Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

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metropolis
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 11:18

Noch ein bisschen Senf meinerseits:
vallée hat geschrieben:
Und das verstehe ich persönlich nicht. Wenn man sich solche Aussagen betrachtet. Oder auch Freuds "Das unbehagen der Kultur", viele andere Theoretiker, dann erkenne ich eine große Demut vor dem Konzept Glück und auch eine Skepsis und Demut vor dem guten im Menschen, weil all diese analytischen Theoretiker sehr genau vom Zerstörerischen im Menschen wissen. Daher wissen sie wie kein anderer, WIE wertvoll das Gute ist.
Wissen sie das? Wieso? So hätte ich jetzt nicht geschlussfolgert.
Und dennoch, so kommt es mir vor präsentiert sich die Analyse ihren potentiellen Klienten als nur guter Heilsbringer, Glücksbringer. Und Patienten nehmen das an, sie idealisieren den Analytiker, die Analyse an sich. Wenn es gut geht erfahren und verarbeiten sie die Begrenzung konstruktiv. Aber wenn nicht?
Auch hier sehe ich es ein wenig anders. Nur PA macht glücklich? Ich habe die Darstellungen der Analytiker nicht so wahrgenommen. Überhaupt wurde mit mir am Anfang der Therapie überhaupt nicht darüber gesprochen, was die PA erreichen soll. Gut, das kann man einerseits als mangelnde Information und Aufklärung deuten, ist auf der anderen Seite aber auch eine Art Zurückhaltung über das, was während einer PA möglich ist und was nicht. Also keine leeren Versprechungen in meiner Therapie.

Muss jeder selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist: eine ausführliche Aufklärung über den potentiellen Ablauf, den jedoch niemand garantieren kann oder dass eben alles offen gelassen wird.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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hippogriff
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 13:58

Hallo Jesusechse,

ich muss gestehen, dass ich ob mancher deiner Beiträge echt kochend vorm Bildschirm gesessen bin und auch schon manches mal zum Antworten angesetzt habe, aber zum Glück doch die Kurve, d.h. den "Abbrechen-Knopf" gefunden habe.

Hier aber merke ich:
Tut mir leid, dass ich Dir weh getan habe, wollte ich eigentlich nicht. Ist aber passiert, weil wenn wir beide zusammentreffen einfach nur Welten aufeinander prallen. Ich versteh' Dich ja, aber ich hab' das alles schon hinter mir und hab' neue Sachen dazu kennengelernt und denke, ich hab' doch zumindest nicht wenig Ahnung von der ganzen Materie. Ich weiß, ich kann gut nerven, aber ich hab' ab und zu doch was nicht ganz Dummes von mir gegeben.
Das ist wirklich der Punkt. Ich hätte dir das umgekehrt nie schreiben können (siehe oben) was du carö schreibst, möchte aber doch meine Anerkennung aussprechen, dass du zu dieser Versöhnlichkeit fähig bist. (Das ist jetzt kein pädagogisches Lob, sondern wirklich Ernst gemeint, weil ich selber meine Grenzen in solchen Konflikten nur allzugut kenne.)

Im Übrigen finde ich es überhaupt nicht dumm, was du schreibst, mir ist es nur zu drastisch. (Das soll jetzt keine Kritik sein, sondern das "dumm" in das aus meiner Sicht richtigere Licht stellen.)

Viele Grüße
hippogriff

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metropolis
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 14:36

Ich habe gerade ein interessantes Buch zur PA gefunden:

Andreas Strattkötter: Konformität und Eigenständigkeit

http://books.google.de/books?id=M_U9xv2 ... &q&f=false

Vor allem das 6. Kapitel (über Indikation und Kontraindikation in der PA) und das 7. Kapitel erscheinen mir interessant. Werde ich mir mal zu Gemüte führen.

