Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:33

Hallo Widow,
Widow hat geschrieben: Und ich spitze zu (wie es mir eigen ist): Meinem Eindruck nach wird hier "abgegrenzt" nicht nur um der Abgrenzung willen (die freilich auch eine über sie hinausgehende Funktion hat, an der ich persönlich aber nichts kritisch finde - im Gegenteil), sondern "auf Kosten" anderer Menschen.
natürlich wird hier abgegrenzt. Wie anders sollte individuelles Erleben auch sonst funktionieren? Wir reden hier doch die ganze Zeit über sowas wie "eigene Identität" und eine "eigene Identität" ist immer sowohl was "abgegrenztes" als auch was sich "dem anderen - aus der Distanz - annäherndes" meiner Meinung nach.

Der Unterschied besteht sozusagen in der Akzeptanz der Gleichheit, in Bezug auf das Annähern.

Lieben Gruss,

mio

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Wandelröschen
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:35

Erinnerungen
Ob meine Erinnerungen stimmen, ich mir glauben durfte, daran habe ich selber oft gezweifelt. Denn wenn ich aus meiner Sicht was harmloses „erzählte“, hieß es von denen, denen ich das erzählte, immer gleich, ich würde übertreiben, dass könne doch so nicht sein, das gäbe es nicht, ich würde phantasieren. Dann liest und hört man was von verfälschten oder auch von induzierten Erinnerungen, was dann dazu führt, dass man selber noch mehr an sich zweifelt, ein riesen Problem.
Um meine Erinnerungen zu verifizieren, habe ich es dann während meiner ersten Therapie-Phase gewagt, mich einigen Personen, die zeitweise etwas mit mir in meiner Kindheit zu tun hatten (alte Freundinnen, Lehrer, Erzieher, Betreuer von Kinder-/Jugendfreizeiten …) zu offenbaren, ihnen zu sagen, dass ich in Therapie bin und einiges für mich klären muss. Ich bat sie, mir aus ihren Erinnerungen über mich zu berichten. Ich erzählte ihnen nicht meine Erinnerungen, sondern bat um ihre. Es kamen von allen kontaktierten Personen Rückmeldungen. Es gab etliches, was auch meine Erinnerungen waren, die sich eins zu eins deckten. Einiges war sogar „dramatischer“ als ich es in Erinnerung hatte. Es gab sogar eine Betreuerin von einer Jugendfreizeit, die sich an den Inhalt eines Alptraums erinnern konnte (den hatte ich zuvor meiner damaligen Thera schon aufgeschrieben). Sie weckte mich damals und ich erzählte ihn ihr. Es gab auch etliches, was mir berichtet wurde, an das ich mich nicht erinnerte, das aber voll und ganz ins Bild passte. Da wirklich alles, was an Rückmeldung kam, Erinnerungen von mir bestätigte, konnte ich es auch wagen, die unbestätigten Erinnerungen zu glauben, auch wenn unbeteiligte dritte es anzweifeln, für unglaubwürdig halten.
Gruß
Wandelröschen

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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:38

Widow hat geschrieben:@ Myhre: Ich habe mein posting editiert: Meine Aussagen sind einzuschränken. Vielleicht kannst Du damit was anfangen.
Liebe Widow,
vielen Dank
Ja,ich verstehe das besser jetzt.
Alles Gute für dich
Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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Wandelröschen
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:40

Informationsquellen
Amorie brachte ja hier ein, dass sie auf der Suche nach gesicherten Quellen zu rituellen Missbrauch ist, sie da im Internet nichts Brauchbares findet.
Da gibt es noch einen anderen Bereich, zu dem man auch nicht wirklich was findet: Folter.
Naja, es gibt schon sehr, sehr viel: aber das bezieht sich alles fast ausnahmslos auf Erwachsene. Kinder werden scheinbar nicht gefoltert. Das gibt es nicht (oder gibt es nur deshalb nur keine Infos dazu, weil es das nicht geben darf? Oder weil es nicht in die Vorstellungswelt von Nicht-Folternden passt?).
Gruß
Wandelröschen

