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Möbius
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 17:38

@ Gutmensch

Das da oben war natürlich eine polemische Verschreibung - ich weiß natürlich, daß der Gutmensch kein Untermensch ist, sondern das Unwert des Jahres !

Für mich hat Gutmensch jedoch eine spezifische Bedeutung: der Ausdruck markiert für mich nicht etwa einen Menschen, der sich für Werte einsetzt und engagiert, sondern einen Menschen, der Werte für sich einsetzt und engagiert, um seine narzistischen Aggressionen gegenüber seinen Mitmenschen agieren zu können. Sehr bekannt ist das zB von den m.E. im klinischen Sinne hysterischen Nichtrauchern und Vegetariern. Mit anderen Worten: der Gutmensch ist für mich der SA-Mann des Menschenrechtsfaschismus.

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mio
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 17:55

Möbius hat geschrieben: Für mich hat Gutmensch jedoch eine spezifische Bedeutung: der Ausdruck markiert für mich nicht etwa einen Menschen, der sich für Werte einsetzt und engagiert, sondern einen Menschen, der Werte für sich einsetzt und engagiert, um seine narzistischen Aggressionen gegenüber seinen Mitmenschen agieren zu können.
Ich finde treffender kann man es gar nicht beschreiben, danke Möbius!

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Möbius
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 18:12

@ mio

"Eine treffende Satire setzt einen getroffenen Satiriker voraus!" (Stanislas Jerzy Lec)

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Nico
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Beitrag Do., 21.01.2016, 09:51

Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 11:44

Möbius hat geschrieben:Mit anderen Worten: der Gutmensch ist für mich der SA-Mann des Menschenrechtsfaschismus.
Ich denke, dass genau deswegen dieser Begriff zum Unwort des Jahres gewählt worden ist, weil er sich somit gut eignet, Menschen pauschal zu diskreditieren, die sich für andere engagieren. "Was, du bist ehrenamtlich tätig? Womöglich noch für Flüchtlinge? Du Gutmensch..."

Wegen der oben beschriebenen negativen Konnotation kann man daher meiner Ansicht nach mit diesem Begriff hervorragend engagierte Helfer demotivieren, denn in vielen (in den meisten?) Fällen wird der Sprecher die von dir beschriebene Unterscheidung nicht machen, sondern den Begriff eher unterschiedslos verwenden.

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 13:04

@Nico:
Ein guter und interessanter Link, ich bin froh, dass es noch solche sachlich-informativen Texte gibt.


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 13:56

Hallo Luftikus,
luftikus hat geschrieben: Wegen der oben beschriebenen negativen Konnotation kann man daher meiner Ansicht nach mit diesem Begriff hervorragend engagierte Helfer demotivieren, denn in vielen (in den meisten?) Fällen wird der Sprecher die von dir beschriebene Unterscheidung nicht machen, sondern den Begriff eher unterschiedslos verwenden.
ich glaube ein Helfer der aus Überzeugung und nicht für die "Lorbeeren" handelt wird sich von so etwas nicht demotivieren lassen, da er ja ein "altruistisches" Motiv hat und "altruistischen" Motiven ist es in der Regel egal, wie sie von anderen bewertet werden. Das ist ja der Witz bei diesem "Gutmenschsbegriff" meiner Meinung nach und bei der ganzen Diskussion darüber.

Lieben Gruss,

mio

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:16

mio hat geschrieben: ich glaube ein Helfer der aus Überzeugung und nicht für die "Lorbeeren" handelt wird sich von so etwas nicht demotivieren lassen, da er ja ein "altruistisches" Motiv hat und "altruistischen" Motiven ist es in der Regel egal, wie sie von anderen bewertet werden.
Bist du dir da wirklich sicher, dass man da als Helfer da automatisch drüber stehst? Ich glaube das nicht. Auch Helfer sind Menschen mit Gefühlen, und nur wenige sind wahrscheinlich so heroisch, dass sie trotz Anfeindungen immer ihrer Linie treu bleiben können.