Der Autor stellt u.a. fest, dass die einzelnen PA-Lehrbücher so viele verschiedene Kontraindikationen angeben, dass bei strenger Anwendung fast alle Menschen von einer PA ausgeschlossen werden müssten. (S.84)

Tja, nobody's (a) perfect (patient).
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm


montagne
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 15:23

Wissen sie das? Wieso? So hätte ich jetzt nicht geschlussfolgert.
Gut, ich formuliere klarer: es ist mein Eindruck, meine Lesart, wenn ich Analytiker lese und reden höre.
ist auf der anderen Seite aber auch eine Art Zurückhaltung über das, was während einer PA möglich ist und was nicht. Also keine leeren Versprechungen in meiner Therapie.
Kann man so interpretieren. Kann man aber auch aus Sicht einer frühen Position sehen: Es gibt kein nicht-Sein, nach Melanie Klein. (Und Neurowissenschaftler würden ihr da zustimmen, was die Verarbeitung von nicht im Gehirn angeht.) Ein nicht aufzeigen von Grenzen des Machbaren kann auch als implizite Andeutung einer Omnipotenz der Analyse (miss)verstanden werden.
Der Autor stellt u.a. fest, dass die einzelnen PA-Lehrbücher so viele verschiedene Kontraindikationen angeben, dass bei strenger Anwendung fast alle Menschen von einer PA ausgeschlossen werden müssten. (S.84)
Etwas ähnliches habe ich auch gerade gelesen. Da ging es aber darum, was eigentlich alles nicht analytische Methode ist und sich eine derartige Behandlung dnan eben auch nicht Analyse, sondern Therapie nennen sollte. das ist ein sehr eingengter bis engstirniger Begriff von Analyse, der vllt. auch zu Polarisierung beiträgt.
amor fati

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 17:26

Wieder alle Vorsätze brechend (Peinlich, peinlich ) ein Jesusechse-Statement, aber weil's so wichtig ist:

Das wirklich Schlimme ist, dass die PA massiven Grenzen unterliegt, zum Einen darin, dass sie für ganz viele Patienten unbrauchbar und darüber hinaus auch schädlich ist; und zum Anderen darin, dass sie sehr vieles, was der Patient als Therapieerfolg wünscht, nicht erreichen kann. Und das liegt an ihr, der PA selbst, an ihrer Methodik und Vorgehensweise und ihren geringen Interventionsmöglichkeiten.

UND das ist dann das ganz Schlimme, dass da z.B. Analytiker Patienten sagen: Das und das wäre nicht erreichbar, leben Sie in diesen Grenzen, akzeptieren Sie dies und jenes, während diese Wünsche des Patienten in anderen Therapieverfahren locker erreicht werden können.

Die Grenzen der PA sind andere, als die der modernen Psychotherapie. Es gibt durchaus Therapie, die weitaus mehr kann, als ein PA mit einer Analyse aus einem Menschen, aus einem Leben herausholen kann.

Davon durften meine Freundin und ich Zeuge werden. Wir haben, nachdem man uns viele Jahre nur einredet hat, was alles nicht geht und womit wir uns abzufinden hätten, erlebt, dass diese Dinge und Ziele möglich wurden, erreicht wurden.

Ich seh' nur eine echte Beschränkung: Die der PA und derer, die sie durchführen.

Bsp: Ich habe erwartet, dass eine so aufwendige Therapie wie PA, die von der KK bezahlt wurde (Daher: Leidensdruck - Krankheit - Therapie - Kostentragung durch Sozialversicherung GKV) doch zumindest ein bisschen was an sichtbarem Erfolg kann, Wirkung entfaltet?!

Z.B. äußerte ich als Therapieziel: Ich möchte ohne Angst Auto fahren können.

Dazu kam die Aussage vom PA:

"Das ist psychoanlytisch nicht behandelbar. Damit müssen Sie zu einem Verhaltenstherapeuten gehen!".

Da fragt man sich dann doch, was man denn bei einem Analytiker soll?

Mein Fazit nach all den Diskussionen hier und meinem selbst erarbeiteten Wissen:

PA ist ein sehr teuerer und aufwendiger Selbstfindungstrip, der manchmal - mit viel Glück - auch zufällig psychische Störungen bessert oder beseitigt, die man anderwo schneller und billiger hätte therapieren können.

LG

Jesusechse

PS Ich finde es verantwortungslos, Menschen ein Leben in Krankheit und Behinderung aufzuschatzen, nur weil man nicht fähig ist, über den eigenen ausbildungsbestimmten Tellerrand hinauszuschauen.

