Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Maskerade
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 09:41

Guten Morgen, Ihr beiden,

@ Krümel,

ist vollkommem in Ordnung, wenn Du es nicht beschreiben kannst, warum es Dir leichter ist.
Ich finde Deine Beschreibung sagt so viel ...

@ Hoeselboesel,

Ich denke, dieses Gefühl ist eine Gemeinsamkeit, die viel Kraft und Mut geben kann. Ich fühle mich unter Betroffenen auch ganz anders verstanden. Ist ja irgendwie auch klar, ein Außenstehender kennt diese Erlebnis- und Gefühlswelt nicht.

Du schreibst das "vereinbarte Schweigen ?" Also bei mir war das nicht vereinbart, vielmehr hat es mir unter Androhung von Schlägen ( bei Nichteinhaltung ) eingeimpft.
Ich denke, Du könntest deshalb noch so sehr daran gebunden sein, weil dieses Schweigen sehr früh und durch eine Dir nahe Person festgelegt wurde. Ich weiß nicht, ob man Dir bei Nichteinhaltung gedroht hat, aber es kann sich auch ohne evtl. Drohungen verfestigen und sich sehr tief bei Dir eingraben.

Hab mich auch sehr lange nicht getraut, darüber zu sprechen. Erst etwa vor 2 bis 2,5 Jahren konnte ich ganz zaghaft anfangen, mal nur ganz wenig zu erzählen, bei meiner Therapeutin und nur bei ihr. Das hat sich sehr geändert, also mittlerweile kann ich zwar noch nicht über alles, was mit dem MB zusammenhängt reden, aber doch schon wesentlich mehr. Und auch bei ein paar Leuten zumindest ohne irgendwelche Einzelheiten.

Am leichtesten fällt es mir beim Schreiben, das ist einfach MEIN Medium, in dem ich mich am sichersten fühle.

Lieben Gruß an Alle,

Maskerade
Liebe Grüße, Maskerade

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Hoeselboesel
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 10:18

Guten Morgen

Na ja die Vereinbarung war auch sehr einseitig unter anderem auch mit Androhung. ...
Eben auch das ich ins Heim komme ....
Und das meiste ist ja eingetreten ohne das ich etwas erzählt habe.
Um so weniger ist es mir verständlich das es doch immer noch eine Hemmschwelle ist.

In meiner Thera konnte ich am Anfang gar nichts davon erzählen eben nur so drumherum ...
Ich habe dann eine Zusatzvereinbarung zu meinen Thera Vertrag mit mir selbst getroffen
mir quasi eine Sprecherlaubnis erteilt......
DaS haben wie dann mal besprochen und noch bisschen was festgelegt ...
So ich leg mich auf keinen Fall auf die Couch....
Das geht gar nicht hab da auch Probleme bei anderen Ärzten ( Zahnarzt;Gyn ) alles was im sitzen ist geht der Rest fällt aus oder ich geh nicht hin.

Auch Hypnose Techniken haben wir rausgenommen.... ich hab da keine Ahnung davon
Nur eben die Furcht die Kontrolle zu verlieren.

Es gibt da Momente so nach Narkosen oder als ich meinen Unfall hatte da war ich bewusstlos...
Der Augenblick des zusichkommens also kurz davor da war nichts absolut nichts.... bis ich dann
Realisierte wer ich bin und wo ich bin da stand ich auch schon wieder .... da ging sofort der Kontrollmechanismus los.
Dabei fand ich dieses absolute Nichts sehr entspannend und auch erholend.

Ich hab auch Meditation versucht das geht aber nur bis zu einem gewissen Punkt.... also spätestens beim loslassen steig ich aus.
Ich kann es einfach nicht.

