Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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MrN
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Beitrag Di., 06.07.2010, 17:26

Also sprach Hagen Rether:
"Alle Christen glauben an Gott, außer Katholiken... - Die glauben an den Papst." *
Ab jetzt von mir: **
Ich hab auch schon welche getroffen, die glauben an die Bibel. Die zitieren Bibelstellen und diskutieren dann mit Verstand und Eifer, aber ohne jede Vernunft. Diese Typen gibt es übrigens in allen Glaubensrichtungen und auch unter den Atheisten. Im Mittelalter nannte man diese hohle Diskutiererei wohl noch Scholastik. Da war das noch Spezialisten vorbehalten, Ketzern die Meinung zu geigen.

Mystik ist der reale Kern an jeder Religion. Und das ist ein Selbstversuch, eine ständig währende Suche. Das kann man nicht in Worten beschreiben, nur in Handlungen und Taten. Sowohl Handlungen, als auch Taten sind folglich realer Glauben.
Und das ist dem Atheismus doch eigentlich* verteufelt nahe. Oder?!

* korrigiert und stilistisch nachgebessert (Danke Eve - wieder mal meine Muse... )
** ergänzt (Danke Sir )
Zuletzt geändert von MrN am Mi., 07.07.2010, 08:13, insgesamt 9-mal geändert.

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Eve...
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Beitrag Di., 06.07.2010, 18:46

Interessante Gedanken.


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Beitrag Di., 06.07.2010, 22:15

Eve... hat geschrieben:Interessante Gedanken.
...ausgesprochen von einem widerlichen Ekel.Bild

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Eve...
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Beitrag Mi., 07.07.2010, 07:33

Sir hat geschrieben:
Eve... hat geschrieben:Interessante Gedanken.
...ausgesprochen von einem widerlichen Ekel.
Ich meinte die Gedanken von MrN ...

(Hab nachgesehen, wer überhaupt Rether ist; ich kannte ihn sogar; hab ihn einmal im TV mit einer Kabarettnummer gesehen, befremdend, muss ich sagen ... Ich finde ihn nicht sympathisch. Aber "Widerliches Ekel"? )

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Heimatlos
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Beitrag Mi., 07.07.2010, 10:32

Es stimmt, MRN. Mystiker hat keine Worte, eigene Erfahrungen angemessen zu beschreiben. Die Sprache ist zwei-dimensional.. Schwarz---weiss. Gut---böse. Die echte religiöse Erfahrung überschreitet alle Grenzen.
LG.
Unser wahres Leben liegt nicht in Worten
von Liebe oder Hass oder Kälte, sondern in den
feurigen Tiefen des Herzens
.
William Q. Judge

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Aditi
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Beitrag Mi., 07.07.2010, 20:31

foobar hat geschrieben:
Hinchen hat geschrieben:
Die Welt besteht aus Logik. Sie ist Logisch.
Das ist ein guter Hinweis. Die Welt verhält sich mathematisch.
und doch sagen wissenschaftliche untersuchungen: es ist für die aktivierung der inneren bilderlandschaft im gehirn völlig gleichgültig, ob der reiz real ist (die biene fliegt wirklich an mir vorbei), ob der reiz elektrisch über am gehirn angebrachte elektroden stimuliert, ob der reiz chemisch stimuliert oder ob der reiz durch bestimmte gedanken provoziert wird.

der logik vertraue ich schon lange nicht mehr

der folgerichtigkeit sehr wohl

aditi

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Beitrag Mi., 07.07.2010, 22:33

Hallo Hinchen,
Hinchen hat geschrieben:Glauben ist ein Zirkelschluss, der sich nur selbst bestätigt.
Aber es gibt noch mehr.
Diesen zum Beispiel:
Hinchen hat geschrieben:Die Welt besteht aus Logik. Sie ist Logisch. Sonst würde nichts existieren können.

Hinchen hat geschrieben:Das Konzept "Gott" lässt sich so oft wissenschaftlich und mit Hilfe von gesundem Menschenverstand widerlegen,
Wie denn? Alle Achtung. Mit 19 J. bist du dann mit der quasi umgekehrten Theodizee schon viel weiter als Kant.
Hinchen hat geschrieben:dass es nur eine Frage vom Wollen ist.
Aha.

