@ Widow
mir ging es nicht so sehr um die Menschen mit diagnostizierten Traumafolgestörungen (...) mir ging es mehr um die anderen. Um ein Verständnis, Mitgefühl für die, vielleicht sogar um Mitleid mit denen.
Dem kann ich zustimmen, wenn ich bei mir schaue, wie ich reagiere. Ich bin z.B. eher bereit jemandem zu verzeihen, der sein Verhalten damit begründet, dass er traumatsiert wurde und sich deshalb so verhält wie er sich als verhält als einem Psychopathen oder Narzissten, der sich sich genauso verhält aber sein Verhalten anders erklärt. Die Diagose, die der andere hat, macht auch was mit mir. Wirds mit "Traumatisiert" begründet, wird aus meiner anfänglichen Wut über ein Verhalten Mitleid und Mitgefühl "der Arme, der kann ja nichts dafür". Bei Psychopathen oder Narzissten würde sich meine Wut eher steigern, wenn sie ihr Verhalten mit ihren Diagnosen erklären.
Aber wenn ich mir dann Zeitungsartikel durchlese oder Gerichtsverhandlungen verfolge, dann denke ich, dass meine unterschiedlichen Reaktionen auf unterschiedliche Diagnosen offensichtlich normal sind. Denn auch in der Öffentlichkeit wird mit Tätern, die z.B. Kinder missbrauchen anders umgegangen, wenn diese von ihren traurigen Kindheit und ihrer Traumatsierung und ihrer PTBS-Diagnose berichten, als mit Psychopathen. PTBS-Täter bekommen mehr Verständnis für ihre Tat als Psychopathen, obwohl Psychopathen genauso psychisch krank sind, aber eben halt anders. Psychopathen können vermutlich für ihr Verhalten genauso wenig wie PTBS-Täter. Bei beiden ist das Gehirn "falsch gestrickt". Und trotzdem hat man für PTBS-Täter mehr Verständnis als für Täter mit anderen psychischen Störungen. Es ist halt das Mitleid, das PTBS-Täter in anderen wecken, das dazu führt, dass man schon fast Mitleid mit ihnen bekommt und eher denkt, "die Armen, die können ja nicht für ihr Verhalten, wären sie nicht selbst traumatisiert worden, hätten sie nie eine Tat begannen". Psychopathen hingegen bekommen ein solches Mitleid und Verständnis nicht. Ich kriegen jedes Mal einen Anfall wenn ich Artikel über Kindesmissbrauch lese und 3/4 des Artikels dem traumatisierten Täter gewidmet ist, dessen ganze schreckliche Kindheit beschrieben wird und das Opfer-Kind nur mal so nebenbei erwähnt ist. Von Psychopathen hingegen erfährt man nur selten etwas über die Hintergründe der Tat, und wenn, dann nur in einem Nebensatz.
Is, wie angemerkt, nur was in meinem Kopf, vermutlich zieht da auch wieder der Neid eine Strippe.
"Du bist ja nur neidisch" kommt meist dann, wenn man in einer Diskussion einen wunden Punkt getroffen hat, über den nicht diskutiert werden darf, wenn ein Tabuthema thematsiert wird. Ist halt unangenehm, wenn jemand ausspricht, dass man mit Traumaberichten Mitleid und Verständnis bekommt, mehr als wenn man zugegeben würde, dass man sich verhält, wie man sich verhält, weil man ein Narzisst ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.