Siehe Vorposting: Ein Behandlungsfehler wäre z.B., wenn Suizidabsichten nicht hinterfragt werden würde. Wenn der Therapeut sorgfältig war und auch einen passenden Rahmen aussuchte, tendiere ich dazu, dass ihm dann nichts vorzuwerfen wäre, wenn ein Patient sich umbringt.chaosfee hat geschrieben:Der Effekt wäre, dass aus Angst vor Forderungen der Hinterbliebenen kein Therapeut mehr einen suizidalen Patienten aufnehmen würde und diesen Menschen dann endgültig nur noch der Gang zum Psychiater mit seinen bunten Psychopillen bliebe.pandas hat geschrieben:Suizid aufgrund er psychischen Krankheit ist da eventuell auch ein Sonderfall, denn da wäre der Zusammenhang, dass geprüft werden soll, ob die Therapie hinreichend suizid-präventiv war etc.
Einsichtnahme in die Patientenakte (Psychotherapie)
Liebe Grüße
stern
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Nur subjektiv sind Diagnosen auch nicht... sie sollten schon überprüfbar sein bzw. es sollte nachvollziehbar sein, wie jemand zu dem Schluss gekommen ist, auch wenn Blutwerte natürlich "handfester" sind. Aber wichtig ist, sorgfältig nach den aktuellen Standards vorzugehen... also "WIE kommt jemand darauf" spielt nach meinem Verständnis auch eine große Rolle. Also wurde schnell-schnell lostherapiert ohne vorher sorgfältig eine Diagnose zu stellen und zu schauen, was für diesen Patient angebracht ist. Und auch was den Suizid angeht, bin ich bei Pandas... das ist zu hinterfragen (ist aber vermutlich auch etwas störungsabhängig, welche Sorgfalt insofern erforderlich ist... oder wenn der Patient Andeutungen macht). Es geht nicht darum, dass der Therapeut hellsehen können muss, wenn das kaum absehbar ist... aber er muss sorgfältig sein, wozu zum Bleistift bestimmte Abklärungen gehören können, die üblich sind. Wenn keine Anhaltspunkte ersichtlich sind, dass sich jemand vor den Zug werfen könnte und der Therapeut auch sorgfältig arbeitete, denke ich, dass ein Behandlungsfehler eher nicht vorliegt.leberblümchen hat geschrieben:viciente: Nur dass Fehleinschätzungen im Rahmen einer Psychotherapie sozusagen systemimmanent sind: Es gibt keine Beweise für eine bestimmte Einschätzung. Ein histologischer Befund ist weit weniger subjektiv als die Diagnose eines Psychotherapeuten.
Nun, bei einem Behandlungsfehler braucht es m.M.n. v.a. Mumm des Therapeuten, dazu zu stehen, wenn tatsächlich etwas falsch gelaufen ist. Das kann nicht jeder... sondern manche wälzen dann vielleicht die Schuld ab. Abwälzen oder Abstreiten wäre nicht vertrauensbildend. Vorausgesetzt der Therapeut erkennt die Fehlerhaftigkeit auch. Dass der Umgang mit Behandlungsfehlern nicht immer vorbildlich ist, ist ein Grund für solche gesetzliche Regelungen. Man versucht zumindest, den Patienten etwas zu unterstützen (aber natürlich ist die Nachweisproblematik nicht von der Hand zu weisen). Ein Patient kann ja im Normalfall nur vertrauen, dass der Therapeut passend vorgeht (wenn er vertrauen kann)... aber er kann es kaum überprüfen. Und trotz dieses Vertrauen können Behandlungsfehler passieren. Also ich wüsste nicht, welches Vertrauen der Patient hierbei haben muss - außer dass der Therapeut korrekt und sorgfältig vorgeht (und das ist ja im Fall von Behandlungsfehlern eben nicht mehr unbedingt gegeben). Vertrauensbild könnte jedoch ein guter Umgang mit Fehlern sein (das ist etwas, was mir sehr wichtig ist. Also: Fehler passieren, aber wichtig finde ich, was man dann daraus macht... nun ja...............). Wenn ein Patient manches nicht anspricht oder unzutreffendes äußerte, der Therapeut aber sorgfältig arbeitet, liegt meines Verständnisses nach auch kein Fehler des Thera vor. Die Verantwortung therapeutische korrekten Verhaltens obliegt dem Thera... also der Patient sollte nicht Fachbücher lesen müssen, um ggf. den Therapeuten zu korrigieren. Sondern das ist Verantwortung des Theras, dass er sorgfältig und fachkundig therapiert.Dort, wo das - gegenseitige? - Vertrauen nicht gegeben ist, über diese Fehler zu sprechen, 'nützt' die Akte auch nichts mehr.
