Ich finde die Diskussion hier inzwischen wirklich anregend.
@ Schneekugel & c0nsp1r4cy
- Für mich ist es für die Einschätzung des Islams übrigens sehr wichtig, welchen Einfluss der christliche Katholizismus auf die Entwicklung der Welt gehabt hat:
- Unsere politischen und wirtschaftlichen Leistungen können sich sehen lassen.
Das sollte uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Entwicklung des Westens nur möglich wurde, weil katholische "Missionierung" und brutale Kolonialisierung über Jahrhunderte Hand in Hand gegangen sind.
Unsere "ruhmreiche" Zivilisation wird vermutlich zerbrechen, falls der Nachschub an Rohstoffen und Nahrung aus der dritten Welt zusammenbricht. Diese Gefahr ist inzwischen sehr real, der Islam gibt diesem Umstand nur ein willkommenes ideologisches bzw. demagogisches Gesicht. - Wir können auf die westlichen ethischen Werte mit Sicherheit stolz sein.
Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, daß unsere großen Ideen von "Aufklärung" und "Humanismus" genauso wie etwa medizinische Kenntnisse, Körperhygiene und diverse Wissenschaftlichen, wie z.B. Algebra oder Alchemie (übrigens direkt Lehnwörter aus dem Arabischen) aus der Weisheit des Orients nach Europa importiert worden sind. - Alle Welt zu bekehren, Staatsreligion, Gottesgesetze sind eigentlich katholische Werte und zwar schon lange, lange vor dem Erscheinen des Islam.
Die Wahrheit ist, daß das Christentum im Bestreben seinen Einfluß auf die staatliche Macht im Byzantinischen und im Römischen Reich durchzusetzen, den altorientalischen* Ostkirchen jedwede Unterstützung verweigert hat. Deshalb war das Christentum jeseits der Mittelmeerregion zu schwach, um dominant zu sein. Der Islam war historisch vor allem deshalb so erfolgreich, weil er dieses Machtvakuum ausgenutzt und gefüllt hat. - Der Islam ist eigentlich eine mystische Lehre. - Mit Verlaub wohl der einzig historisch erfolgreiche Versuch, verbindliche Normen und Regeln für eine massenhafte Spiritualität zu schaffen.
Wer sich daran stößt, das "Islam" eigentlich "Unterwerfung" bedeutet, sollte die gleichen Vorbehalte zumindest auch für den Begriff "Yoga" entwickeln, was eigentlich "Joch" bedeutet und für denselben Geist spiritueller Suche steht. Mystische Strömungen hatten zu allen Zeiten sich mit dem Establishment auseinanderzusetzen. Deshalb haben sämtliche großen mystischen Schulen auch (para)militärische Aktivitäten entwickelt. Da bildet der Islam keine Ausnahme, dann eher doch schon das Urchristentum (obwohl wenn ich da an Monty Python's "Leben des Bryan" denke, doch wohl auch nicht wirklich...).
Ich hab mit der Pervertierung koranischer wie auch christlicher Lehren genau solche Probleme, wie wohl jeder humanistische Freigeist hier in der Runde. Aber ich sehe nicht die jeweiligen Glaubenssysteme als die eigentliche Gefahr an, sondern die Sozialdynamik, welche dahinter wirkt. Und gerade diesbezüglich sollten wir uns erst einmal um den biblisch-sprichwörtlichen "Balken im eigenen Auge" kümmern, bevor wir den "Splitter aus dem Auge" des Andersartigen ziehen.
* korrigiert