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:46

Hallo Widow
Nun wird gewiss wieder gesagt werden, dass ich es sei, die den Splitter im Auge hätte.
Ich denke, dass inzwischen deutlich geworden sein sollte, dass es sich nicht um eine Einzelwahrnehmung und damit um ein "persönliches Problem" handelt. Wenn mehrere User eine Wahrnehmung teile und dieselbe Rückmeldung geben, dann handelt es sich nicht mehr um ein Einzelfallproblem.

Ich finde es schade, dass wieder mit so Begriffen wie "Projektion" um sich geworfen wird, anstatt mal zuzuhören, was andere mit ihren Rückmeldungen sagen möchten und sich Gedanken zu machen, was an dem Gesagten dran sein könnte und wie man das Problem lösen könnte.

Hallo Myhre
Ganz ehrlich,ich weiss nicht was ich falsch gemacht habe ...
ich hab mir so eine Mühe gegeben achtsam und offen zu schreiben.
Du nichts

Ich hatte überlegt ob ich einige Sätze zitieren soll, um zu veranschaulichen, was ich meine, habe aber das festgestellt, dass es nicht nur einzelne Sätze sind (das zwar auch), sondern vielmehr der ganze Threadverlauf.

Nichts desto Trotz denke ich, dass mit diesem Thread ein kleiner Anfang der Annäherung gemacht wurde.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 22:53

Jenny Doe hat geschrieben:
Nichts desto Trotz denke ich, dass mit diesem Thread ein kleiner Anfang der Annäherung gemacht wurde.
Das freut mich und darum ging es mir...
Ich bin wirklich froh,dass sich viele Dinge gut haben klären lassen und auch viele anfängliche Missverständnisse ausgeräumt werden konnten...das ist nicht oft so in den Threads.
Vielen herzlichen Dank an alle dafür
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi


Widow
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:00

mio hat geschrieben:Der Unterschied besteht sozusagen in der Akzeptanz der Gleichheit, in Bezug auf das Annähern.
mio, Du hast es vielleicht überlesen: Für mich besteht der Wahrnehmungsunterschied bezogen auf diesen Thread (bzw. viele seiner postings) nicht in der "Akzeptanz der Gleichheit" (dass da ein Unterschied existiert, sehe ich genauso; und nochmals: Ich mag Grenzen und ich mag Abgrenzung.)

Ich nehme hier wahr, dass man sich auf Kosten anderer Menschen abgrenzt, indem man ihnen (ich überspitze erneut, aber um was überspitzen zu können, muss was da sein, das sich auf die Spitze treiben lässt ...)
1. sagt: >dein Erleben muss sich von unserem ganz grundsätzlich unterscheiden, denn du bist ganz anders als wir<;
2. sagt, wie dieses Erleben des anderen funktioniert;
3. sagt, dass der andere aber unfähig sein muss (weil er ja ganz anders ist), sich das Erleben der 'eigenen Gruppe' vorzustellen;
4. sagt, dass die eigenen Probleme - die der andere sich per definitionem nicht vorstellen kann (im Gegensatz zum eigenen Vorstellungsvermögen) komplexer sind, größerer Hilfe bedürfen (Stichwort: "eine Therapie für jeden Inni !") und mithin - denn das ist der immer vorhandene, wenn auch vielleicht nicht immer ausgesprochene Umkehrschluss - schlimmer sind und schwerer wiegen;
5. sagt und zwar durch eine auch von mir als diffamierend bis verniedlichend empfundene Bezeichnung des anderen (über die schon andere hier ihr Mißbehagen zum Ausdruck gebracht haben, ohne dass das zu einem anderen Sprachgebrauch geführt hätte), dass der andere deutich >unterkomplexer< ist und allein deshalb schon nichts wissen kann von der 'eigenen Gruppe'.

