Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 16:52

Das ist aber auch schwer zu unterscheiden:
Was ist Projektion und was Emphatie von dem was ich am anderen wahrnehme...?
Da hilft doch nur nachfragen und nochmal zusammenfassen was man meint verstanden zu haben.
Dazu braucht man viel Geduld und Ausgeglichenheit.Und emotionalen Abstand mit einer offenen Einstellung...oder bin ich jetzt wieder zu philosophisch-naiv?
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 16:56

Hallo Myhre,

hmm, Empathie ist wohl ein "in sich Mitgefühl" spüren für die Belange des anderen. So würde ich das ungefähr definieren. Projektion geht "tiefer" rein. Da bin ich dann plötzlich selbst der "Fühlende".

Weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll, aber ungefähr so empfinde ich das...

Lieben Gruss,

mio


montagne
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 17:16

Hi mio,
Mit Unterschiede überbrücken, meine ich in der Kommunikation überbrücken, nicht im Sinne von angleichen oder wegmachen. Denn offenbar führen die Unterschiede ja dazu, dass es Brüche in der Kommunikation gibt, die wiederum verhindern, dass der andere verstanden wird.
Das was mich bisweilen im Austausch hierzu stört, ist, dass diese Unterschiede scheinbar oft "negiert" werden müssen, um das vermeintlich "eigene" so zu erhalten. Für mich total paradox. Da komme ich ganz ehrlich an meine Verständnisgrenzen.

Wie soll ich eine Brücke bauen, wenn es keine zwei Ufer gibt (geben darf)?
Ich verstehe gut was du meinst. Ich sage mal bewusst, dass ich nur für mich spreche, weder für andere UserInnen, noch für die Gesamtheit der "Unos". Und ich sage auch nicht, das das was ich denke, wahrnehme und fühle "richtig" ist. Es ist aber aufrichtig.

Ich bin (auch) nicht für das Negieren von Unterschieden. Ich brauche es aber auch nicht, Unterschiede künstlich hervorzuheben, um mich zu definieren oder mein Ich irgendwie von anderen abzugrenzen. Hier im Thread nahm ich an einigen Stellen folgendes wahr: Menschen mit DIS (Nicht jeder DISler und allgemein liegt mir absolut nichts daran, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Mir liegt aber daran, meine Position zu verdeutlichen.) versuchen ihre Position zu erklären, in dem sie beschreiben, wie sie etwas erleben, ihre Dissoziationen, Amnesien, Anteile. So weit okay. Dann wird aber auch gesagt, wie die Phänomene Amnesie, Dissoziation, "Anteile" bei vermeintlichen Unos so sind, um den Unterschied, die Besondersheit der DIS zu unterstreichen.
Und da hab ich ein Gefühl von "äh nein....", denn wie gesagt gibt es die Dichotomie so nicht, das ist auch in der Fachwelt Konsens. Zweitens erlebe ich als "Uno" meine Anteile (darf ich das so sagen als Uno oder wirkt das negierend?), meine Dissoziationen anders und kannte auch Amnesien anders, als es hier eben von Menschen mit DIS über Menschen ohne DIS geschrieben wurde. Und drittens:
Ich bin da vollkommen d'accord, dass ein Mensch ohne DIS einem anderen mit DIS nicht sagen sollte, nicht definieren sollte, wie es so ist, DIS zu haben. Sollte nicht sagen, "Ich weiß wie es dir geht". Aber das gilt andersrum auch. In mir regt sich Widerspruch und Widerstand, wenn ein Mensch mit DIS mir erklären will, wie es ist, als Mensch ohne DIS Dissos oder sonst was zu haben. Weil wie soll das auch gehen?

Und ich kann mir zumindest vorstellen, dass sich dieser Widerspruch auch in anderen Usern regt und dann eine Reaktion ist, die Unterschiede, die von einigen Dislern gezeichnet werden zu negieren. Also so nehme ich es wahr. Nur denke ich, die Unterschiede werden nicht deshlab negiert, weil sie nicht da sind (logisch, nur etwas, was da ist, kann man verneinen oder negieren), sondern weil sie falsch und ein bisschen übergriffig gezeichnet werden. Ich zumindest fühle mich dann auch nicht gesehen, wenn jemand mir sagt, wie es bei mir ist, INSBESONDERE, wenn derjenige der es macht, genau an dem Punkt anders ist als ich.

