Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:37

Jesusechse hat geschrieben: Mit PAs oder Menschen, die PA gemacht haben, ist "normale", also alltägliche Kommunikation fast nicht mehr möglich.
PA hat sehr wohl die Wirkung, dass Menschen im echten Leben nur noch anecken, weil sie sich ständig um die eigene Achse drehen, alles in Frage stellen.[...]
Ich hab' das auch festgestellt, dass man mit PA und Analysanden ruckzuck Stress kriegt, wo's mit anderen Menschen überhaupt keine Probleme gibt.
Mh, ich nehme an das ist deine persönliche Erfahrung/Meinung, richtig? Ich nehme das nicht so stark wahr wie du.
Ich glaube schon, dass man sich mit den Leuten normal unterhalten kann, es gibt ja hier einige die PA gemacht haben/es tun, ich kann mich nicht erinnern, dass ich da Probleme hatte, auch wenn der Vergleich zum RL etwas hinken mag, da habe ich (zumindest wissend) keine Erfahrungen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie anecken, wie du es nennst, weil Sie sich um die eigene Achse drehen könnten, ich habe da andere Ideen, die evtl. zusätzlich oder stattdessen zutreffen könnten, wenn wir bei deiner Aussage bleiben (mit anecken):
Könnte das vielleicht daran liegen, dass diese Menschen gerade aus dem Grund eine PA machen, um das zu "beheben"?
Könnte das vielleicht daran liegen, dass diese Menschen sich nun trauen auch mal anzuecken?
Könnte das vielleicht daran liegen, dass diese nun merken das ihnen bestimmte Dinge nicht gut tun und Sie wehren sich nun dagegen, "machen Stress", weil sie sich mit etwas nicht wohl fühlen?
Weißt du wie ich meine?
Ich weiß gar nicht genau warum und ob ich die einzige bin, aber deine Worte empfinde ich als rel. extrem, für die Beschreibungen die du gibst. Da kommt eine gewisse Aggressivität bei mir an, als ob du heftig kämpfst um etwas zu erreichen, was du gar nicht musst/solltest. Ich glaube das willst du aber gar nicht oder?
Das soll jetzt kein Angriff sein, manchmal weiß man gar nicht wie unterschiedlich man so wirken kann.

Also mir fällt zunehmend auf, dass ich (keine Analyse, anal. PT) während/nach meiner Thera eher Dinge anspreche die mich stören, somit auch eher mal anecke und mir das zwar schwer fällt auch mal nein zu sagen und andern meine Grenze zu zeigen, weil das ab und zu auf Überraschung stößt bzw frustration, ich mich aber damit viel besser fühle, weil ich immer weniger Dinge tue bzw mitmache oder hinnehme, die ich eigentlich gar nicht will.
Ich finde das für mich gut, dass es sich so entwickelt, man kann es eben nicht jedem recht machen, ich versuche ja auch zu akzeptieren, wenn jmd mal gegen meinen Strom schwimmt.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:40

Jesusechse hat geschrieben:
PA hat sehr wohl die Wirkung, dass Menschen im echten Leben nur noch anecken, weil sie sich ständig um die eigene Achse drehen, alles in Frage stellen.

Draußen im Job funktioniert das aber nicht, in normalen Beziehungen funktioniert das nicht. Ich finde das auch in diesem Thread so schwierig. Alltagsssprache geht hier ständig nach hinten los.
Was ist daran schlecht. Ich will nicht "funktionieren", nicht mich anpassen. Ich bin froh, wenn ich in der Lage bin, anzuecken. Das ist für mich ein gutes Zeichen.

Ich war schon immer fasziniert von Menschen, die anecken, die sich nicht vorschreiben lassen, wie sie sein sollen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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estelle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:41

Jesusechse hat geschrieben:Es ist eine sehr wichtige Fähigkeit, sich selbst als ganz unwichtig nehmen zu können.

Also,ich fühlte mich mein ganzes Leben nur unwichtig,das war gerade gut in der Analyse,dass es sich

dabei um mich drehte und mal nicht um die anderen.

Nur hätte ich dabei noch etwas mehr Bestätigung gebraucht.Das war es eigentlich was mir fehlte.

