Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Eve...
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Beitrag Di., 29.09.2009, 17:33

Eve... schrieb:Und? Heißt das jetzt, dass sie "spinnen"?

Wie kommst du darauf? Nichts liegt mir ferner als sowas zu behaupten!
Sorry, dann hatte ich Dich weiter oben nicht richtig verstanden.
nackt in ein kaltes und gleichgültiges Universum geworfen, musste doch Gott erfinden um nicht zu verzweifeln. Gott und die Götter scheinen mir so offensichtlich ein Mittel gegen die eigene Angst, Machtlosigkeit und Schwäche zu sein
Ja, und WENN es so wäre? Wenn Gott nichts als eine Annahme wäre - was wohlgemerkt nicht zu beweisen ist: Wäre der Mensch, der der Kälte und Gleichgültigkeit durch den Glauben selbst an diese Annahme entgeht, nicht unvergleichbar besser dran? Muss er sich dann "genarrt" vorkommen - aber er ist ja zumindest klüger - und deshalb den anderen Zustand bevorzugen?

Ich kenne beides, habe die längste Zeit meines Lebens keiner Religion angehört und war Agnostikerin. Ich möchte um keinen Preis mehr dahin zurück, in diese furchtbare Ungeborgenheit: "Nackt in ein kaltes und gleichgültiges Universum" - besser hätte man es nicht ausdrücken können.

Eingetauscht habe ich etwas, auf das ich mich bis zum Ende meines Lebens verlassen kann, und noch darüber hinaus - denn für mich stellt sich ja nicht die Frage, ob alles nur auf einer Annahme beruht; selbst wenn es Zeiten des Zweifels gibt: Das Vertrauen bleibt. Ein Paradoxon, aber eines, das mich nicht beunruhigt.

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Morpheus
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Beitrag Di., 29.09.2009, 19:32

@ Eve
Ja, und WENN es so wäre? Wenn Gott nichts als eine Annahme wäre - was wohlgemerkt nicht zu beweisen ist: Wäre der Mensch, der der Kälte und Gleichgültigkeit durch den Glauben selbst an diese Annahme entgeht, nicht unvergleichbar besser dran?
Ja, der Mensch wäre mit diese Annahme besser dran. Ich habe da nur dieses Problem mit der Ehrlichkeit gegenüber mir selbst. Nur weil ich unbedingt will, dass es Gott gibt, weil ich ihn brauche, weil das Leben ohne Gott vielleicht gar nicht wirklich zu ertragen ist, deshalb gibt es ihn noch nicht. Und an ein Gespinst aus meinen Wünschen und Ängsten glauben, kann ich nicht.

Ich kenne beides, habe die längste Zeit meines Lebens keiner Religion angehört und war Agnostikerin. Ich möchte um keinen Preis mehr dahin zurück, in diese furchtbare Ungeborgenheit: "Nackt in ein kaltes und gleichgültiges Universum" - besser hätte man es nicht ausdrücken können.

Eingetauscht habe ich etwas, auf das ich mich bis zum Ende meines Lebens verlassen kann, und noch darüber hinaus - denn für mich stellt sich ja nicht die Frage, ob alles nur auf einer Annahme beruht; selbst wenn es Zeiten des Zweifels gibt: Das Vertrauen bleibt. Ein Paradoxon, aber eines, das mich nicht beunruhigt.
Na dann, Gott mit dir!

Gibt es etwas - außer der Angst vor einem kalten und gleichgültigen Universum und der Geborgenheit, die du im Glauben findest - das dich überzeugt hat, dass es einen Gott gibt?

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 29.09.2009, 19:50

Morpheus hat geschrieben:Nur weil ich unbedingt will, dass es Gott gibt, weil ich ihn brauche, weil das Leben ohne Gott vielleicht gar nicht wirklich zu ertragen ist,
Das verstehe ich nicht, die Welt bleibt doch dieselbe, egal ob es Gott gibt oder nicht. Wobei würde der Glaube an einen Gott also helfen?
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Eve...
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Beitrag Di., 29.09.2009, 19:51

@ morpheus

Danke, ein sehr lieber Wunsch!

Klar gibt es das, aber es ist sehr schwer in Worte zu fassen. Ich wurde nach einem wahrhaft abgründigen Tief aufgefangen auf eine Art und Weise, die ich mir nur mit einem gütigen Gott erklären konnte. Ich begann zu "kommunizieren" mit IHM. Er war DA, so ähnlich, wie Du es ja erwähnt hast.

Wie soll man das erklären, ohne komisch zu wirken, schon die Erwähnung obiger Sätze klingen vielleicht spinnert oder für manche sogar hochmütig oder ich weiß nicht was ... Ich mags auch gar nicht weiter darlegen, das wird meist nur auseinandergepflückt, weil es eben nicht nachvollziehbar scheint.

