Welche Therapie bei (komplexen) Traumatisierungen?

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neko
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Beitrag Do., 09.06.2011, 19:15

sorry, kügeli, ich wollte dir nix reinwürgen, ich hab allgemein und auch von mir gesprochen. ich weiß nicht, wie das bei dir ist. ich hab mir nur gedacht, solche überlegungen knnten vielleicht hilfreich sein. wenn es so ist, dann ist das niemndes schuld, das ist eine häufige folge von trauma und heißt ganz und gar nicht, dass man sich mit blick auf die vergangenheit was zusammenreimt oder einbildet. ganz im gegenteil. vielleicht hast duauch einfach nur riesenpech mit therapeuten. aber wenn s anders wäre, wenn es eine projektion ist - und noch mall, ich sage nicht, dass es so bei dir ist - dann ist das auch eine chance. dann könnte man das auflösen. und ich würde dir wünschen, dass du was auflösen kannst. noch mal - ich will dir nix, wirklich nicht. ich schrei hier v.a. über mich.

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stern
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Beitrag Do., 09.06.2011, 19:44

kügeli hat geschrieben:ich kann mich nicht wehren, wenn es passiert weil ich sofort dissoziiere.
Ich kann es auch nicht immer sofort... jetzt nicht unbedingt, dass ich gleich wegdissoziere, schwer zu beschreiben, und gerade auch nicht so wichtig. Nur wichtig ist, DASS man es klären kann... und später ist immer noch besser als nie. Denn was die Basis einer jeden Therapie ist, ist ein tragfähige (Arbeit-)Beziehung (die zumindest ein Mindestmaß an Vertrauen voraussetzt). Solange die nicht halbwegs gegeben ist, kann ich mir es echt verdammt schwer bis gar nicht vorstellen, wie man dann "vernüftig" "arbeiten" kann (beides blöde Worte, aber auch egal). Dauerte auch bei mir ein bissi bis das gegeben war, um überhaupt etwas tiefer einsteigen zu können (machte meine Thera auch nicht eher bis auch diese Basis passte). Insbes. als das einmal ganz besonders deutlich wurde, was für "Missverständnisse" auftauchten (also Fehlinterpretationen, Ängste, meinerseits... weiß nicht, wie ich das nennen soll... vielleicht passt auch Misstrauen, keine Ahnung... jedenfalls war ich wiedermal recht kindlich drauf), so dass meine Thera befand, dass voranging erstmal/nochmals der Beziehungsaufbau wichtig ist. Und der Punkt ist ja: Vertrauen ist ja etwas, was seitens des Patienten entsteht... also das kann nicht der Thera FÜR den Patienten aufbauen... er kann sich bestenfalls "vertrauenswürdig" verhalten... aber spüren muss das der Patient. Also das mus IM Patienten erwachsen. Und schwierig stelle ich mir das vor, wenn man das nicht spürt. Denn logisch, da geht man als Patient erstmal auf die "Vorsichtsschiene", in der man sich nicht wirklich gut öffnen kann. Und je misstrauischer ich bin, behaupte ich, umso mehr sind ja Missverständnisse auch noch vorprogrammiert... denn Misstrauen heißt ja gerade, dass ich nicht darauf vertrauen kann, dass xy wohlwollend, empathisch, würdigend, etc. gemeint ist. Also beeinhaltet ja quasi gerade, dass ICH nicht vertrauen kann, und vielmehr miss-traue (obwohl der andere vielleicht sogar vertrauenswürdig ist). Wenn jemand hingegen unempathisch oder sonst was ist, dann würde ich für meinen Teil nicht sagen, ich bin misstrauisch oder kann nur schwer Vertrauen aufbauen, sondern xy verhält sich schlichtweg unempathisch. Und je misstrauischer jemand ist, desto sensibler ist auch der Filter/Sensor für Verletzungen/Kränkungen... weil man eben nicht vertrauen kann, sondern quasi abscannen muss, ob man vertrauen kann. Stelle ich mir schwer vor. Aber wenn es bei dir nicht so ist, umso besser.

