Phantasien über die Lebensumstände eures Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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metropolis
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Beitrag So., 11.04.2010, 21:53

Hallo Emma

zu deiner Frage: das kommt auf die Person an, die mir ihre Verliebtheit gesteht. Wäre es jemand den ich sympathisch finde, für den ich aber keine tieferen Gefühle empfinde, dann wäre das Geständnis so etwas wie ein Kompliment, über das ich mich freuen würde. Käme es von jemanden, den ich gar nicht kenne oder den ich nicht sympathisch finde, würde es wohl eher Befremden hervorrufen.
Zuletzt geändert von metropolis am Mo., 12.04.2010, 21:24, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Elena
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Beiträge: 1378

Beitrag So., 11.04.2010, 23:40

Hallo Pik9,

wieso sollten Deiner Meinung nach Therapeuten keine Phantasien haben?
Sie sind genauso Menschen, mit allen Facetten an Emtotionen, sonst könnten sie diesen Beruf nicht ausüben! Der einzige Unterschied in dieser Sparte ist es, dass sie sich professionell durch Supervision begleiten lassen, wenn sie feststellen, das etwas bei ihnen hochkommt, was sie nicht mehr alleine in den Griff bekommen.
Aber tue es bitte nicth so ab, als würden einige Userinnen so verquert ticken, dass sie sich die Zuneigung einbilden würden, da dies in Deinen Augen garnicht möglich sein kann.
Dies steckt doch eigentlich hinter Deiner Aussage, oder liege ich da falsch?

@Emma Pearl,

also, ich finde es befremdlich, dass Du ihm eine solche Email geschickt hast. Und, findest Du nicht 3-4 Emails die Woche grenzwertig? Mich würde es nicht wundern, wenn ihm damit auf die Nerven gehst, weil ich es als absolut grenzüberschreitend empfinde.

LG Elena
Zuletzt geändert von Elena am So., 11.04.2010, 23:52, insgesamt 1-mal geändert.

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basilikum
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Beitrag So., 11.04.2010, 23:49

@Emma, ich finde du hast für deine Therapie hervorragende Arbeit geleistet. Wo andere in diesem thread ihre pubertäre Schwärmerei als hochinteressant besprechen, da trittst du zielbewusst in Aktion um dich nicht in diesen Gefühlen zu suhlen sondern sie zu gebrauchen.

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Dunkle
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Beiträge: 839

Beitrag Mo., 12.04.2010, 00:44

Ich finde, dass es allemal besser ist, Gefühle in einer Mail mitzuteilen, als sie zu verschweigen und drumherum zu reden.
Elena hat geschrieben:also, ich finde es befremdlich, dass Du ihm eine solche Email geschickt hast.
Unsere Eindrücke hier spiegeln sicherlich den höchst eigenen Umgang mit solchen Geständnissen und Eingeständnissen wider...
besonders die hier:
basilikum hat geschrieben: Wo andere in diesem thread ihre pubertäre Schwärmerei als hochinteressant besprechen
Wir sollten den Therapeuten zutrauen, "Befremdliches" zu entfremden und unsere Gefühle für sie nicht als "pubertär"abzuwerten, sondern sie ernst zu nehmen um daran erwachsener zu werden.

Nun, Emma, wir sind alle auf Dienstag gespannt....!

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Emma Peal
Helferlein
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Beiträge: 34

Beitrag Mo., 12.04.2010, 06:36

Hey, Ihr Lieben,

danke schonmal für Eure Meinungen!

@metropolis: so sehe ich das für mich auch. Allerdings find ich es wahnsinnig unangenehm, jemandem eine Absage zu erteilen, wenn er mir auch sympathisch ist.

@Elena: das ist auch meine Befürchtung.
Elena hat geschrieben:Und, findest Du nicht 3-4 Emails die Woche grenzwertig? Mich würde es nicht wundern, wenn ihm damit auf die Nerven gehst, weil ich es als absolut grenzüberschreitend empfinde.
Ja, mir ist klar, dass es viele Mails sind. Allerdings hat er mir das angeboten, also dass ich ihm jederzeit mailen kann, und dass er nur nicht jedes Mal antworten kann. Weiß gar nicht, warum ich mich da nicht zurückhalten kann (oder schlecht kann).
Bin sonst gar nicht aufdringlich.
Glaubst Du denn nicht, dass er mir sagen würde, wenn er es als grenzüberschreitend auffasst? Oder es sagen sollte?

@Basilikum: Danke Dir auch. Weiß gar nicht, ob ich dieses Kompliment verdient hab.
Und würde solch "Schwärmerereien" aber nicht als pubertär abtun.
Ich glaub, wir "Schwärmer" haben einfach einige unerfüllte Sehnsüchte.
Na ja, ich kann auch nur für mich sprechen.
Aber mich einfach nur im Gefühl suhlen will ich tatsächlich nicht.