Und sicherlich und ehrlich hat es auch damit was zu tun, wenn ich das Gefühl habe, weil ich nicht DIS habe, wird mir jegliche Art von struktureller Dissoziation abgesprochen, dann wird mir mein Leid im Hier und Jetzt abgesprochen und auch die Ursache dessen, das Leid damals ebenso abgesprochen. Und ich gebe es offen zu, so weit bin ich noch lange nicht in der Verarbeitung, dass mich das unberührt lassen würde. Zumal es in mir genug gibt, eine starke Stimme, Anteil, wie man es auch nennen will, der mir das alles schon abspricht und gegen den ich mich mit Händen und Füßen wehren muss, wenn ich leben will und gegen den ich mich auch wehren möchte.

Und zu guter letzt, ein abgewandelter Spruch, den man von Autisten zu recht öfters hört (ich find den vielsagend): Kennst du einen nicht-DISler, kennst du einen nicht-DISler. Kennst du einen DISler, kennst du einen DISler.
Zuletzt geändert von montagne am Mi., 30.12.2015, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
amor fati


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 17:19

Hallo Candy,
Candykills hat geschrieben: Was ich noch anfügen möchte: ich schließe zwar weitere Partnerschaften für uns erstmal aus, weil ich das einfach im System nicht organisiert bekomme und zu viele Trigger bedeutet, auf der anderen Seite glaube ich auch, dass wir bei unserer jetzigen Situation einfach kein guter Partner sein kann und ich möchte nicht, dass dem Mädchen, in das ich verliebt bin, etwas vorenthalten wird, was wir ihr nicht geben können zur Zeit. Allerdings habe ich stabile Freundschaften, auch wenn diese nur in Maßen und wohl dosiert genossen werden können.
Es ist also nicht so, dass DISler nur Kontakt zu ihrem Therapeuten pflegen. Inwieweit jemand zu mehr als zu Freundschaft fähig ist, obliegt ja jedem selbst. Wir sind es in meinen Augen nicht.
diese Problematik behandeln wir seit wir sozusagen "wissen" ähnlich. Nicht nur, weil eine partnerschaftliche Beziehung bei uns zu "Wechseln" führt die den Prozess beeinträchtigen könnten, sondern auch, weil es eventuell im Moment einfach too much wäre und wir dem gar nicht gerecht werden könnten. Wobei sich das mittlerweile langsam wieder zu ändern beginnt. Wir pflegen aber dennoch - selbst zu schwierigen Zeiten - unsere anderen Beziehungen/Freundschaften, teils auch sehr langjährige und stabile, wenn auch nicht immer in dem Maße wie wir es gerne würden. In der Regel ist es auch so, dass die wirklich guten Freunde und Kontakte Verständnis aufbringen. Beziehungsunfähig sind wir also beileibe nicht - ich finde diese "Argumentation" auch irgendwie total seltsam. Manches ist schwierig, ja, aber bei weitem nicht so extrem, wie das hier bisweilen angedeutet wird.