Und der andere Punkt ist die Dissoziationsneigung: ist die (stark) erhöht kann das auch etwas sein, der tiefergehendem bzw. aufdeckenden Arbeiten entgegen steht . Da ist die Stabilisierung dann umso wichtiger (und es soll auch Patienten geben, da kommt man nicht darüber hinaus). Den Dissoziation verhindert ja gerade, dass Spaltungen oä aufgelöst werden, sie verfestigen vielmehr vermutlich noch dadurch. Deswegen sollte ein Thera auch geschult sein dass zu erkennen... aber die Fähigkeit damit umgehen zu können muss wieder beim Patient entstehen... also das ist nix, was der Therapeut einpflanzen kann. Ich würde dir in jedem Fall auch raten zu jemanden zu gehen, der zumindest Erfahrung im Umgang mit Dissoziationsneigungen bzw. -stopps hat, den du als empathisch wahrnimmst und der deine Erfahrungen würdigen kannst. Viel Erfolg bei deiner Suche!

Ansonsten geht es mir wie neko, dass mir reinwürgen oä fern liegt... sondern auch eher denke, vielleicht kannst du/jemand anderes mit meinen Erfahrungen etwas anfangen. Wenn's so ist, dass du bisher auf schlechte Theras gestossen bist, dann war das schlichtweg Pech (mit Fogen)... ABER dann dürfte es IMO gar nicht so schwer bald jemand passenden zu finden, denn wie gesagt, es gibt doch recht viele, für die empathische und wertschätzend sind... dann gälte es "nur" noch danach zu selektieren, wer erfahrung mit Diss. hat. denn falls ein Thera da nicht hinreichend mit umgehen kann, ist das in der Tat nicht das optimale.. wobei bisherige Theras (inkl.) Klinik, auch wenn sie jetzt nicht immer spez. Traumathera waren, das zumindest erkannten und unterbrechen konnten. Also die gibt es auch... aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass manche damit überfordert sind bzw. nicht wirklich damit erfahren/umgehen können. Ich wünsche dir, dass du diese findest, die zu dir passen. Viel Erfolg und alles Gute!
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kügeli
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:13

Ich kann es auch nicht immer sofort... jetzt nicht unbedingt, dass ich gleich wegdissoziere, schwer zu beschreiben, und gerade auch nicht so wichtig. Nur wichtig ist, DASS man es klären kann... und später ist immer noch besser als nie.
das sehe ich anders. Einmal mag das ja passieren, du sagtest ja selbst, Therapeuten können mal so etwas einfach "daher plappern", aber öfter? Wenn sowas bei mir öfter passiert, kann ich nicht mehr vertrauen.
Und der Punkt ist ja: Vertrauen ist ja etwas, was seitens des Patienten entsteht... also das kann nicht der Thera FÜR den Patienten aufbauen... er kann sich bestenfalls "vertrauenswürdig" verhalten... aber spüren muss das der Patient.
Eben. Er kann - sollte! - sich vertrauenswürdig verhalten. So etwas habe ich leider noch nicht erlebt. Meiner derzeitigen Th. kann ich nicht mehr vertrauen, weil sie meine Erfahrungen (Kindheit undsoweiter) nicht als traumatisch sieht. Andererseits fiel von ihr die Einschätzung "Borderline", und das ist mir lieber, als überhaupt keine Diagnose. Fühl mich zwar nicht als solcher, aber... wie gesagt, besser als nix.

Danke für den Tipp bezügl. Dissoziationen. Wie in meinem anderen thread schon beschrieben, ist es ohne mind. ein halbes Jahr Wartezeit unmöglich, einen Th. zu finden, der traumaadaptiert arbeitet. Ich werd schon einen finden. Oder halt Klinik im Wiinter. Schaun mer mal.

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*candle*
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:21

Wo wir hier gerade beim "Dissoziieren" sind: Mag jemand von Euch mir erklären wie das bei Euch vor sich geht? Ich möchte jetzt keinen Link, sondern lieber Eure Berichte, weil ich sehr unterschiedliche Aussagen dazu bekommen habe. Vorab: Ich denke nicht, dass ich es tue, aber es wird angenommen, dass es auch in der Panikatacke stattfindet.