Das konnte ich mir irgendwie schlecht selber geben.Das ich auch mal wichtig sein darf.

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:47

Allerdings!!

Ohne den vorherigen Aufruf zur Ironie/zum Humor, wäre Anastasius's Posting ganz ehrlich nicht zu ertragen gewesen.

Es ist ja so richtig schön, wenn man da als Patienten vor so'nem PA-Vogel hockt, sich keinen Rat mehr weiß und leidet wie ein Hund, und der gnädige Herr muss sich im Rahmen des Helfens dann dazu zwingen, nicht zu helfen!!

Da hört's bei mir auf. Vielleicht bin ich ja so unterbelichtet?

Es erinnert mich aber an ein Naturvolk, wo sich der Mann stöhnend und windend in die Hängematte legt, während seine Frau gebärt. Um sie kümmert sich keiner, aber dem Mann wird alle Aufmerksamkeit zuteil, und die ganze Verwandtschaft bringt ihm Geschenke und Essen und pflegt ihn, tröstet ihn. Hintergrund des Ganzen: Er muss ja soviel leiden, weil er die ganze Sorge um die Frau und das Kind ertragen muss.

Genau so sehen sich PA. SIE LEIDEN!! Und die Patienten sind einfach nur ein unzumutbarer Stressfaktor für den lieben PA. Wo käme man dahin, wenn sich der Therapeut um das Leid seines Patienten kümmern sollte, wo er doch so mit dem eigenen Aushalten beschäftigt ist.

Nee, man darf gewiss nicht zu viel verlangen. Das ist schon wahr. Man darf so einen PA nicht überfordern und auch noch Erwartungen an ihn stellen, die er nie bereit war, zu erfüllen.

Ist das alles so irre oder kommt's mir nur so vor?

Ja, die PAs spinnen. Sie spinnen wirklich!

LG

Jesusechse

@ metropolis: Zu Deinem letzten Posting könnte ich was sagen, aber das verkneif' ich mir, es würde Dir nicht gefallen.

@ stöpsel:

Ja, klar ist "man" viel dezenter und zurückhaltender"! Wenn man jeden Satz nur in "Ich-Form" formuliert, dann redet man nur über sich, stellt sich ins Zentrum des Geschehens, man macht sich zum Mittelpunkt, während "man" Freiräume lässt. Man kann sich mit "man" angesprochen fühlen, einbezogen fühlen, man kann "man" aber auch so auffassen, dass man nicht gemeint ist, sondern andere.

Beispiel: Wenn im Job nach Lösungsvorschlägen gesucht würde:

Ich könnte in die Runde sagen:

"Man könnte es doch so und so machen?!" Und jeder kann dann überlegen, ob er das eine gute Idee findet oder nicht.

ODER

"Ich würde das so und so machen!". Dann würde ich in meinem Umfeld von mindestens zwei Leuten die Reaktion kriegen:"Es muss ja nicht alles so gemacht werden, wie DU es machst!!".

Ich würde im Job baden gehen, wenn ich ständig in "Ich-Form" sprechen würde, es ist viel zu überbetont und viel zu aufdringlich, penetrant, sich ständig so herauszuheben.

@ schmetterling:

Ich spreche aus eigener Erfahrung: Ich hatte nie Probleme mit Menschen. Während der PA schon, unmittelbar danach auch und seit ich wieder aus der PA-Welt raus bin, bin ich überall beliebt, wo ich hinkomme. Die einzigen Konflikte, die ich erlebe, sind hier im Forum mit Analysanden, weil sie jedes Wörtchen auf die Goldwaage legen. Mein Erfahrungswert: PA macht gestört!

Das muss man nicht so teilen, aber ich werde gemeinhin für einen vernünftigen Menschen gehalten und wenn das mein Fazit ist, dann denke ich, kann man mal drüber nachdenken, ob was dran ist?!

Es ist auf alle Fälle viel wichtiger, mit seinem Chef und seinem Freund reden zu können, als dass man das mit dem PA kann.