Liebe Grüße
stern
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Stern, danke für den Link über Behandlungsfehler in Psychotherapien!
In diesem steht, dass nicht alle Fehler vermeidbar sind.....Als eigentlicher Behandlungsfehler wird eine fehlende Korrektur des Fehlers angesehen.
Das ist der springende Punkt. Fehler werden immer wieder gemacht. Diese aber auch zu erkennen und zu korrigieren scheint wohl manchmal schwieriger zu sein.
Mein jetziger Therapeut macht genau dies. Er entschuldigt sich und räumt auch Fehler ein. Das kenne ich vom Ex-Thera überhaupt nicht!
Es ist jetzt so, dass ich mich in der Therapie sehr gut aufgehoben und wertschätzend behandelt fühle. Gerade, weil sich der Therapeut immer wieder selbst hinterfragt und mich mit einbezieht. Nicht jeder Patient hat den Mut seinen Therapeuten zu kritisieren. Deshalb finde ich es wichtig, dass Therapeuten immer wieder nachfragen, um evtl. Missverständnisse klären zu können. Dadurch lassen sich evtl. schwerwiegende Behandlungsfehler im Vorfeld eindämmen. Für mich ist dies auch sehr wichtig, da es mir durch die entgleiste Therapie schwer fällt Vertrauen aufzubauen und halten zu können. Da genügen dann manchmal kleine "Ungereimtheiten" und ich werde misstrauisch. Dem wirkt er mit seinem sehr klaren und offenen Verhalten positiv entgegen. Auch ermutigt er mich Kritik an ihm zu üben. Das ist eine neue und sehr heilsame therapeutische Erfahrung für mich. Kritisieren zu dürfen, ohne dafür bestraft und abgelehnt zu werden.
Habe auch schon mal überlegt, die Akte des Ex-Therapeuten anzufordern. Ob das für mich allerdings tatsächlich hilfreich ist....? Kann mich auch retraumatisieren, wenn ich lese, wie er alles dargestellt hat.
In diesem steht, dass nicht alle Fehler vermeidbar sind.....Als eigentlicher Behandlungsfehler wird eine fehlende Korrektur des Fehlers angesehen.
Das ist der springende Punkt. Fehler werden immer wieder gemacht. Diese aber auch zu erkennen und zu korrigieren scheint wohl manchmal schwieriger zu sein.
Mein jetziger Therapeut macht genau dies. Er entschuldigt sich und räumt auch Fehler ein. Das kenne ich vom Ex-Thera überhaupt nicht!
Es ist jetzt so, dass ich mich in der Therapie sehr gut aufgehoben und wertschätzend behandelt fühle. Gerade, weil sich der Therapeut immer wieder selbst hinterfragt und mich mit einbezieht. Nicht jeder Patient hat den Mut seinen Therapeuten zu kritisieren. Deshalb finde ich es wichtig, dass Therapeuten immer wieder nachfragen, um evtl. Missverständnisse klären zu können. Dadurch lassen sich evtl. schwerwiegende Behandlungsfehler im Vorfeld eindämmen. Für mich ist dies auch sehr wichtig, da es mir durch die entgleiste Therapie schwer fällt Vertrauen aufzubauen und halten zu können. Da genügen dann manchmal kleine "Ungereimtheiten" und ich werde misstrauisch. Dem wirkt er mit seinem sehr klaren und offenen Verhalten positiv entgegen. Auch ermutigt er mich Kritik an ihm zu üben. Das ist eine neue und sehr heilsame therapeutische Erfahrung für mich. Kritisieren zu dürfen, ohne dafür bestraft und abgelehnt zu werden.