Ritueller Missbrauch und ihn zu überleben ist etwas, das sich meinem Vorstellungsvermögen vollständig entzieht. Ich weiß, dass es das gibt. Doch ich bin nicht imstande, es mir vorzustellen - vielleicht noch weniger als den Sadismus selbst (denn der Mensch ist böse) die Tatsache, dass ein Mensch das überleben kann, da rausfinden kann und dennoch an das Gute im Menschen zu glauben vermag.

Doch DIS entsteht nicht allein durch diese Form von perversestem menschlichen Tun. Sie ensteht auch dort, wo andere Menschen andere Symptome für die psychische Beschädigung entwickeln. "Nur", weil die >Unos< sind, halte ich sie nicht für weniger hilfsbedürftig, weniger beschädigt und weniger komplex.
Dass manche hier aber genau so denken, das ist der Eindruck, den ich beim Lesen gewonnen habe - und offenbar nicht ich allein.
Aber wie schon gesagt: Vermutlich kommt gleich der Hinweis auf den Splitter, der mir alle Sicht völlig verzerrt.

Das lässt sich nicht entkräften. (Selbst, wenn ich mir die Mühe machen und Belegstellen aus dem Thread zusammenstellen würde; habe ich in anderen Kontexten früher schon mal versucht: Das bringt nichts.)

Guten Rutsch allseits!
Widow


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:06

Hallo Widow,
Widow hat geschrieben: Ich nehme hier wahr, dass man sich auf Kosten anderer Menschen abgrenzt,
und exakt diesen Punkt verstehe ich NULL. Wie bitte kann ich mich auf Kosten anderer Menschen abgrenzen? Weil ich so böse bin ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen? Herrje, wenn ich Hausherr bin ist das mein gutes Recht! Ob ich das tue oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Man kann niemand zur "Mitmenschlichkeit" zwingen, dass ist immer was freiwilliges. Und exakt diese Freiwilligkeit macht das Gute aus.

(Wie immer: Just my two cents.)

Lieben Gruss,

mio


montagne
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:17

Es passiert ständig Mio, es ist ein menschlicher modus operandi. Es wurde schon so viel darüber geschrieben, aus so vielen Perspektiven in der Fachliteratur, dass ich nur, wirklich Verzeihung, aber so fühle ich, erschöpft aufseuzen kann, wenn ich daran denke, welche Masse da geschrieben wurde, wie viel es ist, wie viel davon ich schon gelesen habe und das ich es dennoch nie schaffen werde, alles wictige zu lesen und ein ganzes, großes Bild in meinem Kopf herstellen zu können.
Und ich meine das ehrlich, ich finde es hochinteressant, lohnt sich zu lesen.

Die Frage für mich ist weniger ob oder wie es möglich ist, dass Menschen sich auf Kosten anderer angrenzen. Die Frage für mich ist, wie kann jeder zu seinem Recht kommen sich abzugrenzen, (wobei es letzlich genau darum immer wieder geht: um Rechte, Resourcen) OHNE dies auf Kosten anderer zu tun.
amor fati

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stern
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:20

Ich glaube, auch eine Positionierung kann eine implizite Abgrenzung beinhalten, die gar nicht immer bewusst gewollt sein muss... bzw. es kann evtl. so aufgefasst werden.

Z.B. Jemand sagt (fiktiv): Als DIS-Patienten habe ich regelmäßig Amnesien. Der PTBS-Patient denkt sich dann vielleicht (oder sagt): Moment, das kenne ich auch (vielleicht in etwas anderer Form)... weil das nicht nur einer Gruppe vorbehalten ist.

Punkt 4 habe ich in der Klinik bei einem Austausch mit einer Patientin (DIS) mal wahrgenommen. So als Überbetonung, was sie als DIS-Patientin darf. Na ja, ich sehe es so, dass man mit jeder Störung besser oder schlechter ausgestellt sein kann.