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*candle*
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:27

kügeli hat geschrieben: weil sie meine Erfahrungen (Kindheit undsoweiter) nicht als traumatisch sieht.
Wie hat sie das denn begründet?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:32

*candle* hat geschrieben:Wo wir hier gerade beim "Dissoziieren" sind: Mag jemand von Euch mir erklären wie das bei Euch vor sich geht?.
ich verfalle in einen krassen Erregungszustand und alles um mich rum wird irgendwie irreal. Ich habe keine Blackouts oder so dabei, ich bin in dem Zustand nur einigermassen handlungsunfähig.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:35

kügeli hat geschrieben:Meiner derzeitigen Th. kann ich nicht mehr vertrauen, weil sie meine Erfahrungen (Kindheit undsoweiter) nicht als traumatisch sieht. Andererseits fiel von ihr die Einschätzung "Borderline", und das ist mir lieber, als überhaupt keine Diagnose. Fühl mich zwar nicht als solcher, aber... wie gesagt, besser als nix..
Aha, nix traumatisches aber dafür hast du Borderline

Traumatisch ist nie eine objektive Quantität von Vorfällen die stattgefunden haben müssen. Traumatsierung ist immer subjektiv. Das heisst, wenn DU etwas als traumatisch erlebt hast dann ist es ein Trauma. Und gerade auch permanente Abwertung und Zurückweisung als Kind ist für ein Kind, das ja abhängig und hilflos ist ein traumatisches Erlebnis genau wie andere Formen von Gewalt auch.

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*candle*
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:38

Vielleicht sollte kügeli aber auch gar nicht so stark konfrontiert werden, indem das erstmal abgewiesen wurde. Das kenne ich auch.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 09.06.2011, 21:44

*candle* hat geschrieben:Vielleicht sollte kügeli aber auch gar nicht so stark konfrontiert werden
Wenn man etwas traumatisches erlebt hat und das von anderen Menschen verharmlost ist ist das auf jeden Fall ebenfalls traumatisierend und abwertend.

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stern
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 00:38

kügeli hat geschrieben:
Ich kann es auch nicht immer sofort... jetzt nicht unbedingt, dass ich gleich wegdissoziere, schwer zu beschreiben, und gerade auch nicht so wichtig. Nur wichtig ist, DASS man es klären kann... und später ist immer noch besser als nie.
das sehe ich anders. Einmal mag das ja passieren, du sagtest ja selbst, Therapeuten können mal so etwas einfach "daher plappern", aber öfter? Wenn sowas bei mir öfter passiert, kann ich nicht mehr vertrauen.
Daher plappern war jetzt nicht ganz mein Wortlaut, aber nicht so wichtig. Kapiere nur gerade nicht, was du anders siehst? Dass ich es als wichtig empfinde, etwas klären zu können? Klar, es sollte nicht passieren... am besten nie, dass dem Thera mal eine ungeschickte Bemerkung rausrutscht. Zustimmung... aber ich sehe halt auch den menschlichen Faktor, dass jedem mal was ungeschicktes von der Zunge gehen kann. Davor ist man kaum gefeit. Klar, kann das dann beim Patienten einiges auslösen (z.B. an Kränkung, Verletzun, etc,), was nicht sein sollte. Aber die Erfahrung, dass sowas auch klärbar sein kann, kann auch recht heilsam sein. Klar, die eine oder andere Wallung hätte ich mir vielleicht auch lieber erspart, aber man kann auch daran wachsen. So sehe ich das zumindest für mich. Und der Punkt ist ja: Im RL kann es ja eh passieren... wenn's mal in der Therapie passiert, dann kann man das ja auch als Übungsfeld nutzen... aber ich räume ein: Das funktioniert vermutlich auch nur, wenn ein Mindestmaß an Vertrauen da ist. Wenn das fehlt, dann ist jede Therapie schwer.