Dabei ist dies durchaus ein Problem...Ich würde gern entspannt sein etwas freier und weniger blockiert.
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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Hoeselboesel
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 10:25

Mir fällt gerade auf das ich nixht mal sagen kann was ich immer so unter Kontrolle haben muss.
Aber ich würde sagen es sind Auslöser - Trigger....
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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Krümmelmonster
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 11:03

unter Kontrolle haben muss, nicht loslassen. Kenne ich irgend wo her.
Ist sehr schwer für mich gewesen in den Jahren, nur jetzt begreife ich und lerne neu dazu das es wichtig ist. Auch für mein Kind ist es wichtig. Ich gebe meine kontrolle auf, gib mein Kind die Verantwortung und Gewinne das mein Kind Selbstständiger wird. So kann ich auf mich stolz sein das ich ihn Selbstvertrauen schenke. Das gehört einfach zur Mutter dazu. In meiner Vergangenheit fehlte es mir, deswegen lernte ich es jetzt erst. Nur ich bin am Anfang, des lernen, geht nur schrittweise vorran und sehe das ich befreiter leben kann wenn ich loslasse.

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Hoeselboesel
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 12:13

An meinen Kinder habe ich auch viel gelernt und viel beobachtet und manchmal auch parallelen zu mir gesehen wo es bei ihnen klemmt oder was denen leicht fällt und mir nicht und in ganz vielen hab ixh mich selbst erkannt uns auch gefragt ob ich da was auf sie übertrage.

Ganz schwierig fällt es mir mit meinem jüngsten
- er ist Autist - und gerade alles Emotionale wo es bei ihm klemmt ihn aber nicht zu belasten scheint.
Da habe ich oft gedacht das hat er nur wegen mir
So als ob mir noch mal verdeutlicht werden muss was bei mir nicht stimmt.
Besonders wenn ich mein Kind zum Sozialtraining bringe hatte ich immer gedacht das hab ich auch ganz bitter nötig.

Inwiefern ich nun der Auslöser oder die Ursache für den Autismus meines Sohnes bin lässt sich nicht ausmachen, aber ist immer wieder Thema bei mir....
Trotzdem habe ich viel mit meinen Kindern auch über mich gelernt und hab viel nachgeholt was mir selbst als Kind so versagt wurde.
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Maskerade
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:44

Oh ja, die Kontrolle, eigentlich über alles, bei mir. Ich könnte das nicht nur auf bestimmte Situationen oder Themen beziehen. Ganz besonders geht es bei mir um die Kontrolle meiner Gefühle, Gedanken und Handlungen.

Liebe Hoeselboesel,

dise Fragen stellt man sich als Mutter wahrscheinlich ganz automatisch, aber ich denke, daß es nicht in jedem Fall so sein muß, daß die Kinder einer betroffenen Mutter grunsätzlich auch krank u/o. gestört werden. Gestört meine ich jetzt nicht abwertend, sondern eben so, daß sie in ihrer Entwicklung behindert oder eben getört sind.
Ich weiß jetzt nicht inwieweit Deine Probleme Ursache für den Autismus sind, Wie der Autismus überhaupt entsteht, aber was für alle Kinder gilt ist, daß Du als Mutter im großen und ganzen da bist und sie in ihrer Entwicklung begleitest. Du bist für sie da und ich denke, das ist es, was zählt. Wenn so ein Fundament da ist, dann verkraften die Kinder vermutlich auch, wenn es Dir mal nicht so gut geht. Ich denke also, daß sie trotzdem gute Chancen haben, ihren Weg zu finden. Darf ich fragen, wie alt die Kinder sind ? Und Dein Sohn mit authistischen Zügen, sind diese sehr ausgeprägt ? Bzw. belasten und behindern sie ihn sehr stark ?

Ich hatte während meiner Ausbildung ( 4 Jahre ) auch mit Kindern/ Jugendlichen, die authistische in meiner Gruppe. Die waren allerdings auch geistig behindert. Aber ich habe sie geliebt und zu beiden habe ich einen sehr guten Bezug gehabt. Damals habe ich mit ihnen die Festhaltetherapie nach Jirina Präkop gemacht. Das klingt zwar etwas brutal, hatte aber bei beiden unglaublich positive Auswirkungen. Hast Du davon schon mal gehört ? Geht halt nur, solange man ein Kind kräftemäßig halten kann ...