Meiner Freundin sagt ihr Tiefenpsychologe (der aber im wesentlichen psychoanylstisch agierte, da ja viele PA gleichzeitig tpT anbieten):

"Finden Sie sich doch mit Ihren Einschränkungen ab, die Sie durch Ihre Krankheit haben!".

Nachdem meine Freundin nun von einer anderen Therapierichtung profitiert, lösen sich diese Einschränkungen zunehmend auf. Die PA verschafft überhaupt nicht die Freiheit, die sie anpreist. Sie macht nicht frei, ganz im Gegenteil.

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Elle
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 18:49

Z.B. äußerte ich als Therapieziel: Ich möchte ohne Angst Auto fahren können.

Dazu kam die Aussage vom PA:

"Das ist psychoanlytisch nicht behandelbar. Damit müssen Sie zu einem Verhaltenstherapeuten gehen!".
Hm - das ist doch aber eine klare Ansage. Und auch ein klarer Hinweis, wo Du mit Deinen Vorstellungen von Therapie besser aufgehoben wärst als in eine Analyse.
Ich muss sagen, ich kann da - so wie Du es schreibst - nichts auszusetzen finden.

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 19:19

Ja, das ist 'ne klare Ansage. Natürlich. Und sie zeigt dann auch mal sehr deutlich, wer was kann und wer nicht!

Aber diese Aussage führt auch die Kernaussage der PA und ihre Berechtigung ad absurdum!!!

Kernaussage der PA ist:

Alle psychischen Störungen haben ihren Ursprung in der Vergangenheit. In der PA wird diese komplett aufgearbeitet und nach dieser Aufarbeitung und den daraus gewonnen Erkenntnissen sind auch alle Ursachen für die Störungen beseitigt, weswegen die Psyche sie nicht mehr benötigt und sie sich auflösen.

Und wenn dann ein PA sagt, dass er diese Ängste nicht behandeln kann, dann zeigt das klar und deutlich, dass das Konzept der PA nicht aufgeht.

Die PA lässt nämlich eins außer acht, was man heute weiß. Das Verhalten, ebenso Verhaltensstörungen, koppeln sich irgendwann von der einstigen Ursache ab, entwickeln eine Eigendynamik und diese ist psychoanalytisch nicht zugänglich.

Daher muss man schon sagen: Man kann eine komplette und erfolgreiche PA machen und schnippelt, bibert vor Angst und säuft hinterher genauso weiter wie davor, weil am Verhalten nicht gearbeitet wurde.

Also, vera... kann ich mich allein. Da brauch' ich nicht Jahre lang zum PA rennen und mir mit so'ner Monstertherapie das Leben versauen. Oder seh' ich das jetzt falsch?

LG

Jesusechse

PS Und der Gegenbeweis: Ich kann heute angstfrei Auto fahren, es macht sogar Spaß. Und das alles ohne erfolgreiche PA und auch, ohne an den Ursachen rumzutherapieren.

Die PA verkauft einfach nur Mist in hochwissenschaftlicher Form und verdienen tun die Profis damit ein Haufen Geld, ohne wirklich Erfolge bringen zu müssen.

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Elle
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 19:41

Naja, um die Grenzen und Beschränkungen der PA gings ja jetzt grade auch in diesem Faden.
Und der Gegenbeweis: Ich kann heute angstfrei Auto fahren, es macht sogar Spaß. Und das alles ohne erfolgreiche PA und auch, ohne an den Ursachen rumzutherapieren.
Wofür ist das ein Gegenbeweis? Der Analytiker hat Dir doch gesagt, dass Du mit dem Autoproblem beim VT besser aufgehoben bist. Dann hatte er wohl recht.

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carö
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 19:42

PA ist ein sehr teuerer und aufwendiger Selbstfindungstrip, der manchmal - mit viel Glück - auch zufällig psychische Störungen bessert oder beseitigt, die man anderwo schneller und billiger hätte therapieren können.
hm, ja, ich weiss nicht ob schneller und billiger immer besser ist. ich werde bei schnell und billig misstrauisch.

