ziegenkind hat geschrieben:
ich wollte eine dritte position ins spiel bringen neben dem, was mir wie ein ritualisiertes spiegelfechten vorkommt zwischen der fraktion der verliebten und der fraktion derjenigen, die dienstleistungen in anspruch nehmen. beide, so scheint mir, schützen sich vor einem echten gefühl. die verliebten konzentrieren sich auf das, was sie nicht kriegen können und verpassen vor lauter gram oder warten auf den romantischen moment das, was wirklich ist und was sie wirklich kriegen. die kunden wiegen sich in sicherheit, indem sie auf der anderen seite einen profi sehen, der das alles 40 mal in der woche macht und für den das routinisiertes business as usual ist.
Ich denke, dass Du diese beiden Fraktionen zu eindimensional kreierst. (s. u.)
ich glaub, das die beiden von mir konstruierten fraktionen das, was sie tun, mit gutem biographischen grund tun. ich glaub aber auch, das beide sich ein wenig weh tun und sich ohne not was wegnehmen. und irgendwo auf so einer meta-ebene tun sie, so will mir scheinen etwas ziemlich ähnliches.
Das habe ich die ganze Zeit versucht Dir zu erklären, dass es nicht um ein Entweder/Oder, sondern um ein Sowohl/als auch geht. Nur, dass ich dieses "als auch" nicht als Liebe bezeichnen würde, sondern als Wertschätzung, Respekt, Akzeptanz, Wohlwollen, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Integrität u. ä. m.
Ich habe, auch wenn ich es immer als Dienstleistung sah, jede Menge guter und wichtiger Emotionen, Zuwendung und hilfreiches Rüstzeug erhalten, welches man entweder differenziert in einzelnen Aspekten formulieren oder eben unter dem Sammelbegriff "liebevoller/wohlwollender Umgang" zusammenfassen könnte. Weggenommen oder versagt habe ich mir sicherlich nichts, sondern mir Grenzverletzungen (was Bezeugungen/Äußerungen der Liebe
für mich gewesen wären) erspart.
Liebe
ist mir, per Definition, jedoch dafür zu hoch gegriffen, weil es mich, aufgrund meiner Erfahrungen, an die Esoterikfraktion erinnert, auf die ich gar nicht gut zu sprechen bin.
Dass Du Dich andauernd davon angegriffen gefühlt hast, habe ich zwar nicht restlos verstanden, nahm es jedoch als Bestätigung, dass Du Dich der Letztgenannten irgendwie zuzurechnen scheinst. Wenn das nicht so ist, dann war es halt ein Missverständnis.
Im Grunde streiten wir um einen Liebesbegriff, der sowieso keine Allgemeingültigkeit besitzt. Wenn ich das richtig verstehe, dann hast Du einfach ein gutes Verhältnis zu Deiner Thera und sie hat Dir, womöglich auf Grund Deiner Konstitution, innerhalb des therapeutischen Prozesses, etwas von Liebe erzählt.
Das scheint in der Tat nichts wirklich Großes gewesen zu sein und dass es so groß wurde, lag eben am Missverständnis. Wenn es Dir geholfen hat, dann ist das doch prima. So etwas kann nach hinten losgehen, muss es aber nicht. Und wenn es das bei Dir nicht ist, dann ist doch alles bestens.
LG
Mondin