Lieben Gruss,

mio

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 17:30

Hallo mio,
das halte ich für einen Irrtum.
Deine Meinung sei dir nicht genommen. Ich sehe das anders, was ich dir mal an einem Beispiel erläutern möchte. 1992 war in meiner Gruppe in der Klinik ein junger Mann, der unter Krankheitsängsten litt. Mir fehlte jegliche Vorstellung, wie man "so blöd" sein kann zu glauben, krank zu sein, obwohl die Ärzte dem jungen Mann versichertern gesund zu sein. Ich verstand diesen Mann überhaupt nicht. Das überstieg meine Vorstellungkraft, was er da erzählte. Bis zu dem Tag, an dem ich selber solche Ängste entwickelte. "Dank" der eigenen erlebten Ängste verstehe ich heute nicht nur den jungen Mann, sondern auch andere Klienten, wie z.B. Münchhausen Stellvertreter Syndrom oder Klienten, bei denen die Krankheitsangst extremer ausgeprägt ist als bei mir. Da ich von der extremeren Variante nicht betroffen bin, habe ich Abstand dazu.
Aber auch andere Klienten verliere nicht ihre Einzigartigkeit, nur weil sie denselben Symptom-Auspärgungsgrad haben wie ich. Ich habe noch nie zwei Klienten mit derselben Diagnose erlebt, die sich 1 zu 1 100% gleichten. Es ist völlig egal mit welchem anderen selbstbetroffenen Klienten ich über meine z.B. Reizproblematik rede. Es gibt immer Unterschiede und es gibt immer Gemeinsamkeiten. Es gibt Dinge, die ich beim anderen verstehen kann, weil ich sie selber kennen und es gibt Dinge, die ich nicht verstehen kann, einfach weil ich sie nicht kenne. Unterschiede gehen nicht verloren. Im Gegenteil, sie werden deutlich, wenn jeder sagt, wie er es erlebt und dann feststellt, der andere erlebt es anders oder ähnlich, nur halt extremer, ...

Auch in diesem Thread nicht. Sollen Unos verschweigen, dass sie das, was DISler erzählen selber auch kennen? Warum? Es gibt nun mal Gemeinsamkeiten, mehr als man glaubt, und ich denke, dass in diesem Thread auch gut die Unterschiede ausgearbeitet wurden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 17:37

Hallo Jenny,
Jenny Doe hat geschrieben: Es gibt Dinge, die ich beim anderen verstehen kann, weil ich sie selber kennen und es gibt Dinge, die ich nicht verstehen kann, einfach weil ich sie nicht kenne. Unterschiede gehen nicht verloren. Im Gegenteil, sie werden deutlich, wenn jeder sagt, wie er es erlebt und dann feststellt, der andere erlebt es anders oder ähnlich, nur halt extremer, ...
da stimme ich Dir zu, wirklich nachempfinden kann ich nur, was ich auch selbst kenne. Ich bin nur gegen eine "Gleichmacherei", denn selbst wenn ich was selbst kenne, werde ich es niemals so begreifen, wie ein anderer es begreift/fühlt. Ich finde Unterschiede nicht "schlimm", für mich sind sie normal. Um die Unterschiede "verstehbar" zu machen kommuniziere ich.
Jenny Doe hat geschrieben:Auch in diesem Thread nicht. Sollen Unos verschweigen, dass sie das, was DISler erzählen selber auch kennen? Warum? Es gibt nun mal Gemeinsamkeiten, mehr als man glaubt, und ich denke, dass in diesem Thread auch gut die Unterschiede ausgearbeitet wurden.
Das verlangt doch gar keiner. Ich frage mich, woher diese "Annahme" kommt? Ich habe auf alle Fälle hier von niemandem gelesen, dass das verlangt wird. Im Gegenteil, irgendwie kommt das immer von "außen" sozusagen. Kapier ich nicht.

Lieben Gruss,

mio


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:01

Hallo mio
Ich frage mich, woher diese "Annahme" kommt?
Wie erklären? *Kopfkratz*

Ich kanns (noch) nicht wirklich erklären. Es ist mein Gefühl, dass sich die DISler hier unwohl fühlen, wenn sie erzählen, wie es bei ihnen ist und Unos sagen "kenne ich auch" und erzählen wie es bei ihnen mit der Amnesie, mit den Anteilen usw. ist. Ich als Uno fühle mich unwohl bei den stereotypischen Vorstellungen darüber, wie ein Uno ist, ... amnesielos, anteilslos, im Einklang mit sich selbst, widerspruchsfrei (z.B. die Betonung, dass es bei DISler heterosexuelle und homosexuelle Anteile gibt; sorry, aber die habe ich auch), ... es ist irgendwie das Gefühl mich erklären zu müssen, warum ich nicht dem stereotypischen Uno-Bild entspreche, warum auch ich Amnesie habe, wenn ich z.B. in einer Stressituation bin, warum auch in mir nicht alles widerspruchsfrei ist, warum sich auch meine Identität aus vielen einzelnen Anteilen zusammensetzt, ... Es ist das Gefühl, dass das Hervorheben von Gemeinsamkeiten nicht sein darf, sondern die Betonung von Unterschieden im Mittelpunkt stehen sollten, ...
Ich kann noch nicht so klar in Worten fassen, wie es mir hier geht. Ich kann nur soviel sagen, dass ich es schade finde, dass versucht wird sich von "den anderen" abzugrenzen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:08