Und in einer Therapie kann ja auch früheres aktualisiert werden (manche Richtungen arbeiten ja genau damit, Stichwort: Übertragungsbeziehung). Und selbst wenn eine Therapie nicht über den Mechnismus der Übertragung, etc. arbeitet (auch die Traumatheraie eigentlich nicht, wobei jein, zumindest nicht zentral), so kommt's doch vor, weil menschliches Phänomen. Da lässt sich kaum auschließen, dass nicht der eine oder andere Reibungspunkt auftaucht... außer man zeichnet sich nur durch positive Übertragungen aus... geht aber vermutlich den wenigsten Patienten so. Vielleicht irre ich mich (dazu wären mal ein paar Rückmeldungen interessant, weil ich das nicht abschätzen kann): Aber gibt es die Therapie, die jederzeit absolut konfliktfrei abläuft? Ich hatte jetzt nicht viele Konflikte mit Theras (ließ sich idR auch klären), aber nee, konfliktfrei lief's bei mir eben auch nicht immer ab. Aber wie gesagt: Daran kann man auch wachsen (wenngleich ich mir den ein oder anderen auch gern erspart hätte).
Meiner derzeitigen Th. kann ich nicht mehr vertrauen, weil sie meine Erfahrungen (Kindheit undsoweiter) nicht als traumatisch sieht. Andererseits fiel von ihr die Einschätzung "Borderline",...
Ich weiß nicht, inwieweit du das hinterfragt hast... aber das wäre vermutlich eine Aussage gewesen, da hätte ich sicherheitshalber nochmals nachgefragt, wie sie das meinte... zumal unter Trauma/traumatisches unterschiedliches verstanden werden kann. Was stimmt... Bagatellisierung von etwas ist fehl am Platz, in jeder Therapie. Man kann es so verstehen, ähnlich wie montagne es auch definiert hat, dass man es an den Auswirkungen fest macht, ob etwas traumatisch verarbeitet wurde (wo dann mithin auch entsprechende Symptomatiken vorhanden sind). Und du kannst auschließen, dass sie das nicht so gemeint haben könnte wie: Eine PTB-Störung sieht sie nicht, eher borderline? Wie gesagt allles unter der Prämisse: Bagatellisierung ist fehl am Platz... in jeder Therapie. kam mir als Idee, weil manche Theras vielleicht Begrifflichkeiten an diagnostischen Kriterien ausmachen... kann aber absolut daneben liegen.
Andererseits fiel von ihr die Einschätzung "Borderline", und das ist mir lieber, als überhaupt keine Diagnose. Fühl mich zwar nicht als solcher, aber... wie gesagt, besser als nix.
Also auch da sind wir unterschiedlich... mir wäre gar keine Diagnose am liebsten. Wichtig ist btw. letztlich, dass man selbst etwas als schlimm anerkennen kann, und das nicht an einer Diagnose ausmachen muss oder sonst was. Deine Diagnose kann ich nat. nicht abschätzen... aber wenn für mich die absolut nicht passen würde, so würde ich das auch mal nachhaken.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 10.06.2011, 00:44, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 00:38

münchnerkindl hat geschrieben:
*candle* hat geschrieben:Vielleicht sollte kügeli aber auch gar nicht so stark konfrontiert werden
Wenn man etwas traumatisches erlebt hat und das von anderen Menschen verharmlost ist ist das auf jeden Fall ebenfalls traumatisierend und abwertend.
Ich stimme beiden Aussagen zu... und ich habe es auch schon so erlebt wie candle (und gerade bei einem "traumasensiblen" Therapeuten kann das vielleicht sogar ungleich häufiger passieren, keine Ahnung): Dass "Konfrotation" (und das muss nichtmal traumakonfrontation sein, sondern kann auch ein x-beliebiges heikles Thema sein) echt MOMENTAN vermieden werden soll/fehl am Platz sein kann, z.B. wenn best. basics nicht passen (einige habe ich auch schon genannt: und sei es es hapert an einer tragfähigen Beziehung zu der nun mal ein Mindestmaß an Vertrauen gehört... oder innere Faktoren, wie momentane Stabilität, Dissoziationsneigung und und und). Eben weil das auch negative Auswirkungen haben könnte, wenn dann konfrontiert wird, aber eigentlich von vorneherein klar ist, dass das eh nicht verarbeitet werden kann (wozu nunmal manche basics passen müssen). Das fiese daran (da bin ich schon reingetappt, wenn ich mit einem Thema nicht landen konnte): Das kann dann als sone Art Abwertung, Fehlinteresse oä wahrgenommen werden, die es aber nicht sein soll... sondern letztlich Schutz des Patienten. Wenn's natürlich voll in die Kerbe schlägt (also ich meine solche Sit. schadfrei verkraftet zu haben... zumal ich ich mich in der Lage sehe, doch öfteres zumindest nachträglich erkennen zu können, dass etwas älteres angestossen sein muss), dann ging's natürlich nach hinten los.
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kügeli
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 08:12

Wo wir hier gerade beim "Dissoziieren" sind: Mag jemand von Euch mir erklären wie das bei Euch vor sich geht?
Nebel im Kopf, Benommenheit, alles ganz weit weg, ich höre zwar noch was gesprochen wird, bin aber quasi erstarrt und verstummt. Innerlich dann Trauer weil ich denke "schon wieder wirst du nicht wahrgenommen,verstanden, immer wieder dasselbe..." Zieht sich so bin in den nächsten Tag hinein.