@ Innere Freiheit
die Welt bleibt doch dieselbe, egal ob es Gott gibt oder nicht.
Eben nicht, exakt das Gegenteil ist der Fall: Die ganze Welt kann sich ändern - durch den Glauben an Gott.
Wobei würde der Glaube an einen Gott also helfen?
Nie mehr allein. Ich finde, das ist eine ganze Menge. Gott ist selbst dann noch da, wenn alles in Stücke bricht.

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Morpheus
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Beitrag Di., 29.09.2009, 20:06

@Eve
Wie soll man das erklären, ohne komisch zu wirken, schon die Erwähnung obiger Sätze klingen vielleicht spinnert oder hochmütig oder ich weiß nicht was ...
Tja, das ist die Crux heutzutage........ In rationalistisch-wissenschaftliche Worthülsen gekleidet kannst du heute munter den größten Unsinn daherbehaupten, und wenn es um religiöse Erfahrungen geht, muss man sich nach links und rechts umschauen, ob einen auch niemand für durchgedreht hält.

Sage euch: Da hilft nur Mut!

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Eve...
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Beitrag Di., 29.09.2009, 21:04

@ Morpheus

Hmmm - wieder mal gut auf den Punkt gebracht ...
Sage euch: Da hilft nur Mut!


Zerrissene
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 07:12

Morpheus hat geschrieben:
...und wenn es um religiöse Erfahrungen geht, muss man sich nach links und rechts umschauen, ob einen auch niemand für durchgedreht hält.

Sage euch: Da hilft nur Mut!
Morpheus, hallo erst mal ,

du, so habe ich wirklich gefühlt, als ich mein Erlebnis am Pfingstsonntag hatte. Tagelang schwebte ich allein im Glück, in großer Freude und in soviel Liebe. Irgendwie stand ich auch neben mir. Am vierten Tag suchte ich die Hilfe meines Pfarrers und ich hatte die Sorge, dass er mich für verrückt erklärt. Ja, ich wollte sogar ein Gutachten meines Therapeuten erwirken, damit er mir glaubt. Er hat mir aber auch so geglaubt... Dann nahm ich mein Therapeut mit ins Boot, weil mich das Erlebte ganz schön durcheinander brachte und mich im Alltag hinderte in Ruhe meiner Arbeit nachzugehen. Eine Krankschreibung war die Folge, um all das Erlebte zu verarbeiten. Und immer wieder diese eigenen Zwischengedanken: "Du bist verrückt." Zum Glück hatte ich aber, so behutsam und sensibel ich glücklicherweise bin, die richtigen Menschen im richtigen Moment an meiner Seite. So auch eine Frau, die viele Jahre lang im Orden war. Hatte ja bis dato noch nie in der Bibel gelesen, weil ich ja auch ganz anders erzogen wurde.

Zerrissene

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Eve...
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 08:17

Liebe Z.!

Deine Beschreibung klingt wie ein sogenanntes "Erweckungserlebnis", und da rate ich Dir auch, sehr vorsichtig mit dem Erzählen darüber zu sein; so etwas wird wirklich oft missverstanden und besonders in heutiger Zeit gern gegen den Erzähler verwendet.

Christen stehen in diesem Land sehr allein und äußerst kritisch beäugt da, was ihre Mitmenschen betrifft. Deshalb ist auch eine Gemeinde so wichtig. Da ist wenigstens einiges mehr an Verständnis vorhanden, in aller Regel jedenfalls.

LG Eve

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Morpheus
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 08:40

@ Zerissene

Das, was du beschreibst, ist übrigens ein sehr europäisches Problem. In den USA beispielsweise, dem Land der Freien unter Gott, das ansonsten an der Spitze des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts steht, ist Religion und religiöse Erfahrung viel selbstverständlicher in das gesellschaftliche Leben integriert und etwas stinknormales. Da gibt es öffentliche Erweckungserlebnisse in großen Hallen, manchmal sogar im Fernsehn, und Ex-Präsident Bush konnte von seinem Weg zu Gott zur besten Sendezeit berichten, ohne dass ihm das Zuhause geschadet hätte - die Empörung darüber kam aus Europa.


Zerrissene
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 09:43

Eve... hat geschrieben:
Deine Beschreibung klingt wie ein sogenanntes "Erweckungserlebnis", und da rate ich Dir auch, sehr vorsichtig mit dem Erzählen darüber zu sein
Liebe Eve,

ich bin vorsichtig. Die Frau, die so viele Jahre im Orden war, hat mir auch zu äußerster Vorsicht geraten. Es sind nicht viele, die so etwas erleben.

Ich grüß dich lieb

Die Getaufte...


Zerrissene
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 09:53

Morpheus hat geschrieben:
...die Empörung darüber kam aus Europa.
WARUM ist das so? Worin unterscheiden wir uns von den Amerikanern?