Habe auch schon mal überlegt, die Akte des Ex-Therapeuten anzufordern. Ob das für mich allerdings tatsächlich hilfreich ist....? Kann mich auch retraumatisieren, wenn ich lese, wie er alles dargestellt hat.
Auch ich möchte mich dieser Haltung anschließen. Fehler werden tatsächlich in jeder Beziehung gemacht. Darum geht es doch auch gar nicht. Es geht um den Unwillen/das Unvermögen, sich selbst zu hinterfragen, und auch darum, alle Schuld in den Patienten (und dessen vermeintliche (n) Aggression, Narzissmus, Sadisus usw.) zu verfrachten. Es gibt kein MITEINANDER, es gibt nur ein "Das ist so, weil Sie ... sind".
@ Solage: Ich würde dir raten, die Akte - wenn - mit einem Menschen deines Vertrauens zu lesen. Alleine kann es tatsächlich retraumatisieren. In meinem Fall stand jetzt nichts drin, was ich nicht wusste oder vermutet hatte (z. B. dass da etwas mit dem letzten Antrag nicht stimmte). Für mich hat sich also nur das bestätigt, was ich eh schon wusst. Aber ich wurde einmal mehr bestärkt, dass meine Wahrnehmung gut ist und ich auf mein Gefühl vertrauen kann. DAS alleine schon war es wert, die Akte anzufordern.
@ Solage: Ich würde dir raten, die Akte - wenn - mit einem Menschen deines Vertrauens zu lesen. Alleine kann es tatsächlich retraumatisieren. In meinem Fall stand jetzt nichts drin, was ich nicht wusste oder vermutet hatte (z. B. dass da etwas mit dem letzten Antrag nicht stimmte). Für mich hat sich also nur das bestätigt, was ich eh schon wusst. Aber ich wurde einmal mehr bestärkt, dass meine Wahrnehmung gut ist und ich auf mein Gefühl vertrauen kann. DAS alleine schon war es wert, die Akte anzufordern.
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Zum Abwälzen schreibt der Artikel auch etwas... wobei das (wie Vieles in diesem Bereich) kein absolute Sichtweise darstellen muss (ich würde das aber ähnlich sehen). Und man beachte auch den Passus "trotz eindeutiger BF"... sicherheitshalber, d.h. nicht jede misslingende Therapie ist Behandlungsfehlern geschuldet (den Erfolg kann kein Thera oder Arzt schulden, weil er nicht allmächtig ist). Und was es vermutlich auch schwer macht, ist der letzte Halbsatz: Dies geschieht nicht unbedingt bewusst.
In diesem Zusammenhang ist es aufschlussreich, sich mit der Unsitte des Schönredens von Misserfolgen oder des Externalisierens von Schuld zu befassen; diese Praxis haben wir als normativen Fehler gekennzeichnet, weil gegen moralische Werte und Normen wie beispielsweise Ehrlichkeit verstoßen wird. Ebenso verstößt es gegen das ethische Prinzip der „Integrität“, wenn für das Misslingen einer Therapie trotz eindeutiger BF ausschließlich oder vorwiegend mangelnde Motivation oder Persönlichkeitsmerkmale des Patienten als Erklärung herangezogen werden. Ein unrealistisches Ideal der Fehlerfreiheit kann dazu beitragen, die Schuld bei Anderen zu suchen. Selbstschutzgründe können gegen eine Fehleranalyse sprechen und dazu führen, dass ausbleibende oder unzureichende Erfolge, mangelnde Motivation oder Persönlichkeitsmerkmale des Patienten zur Entschuldigung herangezogen werden; dies geschieht nicht
unbedingt bewusst.
http://www.laekh.de/upload/Hess._Aerzte ... _06_12.pdf
Liebe Grüße
stern
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Auch von mir nochmals danke für den interessanten Link, stern. Finde ich recht aufschlussreich.
Sandrin, ich kann Dich da gut verstehen. Dass Dir das Lesen Deiner Akte in Bezug auf Deine Wahrnehmung geholfen hat, ist entlastend für Dich. Und Du fühlst Dich vielleicht auch autonomer. Das ist ja ein aktiver Schritt und Aktivität reißt einen aus der passiven Opferrolle raus.