Ich finde nach wie vor, dass der andere Faden eigentlich ausgereicht hätte... Austausch mit Betroffenen ist auch aussagekräftig. In dem Faden hier wurden 2 Gruppen aufgemacht... und vielleicht passiert dann automatisch, dass das eine vom anderen abgegrenzt wird. Also bei einem Thread "Austausch zwischen Traumatisierten und Nicht-Traumatisierten" gäbe es vielleicht manche Ähnlichkeiten im Threadverlauf.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:26

Manche Störungen sind doch etwas schwer zu fassen. Ich habe so jemanden in der näheren Verwandschaft. Nicht Multi, aber Psycho. Immer, wenn sie Probleme hat, gibt's 'nen Anfall.
Mich macht das so richtig aggro. Selbst wenn sie was ausheckt, weder darf man sich aufregen noch verlangen, ihre Probleme gefälligst altersgemäß zu lösen.

Wenn ich mir manches durchlese, dann wundert es mich, dass man euch Multis nicht Simulation im RL vorwirft. Was hier gelabert wird, ist egal, Alt+F4 und a Ruh' is.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 23:38

Mich erschreckt vor allem dieses permanente aneinander vorbei Reden. Aber gut, ist wohl einfach so. Gehe ich besser wohin, wo das nicht so ist.. Mache ich ja eh schon. Erschrecken tut es mich trotzdem nach wie vor, dass es das gibt.

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 31.12.2015, 00:33

Broken Wing hat geschrieben:Wenn ich mir manches durchlese, dann wundert es mich, dass man euch Multis nicht Simulation im RL vorwirft.
Du brauchst dich nicht zu wundern, genau das passiert. Zumal wenn du als Multi auch noch im RL auf verdammt hohem Niveau funktionierst.
Gruß
Wandelröschen

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 31.12.2015, 00:49

Mich juckt es nun die ganze Zeit schon in den Fingern, und endlich gebe ich nach......

Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben mit DIS in Kontakt gekommen bei einer Freundin, die im Teenager-Alter auffällig "wechselhaft" war, schließlich als junge Erwachsene eine Therapie begonnen hat und seither (fast 15 Jahre) im Grunde fortgesetzt hat - mit kurzen und langen Pausen zwischendurch, mit langen Stabilisierungsphasen und kurzen Traumabearbeitungsphasen, mit Baby-Pause und nun mit "Prozessbegleitung" weil sie ihre Täter endlich anzeigen wird. Irgendwann im Laufe der vielen Jahre Therapie kam die Diagnose, viel später haben wir mal darüber gesprochen.
Ich selber kam im Rahmen meiner eigenen Therapie mit PTBS und mit dem Bereich der "Dissoziativen Störung" in Kontakt - und dann habe ich ganz viel gelesen, ganz viel recherchiert, auch um mich selber dort irgendwo zu finden. Ist ein wenig traurig, wenn man irgendwo zwischen Titel und Rückseite eines Fachbuches seine Identität zusammensuchen muss... Gefunden habe ich dort viele theoretische Begriffe, mit denen ich mich mehr oder minder "identifizieren" konnte.
Dann habe ich das Forum hier entdeckt und habe viel genauer Einblick bekommen in das Leben der Menschen mit DIS, vor allem in das SELBST-ERLEBEN (Achtung: Schenkelklopfer) eines Menschen, der sich selber als "Mehr-Personen-Persönlichkeit" wahrnimmt/wahrnehmen muss. Danke dafür! Mir hat das enorm geholfen - und es war darüber hinaus sehr spannend... Dabei ist mir aufgefallen, dass es auch unter "Multis" ganz unterschiedliche Ausprägungen der Störung, ganz unterschiedlichen Umgang damit und ebenso unterschiedliche Selbstwahrnehmungen gibt, wie unter allen Menschen.
Das Forum hat mir auch in das Selbst-Erleben von "Unos" sehr viele private und tiefe Einblicke ermöglicht - auch dafür dann mal ein großes Danke, ihr ward sehr hilfreich und lehrreich und ebenso spannend wie die Mulits - und auch unter den Unos ist letztlich die "Vielheit" und die Verschiedenheit groß.
Angeregt von meinen eigenen Problemen habe ich mich dann auch noch im RL mit einer Selbsthilfe-Initiative rund um "dissoziative Störungen" beschäftigt und dort inzwischen einige Male Menschen getroffen, die DIS haben, aber auch solche, die andere dissoziative Störungen aufweisen. Besonders ein Mann dort, ein DISler, hat es mir sehr angetan, er hat viel Kontakt mit mir gehabt und mir sehr geholfen in der letzten Zeit, den Mut zu finden mich selber zu hinterfragen. Und er hat mich sehr an seinem (Er)leben teilhaben lassen (übrigens stellenweise auch an seiner Beziehung zu seiner Frau, die ebenfalls DIS hat! Ein spannendes Paar!).