Sie hat nicht begründet, dass sie meine Kindheit als nicht traumatisch sieht. Es kommt rüber, durch die Art, wie sie darüber redet... über meine Mutter, zum Beispiel. Wenn ich was erzähle aus der Kindheit, was für mich schlimm war, ist sie sehr unbeteiligt, man sieht ihr keine Gefühlsregung an. Das verwirrt mich. Ich hab dann das Gefühl, ich müsse extra betonen, wie schlimm das, was ich gerade erzählt hab, für mich war.Selbst wenn ich das betone, reicht ihr das nicht, dann zeigt sie immer noch keine Gefühle, fragt aber andererseits immer noch weiter nach meinen Gefühlen, die ich damals als Kind in dieser spezifischen Situation gehabt habe. Die weiß ich natürlich nicht mehr, ich kann das nur als Erwachsener erzählen.
Wenn ich das nicht bringen, liefern kann, was sie da offensichtlich von mir hören will, fühle ich mich unzulänglich (=nicht anerkannt).

Ich hab durchgängig, durch solche, nun im letzten halben Jahr mehrfach mit ihr erlebten Vorfälle, das Vertrauen verloren, dass sie das, was ich als traumatisch erlebt habe, nicht so bewertet. Dazu kamen halt die öfteren "Verplapperer" und Monologe von ihr, wenn ich dissoziiert hab, anhand derer ich erkennen kann, dass sie über meine Familie, irgendwie... bagatellisierend redet, über meine Kindheit, dass ich den Eindruck hab, sie sieht nicht die starke Vernachlässigung, die ich durch hab, und das über viele viele Jahre... nach den Prügeln meines Vaters hat sie letztens noch mal nachgefragt und auch, ob ich je das Gefühl gehabt hätte, meine Mutter hätte mich geliebt... das hab ich verneint... dann hab ich ihr versucht zu erklären, dass ich immer "Schwarzes Schaf" in der Familie war, meine Mutter und meine Schwester immer ein Team gegen mich bildeten... ich weiß nicht, ob sie das verstanden hat...weil sie eben keinerlei Reaktion zeigt, wenn ich was erzähle.
Und gerade auch permanente Abwertung und Zurückweisung als Kind ist für ein Kind, das ja abhängig und hilflos ist ein traumatisches Erlebnis genau wie andere Formen von Gewalt auch.
Ja, das ist richtig. Aber beweise das mal als Erwachsener. Abwertung und Zurückweisung und "nicht-gesehen-werden" und "nicht-sein-dürfen" (es war ja alles falsch, was ich machte, wie ich ging, wie ich mich kleidete, mein Körper, meine Gefühle einfach alles), so hab ich das Gefühl, wird nicht als Trauma anerkannt.
Wenn man etwas traumatisches erlebt hat und das von anderen Menschen verharmlost ist ist das auf jeden Fall ebenfalls traumatisierend und abwertend.
Ja. Deshalb möchte ich bei der nächsten Therapeutin extrem vorsichtig sein.

Ich sehe nichts anders, stern, bezüglich der Thematik "man kann sich mal verplappern". Ich finde es auch wichtig, das, was man möglicherweise falsch verstanden hat, zu klären.
. Aber die Erfahrung, dass sowas auch klärbar sein kann, kann auch recht heilsam sein.
Ich rede von mehrfachen solchen Vorfällen und dem sich mir über Wochen verfestigenden Eindruck, dass meine Kindheit nicht als traumatisch anerkannt wird. Tut der Therapeut das nicht, (erkennt er es nicht als Trauma), wird er aber immer weiter so achtlos daher plappern. D.h. es wird nie zu einer Vertrauensbasis kommen, die zwar am Anfang bei mir da war, aber dann rasch immer weniger wurde, bis sie ... einfach weg war.