Gruß
Anastasius

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ad absurdum
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Beitrag Mi., 07.07.2010, 23:40

Mir ist gerade danach, hier zu schreiben, weil ich wieder einmal drauf gekommen bin, dass mich manche religiösen Menschen in meinem Umfeld für eine Atheistin halten, mich als solche "beschimpfen" - interessanterweise. Vielleicht tun sie dies, weil ich mich selbst als "ungläubig" bezeichne.

Ich bin aber keine Atheistin, ich bin Agnostikerin.
(Ich weiß, dass ich nicht weiß, ob Gott existiert. Damit weiß ich mehr, als so mancher Glaubender/Gläubiger. Ich weiß aber auch, dass sich bewusst nicht wissen und bewusst glauben nicht gegenseitig ausschließt.)

Ich werde von Gläubigen als Atheistin "beschimpft" obwohl das genau so ist, als würden sie mich "gläubig" nennen, und dies, trotz ihrer eigenen Gläubigkeit, verächtlich finden.
Kein Atheist ist ungläubig, alle Atheisten glauben. Sie glauben an die Nicht-Existenz Gottes.

Atheismus halte ich für einen Glauben wie jeden anderen, die Annahme von etwas, das man nicht wissen kann. Bei manchen wird er auch direkt zu einer Religion, etwas, woraus man Schlüsse zieht, Dinge ableitet, die das eigene Leben beeinflussen und lenken. Ein zutiefst überzeugter Atheist, der "aufklären" will, ist mir ein religiöser Fanatiker.

Je weniger der Gläubige seinen Glauben als solchen erkennt, je weiter das Wissen um das letztendliche Nicht-Wissen in den Hintergrund rückt, desto unwahrer ist der Glaube dieser einzelne Person für mich. Er droht ein abgeschlossenes System zu werden, und jedes abgeschlossene System funktioniert in sich, ist ein Zirkelschluss. Darum bestätigt auch die Ausnahme die Regel.

Aber trotzdem: Das Nicht-Wissen akzeptieren heißt nicht, die Suche nach Antworten, Erfahrungen, aufzugeben. Sondern, dass es einem bewusst ist, dass es, sollte man so glücklich sein, welche zu finden, keine endgültigen sein werden. Dass man keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit erhebt.
Für die absolute Wahrheit bräuchte es absolutes Wissen, und das haben wir nunmal nicht. Es sind absolute Wahrheit, absolutes Wissen, nichts anderes als metaphysische Prinzipien wie der eine, wahre, absolute Gott.
Wie war das noch mit Gott, gibt es den denn jetzt?
Ich weiß es nicht.

Das sind meine Gedanken dazu,
ad
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele


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Beitrag Mi., 07.07.2010, 23:50

ad absurdum hat geschrieben: Kein Atheist ist ungläubig, alle Atheisten glauben. Sie glauben an die Nicht-Existenz Gottes.
Atheismus halte ich für einen Glauben wie jeden anderen, die Annahme von etwas, das man nicht wissen kann.
Wer etwas behauptet, sollte es auch beweisen können. Damit sind beide Seiten quitt, weil sie's nicht können. Wer beginnt, hat verloren.

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TimpeTe
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Beitrag Do., 08.07.2010, 08:24

Hallo ad absurdum
Je weniger der Gläubige seinen Glauben als solchen erkennt, je weiter das Wissen um das letztendliche Nicht-Wissen in den Hintergrund rückt, desto unwahrer ist der Glaube dieser einzelne Person für mich
Dito!
Ein (für mich) glaubhaft gläubiger Mensch muss den Hiob in sich spüren.
Ein gläubiger Mensch, der den Hiob in sich nicht spüren kann, erscheint mir unreif.

l.g. medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Eve...
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Beitrag Do., 08.07.2010, 08:35

@ Ad
Atheismus halte ich für einen Glauben wie jeden anderen, die Annahme von etwas, das man nicht wissen kann. Bei manchen wird er auch direkt zu einer Religion, etwas, woraus man Schlüsse zieht, Dinge ableitet, die das eigene Leben beeinflussen und lenken. Ein zutiefst überzeugter Atheist, der "aufklären" will, ist mir ein religiöser Fanatiker.
Das finde ich sehr gut ausgedrückt.

Ich war auch die längste Zeit meines Lebens Agnostikerin (wurde allerdings nie von Christen "beschimpft" ), bis ich meine abwartende und skeptische Haltung gegen den Glauben - und vor allem gegenüber der Kirche - ablegen und diesen dafür "eintauschen" konnte; ich weiß übrigens immer noch nicht genau, wieso auf einmal ...