Mein Ex-Thera hatte es echt drauf Wahrheiten zu verdrehen. Das war für mich immer wieder irritierend. Der war so gaaaaanz von sich überzeugt, da war Widerspruch unmöglich. Außerdem war er überzeugt, dass er mir doch so ganz viel gibt, diese besondere Nähe usw. Da kann ich doch nicht undankbar sein.
Bezüglich meiner Wahrnehmung hat mir auch der Austausch mit Beratungsstellen und anderen Therapeuten geholfen. Da kamen sehr deutliche Worte über sein missbräuchliches Verhalten und sie meinten, dass der Typ eigentlich angezeigt gehört. Mir hilft da auch sehr mein jetziger Therapeut. Er sagt deutlich, dass ich sehr manipuliert wurde. Das hätte nichts mit einer seriösen und professionellen Psychotherapie zu tun gehabt.
Die Akte würde ich spätestens dann anfordern, wenn ich rechtliche Schritte einleite. Dass da von seinem übergriffigen Verhalten nichts drinsteht, ist mir aber eh klar. Kann mir auch vorstellen, dass mich das Lesen sehr wütend machen würde......und eigentlich will ich dieses Thema irgendwann auch mal für mich abhaken können und nach vorne schauen. Es kocht so und so immer wieder hoch.
Mein Ex-Thera hatte es echt drauf Wahrheiten zu verdrehen. Das war für mich immer wieder irritierend. Der war so gaaaaanz von sich überzeugt, da war Widerspruch unmöglich. Außerdem war er überzeugt, dass er mir doch so ganz viel gibt, diese besondere Nähe usw. Da kann ich doch nicht undankbar sein.
Bezüglich meiner Wahrnehmung hat mir auch der Austausch mit Beratungsstellen und anderen Therapeuten geholfen. Da kamen sehr deutliche Worte über sein missbräuchliches Verhalten und sie meinten, dass der Typ eigentlich angezeigt gehört. Mir hilft da auch sehr mein jetziger Therapeut. Er sagt deutlich, dass ich sehr manipuliert wurde. Das hätte nichts mit einer seriösen und professionellen Psychotherapie zu tun gehabt.
Die Akte würde ich spätestens dann anfordern, wenn ich rechtliche Schritte einleite. Dass da von seinem übergriffigen Verhalten nichts drinsteht, ist mir aber eh klar. Kann mir auch vorstellen, dass mich das Lesen sehr wütend machen würde......und eigentlich will ich dieses Thema irgendwann auch mal für mich abhaken können und nach vorne schauen. Es kocht so und so immer wieder hoch.
Aber ich freue mich, dass es auch dir gelungen ist, jemanden zu finden, der dir dabei hilft, diese Erfahrung zu verarbeiten. Bei mir ist halt immer die Angst, dass sich da keiner drauf einlässt. Eben dieses Gefühl der Ohnmacht, unglaublich grausam. Ich will nur aus diesem Gefühl der Ohnmacht raus.
Liebe Sandrin,
danke, dass Du Dich für mich freust.
Dieses Gefühl der Ohnmacht kann ich sehr, sehr gut verstehen. Das hatte ich auch. Das war soooo furchtbar. Wird mir denn überhaupt geglaubt? Wie gehen andere Therapeuten mit dem Thema um.
Ich fühlte mich sogar richtig schmutzig und dreckig, wenn ich von den Vorfällen erzählte und hatte Angst, dass mir die Schuld zugeschoben würde. Kam mir sogar wie eine Verräterin vor.
Aber ich habe dann echt die Zähne zusammengebissen und mehrere Termine für Erstgespräche ausgemacht. Ich war dann echt erstaunt, dass mir geglaubt wurde. Nicht jeder hatte gleich einen Therapieplatz frei, aber schon alleine die Gespräche taten erstmal gut. Auch fühlte ich mich nicht überall wohl. Also, ich habe mir da echt Zeit gelassen und ordentlich getestet.
Ich hatte dann echt großes Glück, dass ich an meinen jetzigen Therapeuten geraten bin. Der hat einfach am besten zu mir gepasst.
