Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lichtblick1108
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Beitrag So., 07.04.2013, 14:43

Ich finde es wirklich sehr interessant, wie man gerade in einem Forum wie diesem, wo eigentlich Toleranz herrschen sollte, für Nichtigkeiten verurteilt wird zb wenn ich erwähne dass ich Therapeutin bin....ich erwähne es aus diesem Grund, weil ich einfach mitteilen will, was die andere Seite über gewisse Dinge zu sagen hat oder denkst (warum auch sonst bitte??)
Natürlich schreiben Klienten nicht, dass sie Klienten sind, hier sind ja hauptsächlich Klienten unterwegs....

Aber, wie gesagt....interessant

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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:12

Ich finde die andere Seite ja interessant!

candle
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ExVoto
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:22

Lichtblick1108 hat geschrieben:
Der Klient erzählt oft alles von seinem Leben, die Therapeutin im Grunde nichts.
Liebe Lichtblick,

erst mal sei vorausgeschickt, dass ich die andere Seite auch sehr interessant finde.

Zum obigen Zitat: Theoretisch ist es sicher so, wie du schreibst, aber ich persönlich kann das nur bedingt unterschreiben. Erstens habe ich mitnichten alles aus meinem Leben erzählt, sondern der Schwerpunkt liegt schon auf meinen "Themen". Und andersrum habe ich auch nicht das Gefühl, dass mein Thera über sich nichts preisgibt. Wäre das der Fall, so hätte ich mich vermutlich gar nicht wirklich öffnen können. Natürlich kenne ich keine Details wie zum Beispiel den Namen seiner Kinder, aber das spielt ja auch keine Rolle. Ich musste ihn als Person fassen können, seine Einstellung zum Leben, Wertvorstellungen usw. Und das hat er mir schon vermittelt, auch oft nonverbal. Das ist schon eine Art der Öffnung seinerseits, ein unbeschriebenes Blatt ist mein Thera für mich jedenfalls nicht, Gott sei Dank! Ich würde die therapeutische Beziehung in der Praxis also keinesfalls so einseitig darstellen wollen.

Liebe Grüße

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Atara
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:26

Lichtblick1108 hat geschrieben:... für Nichtigkeiten verurteilt wird zb wenn ich erwähne dass ich Therapeutin bin....
für mich ist das keine nichtigkeit, für mich fühlt sich das irgendwie ungut an...
wie son spanner der hier reinkommt um zu sehen was die da so treiben...
seine profikommentare abgeben...
sry ich meine das nicht böse, aber hier im forum sollte man sich ja sicher fühlen
und sich mit (vermeindlich) gleichbetroffenen austauschen können...
aber vlt. sehe ich das auch falsch und es ist vlt. auch was gutes dabei, hier jemanden zu haben
der von der anderen seite ist...
k.a. ....
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:37

Liebe ExVoto!
ExVoto hat geschrieben: Das ist schon eine Art der Öffnung seinerseits,
Ich mag mal fragen woher du das weißt? Was ist denn "sich öffnen" für dich? Mir erscheint diese Vokabel immer etwas fremd, weil ich darauf nicht achte, auch wenn ich privat vom Thera schon einige Kenntnisse habe. Vielleicht schiebt man das "sich öffnen" zu sehr unter einen besonderen Blickwinkel, was ich mir schon etwas ungut für den Klienten vorstellen kann, wenn er damit selber ein Problem ist. Für mich ist es ganz normale Kommunikation, muß dem Thera keine "Geheimnisse" aus der Nase ziehen- mal salopp gesagt.
Woher kennst du seine Wertvorstellungen, wenn sie vielleicht therapeutisch neutral hervorgebracht werden und gar nichts mit der Person selber zu tun haben? Kann doch sein, oder? Zudem gehe ich auch davon aus, dass viele Menschen nahezu gleiche Wertvorstellungen haben. Da tummelt man sich automatisch auf einer Ebene.

Du hast aber damit wieder recht, dass eine Therapie nicht unbedingt einseitig ist.

Was mich mal interessieren würde und den Fachmann fragen: Ist eine Therapie denn als eine "echte Therapie" zu bezeichnen, wenn man selber nach Bedarf Stunden zahlt, was nicht über die Krankenversicherung geht? Für mich stellt das schon einen Unterschied dar, allerdings kann ich nicht sagen wieso?!

Viele Grüße!
candle
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ExVoto
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:57

candle. hat geschrieben:
Woher kennst du seine Wertvorstellungen, wenn sie vielleicht therapeutisch neutral hervorgebracht werden und gar nichts mit der Person selber zu tun haben? Kann doch sein, oder?
Liebe Candle, die Frage ist schnell beantwortet. Er hat es mir gesagt.
Wir haben immer, wenn wir über moralisch-ethische Aspekte menschlichen Handelns gesprochen haben, festgestellt, dass wir uns darüber einig sind, wie wir Dinge bewerten. Wir haben uns sozusagen gegenseitig aus der Seele gesprochen, und das ist sehr häufig passiert. Irgendwann kam das Thema Wertvorstellungen dann auch mal direkt auf den Tisch, und wir waren uns einig, dass wir da sehr ähnlich ticken. Wir haben vielleicht beide ein ähnlich strenges Über-Ich
Die therapeutische Neutralität hat er schon auch im Repertoire, so ist es nicht, aber er bezieht bei mir schon auch klare Position. Ich habe ihn auch explizit dazu ermutigt, ihm gesagt, dass ich das gut finde, für mich war das wichtig, um eine Vertrauensbasis schaffen zu können.

