Diagnosen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:10

mitplauderin hat geschrieben: Ich habe erfahren dürfen, dass Diagnosen veränderbar sind. Sowohl im physischen, wie im psychischen Bereich.
Ich denke das irgendwie auch, aber bei genauerer Überlegung: Was ist denn deine neue Diagnose? Auf dem Papier hänge ich noch an den gleichen Diagnosen fest. Was verändert sich also, was man mit einer neuen Diagnose nicht fassen kann?

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Widow
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:10

Candy, mir ging es nicht so sehr um die Menschen mit diagnostizierten Traumafolgestörungen ("um die geht es so oft", will mir der Strippenzieher Neid nun schon wieder soufflieren), mir ging es mehr um die anderen.
Um ein Verständnis, Mitgefühl für die, vielleicht sogar um Mitleid mit denen.

Und um ehrlich zu sein: Ich hatte, als ich Dein posting las, gerade ein Lektüreeindruck-Déjà vu, und das geht in meinem Kopf so: "Viele diagnostizierte TraumafolgestörungspatientInnen haben einen merkwürdigen Drang, hier im ptf ihre Diagnose bei jeder sich bietenden Gelegenheit bekannt zu machen und die darauf bezogenen Symptome durchzudeklinieren. --- Was wollen sie mir damit eigentlich sagen?!"
Is, wie angemerkt, nur was in meinem Kopf, vermutlich zieht da auch wieder der Neid eine Strippe.
(Ich kann noch nicht einmal sagen, ob es objektiv richtig ist, dass diagnostizierte TraumafolgestörungspatientInnen hier häufiger ihre Diagnose nennen als andere psychisch Kranke. Is nur so ein Eindruck in meinem Kopf.)
Edit: Syntax.
Zuletzt geändert von Widow am Do., 08.10.2015, 00:23, insgesamt 1-mal geändert.

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mitplauderin
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:14

candle. hat geschrieben:[Was verändert sich also, was man mit einer neuen Diagnose nicht fassen kann?

candle
Neue Diagnose?
Ich BIN, wie ich BIN! Jeder Mensch ist, wie er ist!
Die neue "Diagnose" ist, dass Jeder sein darf, wie er ist.
Nicht fassbar, jedoch, das war es schon immer.

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:17

mitplauderin hat geschrieben: Neue Diagnose?
Ich BIN, wie ich BIN! Jeder Mensch ist, wie er ist!
Die neue "Diagnose" ist, dass Jeder sein darf, wie er ist.
Aha.

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mitplauderin
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:21

candle. hat geschrieben: Aha.
candle
Oh ja, ich weiß dein Lächeln einzuordnen. Frage: Hat eine intellektuelle Diskussion schon jemals etwas verändert? Alle Revolutionen scheiterten an der verstandesmäßigen Ausrichtung.

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:24

mitplauderin hat geschrieben: Oh ja, ich weiß dein Lächeln einzuordnen.
Das glaube ich nicht!
Frage: Hat eine intellektuelle Diskussion schon jemals etwas verändert?
Bei mir schon, aber du schreibst sicher allgemein?
Alle Revolutionen scheiterten an der verstandesmäßigen Ausrichtung.
DAS habe ich eben bemerkt.

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mitplauderin
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:27

candle. hat geschrieben:
mitplauderin hat geschrieben: Oh ja, ich weiß dein Lächeln einzuordnen.
Das glaube ich nicht!
Also doch alles Glaubensfragen

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:31

mitplauderin hat geschrieben: Also doch alles Glaubensfragen
Deswegen paßt es bei uns nicht!

Dabei hätte ich schon gerne gewußt was sich für Stärken aus einer durchgemachten PTBS ergeben? Meine Stärken sind da allesamt eingegangen.