@Dunkle:
Dunkle hat geschrieben:Wir sollten den Therapeuten zutrauen, "Befremdliches" zu entfremden und unsere Gefühle für sie nicht als "pubertär"abzuwerten, sondern sie ernst zu nehmen um daran erwachsener zu werden.
Ich finde, das hast Du wunderschön gesagt!
Und traue es meinem Thera zu.
Dunkle hat geschrieben: Nun, Emma, wir sind alle auf Dienstag gespannt....!
Und ich erst...

Danke nochmal.

LG Emma

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estelle
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Beitrag Mo., 12.04.2010, 10:29

pik9 hat geschrieben:Ihr könnt interpretieren soviel ihr wollt, der Profi Therapeut hat KEINE Fantasien dieser Art über euch. Wenn er die spürt, geht er zu einem Supervisor.
Und wie sieht dieses Aversionskonditionierungstraining dann aus?

Und wie kann eine therapeutische Beziehung dann noch funktionieren wenn dem Therapeuten
Aversionen gegenüber Patient/Innen ankonditioniert werden vom Supervisor?

Meinst du die Patient/Innen merken,spüren das nicht?


Gast
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Beitrag Mo., 12.04.2010, 11:57

Violetta 2009 hat geschrieben: Und wie kann eine therapeutische Beziehung dann noch funktionieren wenn dem Therapeuten
Aversionen gegenüber Patient/Innen ankonditioniert werden vom Supervisor?
Wie kommst Du denn darauf? Wenn ein 'Profitherapeut' merkt, daß er für eine Klientin weit mehr als durchschnittliche Sympathien empfindet, wird er versuchen, das evtl. mit Hilfe eines Supervisors auf ein Normalmaß zu reduzieren.

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estelle
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Beiträge: 1767

Beitrag Mo., 12.04.2010, 13:07

Sir hat geschrieben:Wenn ein 'Profitherapeut' merkt, daß er für eine Klientin weit mehr als durchschnittliche Sympathien empfindet, wird er versuchen, das evtl. mit Hilfe eines Supervisors auf ein Normalmaß zu reduzieren.
Ja,aber irgendwie muß das ja funktionieren! Mit irgendeiner Methode.
Wenn du mehr darüber weist,dann verrate das doch mal.Es kannja nur so sein,dass der
Supervisor die Patient/IN dann abwertet,damit sie nicht mehr attraktiv für den Therapeuten ist,
dann ist das für den Therapeuten aufgelöst,das ist doch sicher die selbe Methode die Therapeuten
bei Patient/Innen anwenden damit sie zum Beispiel über eine unglückliche Liebe drüberwegkommen.

Nur die Patienten spüren dann natürlich diese Kälte und Abneigung des Therapeuten auch und dieses
trägt nicht gerade zum Aufbau eines besseren Selbstbewußtseins bei sondern im Gegenteil
zum seelischen Ruin von Patient/IN.
Jetzt verstehe ich auch was ausgefuchst immer über Psychoanalyse geschrieben hat,das diese
Patienten hinterher garnichts mehr können und kein Selbst(bewußtsein)mehr haben und nur noch ein
seelisches Wrack sind.

Grüße,
Violetta.

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Emma Peal
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Beiträge: 34

Beitrag Mo., 12.04.2010, 13:42

Hallo,

mein Therapeut hat mir heute morgen zurück gemailt.
Er hat mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen muss, und wir morgen in Ruhe darüber reden.

Bin schon mal etwas erleichtert...

Bis dann...


Gast
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Beiträge: 2566

Beitrag Mo., 12.04.2010, 14:23

Violetta 2009 hat geschrieben:Es kannja nur so sein,dass der
Supervisor die Patient/IN dann abwertet,damit sie nicht mehr attraktiv für den Therapeuten ist,
dann ist das für den Therapeuten aufgelöst,das ist doch sicher die selbe Methode die Therapeuten
bei Patient/Innen anwenden damit sie zum Beispiel über eine unglückliche Liebe drüberwegkommen.
Das wird sich schon unterscheiden. Es geht nur darum, daß sich der T. seiner beruflichen Pflichten wieder voll bewußt wird. Das hat nichts mit Abwertung der Klientin zu tun, sie darf nur keine herausgehobene Position für den T. haben. Was für Techniken da angewandt werden, weiß ich nicht. Ich könnte mir aber z. B. vorstellen, daß der in eine Klientin "verliebte" T. sich verdeutlicht, daß er auch noch andere sympathische und optisch attraktive Patientinnen hat, die er vielleicht etwas vernachlässigt hat: nicht durch Abwertung der einen, sondern durch Aufwertung der anderen also aus der Falle kommen.