Aus all diesen Eindrücken - gepaart mit meinem eigene Erleben, dass irgendwie nicht Multi ist aber auch nicht Uno, ergibt sich für mich (nicht-wissenschaftlich, dafür umso "empirischer") ein ganz klares Bild: Ob jemand Multi ist oder Uno ist ganz schwer zu beurteilen von außen, weil es einen Grenzbereich gibt, in dem sich das Erleben von beiden überschneidet! Es gibt Unos, die mehr Ambivalenzen aufzeigen als manche (stabile, recht integrierte, oft langjährig therapierte) Multis, und es gibt Multis, die in ihrem Verhalten deutlich "normaler" sind als manche (un-therapierte) hochneurotische Mittelklasse-Mutti, die ich ertragen musste... Dennoch: Der Unterschied zwischen Uno und Multi ist letztlich - also unterm Strich, wenn man nicht EINZELBEISPIELE im Erleben und Verhalten anschaut, sondern einmal das Gesamtbild sieht - deutlich. Multis machen Dinge anders, Multis erleben Dinge anders und Multis sind anders belastet als Unos - was nicht bedeutet, Unos seien NICHT belastet...

Ich habe hier irgendwo gelesen, dass es eine "Ausrede" sei, wenn sich jemand kindlich verhalte und das dann mit einer "kindlichen Persönlichkeit, die eben gerade vorne ist" erklärt, während andere genauso kindliche Bedürfnisse in sich spüren würden, diese aber "zurückstellen" müssten. Das mag ja sogar sein, dass einem DIS-Patienten "mehr durchgelassen" wird, als einem "Uno". Aber: So häufig, wie es bei Multis zu Filmrissen kommt, sie im Kleiderschrank Dinge finden, die sie nie gekauft haben, sie Freundschaften im Streit wiederfinden etc. - so oft kommt das eben bei Unos NICHT vor... Und wenn ich es mir aussuchen darf, lieber Gott, dann bin ich lieber Uno... Wenn ich allerdings Multi BIN, lieber Gott, dann wäre es toll das zu wissen damit ich damit besser und immer besser umgehen kann. Einen Wettstreit zu führen finde ich völlig unverständlich. Ich würde das übrigens über jede Störung so und nicht anders sagen: Bitte lass sie mich nicht haben - wenn aber doch, dann ist es wohl besser darum zu wissen, als NICHT darum zu wissen...
Zuletzt geändert von SoundOfSilence am Do., 31.12.2015, 00:59, insgesamt 1-mal geändert.
Hello darkness, my old friend...