@ violetta:

Man braucht beides! Und das ganze Spektrum dazwischen! Man muss sich da wichtig nehmen, wo man es tun muss, und man muss sich da unwichtig nehmen, wo einem übertriebenes auf sich selbst schauen, im Alltag ganz viel kaputt macht und wo der eigene Stolz und die eigene Wahrnehmung dann auch zur Behinderung wird, am echten Leben teilzunehmen!

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:56

Anastasius hat geschrieben:
Das wirft aber ein merkwürdiges, schon ziemlich absonderliches Licht auf diese Heilmethode. Die dem Helfenden auferlegt, konkret Hilfreiches zu unterlassen.
Konkret Hilfreiches ist im Grunde relativ. Wer weiß schon, was hilft und ob es wirklich hilft. Der Patient kennt sich am besten und kann am besten für sich sorgen. Bei dieser Selbstversorgung soll er begleitet, nicht hinterhergezogen werden. Im Grunde wird man bei einer Selbsttherapie "gecoacht". Das ist auch der Grund, warum die Eigenanalyse meist auch nach Ende der eigentlichen Analyse weitergeht.

Konkret Hilfreiches kann sehr trügerisch sein. Es ist meist Erste Hilfe für Menschen in Not. Das mag sehr wichtig sein, doch genauso wichtig sollte auch sein, diesem Menschen zu zeigen, wie er in diese Not geraten ist, damit er die Gefahrenstelle das nächste Mal unbeschadet durchquert.
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Theodor Storm

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Moni.
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Beitrag Do., 13.05.2010, 11:57

Huch, der Thread ist schnell...

Anastasius hat geschrieben:Humor- resp. Ironiemodus an. Das wird sie auch in der klassisch-dogmatischen Psychoanalyse. Nur merkt der Patient davon oft nichts. Was meinst du, wie es den ein oder anderen Analytiker innerlich fast zerreißt, weil er nichts konkret Hilfreiches sagen darf.
Wenn’s nicht so traurig wäre... (Zynikerin möchte ich nicht werden)... kann man es auch mit Humor sehen. Ich selbst hatte ja eine klassische PA nach allen Regeln "der Kunst". Dabei hatte ich durchaus den Eindruck, dass mein Analytikermensch selbst unter den strikten Regeln (zumindest zeitweise) litt. Das versöhnt mich manchmal.

ABER, die Regeln waren heilig. "Wir machen ja Psychoanalyse." Und wenn es dann doch mal wackelte gab es Supervision. Nach meinem Erleben nicht zur Korrektur, im Sinne meiner Bedürfnisse, sondern um den rechten analytischen Weg wieder einzuschlagen. Das Theoriegebäude war heilig! Nun, wir haben es gemeinsam ausgehalten.
Der Preis war hoch – für beide Seiten.

Hier muss ich Jesusechse beipflichten: Analytiker arbeiten nicht isoliert, sie stehen unter kritischer "Beobachtung" ihrer Kollegen. Es wird sehr auf das Ansehen innerhalb der Zunft geachtet. Als Reddemann, Sachse, Reinert... die klassische Analyse für ihre Traumapatienten in Frage stellten, war der Rechtfertigungsdruck gegenüber den eigenen Reihen groß. Dabei sind es bekannte Namen. Ein unbekannter Analytiker wird sich da schwerer tun.

Trotzdem, es ist viel in Bewegung. Und ich sehe es Positiv, auch wenn es ein langsamer Fortschritt ist und noch immer Analysepatienten dem „alten Zopf“ mit seinen Gefährdungen augesetzt werden. Hinter jedem missglückten Einzellfall steht ein Mensch. Er wird dieses Scheitern in seine persönliche Biographie integrieren müssen.

Wenn ich hier im Forum lese, dass andere Analytiker den Mut haben, ihren Patienten mit seinem spezifischen Anliegen (nicht die Methode) in den Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit zu stellen, freut es mich. Das hätte ich mir auch gewünscht.

Gruß
Moni


PS: Wie sagte kürzlich Angelika Kallwass in einer Fernsehdiskussion: „Ich habe 7 Jahre Analyse ausgehalten. Das muss erst einmal ein anderer überstehen.“

Ich kann diesem Stolz nichts abgewinnen...
Zuletzt geändert von Moni. am Do., 13.05.2010, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:11

Wer will den bitte ein aneckender Mensch sein, der ständig in seinem Umfeld für andere zum Problem wird, der nervt und andere belastet? Und dann womöglich noch dazu noch nicht mal funktionsfähig sein?