übrigens jesusechse, bitte versteh es nicht falsch, ich möchte deinen thera in keiner weise kritisieren... nur was du ZB geschrieben hast mal, von wegen, er habe ja auch einen gewissen erfolgsdruck und deswegen müsse er sich so bemühen (so in etwa hast du es mal ausgedrückt) .. also mir würde das angst machen.
ich möchte niemanden an meiner seite, der im umgang mit mir erfolgsdruck empfindet. ich weiss schon, du hast es anders gemeint... vermute ich... also nach dem motto: dass du deswegen nur die allerbeste behandlung bekommst oder so... .. aber ich würde es da mit der angst kriegen, inwieweit sich dieser mensch wirklich ganz auf mich einlassen könnte, denn was ist, wenns auch mal zäh voran geht, wenn es stagniert, etc.... dass es für dich genau das richtige ist, was er sagt, ist doch sehr schön und gut für dich. und genau deshalb zählen - denke ich - sehr stark die jeweils individuellen bedürfnisse.

ich war ja bisher nicht auf einem selbstfindungstripp, sondern hatte immer "krankheitswert" vorzuweisen. und ich kann da wirklich nur von mir sprechen, ich bin so froh, dass es etwas gibt, was meinen bedürfnissen und meiner persönlichen art und weise so sehr entsprochen hat und entspricht...

dass es sicherlich auch noch andere - gute - methoden gibt, das bestreitet ja auch keiner. ich mein, die menschen sind unterschiedlich und brauchen unterschiedliches... wenn es nur nach schnell und billig ginge wäre ich erstmal durchs netz gerutscht (bin ich ja auch mal), schon allein deshalb, weil ich so misstrauisch bin ggü. solchen verfahren. und das ist durchaus ein ernstzunehmender faktor, der positiv oder negativ auf die therapie wirkt. .. also die eigenen einstellung dazu.
ich sag ja nicht, dass mir sonst nichts hätte helfen können, vielleicht sogar schneller und effektiver, aber mein persönliches bedürfnis bei der sache zu negieren und nur unter selbstfindungstripp zu sehen, würde die sache arg falsch einschätzen ... ist zumindest meine meinung.

ich konnte übrigens auch in den beiden artikeln aus der ärztezeitung, die moni hier (oder in einem anderen thread - weiss gerade nicht) eingestellt hat und die du so gut fandest, nichts lesen, was ich nicht auch so sehen würde. diese totale entweder-oder-haltung sehe ich zB deswegen gar nicht.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 20:28

@ Elle:

Wenn man sich strikt an die Kernaussage der PA hält, dass Symptome nur veränderbar sind, wenn die Ursache bearbeitet wurde, dürfte ich nicht autofahren können, schon gar nicht ohne Angst, denn ich habe die Ursachen dafür (ein Verkehrsunfall, wo ich als Kind schuld war) niemals bearbeitet.

@ carö:

Mir macht's keine Angst, dass er unter Erfolgsdruck steht, sondern das Gegenteil ist der Fall. Ich kann's keinem Menschen sagen, wie froh es mich macht, dass er in der Klinik Statistiken führen muss, dass er Evaluation und Qualitätssicherung betreiben muss, dass seine Arbeit KONTROLLIERT wird auf Wirksamkeit.

Billig macht gar nichts aus, billig heißt nicht miese Qualität, sondern kann inhaltlich top sein.

Innerhalb der PA hab' ich vielmehr erlebt, dass es Therapeuten um ihr Ansehen ging.

Auf meine Äußerung hin, dass ich mich umbringen sollte, meinte mein Analytiker:
"Wie würde ich denn dann vor meinen Kollegen dastehen?!".

Das war wohl alles, was in interessiert hat?! Ohne Suizidabsprache lief eh nichts.

Mein aktueller Thera hat nie von mir irgendwas verlangt an Zusagen, egal, wie suizidal ich war, er war für mich da.

Und schnell heißt nicht nicht-intensiv. Ich hab' zu ihm so eine tiefe und vertraute Beziehung, wie die zu keinem PA der Welt möglich wäre. PA ist doch Distanz pur. Der PA analysiert, das war's. Und ich persönlich finde die "Laborratten-Postition" in der PA einfach nur unmenschlich kalt.

