Nachrichten, die bewegen (III)

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:45

lamedia hat geschrieben:Aber: Ich würde nie im Traum auf die Idee kommen, solche Typen "Gutmenschen" zu nennen.
Stimmt, aber der Beschreibung des Begriffs nach wäre das genau der Typ Mensch, der damit gemeint ist, oder?

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:47

mio hat geschrieben: Ich habe in meinem Bekanntenkreis zB. jemanden der sich dann halt auch mal ein paar Flüchtlinge zum "Begrüssungsessen" in seine schicke Eigentumswohnung eingeladen hat und diese dann erst mal ganz "interessiert" ausquetschte zu ihren (traumatischen) Erfahrungen...macht man ja gerade so, als Gutmensch....
Kann schon sein, dass es solche Leute gibt, aber gibt es wirklich so viele davon, dass es sich lohnt, sich darüber so aufzuregen und einen eigenen, abwertenden Begriff vorrätig zu haben?

(vielleicht verkehre ich in den falschen Kreisen, jedenfalls kenne ich bisher niemanden, der sich so verhält).

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stern
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:48

na ja... und wenn man auf z.B. facebook etwas stöbert, so ist Gutmensch eine bewusst abwertende Bezeichnung für Menschen, die Einstellungen haben, die nicht der eigenen entsprechen (in bestimmten Kontexten). Das sind sicherlich nicht nur Leute damit gemeint, die extra nach Griechenland reisen, um dann auch noch am Strand zu warten bis endlich jemand absäuft, den man retten könnte, um eine Selfie zu machen.
Zuletzt geändert von stern am Do., 21.01.2016, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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lamedia
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:49

luftikus: Ja, wohl schon in dieser Diskussion.
Nur ist der Begriff ja viel älter. Es wurden Umweltschützer, Linke, Friedensaktivisten, Kernkraftgegner, Kirchenleute, Presseleute, Schrifsteller, Intellektuelle damit verunglimpft und ins Lächerliche gezogen. Und wie gesagt, die Herkunft aus dem NS macht ihn mir total suspekt. Dass die Sachen, die hier beschrieben wurden (auch von mir) kritikwürdig sind, ist die eine Sache, ob aber "Gutmensch" diese Kritik so gut zusammenfasst...?

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mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:51

luftikus hat geschrieben: Kann schon sein, dass es solche Leute gibt, aber gibt es wirklich so viele davon, dass es sich lohnt, sich darüber so aufzuregen und einen eigenen, abwertenden Begriff vorrätig zu haben?
Der Begriff und das was er bezeichnet ist doch nicht neu und ich denke als abwertend wird er nur dann empfunden, so er des Pudels wahren Kern aufzeigt...wie gesagt: Wenn ich mir meines Motivs sicher bin, dann wertet mich das nicht ab. Dann bin ich ja kein "Gutmensch" sondern habe ehrliche Absichten.

Gerade die, die es als abwertend empfinden, so sie sich so bezeichnet FÜHLEN, sollten vielleicht mal darüber nachdenken, warum dies so ist.

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:53

mio hat geschrieben: Gerade die, die es als abwertend empfinden, so sie sich so bezeichnet FÜHLEN, sollten vielleicht mal darüber nachdenken, warum dies so ist.
Klasse...

Ist das nicht immer eine beliebte Masche? Man verpasst jemandem einen abwertenden Begriff, um ihm danach auch noch vorzuwerfen, dass er ihn als abwertend empfindet. Ich denke, das ist ein klassischer rhetorischer Trick...


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:55

luftikus hat geschrieben:Man verpasst jemandem einen abwertenden Begriff, um ihm danach auch noch vorzuwerfen, dass er ihn als abwertend empfindet
Na ja, man zieht sich Begriffe die einem ein anderer verpasst entweder an oder auch nicht. Das obliegt ja jedem selbst...

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:58

mio hat geschrieben: Na ja, man zieht sich Begriffe die einem ein anderer verpasst entweder an oder auch nicht. Das obliegt ja jedem selbst...
Ja, unbedingt... Somit ist natürlich jede abwertende Bezeichnung für jedermann gerechtfertigt, denn derjenige, der sie verpasst bekommt, hat die Beleidung natürlich selbst angezogen...

Eine hervorragende Begründung, mit der man im Prinzip jeden Menschen beleidigen kann, und wenn der Angesprochene dann protestiert, ist er natürlich selber schuld...
Zuletzt geändert von luftikus am Do., 21.01.2016, 14:58, insgesamt 1-mal geändert.