Agnostizismus ist für mich "unentschiedener Glaube" und Atheismus "negierender Glaube", aber Du hast völlig Recht, beides ist ein jeweils komplettes Glaubenssystem.

Eve


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Beitrag Do., 08.07.2010, 08:49

Eve... hat geschrieben:es ist ein jeweils komplettes Glaubenssystem.
Das wird es nur dann, wenn auf gläubige Behauptungen reagiert wird. Der wahre Atheist hat das nicht nötig.

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Zwackel
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Beitrag Do., 08.07.2010, 09:38

ad absurdum hat geschrieben:Kein Atheist ist ungläubig, alle Atheisten glauben. Sie glauben an die Nicht-Existenz Gottes.
Dieses Argument habe ich schon sehr oft gehört - und jedesmal wieder macht es mich ärgerlich !

Es ist für mich geradezu absurd zu sagen, Nicht-Gläubige sind genauso gläubig wie Gläubige, nur dass sie nicht an die Existenz, sondern an die Nicht-Existenz Gottes "glauben".

Das ist in etwa so absurd wie die Behauptung, Nichtraucher seien ebenso süchtig wie Raucher, nur eben nicht nach dem Rauchen, sondern nach dem Nicht-Rauchen !
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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foobar
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Beitrag Do., 08.07.2010, 11:09

Eve… hat geschrieben: Agnostizismus ist für mich "unentschiedener Glaube" und Atheismus "negierender Glaube", aber Du hast völlig Recht, beides ist ein jeweils komplettes Glaubenssystem.
Agnostizismus ist gar kein Glaube. Agnostizismus (so wie er für mich gültig ist) heisst einfach: "Es ist mir völlig egal! Ich kann's eh nicht entscheiden. Wovon reden die da überhaupt?". Vielleicht um das mal zu verdeutlichen ein Beispiel:

Vor Dir steht ein Glas spanischer Rotwein unter einer unzerstörbaren Glaskuppel. Der Theist sagt: "Der Rotwein ist bestimmt fruchtig, frisch und leicht denn so mag ich ihn am allerliebsten!". Der Atheist sagt: "Der Rotwein wird erdig und schwer sein weil alle spanischen Rotweine so sind!" und der Agnostiker sagt: "Was interessiert mich ein Glas Wein unter der Glaskuppel? Ich geh jetzt zum Griechen und hol mir 'ne Portion Gyros! Kommt jemand mit?"
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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Innere_Freiheit
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Beitrag Do., 08.07.2010, 11:12

Ich lese hier schon von Anfang an mit, vielleicht ist es an der Zeit, auch einmal etwas dazu zu schreiben:
Zwackel hat geschrieben:Es ist für mich geradezu absurd zu sagen, Nicht-Gläubige sind genauso gläubig wie Gläubige, nur dass sie nicht an die Existenz, sondern an die Nicht-Existenz Gottes "glauben".

Das ist in etwa so absurd wie die Behauptung, Nichtraucher seien ebenso süchtig wie Raucher, nur eben nicht nach dem Rauchen, sondern nach dem Nicht-Rauchen !
Ich denke, hier muss man sehr differenzieren:
  • Wenn jemand Raucht, dann hat er etwas mit dem Rauchen zu tun, und hängt auch irgendwie mit dem Thema "Rauchen" zusammen. Ich denke, hier sind wir uns einig.

    Wenn jemand nicht Raucht, aber in der Gegend herumläuft und sich über die Raucher aufregt, mit Freunden oder in Diskussionsforen, über die Gesundheitsschäden durch das Rauchen diskutiert, sich aktiv mit der Eindämmung des Rauchens beschäftigt, dann hat er etwas mit dem Thema "Rauchen" zu tun, hängt innerlich und äußerlich irgendwie mit dem Thema "Rauchen" zusammen.

    Wenn einer dagegen einfach nur durch die Welt geht, ohne zu Rauchen -
    und ohne dass Rauchen und Raucher in seinem Inneren irgendeine Resonanz hervorrufen, dann hat er mit dem Rauchen innerlich und äußerlich nichts zu tun. Er ist weder Raucher noch Nichtraucher, sondern er geht mit diesem Thema nicht in Resonanz.
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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