Liebe Grüße

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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 15:59

Ja, aber was macht es denn nun mit dir?

candle
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Dampfnudel
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:00

candle,

darf ich auch als Nichtfachfrau antworten (jedenfall Nichtfachfrau, wenn es um Psychotherapie geht)?
Ich würde mal sagen, ob es sich um eine Therapie handelt, hängt nicht davon ab, wer die Stunden bezahlt, sondern ob eine Störung mit Krankheitswert vorliegt. Ich kenne das zum Beispiel aus der Logopädie: Wenn Du eine Stimmstörung hast, in dem Sinne, dass Du dadurch eingeschränkt bist, also zum Beispiel nicht (schmerzfrei) die Lautstärke erzeugen kannst, die Du im Alltag bräuchtest, Missempfindungen hast wie Kloßgefühl, vermehrtes Räuspern, Schlucken usw., wenn die Stimme bei längerem Gebrauch nicht mehr so lange "durchhält" wie bei Gesunden, und auch, wenn Du als Sängerin zum Beispiel normalerweise eine bestimmte Höhe erreichst, und plötzlich geht das nicht mehr, weil eben die Stimme überlastet ist oder warum auch immer, oder wenn Du eine ungewöhnlich hohe oder tiefe Stimme hast (was oft auch mit anderen Beschwerden einhergeht) dann kriegst Du eine Stimmtherapie. Und dass das eine Therapie ist, ist unabhängig davon, ob es die Krankenkasse zahlt oder ob Du es selbst zahlst. Und auch wenn die Krankenkasse keine Stunden mehr bezahlen würde und Du danach privat weiterzahlen würdest: Therapie wäre es letztlich so lange, bis sichergestellt wäre, dass Du Deine Stimme wieder normal benutzen kannst. Das kann auch ein Stück weit über die akute Beschwerdefreiheit hinausgehen, wenn es zum Beispiel darum geht, zu lernen, wie Du langfristig so mit Deiner Stimme umgehst, dass Du weiterhin beschwerdefrei bleibst.

Wenn Du Deine Stimme eigentlich ganz normal benutzen kannst und sie Dir keine Probleme macht, Du sie aber gern "verbessern" würdest, also zum Beispiel als Rednerin eine tragfähigere Stimme entwickeln möchtest oder als Hobbysängerin Deinen Stimmumfang erweitern möchtest, dann ist das nicht Stimmtherapie, sondern Stimmbildung. Und die wird grundsätzlich nicht von der Krankenkasse gezahlt.

Also, wenn die Krankenkasse zahlt, kannst Du in der Regel davon ausgehen, dass es sich um eine Therapie handelt (oder dass zumindest eine Diagnose mit Therapieindikation gestellt wurde), sonst würde die Kasse eben nicht zahlen. Wenn die Stunden privat gezahlt werden, kann es sich um Therapie handeln, muss aber nicht.

Ich denke, dass es in der Psychotherapie ähnlich ist.

Liebe Grüße
Dampfnudel

ExVoto noch nicht gelesen.
Alles hat seine Zeit.

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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:04

Hallo Dampfnudel!

Danke für deinen Beitrag! Ich verstehe was du sagen willst, aber ich sehe dennoch den Unterschied. Will eine Sängerin ihre Stimme trainieren oder besser ausarbeiten, sehe ich das eher wie ein Coaching, also nicht pathologisch im eigentlichen Sinne.

Und nun ja, ich meine, wenn man sein Geld hergibt, kann man dementsprechend sich auch zurückziehen, also Konflikte vermeiden z. B., was für mich keinen therapeutischen Sinn machen würde.

Ich sehe es jedenfalls noch immer anders, aber das macht ja nichts!

candle
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ExVoto
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:06

Liebe Candle,

in erster Linie hat es dazu beigetragen, dass ich ihm vertrauen konnte, Stück für Stück natürlich, da ich wusste, mit wem ich es zu tun habe. Es hat Nähe erzeugt. Der Schuss hätte aber natürlich auch nach hinten losgehen können, wenn sich herausgestellt hätte, dass es gar nicht passt.

Vielleicht ist die therapeutische Beziehung dadurch auch zu nah geworden (darauf willst du vermutlich hinaus, oder?).