Herrscht hier keine Gefühls-FREIHEIT?

Natürlich mußte ich auch erst lernen "verbotene" Gefühle zuzulassen (jetzt nicht in Bezug auf Religion). Ich bin offen für alles, sortiere nichts mehr mit meinem Verstand aus. Nehme an, wie es ist. Vielleicht bin ich "nur" empfänglicher geworden...

Z.

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Eve...
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 12:02

Atheistisches Glaubensbekenntnis
1. Materie ist ewig.
2. Materie erschuf Leben.
3. Materie ohne Verstand erschuf Verstand.
4. Materie ohne Intelligenz erschuf Intelligenz.
5. Materie ohne moralische Werte erschuf moralische Werte.
6. Materie ohne Gewissen erschuf Gewissen.
7. Materie ohne Sinn erschuf Sinn und Ordnung.
(Steve Kumar)

@ Morpheus
Du fragtest weiter oben, was mich von Gott überzeugt hat, ganz will ich Dir eine konkrete Antwort nicht schuldig bleiben; sie lautet:
Das Gegenteil dessen, was in diesem "atheistischen Glaubensbekenntnis" aufgeführt ist. All das kommt in meinem Verständnis NICHT aus Materie, kann nicht von Materie hervorgebracht und erst recht nicht dem "Zufall" zugeschrieben werden.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 12:20

Morpheus hat geschrieben: Das Ganze ist auch ein wenig zu schön um wahr zu sein. Natürlich schreit das Mängelwesen Mensch danach, aus unzähligen existentiellen Bedrohungen, die hinter jeder Ecke lauern, "erlöst" zu werden. Der Mensch, nackt in ein kaltes und gleichgültiges Universum geworfen, musste doch Gott erfinden um nicht zu verzweifeln. Gott und die Götter scheinen mir so offensichtlich ein Mittel gegen die eigene Angst, Machtlosigkeit und Schwäche zu sein, dass es mit schwerfällt an einen von ihnen zu glauben.
Und woher wissen die sogenannten Materialisten denn, ob ihre schöne materielle Welt so "wirklich" ist wie sie erscheint.

Wenn man über Gott diskutiert dann kann man gleich mal anfangen über die Wirklichkeit generell nachzudenken.
Weil woher wissen denn die Materialisten, daß das, was wir hier für ach so real halten nicht sowas wie eine kollektive Hallunzination ist und ob das alles tatsächlich so ist wie wir es wahrnehmen?
Weil ich denke, unsere Wahrnehmungsfähigkeit als Menschen ist zwar größer als die einer Kuh, aber trotzdem eine ziemlich beschränkte.

Weil: Kann man seinen Emotionen letztlich vertrauen, sind sie eine Instanz mit absoluter Gültigkeit? Nein. Kann man das für seine intellektuellen Konzepte, Vorstellungen, Meinungen, Ansichten sagen? Nein. Kann man das für sein Sinnesbewußtsein tun? Ebenfalls nicht.
Was können wir also mit Bestimmtheit sagen? Nicht viel, oder?

Wenn man Gott in Frage stellt, dann muss man mal anfangen, den Rest auch in Frage zu stellen...

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Eve...
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 12:35

Interessanter Einschub.

Ja, was lässt eigentlich die sogenannte Wirklichkeit soviel überzeugender erscheinen als einen Glauben an Gott? Das frage ich mich auch. Nur weil wir "sehen" und "anfassen" oder "bewegen" können, erscheint sie als einzig mögliche Realität.

Dies lässt sich jedoch durchaus relativieren: Wären wir z. B. eine Katze, sähen wir eine völlig von unserer verschiedene Welt, eine andere Wirklichkeit.

Welches ist die richtige der Wirklichkeiten: Unsere, weil darüber durch die Anatomie unserer Augen zwischen uns im wesentlichen Übereinstimmung herrscht? - Katzen würden sagen, die Katzenwelt ist die einzig richtige.

Etwas greifen oder werfen können wir täuschend echt auch im Traum, da haben wir also wieder eine andere Wirklichkeit - auch kein Beweis, oder?

Die Gefühle sind hingegen ebenso unsichtbar wie Gott und nur an der Auswirkung erkennbar; dafür fordern wir keine Beweise, um sie anzuerkennen ...
Zuletzt geändert von Eve... am Mi., 30.09.2009, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.

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luftikus
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 12:38

münchnerkindl hat geschrieben:
Und woher wissen die sogenannten Materialisten denn, ob ihre schöne materielle Welt so "wirklich" ist wie sie erscheint.
Wer oder was ist eigentlich ein Materialist? Bin ich (der nicht religiös ist) aus Eurer Perspektive automatisch ein Materialist?

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