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 31.12.2015, 00:51

Was ich auch gelesen habe ist das ganze Zeug über rituellen Missbrauch - zugegeben nur mit einem halben Auge. Die Freundin von mir mit DIS, die ist vergew****** worden. Schlimm genug. Und sie hatte sicherlich vorher einige Defizite und nachher war ihr Leben irgendwie auch nicht richtig schick... Das alles wird dazu geführt haben, dass sie ein DIS ausgebildet hat. Ich jedenfalls bin froh, dass sie nicht rituell missbraucht worden ist. Andere sind vielleicht rituell missbraucht worden, und haben keine DIS ausgebildet. Gibt es auch - zum Glück. Und dennoch würde ich wohl bei einem Menschen mit DIS, der auf diese Art missbraucht wurde und dessen Täter ihn ihm ganz gezielt "Persönlichkeiten" herangezogen haben NIEMLAS anzweifeln, dass die Ursache für ihre Störung genau darin liegt. Also: Über rituellen Mb zu sprechen, auch in dem Zusammenhang einer Unterhaltung über DIS finde ich verständlich, allerdings die Fragen nach Statistiken dazu und die diversen Theorien zur (möglichen/wahrscheinlichen) Vertuschung - all das macht auf mich einen seltsamen Eindruck. Gehört das nicht in einen eigenen Thread - nicht aber in den Austausch zwischen Menschen mit VERSCHIEDENEN psychischen Erkrankungen? Nur mal so ein Gedanke von mir...

Dann gab es zu Beginn mal die Frage nach der Beziehungsfähigkeit von DIS-Patienten. Jene Freundin von mir ist verheiratet, lange schon, mit Kind. Jenes DISler-Paar ist lange Jahre verheiratet mit Kindern. Ich werde nun geschieden... Was sagt das aus? Sagt das überhaupt was aus? Oder vermischt man da nicht die Identitätsfrage mit der Bindungsfrage? Viele Menschen die ich kenne sind irgendwie bindungsgestört. Die mit psychischen Problemen sind das alle. Jeder auf seine Weise. Und manchmal finden die dennoch den "richtigen" Partner und einen Weg, ihre Defizite auszugleichen oder gar positiv zu nutzen. Und manchmal nicht. Aber: mit einer Person Zusammensein, die für sich selber die Frage nach der Identität nicht beantworten kann - DAS stelle ich mir tatsächlich schwierig vor. Definitiv schwieriger als wenn die Antwort auf "Wer bist du" möglicherweise so ausfällt "Ich bin ein wir, und das wir besteht aus 4 ANPs und jeweils 7 EPs und wir sind mal 50, mal 30, mal 3 und mal 12 Jahre alt. Wir alle mögen Milka-Schokolade, zwei von uns mögen auch Sarotti, keiner hier mag Smarties. Wenn ich von uns spreche, dann sage ich "unsereins" - wenn ich nur mich meine, also die ANP die gerade vorne ist, dann sage ich "ich" und "meins"...."
Absolut krass kann es wohl werden, wenn viel zusammen kommt: eine ausgeprägte DIS, keine Kooperation zwischen den ANPs, wenig Kenntnis von dem eigenen Zustand/der Störung, eine Bindungsstörung ... Das ist vermutlich sowohl für den Betroffen als auch für den Partner ein Hurricane - und man ist am Ende froh, wenn man überlebt hat, auch wenn das Haus zerstört wurde... Das Gefühl mag übrigens nicht nur für "Partner" gelten - sondern auch für Familienmitglieder, Freunde, Mitarbeiter/Kollegen...

Ich habe hier jetzt viel eigene Erfahrung hineingelegt und wenig Fachwissen, ich habe wenig theoretisiert... Ich könnte noch viel schreiben, aber ich denke, es reicht erstmal...

Aber ich möchte gerne eine Frage stellen, an alle Multis und an alle Unos: WIE sind denn eure Erlebnisse (hier) konkret mit Unos/Multis? Was findet ihr schwierig, was findet ihr gut? Wie ist euer persönliches Fazit, eure persönliche Meinung dazu?
Wo euer argumentatives Minenfeld verläuft, das habe ich nun viele Seiten über gelesen...
Hello darkness, my old friend...

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