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mitplauderin
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:44

candle. hat geschrieben: Dabei hätte ich schon gerne gewußt was sich für Stärken aus einer durchgemachten PTBS ergeben? Meine Stärken sind da allesamt eingegangen.

candle
Bist Du wirklich daran interessiert? Und auch bereit für jede Selbstverantwortung? Nach jahrelanger Therapie auf sich selbst zurückgeworfen zu sein und zu erkennen, dass absolut nur ICH für mein Leben im Jetzt verantwortlich bin? Es gibt absolut nichts mehr, dem ich die "Schuld" geben kann - JA?!

Bist DU bereit, die Verantwortung für DICH im Heute zu übernehmen?

Diagnose hin, Diagnose her - Das ist die Frage!

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:49

mitplauderin hat geschrieben: Bist Du wirklich daran interessiert? Und auch bereit für jede Selbstverantwortung? Nach jahrelanger Therapie auf sich selbst zurückgeworfen zu sein und zu erkennen, dass absolut nur ICH für mein Leben im Jetzt verantwortlich bin? Es gibt absolut nichts mehr, dem ich die "Schuld" geben kann - JA?!

Bist DU bereit, die Verantwortung für DICH im Heute zu übernehmen?
Natürlich interessiert mich das, allerdings geht es mir mehr um die PTBS Symptome. Das war ja das Leiden. Und mit Selbstverantwortung, würde ich sagen, dass ich da nie ein Problem hatte. Um Schuld ging es mir also nie wirklich.

Interessiert dich das überhaupt?
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mitplauderin
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Beitrag Do., 08.10.2015, 00:55

candle. hat geschrieben: Natürlich interessiert mich das, allerdings geht es mir mehr um die PTBS Symptome.
Interessiert dich das überhaupt?
candle
Also um die Symptome geht es dir. Da habe ich genügend kommuniziert, schon Jahre.

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 01:02

OK. Zwei Planeten, zwei Wege und völlig unterschiedliche Ziele.

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lamedia
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Beitrag Do., 08.10.2015, 01:52

mitplauderin hat geschrieben:@ Diagnosen
Ich habe erfahren dürfen, dass Diagnosen veränderbar sind. Sowohl im physischen, wie im psychischen Bereich.
Ja, das kommt häufiger vor. Gut daran erinnert zu werden. Und ich liebe dieses Gefühl, wenn zum Beispiel F.Magenvirus überstanden ist. Oder sich nach einer längeren Phase der Angst Entspannung einstellt. (Am Ende der Reise werden wir aber dann doch alle bestattet.)

@Widow: Ich mag dich gar nicht im Einzelnen zitieren, weil dein langer Text in sich so stimmig und mutig war. Das nimmt ja ein Thema aus dem Trauma-Thread wieder auf, wo ich mich auch (aber nicht ganz so schonungslos) als gierig geoutet habe. Ich glaube aber, dass die Art, wie du deine Trauer verarbeitest, nicht wenig mit dem zu tun haben könnte, was dein Therapeut leise mit "Trauma" bezeichnet, wo auch immer es zuerst war.

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Candykills
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Beitrag Do., 08.10.2015, 06:53

Widow hat geschrieben:Candy, mir ging es nicht so sehr um die Menschen mit diagnostizierten Traumafolgestörungen ("um die geht es so oft", will mir der Strippenzieher Neid nun schon wieder soufflieren), mir ging es mehr um die anderen.
Um ein Verständnis, Mitgefühl für die, vielleicht sogar um Mitleid mit denen.