Du redest von "Wallung". Das hört sich für mich "leicht" an. Ich würde das, was dann mit mir passiert wenn ein Th. unachtsam daherplappert, nicht als "Wallung" bezeichnen. Es hat bei mir doch eine sehr negative, länger andauerne Auswirkung, die dann in die alte Verletzung ("ich kann keinem vertrauen, keiner hilft mir") erneut reinschlägt. Drei bis fünf solcher Verplapperer vertrag ich nicht.

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kügeli
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 08:16

2. Teil:
Und der Punkt ist ja: Im RL kann es ja eh passieren... wenn's mal in der Therapie passiert, dann kann man das ja auch als Übungsfeld nutzen...
Nein. Ich dissoziiere... was soll ich daran üben? Wie schön es ist, zu dissoziieren?

Ich hab natürlich bezügl. Borderline nachgehakt, weil ich das auch sehr stigmatisierend finde... wir sind uns einig geworden, dass es zwischen Borderline und komplexe ptbs soviele Überschneidungen in der Symptomatik gibt, dass es fast dasselbe ist. Damit kann ich leben.

Mag sein, dass Konfrontation im Moment vermieden werden sollte. Die tut mir nicht gut, kann ich gar nicht mit umgehen. Ich bin, je länger ich da hin gehe, immer instabiler geworden, weil das Vertrauen immer weniger wurde... es kann halt nix verarbeitet werden weil sie es sich nicht zutraut... und warum deshalb immer wieder damit anfangen... ist halt schwierig den ich hab nur heikle Themen.. und wozu zum Therapeuten gehen, wenn man da nur small talk macht...

v.Grüße Kügeli

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carö
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 09:12

hallo kügeli,
ich weiß nicht, ob sie das verstanden hat...weil sie eben keinerlei Reaktion zeigt, wenn ich was erzähle.
hast du ihr das gesagt ?
weisst du denn, welche reaktion du dir von ihr wünschen würdest?

ich meine jetzt mal abseits von dem begriff "emphatie". dieser begriff ist ziemlich uneindeutig. damit verbindet sicher jeder etwas individuelles bzw. hat man ja eine gewisse vorstellung davon für sich selbst, wie sich ein emphatischer mensch einem selbst ggü. verhält.

vielleicht müsstet ihr genau darüber mal näher ins gespräch kommen ?

wenn sie keine reaktion zeigt, dann muss das nämlich nicht heissen, dass sie sich nicht in dich einfühlen kann. bei dir kommt es aber aufgrund ihres verhaltens so an. da wäre ein "abgleich" wichtig, denk ich.

und du schreibst weiter oben, dass deine gefühle keine rolle spielen würden. dabei schreibst du gleichzeitig, dass sie dich eingehend danach fragt. auch hier denke ich wäre es ganz wichtig, dass ihr zunächst weniger über die sache selbst redet, sondern über euren umgang miteinander, um eine gemeinsame ebene zu finden.

kann aber natürlich sein, dass das in einer VT einfach den rahmen sprengt. da bist du sicherlich gut beraten, dir eine TFP zu suchen, wo das uU mehr platz hat.

viel glück!
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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stern
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 09:55

o.k... habe die nächsten Tage Besuch , und auch gerade eben nicht so viel Zeit... werde mich danach nochmals melden (auch zu candles Frage). soviel vorab:
dann zeigt sie immer noch keine Gefühle
, fragt aber andererseits immer noch weiter nach meinen Gefühlen, die ich damals als Kind in dieser spezifischen Situation gehabt habe.
wie soll ich es formulieren: Ein Thera (auch ein Traumathera) lebt i.d.R. die Gefühle ja auch nicht (bei sich) für den Patienten aus... ich glaube das wäre/ist vielmehr eine ziemlich falsche Vorstellungen davon, was Empathie heißt. Ich stimme carö zu, dass dieser Begriff aber ohnehin recht schwammig ist. Und nee, ich erachte es sogar als relativ üblich, dass der Thera, dass der Thera nicht in jeder Situation eigene Gefühlsregung zeigt (das sollte er im vielmehr im Griff haben, sonst wäre ggf. sogar Supervision angezeigt) oder die Gegenübertragungsgefühle nicht unbedingt nach außen sichtbar werden, teils sogar auch gar nicht sollen (!), was nicht nur schulenabhängig sein muss (wobei natürlich der Thera Empfindungen haben kann und vermutlich oft auch haben wird). Aber ob ich die mitkriege, ist lange nicht gesagt (kann natürlich schon mal sein... ich soll auch recht sensibel sein, sowas zu erkennen... keine Ahnung, hörte ich aber schon ein paar mal). Gehe also nicht mit der Vorstellung in die Therapie, dass es darum geht, dass der Thera großartig Gefühle zeigt oder diese (sozusagen als Stellvertreter) für dich auslebt. Ausnahmen und flexible Haltungen gibt es dennoch. Und gleichwohl (selbst wenn er Gefühle nicht sichtbar nach aussen trägt) kann er empathisch sein.