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stern
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:58

Kein Wunder, dass manche andere dann als gut(e)Menschen empfindet, wenn man selbst andere mit seiner eigenen Rotze anrotzt... und dann auch noch so dreist ist zu sagen, liegt an dir, ob du dich anrotzen lässt.
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lamedia
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:00

Wenn du Hu... oder Schl.. genannt wirst oder Wi... oder Id... oder Arsc...(eine Kategorie vulgärer...) kannst du zwar sagen, der hat ein Problem, der das sagt, aber die Aggression und Abwertung kommt doch deutlich an. Sie soll ja auch ankommen und dich verletzten. Genauso bei Gutmensch, der eine Abwertung enthält.


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:00

luftikus hat geschrieben:Eine hervorragende Begründung, mit der man in Prinzip jeden Menschen beleidigen kann, und wenn der Angesprochene dann protestiert, ist er natürlich selber schuld...
Nein nein, verbitten kannst Du Dir das natürlich. Du kannst dann demjenigen auch aus dem Weg gehen. Und so derjenige Dir was "Gesetzeswidriges" tut kannst Du ihn auch anzeigen. Nur daran hindern, dass er das tut, wirst Du ihn nicht können (ausser es ist ungesetzlich). Da bleibt dann nur, es sich nicht selbst anzuziehen.

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lamedia
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:10

Ich mach es ja nicht, aber wenn ich mir vorstelle, ich arbeite zum Beispiel mit Flüchtlingen und mache vielleicht noch hier und da naive Fehler dabei - und eine anonyme Masse nennt mich "Gutmensch", weil ich nicht einsehen würde, dass ich das ja nur mache, weil ich es irgendwie nötig habe oder mich als was Besseres fühlen will... Wie soll man sich gegen so einen pauschalen Anwurf denn wehren? Ich kann mir zwar sagen, ich bin kein Gutmensch (aber ich will trotzdem Gutes tun, bin ich dann also doch ein Gutmensch?) - aber meine Antwort interessiert erstens niemanden, weil das Urteil ja schon feststeht. Und selbst wenn ich die Kritiker und deren Kritik intellektuell von mir weisen kann, merke ich doch, wie sie mich kränken und abwerten sollen.
Da kann man natürlich sagen, wenn du dich kränken lässt, muss ja was Wahres dran sein. Aber wenn man Juden oder Homosexuelle oder ... abwertet, weil sie xyz seien, sie sich daraufhin gekränkt fühlen. Heißt das dann, sie sind eben wirklich xyz, man hat also einen wunden Punkt getroffen?

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:13

Ist es denn verwerflich oder verdient es Abwertung oder einen Angriff, wenn man "nur" naiv ist?

Ich hoffe, dass diejenigen, die den Begriff benutzen, ähnlich kritisch auf sich selbst sehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der sehr wahllos verwendet wird, sodass bei mir eher der Verdacht entstanden ist, dass der Grund bei manchen liegt, die ihn verwenden - dass sie es zum Beispiel nicht aushalten, wenn ihnen andere (vermeintlich) etwas voraushaben, und sie ihn auf ihre Stufe ziehen wollen, oder dass sie ihr Selbstbild auf andere projizieren. Das wäre menschlich vielleicht verständlich, aber wohl eher destruktiv.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Do., 21.01.2016, 15:26, insgesamt 3-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:14

lamedia hat geschrieben: Da kann man natürlich sagen, wenn du dich kränken lässt, muss ja was Wahres dran sein.
Zumindest zeigt es, dass mit Deinem Selbstwert was noch nicht zu stimmen scheint, denn sonst wärst Du nicht "narzisstisch" so leicht kränkbar. Deshalb kann Dein Motiv dennoch aufrichtig sein in diesem speziellen Fall, aber drüber nachzudenken warum Dich sowas dann kränkt, so Du Dich und Dein Motiv nicht ausreichend gewürdigt und gesehen fühlst, dürfte dann schon lohnenswert sein. Entweder stimmt Dein Motiv, dann müsste es Dich nicht kränken. Oder aber mit Deinem Motiv stimmt doch was nicht so ganz, dann könntest Du das ehrlich überprüfen, ob es Dir nicht vielleicht mehr um Deinen eigenen "Gewinn" geht dabei, als um die Sache.

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stern
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Beitrag Do., 21.01.2016, 15:20

Dass es nicht "Problem" des Empfängers ist, wenn er sich Beleidigungen anzieht, zeigt auch das Strafrecht damit dass (zumindest wenn beleidigendes Ausmaß erreicht ist) die Handlung strafbar ist. Gutmensch alleine erfüllt das wohl nicht... aber Übergänge sind bekanntlich fließend.

Das ist eine ziemlich aggressive Logik, wenn man jemanden eine Selbstwertproblem anheftet, nachdem man zuvor gekränkt hat. Und dann soll man sich auch noch Gedanken machen, warum man gekränkt ist... wie narzisstisch, dass man sich mit der Rotze auch noch befassen soll, ist das denn.
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