Und um ehrlich zu sein: Ich hatte, als ich Dein posting las, gerade ein Lektüreeindruck-Déjà vu, und das geht in meinem Kopf so: "Viele diagnostizierte TraumafolgestörungspatientInnen haben einen merkwürdigen Drang, hier im ptf ihre Diagnose bei jeder sich bietenden Gelegenheit bekannt zu machen und die darauf bezogenen Symptome durchzudeklinieren. --- Was wollen sie mir damit eigentlich sagen?!"
Is, wie angemerkt, nur was in meinem Kopf, vermutlich zieht da auch wieder der Neid eine Strippe.
(Ich kann noch nicht einmal sagen, ob es objektiv richtig ist, dass diagnostizierte TraumafolgestörungspatientInnen hier häufiger ihre Diagnose nennen als andere psychisch Kranke. Is nur so ein Eindruck in meinem Kopf.)
Edit: Syntax.
Subtil, subtil
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Jenny Doe
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Beitrag Do., 08.10.2015, 06:58

@ Widow
mir ging es nicht so sehr um die Menschen mit diagnostizierten Traumafolgestörungen (...) mir ging es mehr um die anderen. Um ein Verständnis, Mitgefühl für die, vielleicht sogar um Mitleid mit denen.
Dem kann ich zustimmen, wenn ich bei mir schaue, wie ich reagiere. Ich bin z.B. eher bereit jemandem zu verzeihen, der sein Verhalten damit begründet, dass er traumatsiert wurde und sich deshalb so verhält wie er sich als verhält als einem Psychopathen oder Narzissten, der sich sich genauso verhält aber sein Verhalten anders erklärt. Die Diagose, die der andere hat, macht auch was mit mir. Wirds mit "Traumatisiert" begründet, wird aus meiner anfänglichen Wut über ein Verhalten Mitleid und Mitgefühl "der Arme, der kann ja nichts dafür". Bei Psychopathen oder Narzissten würde sich meine Wut eher steigern, wenn sie ihr Verhalten mit ihren Diagnosen erklären.
Aber wenn ich mir dann Zeitungsartikel durchlese oder Gerichtsverhandlungen verfolge, dann denke ich, dass meine unterschiedlichen Reaktionen auf unterschiedliche Diagnosen offensichtlich normal sind. Denn auch in der Öffentlichkeit wird mit Tätern, die z.B. Kinder missbrauchen anders umgegangen, wenn diese von ihren traurigen Kindheit und ihrer Traumatsierung und ihrer PTBS-Diagnose berichten, als mit Psychopathen. PTBS-Täter bekommen mehr Verständnis für ihre Tat als Psychopathen, obwohl Psychopathen genauso psychisch krank sind, aber eben halt anders. Psychopathen können vermutlich für ihr Verhalten genauso wenig wie PTBS-Täter. Bei beiden ist das Gehirn "falsch gestrickt". Und trotzdem hat man für PTBS-Täter mehr Verständnis als für Täter mit anderen psychischen Störungen. Es ist halt das Mitleid, das PTBS-Täter in anderen wecken, das dazu führt, dass man schon fast Mitleid mit ihnen bekommt und eher denkt, "die Armen, die können ja nicht für ihr Verhalten, wären sie nicht selbst traumatisiert worden, hätten sie nie eine Tat begannen". Psychopathen hingegen bekommen ein solches Mitleid und Verständnis nicht. Ich kriegen jedes Mal einen Anfall wenn ich Artikel über Kindesmissbrauch lese und 3/4 des Artikels dem traumatisierten Täter gewidmet ist, dessen ganze schreckliche Kindheit beschrieben wird und das Opfer-Kind nur mal so nebenbei erwähnt ist. Von Psychopathen hingegen erfährt man nur selten etwas über die Hintergründe der Tat, und wenn, dann nur in einem Nebensatz.
Is, wie angemerkt, nur was in meinem Kopf, vermutlich zieht da auch wieder der Neid eine Strippe.

"Du bist ja nur neidisch" kommt meist dann, wenn man in einer Diskussion einen wunden Punkt getroffen hat, über den nicht diskutiert werden darf, wenn ein Tabuthema thematsiert wird. Ist halt unangenehm, wenn jemand ausspricht, dass man mit Traumaberichten Mitleid und Verständnis bekommt, mehr als wenn man zugegeben würde, dass man sich verhält, wie man sich verhält, weil man ein Narzisst ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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