planst, ist nicht das Entscheidende. Dass Du die Stimme und damit gleichgesetzt die Anwesenheit dieses Menschen als "Beruhigungsmittel" erlebst, ist der springende Punkt bei der ganzen Geschichte. Bist Du "high", wenn Du bei ihm bist oder nach den Stunden?

Wie lange hälst Du es denn ohne ihn aus? Und wie geht's Dir dann, wenn er weg ist und mit dem Gedanken, dass er endgültig weg ist?

Mach' doch mal die Probe auf's Exemple: 1 Jahr Therapiepause bei ihm. Was machen dann die Depressionen und die Suizidabsichten?

GLG (Ich hoffe, ich habe Unrecht. Aber willst Du nicht mal mit unabhängigen Therapeuten drüber reden, was da läuft?).

Jesusechse

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:59

Jesusechse hat geschrieben:@ Metropolis:

Ob Du die VT da oder dort planst, ist nicht das Entscheidende. Dass Du die Stimme und damit gleichgesetzt die Anwesenheit dieses Menschen als "Beruhigungsmittel" erlebst, ist der springende Punkt bei der ganzen Geschichte. Bist Du "high", wenn Du bei ihm bist oder nach den Stunden?

Wie lange hälst Du es denn ohne ihn aus? Und wie geht's Dir dann, wenn er weg ist und mit dem Gedanken, dass er endgültig weg ist?

Mach' doch mal die Probe auf's Exemple: 1 Jahr Therapiepause bei ihm. Was machen dann die Depressionen und die Suizidabsichten?

GLG (Ich hoffe, ich habe Unrecht. Aber willst Du nicht mal mit unabhängigen Therapeuten drüber reden, was da läuft?).

Jesusechse

Alsoooo, das mit der Stimme machen wir jetzt sowieso nicht mehr. Das war eine Art damals vor zwei Jahren mit meiner starken Regression umzugehen.

Die Probe aufs Exempel haben wir schon gemacht. Ich hatte eine viermonatige Therapiepause, während der ich im Ausland war. Ich hatte weder einen Rückfall in die Depression noch Suizidabsichten. Auch habe ich ihn nicht verdrängt und vergessen, so wie es in meiner Kindheit stets machen musste nach einem Abschied.

Und da diese Probe ziemlich gut geklappt hat, bin ich mir recht sicher, dass ich den Abschied in 5 Monaten gut verarbeiten kann. Leicht wirds nicht, aber einen Rückfall bzw. eine Verschlechterung meines Zustands erwarte ich nicht.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:01

Na ja, dann wollen wir's mal hoffen, dass ich falsch liege.

LG

Jesusechse

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Gast
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:04

Ähm ,
bin heute auf dem humor-ironischen Trip.
metropolis hat geschrieben:Und man darf nicht vergessen, er weiß wie sich diese schmerhafte Geburt anfühlt. Er hat selbst eine in Form einer Lehranalyse durchgemacht.
Man kann es aber auch anders sehen.
Die Verfahrensgrundregel lautet: "Wie sie mir, so ich dir!"

Gruß
Anastasius

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hippogriff
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Beiträge: 245

Beitrag Do., 13.05.2010, 14:10

Anastasius hat geschrieben:Ähm ,
bin heute auf dem humor-ironischen Trip.
metropolis hat geschrieben:Und man darf nicht vergessen, er weiß wie sich diese schmerhafte Geburt anfühlt. Er hat selbst eine in Form einer Lehranalyse durchgemacht.
Man kann es aber auch anders sehen.
Die Verfahrensgrundregel lautet: "Wie sie mir, so ich dir!"
Und was verarbeitest du gerade mit deinem Beitrag, Anastasius?

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neko
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:32

also anchmal verstehe ich den verlauf der diskussion hier nicht. metro, ich fand deine geschichte mit dem die stimmer zur verfügung stellen, sehr schön. ich kenne das auch aus meiner t. es geht doch gerade um die situationen, in denen man so tief gerutscht ist, dass man für kognitive erklärungen, für das aufzeigen von handlungsoptionen etc. nicht mehr empfänglich ist. (um einem einwand zu begegnen - das hatte ich schon immer, das ist nicht durch die t. ausgelöst, aber in der t. habe ich gelernt, dass jend und damit langsam auch ich damit umgehen kann). also bei mir kommt das vor - nicht alle 5 mnuten, nicht jede woche und auch nicht jeden monat, aber es kommt vor. und da finde ich einen t. der das instrument seiner stimme ganz gezielt einsetzen kann, um mich zu beruhigen ganz wunderbar. ich hab es erlebt. dass mich das sehr wirksam aus solchen zuständen rauskatapultiert und zwar nachhaltig und nicht nur für stunden. ich hatte am anfang auch unendlich angst, dass mich das abhängig macht. ist aber nicht passiert. und ich weiß jetzt auch, warum. bei mir geht es darum, dass ich es an so einem tiefpunkt brauche - un zwar nur für kurze zeit - mich fallen zu lassen - und das in der gewissheit, dass mein gegenüber davon nicht überfordert ist, das aushalten kann und nicht meinem sog der hoffnungslosigkeit erliegt. ich glaub, das ist gerade in nahbeziehungen im rl ganz oft der fall. wenn es mir wirklich schlecht geht, dann kann ich es körperlich spüren, wie meinen mann das mitnimmt, wie hilflos es ihn macht - auch wenn er sich bemüht, das nicht zu zeigen. das führt dann bei mir dazu, dass ich verantwortung für ihn übernehme und in so einen dissoziierten, erstarrten funktionsmodus übergehe - ganz automatisch nd ohne das mein mann das von mir will oder so. gut ist das aber nicht. bei meiner t. hab ich das erste mal die erfahrung gemacht, dass ein mensch es auf die reihe kriegt, emphatisch bei mir zu sein und sich gleichzeitig so weit abgrenzen kann, dass ich ihn nicht aus den puschen kippe. das hat gedauert, bis ich das kapiert hab, dass ich ihr das wirklich zumuten kann. und keine ahnung - das wissen um dieses zumuten können begrenzt für mich e abhängigkeit wirksam. ich will jetzt nicht schwafeln und fachsimpeln - aber es geht ja irgendwie auch um die verankerung von inneren repräentanzen. ich hab es auch schon so erlebt, dass ich ihre stimme in mir hochfahren kann und die beruhigung spüre ohne dass sie da ist.das ist für mich ein großes geschenk. und genau das stärkt meine fähigkeit mich nach der beruhigung klarer und offener der frage zuwenden zu können, was da eigentlich gerade passiert, was für innere bilder in mir ihr destruktives unwesen reiben und und und. aber nochmal - ohne die beruhigung vorher, wär ich da nie hingekommen.

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