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graue seifenblase
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:10

Hallo!
Ich habe gerade ein paar Gedankengänge zum Thema des Theras.
Also ich kann mir derzeit keine Freundschaft mit meiner Thera vorstellen, was aber nicht daran liegt, dass ich sie nicht leiden kann oder so, aber es ist meine Thera, ich bezahle sie dafür dass sie mit mir arbeitet.
Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass sich über einen langen Zeitraum etwas Entwickelt, was sich ähnlich einer Freundschaft anfühlt, dennoch würde ich da genau hinschauen, denn immerhin ist es eine einseitige Geschichte.
Unter Freundschaft verstehe ich ein geben und nehmen beiderseits und auch ein für einander da sein beiderseits. Aber in Wahrheit nehme ich hauptsächlich als Klient und sie gibt hauptsächlich als Thera. Zudem erzähle ich als Klient von meinen Problemen oder was auch immer und die Thera unterstützt mich, aber im Gegenzug erzählt die Thera nicht von ihren Probs oder ich sagst mal so heult sich beim Klienten aus, also kann ich in dieser Hinsicht nicht geben. Wir als Klienten melden uns bei den Theras wenn es uns schlecht geht (wenn dies Angeboten wurde), aber ich glaube keine Thera würde sich bei einem Klienten melden, wenn es ihr gerade schlecht geht.

Ich glaube, dass sich nach einer Therapie, wenn man sich auf neutralem Boden kennen lernt und somit das Therapieverhältnis beendet ist durchaus eine Freundschaft entwickeln kann, wobei ich sagen muss aus meiner jetzigen Perspektive finde ich es irgendwie befremdlich, denn die Person weiß alles über mich und meinen "Dachschaden" aber ich weiß nix von ihr. Aber wie gesagt ich würde es nicht ausschließen, aber solange die Therapie läuft glaube ich nicht, dass es möglich ist eine "richtige" Freundschaft aufzubauen, auch wenn das Gefühl von der Klientenseite sich so anfühlen kann.

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Dampfnudel
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:10

candle. hat geschrieben:Will eine Sängerin ihre Stimme trainieren oder besser ausarbeiten, sehe ich das eher wie ein Coaching, also nicht pathologisch im eigentlichen Sinne.
Ja, aber nur, wenn sie stimmlich dazu generell in der Lage ist. Gesangsunterricht fällt definitiv nicht in den therapeutischen Bereich. Es gibt aber zum Beispiel auch den Fall, dass die Sängerin nach einer Entzündung oder hormonellen Veränderungen, die die Stimme weniger leistungsfähig gemacht haben, die Stimme zu früh wieder belastet hat, und dann kann sie plötzlich nicht mehr die sängerische Leistung bringen, die sie vorher bringen konnte. Weil zum Beispiel die Schleimhäute durch die Überlastung geschädigt sind und sich Fehlspannungen entwickelt haben. Das zu beheben, ist dann Therapie, kein Coaching.
Alles hat seine Zeit.

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Lichtblick1108
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:14

@candle: natürlich ist es Therapie, wenn man sich Stunden selbst bezahlt.
Ich habe sogar mehr reine Privatzahler als Kassenpatienten und habe manchmal das Gefühl, dass diese noch motivierter sind....

Generell finde ich, wenn ein Klient/Therapeut Verhältnis nicht eher einseitig und unausgeglichen ist, dann läuft etwas schief.
Denn DANN handelt es sich für meine Begriffe nicht mehr um Therapie sondern eher um Freundschaft.
Und immer dann besteht eben auch die Gefahr einer zu nahen Beziehung und einer eventuellen Abhängigkeit.

Man muss bedenken, dass alleine die Tatsache, dass jemand für eine Gesprächsstunde den anderen bezahlt, etwas ist, das eine Beziehung schon ungewöhnlich macht....

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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:19

Liebe ExVoto!

Nein, darauf wollte ich gar nicht hinaus eigentlich. Ich wollte wohl meine Position verdeutlichen, weil ich ja nichts gegen eine Beziehung mit einem Therapeuten habe. Also damit wollte ich jetzt sagen, dass es eine Vielzahl von Klienten gibt (Ich schließe mich da ein), die gar kein Problem haben Vertrauen aufzubauen und Nähe ganz neutral zu spüren wie sie eben vorhanden ist.

Ich habe bei dir jetzt den Zusammenhang nicht verstanden zwischen richtigen Therapeuten und fehlendem Vertrauen oder wie du vielleicht meinst dich an falscher Stelle zu entscheiden dich zu öffnen. Es ist wie "Liebe auf den ersten Blick", ein Bauchgefühl, sofortige Sympathie dem Menschen gegenüber, der in sekundenschnelle entscheidet, ob es zusammen paßt oder nicht. Also normalerweise eine ganz schnelle Entscheidung. Es ist ja erstmal eine ganz freie Entscheidung von Seiten des Therapeuten und von dir.

Lieben Gruß!
candle
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candle.
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Beitrag So., 07.04.2013, 16:23

Lichtblick1108 hat geschrieben:@candle: natürlich ist es Therapie, wenn man sich Stunden selbst bezahlt.
Ich hatte jetzt leider nicht bedacht, dass es in Österreich vielfach anders läuft, da war es an dich wohl leider die falsche Frage. Sorry.

VG candle
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