Schnell und Erfolgsdruck heißt vor allem eins: Wenig Leiden, schnelle Fortschritte, Lebenszeit und Lebensqualität maximieren. Dh nicht, dass man unter Druck gesetzt wird. Den Druck hat er, nicht ich. Er schreibt es sich zu, wenn es nicht läuft. Wenn ich nicht vorwärts komme, kuckt er, wie er das noch mehr fördern kann. Dann werden die Schritte halt kleiner gemacht, die anstehen und geleistet werden müssen.

Aber ich seh' das immer wieder: Therapie ist schwer vergleichbar und schwer beschreibbar. Einmal negative Erfahrungen mit einer Richtung gemacht und schon wird sie verurteilt. Ich kenne ganz viele VTs, die sind so kotzerbärmlich schlechte Therapeuten, dass man nur abhauen kann. Gute VT ist aber richtig gut. Ich sehe immer wieder, dass viele hier im Thread von VT eine ganz falsche Vorstellung haben. Das kommt daher, dass sie halt oft falsch durchgeführt wird. Was aber rein die Methode angeht, würde ich sagen: Die VT schlägt die PA um Längen. Ich seh's auch oft daran, was hier für Reaktionen kommen. Da fehlt oft das Know How für die Umwelt, für die Menschen, oft einfach Wissen, dass man einmal vermittelt bekommen muss und es flutscht. Die PA-Patienten haben es nicht, kriegen es von ihren Theras nicht vermittelt. Das seh' ich immer und immer wieder, dass da ganz viel wertvoller Therapieinput nicht beigebracht wird. Z.B. wie nehm' ich mich zurück, wie nehme ich mich "nicht wichtig", damit ich mich in einer Firma eingliedern kann und solche Sachen. Wenn ich diese Anerkennung von hippogriff oben lese (Danke noch!), dann hab' ich nur gedacht:"Das ist doch jetzt echt nicht der Rede wert!". Für mich ist das so normal, wie morgens Zänneputzen, dass ich einfach auch mal sagen kann:"Hey, ja ist dumm gelaufen, war aber gar nicht so gemeint!".

Die PA verkompliziert alles unnötig und das macht das Leben dann so unsagbar schwer. Dieser ganze Thread hier ist auch so bleiern mit diesen ganzen Deutungen und Diskussionen um Grenzen und alles. Hey, die Welt ist da, wir müssen sie doch einfach nur genießen und das Beste für uns rausholen. Ich hab' das auch lange nicht gecheckt. Aber die Welt ist eigentlich ein Riesensupermarkt, wo alles mögliche Tolle in den Regalen liegt, man muss es sich eigentlich nur nehmen.

So war's mit dem Autofahren. Einfach reinhocken und fahren! Geil war's!!

Was sagt mein Thera immer so schön:NICHT NACHDENKEN! Nicht alles zerdenken! Einfach machen, einfach Spaß haben! Alles, was Spaß macht, ist gut, und alles was weh tut: Nicht machen!

Das ist schnell und es ist billig. Trotzdem kann es ungeheuer glücklich und zufrieden machen und leistungsfähig. Kräftesparen! Ganz wichtiges Stichwort!

LG

Jesusechse

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metropolis
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 22:16

Du bist ein bisschen durcheinander, hmm? Oder habe ich Tomaten auf den Augen? Irgendwie widersprechen sich deine Aussagen.
Jesusechse hat geschrieben:
Mein jetziger Therapeut sagt seinen Patienten individuell, was er erreichen kann.
[...]
Und genauso hat er Patientinnen, denen sagt er nach der Diagnostik ganz klar:"Das und das können wir erreichen, da können wir noch was verändern. Dies und dies wird besser, dass und das bleibt."