Wenn Menschen solche Probleme haben, werden sie in Therapie geschickt!! Therapie soll diese Dinge auflösen und die PA züchtet DAS?!

Was soll denn daran der Fortschritt sein, dass der PA eine zänkische Hexe züchtet, die den ganzen Tag den anderen auf den Wecker fällt?

Und dann müssen solche Menschen in die Selbständigkeit flüchten, weil sie sich in keinem System (egal ob Job oder Familie) mehr anpassen und einfügen können?! Das soll die Lösung sein, dass man sich zum Quertreiber und Wichtigtuer entwickelt?

Langsam verstehe ich, warum ich in der PA nur durchdrehen konnte. Ich bin viiiiel, viiiiel zu normal dafür!

LG

Jesusechse

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:21

Jesusechse hat geschrieben:
Es erinnert mich aber an ein Naturvolk, wo sich der Mann stöhnend und windend in die Hängematte legt, während seine Frau gebärt. Um sie kümmert sich keiner, aber dem Mann wird alle Aufmerksamkeit zuteil, und die ganze Verwandtschaft bringt ihm Geschenke und Essen und pflegt ihn, tröstet ihn. Hintergrund des Ganzen: Er muss ja soviel leiden, weil er die ganze Sorge um die Frau und das Kind ertragen muss.

Das hat mit PA nichts zu tun. Der Analytiker bekommt nicht die Aufmerksamkeit und keine Geschenke. Und man darf nicht vergessen, er weiß wie sich diese schmerhafte Geburt anfühlt. Er hat selbst eine in Form einer Lehranalyse durchgemacht. Er weiß wie sich der Patient fühlt.
Genau so sehen sich PA. SIE LEIDEN!! Und die Patienten sind einfach nur ein unzumutbarer Stressfaktor für den lieben PA. Wo käme man dahin, wenn sich der Therapeut um das Leid seines Patienten kümmern sollte, wo er doch so mit dem eigenen Aushalten beschäftigt ist.

Nee, man darf gewiss nicht zu viel verlangen. Das ist schon wahr. Man darf so einen PA nicht überfordern und auch noch Erwartungen an ihn stellen, die er nie bereit war, zu erfüllen.
Das ist absoluter Quatsch. Kaum jemand exponiert sich dem Patienten so wie ein PA. Wo sich andere Theras abgrenzen und distanzieren müssen, steigt der PA erst richtig ins Therapiegeschehen mit ein. Schon mal eine Reinszenierung mit dem Thera gemacht? Das ist kein Zuckerschlecken, wenn sich der Analytiker alle Vorwürfe, die eigentlich den Eltern gelten, an den Kopf knallen lassen darf. Denn er stellt sich ja schließlich als Elternteil zur Verfügung, in guten wie in schlechten Zeiten.
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Theodor Storm

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Stöpsel
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:26

Hallo Jesusechse,
Wer will den bitte ein aneckender Mensch sein, der ständig in seinem Umfeld für andere zum Problem wird, der nervt und andere belastet?
Also, von immer und überall bei allen anecken war doch gar nicht die Rede. Aber wenn Leute vorher ne graue Maus waren die sich nie getraut haben, mal "Nein" zu sagen und für ihre Bedürfnisse einzustehen, dann IST das ein Fortschritt.
Und das lernt man auch in anderen Therapien, nicht nur in Analyse.

Viele Grüße

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metropolis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:27

Jesusechse hat geschrieben:Wer will den bitte ein aneckender Mensch sein, der ständig in seinem Umfeld für andere zum Problem wird, der nervt und andere belastet? Und dann womöglich noch dazu noch nicht mal funktionsfähig sein?
Also, ich finde dein Menschenbild sehr traurig.
Menschen, die anecken, die sich zur Wehr setzen, wenn man zuviel von ihnen verlangt, die ihre eigenen Bedürfnisse ernster nehmen. Menschen, die sich eingestehen, dass sie nicht immer funktionieren müssen, um es der Gesellschaft rechtzumachen, als nervig und belastend zu bezeichnen, da kann ich nur den Kopf schütteln.