Liebe Sandrin, ich wünsche Dir echt von Herzen, dass Du einen passenden TherapeutIn findest. Das kann sehr entlastend sein, solche Erfahrungen professionell aufzuarbeiten. Auch als korrigierende Erfahrung. Meine Familie und meine Freunde waren weit damit überfordert.
Es war zwar sehr anstrengend und auch eine emotionale Achterbahnfahrt auf Therapeutensuche zu gehen. Es hat sich aber gelohnt. Ich wünsche Dir da auch viel Erfolg!
danke, dass Du Dich für mich freust.
Dieses Gefühl der Ohnmacht kann ich sehr, sehr gut verstehen. Das hatte ich auch. Das war soooo furchtbar. Wird mir denn überhaupt geglaubt? Wie gehen andere Therapeuten mit dem Thema um.
Ich fühlte mich sogar richtig schmutzig und dreckig, wenn ich von den Vorfällen erzählte und hatte Angst, dass mir die Schuld zugeschoben würde. Kam mir sogar wie eine Verräterin vor.
Aber ich habe dann echt die Zähne zusammengebissen und mehrere Termine für Erstgespräche ausgemacht. Ich war dann echt erstaunt, dass mir geglaubt wurde. Nicht jeder hatte gleich einen Therapieplatz frei, aber schon alleine die Gespräche taten erstmal gut. Auch fühlte ich mich nicht überall wohl. Also, ich habe mir da echt Zeit gelassen und ordentlich getestet.
Ich hatte dann echt großes Glück, dass ich an meinen jetzigen Therapeuten geraten bin. Der hat einfach am besten zu mir gepasst.
Liebe Sandrin, ich wünsche Dir echt von Herzen, dass Du einen passenden TherapeutIn findest. Das kann sehr entlastend sein, solche Erfahrungen professionell aufzuarbeiten. Auch als korrigierende Erfahrung. Meine Familie und meine Freunde waren weit damit überfordert.
Es war zwar sehr anstrengend und auch eine emotionale Achterbahnfahrt auf Therapeutensuche zu gehen. Es hat sich aber gelohnt. Ich wünsche Dir da auch viel Erfolg!
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pandas hat geschrieben:.... sondern dass der Therapeut so agiert hat, dass es im Rahmen einer Therapie nicht statthaft war. Z.b. es hatte beleidigenden Charakter, verleumderischen o.ä. Oder es hatte eine Äusserung nichts in der Therapie zu suchen, die aber getriggert hat. Der Therapeut hat in der Therapie nicht derart auszuagieren. Das ist der Punkt.
vorneweg: Sandrin, was ich jetzt sage bezieht sich explizit nicht auf dich persönlich, sondern auf diesen etwas allegemeineren Teil der Diskussion.
Ich möchte noch mal vorsichtig das Thema "2 Seiten einer Medaille einbringen......."
Im Rahmen des Studiums hat mich (eine Art) Praktikum auch mal in eine Psychosomatische Klinik geführt, in der ich über 2 Monate als schweigende Zuhörerin einer Menge Gesprächen beiwohnen durfte.
Ich war recht oft erstaunt, erschüttert, ungläubig, wie bemerkenswert oft bei den Patienten wirklich das komplette Gegenteil dessen, was der Therapeut gesagt hatte, angekommen ist.
Wie oft wohlmeinende Interventionen (für mich kaum nachvollziehbar) als feindlich interpretiert wurden.
Wie oft es MIssverständnisse gab, die nicht aufgelöst werden konnten, weil der Patient seine Kränkung und Verletzung durch das vermeintlich Gesagte gar nicht mitteilte.
Das geschah nicht böswillig, sondern war vor dem Hintergrund der Geschichte und Störungen der Patienten und der entsprechenden Dynamik verstehbar. Aber es war eben doch objektiv tatsächlich etwas komplett anderes gesagt worden, als das, was beim Patienten angekommen war .
Die Aufzeichnungen der Therapeuten waren glaube ich nicht weiter bemerkenswert hinsichtlich dessen, was die Therapeuten so dachten und fühlten. Das schrieben zumindest die, die ich da beobachten durfte nicht mit.