Violetta 2009 hat geschrieben:Jetzt verstehe ich auch was ausgefuchst immer über Psychoanalyse geschrieben hat,das diese
Patienten hinterher garnichts mehr können und kein Selbst(bewußtsein)mehr haben und nur noch ein
seelisches Wrack sind.
Wäre für mich unvorstellbar, daß meine T. sowas zuließe.

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Thread-EröffnerIn
SamuelZ.
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Beitrag Mo., 12.04.2010, 21:44

Hallo Emma,

ich finde deine Mail auch sehr mutig!! Hut ab! Von meinem habe ich nicht mal die Email Adresse. Hast du ihn drum gebeten?

Wir sind ja beide Leidensgenossinnen (Depression), und wie ich jetzt kürzlich lesen konnte, ist diese Form der Idealisierung, wie du sie schilderst, typisch für die Einstiegsphase in der Therapie. Also du brauchst dir da wirklich keine Sorgen zu machen.

Warte mal, hier:

"So entfalten sich im ersten Abschnitt die große Beziehungssehnsucht der depressiven Analysanden und die Hoffnung, im Analytiker ein idealisierbares Objekt zu finden."

"Das immense Idealisierungsbedürfnis, ja die Idealisierungssehnsucht depressiver Patienten: Für manche ist dies eine wichtige Brücke zum innerlich und/oder äußerlich unerreichbaren Objekt, zu der wenig präsent und affektiv nicht fassbaren Mutter, zu dem abwesenden und /oder abwesend erlebten Verater in der Genese der Patienten"

"die Sehnsucht nach dem Ideal udn die Idealisierung als Versuch der Objekterhaltung, so als ob nur ein ideales Objekt vor innerer und äußerer Zerstörung sicher ist. Je mehr Idealisierung Patienten anbieten, desto mehr können wir auf die dringende Notwendigkeit der Objekterhaltung schießen und schwer verkraftbare innere und/oder äußere Enttäuschungsvorgänge annehmen."

Letztendlich geht es darum, die Beziehungsenttäuschungen in uns nicht länger abzuwehren, d.h. nochmal durch den ganzen Schlamassel durch zu gehen, die Gefühle zuzulassen.

Vermutlich wird bei dir (wie bei mir) ein "ambivalentes Verhalten" auftreten, dass sich an den Rahmenbedingungen entzündet. Bei mir war/ist es das Klingeln seines PC, unverständliche Rechnungen, Gespräche aus dem Nebenzimmer, etc., die mich plötzlich sehr wütend werden ließen.
Aber gern hab ich ihn trotzdem immer noch....

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Syra
Helferlein
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Beiträge: 81

Beitrag Mo., 12.04.2010, 22:13

Liebe ClaraZ.!

Deine Zitate hören sich für mich/meine Situation total interessant an ...würde mich da noch gerne weiter rein vertiefen. Woher hast Du sie? *neugierigfrag*

Liebe Grüße,
Syra

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Thread-EröffnerIn
SamuelZ.
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Beitrag Di., 13.04.2010, 08:37

Hallo Syra, hier ist ein Link Depressionen

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AmEnde
Helferlein
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Beiträge: 95

Beitrag Di., 13.04.2010, 08:45

Hallo Emma,

ich finde deine Mail auch echt mutig! Deine Anspannung nach dem Absenden der Mail kann ich gut nachempfinden. Klasse, dass dein Thera dir da schnell eine gewisse Entlastung gegeben hat. Bin schon gespannt, was du nach deiner nächsten Sitzung schreibst.

Weil hier die Frage im Raum stand, ob Theras auch Phantasien mit ihren Patienten haben....ich denke ja, und möchte hier mal aus "Psychotherapeuten über sich und ihren "unmöglichen" Beruf" zitieren:

"Die Liebe ...der weiblichen Patienten nämlich, wächst männlichen Therapeuten...dank überzeugender Persönlichkeit, Intimität der Beziehung und Macht der Übertragung am leichtesten von allem zu und stellt auch die stärksten Anforderungen an die Sublimierungsfähigkeit vor allem des Therapeuten, weil das allgegenwärtige Begehren nicht nach Sublimierung, sondern nach einer entsublimierten Beziehungsform strebt. Bekanntlich besteht die Kunst des Therapeuten darin, das gegebenenfalls beiderseitige Begehren ernst zu nehmen, aber mithilfe der professionellen Sublimierungsmittel der therapeutischen Rede."
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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Thread-EröffnerIn
SamuelZ.
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männlich/male, 29
Beiträge: 2154

Beitrag Di., 13.04.2010, 08:50

Hallo Rotkarierte, das finde ich sehr interessant. Ich frage mich gerade, wie die Sublimierung aussieht? Steht da auch was in dem Buch?

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