Abgesehen davon: warum hat man überhaupt das Bedürfnis, einem Helfer mit so einem Begriff eins überzubraten? Ich kann es wirklich nicht nachvollziehen... Ich habe die Befürchtung, dass man damit eine Denkweise fördert, die Hilfsbereitschaft abwertet und Gehässigkeit fördert.

Mich würde mal interessieren, wie du es dir wünschen würdest, wenn du selbst mal auf Hilfe angewiesen wärst: würdest du es dir lieber wünschen, dass dir jemand hilft? Oder würdest du den potentiellen Helfer verscheuchen und als Gutmensch bezeichnen, der dir vermeintlich nur helfen will, um sein eigenes Ego aufzubessern?
Zuletzt geändert von luftikus am Do., 21.01.2016, 14:21, insgesamt 3-mal geändert.

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lamedia
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:17

Mich hat dieser Begriff schon immer geärgert. Seine nationalsozialistische Herkunft ist ihm noch sehr anzumerken. Das Gedankengerüst dahinter ist so eine herrenmenschliche Ethik - "Wir dürfen frei, wild und unmoralisch sein, und die, die sich an "bürgerliche Moral" halten, das sind dumme, lächerliche Schafs- und Lämmerlein-Typen, die sich an ihre ihnen eingeimpfte christliche Vorstellungen vom Guten halten und ihre innere Freiheit dadurch verlieren."
Was diese Ablehnung von Ethik dann aber legitimieren sollte und auch konnte.... Haben wir ja gesehen. Auch heute sind Leute, die diesen Begriff gern anwenden, mir meist nicht so sympathisch. Ich weiß, dass ich ihnen im Notfall, wenn zum Beispiel alle Leute, die wie ich sind, verfolgt und ermordert werden sollen, nicht vertrauen könnte.

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Nico
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:20

Also mir ist das völlig egal ob und wie mich andere betiteln.
Ich ändere mich deshalb ganz sicher nicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Möbius
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:25

@ mio

Gute Idee: Der Gutmensch als Lorbeerenhändler, ethics en gros et en détail, große Auswahl an Sonderposten ! Unglaublich günstige leasing-An(geber)gebote ! Reines Gewissen mit Pfefferminzgeschmack und Sahne (auf Wunsch: selbstverständlich auch vegane Tofu-Sahne!) ! Heiligenschein mit farbiger LED-Beleuchtung und Solarstromversorgung !
Zuletzt geändert von Möbius am Do., 21.01.2016, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:27

luftikus hat geschrieben: und nur wenige sind wahrscheinlich so heroisch, dass sie trotz Anfeindungen immer ihrer Linie treu bleiben können.
Für meine Begriffe geht es dabei nicht um "Anfeindungen" sondern um die Kritik an einer bestimmen "Haltung", bei der es in erster Linie darum geht, die eigene weisse Weste noch ein wenig weisser zu bekommen und nicht darum, was getan wird für andere. Für meine Begriffe ist es auch kein "Heldentum" so ich meiner eigenen Linie treu bleibe, wenn diese anderen nicht in den Kram passt, das finde ich begrifflich etwas überzogen. Wenn ich wirklich "gut" bin (mein Motiv aufrichtig ist), dann brauche ich da weder eine Rückversicherung dafür noch lasse ich mich von unzutreffender Kritik abschrecken.

Alles andere ist für mich dann eben eher "Gutmenschentum", dass einem anderen Motiv folgt.

Nun kann dieses "Gutmenschentum" natürlich dennoch Gutes hervorbringen, aber es kann gleichzeitig nicht schaden auch das eigene Motiv mal zu hinterfragen. Ungeklärte Motive machen Menschen manipulierbar und zwar in jede Richtung, so sehe ich das.