Es ist also schon der richtige Ansatzpunkt, dass es darum geht, dass DU daheim kommst, DEINE eigene Gefühle zu spüren (wozu es in Therapien vermutlich häufiger zu Nachfragen kommt bzw. man Raum zur Selbstbeobachtung erhält). Wenn man das dann nicht spüren oder benennen kann, dann kann ich absolut nachvollziehen, dass das Unzulänglichkeits"gefühle" auslösen kann *pfeif* (bei dir insbes. auch Nicht-anerkennung)... wäre halt gut, wenn du das dann erwähnen könntest, was es auslöst, dass man=du dich erstmal dem widmen kannst. Und auch deinen Wunsch nach Gefühlsregung ihrerseits. Überfordern sollte es also nicht... evtl. wäre dann die Schrittgröße anzupassen.
sie sieht nicht die...
dass das auch etwas altes sein könnte, schließt du nach wie vor aus?
Du redest von "Wallung". Das hört sich für mich "leicht" an. Ich würde das, was dann mit mir passiert wenn ein Th. unachtsam daherplappert, nicht als "Wallung" bezeichnen. Es hat bei mir doch eine sehr negative, länger andauerne Auswirkung, die dann in die alte Verletzung ("ich kann keinem vertrauen, keiner hilft mir") erneut reinschlägt.
Wenn ich von "Wallung" rede (wenn's um mich geht), dann einfach weil ich ich irgendeinen Begriff verwende (könnte genauso gut ein paar andere verwenden, die es aber genau genommen alle nicht treffend in Worte fassen können, in einem Wort schon gar nicht), schlichtweg um im Thread nicht schildern zu müssen, was dann mit mir abgeht. Punkt. In der Thera versuche ich das ggf. natürlich (wenn's um meine Innenleben geht), wurde auch schon zu kreativen Ausdrucksweisen angeregt, am Rande bemerkt. Aber das tut ja hier nicht jedes mal viel zu Sache... würde meine ohnehin langen dann nur noch weiter aufblähen und evtl. vielleicht auch verwirren. Also i.a.W.: Treffendere knappere und thread-taugliche Bezeichnungen sind mir bisher schlichtweg noch nicht eingefallen . Das fiese: Alte Verletztungen können ja durch alles mögliche (u.U. sogar relativ leicht) eh aktiviert werden. Damit umgehen zu lernen, darum geht es sogar wesentlich. Und ich bin wiederum geneigt anzufügen: In jeder Therapie. Aber ich stimme zu: Die sollten nicht gerade durch vermeidbare Unachtsamkeiten des Thera angestossen werden... aber wie gesagt: Thera=Mensch. Und öfter sollte das in der Tat nicht passieren. Und Basis ist eine tragfähige Beziehung, sonst sind destruktive Reaktivierungen IMO fast vorprogrammiert.
weil sie es sich nicht zutraut
Deswegen such' dir jemand anderen, der sich das zutraut... mit einem Thera, der den Rahmen nicht bieten kann, den der Patient braucht, funktioniert keine Therapie. Also wir brauchen echt nicht darüber reden, dass ein Thera bei einem Thera keinen Sinn macht, der meint, den für dich passenden Rahmen nicht bieten zu können... er täte sich damit keinen Gefallen, du erst recht nicht. Das bringt nix, und ich glaube da sind sich alle hier einig.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 10.06.2011, 10:45, insgesamt 7-mal geändert.
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