Was sie aufschrieben waren im Wesentlichen zum einen Fakten, die die Patienten über sich und ihr Leben, ihre Beziehunge etc. mitteilten und Gedanken und Gefühle, die die Patienten äußerten.
Liebe Mia,Mia Wallace hat geschrieben:Ich war recht oft erstaunt, erschüttert, ungläubig, wie bemerkenswert oft bei den Patienten wirklich das komplette Gegenteil dessen, was der Therapeut gesagt hatte, angekommen ist.
Wie oft wohlmeinende Interventionen (für mich kaum nachvollziehbar) als feindlich interpretiert wurden.
Wie oft es MIssverständnisse gab, die nicht aufgelöst werden konnten, weil der Patient seine Kränkung und Verletzung durch das vermeintlich Gesagte gar nicht mitteilte.
Das geschah nicht böswillig, sondern war vor dem Hintergrund der Geschichte und Störungen der Patienten und der entsprechenden Dynamik verstehbar. Aber es war eben doch objektiv tatsächlich etwas komplett anderes gesagt worden, als das, was beim Patienten angekommen war
1000 Dank für diesen m.E. ganz entscheidenden Hinweis!!!
Ich unterfüttere ihn gern noch aus einer anderen (glücklicherweise weniger wesentlichen) Sphäre:
Dass Menschen etwas sie Befremdendes [!] (manchmal kann man sich auch selbst befremdlich erscheinen, was man dann gern verdrängt; aber das nur nebenbei) häufig erst einmal missverstehen, hat auch meine Lehrerfahrung in Leben Nr. 1 immer wieder gezeigt. Es kam sehr oft vor, dass einige Studierende mit dem (uns heute nun wirklich zunächst erstmal sehr fremden) Mittelalter so große Vorstellungsprobleme hatten, dass sie einige basics, die wir (alle KollegInnen) in den Einführungskursen immer vermittelten (dieser Kurs war gemeinsam von uns konzipiert worden), vollkommen verdrehten. Und dann hörte man oft: "Aber Herr X oder Frau Y hat gesagt, dass ...". (Die KollegInnen hörten solche Sätze natürlich auch über mich und meinen Unterricht.)
(Und aus meiner persönlichen Therapie-Erfahrung heraus kann ich Deinen Hinweis ebenfalls nur unterschreiben: Ich höre bis heute in vielen Sätzen von Mr. Gemini52 Vorwürfe, massive Kritik, Entnervtheit [ob meiner Unfähigkeit] etc. - Wenn ich das anspreche, was ich, zumindest hinterher, fast immer versuche, dann klärt sich's meist auf, und ich seh' mich:
Die betonplattengepanzerte, stacheldrahtumwundene Verteidigungsanlage, die alle auf Abstand halten will [und allein schon wegen dieser Betonplatten massive 'akkustische' Verständnisprobleme hat] ...)
w
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Widow hat geschrieben:
(Und aus meiner persönlichen Therapie-Erfahrung heraus kann ich Deinen Hinweis ebenfalls nur unterschreiben: Ich höre bis heute in vielen Sätzen von Mr. Gemini52 Vorwürfe, massive Kritik, Entnervtheit [ob meiner Unfähigkeit] etc. - Wenn ich das anspreche, was ich, zumindest hinterher, fast immer versuche, dann klärt sich's meist auf, und ich seh' mich:
Die betonplattengepanzerte, stacheldrahtumwundene Verteidigungsanlage, die alle auf Abstand halten will [und allein schon wegen dieser Betonplatten massive 'akkustische' Verständnisprobleme hat] ...)
Ja, das kenne ich auch nur zu gut.
U.a. deshalb war diese Erfahrung im Rahmen des Praktikums für mich und meine eigene Therapie sehr weiterbringend: ich habe da das erste Mal aus der Perspektive der neutralen Beobachterin heraus verstanden, wie sehr einem die eigene Geschichte, die eigenen Muster, die eigene Persönlichkeit manchmal den Blick auf die Realität vernebeln können.