Was ich mir auch gut vorstellen kann ist, daß wenn man eigene Kinder hat, man die Entwicklung betreffend sehr viel lernen kann. Das beschreibst Du ja mitunter auch. Ich finde das eigentlich eine tolle Sache, denn so geschieht vieles auf natürlichem Wege, was mir
z.B. absolut fehlt. Hatte die fremden Kinder, das ar für mich auch ganz gut, aber mit eigenen, die immer um einen herum sind, ist das nicht zu vergleichen.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:55

Man muss das Trauma anders bewerten. Es darf nicht zu viel Raum einnehmen. Es obliegt allein der Bewertung in welchem Ausmaß einen das Trauma beeinflusst. Wie viel Raum schenke ich ihm? Wie viel Raum überalle ich allem anderen? Eine Frage der Gewichtung.


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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:05

Ich persönlich find, daß man da keine allgemein gültigen Regeln aufstellen kann, denn nicht jede/r Betroffene braucht das gleiche. Was der eine schon als zuviel Raum sieht, ist für den anderen vielleicht viel zu wenig. Und dann kommt es auch darauf an, ob es sich um Kopplexe Traumata handelt, oder eben nur ein bestimmtes. Und dann kommt auch nicht hinzu, ob man gerade erst angefangen hat, sich mit dem Thema zu befassen, oder schon längere Zeit dran ist.

Insofern finde ich Deine Aussage zwar nicht falsch, aber auch nicht ausreichend durchdacht.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:07

Es hängt von der Bewertung ab. Und die trifft man selbst.


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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:08

Na ja, ich finde das schon richtig mit der Frage nach der Bewertung. Denn es "impliziert" ja etwas:

Lasse ich mich vom Trauma bestimmen? Oder bestimme ich über das Trauma? Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuh. Bei 1) bleibe ich "im Trauma" sozusagen. Bei 2) wird das Trauma zu einem Teil von mir.

Klar, das muss man selbst erst lernen. Aber ich denke schon, dass der Weg raus aus dem Trauma nur so funktioniert. Es also nur so überwunden werden kann.


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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:20

Ich habe das ja auch nicht in Frage gestellt, daß die Bewertung eine große Rolle spielt, aber Bewertung NUR reicht halt nicht. Ich finde, da gibt es mehrere Faktoren und man kann das nicht auf nur Bewertung reduzieren. :-)
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:22

Schlendrian hat geschrieben: Mi., 19.04.2017, 16:07 Es hängt von der Bewertung ab. Und die trifft man selbst.
Und Dir gelingt die Verarbeitung eines Traumas nur mit der Bewertung ?
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:26

Ja, wir bearbeiten nicht.
Ein Ding an sich ist nicht schlecht. Nur wie wir es bewerten kann es zu einem schlechten Ding machen. Es ist alles von der Bewertung abhängig.


mio
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:26

Ich glaube man "bewertet automatisch". Und eigentlich ist es ein Schritt nach vorn zu sagen: Nein, ich bewerte das jetzt nicht mehr so sehr...gebe ihm also weniger "Macht" über mich.

Mir ging das mal mit der Angst so. Ich habe - automatisch - jede hochgefahrene Körperaktivität (also Herzschlag, Atmung etc.) als "Angst" bewertet. Bis mir "eines Nachts" klar wurde, dass das gar nicht nötig ist. Das diese "Körperaktivität" gar nichts "aussagt" in die Richtung. Ein Verliebter hat die selben "Symptome", ein Sportler nach starker Leistung etc. pp. Das hat ziemlich was reduziert, wenn auch nicht "alles verschwinden" lassen.

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Krümmelmonster
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 16:29

Hallo Schlendrian
Man muss, müssen muss man gar nichts.
So ein Beispiel, stell dir vor, ein mann bricht bei dir Nachts in deiner Wohnung und ein und er Quält dich bis du fast erstickst. . Dann bin ich dein Therapeut und sage zu dir. dein Trauma darf nicht zu viel Raum einnehmen . Es obliegt allein der Bewertung in welchem Ausmaß du ihm gibst. Wie viel Raum schenke du ihm?
Es hängt von deiner Bewertung ab. Und die trifft man selbst.
Vielleicht bist du so robust das es dich kalt lässt. So habe ich es gelesen.
Jedes Trauma finde ich nicht gleich, manche trauma kann man gut verarbeiten und manche braucht man erst eine längere verarbeitung. So sehe ich es.

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