In der Arbeitswelt schert man sich einen Dreck um die Individuen. Wie es ihnen geht, wird ignoriert, Hauptsache, sie können ihre Arbeit gut erledigen. Und das soll gut sein?

Ich kann nur hoffen, dass es auch solche Arbeitgeber gibt, die nicht nur am tadellosen und effektiven Verhalten der Mitarbeiter interessiert sind, sondern die auch den eigenständig denkenden Menschen hinter dem Mitarbeiter sehen WOLLEN.

Ansonsten werde ich wohl doch lieber Freiberufler. Das wäre es MIR selbst wert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Jesusechse
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:39

Mein Menschenbild ist überhaupt nicht traurig, sondern es ist eins, wo Menschen zusammen leben und arbeiten können und miteinander reden können, in einer Art und Weise, die nicht im Konflikt ausartet.

Es geht nicht um Selbstverleugnung, sondern um einen spielerischen und diplomatischen, kräftesparenden Umgang mit der Welt und den Menschen.

Das war das Erste, was mein Thera mir gesagt hat:

"Hören Sie auf zu kämpfen!".

Ja, und es geht tatsächlich so viel besser. Man kann sich doch auch freundlich, aber bestimmt durchsetzen, spielerisch und diplomatisch. Wenn man im Umgang mit anderen überzeugt, folgen die einem meistens sowieso. Überzeugen bringt viel mehr als sich zu wehren oder anzuecken. Einfach man selber sein und das konsequent und sich dabei nicht zu wichtig nehmen, dann klappt das Leben wunderbar.

Am Sympathischsten waren mir immer die Menschen, die sich über sich selbst totlachen konnen.

Es geht nicht drum, systemkonform zu sein, sondern darum in einem System auch glücklich sein zu können.

LG

Jesusechse

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Gast
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Beitrag Do., 13.05.2010, 12:49

Jesusechse hat geschrieben:Ohne den vorherigen Aufruf zur Ironie/zum Humor, wäre Anastasius's Posting ganz ehrlich nicht zu ertragen gewesen.
Puuuh, das ging ja noch mal gut. *schweißabwisch*

Gruß
Anastasius

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hungryheart
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:06

metropolis hat geschrieben: , dass er auf meinen Wunsch das Schweigen geringer hielt, mit mir sprach, seine Stimme zur Verfügung stellte.
ich bin an diesem satz hängen geblieben.

klingt für mich irgendwie entwürdigend, wenn man sich freuen muss, wenn der PA "seine stimme zur verfügung stellt"-
also mit einem redet.

für solche banalitäten dankbar sein zu "müssen" weil es nicht mehr gibt, puh...

woah, wie das klingt...gruselig.
Jesusechse hat geschrieben:
Das war das Erste, was mein Thera mir gesagt hat:

"Hören Sie auf zu kämpfen!".
und wann hörst du auf?
Zuletzt geändert von hungryheart am Do., 13.05.2010, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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nemesis
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:07

Hallo metropolis!
metropolis hat geschrieben: Ansonsten werde ich wohl doch lieber Freiberufler.
Gerade in dem Bereich wird leider sehr selten der Mensch hinter der "Dienstleistungsmaschine" gesehen...

Und gerade da ist es wichtig, aus Selbstschutzgründen einen diplomatischen Umgang mit Menschen zu pflegen. Konflikte mit Kunden machen Stress, gehen an die Substanz und führen letztlich zu einem leeren Geldbeutel. Blöd, ist aber so...

Die Alternative: Man wird Psychoanalytikerin, da kann man sich vieeeeel mehr erlauben...

LG

nemesis
We are effectively destroying ourselves by violence masquerading as love.
(R.D. Laing)

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hungryheart
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:09

nemesis hat geschrieben: Die Alternative: Man wird Psychoanalytikerin, da kann man sich vieeeeel mehr erlauben...

nee, da darf man gar nichts mehr sagen
Nimm was du willst und zahl dafür.

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