Er macht niemandem unsinnige Hoffnungen, sondern ist ehrlich.
Jesusechse hat geschrieben:
UND das ist dann das ganz Schlimme, dass da z.B. Analytiker Patienten sagen: Das und das wäre nicht erreichbar, leben Sie in diesen Grenzen, akzeptieren Sie dies und jenes, während diese Wünsche des Patienten in anderen Therapieverfahren locker erreicht werden können.
Jesusechse hat geschrieben: Aber die Art und Weise, wie sich die PA verkaufen und wie sie ihre Methode als fast Allheilmittel hinstellen, als besser, weil gründlicher, das finde ich skupellos und verwerflich.
Jesusechse hat geschrieben:
Grund dafür: Das sind ja nicht alles Monster. Sondern innerhalb der PA glaubt man so sehr an die eigene Methode und es ist ein Begreifen der eigenen Zunft als überlegen und besser, als alles andere, weil gründlicher, dass viele unterbewusst versuchen, die Patienten "zu ihrem Glück zu zwingen".
Jesusechse hat geschrieben:
PSS Und es ist nicht fair, Menschen in eine PA zu locken mit Versprechungen, die sie nicht sicher halten kann, während diese Ziele anderswo schneller und mit viel höherer Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Sowas ist Missbrauch des Vertrauens und es macht Verletzungen und keine Kränkungen.

Rede doch mal bitte Klartext. Einerseits scheinst du die Ansicht zu vertreten, dass Therapeuten keine Versprechungen machen sollen, die sie nicht halten können. Dann tut dies ein PA und verweist dich an einen VT, weil die PA nicht für dein Ziel geeignet ist. Aber das ist dir auch nicht recht, weil der PA einräumt nicht alles lösen zu können? Und hattest du nicht behauptet, dass Analytiker so sehr von sich selbst überzeugt sind, dass sie jeden nehmen und nicht an eine andere Therapierichtung verweisen. Dann hat dieser PA doch alles richtig gemacht.

Tja, wie es der PA auch anstellt, er kann es dir mit nichts recht machen.

Das wirst du zwar nicht gern hören, aber ich habe den Eindruck, dass du deinen VT für Aussagen und Handlungen schätzt, die du ihm nie verzeihen würdest, wenn er "Psychoanalyse" auf dem Messingschild stehen hätte. D.h. wäre er ein PA, könnte er das gleiche sagen und tun, hätte aber von vornherein verschissen. Nur so als Spekulation.

Ich finde nämlich die Methoden deines VT recht fragwürdig und grenzwertig, da er sehr autoritär und einschränkend wirkt, aber vielleicht interpretiere ich zu wild. Naja, für mich wär das nichts.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Beitrag Mi., 12.05.2010, 22:26

Jesusechse hat geschrieben:
Kernaussage der PA ist:

Alle psychischen Störungen haben ihren Ursprung in der Vergangenheit. In der PA wird diese komplett aufgearbeitet und nach dieser Aufarbeitung und den daraus gewonnen Erkenntnissen sind auch alle Ursachen für die Störungen beseitigt, weswegen die Psyche sie nicht mehr benötigt und sie sich auflösen.
Das sehe ich ganz und gar nicht so. Es ist weder die Kernaussage der PA, noch trifft es überhaupt auf die Psychoanalyse zu. Das hört sich wie eine Klischee-PA-Definition an, die verzerrt und überspitzt die pa Theorie wiedergeben soll.
Jesusechse hat geschrieben:
Wenn man sich strikt an die Kernaussage der PA hält, dass Symptome nur veränderbar sind, wenn die Ursache bearbeitet wurde
Also bitte, ich glaube erst, dass die PA eine solche These aufstellt, wenn du es mir durch Literatur belegst.


Sorry für die Spitzfindigkeiten, aber ich glaube, die PA baut auf anderen Kernaussagen auf.
Zudem geht es der PA nicht vorrangig um Symptomveränderung. Heilung von Symptomen ist nicht Hauptziel, sondern Nebeneffekt des Verstehens, der nicht garantiert wird.
Bitte widersprecht mir, wenn ich Stuss rede, aber Vergangenheitsbearbeitung, -verarbeitung und Verstehen/ Aufdecken von Verhaltensmustern geschieht in der PA in erster Linie zum Selbstzweck, also um des Verstehens Willen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 12.05.2010, 22:51

Liebe Metropolis,

da widerspricht sich gar nichts, ist aber auch nicht leicht zu erklären. Ich bin auch kein Freund von zehn Zitate aus x Postings hintereinander hinzubauen, wo dann jeder Zitatblock aus dem Kontest gerissen wurde und mit den anderen in einem Strang verbunden, in einem neuen Kontext, total widersinnig klingt.