Hallo Jenny,
Jenny Doe hat geschrieben: Ich kann noch nicht so klar in Worten fassen, wie es mir hier geht. Ich kann nur soviel sagen, dass ich es schade finde, dass versucht wird sich von "den anderen" abzugrenzen.
ja, dann hast Du aber ein individuelles Problem mit Abgrenzung meiner Meinung nach. Ich begreife hingegen "Abgrenzung" als was "überlebenswichtiges", etwas, das ich benötige um überhaupt in einen für mich guten (sicheren) "Kontakt" nach außen gehen zu können. Das mag daran liegen, dass ich "Übergriffe" auf "meinen Raum" gerne "selbst" bestimmen möchte.

Wenn Du da eher "keine Abgrenzung" willst, dann werden sich zumindest unser beider Bedürfnisse hier zwangsläufig "beisen".

Lieben Gruss,

mio


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:09

mio hat geschrieben:Empathie ist wohl ein "in sich Mitgefühl" spüren für die Belange des anderen. So würde ich das ungefähr definieren.
Vor kurzem ist ein Text erschienen in dem Empathie, Mitgefühl, ... definiert werden:
(...) Bei der Empathie leide ich selbst mit, beim Mitgefühl bin ich innerlich freier, kann klarer sehen? (...) Empathie heißt: Ich fühle das, was ein anderer Mensch fühlt. Mitgefühl bedeutet: Ich kümmere mich um den anderen, ich sorge für ihn.(...)
http://www.zeit.de/2015/49/psychologie- ... -interview
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:13

ja, dann hast Du aber ein individuelles Problem mit Abgrenzung meiner Meinung nach.
Nein, ich habe kein Problem damit mich abzugrenzen. Ich finde es einfach nur schade, dass das Bedürfnis besteht die Unterschiede so zu betonen, dass Gemeinsamkeiten nicht sein dürfen, ... obwohl es eine Dichotomie nicht gibt, alles ein Kontinuum ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:16

Hallo Jenny,
Jenny Doe hat geschrieben: Nein, ich habe kein Problem damit mich abzugrenzen
ach nein?

Vielleicht denkst Du darüber noch mal nach...ich würde es Dir zumindest nahelegen. Es könnte einige Probleme in Deinem Leben lösen, so wie ich das sehe. Als distanzierte Außenstehende.

Lieben Gruss,

mio


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 18:23

Hallo montagne,

habe gerade erst Dein Posting gesehen, ...
montagne hat geschrieben:(...)Ich bin (auch) nicht für das Negieren von Unterschieden. Ich brauche es aber auch nicht, Unterschiede künstlich hervorzuheben, um mich zu definieren oder mein Ich irgendwie von anderen abzugrenzen.(...)
Du hast es besser zusammenfassen können als ich. Danke für Deinen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 19:15

Hallo Montagne,
montagne hat geschrieben: Und ich kann mir zumindest vorstellen, dass sich dieser Widerspruch auch in anderen Usern regt und dann eine Reaktion ist, die Unterschiede, die von einigen Dislern gezeichnet werden zu negieren. Also so nehme ich es wahr. Nur denke ich, die Unterschiede werden nicht deshlab negiert, weil sie nicht da sind (logisch, nur etwas, was da ist, kann man verneinen oder negieren), sondern weil sie falsch und ein bisschen übergriffig gezeichnet werden. Ich zumindest fühle mich dann auch nicht gesehen, wenn jemand mir sagt, wie es bei mir ist, INSBESONDERE, wenn derjenige der es macht, genau an dem Punkt anders ist als ich.