Mir sind damals, im Zuhören und Verfolgen der Missverständnisse, einige eigene Muster so klar geworden:
ich hatte z.B. den (unbewussten) Anspruch, "blind" verstanden zu werden. (also ohne groß sagen zu müssen, was ich möchte)
(das war etwas ganz Frühes mit einer gehörigen Portion Verschmnelzungssehnsucht mit "Mama", die ja bekanntlich, wenn alles gut läuft, ihren Säugling tatsächlich fast blind versteht)
Auf diese Weise habe ich das nicht- Verstandenwerden, das ich ja so gut aus meiner Geschichte kannte, immer wieder schmerzlich reinszeniert (weil ja blöderweise die Therapeutin nicht Gedanbken lesen konnte und wollte)
Praktischerweise war damit der Akt des mich-Verstehens allein in der Verantwortung des anderen (der Therapeutin) und das Nichtverstehen meiner Person immer ihr Versagen.
Und auch meine Nähe- und Verschmelzungswünsche konnte ich nebenbei in diesem Denk- und Fühlmodell durch wenige weitere Kunstgriffe meiner Seele abwehren (die Therapeutin war ja soooo gemein)
Wenn man es dann mit einem wirklichen Profi zu tun hat, der das erkennt und sich bemüht, den Patienten wieder in Kontakt zu holen und ihn/sie da abzuholen, wo er/sie nunmal gerade steht, ist natürlich die Chance viel größer, dass so etwas aufgelöst werden kann, als wenn der Therapeut selbst eine schwierige Persönlcihkeit ist, so wie es bei Sandrin gewesen zu sein scheint.
Was ich noch kurz einwerfen wollte ist, dass es glaube ich auch entscheidend ist, schwierige Situationen aufzugreifen und sie miteinander anzuschauen. Das ist bei mir z. B. nie passiert. Da hieß es nur: "Sie sind so und so, stellen Sie das bitte ab". Es kam auch nie die Frage, was ich bräuchte, was ich mir wünsche. Hätte ich das von mir aus gesagt, dann wäre das sofort als Vorwurf verstanden worden und ich hätte das spüren bekommen. DAS ist es, was eine gute Beziehung ausmacht, dass man das aufgreift, dass man nicht nur etikettiert und verurteilt.
@ Mia: Danke für den Hinweis. Sorry, ich bin im Moment einfach ein wenig dünnhäutig und habe das Gefühl, mich immer rechtfertigen zu müssen. Aber ich habe deinen Beitrag schon verstanden
LG
@ Mia: Danke für den Hinweis. Sorry, ich bin im Moment einfach ein wenig dünnhäutig und habe das Gefühl, mich immer rechtfertigen zu müssen. Aber ich habe deinen Beitrag schon verstanden
LG
Manche gute Perspektiven auf das Threadthema finden sich auch in der länger vergangenen Prosa einiger Posterinnen.leberblümchen hat geschrieben:Dass sie nicht antwortet, ist natürlich großer Mist und - wenn man mal ausschließt, dass es wichtige Gründe hat - auch unverschämt. Warum rufst du sie nicht an? Eine Frist zu setzen, hebt ja auch nicht gerade die Stimmung Ich würd also anrufen und sagen: "Ich möchte gerne mit Ihnen einen Termin für die Einsichtnahme ausmachen. Passt es Ihnen dann und dann - oder wäre dann und dann besser?" Und wenn sie dann nichts sagt, vielleicht wirklich die Kammer informieren. Ich hab da aber keine Erfahrung.
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Es wird allmächlich unverschämt wie hier in der jüngsten Vergangenheit Userinnen, die gar kein Interesse daran haben, Einsicht in die Akten zu nehmen, somit von dem Threadthema gar nicht betroffen sind, Vermutungen und Unterstellungen gegen die Userinnen unternehmen, die Interesse an dem Threadthema haben und selbst diesen Schritt gegangen sind. Und diese Vermutungen aus sich selbst ableiten, ohne verstehen zu können, dass sie es eben nicht aus sich selbst ableiten können, wenn sie selbst kein Interesse daran haben, Einsicht in die Akten zu nehmen.
Jede Vermutung, warum jemand anderes Akteneinsicht nehmen möchte, ist in dem vermutenden User selbst verankert, das heisst, diese Vermutungen sind abgewehrte Wünsche und/oder Ängste dieser Userinnen und haben natürlich nichts mit den Motivationen anderer Menschen zu tun. Es haben hier doch genug Userinnen ihre Gründe aufgeführt, warum sie von dem neuen Patientenrecht Gebrauch machen.