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luftikus
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:31

mio hat geschrieben: Für meine Begriffe geht es dabei nicht um "Anfeindungen" sondern um die Kritik an einer bestimmen "Haltung", bei bei der es in erster Linie darum geht, die eigene weisse Weste noch ein wenig weisser zu bekommen und nicht darum, was getan wird für andere.
So wie du das formulierst, scheint es deiner Ansicht nach eine sehr weit verbreitete Haltung zu sein. Was müsste denn ein Helfer als Beweis vorbringen, dass du ihm abnehmen könntest, dass er nicht allein deswegen hilft, um eine weisse Weste zu bekommen?

Und warum ist es dir so wichtig, einen Gutmenschen als Gutmenschen zu bezeichnen? Was ist deine ganz persönliche Motivation?

Abgesehen davon: eine weisse Weste möchte man doch in erster Linie dann (zurück) erhalten, wenn sie vorher schmutzig geworden ist. Was meinst du, weswegen so viele "Gutmenschen" wohl ein Bedürfnis haben könnten, sich eine weisse Weste zurück zu holen? Was haben sie vorher angestellt?

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lamedia
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:40

Es gibt einem Bericht von Helfern zufolge zum Beispiel immer wieder Leute, die auf griechische Inseln fahren, sich ein Kind aus dem Wasser fischen, ein Selfie von dieser Szene machen, das bei Facebook posten, um dann in ihr Ferienressort zu fahren oder wieder abzureisen. Das hat die Helfer, die dort seit Wochen und Monaten Tragödien mitansehen und verarbeiten müssen nicht gerade erfreut. Aber: Ich würde nie im Traum auf die Idee kommen, solche Typen "Gutmenschen" zu nennen. Und die "richtigen" Helfer natürlich auch nicht.
Wenn unter den Leuten, die in Griechenland humanitäre Hilfe leisten, jemand ist, der vorher eine schwarze Weste hatte oder ein schlechtes Gewissen und sich durch solche Arbeit "läutern" will, finde ich das alles andere als diskriminierenswert. Der Begriff passt einfach überhaupt auf nichts, was ich kenne. Ich nehme immer nur die Abwertung wahr, die in ihm liegt. Die finde ich genauso bedenkenswert, wie das, was der Begriff vermeintlich ablehnt.


mio
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Beitrag Do., 21.01.2016, 14:42

luftikus hat geschrieben: Abgesehen davon: eine weisse Weste möchte man doch in erster Linie dann (zurück) erhalten, wenn sie vorher schmutzig geworden ist. Was meinst du, weswegen so viele "Gutmenschen" wohl ein Bedürfnis haben könnten, sich eine weisse Weste zurück zu holen? Was haben sie vorher angestellt?
Es geht um die narzisstische Befriedigung, es dürfte also ein Mangel an Selbstwert zu Grunde liegen, der sich des "Hilflosen" (oder moralischen, oder ethischen, oder mainstream) bedient um sich darüber selbst aufzuwerten. Das hatte Möbius ja schon sehr schön in Worte gefasst.

Ich unterstelle das auch bei weitem nicht jedem Helfer, aber es gibt eben schon auch diese "Sorte" Helfer.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis zB. jemanden der sich dann halt auch mal ein paar Flüchtlinge zum "Begrüssungsessen" in seine schicke Eigentumswohnung eingeladen hat und diese dann erst mal ganz "interessiert" ausquetschte zu ihren (traumatischen) Erfahrungen...macht man ja gerade so, als Gutmensch....dass das Ganze dann wohl doch nicht soooo hilfreich war, wie er sich das naiv vorgestellt hatte ist ihm hinterher zum Glück selbst aufgegangen, was wiederum der positive Aspekt bei dem Ganzen war meiner Meinung nach, dass er sich und sein Motiv zumindest hinterher hinterfragt hat und auch hinterfragt hat, warum der Abend nicht ganz so gut lief. Sowas zB. meine ich.

Da wird ohne Nachzudenken auf einer "Welle" mitgeritten und die um die und deren Belange es gehen sollte werden dabei aus den Augen verloren.

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