Und sicherlich und ehrlich hat es auch damit was zu tun, wenn ich das Gefühl habe, weil ich nicht DIS habe, wird mir jegliche Art von struktureller Dissoziation abgesprochen, dann wird mir mein Leid im Hier und Jetzt abgesprochen und auch die Ursache dessen, das Leid damals ebenso abgesprochen. Und ich gebe es offen zu, so weit bin ich noch lange nicht in der Verarbeitung, dass mich das unberührt lassen würde. Zumal es in mir genug gibt, eine starke Stimme, Anteil, wie man es auch nennen will, der mir das alles schon abspricht und gegen den ich mich mit Händen und Füßen wehren muss, wenn ich leben will und gegen den ich mich auch wehren möchte.
mich persönlich irritiert genau diese Wahrnehmung, die Du da beschreibst. Meiner Wahrnehmung nach ist das nämlich überhaupt nicht so. Für meine Begriffe hat hier kein einziger DISler einem anderen (ob nun so oder so) was abgesprochen, sondern alle haben nur von SICH berichtet. Teils mit einer sehr deutlichen Betonung, dass sie nur von sich sprechen können.

Dass es sich da insgesamt um ein weites Feld handelt ist für meine Begriffe total klar. Und auch, dass sich innerhalb dieses Feldes nichts wirklich "klar" abgrenzen lässt. Aber gerade weil es mir so selbstverständlich klar ist, irritiert es mich, dass es einen Notwendigkeit zu geben scheint, sich sozusagen "zu verteidigen" indem "angegriffen" wird. Getreu dem Motto: Du zeigst mir Deine "Grenzen", ich zeige Dir meine "Keule"... Hier nimmt doch niemand einem anderen was weg oder so, hier wurde doch nur versucht persönliches Empfinden und Erleben zu beschreiben.

Lieben Gruss,

mio

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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 20:14

Ich für meinen Teil finde diesen Austausch bis jetzt eigentlich auch sehr gelungen. Anders als wie sonst häufiger. Ich empfinde es so als wolle hier keiner irgendjemandem etwas absprechen. Ich kann das und würde das auf jeden Fall auch nicht wollen. Manchmal kommt dieses Gefühl auch bei mir hoch. Das hat aber zum großen Teil mehr mit mir als mit dem Schreibenden zu tun.
Ich bin auf jedem Fall jedem hier dankbar, ob jetzt DIS oder nicht, dass er mir einen Einblick in sein Leben, seine Empfindungen, seine Wahrnehmung gewährt. Die ich auch als solche stehen lasse.
Viele liebe Grüße Amy

Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.

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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 20:29

Jenny Doe hat geschrieben:Hallo mio
Ich frage mich, woher diese "Annahme" kommt?
Wie erklären? *Kopfkratz*

Ich kanns (noch) nicht wirklich erklären. Es ist mein Gefühl, dass sich die DISler hier unwohl fühlen, wenn sie erzählen, wie es bei ihnen ist und Unos sagen "kenne ich auch" und erzählen wie es bei ihnen mit der Amnesie, mit den Anteilen usw. ist. Ich als Uno fühle mich unwohl bei den stereotypischen Vorstellungen darüber, wie ein Uno ist, ... amnesielos, anteilslos, im Einklang mit sich selbst, widerspruchsfrei (z.B. die Betonung, dass es bei DISler heterosexuelle und homosexuelle Anteile gibt; sorry, aber die habe ich auch), ... es ist irgendwie das Gefühl mich erklären zu müssen, warum ich nicht dem stereotypischen Uno-Bild entspreche, warum auch ich Amnesie habe, wenn ich z.B. in einer Stressituation bin, warum auch in mir nicht alles widerspruchsfrei ist, warum sich auch meine Identität aus vielen einzelnen Anteilen zusammensetzt, ... Es ist das Gefühl, dass das Hervorheben von Gemeinsamkeiten nicht sein darf, sondern die Betonung von Unterschieden im Mittelpunkt stehen sollten, ...
Ich kann noch nicht so klar in Worten fassen, wie es mir hier geht. Ich kann nur soviel sagen, dass ich es schade finde, dass versucht wird sich von "den anderen" abzugrenzen.
Ich denke aber nicht so über Unos...!
Ich muss mich da nicht abgrenzen
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Mahatma Ghandi

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