Dies dafür zu nutzen, die eigenen konjunkturalen Wünsche und/oder Ängste in andere User, die sich hier über ein ihnen wichtiges Thema austauschen wollen, hineinzudrängen, weil man gerade anderswo kein Futterchen für den eigenen Selbstwert bekommt, ist so dumm wie es dreist ist.
Erstaunlich ist, dass genau diese Userinnen in einem anderen Thread zum Thema "Trauer" anderen Userinnen verbieten wollen, sich zu äussern, da sie nicht die dortigen hauptvertretenen Ansichten zum Thema teilen, da es dort nur um die Userinnen gehe, die "Trauer" so verstehen wie es im Strom des Threads vorgesehen ist.
Und nun erstellen genau diese Userinnen hier Konjunktive zu einem Thema, von dem sie sogar selbst behaupten, dass es sie nicht betrifft.
Genauso gehört das im Forumschon oft besprochene Thema nicht zum Threadthema, das die meisten Fehlverläufe und negativen Agitationen in Therapien gar keine seien, sondern nur die Patientinnen nicht in der Lage sind zu verstehen, was der Therapeut wirklich sagen will.
Selbst wenn es so wäre, wäre eine solche Häufigkeit ein Argument gegen die Fachlichkeit von Therapie, denn diese sollte mit darin bestehen, dass ein Therapeut sich seinen Patientinnen angemessen verständlich machen kann. Sind die Interventionen in diesem Maße mißverständlich, ist das auch ein Argument gegen die Sinnhaftigkeit von Therapie.
Und die Einsichtsnahme entschärft diesen Konflikt eher, da dann die Patientin den Kontext, aus dem heraus der Therapeut spricht selbst nachlesen kann und sich weitere Meinungen dazu einholen kann (mit etwas Schriftlichen in der Hand, wodurch "stille Post"-Effekte entfallen).
Das könnte in manchen Therapien natürlich passiert sein. Um diese Objektivität aber überprüfen zu können, ist die Einsichtnahme für den Patienten erforderlich. Bei Missverhältnissen können andere Fachpersonen zur Beurteilung herangezogen werden.Das geschah nicht böswillig, sondern war vor dem Hintergrund der Geschichte und Störungen der Patienten und der entsprechenden Dynamik verstehbar. Aber es war eben doch objektiv tatsächlich etwas komplett anderes gesagt worden, als das, was beim Patienten angekommen war
Wenn dies so gehäuft in Therapien vorkommen würde, wäre dies ein Argument dafür, sie methodisch grundsätzlich zu hinterfragen.
Hier im Thread wurden Beispiele genannt, dass der Therapeut sich bei anschwellenden Konflikten und Hinterfragungen auf die " Geschichte und Störungen der Patienten und der entsprechenden Dynamik " berufen hat. Durch die Einsichtnahme wurde aber objektiv, dass der Therapeut tatsächlich gelogen hat und richtig verstanden wurde, was er im Nachhinein abwehren wollte.
Mia, wie ist es denn in Deinem Beispiel dann zum Beweis gekommen, dass "tatsächlich etwas komplett anderes gesagt worden, als das, was beim Patienten angekommen war"?
Gab es Tonbandaufzeichnungen? Oder wurde Einsicht in die Mitschrift genommen?
Zuletzt geändert von pandas am Sa., 15.11.2014, 16:59, insgesamt 1-mal geändert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
Ah, wie oft war das denn genau? Und wie ist es denn dazu gekommen, dass der Therapeut fachlich sich so ausgedrückt hat, dass der Patient das Gegenteil verstanden hat? Wie sehr war der Therapeut denn dann in der Lage, sich auf den Patienten einzustimmen und so zu intervenieren, dass es eine sinnvolle therapeutische Wirkung hat?Ich war recht oft erstaunt, erschüttert, ungläubig, wie bemerkenswert oft bei den Patienten wirklich das komplette Gegenteil dessen, was der Therapeut gesagt hatte, angekommen ist.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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