Das ist ja nicht objektiv.

Aber es ist tatsächlich schwer zu erklären, wie ich das meine. Ich denke, ich kann das auch gar nicht in einem Posting. Ich habe halt diese verschiedenen Therapierichtungen gemacht, ich kenn' die gut, ich kenn' sie im längeren Verlauf. Und ich weiß, was sie mit dem Köpfchen anstellen.

Jetzt wären Videobänder gut, um zu zeigen, wie das jeweils unterschiedlich gehandhabt wird und wo die Unterschiede sind. Dann wird's deutlich. Aber hier geht das ja nicht. Ich dachte auch VT, wäre Müll. Aber: Ich kenn's jetzt und wenn es gut gemacht wird, ist es super gut.

Ich mag jetzt nicht drauf eingehen, wie das mit den Beschränkungen und soweiter war/ist... So wichtig ist es nicht.

Aber hier vielleicht mal ein Auszug aus einer Original-Therapie-Mail von meinem Thera, die er mir ganz zu Anfang geschickt hat:

".....Anzuerkennen was in der Vergangenheit passiert ist, ist schön und gut, aber nur anerkennen nützt nicht viel. Erst müssen Sie bereit sind, wirklich etwas zu ändern, da sonst Sie sich nur in vergangenen Kränkungen (Verletzungen ; von mir eingefügt) bewegen, ohne einen Schritt für die Zukunft zu machen....".

Das ist das Problem mit der PA, zuviel Gewicht auf der Vergangenheit, alles wird auseinander genommen, und wenn man sich ständig damit beschäftigt, was da war, und man ist in Therapie, weil es nicht gut war, dann geht's einem auch nicht gut. Und man kommt auch nicht vorwärts.

Dieses Bewegen in den alten schmerzenden Dingen, da gedanklich immer tiefer und tiefer reinzugehen, noch mehr Kraft da reinzupulvern, das ist das Schlimme und Schädliche an der PA.

Und weil die PA so anstrengend ist, gehen dann halt viele Dinge nicht, die gehen könnten, wenn die PA einen nicht davon wegführen würde und soviel Ressourcen fressen würde.

Aber gut. Jedem das Seine.

Gute Nacht!

Jesusechse

PS Die Therapeuten der anderen Therapieschulen sind auch keine Deppen, auch die haben sich was dabei gedacht. Und sie lernen seit Jahrzehnten aus den Fehlern der PA.

Dein neues Posting kam grade. Ich bin aber zu müde jetzt. Nur eins: Wenn die Heilung von Symptomen nur der Nebenzweck der PA ist, dann gehört sie aus dem Leistungsspektrum der KK raus, aber sofort. Das ist dann keine Therapie mehr. Therapie soll heilen und Symptome beseitigen.
Zuletzt geändert von Jesusechse am Mi., 12.05.2010, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mi., 12.05.2010, 22:57

Ich dachte auch VT, wäre Müll.
Was heißt hier "auch". Ich halte VT nicht für Müll. Ich werde selbst eine beginnen (nicht jetzt, aber in ein paar Jahren), weil die PA nicht geeignet ist, meine Trichotillomanie zu behandeln. Ich bin kein Schwarz-Weiß-Denker.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Beitrag Mi., 12.05.2010, 23:00

Ich bin auch kein Schwarz-Weiß-Denker, aber ich will nicht mein ganzes Leben lang in Therapie sein. Es soll auch mal ein Ende nehmen. Und ich bin der Meinung, dass Du Dir die PA einfach sparen könntest und gleich VT machen könntest und sogar mehr profitieren würdest als mit dem therapeutischen Doppeldecker.

Aber das ist meine persönliche Meinung. Lebenszeit ist sehr kostbar und eigentlich viel zu schade für Therapien.

LG

Jesusechse

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