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Mi., 07.07.2010, 23:40
Mir ist gerade danach, hier zu schreiben, weil ich wieder einmal drauf gekommen bin, dass mich manche religiösen Menschen in meinem Umfeld für eine Atheistin halten, mich als solche "beschimpfen" - interessanterweise. Vielleicht tun sie dies, weil ich mich selbst als "ungläubig" bezeichne.
Ich bin aber keine Atheistin, ich bin Agnostikerin.
(Ich weiß, dass ich nicht weiß, ob Gott existiert. Damit weiß ich mehr, als so mancher Glaubender/Gläubiger. Ich weiß aber auch, dass sich bewusst nicht wissen und bewusst glauben nicht gegenseitig ausschließt.)
Ich werde von Gläubigen als Atheistin "beschimpft" obwohl das genau so ist, als würden sie mich "gläubig" nennen, und dies, trotz ihrer eigenen Gläubigkeit, verächtlich finden.
Kein Atheist ist ungläubig, alle Atheisten glauben. Sie glauben an die Nicht-Existenz Gottes.
Atheismus halte ich für einen Glauben wie jeden anderen, die Annahme von etwas, das man nicht wissen kann. Bei manchen wird er auch direkt zu einer Religion, etwas, woraus man Schlüsse zieht, Dinge ableitet, die das eigene Leben beeinflussen und lenken. Ein zutiefst überzeugter Atheist, der "aufklären" will, ist mir ein religiöser Fanatiker.
Je weniger der Gläubige seinen Glauben als solchen erkennt, je weiter das Wissen um das letztendliche Nicht-Wissen in den Hintergrund rückt, desto unwahrer ist der Glaube dieser einzelne Person für mich. Er droht ein abgeschlossenes System zu werden, und jedes abgeschlossene System funktioniert in sich, ist ein Zirkelschluss. Darum bestätigt auch die Ausnahme die Regel.
Aber trotzdem: Das Nicht-Wissen akzeptieren heißt nicht, die Suche nach Antworten, Erfahrungen, aufzugeben. Sondern, dass es einem bewusst ist, dass es, sollte man so glücklich sein, welche zu finden, keine endgültigen sein werden. Dass man keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit erhebt.
Für die absolute Wahrheit bräuchte es absolutes Wissen, und das haben wir nunmal nicht. Es sind absolute Wahrheit, absolutes Wissen, nichts anderes als metaphysische Prinzipien wie der eine, wahre, absolute Gott.
Wie war das noch mit Gott, gibt es den denn jetzt?
Ich weiß es nicht.
Das sind meine Gedanken dazu,
ad
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.
Egon Schiele